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goldtime
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München

Bewertungen

Insgesamt 63 Bewertungen
Bewertung vom 17.12.2014
In der Liebe und beim Bügeln ist alles erlaubt
Zett, Sabine

In der Liebe und beim Bügeln ist alles erlaubt


ausgezeichnet

Mr. Right - oder doch eher Mr. Wrong?

Victoria ist Ende 30, erfolgreiche Bänkerin mit einer schicken Wohnung und einer äußerst lebensklugen polnischen Haushälterin namens Frau Iwanska. Sie nimmt Vicky nicht nur das ungeliebte Bügeln ab - sie erteilt ihr Rat in allen Lebenslagen, frei nach dem Motto: "In der Liebe und beim Bigeln sind alle Tricks erlaubt!"
Doch Vickys Liebesleben ist äußerst kompliziert: nach einer Trennung ist sie schon lange Single, und alle Männer, die sich seitdem für sie interessierten, scheinen einen "kompletten Dachschaden" zu haben - oder schwul zu sein.
Doch dann trifft Vicky bei einem Klassentreffen ihren Jugendschwarm, den atemberaubenden Michael wieder - und eine märchenhafte Romanze beginnt... doch stimmt wirklich alles, was der holde Märchenprinz beteuert?
Auf Vicky wartet eine emotionale Achterbahn, durch die sie Frau Iwanska mit flotten Sprüchen coacht!

Sabine Zett, geb. 1967, arbeitete bis zur Geburt ihrer Kinder als Journalistin. Seit einigen Jahren schreibt sie an der Bestseller- Jugendbuchserie "Hugo": darin erzählt sie auf originelle, freche und lustige Weise Geschichten rund um einen Jungen, dem die Familie, die Mädchen und die Schule das Leben schwer machen.
Das vorliegende Buch ist der zweite Roman, den Sabine Zett für Erwachsene schreibt. In dem ihr eigenen locker- flockigen Erzählstil schildert sie den Alltag einer modernen Frau mittleren Alters, ihre Erfolge im Beruf, aber auch ihre Sorgen in der Liebe.

Das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht, denn es gibt unglaublich viele witzige Szenen, filmreife Auftritte, überraschende Wendungen - und jede Menge flotte Sprüche. Viele der Haupt- und Nebenfiguren sind mir richtig ans Herz gewachsen, so dass ich mich schon jetzt auf eine Fortsetzung der Story freue!

Fazit: eine spritzige, locker- leichte Romance - mit Glücksgarantie!

Bewertung vom 12.12.2014
Mythos oder Medizin
Berres, Irene;Merlot, Julia

Mythos oder Medizin


ausgezeichnet

Spinnweben und Stinkesocken

Wer kennt sie nicht - die schlauen Tipps von Müttern, Großmüttern, Stammtischbrüdern und Ehemännern zu allen möglichen Gesundheitsfragen?? - Was tun, wenn die Nase trieft, wenn Ohren und Hals schmerzen, wenn die Muskeln verkatert sind, der Magen rebelliert, der Mückenstich plagt? Was ist dran an Zwiebelpackungen, rohen Steaks, Cola und Salzbrezeln? Soll man niesen und alle Umstehenden anstecken - oder lieber nicht, doch dafür platzt dann das eigene Trommelfell?
Diese und zahlreiche weitere Fragen rund um unsere Alltagskrankheiten werden in diesem Buch genauestens unter die Lupe genommen. Auf unterhaltsame Weise erfahren wir, ob das ewige Spucken der Fußballspieler Sinn macht, ob eine Spinnenfarm eine lohnenswerte Geschäftsidee wäre, und ob die Mikrowelle Vitamine killt...

Irene Berres, ausgewiesene "Besserwisserin", und Julia Merlot, überzeugter "Nerd", arbeiten beide bei der SPIEGEL- Online- Redaktion. Sie haben sich auf die Spürsuche gemacht und interviewen seit einiger Zeit alle erdenklichen Experten, um Gesundheitsfragen ihrer Blogleser zu beantworten. Aus dieser Arbeit ist das vorliegende Buch entstanden - dem hoffenlich noch einige weitere Bände folgen werden!

Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht - die ganze Familie schaltete sich ein in die Diskussionen um Wahrheit oder Mythos. Einige Rosskuren gegen Erkältung, Durchfall und Co. werden demontiert, andere absurde Tipps dagegen erhalten endlich die Bedeutung, die ihnen zusteht.

Fazit: ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle, die sich für Gesundheitsfragen, Omas Hausmittelchen und medizinische Fakten interessieren - 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.12.2014
Ein so junger Hund
Modiano, Patrick

Ein so junger Hund


ausgezeichnet

Paris, im Jahr 1964: ein junger Student lernt einen alternden Fotografen kennen, der ihn als Archivar einstellt. Immer tiefer taucht der junge Mann in die abenteuerliche Lebensgeschichte des älteren Mannes ein: dessen Fotographien erzählen Geschichten, die mit Kindheitserinnerungen des jüngeren Mannes verschmelzen, bis dieser glaubt, einige der Fotografierten tatsächlich bereits gekannt zu haben.

Viele Jahre später erinnert er sich erneut an den Fotografen, der damals aus seinem Leben verschwand. Was an ihrer beider Geschichte war tatsächlich geschehen, was war Fantasie? Der Erzähler konstruiert seine Erinnerungen anhand der damals akribisch archivierten Fotos und der genauen Ortsangaben dazu. Dennoch verschwimmen Vergangenheit und Gegenwart - was diesem kleinen Buch einen besonderen Zauber verleiht. Immer wieder tauchen "Zeit- Doppelgänger" auf: Menschen verschiedener Epochen ähneln einander, Geschichten gleichen sich - und der Erzähler und sein "Objekt" verschmelzen immer mehr.


Patrick Modiano, geb. 1945, schreibt seit 1968 - für ihn kam nie ein anderer Beruf in Frage... 2014 wurde er mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.

Als ich dieses kleine, wunderschön eingebundene Büchlein in die Hand nahm, erwartete ich eine interessante Biographie vor der malerischen Kulisse von Paris. Doch schnell war ich verwirrt und geriet ins Grübeln. Sucht hier ein Dementer nach Bruchstücken aus seiner Vergangenheit - oder denken wir alle so? Was bedeutet es nach vielen Jahren noch, wie die Dinge wirklich waren? Was bleibt von bedeutsamen Begegnungen und Erlebnissen?

Immer wieder musste ich an Platos Höhlengleichnis denken: wir sehen nicht die Realität, nur ihre Abbilder in Form von Schatten an der Felswand.

Es ist ein rätselhaftes, poetisches Buch, das die Gesetze der Zeit zu überwinden scheint.
5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die sich für Philosophie und Poesie begeistern.

Bewertung vom 01.12.2014
Die Wahrscheinlichkeit des Glücks
Klönne, Gisa

Die Wahrscheinlichkeit des Glücks


ausgezeichnet

Das Geheimnis des roten Tuchs

Frieda ist Astrophysikerin – sie denkt sehr rational, aber sie verfolgt auch einen großen Traum: eine zweite Erde im Weltall zu finden. Ihr wohlgeordnetes Leben wird abrupt durcheinandergewürfelt, als ihre Tochter Aline vor ein Auto läuft und schwer verunglückt – und das unmittelbar nach ihrem ersten großen Erfolg als Balletttänzerin. Zuletzt hatte Aline die alte Spanschachtel ihrer Großmutter Henny geöffnet, worin sich ein rotes, zerschnittenes, kunstvoll besticktes Kopftuch befand.

Frieda versucht, das Rätsel des roten Kopftuchs zu lösen. Sie spürt, dass nur so ihre Tochter wieder gesund werden kann. Dazu muss sie sich mit alten Familiengeheimnissen auseinandersetzen. Ihre Mutter Henny, die an einer Demenz leidet, kann sich nur bruchstückhaft erinnern: an Siebenbürgen, ihre Heimat, an ihre Inhaftierung, an eine schwere Erkrankung – und an zwei Männer. Einen Mann scheint sie geliebt zu haben – vor dem anderen hat sie noch heute panische Angst. Doch wer von beiden wurde ihr späterer Ehemann, Friedas geliebter Vater?

Auf der Reise in ihre Vergangenheit trifft Frieda auf Arno, der die Urne seines Vaters im Bücherregal herumstehen hat und sich weigert, die Asche nach Siebenbürgen zu bringen – obwohl dies der letzte Wille seines „alten Herrn“ war. Auch seine Familie hat düstere Geheimnisse und ist mit Friedas Familie verstrickt. Beide müssen alte Überzeugungen und Denkmuster überwinden, um das Rätsel ihrer Herkunft zu lösen – und neue Lebenspläne zu schmieden…

Gisa Klönne, geb. 1964, studierte u.a. Politikwissenschaften, Germanistik und Anglistik. Sie arbeitete als Redakteurin und schrieb Artikel für verschiedene Zeitungen, darunter die „Emma“, außerdem war sie Chefredakteurin eines Umweltmagazins. Seit 2005 veröffentlichte sie mehrere Krimis und erhielt 2009 den Friedrich- Glauser- Preis. Seit ein paar Jahren schreibt sie Familiengeschichten mit historisch- politischem Hintergrund. Gisa Klönne lebt als Schriftstellerin in Köln und singt in einer Band, bestehend aus Krimi-AutorInnen.

Dieses Buch hat mir sehr gut gefallen, da es sehr viele interessante Aspekte beinhaltete: zunächst die historische Ebene, bei der mir die Geschichte Siebenbürgens zum ersten Mal plastisch nahegebracht wurde. Dann die Ebene der verschiedenen Personen: der rational denkenden Frieda – die sich im Verlauf des Romans stark weiterentwickelt - und den eher emotionalen Menschen Arno, Aline und Henny. Außerdem die Suche der verschiedenen Charaktere nach ihrem persönlichen Glück, das von Wahrscheinlichkeiten und Zufällen bestimmt wird. Für Frieda steht am Anfang die Suche nach einem fernen Exoplaneten an erster Stelle - bis sie nach und nach erkennt, dass das Glück manchmal zum Greifen nahe liegt...

Der Erzählstil von Gisa Klönne ist leicht lesbar, flüssig, auch wenn tiefe Themen auftauchen. Sie verwendet viele poetische, manchmal geradezu verwegene Bilder, die für mich ein ganz besonderes Lesevergnügen sind.

5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für alle, die sich für wenig bekannte historische Fakten interessieren – und für außergewöhnliche Charaktere.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2014
Schwarzbuch Markenfirmen
Werner-Lobo, Klaus;Weiß, Hans

Schwarzbuch Markenfirmen


ausgezeichnet

"Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf"

Billiglohnländer – Ausbeutung – Kinderarbeit - all diese Schlagworte fielen mir im Zusammenhang mit dem Begriff „Markenfirmen“ ein.
Was steckt hinter dem Glamour der Modewelt, den billigen Preisen, den gigantischen Gewinnen der großen Unternehmen?
Im „Schwarzbuch Markenfirmen“ der beiden Autoren Klaus Werner-Lobo (Autor und Gemeinderat in Wien) und Hans Weiss (freier Journalist und Buchautor) werden folgende Themen behandelt:
- Die Verflechtung von Weltkonzernen, Banken, Politik und Gesetzgebung – und die gravierenden Folgen für Menschen, Umwelt und politische Systeme;
- Wie Großkonzerne und Steueroasen die wirtschaftliche Struktur vieler Länder negativ beeinflussen;
- Wie bei Kleidung, Lebensmitteln, Elektronik und Medikamenten skrupellos mit der Gesundheit von ArbeiterInnen und KonsumentInnen gespielt wird;
- Was wir ganz konkret tun können, um diesen enormen Apparat zu beeinflussen – und dass es nicht umsonst ist!
Ohne dass ich besonderes politisches Hintergrundwissen hatte, wagte ich mich an das „Schwarzbuch Markenfirmen“ heran – und war von Anfang an positiv überrascht. Die komplizierten Zusammenhänge werden leicht lesbar und gut nachvollziehbar erklärt. Ich habe viel dazugelernt, auch über das Reizthema TTIP, das zur Zeit durch die Presse geht.
In jedem Kapitel wird ein Missstand genauer beleuchtet – und immer folgen Tipps, was wir als VerbraucherInnen dagegen tun können. Einige davon konnte ich sofort beim nächsten Einkauf umsetzen. Für mich der beste Tipp: am besten gar nichts kaufen! Da das nicht immer geht, sind viele Hinweise, wie man wirklich ökologische oder fair-trade-Produkte finden kann – denn nicht immer ist“ öko“ oder „fair“ drin, wenn’s draufsteht.
Dabei bleiben die Autoren angenehm sachlich und muntern auf, mitzumachen – anstatt mit der moralischen Keule zu wedeln.
Von mir 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung für alle, die kritisch denken und bewusster/ weniger konsumieren möchten.

Bewertung vom 13.11.2014
Stachlige Persönlichkeiten
Berger, Jörg

Stachlige Persönlichkeiten


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht – die Menschen, die uns nerven, stundenlang beschäftigen, in unseren Alpträumen verfolgen? Die typischen Energieräuber, Blender, Einschüchterer und Vermeider??

Was tun, wenn sie einen nicht mehr loslassen, wenn wir gestresst sind und den Kontakt am liebsten für immer abbrechen würden?

Der Diplom-Psychologe und Psychotherapeut Jörg Berger beschäftigt sich beruflich seit über 15 Jahren mit „schwierigen“ Menschen – und mit denen, die unter ihnen leiden. Er achtet dabei auf problematische Verhaltensmuster, aber auch auf positive Eigenschaften und Stärken dieser Personen, sowie auf deren Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Er macht den Angehörigen Mut, sich mit Freundlichkeit und Selbstvertrauen an die „stachligen Persönlichkeiten“ heranzuwagen – und ihnen mit Geduld und Konsequenz ein positives Alternativverhalten beizubringen.

Sieben verschiedenen Typen werden ausführlich beschrieben, ebenso ihre Stärken und die Entstehungsgeschichte ihres „schwierigen“ Verhaltens. So entsteht Verständnis, wo zuvor Stress und Ärger waren. Weitere kombinierte Typen werden aufgezeigt, so dass der Leser erkennt, dass Stress, Vernachlässigung, falsches Lernen in der Kindheit und verstärkende Folgen in der Gegenwart die Ursachen sind. Wichtig ist, trotz Verständnis das problematische Verhalten nicht hinzunehmen, sondern aktiv und selbstbewusst dagegen zu steuern, ohne dem Gegenüber die Würde zu nehmen.

Mir hat dieser kompakte, humorvolle und leicht verständliche Ratgeber sehr gut gefallen. Auch kompliziertere psychologische Zusammenhänge werden leicht nachvollziehbar erklärt, wertvolle Tipps werden gegeben, die man sofort in die Tat umsetzen kann.

Von mir gibt es 5 von 5 Sternen für dieses lebenspraktische Buch!

Bewertung vom 21.10.2014
Meine Schwester, die Hummelkönigin (eBook, ePUB)
Zannini, Patrizia

Meine Schwester, die Hummelkönigin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Eine Heimkehr, ein Neubeginn - und ein Wunder

Ally ist Ende 20, als ihre Mutter plötzlich stirbt. Vor 10 Jahren hat Ally nach einem heftigen Streit fluchtartig ihr Zuhause auf der kleinen, idyllischen „Bear Isle“ in Maine verlassen. Sie baut sich ein eigenständiges Leben in L.A. auf, arbeitet als Journalistin und lernt den interessanten Single Stan kennen. Nur widerwillig kehrt sie nach Bear Isle zurück, um ihre Mutter zu beerdigen, und um sich um ihre ältere Schwester Emma zu kümmern.
Emma ist „anders“ als andere junge Frauen: sie kann sich nicht in andere Menschen hineinversetzen, Gefühle sind ihr fremd – und doch verfügt sie über unglaubliche Talente. Alle Arbeiten erledigt sie akribisch, sie sieht, hört und schmeckt viel mehr als andere, sie hat einen ganz besonderen Draht zu manchen Tieren – besonders zu Hummeln. Ihr Zimmer ist voller selbstgebastelter kleiner Hummeln, und Emma kann deren Summen perfekt imitieren, womit sie Ally eines Tages das Leben rettet. Plötzlich bekommt Ally Respekt vor ihrer „seltsamen“ Schwester, erkennt deren Fähigkeiten, und beginnt sie zu unterstützen. Ally findet in Nachbarn und früheren Freunden Weggefährten, und immer mehr verbindet sie wieder mit ihrer alten Heimat – aber wo ist tatsächlich ihr Platz?
Die Autorin Patrizia Zannini, geb. 1965, arbeitet als Werbetexterin, Fotografin und Autorin, schrieb bereits mehrere Bücher und lebt in Stuttgart. Ihr erster Roman „Malocchio“ erschien 2012.
Mir hat dieses Buch vom „Feelinge - emotional e-book-Verlag“ sehr gut gefallen, weil es eine ganz besondere Liebe beschreibt: die Liebe zweier Schwestern zueinander, die trotz großer Unterschiede und Hürden viele Krisen überlebt.
Doch in diesem Roman geht es auch um eine Selbstfindung: durch die Aussöhnung mit ihrer Vergangenheit findet Ally für sich heraus, wo sie steht, was ihr wirklich wichtig ist – und welchen Menschen sie vertrauen kann. Natürlich darf in einem gefühlvollen Roman auch die Suche nach der großen Liebe nicht fehlen – da müssen sich so einige potentielle Märchenprinzen genau unter die Lupe nehmen lassen…!
Fazit: ein gelungener, lesenswerter, lehrreicher Roman, der uns zeigt, dass Liebe sich auf vielfältige Weise zeigen kann, und nicht immer das ist, was sie zu sein scheint.
Wohlverdiente 5 von 5 Sternen!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2014
Die wundersame Beförderung
Swarup, Vikas

Die wundersame Beförderung


ausgezeichnet

Die junge Inderin Sapna arbeitet als Verkäuferin in einem Elektrosupermarkt. Da ihr Vater verstorben ist, muss sie als älteste Tochter für ihre Mutter und ihre leichtlebige Schwester sorgen.

Als sie eines Tages im Tempel ihre Lieblingsstatue besucht, spricht ein geheimnisvoller älterer Herr sie an: es handelt sich um Vinay Mohan Acharya, den Leiter des größten indischen Multikonzerns, bekannt aus den Medien und geehrt für seine sozial verträglichen Geschäftspraktiken. Er macht der völlig überraschten Sapna ein wirklich „wundersames“ Angebot: nach sieben bestandenen „Prüfungen“ soll sie seine Nachfolgerin werden! Genaueres verrät er nicht, bietet ihr jedoch 100.000 Rupien, wenn sie einwilligt. Zunächst lehnt Sapna ab – doch als die finanzielle Lage ihrer Familie immer prekärer wird, ändert sie ihre Meinung und lässt sich auf das größte Abenteuer ihres bisherigen Lebens ein.

Es folgen sieben Episoden voller Dramatik, politischer und sozialer Skandale, in der die Zustände in Indien und die schillernde Welt Bollywoods kritisch unter die Lupe genommen werden. In jeder Episode wird Sapna in schwierige Situationen geworfen, in denen sie wichtige Dinge lernt – über sich selbst und über die Kunst, mit Verantwortung und Krisen umzugehen.
Bis zum Ende erlebt der Leser so einige Überraschungen…

Der indische Bestsellerautor Vikas Swarup, geb. 1963, ist eigentlich Generalkonsul im diplomatischen Dienst Indiens von Beruf. Mit seinem Roman „Rupien, Rupien“, verfilmt unter dem Titel „Slumdog Millionaire“, verzauberte er ein Millionenpublikum, erhielt 8 Oscars – und machte zugleich schonungslos auf die sozialen und politischen Missstände in Indien aufmerksam.

Mir hat dieser spannende, bunt schillernde Roman mit seinen vielen überraschenden Wendungen sehr gut gefallen. In jedem Abschnitt taucht man tiefer in dieses widersprüchliche Land ein und lernt viele Menschen kennen, die sehr real und plastisch beschrieben werden.
Lediglich die Verwendung etlicher indischer Begriffe ohne passendes Glossar hat meine Lesefreude etwas behindert, da ich mehrmals etwas nachgoogeln musste. Meistens lässt sich die Bedeutung aber erahnen.

Fazit: 5 von 5 Sternen – ein absolut rasantes und vielschichtiges Lesevergnügen! Ich freue mich schon auf eine Verfilmung…

Bewertung vom 05.10.2014
Duett zu Dritt
Reiber, Joachim

Duett zu Dritt


ausgezeichnet

"Duett zu dritt" - in diesem ausgefallenen, anspruchsvollen Buch wird ein merkwürdiges Phänomen unter die Lupe genommen: das der "Ménage à trois". Besonders berühmte Komponisten scheinen dafür ein Faible gehabt zu haben: von Haydn über Beethoven bis Janacek sorgten leidenschaftliche Dreiecksbeziehungen für Ruhelosigkeit, Freude, Leid, aber auch für Inspiration zu ihren größten Werken.
Während Beethoven und Brahms eher zu den stillen, geheim Liebenden zählten, lebten Wagner und Janacek ihre Leidenschaften offen und dramatisch aus. Haydn dagegen kalkulierte eine Geliebte in seinen Haushaltsplan ein wie eine Dienstkraft. Andere wie Mahler und Schumann wurden von ihrer unglücklichen Liebe in psychische Extremsituationen getrieben. In zahllosen überlieferten Briefen setzen sich die berühmten Komponisten mit ihren Gefühlen auseinander - sie finden Gehör in dem vorliegenden Buch.

Der Autor Joachim Reiber ist preisgekrönte Essayist und Chefredakteur des Magazins "Musikfreunde". Er setzt sich intuitiv und empathisch mit seinen Figuren und deren Beziehungen auseinander. Jedes Kapitel spiegelt die Persönlichkeit des jeweiligen Komponisten wider, der Autoren trifft viele Vergleiche aus dem Gebiet der Musik. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil man in jedem Kapitel die Liebe des Autors zu den einzelnen Persönlichkeiten spürte - und zu deren musikalischen Werken, die vermutlich ohne die Kraft der Liebe nie entstanden wären.

5 Sterne von 5 - und eine Leseempfehlung für alle Musikbegeisterten, die sich auch für Biographien interessieren.

Bewertung vom 04.10.2014
Die Reise des Elefantengottes
Rösler, Beate

Die Reise des Elefantengottes


ausgezeichnet

Priyanka ist Halbinderin, 39 Jahre und arbeitet als freie Übersetzerin in Berlin. Ihr Sohn ist bereits erwachsen, die Ehe mit dem vielbeschäftigten Marc kriselt, die Beziehung zu ihrer von Ängsten geplagten indischen Mutter Asha ist voller Spannungen. Da bekommt Priyanka von ihrem Ehemann ein unerwartetes Geburtstagsgeschenk: ein Flugticket nach Neu Delhi! Priyanka ist verwirrt: warum will er sie dorthin schicken, weshalb kommt er nicht mit, und wieso reagiert ihre Mutter darauf so seltsam?
Bislang glaubte Priyanka, dass der Rest ihrer indischen Familie bei einer Epidemie Ende der 60-er Jahre ums Leben kam, und dass Asha als einzige Überlebende mit dem deutschen Studenten Karl nach Deutschland mitging. Asha hielt ihre Tochter von Indien fern und sprach fast nie über ihre Vergangenheit.
Hat Asha Angst, dass Priyanka weitere Verwandte finden und ein Familiengeheimnis aufdecken könnte?
Priyanka, bisher rücksichtsvolle, selbstlose Tochter, Ehefrau und Mutter, macht sich - gemeinsam mit Ashas kleiner Statue des Elefantengottes Ganesha - auf die Reise in das ihr völlig unbekannte Land. Sie bestaunt Heiligtümer, sie gewöhnt sich an das turbulente Leben und das heiße Klima. Sie lernt viele wertvolle Menschen kennen, die ihr weiterhelfen - auf der Suche nach ihrer Herkunftsfamilie, aber auch zu sich selbst.

Beate Rösler, geb. 1968, lebte 2005/2006 selbst als Deutschlehrerin in Neu-Delhi. Sie studierte zuvor Romanische Sprachen. "Die Reise des Elefantengottes" (aufbau TB) ist ihr erster Roman.

Mir hat dieses spannende, sehr schön erzählte Buch richtig gut gefallen. Durch verschiedene Erzählebenen ist es sehr abwechslungsreich konstruiert: das Leben in Berlin, die Ehe mit Marc, seine Arbeit in seiner Musikkneipe, die Geschichte Ashas und die der Heldin Priyanka sind der eine Strang, ein weiterer entsteht in Indien, in einem Waisenhaus, das die Geschichte vieler Schicksale vereint. Zudem erfahren wir viel über die bewegte politische Geschichte Indiens und Pakistans.

Fazit: ein empfehlenswertes, wunderschönes 5-Sterne-Lesebuch für alle, die sich für exotische Kulissen und interessante Frauenschicksale begeistern können!

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