Benutzer
Benutzername: 
Strohhaken

Bewertungen

Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2024
Reilly, K. J.

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen


ausgezeichnet

Trauer, Wut, Hoffnung

„Auf dem Weg verliebte ich mich in ein Auto voller Fremder. Und die Hälfte von ihnen war tot.“
Neugierig geworden? Dann solltest Du „Das Verhalten ziemlich normaler Menschen“ von K.J. Reilly lesen.

Der 17jährige Asher hat vor einem Jahr durch einen Autounfall seine Mutter verloren. Seitdem ist nichts mehr wie es war oder wie es sein sollte.
Wer kann einen verstehen, wenn einem ein lieber Mensch genommen wird? Ashers Alltag dreht sich seitdem um die Schuldfrage. Wer ist am Tod seiner Mutter schuld? Ist es der betrunkene LKW Fahrer? Der Whiskey Hersteller? Asher versucht ins Leben zurückzufinden und besucht verschiedene Trauergruppen - für alte Leute, Teenager und Noch-keine-Toten.

„Das Leben ist im Grunde ein elendes, schwarzes Loch, und wir sind nur wegen der Kekse hier.“

Asher ist getrieben von Rache und Wut. Er fährt mit drei weiteren Teilnehmern aus seinen Trauergruppen nach Memphis, um …? Ja um was?

In dem Roadtrip geht es um vier Charaktere. Asher, der sich neben dem eigenen (Überlebens-)Kampf voll darauf konzentriert, seine kleine Schwester zu schützen und einen perfiden Plan verfolgt. Sloane, deren verstorbener Vater das Motorradfahren liebte. Will hat seinen kleinen Bruder verloren. Und Henry. Er hat seine Frau Evelyne beim Sterben begleitet. Heute begleitet Evelyne ihren Henry noch immer - in einer Urne - verstaut in einer Schachtel.

Die Geschichte ist wirklich herzerwärmend. Mit jedem einzelnen Charakter fühlte ich und litt ich mit. Alle durchlaufen verschiedene Phasen der Trauer, fassen zueinander vertrauen, helfen, haben Hoffnung und retten sich. Sie verstehen einander und versuchen nicht, die Trauer der anderen zu unterdrücken. Die Geschichte ist keineswegs nur traurig, sondern durchaus lustig. Henrys Frau Evelyn aß gerne bei Applebee's. Also hält die Gruppe dort immer auf ihrer Reise an und bestellt Essen. Nicht nur für Asher, Sloane, Will und Henry, sondern auch für ihre Toten.

Neben dem leicht senilen und liebenswürdigen Henry, hat mir auch Asher’s Vater gut gefallen. Seine Hilflosigkeit und Verlorenheit fand ich berührend. Oder auch Peter Pan, die Leiterin der Trauergruppen. Und plötzlich gibt es einen Verweis auf „Der kleine Prinz“ und sein gemaltes Bild. Was es damit auf sich hat, müsst ihr selbst rausfinden.

Das Buch ist. aus der Ich-Perspektive von Asher geschrieben. Das Schriftbild wechselt von „normal“ zu kursiv, Großbuchstaben oder untereinander geschriebene einzelne Wörter. Der Stil ist durchmischt von flüssigen Absätzen, abgehackte Sätze, Monologe, Wiederholungen. Da taucht man wirklich tief in die Emotionen und die Gedankenwelt ein.

Ich habe das Buch als Bereicherung empfunden - eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.10.2024
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


sehr gut

Düster!
Wintersonnenwende von Engman / Selåker ist nichts für zarte Gemüter!

Die Prostituierte Lucy flieht, nachdem ihr Freier erschossen wurde. Warum ruft der Mörder sie mit ihrem Klarnamen? Kriminalkommisar Tomasz Wolf und sein Kollege Zingo ermitteln in dem Mordfall. Die Journalistin Vera Berg versucht aus den Geschehnissen eine spannende Story zu machen und ermittelt auf eigene Faust. Nach dem zweiten und dritten Mord beginnt das Grübeln, wer hier eigentlich gejagt wird und wer dahinterstecken kann. Tomasz und Vera kennen sich aus einem vorherigen Fall und arbeiten fortan gemeinsam an dem Fall. Obwohl Tomasz Vera das Leben gerettet hat, gerät er in ihr Visier in einem Vermisstenfall .

Der Krimi ist spannend und viele Handlungsstränge werden langsam zusammengeführt. Die detaillierten Ausführungen aus dem Pornomillieu hätte es m.E. nicht gebraucht. Die Gewalt und die Erniedrigungen, sind nur schwer zu ertragen. Hingegen waren die beklemmenden Beschreibungen der Gegenden, die Kälte, die Schneestürme auf Öland einfach super - schwedisch und düster.

Die Kapitel werden immer wieder abwechselnd, meist aus den Perspektiven von Tomasz und Vera erzählt. Von den beiden Hauptakteuren konnte ich mir ein gutes Bild machen. Wobei ich mit Vera nicht wirklich warmwerden konnte. Tomasz muss viele extreme Erfahrungen im Krieg gemacht haben. Oder warum nässt er Nachts ein, hat Flashbacks oder will Selbstmord begehen? Seine innere Zerrissenheit und sein Kampf zurück in eine Normalität hat mir gut gefallen.

Ich hatte den ersten Band Sommersonnenwende nicht gelesen. Dies ist sicherlich sinnvoll, um die Charaktere besser zu verstehen. So hatte ich oftmals das Gefühl, dass ich etwas verpasst oder nicht ganz verstanden hätte.

Ein gutes Lesevergnügen für Freunde des schwedischen Krimis. Abzug gibt es von mir für die Gewaltdarstellungen.

Bewertung vom 23.09.2024
Murray, Lily

Von Eintagsfliege bis Grönlandwal


ausgezeichnet

Phänomenal
Murray und Hodgson ist mit dem Buch „Wie lange Tiere leben“ etwas ganz Besonderes gelungen.

Bekannte und weniger Tierarten werden bezüglich ihrer Geburt, der Aufzucht, ihres Weges, der Gefahren und ihres Lebensendes beschrieben. Und das auf eine sehr unterhaltsame Weise. „Die meisten Monarchfalter verbringen ihr Leben auf einer Reise, deren Ziel sie nie erreichen.“ Welche Tierart hat nur einige Stunden? Und wer kann sich (fast) unendlich viel Zeit lassen, um seine Art zu erhalten?

Neben den interessanten Inhalten, beeindruckt das Buch durch wunderschöne Zeichnungen. Ich bin begeistert von den vielen Details, die den Inhalt verdeutlichen.

Einzelne Wörter müssen den jungen Lesern sicherlich erklärt werden. Das ist doch toll, über die Matriarchin der Elefantenherde zu sprechen, oder?

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle!

Bewertung vom 23.09.2024
Marsh, Katherine

Medusa / Mythen der Monster Bd.1


ausgezeichnet

Die Mischung macht‘s!
Die zwölfjährige Ava lebt mit ihrer Familie in den USA. Nach einem Vorfall an ihrer Schule wird Ava gemeinsam mit ihrem Bruder Jax auf die Accademia del Forte, ein internationales Internat für besonders begabte Kinder, nach Venedig geschickt. Doch um welche Begabungen handelt es sich? Neben Latein und Mythologie lernen die Schüler auch so einiges über Monster und über sich selbst. Als Avas neue Freundin Fia in Schwierigkeiten gerät, wächst Ava über sich hinaus. Mit ihren Freunden, übersteht sie die wildesten Begegnungen mit den Göttern. Sie vertrauen einander, halten zusammen und jede/jeder bringt sich nach den Fähigkeiten ein.

Ava ist ein mutiges und schlaues Mädchen, mit einem ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn. Sie ist eine echte Anführerin. Schön zu lesen, dass die Mädchen das Heft in die Hand nehmen, die Jungs ihnen vertrauen und sie unterstützen. „Du bist nicht allein.“

Neben der Freundschaft spielen auch die familiäre Bindung und die Rolle der Ahnen eine wichtige Rolle in dem Buch.

Um nicht den Überblick über all die Götter zu verlieren, ist das Glossar am Ende des Buches sehr hilfreich.

Eine tolle, spannende und rasante Geschichte. Ein Jugendbuch mit einer Mischung aus Girl Power, Fantasy und Mythologie, dass garantiert nicht aus der Hand gelegt wird! Eine unbedingte Leseempfehlung.