I am late to the game - erst durch den neuen Roman 'In einem Zug' habe ich Glattauer entdeckt und ich bin begeistert. Mein erster Roman von ihm und definitiv nicht mein letzter.
Der Roman sprach mich im ersten Moment basierend auf dem Cover an. Ein paar Seiten gelesen, konnte ich das Buch nur schwer aus den Händen legen. Eine öde Zugfahrt, verwandelt sich in ein urkomisch, lustiges Gespräch, was jeder Zugfahrer nachvollziehen kann.
Glattauer hat es geschafft, mit viel Feingefühl Dialog und Gedanken mit einer guten Tiefe zu verbinden. Glattauers Sprache ist witzig, tiergehend und voller Emotionen und man möchte keinen einzigen Satz verpassen. Die Geschichte und der aufbauende Dialog sind intelligent geschrieben.
Trotz der nur knappen 200 Seiten ist es ein voller Roman mit der nötigen Tiefe, Charme und Humor den es sich lohnt zu lesen.
Der Krimi "Im Unterholz" wurde überall positiv gelobt und die Schriftstellerin gilt in Schweden als eines der Nachwuchstalente. Daraufhin habe ich mir das Buch gekauft, optisch macht es natürlich mit dem gelben Schnitt einiges her.
Zu Beginn gibt es einen Toten und eine ehemalige Journalisten, die nicht nur Alkoholikerin ist sondern auch unmotiviert als Lehrerin arbeitet. Der Todesfall weckt bei ihr wieder das Interesse an der Journalistenarbeit. Der Krimi erscheint von der Geschichte zu einfach. Zufällig ist sie immer wieder zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Zudem zieht sich der Krimi stark und es gibt kaum eine Spannungskurve.
Trotz allem schafft es die Schriftstellerin das tiefe Schweden atmosphärisch toll rüberzubringen sodass man sich die dunklen Wälder, Nebelschwaden und Elchjagden gut vorstellen kann.
Von diesem Cocktailrezeptbuch habe ich mir mehr erhofft.
Von außen betrachtet, macht das Buch etwas her. Sobald man es aber in die Hand nimmt, ist es eine Mischung aus Taschen- und gebundenes Buch - wirkt von der Qualität etwas minder.
Auch von innen ist es etwas ideenlos gestaltet. Was sich anfangs echt super anhörte, jedes Cocktailrezept mit einem bekannten Dichter und dessen Lieblingsgetränk zu verbinden, wirkt dann doch nicht ganz durchdacht. Stattdessen ist allgemein Bekanntes nur anders wieder aufbereitet worden um es wieder einmal neu verkaufen zu können. Gehofft habe ich auf neue Cocktailrezepte, die man auf Partys oder gesellschaftlicher Atmosphäre anbieten kann, doch mich hat da nichts vom Hocker gerissen.
Das Buch hätte man sicher edler und optisch ansprechender gestalten können. Aus dem Grund hat es meine Erwartungen nicht erfüllt.
Dieser neue Literaturroman "Über allen Bergen" ist ein wahrhaft gelungenes Werk. Der 12-jährige Junge aus Paris sucht während des zweiten Weltkrieges Unterschlupf in den französischen Alpen. Der Roman handelt von Liebe, der Kraft von Freundschaften, Verlust.
Die Autorin schafft es die Schönheit der Natur auf jeder einzelnen Seite zu beschreiben. Die Faszination der Berge wirkt sich dabei nicht nur auf den jungen Vadim aus, welcher die Berge zum ersten Mal erlebt, sondern auch auf den Leser. Gebannt, mit der Liebe zur Natur und den Bergen, wird dieser Roman ein Pageturner. Doch nicht genug: auch intellektuell hat dieser Roman einiges zu bieten. Er regt zum Nachdenken an, er lässt menschliche Beziehungen nachwirken und schildert das Leben in den Alpen während des zweiten Weltkrieges - dennoch überschattet dieses düstere Thema nicht die Geschichte.
Das Buch kam an, ich fing an zu lesen und man hörte/sah mich erst 1.5 Tage später. Könnte ich mehr als 5 Sterne vergeben, so würde ich es an dieser Stelle gerne tun.
Quentin Peck hat hier ein Meisterwerk geschrieben. Auf dem Buchrücken steht, dass Beck die Orte selbst recherchiert und die Story vor Veröffentlichung des Buches "durchspielt". Ob er das bei Minus 22 Grad getan hat, mag ich nicht zu beurteilen. Dennoch fühlt es sich so an, als hätte er es getan. Die Abläufe, die Natur, die Charaktere sind mit so viel Liebe zum Detail beschrieben ohne dass es langatmig wird. Die Geschichte ist packend, als Leser fühlte ich mich komplett in dieser aufgesogen und wurde als Leser bis zur letzten Sekunde von der Frage begleitet, wer der Täter ist. Ein schaurige Geschichte, gebettet in einer Wintermärchenlandschaft. Ein überraschendes Ende.
Wie Eingangs gesagt: ein toller Thriller den ich jedem Thrillerliebhaber ans Herz legen kann.
'Solito', geschrieben von von Javier Zamora, handelt von Javier selbst. Seine Eltern sind aufgrund des Bürgerkriegs in El Salvador in die USA geflohen und Javier folgte ihnen Jahre später. Illegal durchquerte er mehrere Länder und letzten Endes - nach einigen Versuchen - schaffte er es es über die Grenze in die USA.
Der Schreibstil ist sehr detailreich und mit vielen spanischen Wörtern versehen sodass die Fluchtgeschichte langsam begann und anfangs langatmig wirkte. Die gesamte Geschichte ist aus Sicht des kleinen Javiers geschrieben und man lernt ihn, seine Gedanken und Gefühlswelt sehr gut kennen. Das Buch möchte man nicht mehr aus der Hand legen. Zu aufregend, zu fesselnd, zu niederschmetternd, zu viel von allem. Eine unfassbare Geschichte, die von dem Mut des Jungen, aber auch dessen fremde Beschützer und allen anderen Personen dazwischen handelt. Durch dieses Buch ist mir wieder einmal bewusst geworden, in welch privilegierten Welt wir in Deutschland leben und was andere Menschen erlebten, immer noch erleben und erleben werden.
Mein großer Respekt geht an Javier, der es nach all diesen Jahren geschafft hat, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten und die Welt daran teilhaben lässt. Danke.
'Perfect Addiction', geschrieben von Claudia Tan, erzählt von der jungen Boxerin Sienna, die sich nach einer unschönen Trennung an ihrem Exfreund rächen möchte. Sienna beginnt seinen größten Kampkonkurrenten, Kayden, zu trainieren. Auf unvorhergesehene Weise entwickelt sich daraus eine Liebesbeziehung, in welcher beide Charaktere ihre emotionalen Wunden verarbeiten.
Das Buch ist schön und leserlich geschrieben. Beginnt man einmal es zu lesen, so möchte man es am liebsten nicht mehr aus der Hand legen. Dennoch gefiel mir die Geschichte nicht so recht, war sie doch nach meinem Geschmack oberflächlich und kitschig, gespickt mit - aus heutiger Sicht - vielen emotionalen Klischees und psychologischen Problemen. Auch das Thema Boxen/ Kämpfen stand mir zu sehr im Vordergrund. Das Buch ist sicherlich schön für die jüngere Leserschaft, doch meinen Geschmack trifft es leider nicht wirklich.
Das Buch 'Das Fenster zur Welt' von Sarah Winman handelt von einem jungen britischen Soldaten, Ulysses, welcher während des Krieges in Italien auf eine Kunsthistorikerin trifft. Das Buch und dessen Geschichte begleitet hauptsächlich Ulysses der durch verschiedene Umstände mit seiner Familie und Freunden nach Italien zieht.
Das Buch ist sehr detailreich und eng mit Liebe zu Italien geschrieben. Zu Beginn braucht es etwas Zeit um die Geschichte zu verstehen und die teils lustigen und merkwürdigen Charaktere kennen zu lernen. Lässt man sich aber einmal auf die Geschichte ein, so hat man ein tolles Leseerlebnis.
Das Buch ist wundervoll. Langsam schildert es die Bedeutung von Liebe, Freundschaften und Hilfe. Das Buch ist eine erzählerische Meisterleistung, wer aber aus Leserschaft mehr auf Actions steht, wird hier enttäuscht.
In der Buchhandlung stolperte ich über dieses Buchcover, welches die niederländische Widerstandskämpferin Hanni Schaft während des zweiten Weltkrieges zeigt.
Zugegebenermaßen zog sich das Buch zu Beginn etwas, allerdings legt es damit die Grundbausteine für die weitere Geschichte. Der Leser lernt Hanni als junges Mädchen kennen, ihre Beziehung zu der eigenen Familie sowie ihre tiefen Freundschaften zu zwei jüdischen Mädchen. Durch die Besetzung der Niederlande durch die Nazis wird ihre Freundschaft zu ihren jüdischen Freundinnen immer schwieriger und sie schließt sich letzten Endes der Widerstandsbewegung an um ihre Freundinnen zu retten.
Das Buch ist flüssig und herzzerreißend geschrieben. Wir lernen viel über Hanni Schaft, die Widerstandsbewegung und viele andere Persönlichkeiten, die in diesem Kampf involviert waren. Hanni hätte es verdient, den zweiten Weltkrieg zu überleben wurde sie doch nur wenige Tage vor der Befreiung hingerichtet. Vor allem das letzte Kapitel hat einem die Schuhe ausgezogen.
Ein wichtiges historisches Buch, welches den Leser zum denken anregt und welches nie an Zeit verlieren wird.
Sauer, traurig, zornig, niedergeschmettert, erzürnt, ängstlich - man weiß während des Lesens nicht wohin mit seinen eigenen Gefühlen.
Lindner schafft es auf eine intelligente Weise, das Thema Fehlgeburt auf einer sachlichen Ebenen mit den persönlichen Geschichten betroffener Personen zu verweben. Der Leser erlebt den Wechsel zwischen zutiefst emotionalen Erzählungen und dann sehr gut recherchierten fachlich aufbereiteten Fakten.
Zugegebenermaßen musste ich mich als Leserin erstmal durch ein paar Startseiten gespickt mit Zahlen und Fakten 'durcharbeiten' bis mich dieses Sachbuch gepackt hat. Der Leser wird zu den Unterschieden zwischen Schwangerschaftsabbruch und Fehlgeburten, zu der politischen Rechtsprechung, zu der zurückgebliebenen medizinischen Forschung wenn es um Frauen geht, zu der Rolle der Väter/Partner, Benachteiligung gleichgeschlechtlicher Paare, etc aufgeklärt. Liest man das Buch, ist man erschrocken über die derzeitige Situation. Lindner schafft es aber noch einen drauf zu setzen indem sie einen Ländervergleich (USA etc) zieht.
Der Leser wird für Themen wie Schwangerschaften, Fehlgeburten, Thema Schwangerschaft an der Arbeit und die Übergriffigkeit von Fragen in die Privatsphäre sensibilisiert. Zudem ein klares Appell an Frauen und Männern für die Selbstbestimmung der Frau und deren Freiheit weiter zu kämpfen um sie zu wahren, weiter auszubauen, wiederzugewinnen.
Das Buch ist eine sehr starke Leseempfehlung. Nicht nur für Sterneneltern, auch für Freundinnen, Partner, werdende Mütter, Mütter, Väter, Eltern, usw.
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