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haberlei
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Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

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Insgesamt 341 Bewertungen
Bewertung vom 12.06.2025
Letocha, Thomas

Ich knittere nicht, ich lache nur / Oma Else Bd.3


sehr gut

Carpe diem - Liebe mit über 80

„Ich knittere nicht, ich lache nur“ von Thomas Letocha ist der dritte und bis jetzt letzte Band der Reihe über Oma Else.

Kurz zum Inhalt:
Die verwitwete Else hat mit 82 nochmals die große Liebe gefunden. Doch Rudolf verhält sich plötzlich seltsam und hüllt sich über die Gründe in Schweigen. Dem muss Else auf den Grund gehen und erlebt bei ihren Nachforschungen so manch Abenteuerliches …

Mir liegt die Weltbild-Ausgabe des 2016 ursprünglich im Goldmann Verlag erschienen Romans vor, wobei das Cover der Originalausgabe, wo Else und Rudolf mit dem Hund Kyra auf der Klippe stehen und aufs Meer hinausschauen, meiner Ansicht nach besser zum Inhalt passt als das sich zuprostende ältere Paar auf meinem Exemplar. Das ca. 200 Seiten umfassende Büchlein fand ich beim Sortieren meiner Bibliothek. Ich war wieder einmal auf der Suche nach einem dünnen, handlichen Buch, das in die Handtasche passte, für unterwegs. Vermutlich ist das Buch heutzutage entweder nur noch gebraucht erhältlich oder als eBook.

Ich habe Band 1 „Oma Else kann’s nicht lassen“ vor rund zehn Jahren gelesen, kann mich an den Inhalt überhaupt nicht mehr erinnern, und besitze das Buch auch nicht mehr. Band 2 „Oma Else startet durch“ kenne ich nicht. Da aber jeder Band eine für sich abgeschlossene Geschichte beinhaltet, sind keinerlei Vorkenntnisse erforderlich.

Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart an der Nordseeküste. Erzählt wird aus Sicht von Else. Die Handlung verläuft ruhig, ohne große Dramatik. Sie ist dennoch kurzweilig, weil sie abwechslungsreich ist. Einerseits stolpert Else von einer urigen Situation in die nächste, erlebt aber auch Schönes, z.B. romantische Momente, lernt freundliche, hilfsbereite Menschen kennen. Eine gewisse Spannung ist stets präsent, weil sich ja erst gegen Ende das seltsame Gebaren von Rudolf aufklärt. Diverse Hoppalas, Missgeschicke und komische Szenen entlockten mir immer wieder ein Schmunzeln. Die Essenz der Geschichte ist, dass es nie zu spät ist, ein neues Leben zu beginnen, und dass man gerade im Alter jeden Moment genießen sollte. „Carpe diem“ hat, je älter man wird, umso mehr Bedeutung.

Die Charaktere sind authentisch und lebendig gezeichnet. Im Mittelpunkt steht Oma Else – sie strahlt Herzenswärme und Optimismus aus. Auch Tatkraft. Man muss sie einfach mögen. Freundlich, liebenswürdig, bescheiden und lebensklug steht sie mitten im Leben. Sie verfügt über Durchsetzungsvermögen und über erstaunlich viel Energie für ihr Alter. So verfahren eine Situation auch sein mag, sie gibt nicht auf, für sie gibt es immer eine Lösung. Elses Gefühle sind gut nachvollziehbar. Ihre Liebe zu Rudolf, die Intensität, mit der sie auch einmalige Momente bewusst genießen kann. Die männlichen Protagonisten sind ebenfalls sympathische Menschen, unterscheiden sich charakterlich und sind gut vorstellbar beschrieben.

Dieses amüsante Büchlein ist das Richtige für den Urlaub oder zwischendurch, zum Entspannen und für Wohlfühlmomente.

Bewertung vom 10.06.2025
Weißmann, Eric

Tod im Friesenhaus / Kristan Dennermann ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Kristans Erkenntnisse im Dunkeln

„Tod im Friesenhaus“ ist Eric Weißmanns zweiter Sylt-Krimi mit dem Immobilienmakler Kristan Dennermann als Protagonist.

Kurz zum Inhalt:
Als Immobilienmakler Kristan Dennermann das Antiquitätengeschäft besichtigt, dessen Vermittlung er übernommen hat, findet er die Leiche der Inhaberin, die sich eigentlich auf Weltreise befinden sollte. Er unterstützt den Inselkommissar bei den Ermittlungen und muss sich im Zuge dessen seinen schlimmsten Ängsten stellen.

Bereits das Cover stimmt auf Sylt ein: ein typisches Sylter Anwesen, der Leuchtturm, ein Strandkorb. Das Buch erschien 2025 im Verlag dtv. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig, beschreibend, mit Liebe zum Detail, auch atmosphärisch. Lokalkolorit fließt in einer Weise in die Handlung mit ein, dass man die Begeisterung des Autors für die Insel spürt, deren landschaftliche Vielfalt und Schönheit er so präsentiert, dass man Lust bekommt hinzufahren. Was die diversen Schauplätze anbelangt, fand ich die Landkarte von Sylt sehr hilfreich mich zu orientieren, auch die virtuelle Inseltour gefiel mir, hat mein visuelles Vorstellungsvermögen sehr bereichert.

Da ich Band 1 kannte, war mir Kristan und sein Umfeld ab der ersten Seite vertraut. Es sind aber keineswegs Vorkenntnisse vonnöten. Jeder Fall ist in sich selbst abgeschlossen. Soweit notwendig, sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden.

Erzählt wird im Präsens in Ich-Form, aus Sicht von Kristan, wodurch man sich einerseits mitten im Geschehen fühlt und andererseits Kristans Gedanken, Gefühle, insbesondere seine Ängste gut nachvollziehbar sind.

Wie im Vorgängerband stolpert Kristan wieder buchstäblich über die Leiche und wird unfreiwillig wieder zum Assistenten des Inselkommissars Kröger, ganz einfach weil er nicht nur durch seine Tätigkeit als Immobilienmakler jedes Fleckchen auf Sylt kennt, sondern auch über zahlreiche Kontakte verfügt. Einige Personen aus dem Umfeld der Ermordeten erscheinen besonders verdächtig, was Motiv und Gelegenheit anbelangt. Kröger und Kristan tappen dennoch lange Zeit im Dunkeln, denn eine Spur nach der anderen verläuft ins Leere. Spannung bis zuletzt. Bis zum dramatischen Showdown. Denn Kristan gerät in höchste Gefahr, als er den wahren, für mich ungeahnten Täter erkennt.

Im Mittelpunkt steht Kristan, sympathisch, kein Heldentyp, sondern ein Mensch, der mehr Schwächen als Stärken zu haben scheint, durch ein Unfallerlebnis traumatisiert ist, extreme Angst vor Dunkelheit hat. Er ist feinfühlig und empathisch, liebt vor allem seinen Hund sehr, und verfügt über gute Menschenkenntnis und Spürsinn. Die Frauen in seinem Umfeld, sie agieren in diesem Band sehr im Hintergrund, bemuttern ihn alle, da sie seine psychischen Probleme kennen. Kommissar Kröger nimmt da weniger Rücksicht, fordert ihn durch die Ermittlungstätigkeit hingegen eher heraus, wodurch sich Kristian immer wieder seinen Ängsten stellen muss und über sich hinauswächst.

Auch der zweite Band dieser Reihe hat mir sehr gut gefallen und große Lust auf weitere Sylter Mordfälle mit Kristan Dennermann als Ermittler gemacht. Ich empfehle dieses spannende Buch mit sehr viel Inselflair gerne weiter und vergebe 5 Sterne.

Bewertung vom 10.06.2025
Lacrosse, Marie

Licht und Schatten / Montmartre Bd.1


ausgezeichnet

Montmartre – Zwei Frauenschicksale inmitten von Tanz und Malerei

„Montmartre – Licht und Schatten“ von Marie Lacrosse ist der Auftakt der zweibändigen Montmartre-Saga. Der exzellent und aufwändig recherchierte historische Familienroman erzählt die Geschichte zweier Frauen verschiedener Herkunft mit großem Talent: von Valérie, der begeisterten Kunstmalerin, und Elise, der begabten Revue-Tänzerin.

Kurz zum Inhalt:
Sie wurden am selben Tag im Juni 1866 am Montmartre geboren, Valèrie, als Kind eines wohlhabenden Kunsthändlers, und Elise, als Tochter einer armen Wäscherin. Wenn auch ihre Lebensumstände komplett verschieden sind, in einem ähneln sich die beiden Frauen. Sie verfügen über besondere Talente und kämpfen für die Verwirklichung ihrer Träume.

Das Cover mit der im Stil des 19. Jahrhunderts gekleideten eleganten Dame vor einem typisch französischen Lokal stimmt bereits wunderbar auf die Lektüre ein. Der Roman erschien 2025 im Verlag Goldmann. Das Buch gliedert sich in fünf Teile (Späte Kindheit, Wilde Jugend, Stürmische Jahre, Auf dem Weg zum Erfolg und Licht und Schatten), die wiederum in Kapitel unterteilt sind. Diese sind mit Überschriften versehen, die Zeit-und Ortsangaben umfassen, was den Perspektivenwechsel zwischen den beiden Handlungssträngen – also zwischen Elises und Valéries Leben – sehr übersichtlich gestaltet. Die Handlung erstreckt sich über einen Zeitraum von rund 23 Jahren (1866 bis 1889) und spielt vorwiegend am Montmartre, Paris. Der umfangreiche Personenkreis ist anhand der detaillierten Liste mit Kennzeichnung der historischen Persönlichkeiten gut überschaubar. Auch der Stadtplan vom Montmartre anno 1880 ist sehr hilfreich.

Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend, ohne auszuufern. Der Roman basiert auf sehr gründlichen Recherchen, angefangen bei der Geschichte und Entwicklung des Montmartre, dem Gesellschaftsbild, über die bedeutendsten Persönlichkeiten, die das Künstlerviertel geprägt haben, bis zu Veranschaulichung der diversen Malstile. Bedeutende Ereignisse jener Zeit wie der Bau des Suezkanal, von Sacre Coeur, dem Eiffelturm, die Weltausstellung, aber auch Schicksalhaftes und Dramatisches wie der Panamaskandal und die Abhängigkeit von Absinth spielen in die Handlung mit hinein. Meisterhaft gelingt es der Autorin, en passant, verwoben mit den Lebensumständen der Protagonistinnen, Wissen zu vermitteln, wobei es stets spannend und lebendig wirkt. Im Nachhang wird ausführlich Wahrheit und Fiktion erklärt. Neben dem Quellennachweis sind sowohl die im Roman erwähnten Gemälde aufgelistet, als auch die Stilrichtungen näher erläutert. Ich fand all diese Hinweise stets sehr hilfreich bzw. habe ich mir immer wieder Gemälde übers Internet angesehen. Vielmals hätte ich mich gerne in die Museen gebeamt, um die Werke in natura betrachten zu können.

Die Handlung entwickelt sich chronologisch parallel. Primär leben die beiden Mädchen bzw. Frauen in verschiedenen Welten, doch kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Im Kernpunkt geht es um deren Lebensweg, deren Entwicklung, selbstverständlich unter Einbindung der Umwelt, des speziellen Milieus am Montmartre, geprägt von Vergnügungslokalen, Prostitution und Kunstmalern. Letztlich ist es diese Atmosphäre, das Leben und Schaffen der Künstler, die Tanzlokale, die die beiden Frauenschicksale miteinander verbinden, die den Roman zu einem gelungenen Ganzen werden lassen.

Die handelnden Personen, ob fiktiv oder historisch belegt, wirken allesamt sehr lebendig, authentisch. Je mehr sie im Mittelpunkt stehen, desto facettenreicher sind ihre Charaktere dargestellt, mit Schwächen und Stärken und gefühlsstark. Valèrie und Elise sind sympathische, willensstarke, begabte Frauen, die nicht dem damals üblichen Frauenbild entsprechen. Sie wollen ihre eigenen Wege gehen, ihre Selbstständigkeit bewahren. Inwieweit ihnen das auch in Zukunft gelingen kann und wird, wird erst der zweite Band dieser Saga offenbaren.

Dieser Roman hat mich unheimlich begeistert. Angefangen von den sympathischen Protagonistinnen, deren Leben spannend erzählt wird, abwechslungsreich, mit romantischen Momenten, dramatischen Ereignissen, mit Szenen voller Emotionen und einer Lebendigkeit, die einen hineinzieht in den Roman, dass man meint, mit dabei zu sein. Dazu gewinnt man faszinierende Einblicke in die Malerei jener Epoche und in das Künstlerleben am Montmartre.

Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 08.06.2025
Schützer, Karolina

Unter den Sternen von Paris


sehr gut

Großmutters Geheimnisse

Der Roman „Unter den Sternen von Paris“ von Karolina Schützer erzählt die Geschichte einer jungen Schwedin, die in Paris ihr Glück findet.

Kurz zum Inhalt:
Die schwedische TV-Journalistin Sophia hat so einiges zu verkraften. Eine Scheidung, den Verlust ihres Traumjobs und last but not least stirbt ihre heiß geliebte Großmutter Emmy. Völlig überraschend besaß Emmy eine kleine Bar in Paris, die nun Sophia geerbt hat. Da Sophia sowieso dringend eine Auszeit benötigt, reist sie nach Paris, mit der Absicht, den Verkauf der Bar in die Wege zu leiten. Doch dort lernt sie Louis kennen, einen alten Freund ihrer Großmutter, und es liegt etwas Geheimnisvolles über Emmys Pariser Zeit, das Sophia unbedingt ergründen will.

Das ansprechende Cover der Hardcover-Ausgabe zeigt das etwas abgewandelte Gemälde „Café-Terrasse am Abend“ von Van Gogh. Die Originalausgabe des Romans erschien 2023 unter dem Titel „Under stjärnorna i Paris“, die deutschen Fassung, übersetzt von Nora Pröfrock, 2025 im Insel Verlag. Die kurzen Kapitel verfügen weder über Zeit- noch Ortsangaben. Die Handlung spielt in der Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig und gut beschreibend. Das Pariser Flair ist anschaulich erfasst.

Der Handlungsaufbau konzentriert sich auf Sophias charakterliche Entwicklung. Das Geheimnis rund um ihre Großmutter Emmy ist aber damit eng verknüpft. Leider wird deren Geschichte, vor allem jene Zeit, die sie in Frankreich verbracht hat, in der sehr viele Emotionen und auch dramatische Ereignisse stecken, viel zu kurz und zu nüchtern und auch viel zu spät erzählt. Eingeschobene Perspektivenwechsel zu Gedanken bzw. Erinnerungen von Louis, hätten den Charakter der Großmutter mehr hervorgehoben und sie lebendiger werden lassen. Und es hätte die Handlung belebt.

Was generell die Charaktere anbelangt, so konnte ich mir den mehrheitlich sympathischen Personenkreis grundsätzlich gut vorstellen. Sophia verwandelt sich im Laufe der Geschichte von einer ehrgeizigen, karrieresüchtigen und egozentrischen Frau, der es aber in manchen Situationen an Selbstbewusstsein und Durchsetzungskraft fehlt, in einen anderen Menschen. Sie erkennt den Wert tiefer zwischenmenschlicher Beziehungen, denkt endlich auch an andere, kann sich endlich gegen den stalkenden, manipulierenden Ex-Ehemann behaupten. Sie findet in Paris ein neues Zuhause, in der Bar ihre Berufung und letztlich auch ihre Liebe. Sophias Gedanken und Gefühle, Stärken und Schwächen sind ausführlich beschrieben. Besonders ins Herz geschlossen habe ich aber Louis, seine charmante, liebenswürdige Art. Überhaupt mochte ich vor allem das Bar-Team, wie alle nach anfänglicher Skepsis an einem Strang ziehen und die Bar auf Vordermann bringen. Sophias Handlungsweise konnte ich oft nicht nachvollziehen, zu sprunghaft und unlogisch erschien mir vieles. Erst als sie sich endgültig für Paris entschied, hatte die Geschichte jene Wendung genommen, die in meinem Sinne war. Wobei meine Erwartungen ein wenig auf der Strecke blieben. Irgendwie schaffte es die Autorin nicht, die Gefühle der Protagonisten auf mich überspringen zu lassen. Ich wurde weder mit Sophia noch mit Tristan wirklich warm. Sie wirkten auf mich zu kühl, zu distanziert. Deren große Liebe blieb irgendwo zwischen den Zeilen stecken. Mir fehlte es an poetischer Romantik, prickelnder Erotik und tiefer Leidenschaft.

„Unter den Sternen von Paris“ ist kein mitreißendes Buch, aber es hat mir im Großen und Ganzen gefallen. Zudem ist es ein Debutroman, da ist meist noch etwas Luft nach oben. Letztlich hat die positive Entwicklung der Protagonistin und das überraschende Ende bewirkt, dass ich das Buch nicht nur mit einem zufriedenen Gefühl geschlossen habe, sondern auch meine Neugierde auf die offensichtlich geplante Fortsetzung geweckt wurde.

Bewertung vom 08.06.2025
Korten, Astrid

Zwei Leben: Hinter dem Schweigen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln

„Zwei Leben – Hinter dem Schweigen“ von Astrid Korten ist ein historischer Familienroman, die Geschichte zweier Frauen, von Hannah und ihrer Enkelin Nora.

Kurz zum Inhalt:
Nora findet nach dem Tod ihrer Großmutter Xanna eine kleine Holzschatulle mit für sie rätselhaftem Inhalt, u.a. enthält sie eine alte Urkunde mit einem fremden Namen. Nora, vor kurzem von ihrem Mann verlassen, ist verstört. Sie braucht Abstand zur Familie. Gemeinsam mit einem Journalisten reist sie nach Belarus, verfolgt die Spuren von Xannas Leben und erfährt, spät aber doch, wer sie war.

Das Cover mit zwei um Mohnblumen kreisenden Schwalben ist ein Eye-Catcher. Es besticht durch seine harmonische Farbgebung, vermittelt jedoch auf den ersten Blick keinen Bezug zum Inhalt, bezieht sich aber auf eine der romantischsten Szenen des Romans. Das Buch erschien 2025. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, soweit erforderlich mit Zeitangaben versehen bzw. ist anhand der Überschrift erkennbar, aus welcher Sicht erzählt wird. Denn die Handlung verläuft in zwei Strängen – einerseits geht es um Nora (anno 2013), andererseits um Hannah/Xanna (1941 bis 1945). Die Zeitsprünge sind harmonisch miteinander verwoben und in sich chronologisch. Der Schreibstil ist flüssig, anschaulich beschreibend ohne auszuufern. Nicht nur das Grauen des Krieges ist beklemmend hautnah eingefangen, sondern jegliche Emotionen sind vielschichtig erfasst. Denn trotz aller Gefahren und Schrecken erleben die Menschen auch Glücksmomente, Freundschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl. Das macht den Roman so packend, weil man nicht nur von den fürchterlichen Momenten erdrückt wird, sondern mit den Protagonisten auch das Schöne mitfühlen kann. Last but not least ist die dem Roman zugrundeliegende Recherche als bemerkenswert hervorzuheben. „Zwei Leben“ basiert (unter Änderung der Namen) auf den Erinnerungen von Astrid Kortens Großeltern und wahren Begebenheiten. Fiktion und Wahrheit fließt unmerklich ineinander, fühlt sich lebendig und glaubwürdig an.

Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe ihres Lebens, Hannah vorwiegend geprägt durch die Kriegsereignisse, die schweren Schicksalsschläge, Nora gewinnt über das Wissen über ihre Wurzeln, über das Leben ihrer Großmutter, an Selbstvertrauen und Stärke und findet einen Weg für ihre Zukunft.

Die Romangeschichte hat mich auch persönlich nachdenklich gestimmt, mir bewusst gemacht, wie wenig ich eigentlich über meine Vorfahren, über deren Leben, somit über meine Wurzeln weiß. Leider habe auch ich – wie Nora - nie Fragen gestellt, solange meine Eltern noch lebten.

Mit „Zwei Leben“ ist Astrid Korten, von der ich schon einige packende Thriller und berührende Romane gelesen habe, mit ihrem ersten historischen Familienroman ein neuerliches Meisterwerk gelungen. Der Roman hat mich gefesselt, begeistert und berührt. Die Geschichte von Hannah wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein wahres Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 31.05.2025
Florin, Elisabeth

Merano criminale


ausgezeichnet

Eiskalte Morde

„Merano Criminale“ von Elisabeth Florin ist mittlerweile der dritte Band mit dem Ermittler-Duo Emmenegger und Eva Marthaler.

Kurz zum Inhalt:
Zwei ermordete Frauen innerhalb kurzer Zeit und ein Freund Emmeneggers als Hauptverdächtigter. Das Ermittler-Duo stößt bei ihren Recherchen auf einen zwanzig Jahre zurückliegender Kriminalfall. Ob da ein Zusammenhang besteht? Für Turbulenzen sorgt der Schauspielschüler Paul, der undercover in der Gastromieszene herumschnüffelt.

Das Cover stimmt einen schon auf das Umfeld ein – ein malerisch-idyllisches Ambiente, das sommerliche Gefühle und Urlaubssehnsucht ausstrahlt. Das Buch erschien 2025 im Emons Verlag. Die Kapitel sind von angenehmer Länge und mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich persönlich immer sehr schätze. Der Roman spielt in der Gegenwart in Meran und Umgebung. Der Schreibstil des Romans ist flüssig, besticht durch die bildsprachliche Ausdrucksweise und humorvolle Szenen. Stimmungen und Kulisse werden gut vorstellbar, aber nie zu langatmig beschrieben. Immer wieder fließen in die Handlung Hinweise auf sehenswerte Örtlichkeiten und empfehlenswerte Ausflüge in und rund um Meran ein. Das Nachwort gibt Aufschluss darüber, welche Schauplätze es real gibt und welche der Fantasie entsprangen. Meran erscheint mir jedenfalls ein sich lohnendes Reiseziel zu sein.

Der Prolog, ein mysteriöser Rückblick, erweckt gleich einmal Neugierde, die lange nicht gestillt wird, da hier die Leserschaft ja einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei hat und die beiden Mordfälle 20 Jahre später keinen Zusammenhang erkennen lassen. Emmenegger und Marthaler haben nicht nur mit den rätselhaften Fällen zu kämpfen, sondern auch mit dem üblichen polizeilichen Kompetenzgerangel zwischen Carabinieri und der Staatspolizei. Noch dazu wird Emmeneggers Freund, der Wirt jenes Bierlokals, in dem eine der Leichen gefunden wird, verdächtigt. Je intensiver Emmi und Eva recherchieren, desto rätselhafter erscheint das Motiv und es mehren sich die Fragezeichen. Es gibt viel Raum für eigene Theorien, zum Miträtseln. Die Spannung flacht nie ab. Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, humorvolle Dialoge und Szenen lockern sie auf, regen zum Schmunzeln an. Immer mehr Fäden finden zueinander, bis letztlich in einem wirklich dramatischen Finale voller Action sich alles klärt und sich eine Person als Täter entpuppt, auf die man wirklich nie gekommen wäre.

Was die Charaktere anbelangt, konnte ich mir auch die Nebenfiguren recht gut vorstellen. Neben dem sympathischen Ermittler-Duo, das im Mittelpunkt steht, mochte ich Paul am meisten. Seine Fantasie und Schlagfertigkeit, auch Unbekümmertheit war ausgesprochen amüsant. Emmi und Eva harmonieren trotz mancher Missverständnisse, nicht nur privat, sondern ergänzen einander auch beruflich optimal. Es wird interessant werden, welchen weiteren Berufsweg Eva einschlagen wird und inwieweit sie dann zusammenarbeiten werden.

„Merano Criminale“ hat mich wiederum begeistert. Ich mag den Erzählstil der Autorin, diesen Mix aus Spannung, der Möglichkeit mitzurätseln, das Ganze eingehüllt in herrliche Landschaftsbeschreibungen, die einen aus der Großstadt gedanklich hinwegbeamen in eine beeindruckende Bergwelt, und dazwischen lockern amüsante Szenen die Handlung auf. Da mir die Lektüre großes Lesevergnügen bereitet hat, empfehle ich das Buch mit Freuden weiter, vergebe 5 Punkte, und freue mich schon auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 31.05.2025
Winter, Claire

Die Erbin


ausgezeichnet

Die Sünden der Vorfahren

„Die Erbin“ von Claire Winter ist ein historischer Roman voller Spannung und Dramatik, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die gegen den Willen ihrer mächtigen Familie deren Verfehlungen während der Zeit des Dritten Reichs aufdeckt.

Kurz zum Inhalt:
1957. Cosima, die Erbin der mächtigen Industriellenfamilie Liefenstein, engagiert sich mittels einer Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter. Als sie den Journalisten Leo Marktgraf kennenlernt, der im Zusammenhang mit dem rätselhaften Tod eines Anwalts Nachforschungen über die Liefersteins betreibt, beginnt Cosima selbst über die Vergangenheit ihrer Familie zu recherchieren. Bei ihren Verwandten stößt sie auf massiven Widerstand und Schweigen. Je tiefer sie in die Materie eindringt, offenbaren sich immer mehr Abgründe …

Das Cover mit der jungen Dame mit dem schnittigen Mercedes Coupé ist ein Eye-Catcher und stellt die Verbindung zu den 50er Jahren her. Das Buch erschien 2025 im Heyne Verlag. Die Kapitel sind jeweils nur wenige Seite lang, Orts- oder Zeitangaben finden sich primär im Text. Die Handlung spielt vorwiegend in Berlin und Köln und umfasst einen Zeitraum von 1929 bis 1957. Der Schreibstil ist flüssig, sprachlich der Zeit angepasst und großartig beschreibend, die Atmosphäre jener Zeit ist ausgezeichnet eingefangen - vom Alltag des Personals in einer hochherrschaftlichen Villa bis zu den Grausamkeiten und Schrecken des Krieges. Der Roman besticht durch exzellente Recherche, was die Autorin im Anhang „Wahrheit und Fiktion“ eindrucksvoll belegt. Eine Industriellenfamilie Liefenstein hat es nie gegeben, doch die Verstrickungen der deutschen Wirtschaft mit dem Nationalsozialismus sind Fakt.

Die Handlung verläuft abwechselnd in zwei Zeitebenen – einerseits verfolgt man Cosimas Recherchen im Jahr 1957, andererseits wird das Leben im Hause Liefenstein sehr anschaulich in chronologischen Zeitsprüngen ab 1929 geschildert. Alternierend wird aus Sicht der Hauptpersonen, d.s. Cosima, Elisa, Theodor, Edmund und Leo, erzählt. Die jeweiligen Perspektiven-, Zeit- und Ortswechsel fließen harmonisch ineinander über und die im Jetzt erlangten Erkenntnisse werden durch die Szenen aus der Vergangenheit erst richtig lebendig und emotionell. Die dramatischen Ereignisse ziehen einen in ihren Bann, man fiebert mit, leidet mit und das Grauen jener Zeit erschüttert einen. Der Spannungsbogen bleibt vom Anfang bis zum Ende fesselnd. Denn es fügt sich erst so nach und nach Puzzlesteinchen zu Puzzlesteinchen, bis sämtliche Zusammenhänge in ihrem erschütternden Ausmaß klar und offen vorliegen.

Die Charaktere, auch jene der Nebenfiguren, sind sehr eindrucksvoll und facettenreich gezeichnet. Die Menschen wirken lebendig, authentisch, zeigen Stärken und Schwächen und Gefühle, und sie entwickeln sich im Laufe der Handlung. Sie sind geprägt durch ihre Herkunft und letztlich leider auch durch die Geschehnisse während der Zeit des Nationalsozialismus, dessen magischem Einfluss leider die Mehrheit erlag und dessen Druck sich die meisten beugten. Cosima ist keine verwöhnte, oberflächliche reiche junge Frau, die nur als Gattin eines ebenfalls betuchten Unternehmers repräsentieren will. Sie ist selbstbewusst, klug und steht mit Herz und Seele hinter der von ihr gegründeten Stiftung für bedürftige Frauen und Mütter.

Der Roman „Die Erbin“ hat mich gefesselt, begeistert und die Geschichte wird sicher noch lange in meinem Gedächtnis haften bleiben. Ein Lesehighlight und somit eine unbedingte Leseempfehlung und 5 Punkte.

Bewertung vom 23.05.2025
Dusil, Dagmar

Das Geheimnis der stummen Klänge


ausgezeichnet

Einmal ein Konzert spielen

Der Roman „Das Geheimnis der stummen Klänge“ von Dagmar Dusil erzählt von zwei Frauen, von deren Hingabe zur Musik, deren Leben aber nicht nur von Musik geprägt ist, sondern von Herkunft, familiären und den politischen Lebensumständen in Rumänien als Ceausescu regierte.

Kurz zum Inhalt:
Erzählt wird das Leben von zwei begnadet begabten Pianistinnen, von Lavinia und Clara. Sie sind Mutter und Tochter, wissen aber durch widrige Lebensumstände nichts voneinander, bis sie sich eines Tages begegnen.

Das Cover mit den stilisierten Klaviertasten untermalt den Titel, das strahlende Hintergrundblau zieht den Blick auf sich. Das Buch erschien 2024 im Pop Verlag. Es gliedert sich inklusive Epilog in neun Abschnitte, die mit Überschriften versehen sind, jedoch nicht mit Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung umfasst mehrere Jahrzehnte, beginnend mit Lavinias Kindheit bis zur Gegenwart. Die Schauplätze befinden sich vorwiegend in Siebenbürgen – Hermannstadt, Klausenburg, Katzendorf, Rîmnicul Vîlcea. Der Schreibstil ist flüssig, detailliert beschreibend, abwechslungsreich in mehrerer Hinsicht. Einerseits fügen sich die Ereignisse nicht chronologisch aneinander, Zeitebenenwechsel und Rückblenden prägen die Handlung. Andererseits ist auch der Erzählstil variabel, nicht vorwiegend im Imperfekt, sondern teils im Präsens, was ich als lebendiger empfand, wo man sich fast als ins Geschehen mit einbezogen fühlt. In die Handlung fließt viel über klassische Musik mit ein, sie stellt ja das Lebenselexier für die beiden Frauen dar. Auch die Lebensumstände in Rumänien sind anschaulich dargestellt, nicht nur in politischer Hinsicht, ob der Regentschaft von Ceausescu, sondern auch in ethnischer Hinsicht, über das Völkergemisch, u.a. die Minderheiten bestehend aus Roma, Ungarn und den deutschsprachigen Rumänen, den sogenannten Siebenbürger Sachsen.

Im Mittelpunkt des Romans steht Clara, in Rumänien geboren und aufgewachsen, lebt sie mittlerweile in Bamberg und ist ausgebildete Ärztin. Von Kind auf fühlte sie sich zu Musik hingezogen, wurde von ihren Adoptiveltern, einem Cellisten und einer Malerin, gefördert und sah einer strahlenden Karriere als Pianistin entgegen. Doch als sie 1987 mit 15 bei einem Klavierwettbewerb trotz bravourösem Auftritt aus ihr damals unerfindlichen Gründen keinen Preis erhielt, obwohl sie die Beste war, gab sie das Klavierspiel auf. Tief im Herzen sehnt sie sich nach wie vor danach, einmal im Leben ein Konzert spielen zu dürfen.

Parallel läuft die Geschichte von Lavinia, von Claras Mutter. Sie ist die Tochter eines Romamädchens, das vergewaltigt wurde. Nach vier Jahren im Waisenhaus wurde sie von einem Ehepaar adoptiert, wuchs geliebt und behütet in guten Verhältnissen auf. Ihr musikalisches Talent wurde gefördert und sie machte ihren Weg als erfolgreiche Pianistin. Nur die Schwangerschaft unterbrach ihre Karriere kurzfristig. Das Kind gab sie zur Adoption frei.

Nicht nur die Charakterzüge von Clara und Lavinia sind eingehend beschrieben, ihre Leidenschaft für Musik, wobei es bei Lavinia noch fanatischer wirkt. Clara erscheint sympathisch, lebendig. Sie kämpft dafür, ihren Traum zu verwirklichen. Lavinia lebt quasi nur für und in der Musik. Sie wirkt verschlossen, gefühlsarm und pflegt wenig zwischenmenschliche Beziehungen. Es sind auch die Nebenfiguren gut vorstellbar und lebendig gezeichnet, ihre Handlungen, Reaktionen und Aktionen nachvollziehbar und verständlich.

Es ist spannend zu verfolgen, wie Clara immer mehr über die Hintergründe erfährt, warum ihr der Erfolg damals verwehrt wurde, über Lügen, Betrug, aber auch über gewisse familiäre Zusammenhänge, die man ihr bislang verschwiegen hatte. Bis die Handlung letztlich dem Höhepunkt zusteuert: dem Zusammentreffen der beiden Frauen.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Handlung ist exzellent aufgebaut, voller Spannung, Dramatik, tragisch, abwechslungsreich, mit unerwarteten Wendungen. Das Schicksal der Frauen berührte mich, ihre Hingabe an die Musik faszinierte mich und über Siebenbürgen bzw. Rumänien zur Zeit der kommunistischen Herrschaft habe ich bislang viel zu wenig gewusst.

Eine unbedingte Leseempfehlung meinerseits mit 5 Sternen.

Bewertung vom 20.05.2025
Schier, Petra

Pfotenglück und Sommerwellen / Lichterhaven Bd.8


ausgezeichnet

Wenn sich zwei Welten finden

„Pfotenglück und Sommerwellen“ von Petra Schier ist bereits der achte Band der romantischen Liebesroman-Reihe, die im idyllischen fiktiven Örtchen Lichterhaven an der Nordsee spielt.

Kurz zum Inhalt:
Die auf dem Gebiet der Unternehmensberatung erfolgreiche Influencerin Isalie Hansen übernimmt einen für sie ungewöhnlichen Auftrag: die Beratung von Max Paulsen, der nach seiner Scheidung seinen Bauernhof umstrukturieren muss. Kein leichtes Unterfangen, weil Max den Fähigkeiten der Städterin gegenüber skeptisch ist. Doch Isalie gelingt es bald, ihn zu überzeugen und nicht nur das …

Das Cover, das rein optisch den Vorgängerbänden angeglichen ist, stimmt wieder wunderbar in die Geschichte ein, bietet Nordseeflair und man weiß sofort: ein entzückender Hund spielt eine Hauptrolle. Das Buch erschien 2025 in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland, die Kapitel sind angenehm kurz. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Der Schreibstil ist flüssig und locker, mit humorvollen Szenen, schlagfertigen Dialogen und anschaulichen Stimmungsbildern vom idyllischen Leben an der Nordsee, ebenso von den rauen Wetterbedingungen und dem wunderbaren Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft.

Auch wenn ich noch nicht alle Bände dieser Reihe kenne, fühle ich mich stets gleich ab der ersten Seite wieder wohl in Lichterhaven. Alles ist so vertraut, es ist ein Wiedersehen mit Altbekannten. Es zieht sich natürlich ein roter Faden durch die Serie, aber jeder Roman ist für sich abgeschlossen, Quereinsteiger kommen also sicher ebenfalls problemlos in die Geschichte hinein.

Wie stets in dieser Serie gibt es einen liebenswerten Hund, diesmal einen riesigen schwarzen Neufundländer mit wuscheligem Fell namens Samson, dessen Gedanken die Handlung auffrischen und zum Schmunzeln anregen. Im Zentrum der abwechslungsreich und lebendig gestalteten Handlung steht aber das Paar Max und Isalie, deren Beziehung sich langsam von anfänglicher Ablehnung und Skepsis seitens Max gegenüber Isalies Fähigkeiten und professionellem Distanzbemühen seitens Isalie letztlich zu großer Zuneigung entwickelt. Die Emotionen der Protagonisten sind nachvollziehbar, wirken authentisch. Es ist eine romantische, zarte Annäherung, dezent erotisch. Selbst als sie sich ihre Liebe gestehen, müssen sie noch eine Hürde bewältigen, nämlich dass sie in verschiedenen Welten leben – sie ist ein Stadtkind, er ein Bauer. Umgeben ist das Paar von einer Schar liebenswürdiger Menschen, ob Familie oder Dorfgemeinschaft.

Ich genieße die entspannenden Lesestunden, die ich in Lichterhaven und mit seinen liebenswerten Bewohnern verbringen darf, stets sehr. Es tut einfach gut, hin und wieder von Harmonie und heiler Welt zu träumen.

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die romantische Liebesromane mögen bzw. einmal abschalten wollen von diversen Problemen, von den Hiobsbotschaften draußen in der realen Welt.

Bewertung vom 17.05.2025
Korber, Tessa

Toter Winkel / Jeannette Dürer Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Jeannette Dürers erster Fall – Serienmorde in Nürnberg

„Toter Winkel“ von Tessa Korber ist der erste Band der Jeannette-Dürer-Krimi-Reihe.

Kurz zum Inhalt:
Im Nürnberger Stadion wird ein angesehener Geschäftsmann ermordet aufgefunden. Jeannette Dürer nimmt im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen an, dass die Tat nicht Fußballfans zuzuschreiben ist, sondern der Angehörigkeit des Opfers zu den Freimaurern. Ein zweiter Mord bekräftigt ihre Vermutung.

Mir liegt eine alte Ausgabe des Krimis vor, deren sehr düster gehaltenes Cover eines der Nürnberger Wahrzeichen, die Kaiserburg, zeigt. Das ca. 200 Seiten umfassende Büchlein fand ich beim Sortieren meiner Bibliothek. Zu diesem Zeitpunkt genau, was ich brauchte: ein dünnes, handliches Buch, das in die Handtasche passte, für unterwegs. Das Buch erschien 2000, meine Ausgabe stammt aus 2008. Vermutlich ist dieser Krimi heutzutage entweder nur noch gebraucht erhältlich oder als eBook.

Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, lediglich nummeriert, ohne Orts- oder Zeitangaben. Die Handlung spielt im Herbst des Jahres 1999 - zum Zeitpunkt, als das Friedensmahl in Nürnberg stattfand, an dem sogar Königin Silvia teilnahm. Dieses historische Ereignis ist in die Krimihandlung eingebaut, der Trubel und die Festlichkeiten sind anschaulich beschrieben, ebenso wie generell das Lokalkolorit deutlich zu spüren ist, anhand diverser Sehenswürdigkeiten der Stadt Nürnberg, die gleichsam als Tatorte für die Morde dienen.

Jeannette Dürer und ihr Kollege Martin Knauer bilden ein interessantes Team, denn sie sind auch privat befreundet, nämlich tatsächlich nur befreundet, weil die attraktive Jeannette sich so besser andere Kollegen vom Hals halten kann bzw. der schwule Martin sich nicht outen muss. Jeannette hat den höheren Dienstrang und ist Martins Vorgesetzte. Die Ermittlungen vollziehen sie teils gemeinsam, vielfach auch getrennt. Durch die sich dadurch ergebenden Perspektivenwechsel gestaltet sich die Handlung abwechslungsreich. Noch dazu geben kurze Szenen Einblick in die mysteriöse und verstörende Gedankenwelt des Mörders. Hier hat man als Leser nur scheinbar einen Wissensvorsprung gegenüber der Ermittlerin, aber nur scheinbar, denn bis zuletzt verfolgt man mit Jeannette falsche Spuren. Erst im dramatischen Finale wird der Täter gefasst und die überraschende Lösung präsentiert.

Die Charaktere, vor allem das Ermittler-Duo, sind lebendig gezeichnet, mit Stärken und Schwächen und Emotionen, auch weil sich bei den beiden Berufs- und Privatleben vermengt. Dass die Handlung Ende der 1990er Jahre spielt, zeigt sich auch sehr deutlich an Jeannettes Umwelt, im Arbeitsklima, im damals vorherrschenden Chauvinismus der männlichen Kollegen ihr gegenüber. Aber Jeannette ist nicht nur ehrgeizig, sie weiß sich zu wehren, sich durchzusetzen.

Mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Die aufwändige Ermittlungsarbeit ist mit Spannungsmomenten angereichert, die Protagonisten sind sympathisch und so nebenbei habe ich auch noch so einiges über die Stadt Nürnberg und ihre Sehenswürdigkeiten erfahren.