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dg9tm
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Dossenheim

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2015
Mariposa - Bis der Sommer kommt
Vosseler, Nicole C.

Mariposa - Bis der Sommer kommt


ausgezeichnet

Jake ist auf die schiefe Bahn geraten, wurde erwischt und muss nun Arbeitsstunden in einem kleinen Kaff namens Mariposa am Rande des Yosemite-Parks in Kalifornien ableisten. Während eines Waldbrandes im Yosemite-Parks tritt er zufällig auf Nessa. Auch wenn die Erscheinung im Feuer nur sehr kurz war, Jake kann Nessa mit ihren feuerroten Haaren, ihrer blassen Haut und den dunklen Augen nicht wieder vergessen.
Er beginnt Nachforschungen anzustellen, über Nessa, ihre Familie und die ganze Kommune, in der sie wohnt. Doch das wird nicht gerne gesehen und so müssen sich Jake und Nessa heimlich treffen. Dabei fällt Jake auf, dass Nessa ein großes Geheimnis behütet. Ein Geheimnis, das schwer wiegt und dennoch leicht wie ein Schmetterling ist. Wird er mit diesem Geheimnis zurechtkommen?

Und wie werden die anderen reagieren? Immerhin konnte Jake in seiner Zeit in Mariposa Freunde gewinnen. Jake und Nessa stellen sich der Herausforderung und dem Kampf um ihr ganz persönliches Stückchen Glück…

Das Cover lädt durch seine Farbwahl und durch das Design zum Träumen ein und schnell findet man den Weg als Leser nach Mariposa. Die Geschichte wird sowohl aus der Sicht von Jake, wie auch der von Nessa geschrieben. Die großen Kapitel stellen die Jahreszeiten dar, wobei der Beginn im Herbst liegt, als Jake nach Mariposa kommt und auf Nessa trifft.

Das Buch ist nach „in dieser ganz besonderen Nacht“ bereits das zweite von Nicole C. Vosseler, das sie als jugendlichen Fantasyroman veröffentlicht hat. Wie auch schon beim ersten Buch, konnte die Autorin mich davon überzeugen, dass sie nach den historischen Romanen, auch dieses Genre bestens beherrscht.

Der Klappentext ist sehr verworren und geheimnisvoll geschrieben. Man erkennt nicht wirklich auf den ersten Blick, um was es in dem Buch gehen könnte. Doch dass es ein Geheimnis geben wird, wird deutlich und macht den Leser schnell neugierig.

Durch die wechselnde Erzählperspektive erhält der Leser einen größeren Überblick und kann sich so auch sehr gut in die beiden Jugendlichen Jake und Nessa hineinfühlen. Auch die anderen Charaktere werden liebevoll und plastisch beschrieben. Gefühle, Sehnsüchte, aber auch Trauer, Verwirrung und die große Liebe werden in Worte gefasst und dem Leser näher gebracht.

Zudem Nicole C. Vosseler setzt quasi das Cover in Worte um. Zumindest hat man so den Eindruck, denn alles wird farbenprächtig und plastisch von ihr beschrieben. Man hat keine Probleme, selbst nach Mariposa zu reisen und dem Geschehen vor Ort zu folgen.

Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam und leicht wie ein Schmetterling ohne dabei banal oder platt zu wirken. Vielmehr hat man den Eindruck, dass einen Schmetterling durch das Buch begleiten und am Ende wieder zurück nach Hause bringen, wo ich nun sehnsüchtig auf das nächste Buch von Nicole C. Vosseler warte.

Fazit:
Ein geheimnisvoller, farbenprächtiger Roman über Liebe, Sehnsucht, Trauer und Hoffnung, dabei so erfrischend anders, dass man gar nicht mehr aus Mariposa weg möchte.

Bewertung vom 03.06.2015
Maibock / Anne Loop Bd.5
Steinleitner, Jörg

Maibock / Anne Loop Bd.5


gut

Das frisch verheiratete Pärchen Fiorella und Thorsten Franke genießen ihre Flitterwochen in den Alpen bei einer Bootsfahrt über den Alpensee. Doch die romantische Fahrt wird jäh unterbrochen, als Fiorella plötzlich einen leblosen Körper hinter dem Boot im Wasser entdeckt.

Der Mann im Nadelstreifenanzug scheint nicht mehr zu leben und er ist wohl irgendwie mit dem Boot verbunden, zumindest folgt er ihm hartnäckig. Das Pärchen macht den Kapitän des Bootes auf die Leiche aufmerksam. Kaum am Ufer angelegt, fängt die Polizei an, zu ermitteln. Aber auch der ortsbekannte Journalist ist vorne mit dabei.

Anne Loop, Sepp Kastner und ihr Chef Kurt Nonnenmacher übernehmen die Ermittlungen in diesem Fall. Doch warum wurde der Mann im Nadelstreifenanzug ermordet? Und von wem?

Ich muss gestehen, dass dies mein erstes Buch von Jörg Steinleitner und seiner Kommissarin Anne Loop ist. Zwar dachte ich mir schon, dass die Geschichte ein wenig Lokalkolorit beinhalten wird, jedoch hat mich das Buch gleich in mehrfacher Hinsicht überrascht. Leider nicht nur positiv.

Der Einstieg in die Geschichte war zunächst alles andere als leicht. Der seltsame Schreibstil auf den ersten Seiten forderte mir einiges ab, doch ich habe durchgehalten und schon bald wurde es besser. Dafür aber auch bayrischer. Ist man nun nicht so vertraut mit dem dortigen Dialekt, leidet das Lesetempo doch extrem unter den Dialogen, die man sich als Nicht-Bayer zunächst mühsam übersetzen muss. Interessanterweise werden diese extremen Dialekt-Dialoge im Laufe des Buches immer weniger und für einen Nicht-Bayer bald sogar flüssig lesbar.

Das nächste, was mich dann doch etwas überraschte, waren die Figuren. Gut, ich kenne die Vorgängerbände nicht, in denen man die Hauptprotagonisten sicherlich ausführlich vorgestellt bekommt, aber gestört hat mich dann doch, dass die Kommissarin Anne Loop als die Hauptermittlerin angepriesen wird und man sie eher im Hintergrund suchen muss. Sehr präsent dagegen ist ihr Chef – Kurt Nonnenmacher, der mir mit seiner Art immer wieder aufstieß.

Nichts dagegen, dass er ein sehr cholerischer Charakter ist, so lassen mich auch seine Handlungen oft an seinem Verstand zweifeln und ich frage mich, wie konnte so jemand Chef bei der Polizei werden?

Gekrönt wird das Ganze noch durch den ortsansässigen Journalisten, der irgendwie immer vorhanden ist, Bilder macht, ohne dass ihm jemand Einhalt gebietet und danach einen Bericht in der Ortszeitung veröffentlicht, bei dem ich mich frage, wie wohl der Chefredakteur ist, der solche Texte zulässt und abdruckt.

Aber es gibt auch positive Seiten des Buches. Die Geschichte an sich bietet viele Verwicklungen und man kann gut selbst rätseln, wer denn dem Mann im Nadelstreifenanzug das Lebenslicht ausgeblasen hat. Immerhin bietet der Ort einen überschaubaren Täterkreis und nach einigen Seiten hat man sich dann doch festgelesen, auch wenn man über den Chef der Polizei und den Journalisten immer mal wieder den Kopf schütteln muss.

Sehr schön fand ich auch die Achtung-Schilder am Rand einer Seite, denen man entnehmen konnte, welcher Ermittlungstag gerade ist. So behält man auf der zeitlichen Schiene immer den Überblick.

Fazit:
Trotz einiger Kritikpunkte habe ich das Buch nicht aufgegeben, sondern durchgelesen. Nach ein wenig Eingewöhnung, wurde der Lesefluss auch merkbar besser und die Geschichte reizte mich bis zum Ende, auch wenn ich nach wie vor über Nonnenmacher und den Journalisten den Kopf schütteln muss.

Reihe:
1. Tegernseer Seilschaften
2. Aufgedirndlt
3. Räuberdatschi
4. Hirschkuss
5. Maibock

Bewertung vom 03.06.2015
Jagd auf die Tresorräuber / Winston Bd.3
Scheunemann, Frauke

Jagd auf die Tresorräuber / Winston Bd.3


ausgezeichnet

Das Zuhause von Winston wird immer voller und lebendiger. War er noch zu Beginn der Reihe mit seinem Professor alleine, leben mittlerweile nicht nur Kira und ihre Mutter Anna bei ihnen, nein, auch noch die Großmutter von Kira ist im letzten Band eingezogen.
Aber Winston genießt das traute Zusammensein, zumal die Babuschka sehr gut kochen kann und dabei immer wieder ein Häppchen in Winstons Napf abfällt.

Doch dann werden plötzlich Schulen überfallen und Tresore mit Geld aus den Kantinen geraubt. Als auch Kiras Schule davon betroffen wird, wollen die Freunde ihre eigenen Nachforschungen anstellen. Immerhin kam an Kiras Schule nicht nur Geld abhanden, sondern vor allem die Mathe-Abi-Klausuren und davon ist in erster Linie Toms älterer Bruder betroffen.

Natürlich können die Kinder auf die Hilfe von Winston und den Hofkatzen zählen, die sich seit ihrem letzten Einsatz die vier Muskeltiere nennen. Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Ein neuer Kater ist aufgetaucht. Und dieser Kater macht Winston gehörig Konkurrenz, vor allem bei seiner Angebeteten Odette. Winston ist hin und her gerissen. Er muss den Kindern helfen ' ist doch Ehrensache, aber wie wird er gleichzeitig diesen Gigolo los?

Das nächste Abenteuer von Winston, seinen Menschen und seiner Hofkatzengang steht an. Der Leser, der Winston bereits seit zwei Bänden kennt, freut sich auf das Wiedersehen und ist natürlich gespannt, was der tiefschwarze Kater dieses Mal erleben wird.
Die Geschichte wird natürlich aus der Sicht von Winston geschrieben und man muss sich als Leser in eine Katze hineinversetzen. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass manche Dinge für Katzen schier unlösbar erscheinen, wie beispielsweise das Öffnen einer Tür, und manche Handlungen seltsam auf Katzen wirken. Diese neue Sichtweise finde ich als Leserin immer wieder erheiternd und plausibel zugleich.

Da Winston mit seinen Muskeltieren im Vordergrund steht, gehen die Überlegungen natürlich in die Richtung, wie macht man als Katze eine Bande von Tresorräubern dingfest? Und wie kommuniziert man mit Menschen? Frauke Scheunemann hat sich zu diesen Dingen sehr viele Gedanken gemacht, was man deutlich am Schreibstil spürt. Natürlich kann man eine Katze nicht dazu befragen, aber alles klingt nachvollziehbar und überzeugend.

Die Charaktere sind wieder sehr sympathisch und plastisch beschrieben. Auch wenn es sich bei dem Buch um ein Jugendbuch handelt, so bin ich selbst als erwachsener Leser ein Fan von Winston geworden und freue mich über jedes neue Abenteuer des kleinen schwarzen Katers.

Das Buch wird für Leser ab 11 Jahren empfohlen. Sprachlich wurde das Buch dieser Altersstufe angepasst. Jedoch ist es auch für Erwachsene gut und spannend zu lesen. Mit viel Humor lässt Frauke Scheunemann den Kater Winston lebendig werden und den Leser Teil haben an der Geschichte.

Fazit:
Lange habe ich auf die Fortsetzung gewartet und wurde nicht enttäuscht. Jetzt heißt es wieder warten, denn ich bin mir sicher, dass Winston noch ganz viele spannende Abenteuer erleben wird, bei denen er von seinen Menschen und den Muskeltieren Unterstützung erhalten wird.

Reihe:

1. Winston - Ein Kater in geheimer Mission
2. Winston - Agent auf leisen Pfoten
3. Winston - Jagd auf die Tresorräuber

Bewertung vom 03.06.2015
Möwenalarm
Beerwald, Sina

Möwenalarm


ausgezeichnet

Möwerich Ahoi schwebt auf Wolke sieben. Seine Angebetete Suzette hat seinem Antrag auf eine Dauerbrutpartnerschaft zugestimmt und beide wollen nun heiraten. Ahoi hat auch schon alles perfekt vorbereitet. Ein eigenes abgeschiedenes Nest, wo Suzette ihre Ruhe hat und sicher ihre Küken ausbrüten und aufziehen kann, ein rauschendes Fest und natürlich die passende Zeremonie mit den Ringen.

Doch wer Ahoi und seine Bande schon aus dem ersten Buch „Mordsmöwen“ kennt, der ahnt, dass das nicht gut gehen kann. Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, wenn das Fest etwas ausartet, die Ringe fast zu spät zur Trauung erscheinen und ein menschliches Baby im Nest von Ahoi und Suzette auftaucht.

Natürlich Ahois Angebetete alles andere als begeistert von dem Eindringling, aber Ahoi kann das Baby auch nicht einfach so aus dem Nest schubsen und sich selbst überlassen. Daher hat die Bande von Ahoi eine neue Aufgabe. Findet die Eltern des kleinen Schreihalses und versorgt ihn so lange. Aber das klingt alles einfacher als gesagt, denn immerhin sind Ahoi und seine Freunde Möwen…

Ich habe mich schon sehr auf das Wiedersehen mit Ahoi und seiner Bande gefreut. Wie auch schon im ersten Buch, merkt man deutlich, wie sehr die Autorin die Insel Sylt mag und welche Sympathien sie für Möwen hegt. Auch wenn die Bande von Ahoi 8 Möwen und einen Spatz umfasst, gleicht keine Möwe der anderen. Und das liegt nicht nur am Aussehen. Jede Möwe hat ihren eigenen, speziellen Charakter und ihre eigenen Stärken oder Schwächen, die sie ausmachen.

Dadurch werden die Möwen sehr plastisch, sympathisch und fast schon menschlich. Man vergisst manchmal, dass man es mit Möwen zu tun hat, die nicht einfach mal so eine Tür öffnen oder eine Windel wechseln können. Auch hier hat sich die Autorin ganz viele Gedanken gemacht, wie denn so eine Möwe mit diesen Herausforderungen zurechtkommen könnte.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, zauberte es mir doch ein behändes Grinsen ins Gesicht und nicht selten sorgte es sogar für ein kurzes Auflachen, sehr zur Verwunderung meiner Umgebung.

Was natürlich auch sehr interessant ist, sind die vielen Erklärungen, die uns Lesern die Autorin zum Verhalten der Möwen mit auf den Weg gibt. Oder weiß man als Normalverbraucher z.B., dass Möwen bei Ostwind prinzipiell Migräne bekommen können und sie deshalb so schreien? Es gibt ja keine Schmerzmittel für Möwen und irgendwie müssen sie ihren Schmerz ja mitteilen.

Ahoi führt den Leser sehr humorvoll und leicht sarkastisch durch die Geschichte, erklärt vieles, was mit Möwen und ihren Eigenschaften zu tun hat, lässt aber am Ende auch noch einiges offen, so dass ich auf eine Fortsetzung hoffen kann.

Fazit:
Ein sehr unterhaltsamer Sylt Krimi, bei dem weniger der Krimianteil als mehr der unterhaltsame Teil im Fokus steht und für eine lustige Unterhaltung mit Urlaubsflair beim Leser sorgt.

Bewertung vom 03.06.2015
Glück ist nichts für schwache Nerven
Graw, Theresia

Glück ist nichts für schwache Nerven


ausgezeichnet

Bei Valentina läuft zurzeit alles schief. Zwar will ihr Mann endlich Kinder, jedoch mit einer anderen Frau. Daher hat sie seit drei Tagen und siebeneinhalb Stunden die Scheidung in der Tasche. Auch im Job läuft es derzeit alles andere als rosig. Ihre lang angestrebte und in Aussicht gestellte Beförderung schnappt ihr eine neu eingestellte Kollegin vor der Nase weg. Ihre beste Freundin vergnügt sich in den Flitterwochen auf Mauritius, ihre Hippiemutter muss mal wieder die Welt retten, naja, zumindest den Urwald in Brasilien und Valentina grübelt bei einer Psychologin vor sich hin.

Da kommt ein Hilferuf ihrer Mutter, der Valentina dazu veranlasst, Unterlagen in der Wohnung ihrer Mutter zu suchen. Dabei findet sie eine geheimnisvolle Schachtel mit einem Zeitungsausschnitt, einem Abschiedsbrief und einer Krawatte. In Valentina keimt der Verdacht, dass es sich dabei um eine Spur zu ihrem geheimnisvollen Vater handeln könnte. Und da derzeit eh alles schiefgeht, macht sie sich auf die Suche nach ihm.

Für mich war es das erste Buch dieser Autorin und schon jetzt kann ich sagen, dass es eine sehr positive Neuentdeckung für mich war. Schnell hatte ich mich festgelesen und tauchte ein in das Leben von Valentina und ihrer verzweifelten Jagd nach ihrem Vater. Dabei geht Valentina sehr pragmatisch und spontan vor, oder wie sonst lässt es sich erklären, dass sie zum Haus ihres potenziellen Vaters fährt, dort mit einer Pflegekraft, die just an diesem Tag dort ihre Stellung antreten soll, die Rolle tauscht und fortan in seinem Haushalt lebt.

Sehr humorvoll, mit vielen Fettnäpfchen, leicht sarkastisch treibt die Autorin die Geschichte voran und schafft es, dass der Leser sich nicht nur bestens unterhalten fühlt, sondern sogar mitfiebert und 'leidet, hofft und entweder aus dem Kopfschütteln oder grinsen nicht herauskommt.

Die Protagonisten sind sehr plastisch beschrieben, so dass man sie sich gut vorstellen kann. Auch die Verwandlung von Valentinas Vater wird authentisch beschrieben. Zwar wirkt die Geschichte in sich etwas verrückt, aber keineswegs unglaubwürdig. Tatsächlich könnte sich alles so abgespielt haben.

Neben einem witzigen Frauenroman spürt man einzelne Passagen, in denen die Autorin auch ein wenig Tiefgang hineingelegt hat und so ihre Leser unterbewusst zum Nachdenken anregt.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebendig, mitreißend und unterhaltsam. Ich freue mich schon auf das nächste Buch von ihr.

Fazit:
Eins meiner Lesehighlights in diesem Jahr, wo ich die Autorin sicherlich im Auge behalten werde und mich schon auf das nächste vergnügliche Buch von ihr freue.

Bewertung vom 03.06.2015
Das Schwagermonster
Wright, Pippa

Das Schwagermonster


sehr gut

Kate Martell ist wieder in ihrem Heimatdorf gestrandet. In dem leerstehenden Bungalow ihrer verstorbenen Granny hat sie zusammen mit ihrem Hundewelpen Minnie ein neues Zuhause gefunden.

Kate versucht, ihr Leben erst einmal wieder auf die Reihe zu bringen, denn irgendwie ging in der letzten Zeit alles schief und im Laufe eines halben Jahres hat sie nahezu alles verloren, was ihr irgendwie wichtig war. Der tolle TV-Job, ihre Ehe und auch ihr Zuhause.

Ziemlich deprimiert ist sie nicht so begeistert von den Plänen ihrer Schwester. Nicht nur, dass deren Freund in die elterliche Firma einsteigen und diese reformieren will, nein, auch wollen die beiden an Sylvester heiraten und der Verlobte Ben soll solange im Gästezimmer bei Kate wohnen.
Ehe Kate richtig reagieren kann, zieht Ben auch schon bei ihr ein und stellt wieder einmal alles auf den Kopf. Denn Ben ist alles andere als ein Vorzeigeehemann. Faul, träge und verwöhnt, lässt er sich von Kate nach Strich und Faden bedienen. Doch Kate macht das nicht lange mit und beschließt, dass ihre Schwester einen besseren Ehemann verdient hat. Daher startet sie das Projekt Pflegeehemann, bei dem sie aus dem faulen Typen einen Traumehemann für ihre Schwester Prue erziehen will. Aber kann das wirklich funktionieren?

Liest man den Klappentext, so erwartet man als Leser/in eine witzige, unterhaltsame und satirische Frauenkomödie. Wie sehr ist man dann überrascht, wenn man bereits nach wenigsten Seiten feststellt, dass der Roman tiefgängiger und einen doch etwas ernsteren Ton anschlägt. Gerade auf den ersten Seiten mag die Geschichte noch nicht so recht in Schwung kommen. Doch nach und nach erkennt man, dass dies der Grundton des Romans ist, bei dem es vor allem um Kate und ihre Vergangenheit geht.

Daher wechseln sich auch zwei Zeitschienen immer wieder ab. Wir erleben Kate, die in der Gegenwart versucht, ihren Weg zu finden und ihn zu gehen, sich einer Aufgabe zu widmen und die auch zum Erfolg zu führen. Aber wir erleben auch die frühere Kate, die nach London ging, um ihre Vergangenheit in Lyme Regis zu vergessen und in London neu anzufangen und durchzustarten.

Nach und nach setzen sich die Puzzleteile zusammen und man erkennt, was alles in Kates Leben schief gegangen ist, warum und wie Kate auf die jeweiligen Situationen reagiert hat.

Ich kenne bisher alle Romane von dieser Autorin habe sie mit Begeisterung gelesen. Der Ton, den die Autorin in diesem Buch jedoch angeschlagen hat, war mir neu, so dass er mich zunächst verwirrt hat. Doch der gewohnt flüssige Schreibstil ist immer noch vorhanden. Auch wirkt Kate authentisch, ein wenig verrückt, aber durchaus liebenswert. War sie zu Beginn zunächst blass und oberflächlich, gewinnt sie immer mehr Farbe, je mehr man aus ihrer Vergangenheit und den Taten, die zur aktuellen Situation führten, als Leser erfährt.

Das Ende stellte dann wieder eine Überraschung dar. Erwartet man als Leser bei einem Frauenroman ein herzzerreißendes kitschiges, vielleicht auch klischeebehaftetes, Ende, so wird man dann gleich mehrfach überrascht. Die Autorin weicht von den Erwartungen deutlich ab und liefert dem Leser ein Ende, wie man es sich in der Realität sehr gut vorstellen kann. Es ist durchdacht und tiefsinnig, was dadurch sehr gut zum Rest des Buches passt.

Fazit:
Die Autorin ist in diesem Buch einen ganz anderen Weg gegangen als man ihn bislang von ihr gewöhnt war. Aber sie hat ihn meisterlich beschritten, wenn auch zwischendurch einige Längen die Geschichte ein wenig zum Stocken brachten.

Bewertung vom 03.06.2015
Fahr zur Hölle, Schatz!
Kanitz, Brigitte

Fahr zur Hölle, Schatz!


ausgezeichnet

Svea hat endlich ihre Traumwohnung gefunden. Im ersten Stock, direkt über einem Antiquariat in einem heimeligen Fachwerkhaus. Leider hat sie die Rechnung ohne ihren Freund Martin gemacht. Denn noch während Svea mit ihrem Vater und Freunden sich an die Renovierung der Wohnung macht, geht ihr Freund andere Wege und Svea wohnt schließlich alleine in der Wohnung.

Das wäre auch nicht so schlimm, wäre da nicht Alexander, der zum einen über ihr wohnt und zum anderen das Antiquariat unter ihr führt. Als Alexander dann aber auch noch ihre Wohnung flutet, muss Svea notgedrungen zu ihren Eltern zurückgehen.

Kaum wieder zu Hause, stellt Svea fest, dass Martin sie zwar als langweilig tituliert hat, ihre Familie aber das komplette Gegenteil davon ist. Ihre Oma Lina zieht des Nächtens um die Häuser, geht zu Tanztee oder reißt einen jungen Kerl nach dem anderen auf.

Ihre Mutter freut sich zwar über den Besuch von Svea, ist jedoch mit den Sorgen um ihren Ehemann Klaas beschäftigt, da sie ihn des Öfteren mit einer jungen hübschen Frau erwischt hat.

Und ihren 15jährigen Zwillingsbrüdern ähneln Derwische, die sich auf den Berufswunsch Paparazzi eingeschossen haben und jeden mit ihren Aufnahmen nerven.

Svea wünscht sich, dass sie irgendwas an diesem Zustand ändern kann, doch Wünsche bleiben nun mal Wünsche ' oder etwa nicht? Als Svea ein altes Buch im Antiquariat von Alexander entdeckt, merkt sie, dass manche Wünsche in Erfüllung gehen können ' oder kräftig daneben.

Der neue Roman von Brigitte Kanitz sprüht nur so vor Humor, irrwitzigen Situationen und Chaos, welcher sich garantiert nicht nur mit der sizilianischen Abstammung der Familie Amore begründen lässt. Svea berichtet die Geschichte aus ihrer Sicht. Schnell wird sie dem Leser mit ihrer tollpatschigen Art sympathisch und vertraut. Bereits nach wenigen Seiten war ich der Überzeugung, dass ich Svea sehr gut und lange kenne, mit ihr fühle und zusammen mit ihr durch die ganzen Fettnäpfchen in diesem Buch stolpere.

Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, mitreißend und witzig. Als witziger Frauenroman getarnt, steckt aber auch ein wenig Stoff zum Nachdenken drin. Denn was würde man selbst machen, wenn man sich und auch anderen alle möglichen Wünsche erfüllen könnte? Und wo würde das hinführen?

Auch wenn man das eine oder andere regelrecht erwartet, so bleiben doch noch genügend Überraschungen und die aberwitzigen Situationen tun das Ihrige dazu, dass man sich als Leser bestens unterhalten fühlt.

Fazit:
Ein lustiger Frauenroman, der nicht nur mit Situationskomik aufwarten kann, sondern auch ein wenig zum Nachdenken anregt und bei dem man nur ungern die Familie Amore verlässt.

Bewertung vom 03.06.2015
Das Elfenbeinzimmer
Omari, Laila El

Das Elfenbeinzimmer


ausgezeichnet

Nach dem Tod ihrer Mutter hält Jana nichts mehr in Deutschland. Zwar will sie den Stoffhandel ihrer Mutter weiterführen, doch kann sie dies ebenso gut von Ceuta (Marokko) aus tun. Schwieriger wird es da für ihre 16jährige Schwester Marla, für das sie das Sorgerecht hat und die mit umziehen muss, ob sie nun will oder nicht.

Jana findet in Ceuta Zuflucht bei ihrem Noch-Ehemann Joaquín, von dem sie bereits seit einiger Zeit getrennt lebt. In einem geheimnisvollen Haus der Familie Mariscal versuchen nicht nur Jana und Marla mit der Vergangenheit klar zu kommen, diese abzuschließen, um letztlich neu anfangen zu können.

Die Geschichte lässt sich sehr gut lesen. Man kann sowohl Janas Ambitionen, wie auch Marlas Verzweiflung und ihre Rebellion sehr gut nachspüren und sich so in die Figuren einfühlen. Ein wenig Probleme hatte ich dagegen mit dem geheimnisvollen Haus. Dieses wird sehr detailliert beschrieben, so dass ich mir zwar die einzelnen Räume, nicht aber das komplette Haus vorstellen konnte. Es war ein wahres Labyrinth, in dem ich mich gedanklich immer wieder verirrt habe.

Aber nicht nur das Haus birgt das eine oder andere Geheimnis in seinen Grundmauern. Auch deren Bewohner werden von dunklen Schatten der Vergangenheit verfolgt und Jana macht es sich zur Aufgabe, nicht nur das Haus, sondern auch die Geheimnis der Bewohner zu erkunden und diese offen zu legen.

So begibt sich der Leser bald schon auf eine interessante Entdeckungsreise durch das Haus und in die dunkle Vergangenheit der Familie Mariscal. Wie gegensätzlich wirkt dann dazu das rebellische Verhalten von Marla, die auf ihre Weise versucht, mit der Trauer um ihre Mutter, den Verlust der Heimat und dem Leben in Ceuta zurecht zu kommen.

Laila El Omari schafft mit diesem Buch einen Roman, bei dem man viele Facetten kennenlernt. Die Düsternis des Hauses versus die Farbenpracht Marokkos ist dabei nur ein Aspekt.

Letztlich bekommt der Leser aber nicht nur einen Einblick in die gegenwärtige Situation geboten, sondern er darf auch für kurze Passagen zurück in die Vergangenheit des Hauses und der einstigen Bewohner reisen. Immer wieder finden sich kurze Abschnitte, die den Leser entweder ins 17. Jahrhundert zurückschicken oder Anfang der 80er Jahre.

Fazit:
Ein faszinierendes Buch über ein geheimnisvolles Haus, eine düstere Vergangenheit und der Hoffnung, den Vorhang des Schweigens zu durchbrechen und wieder Hoffnung in die Zukunft zu stecken.

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