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UteWeu

Bewertungen

Insgesamt 22 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2024
Lindinger, Michaela

Wallis Simpson


sehr gut

Das Buch gliedert sich in vier Teile plus Personen- und Literaturverzeichnis, Bildnachweis, Danksagung und einer kurzen Info über die Autorin.
Im ersten Teil lernen wir die Hauptpersonen Edward und Wallis kennen die, getrennt voneinander, auf Wallis Scheidung warten. Er lebt in Österreich, sie an der Côte d'Azur, beide bei Freunden die sie, so gut es geht, von der Presse abzuschotten versuchen und die von Wallis und Edward ausgenutzt werden. Die einzige Möglichkeit der Beiden Kontakt miteinander zu halten ist, in Zeiten in denen es noch kein Internet und keine Handys gab, das abendliche Telefonat das sie führen können. Und dies müssen sie sehr oft schreiend tun – die Telefonverbindung war damals nicht die beste... Man bekommt hier schon erste Einblicke in Edwards verwöhnten und egozentrischen Charakter. Es zählt allein das was ihm wichtig ist, andere Menschen interessieren ihn nicht.
Kurz wird die Hochzeitsplanung gestreift dann wird über die Hochzeit selbst und über die Flitterwochen berichtet. Nach dem Honeymoon plant Edward eine Reise nach Nazi Deutschland wofür er heftig kritisiert wurde. Sein Plan ist es, das Wallis dort endlich wie eine Königliche Hoheit behandelt wird (ein Wunsch der sich durch die ganze Geschichte der beiden zieht). Hier macht die Autorin nun einen eleganten Bogenschlag von der Reichspolitik und dem Rassismus in Deutschland hin zu dem alltäglichen Rassismus in Wallis amerikanischer Heimat Baltimore und leitet so zum zweiten Teil des Buchs über. In diesem geht es um die Kindheit und Jugend der späteren Herzogin von Windsor, ihre erste Ehe und die Reise nach China bis hin zur Scheidung und ihrer zweiten Ehe mit Ernest Simpson (den sie übrigens seiner ersten Frau ausspannt). Das Amerika der 1910er und 20er Jahre und der Aufstieg von Wallis in die gehobenere Gesellschaft in Washington aber auch die Erwartungen und Zwänge denen eine junge Frau damals unterworfen war werden sehr gut beschrieben so dass man zumindest verstehen kann warum Wallis so handelt wie sie es tut, was sie mir aber nicht sympathischer werden ließ.
Im dritten Teil des Buches begegnen wir zunächst einer zufriedenen Wallis. Sie ist, nach der Hochzeit mit ihrem zweiten Ehemann auf dem Weg in die Flitterwochen und hat nun was sie immer erstrebte: Finanzielle Sicherheit. Doch irgendwann ist ihr auch das nicht mehr genug. Sie strebt nach Anerkennung durch die höchsten Kreise, lässt sich 1931 bei Hofe vorstellen und sucht mit Hilfe von „guten Freundinnen“ den Kontakt zum Prinzen von Wales den sie ihrer Freundin schließlich ausspannt und der für sie schließlich auf den Thron verzichtet. Die Autorin beschreibt ausdrucksstark in ihrem Buch das diese „größte Liebesgeschichte aller Zeiten“ von den beiden Hauptbeteiligten um jeden Preis aufrecht erhalten wird auch wenn das bedeutet dass sie sich im Restaurant gegenseitig das Alphabet aufsagen damit es so aussieht als würden sie sich unterhalten obwohl sie sich schon längst nichts mehr zu sagen haben...
Das letzte, kürzeste, Kapitel beschreibt dann noch kurz die letzten Jahre des Paares. Zuerst stirbt Edward 1972 und 1986 folgt Wallis ihm. Die „größte Liebesgeschichte“ ist zu Ende. Es ist alles gesagt …
Das Buch ist exzellent recherchiert, der Schreibstiel ist flüssig. Es ist an keiner Stelle langweilig oder belehrend, Informationen werden interessant und unterhaltsam vermittelt. Mir ermöglichte Autorin einen neuen Blick auf Wallis und Edward, abseits der gängigen Bilder die ich von den Beiden im Kopf hatte. Mit der im Buch beschriebenen angeblichen sexuellen Ausrichtung von den Beiden konnte ich nicht richtig warm werden aber die Argumentationskette war schlüssig und nachvollziehbar. Über die Zeit auf den Bahamas war mir bis dato nichts oder nur wenig bekannt, ich fand es interessant darüber zu lesen und nochmal eine andere Seite von Wallis kennenzulernen.
Edwards emotionale Abhängigkeit wird gut beschrieben genauso wie ihr Wahn immer das Bild der großen Liebe hochzuhalten. Das Edward sogar bei einem Besuch seiner Nichte Elisabeth II nur wichtig ist ob seine Frau nun endlich den Titel „Königliche Hoheit“ tragen darf sagt für mich viel über die Beziehung der Beiden aus...
Michaela Lindinger liefert eine gute Charakteranalyse von Wallis mit Erklärungen warum sie so wurde wie sie war ebenso wie über ihr immerwährendes Streben nach finanzieller Sicherheit.
Das Zeitkolorit wurde toll eingefangen und ich konnte mir diese ferne, fremde Zeit beim Lesen gut vorstellen.
Das Buch hat eine hochwertige Aufmachung mit vielen Fotos, was ich sehr gut finde. Ich schaue mir diese beim Lesen immer gerne an und empfinge sich als Bereicherung des Textes. Das einzige was ich mir noch gewünscht hätte wäre eine Zeittafel zum schnellen Nachschlagen gewesen. Ansonsten gibt es von mir eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Fans der englischen Königsfamilie.

Bewertung vom 20.09.2024
Janosi, Yvonne

Bloody Angel: Schatten der Vergangenheit


ausgezeichnet

Das Buch beginnt, recht ungewöhnlich, mit einem kurzen Prolog aus der Sicht des Antagonisten.
Danach wird man als Leser direkt in das Geschehen hineingeworfen und befindet sich zusammen mit Kitey in der Handelsstadt Unoas wo diese versucht eine Solarisschleuse zu öffnen.
Schnell wird man in die Schlacht gegen die obersten Dieners Andorian hineingezogen. Inmitten des Schlachtgetümmels bleibt Kitey und ihrem Partner Loreo schließlich keine andere Wahl als den Zauber der eben erbeuteten Gesteinsstimme sofort zu entfesseln bevor dieser an Kraft verliert. Der Zauber entfaltet sich und mit einem Mal stehen viel äußerst verblüfft wirkende Gestalten vor ihnen: Eine Elfe (Kajaska),eine Dämonin (Lian), ein Hexer (Werick) und ein nicht magiebegabter Mensch (Thriller), so scheint es auf den ersten Blick.
Gemeinsam gelingt es ihnen aus dem verwüsteten Unoas zu fliehen. Sie begeben sich nach Illin wo Erklärungen gegeben werden und die Heldenreise ihren Anfang nimmt. Doch wird es der zusammengewürfelten Truppe wirklich gelingen gegen den Schattenmagier zu bestehen und ihn aufzuhalten bei dem Versuch alle Welten zu zerstören? Das solltet ihr auf jeden Fall selber lesen ...Yvonne Janosi hat es von Anfang an geschafft mich tief in ihre Welt zu ziehen. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen so gefesselt war ich von der Geschichte.
Das Buch gliedert sich in 25 Kapitel mit wechselnden Erzählern. Den Haupterzählpart hat Kitey, vor Thriller. Aber auch Lian und Werrick kommen zu Wort. Die Kapitel in denen Thriller erzählt waren für mich besonders interessant weil ich die unbekannte Welt mit ihm zusammen kennenlernen konnte. Das Worldbuilding der Autorin ist sehr detailliert und gut durchdacht. Man zieht gemeinsam mit der Heldengruppe durch Wüsten, Wälder und Sümpfe und kann sich als Leser aufgrund der bildhaften Sprache von Yvonne Janosi alles ganz genau vorstellen und mit den Helden zusammen erleben. Doch nicht nur die Landschaften werden lebhaft und gut beschrieben, auch die Figuren sind liebevoll, lebendig und mit Tiefgang gestaltet. Mein besonderer Liebling ist hier Thriller mit dem ich gerne mal einen Tag verbringen würde. Die Charaktere lernen sich selbst und auch gegenseitig langsam kennen, akzeptieren und sich etwas zu vertrauen. So rasant die Geschichte ist, so behutsam geht die Autorin mit ihren Figuren um und lässt ihnen Zeit eine Beziehung zueinander zu finden. Das hat mich sehr begeistert.
Schön fand ich auch das die Geheimnisse die unsere fünf Helden haben zwar angelupft aber noch nicht gelüftet werden. Das erhöht die Spannung und man bleibt als Leser weiter neugierig auf ihre persönliche Geschichte. Der flotte und humorvolle Schreibstil der Autorin tut ein übriges damit man als Leser nur so durch die Seiten fliegt und das Buch kaum aus der Hand legen kann. Am Ende steht dann ein ziemlich fieser Cliffhanger den ich so nicht habe kommen sehen Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und ich bin schon sehr gespannt wie die Geschichte weitergeht.