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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Herbert Huber
Wohnort: 
Wasserburg am Inn

Bewertungen

Insgesamt 231 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
The House of the Arrow
Mason, A. E. W.

The House of the Arrow


sehr gut

Nach der Initialepisode in England spielt der Krimi durchweg in Dijon, Frankreich. Boris Waberski reklamiert Mord und James Forbisher aus England und Hanaud von der Surete in Paris ermitteln. Der Plot ist verwickelt und als ich nach der Hälfte des Romans meinte, so das war's, hatte ich mich schon wieder getäuscht. Allerdings wäre ein Zimmerplan der Maison Grenelle hilfreich gewesen. Ich blickte im Zimmergewirr nicht immer durch.
Hanaud scheint mir ein Poirot-Vorläufer zu sein, dann wäre Forbisher sein Hastings. Also alle Christie-Fans (und nicht nur die): unbedingt lesen.

Bewertung vom 24.10.2023
Trent's Last Case
Bentley, E. C.

Trent's Last Case


sehr gut

Der Mord an Manderson wird durch den schlauen Detektiv Philip Trent in den Fussstapfen von Sherlock Holmes aufgeklärt und der Roman hat noch viele Seiten. Trent verknallt sich in Mabel Manderson und der Roman nimmt nochmals Fahrt auf, als sich herausstellt, dass Trent falsch gelegen ist. Also doch kein Sherlock Holmes.
Mit vielen überraschenden Wendungen und einigen Längen wird das Geschehen in der Mordnacht geklärt. Wird es das?

Bewertung vom 05.10.2023
A Summons to Memphis
Taylor, Peter

A Summons to Memphis


ausgezeichnet

In "A Summons to Memphis" beschreibt Peter Taylor komplexe Familienverhältnisse in Tennessee im frühen 20.Jhdt. Der Erzähler Philipp Carver entflieht nach New York, wird aber immer wieder zurück nach Memphis gezogen. Der Roman beschreibt auch wie sich vier Töchter und Söhne gegenüber ihren dominanten Vater bewähren und thematisiert die Kluft zwischen Tradition und Modernisierung, zwischen Land und Stadt und Großstadt.
All das können die Leser auch auf ihre Verhältnisse übertragen. Ich jedenfalls konnte es.
Taylor mäandert in Thomas Bernhard Manier und springt zuweilen zeitlich wirr durcheinander bis allmählich das gewünschte Bild entsteht.

Bewertung vom 09.09.2023
White Teeth
Smith, Zadie

White Teeth


gut

„White Teeth“ hinterläßt bei mir zwiespältige Eindrücke. In Zadie Smiths Erstlingsroman stehen Einwanderfamilien aus Jamaika und Bangladesch im turbulenten London im Mittelpunkt.
In etlichen Zeitsprüngen werden ihre Verwicklungen im 20. Jahrhundert schlaglichtartig beleuchtet. Die vollziehen sich humorvoll bis absurd. Wie bei Thomas Pynchon, David Foster Wallace, u.a. ufert die Handlung aus, obskure Gruppen (KEVIN, islamischer Terror, und FATE, Einsatz für Tierrechte) greifen ein.
Viele der Charaktere werden von Religionen aller Art beherrscht.
Bezogen auf „White Teeth“ prägte der Literaturkritiker James Wood den Begriff „hysterical realism“. „White Teeth“ quillt davon über.
Doch irgendwann im vierten Abschnitt (Schwerpunkt Magid, Millat und Marcus) verlor ich den Faden, sah nicht wohin alles führt: tut es vielleicht auch nicht, deshalb: hysterischer Realismus.
Streckenweise amüsant, aber in Zukunft ohne mich.

Bewertung vom 19.08.2023
The Complete Stories of Sherlock Holmes
Doyle, Sir Arthur Conan

The Complete Stories of Sherlock Holmes


sehr gut

Ich beziehe mich auf die gebundene Ausgabe von "The Complete Stories of Sherlock Holmes" in der Wordsworth Library Collection, 1408 Seiten. Sie enthält, soweit ich das beurteilen kann, alle Romane und Erzählungen um Sherlock Holmes.
Bei soviel Lesestoff ist es kaum verwunderlich, dass die Qualität der Romane und Stories schwankt. Die zweiteiligen Romane „A Study in Scarlet“ und „The Valley of Fear“ sind hervorragend, ebenso einige der Kurzgeschichten. Aber: alle sind gut lesbar, manche mit etwas herbeigeholtem Plot.
Über ein halbes Jahr hat mich die Lektüre begleitet und trotzdem man etwas zuviel nicht direkt am Geschehen, sondern nur indirekt durch den Bericht von Holmes, Watson oder der jeweiligen Auftraggeber erfährt, ist alles unterhaltsam und nie (bei 1408 Seiten!) langatmig. Dafür sorgt schon Holmes, wenn er seinen Kumpanen anfährt: „Cut out the poetry, Watson“. Unterm Strich hatte ich Mitleid mit dem treuen Berichterstatter Watson auf Kosten des stets weit vorausdenkenden Holmes.

Bewertung vom 31.05.2023
A Sicilian Romance
Radcliffe, Ann

A Sicilian Romance


sehr gut

In diesem Schauerroman verliebt sich Julia Mazzini Knall auf Fall in Graf Hippolitus. Ihr Vater hat jedoch den Herzog de Luovo als ihren Gatten vorgesehen. Die Handlung kreist darum: können Marquis Ferdinand (der Vater) und der Herzog Julia zur Heirat zwingen? Dafür muss sie erstmal erwischt werden.
Es beginnt eine turbulente Verfolgungsjagd durch Sizilien und das angrenzende Italien, durch uneinnehmbare Schlösser, schaurige Burgruinen und abgeschiedene Klöster.
Julia (und andere) fallen reihenweise in Ohnmacht.
Einige zweifelhafte Charaktere (um es milde auszudrücken) tummeln sich im Roman, beispielsweise der Vater. Der grausame Marquis hat charakterlich entgegengesetzte Kinder und eine liebevolle erste Frau, von der man sich fragt: Wie konnte Louisa diesen Mann heiraten?
Der hinterhältigste und unberechenbarste aber ist Abt Abate. Mehrfach versichert er Julia, dass sie nichts zu befürchten hätte. Dann jedoch verknüpft er es an die Bedingung, dass Julia den Schleier nehmen müsse. Ein Euphemismus für: den Rest ihres Lebens kann Julia abschreiben.
Der Grusel entsteht durch zahlreiche geheime, offen zugängliche und verbotene Türen und die Zeichen (Licht, Gestöhne, Schreie) aus einem unbewohnten Teil des Schlosses der Mazzini. Damit gibt es am Ende einen besonderen Twist.
Ann Ward Radcliffe beschreibt alles wunderbar. Über die vielen Zufälle im Plot und einige, die Handlung aufhaltende Gedichte kann man hinweglesen.
Ich jedenfalls war von diesem Schauerroman begeistert.

Bewertung vom 24.05.2023
Pride and Prejudice/Stolz und Vorurteil, englische Ausgabe
Austen, Jane

Pride and Prejudice/Stolz und Vorurteil, englische Ausgabe


ausgezeichnet

Pride and Prejudice handelt oberflächlich gelesen davon wie Mrs Bennet versucht ihre fünf Töchter unter die Haube zu bringen. Gerade bei der im Mittelpunkt des Romans stehenden Elizabeth gelingt ihr das nicht. Elizabeth trifft zwar den wohlhabenden Fitzwilliam Darcy, aber ihre Vorurteile (er steht Klassen über ihr) und sein (vermeintlicher) Stolz stehen einer Verbindung im Wege.
Freilich steckt hinter den zahlreichen Tändeleien, Anbahnungen und Beziehungen mehr als in einer Romanze.
Ohne es zu kommentieren wird Austen nicht müde die lebensdurchdringenden und -bestimmenden Formalien der sozialen und monetären Klassen im England des frühen 19. Jhdts. zu betonen. Das wird in zahlreiche witzige Dialoge und komische Situationen verpackt. Nur ein kleines Beispiel: Die Vertreterin der nobelsten Klasse des Romans Lady Catherine de Bourgh urteilt gegenüber Mrs Bennet über deren Anwesen: ein sehr kleiner Park. Diese kontert: aber größer als der von Sir William Luca.
Elizabeth ist im Laufe des Romans fähig ihre Vorurteile zu überwinden. Fitzwilliam gibt sich weniger dünkelhaft und stellt sich gegen seine Tante Lady Catherine. Beide erweisen sich als selbstbestimmt ihren eigenen Weg gehend.
Das Leseverständnis steigerte ein parallel gelesener Essay über die Klassenverhältnisse im damaligen England.
Das Lesevergnügen steigerte die mitlaufende Lesung von Alison Larkin. Wenige leerlaufende Dialoge & Situationen mindern den ausgezeichneten Eindruck kaum.

Bewertung vom 07.05.2023
The Valley of Fear. Penguin English Library Edition
Conan Doyle, Arthur

The Valley of Fear. Penguin English Library Edition


ausgezeichnet

Einige Youtuber empfehlen als Einstieg bestimmte Kurzgeschichten um Sherlock Holmes von A.C. Doyle, wenn es ein Roman sein soll, wird als Einstieg The Hound of the Baskervilles empfohlen. Daran ist nichts grundlegend falsch. Allein, mich fesselten die beiden zweiteiligen Romane A Study in Scarlet und The Valley of Fear noch mehr.
Im ersten Romanteil von The Valley of Fear wird der Mord in Birlstone, England, in üblicher Holmes-Watson-Manier teilaufgeklärt. Im zweiten Romanteil wird die Vorgeschichte in den USA erzählt. Wie in A Study in Scarlet herrscht dort eine Terrororganisation. Ihre Lahmlegung erfordert äußerste Raffinesse.
Doyles vielseitige Sprache glänzt, auch mit Redewendungen wie „we'll talk till the cows come home“.
The Valley of Fear ist spannend bis zum Epilogue, in dem es Doyle gelingt, die Aufmerksamkeit auf Holmes' großen Widersacher Moriarty zu lenken. Die Leserinnen sollen bei der Stange bleiben. Das gelingt: ich werde alles von Sherlock Holmes lesen.

Bewertung vom 02.05.2023
Wind in the Rose Bush (eBook, ePUB)
Freeman, Mary E. Wilkins

Wind in the Rose Bush (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Sammelband enthält die Stories:
The Wind in the Rose Bush
The Shadows on the Wall
Luella Miller
The Southwest Chamber
The Vacant Lot
The Lost Ghost.
Ausgenommen die erste Story sind es nett geschriebene, aber „normale“ Geschichten mit erwartbarem übernatürlichen Gehalt. Eine böse Tat in der Vergangenheit wirkt bis in die Gegenwart. Ein Haus, ein Platz, eine Kammer werden heimgesucht.
Mary E. Wilkins Freeman versteht ihr Handwerk.
Die Titelstory „The Wind in the Rose Bush“ dagegen ist packend, mit unerwarteten Wendungen und Tiefgang. Sie läßt viele Deutungen zu und lohnt daher die mehrfache Lektüre. Diese Story erhält 6 Sterne, die anderen zwischen 3 und 4.

Bewertung vom 26.04.2023
The Hound of the Baskervilles. Arthur Conan Doyle (englische Ausgabe)
Doyle, Arthur Conan

The Hound of the Baskervilles. Arthur Conan Doyle (englische Ausgabe)


sehr gut

Vor Jahren habe ich „The Hound of the Baskervilles“ schon mal gelesen, doch mich nur noch schemenhaft erinnert. Das Wiederlesen machte großen Lesespass.
Neben Doyles angenehmen Schreibstil und prägnanten Charakterisierungen profitiert der Roman von mehreren verwobenen Handlungssträngen und dem Verhältnis Holmes und Dr. Watson. Holmes lobt seinen Hilfsarbeiter zwar öfters, aber nur, um das Lob gleich wieder einzuschränken. Amüsant!
Bis ziemlich zum Ende kommt hinzu, dass die Leser im Unklaren bleiben, ob nicht doch eine übernatürliche Kraft durch die Jahrhunderte die Baskervilles heimsucht. Trotz Schrecken und Horror bleibt „The Hound of the Baskervilles“ eine köstliche Kaminlektüre.
Verbreitet wird „The Hound of the Baskervilles“ als bester Sherlock-Holmes-Roman angesehen. Ich fand „A Study in Scarlet“ mindestens genauso gut. 4.4 Sterne