Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Castle Rock Block
Wohnort: 
Am Ende der Welt
Über mich: 
Cogito ergo sum

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2014
Der Steppenwolf
Hesse, Hermann

Der Steppenwolf


ausgezeichnet

Du musst den Galgenhumor des Lebens verstehen, sonst nichts.

Das klingt hart, aber am Schluss dieses Buches klappt es ganz sicher, denn Hermann Hesse nimmt uns an der Hand damit wir das Leben Harry Hallers ein Stück weit verfolgen können. An Harry Hallers Leben, sehen wir ein eindeutigiges Exempel. Der Selbsthass und der Hass auf alle anderen gehen eigentlich Hand in Hand. Auf seiner suche nach einer kleinen befriedigung und etwas Sinn, streift der Steppenwolf, Harry Haller, durch alle Nächte, Lokale und sonstige Etablissements, wobei er sich durch seine neue Bekanntschaft Hermine, die seinem alten Freund Hermann sehr gleicht, anleiten, geradezu führen lässt. Gespräche mit Goethe und verschiedene Drogen bleiben nicht aus...

Am Ende landet Harry Haller im magischen Theater. Der Eintritt dort kostet den Verstand. Eigentlich dachte er bereits eine kleine Erlösung hinter sich zu haben, das Schlimmste kommt aber noch... Über sich selbst lachen zu lernen, ist die erste Lektion, einer fürchbaren Katharsis...

Fazit: 5 Sterne. Hermann Hesse zeigt uns den Weg, vom alles hassenden Steppenwolf, zum liebenden Menschen. Wer lieben kann ist glücklich. Seit ich dieses Buch las, nehme ich ernst, was ernst zu nehmen ist, und alles andere nehme ich auf die leichte Schulter. Ich behaupte selbst von mir durch Hesse ein bisschen mehr vom Galgenhumor des Lebens zu verstehen, aber ich höre nicht auf, mich selbst zu revolutionieren.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.06.2014
Die Kunst des Liebens
Fromm, Erich

Die Kunst des Liebens


sehr gut

Liebe ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn der menschlichen Existenz.

Dabei geht es nicht um die körperliche Liebe, sondern die Liebe in allen ihren Facetten wird von einem angesehenen Psychoanalytiker und Sozialphilosophen ihrem Wesen nach erklärt.
Stark beeinflusst ist Erich Fromms Weltaunschauung durch die Bibel, insbesondere das alte Testament, was in diesem Buch auch klar herausgearbeitet ist. Liebe dienen nächsten wie dich selbst. ist Erich Fromms Leitspruch. Er geht aber noch weiter, er stellt die Liebe zum Leben per se, als höchstes Gut der menschlichen Kulturentwicklung dar.

Den weg weg von der falschen Auffassung der rein körperlichen Liebe bis zur grundlegenden Lebensbejahenden Liebe, arbeitete Fromm, durch prägnantes Argumentieren,in seinem Buch heraus. Das geschieht vor allem durch das Auschschlussverfahren. Er stellt kritisch fest, was die Liebe nicht ist, übrig bleibt ihm, was die Liebe ist.

Am Ende weiß der Leser, was die Liebe ist, und da er eingangs erwähnt, diese sei die Antwort auf die Sinnfrage, ist der logische Schluss: Die bedingungslose Liebe zum Leben ist der Sinn des Lebens.

Dieses Buch hat mir selbst geholfen, mit dem Leben etwas mehr Frieden zu haben, und selbst ein falsches Bild von Liebe zu korrigieren.

Fazit:4 Sterne, für ein Buch, das in die Zeit von scheinbar perfekten Models, falschen Medienidealen und verklärter Romantik als Liebesideal, passt.

Bewertung vom 05.06.2014
Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen
Steinaecker, Thomas von

Das Jahr, in dem ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und anfing zu träumen


sehr gut

Beim Lesen beschlich mich ständig das Gefühl: Irgendwann muss man doch Paranoid werden, wenn unablässige alle Nachrichten und Gespräche, völlig ohne Informationsgehalt, aberwitzigen Spekulationen Raum bieten.

Die kämpferische Renate, ständig muss sie sich in der rauhen Welt der Versicherungsreisen beweisen, nebenher muss sie noch verdauen, wie sie einfach abserviert wurde, wie sich sich mit ihrer Freundin verkracht, oder dass ihre Großmutter vielleicht doch noch lebt. Und dann soll sich bitte niemand wundern, wenn sie Tabletten nimmt... Viele Tabletten... Sie ist ja nicht einmal richtig in Münschen angekommen...

Thomas von Steinaecker thematisiert in seinem Roman allgemein, wie einfach und doch schwierig das moderne Leben der Menschen ist, in dem das scheinbare nebensächliche Versagen enorme Folgen nach sich zieht, und wie man abstürzen kann, wenn man einfach nur versucht mit dem rasenden Leben Schritt zu halten. Besonders wenn es sich noch um eine Frau handelt...

Ein besonderes Gimmick dieses Buches ist seine "Intermedialität". Hier und da werden bedeutende Symbole durch Fotos zwischen den Absätzen angedeutet, ins Zentrum gerückt oder nachträglich fokusiert.

Fazit: 4 Sterne für eine um sich greifende Story. Das Buch öffnet auf jeden Fall die Augen für bisher Unerkanntes, oder Unterbewertetes.

Bewertung vom 04.06.2014
Seerücken
Stamm, Peter

Seerücken


ausgezeichnet

Kleine Niederlagen und unmerkliche Verluste. Wie gaht man damit am besten um?

Diese Frage beantwortet Peter Stamm nicht. In seinem Band von Erzählungen dokumentiert er eher, wie die Personen in ihren Situationen damit umgehen, wenn sie es denn spüren...

Das macht er dafür aber minuziös und wirklichkeitsnah. Er arbeitet die entscheidenden Niederlagen heraus, um sie für den Leser begreiflich und fassbar zu machen.
Allerhöchstens ist es für uns ein Sammelband, der zeigt: Wir sind manchmal nicht allein in unseren Niederlagen.

Fazit: Ein Buch vom Scheitern, welches doch keine Niederlage ist.

5 Sterne für dieses Werk von Peter Stamm

Bewertung vom 02.06.2014
Emilia Galotti. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen
Lessing, Gotthold Ephraim

Emilia Galotti. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen


sehr gut

Wie weit ist ein Mensch bereit zu gehen, um seine willkürliche Gier zu befriedigen, auch bis zum totalen Triumph über ein anderes Leben?

Lessing geht in diesem bedeutenden Drama der deutschen Literatur dieser Frage nach, indem er die Geschichte eines adligen Machtmenschen darstellt. Dagegen steht eine bürgerliche Familie, die schon an die neuen Werte einer höheren Moral glaubt. Altes System vs. Neues System und Fremdbestimmung vs. Eigenbestimmung. Das sind nur einige Konflikte, die in einer entscheidenden Frage zuspitzen: Wie weit geht dagegen die Selbstbestimmung?

In Lessings Drama ist eine Menge Potential zum philosophieren verschachtelt, wer sich auf den Sparchstil einlässt, und beim Lesen mitfühlt, dem eröffnen sich wie von selbst beachtliche Gedankengänge. Ein unerwartet markantes Drama, das immer wieder Stoff zum Grübeln bietet.

Wirklich lesenswert - 4 Sterne

Bewertung vom 23.04.2014
Der Pakt
Kerr, Philip

Der Pakt


weniger gut

Nomen est Omen? Der Name des Verlages: Wunderlich Verlag, greift schon einen Menge über den darin erschienene Spionageroman „Der Pakt“, von Philip Kerr, aus. Das Buch erschien in Deutschland erstmals 2006 bei der Wunderlich verlagsgruppe, die eigentlich zu Rowohlt Hamburg gehört. Schon diese verworrenen Umstände, zeigen einiges an. Im englischen Original lautete der Titel des Buches Hitler’s Peace und wurde von G.P. Putnam’s sons seit 2005 verlegt. Philip Kerr ist ein gebürtiger Schotte, studierte Jura und Rechtsphilosophie und für andere Werke aus seiner Feder erhielt er bereits zwei Mal den Deutschen-Krimi-Preis.

Von Deutschland, oder zumindest seiner Geschichte scheint der Autor fasziniert zu sein, denn dieses Buch ist eines unter vielen. Viele davon spielen in Deutschland, oder im deutschsprachigen Raum. So wie auch ein Groß der Handlung dieses Buches. Wer kann es ihm verübeln, die deutsch-europäische Geschichte liefert - immer mal wieder – Material für einen Schriftsteller der aus der Rechtsphilosophie kommt.

Der Roman beginnt am 1.Oktober 1943 in Washington, da der bekannte Philosophieprofessor vom Präsidenten der vereinigten Staaten eingeladen wird. Weiterhin lässt der Autor wenig über den Handlungsstrang heraus, da der Großteil des Buches geschichtliche Fakten sind. Die Sind zwar sicher recherchiert, aber dadurch ergeben sich unübersichtliche Handlungsstränge. Viel zu viele Handlungsstränge und Situationen, der Leser wird mit der ersten Hälfte des Buches zwar alle Unterscheide zwischen der Abwehr und sonstigen Organisationen im dritten Reich kennen lernen, aber dazu könnte man auch ein Geschichtsbuch lesen, dort wären die Fakten wahrscheinlich noch besser strukturiert.
Da von Vornherein erklärt wurde, dass dieser Roman ein Gedankenexperiment beinhaltet, ist die Teilweise unrealistische Handlungsabfolge zu verschmerzen. Obwohl der Roman Stimmig war, durch sicher recherchierte Fakten, wie zum Beispiel die Essgewohnheiten Hitlers, oder der Offiziere, oder auch Himmlers autodidaktisch erlernter Okkultismus, hätte er sich noch mehr mit der Sprache des dritten reiches beschäftigen könne, denn darin waren Wörter meisten s der Naturwissenschaft entlehnt. Beispiel.

Der Autor hat es zwei unterschiedliche Erzählweisen wunderbar gemeistert, denn einerseits erzählt er die Geschichte aus der Ich-Perspektive des jungen Philosophieprofessors, auf der anderen Seite kann dieser nicht immer dabei sein, wenn in den hinteren Büros im deutschen Reich und in den Bunkern geheime Besprechungen stattfinden. Dort schaltet er dann um auf eine Reflektorfigur, die es ermöglicht Handlungsabschnitte ohne Anwesenheit des Protagonisten in den Roman einzubauen.

Dieses Buch fällt unter die was wäre wenn Kategorie und zeigt uns allen, wie knapp Europa der Katastrophe noch entrann. Nicht auszudenken, was aus Deutschland und der Welt geworden wäre, wenn ein syphilistischer Irrer Die Weltherrschaft an sich gerissen hätte.
Schade, dass es so ein Wirrwarr geworden ist, denn dieser Stoff hat Potential. Aber ein Paar philosophische Gedankenspielereien reißen auch einen technisch weniger guten Roman nicht wieder nach oben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2014
Anne Frank Tagebuch
Frank, Anne

Anne Frank Tagebuch


sehr gut

Welcher Schurke traut sich wohl das Tagebuch eines kleinen Mädchens zu lesen? Aber nun bitte zur Sache mit mehr Ernst!

Anne Franks tagebuch ist nun schon eine feste Redewendung wenn es um die Dokumentation der Leiden der niederländischen Bevölkerung geht. Noch spezifischer, dem psychischen Druck, dem die Juden zur Zeit des Nationalsozialismus ausgesetzt waren. Es ist ein kleines Fenster, in eine Welt, die heute verlroen und unbegreiflich wäre.

Anne Frank führte vom 12.06.1942 bis zum 01.08.1944 ein Tagebuch. Das erstaunliche: Darin sind die verbrechen der Nazis selten offen geschildert, eigentlich fühlt es sich wie jedes andere Tagebuch an. Bis wieder ein Moment kommt an dem eine Dissonanz wie das Verbot für alle die wohnung zu verlassen, ins Gedächtnis ruft: Sie sind gefangen, eigentlich menschenünwürdig, in einem Versteck und müssen sich vor anderen Verbergen. Dabei nicht nur vor Nazis, sie waren zwar nicht gerne gesehen in der Bevölkerung aber Kollaborateure gab es.

Eigentlich lebt sie das Leben eines ganz normalen Mädchens. Trotzdem ließt sich dieses Buch schon sehr bedrückend, und das ist ob Beabsichtig toder nicht ein literarisch hochwertiges Sinnbild. Denn Die meiste Zeit ist auch das Leben der Franks in Ordnung, aber manchmal, gräbt sich der Terror Europas wieder herab, in die Leben der Menschen, wo 5 mInuten vorher noch alles normal war. Die ständige Angst, die alle Beteiligten zu lähmen und zu reizen scheint, denn zu jeder Zeit könnte ja das Ende in Form von Nazis nahen, ist es die der Leser spürt, und dann nur manchmal bemerkt, wenn er weider eine Situation erkennt, die seine Augen öffnet.

Ein wichtiges Dokument der Geschichte. Nicht der Kreigsgeschichte, sondern der Geschite des Terrors.

Bewertung vom 18.04.2014
Eine unbeliebte Frau / Oliver von Bodenstein Bd.1
Neuhaus, Nele

Eine unbeliebte Frau / Oliver von Bodenstein Bd.1


gut

Wenigstens geht es Kommissarin Pia Kirchhoff nach ihrer Trennung von ihrem Ehemann Henning wieder gut. Die Geschichte, die sich im hessischen Taunus abspielt ist alles andere als frei von Klischees die so oft und so schwer lasten auf der Sparte dieser Literatur, und damit auch auf den Charakteren, der Handlung und letztendlich dem Leser.

Konkret: Zwei harte Hunde wie Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein ermitteln in ihrem Fall um den toten Oberstaatsanwalt Joachim Hardenbach, dabei beleidigen sie allerhand Dilettanten und Möpse, oder vielleicht auch Medienfuzzis. Der ein oder andere eindimensionale Charakter ist auch dabei, zum Beispiel eine hessische Oma, diese hält allerding nichts vom zweiten Subjekt, und lässt das auch alle wissen.
Dazu verstrickt sich dann auch noch der Tierarzt, Dr. Kersten, der zufällig auf in der Pferdeklinik arbeitet, in der Bodenstein vor 20 Jahren sein letztes Pferd geritten hat. Dessen Frau war übrigens das zweite Subjekt. Er steht also unter Verdacht, was für ein Glück, dass Bodenstein auch noch alle anderen von der Pferdeklinik aus seiner eigenen Vergangenheit kennt.

Ein interessantes Stilmittel der Autorin fiel leider auf, sie arbeitete mit Markennamen um Gefühlswelten, und Assoziationen zu erzeugen, das funktioniert einwandfrei, und es ist natürlich so viel leichter sich gewisser Gefühlswelten zu bedienen, aber warum kann sie das nötig haben?

Schade eigentlich, Nele Neuhaus schreibt spannend und überaus griffige Formulierungen scheinen ihr gerade so einzufallen. Dennoch sind die privaten Geschichten hinter den Personen, die eine Persönlichkeit bekommen, weitaus interessanter als der hundert Mal schon beschriebene Kriminalfälle. Ein wenig konstruktive Kritik an dieser Stelle: Es wäre eine Freude von Nele Neuhaus ein Buch zu lesen, dass ihre eigene Weltanschauung oder ihre Erfahrungen in eine Geschichte verpackt, das würde sicher sehr lesenswert werden! Ihr Stil lässt nämlich keinen zweifel daran, dass sie zu mehr Fähig ist, als zu Kriminalromanen. Das was sie jetzt schon schreibt ist nicht schlecht, war nur schon zu oft zu eintönig. Für ein kurzes Lesevergnügen aber annehmbar.

Der Wunsch, der sich daraus ergibt: Mehr von Nele Neuhaus, aber Neues bitte!

14 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2014
Die Verwandlung
Kafka, Franz

Die Verwandlung


ausgezeichnet

Wenige erste Sätze schaffen es, etwas so sehr in dieses Werk hineinziehendes zu schaffen wie diese ausgetüftelte, nur durch Wortpositionierung erzeugte, Spannung. Zyniker unterstellen hier sicher oft, wenige mehr haben ihn gelesen. Beinahe hätte es Franz Kafkas kleine Novelle den gar ausgemacht, da er so beharrlich verneinte sein Werk zu kürzen. Lange stritten sich Autor und Verleger, bis doch einer von Ihnen diese Veröffentlichte. Das war dann in der Zeitschrift: Die weißen Blätter, im Oktoberheft des Jahres 1914. Zu lange her um etwas anderes mehr zu sein als ein Werk von generalistischer Wirkung, blieb es dann auch genau das. Da der Kontext über hundert Jahre sich extrem änderte, bleiben eben nur noch die allgemeinen Anschauungen Kafkas darin für den Modernen Leser erkennbar.

Die Hauptfigur dieser Novelle ist Gregor Samsa, der als Handelsvertreter arbeitet, und eines Morgens war er in ein Insekt verwandelt. Weile r verschlafen hat, erscheint auch schon sein Arbeitgeber und die besorgten Eltern. Er will partout die Zimmertüre nich öffne, und sonst ist auch nicht viele von ihm ausgegangen. Verständlich, wenn man den Schock bedenkt in ein Insekt verwandelt worden zu sein. Genauso verhält er sich dann auch, immer mehr gehen ihm die Menschlichen Eigenheiten abhanden, und er wird mehr und mehr zu dem Käfer der er bereits ist. Und immer weniger wert wird auch seinen ehemalige Persönlichkeit in der Familie. Nach seinem Ende wird er auch nur wie eine Kakerlake hinweggefegt, und die Familie konzentriert sich nun mehr auf seine Schwester.

Was kann Kafka damit eigentlich sagen wollen? Er kreidet ganz sicher etwas an. Und es ist nicht schwer herauszufinden was. Wie ist denn der Junge nun? Ein Arbeitsloser, und einen finanzielle Belastung. Und durch seinen Zustand verdient er besondere Fürsorge. Oder ist es gleich gesellschaftlich gemeint, und es sind die Minderheiten? Es muss nicht unbedingt an seinen Vaterproblemen liegen, oder an der Zugehörigkeit zu einer Minderheit, vielleicht war er einfach nur so ein Spinner, wie es tausendmal vorkommt?

Die Tierfabel ist althergebracht, aber noch gut. Wie kann man denn einen Menschen symbolisieren? Wohl am besten durch ein Tier, das ihm gleichkommt. So muss eben das Insekt herhalten. Stilistisch überzeugt Kafka eher durch die ausgeklügelten und präzisen Wirksätze in seinem Werk. Wortfiguren wie und sonstige rhetorische Verspieltheiten finden sich nur selten darin. Deshalb soll hier eigegangen sein, auf die wirre wissenschaftliche und zugleich sehr akribische Sprache. Er korrigierte oft jedes Detail mehrmals und das Ergebnis ist eine Novelle von monumentaler Sprachmacht.

Ein Applaus für Franz Kafka, der es geschafft hat, sie nicht nach Goethe klingen zu lassen, sondern nach einer modernen und erschreckend faszinierenden Novelle. Damit in Verbindung ist eine weitere Eigenheit Franz Kafkas. Er ist so vielfältig interpretierbar, und das wurde dann durchgeführt.

Wir können froh sein, dass er sich entscheid sich der Literatur zu widmen, wenn er nicht geschrieben hätte, fehlte ganz sicher in der Galerie der Großen.