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Lymon

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2025
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

„Vorsehung“ heißt der Titel dieses packenden Romans, den man beim Lesen nicht aus der Hand legen möchte. Denn man wird so in den Bann gezogen und möchte unbedingt wissen, wie es den Fluggästen mit der grauenvollen Prophezeiung ihrer Todesdaten und ihrer Todesursachen weiter ergehen wird.
Das rasante Erzähltempo wird durch die steten Wechsel der zahlreichen Erzählperspektiven und Erzählformen herbeigeführt. Auf ein Kapitel in der Er-/SIe-Erzählform eines der Flugteilnehmer des verhängnisvollen Flugs folgt immer ein oder zwei Kapitel in der Ich-Erzählform aus der Perspektive der Wahrsagerin Cerry. Nach und nach werden verschiedene Rätsel gelüftet und die Motivlagen der Handlungsträger kristallisieren sich heraus. Eine Botschaft der Lektüre lautet, dass man das Leben als Geschenk wertschätzen soll und unabhängig davon, wie viel Lebenszeit einem zugemessen ist, das beste daraus machen soll.

Bewertung vom 01.04.2025
Brandi, Charlotte

Fischtage


sehr gut

“Fischtage“ heißt dieser Jugendroman, in dem es um die sechzehnjährige Ella geht, die in schwierigen Familienverhältnissen aufwächst und lernen muss, ihre plötzlich auftauchenden Wutausbrüche in den Griff zu bekommen. Das gelingt ihr auch während eines Ausnahmezustandes zu Beginn der Sommerferien, in denen sie sich große Sorgen um ihren zwei Jahre jüngeren Bruder Luis macht, der verschwunden ist. Während ihrer Suche erlebt sie einige abenteuerliche Situationen, lernt viel über sich selbst und wird von einem in Gefahrensituationen Alarm schlagenden Deko-Fisch begleitet. Die Passagen mit der Fischplakette haben mir ehrlich gesagt gar nicht gefallen; mehr Realismus hätte dem Buch gut getan, da es auch so sprachgewaltig ist und in der Anlage der Protagonistin genug Fantasie vorhanden ist. Die oft schnoddrige Wahrnehmungsperspektive Ellas gibt dem Buch eine passende Würzung.

Bewertung vom 27.03.2025
Tazz, Iron;Stanev, Martin

Raus in die Natur! Alles, was du über Camping, Wandern und Backpacking wissen musst


ausgezeichnet

„Raus in die Natur“ heißt dieses großformatige Kindersachbuch, das Lust auf Wandern und intensive Naturerfahrungen macht. Auf bunt bebilderten Seiten werden ganz unterschiedliche abenteuerliche Wandererlebnisse und die damit verbundenen Erfahrungsmöglichkeiten, aber auch Herausforderungen angesprochen. Viele praktische Tipps zur Ausrüstung, Nahrung, Kleidung und sinnvollen Extras werden angesprochen. Dazu gibt es wichtige Hinweise zum achtsamen Umgang mit der Natur, zur eigenen Sicherheit - damit zum Beispiel keine wilden Tier vom Essensgeruch angelockt werden, was auch sehr gefährlich werden könnte - und zum richtigen Verhalten in Extremwetterlagen.
Wie man sich mittels eines Kompasses orientiert, aber auch mithilfe des Polarsterns fehlt selbstverständlich auch nicht. Die kindgerechten Zeichnungen und Naturlandschaften tragen ihr Übriges zu einem schönen Leseerlebnis bei.

Bewertung vom 27.03.2025
Buyx, Alena

Leben und Sterben


ausgezeichnet

„Leben und Sterben“ heißt dieses Sachbuch, das sich vor allem mit den bisweilen schwierigen Situationen am Lebensanfang und am Lebensende beschäftigt, aber auch andere Themen der Medizinethik berührt.
Sehr anschaulich und gut nachvollziehbar präsentiert die Autorin eine Anzahl an wirklichen Begebenheiten, die die ethischen Problemlagen anschaulich illustrieren. Komplizierte Zusammenhänge werden verständlich erläutert.
Die Leser werden so auf einen aktuellen wissenschaftlichen Stand in medizinethischen Zusammenhängen gebracht, ohne dabei überfordert zu werden. Immer wieder fordert die Autorin auch zum Mitdenken auf, wenn es heißt: „Wie würden Sie entscheiden?“ Auch das Kapitel über den Einsatz von KI im direkten Patientenkontakt wird thematisiert und von verschiedenen Seiten beleuchtet. Eine Lektüre, die ein breites Publikum erreichen sollte!

Bewertung vom 27.03.2025
Wauters, Wendy

Die Gerüche der Kathedrale


sehr gut

„Die Gerüche der Kathedrale“ heißt dieses Sachbuch, das den Leser in die mittelalterliche Kathedrale von Antwerpen versetzt. Wie ein roter Faden wird das Spotlight auf besondere Ereignisse in chronologischer Reihenfolge zwischen dem ausgehenden fünfzehnten Jahrhundert bis zum großen Bildersturm im Jahr 1566 gerichtet, bei dem die etwa siebzig Altäre, Altaraufbauten, Bilder, liturgische Geräte etc. zerstört oder geraubt wurden.
Sehr anschaulich wird das alltägliche Treiben in der Kathedrale geschildert, das sich doch sehr von dem Kirchenbild, das heute lebende Menschen gewohnt sind, unterscheidet. Im Mittelalter hatte sich ein regelrechter Wettbewerb zwischen den Zünften, Gilden und Bruderschaften herausgebildet: Jede Vereinigung strebte danach einen eigenen Altar zu besitzen, an dem ein eigens angestellter Kaplan tägliche Messen hielt; dabei galt es, sich an Ausstattung, Prunk und Schmuck deutlich von der Konkurrenz abzusetzen. Ausschlaggebend war nämlich nicht nur Frömmigkeit und die Sorge um das eigene Seelenheil, sondern durchaus auch ganz weltliche Motive, Macht und Prestige zu demonstrieren.

Bewertung vom 11.03.2025
Krems, David

Haus Waldesruh


ausgezeichnet

„Haus Waldesruh“ heißt dieser Krimi, der auf dem Klappentext sehr treffend als Kammerspiel bezeichnet wird. Den Verlauf des Wochenendes, das vier Freunde nach jahrelanger Funkstille wieder in einer einsamen Jägerhütte zusammenbringt, um über die Vorfälle zu ihrer Schulzeit zu sprechen, die einen ihrer Freunde in den Selbstmord getrieben haben, kann man sich auch gut auf einer Theaterbühne vorstellen.
Jeder der Freunde hat seine Geheimnisse und unterschiedliche Motive, die nach und nach ans Licht kommen. Dann gibt es noch einen zusätzlichen Besucher, der sich unter die Freunde von einst mischt. Doch irgendetwas scheint seltsam an diesem. Und auch die Location scheint ihre düsteren Geheimnisse zu haben. Schließlich gerät alles außer Kontrolle.
Ein Roman, dessen Spannung sich stetig aufbaut, einige überraschende Wendungen bereithält und bis zur letzten Seite den Leser mitreißt.

Bewertung vom 02.03.2025
Lopez, Paola

Die Summe unserer Teile


ausgezeichnet

„Die Summe unserer Teile“ heißt dieser starke Roman, der drei starke Frauen dreier Generationen - Großmutter Lyudmila, Tochter Daria und Enkelin Luzy - miteinander verbindet. In den Mutter-Tochter-Verbindungen scheint sich das Trauma des Sich-nicht-wirklich-geliebt-Fühlens zu wiederholen.
Wie kann das sein? Schwört sich doch Tochter Daria, bei ihrer eigenen Tochter alles anders zu machen, als ihre eigene Mutter.
Lange bleibt Daria zum Beispiel ein Rätsel, warum ihre Mutter sie an ein Kindermädchen abgegeben hat. War ihr ihre Karriere so viel wichtiger als ihre kleine Tochter?
Luzy wird Jahrzehnte später zwar nicht einer Nanny anvertraut, trotzdem empfindet diese eine zunehmend bedrückende Nähe zu ihrer Mutter, bis sie beschließt, mehr über ihre Großmutter in Erfahrung zu bringen, denn das Wenige, was sie über ihre Mutter erfährt, reicht ihr nicht.
Was ihre Reise nach Sopot in Polen auslöst und ans Licht bringt, reißt alte Wunden auf, ermöglicht aber auch Wege aufeinanderzu.
Ein sehr bewegender und sprachlich feinfühliger Roman von enormer Intensität.

Bewertung vom 25.02.2025
Lindell, Elin

Der süßeste Bruder der Welt und andere Irrtümer


ausgezeichnet

„Der süßeste Bruder der Welt“ heißt dieser Comic-Roman für Teenager. Der Comic ist als sehr gelungen zu bezeichnen, da die Handlung sehr originell und witzig ins Bild gesetzt wird. Beispielsweise wird die Annäherung und Familienzusammenführung von Mutter und Björn mit ihren Kindern durch Spaziergänge mit stets gleichen Floskeln in allen vier Jahreszeiten durchexerziert, um die Einigkeit der Erwachsenen zu demonstrieren, dem die Kinder nichts entgegensetzen können. Die anfangs starke Abneigung der Kinder weicht mit der Zeit: beide entwickeln ein gewisses Verständnis füreinander, sodass der gegenseitige Respekt und auch Hilfe und Unterstützung eintreten.
Das Buch ist vor allem für Kinder in Patchwork-Familien eine geeignete Lektüre, die dabei helfen kann mit Schwierigkeiten und Ängsten rund um das Einlassen auf neue Menschen, aber auch das Zurücklassen von gewohnten Lebensumgebungen und Freunden klarzukommen.

Bewertung vom 24.02.2025
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

„Heimweh ins Paradies“ heißt dieser Roman, der die Exilsituation Thomas Manns, seiner Familie und vieler weiterer Künstler, Musiker und Philosophen in der deutschen Enklave Los Angeles während des zweiten Weltkriegs beleuchtet. Mit feinem Humor wird dargestellt, auf welche Weise berühmte Personen wie Feuchtwanger, Werfel, Döblin, Horkheimer, Adorno und Co die NS-Zeit fern der Heimat unter der kalifornischen Sonne in relativem Wohlstand gestalteten. Neben der literarischen Tätigkeit wird auf sehr anschauliche Weise Thomas Manns Charakter und innere Zerrissenheit herausgestellt und wie die unterschiedlichen Geistesgrößen ihre kleinen Seitenhiebe im Konkurrenzkampf um Anerkennung gegeneinander austeilen. Der Roman liefert einen sehr eindrücklichen Einblick in die charakterliche innere Befindlichkeit Thomas Manns und auch in die Wahrnehmung seiner Person seines Umfeldes.

Bewertung vom 16.02.2025
Wagner, Tobias

Death in Brachstedt


ausgezeichnet

„Death in Brachstedt“ heißt dieser Jugendroman, der das Potenzial hat, Jugendliche zu begeistern und der in Zukunft vielleicht auch im Deutschunterricht vermehrt als Klassenlektüre behandelt werden könnte. Es weist einige Anklänge an Herrndorfs „Tschick“ auf, auch hier erleben zwei sehr unterschiedliche Jugendliche eine schicksalhafte Ausnahmezeit, die sie wachsen und reifen lässt, die sie näher zusammenbringt und ihnen auch hilft, Gleichaltrige zu beeindrucken. Vor allem Leo muss damit zurecht kommen, dass sein bisher geregeltes Leben durch die schleichende Demenz seines Vaters aus dem Gleichgewicht geraten ist. Durch die Freundschaft mit dem begeistert filmenden Henri erfährt er den dringend benötigten Rückhalt, seine eigene beängstigende Situation zu meistern.
Eine Lektüre, die trotz des ernsten Themas aufgrund ihrer schrägen Handlung, vieler „verrückter“ Begebenheiten, Figuren und Querverweise eine gewisse Leichtigkeit und Zuversicht ausstrahlt, dass alles gut wird.