Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rajani
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 30 Bewertungen
Bewertung vom 16.04.2017
SUMMERTIME - Die Farbe des Sturms
LaFaye, Vanessa

SUMMERTIME - Die Farbe des Sturms


gut

Die Geschichte spielt im Jahr 1935 in Heron Key, Florida. Es geht um mehrere Personen, deren Geschichte Stück für Stück erzählt wird. Das alles vor dem Hintergrund eines heftigen Hurrikanes der die Stadt bedroht.
An und für sich ist die Story gut erzählt, jede Person bzw. jedes Paar erhält die gleiche Aufmerksamkeit, einmal von Missy und Henry abgesehen, die die tatsächlichen Hauptpersonen der Geschichte darstellen.
Die Geschichte beginnt recht blutig mit dem Angriff eines Alligators auf das Baby der Familie Kincaid, welches von Missy gehütet wird. Der Alligator wird jedoch mutig von Selma, der Schwester von Henry - welcher im Krieg gewesen war und erst jetzt heimgekehrt ist - erschossen. Damit die Eltern des Babys davon nichts erfahren, entscheidet man sich dazu, das erlegte Tier zu zerteilen, abzutransportieren, den Garten schnellstmöglich zu reinigen und das Fleisch dann zur Feier des 4. Juli auf die Tische zu bringen. Noch am Abend dieses Festes, wird Hilda, die Mutter des Babys, fast totgeprügelt im Straßengraben gefunden. Wenig später folgen die Ermittlungen und zur damaligen Zeit wurden natürlich sofort die schwarzen Veteranen verdächtigt. Dwayne, der Polizist, nimmt im Veteranenlager die Ermittlungen auf. Henry, der beim Zerteilen des Alligators half, wird festgenommen, weil man sein blutbesudeltes T-Shirt findet. An dieser Stelle ist der weitere Verlauf für mich rätselhaft. Entweder war es verboten für Schwarze das Gelände eines Weißen zu betreten, es sei denn er arbeitet dort, oder es gab andere Gründe, die ich nicht nachvollziehen kann - doch Henry weigert sich zu sagen, woher das Blut stammt. Und damit nimmt das Chaos und darum herum der Hurrikane seinen Lauf.
Es ist durchaus sehr spannend geschrieben, aber es entzieht sich gänzlich meinem Verständnis, wie Henry bei seiner Verhaftung reagiert. Man könnte diesen Teil beinahe als Füllstoff betrachten - daher nur drei Sterne, von denen einer fürs Buchdesign ist,

Bewertung vom 09.01.2017
Im ersten Licht des Morgens
Baily, Virginia

Im ersten Licht des Morgens


gut

Chiara Ravello, lebt im Rom zur Kriegszeit gemeinsam mit ihrer Schwester Cecilia. Sie setzt sich heimlich und bislang unbemerkt im Widerstand ein, als sie eines Morgens im jüdischen "Ghetto" bei einem Freund Zeugin wird, wie die jüdische Gemeinschaft abtransportiert wird. Eine Familie brennt sich unwiderruflich in ihr Gedächtnis, denn die Mutter der Kinder bittet sie stumm, wenigstens eines ihrer Kinder zu retten und hält ihren Jungen in ihre Richtung. Ohne weiter nachzudenken, gibt sie sich als die Tante des Jungen aus und kann ihm somit das Leben retten. Später fragt sie sich einige Male, was sie da nur getan hat, denn Daniele, der sie zwar später auch "Ma" nennt, zeigt ihr nie, dass er ihr diese Tat auch dankt.
30 Jahre später wird sie erneut mit der Vergangenheit konfrontiert. Daniele ist bereits lange weg, sie vermutet, dass er vielleicht sogar schon tot sein könnte, da sie nie wieder etwas von ihm gehört hat, seit sie eine folgenschwere Entscheidung treffen musste. Als ein Mädchen bei ihr anruft und behauptet, Danieles Tochter zu sein, stürzt es Chiara in ein Chaos, welches sie zunächst noch in den Griff bekommt. Doch als dieses Mädchen ihr wenig später offenbart, ihre Prüfungen geschwänzt zu haben und nun zu ihr zu wollen, bringt das alles völlig durcheinander...

Die Handlung spielt abwechselnd im Jahr 1943 und danach, wo die Geschichte auch beginnt, und im Jahr 1973. Vergangenheit und Gegenwart sind interessanterweise im Tempus genau gegensätzlich geschrieben - das finde ich sehr interessant. Das sowie die Angabe zu jedem Kapitel macht es dem Leser leicht zwischen Vergangenheit und Gegenwart eindeutig zu unterscheiden.
Was mich etwas irritierte war die Tatsache, dass dem Mädchen trotz geschwänzter Prüfungen und Lügen erlaubt wurde, nach Italien zu Chiara zu reisen. Ich bezweifle, dass das überhaupt irgendwelche Eltern jemals tun würden, aber nun gut. Außerdem fand ich in einem der ersten Kapitel auch den Begriff Patchwork für eine selbstgenähte Decke aus einzelnen Stoffstücken für die Kriegszeit in Italien eher unpassend. Ich glaube nicht, dass man eine solche Decke damals schon und vor allem in Italien als Patchwork bezeichnet hat.
Ansonsten finde ich das Buch gut geschrieben. Es ist in den jeweiligen Zeiten entsprechend und vor allem auch sehr bildhaft geschrieben. Man kann sich einzelne Szenen sehr gut vorstellen. Allerdings würde ich mir eher weniger ein Buch kaufen, dass über die Kriegs- bzw, Nachkriegszeit handelt. Die 70er sind auch nicht so meine Zeit.
Wer also mit einer Kriegs-/Nachkriegsgeschichte bzw. einer Geschichte, spielend in den 70ern, keine Probleme hat, dem dürfte es gefallen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.10.2016
Die Unvollkommenheit der Liebe
Strout, Elizabeth

Die Unvollkommenheit der Liebe


weniger gut

Nach einer Operation liegt die Protagonistin Lucy Barton lange Zeit im Krankenhaus. Für etwa 5 Tage kommt ihre Mutter sie besuchen, da Lucys Mann das organisiert hat. Lucy und ihre Mutter haben ein eher eigenartiges Verhältnis zueinander. Lucy ist in einer Familie aufgewachsen, in der niemand seine Gefühle ausdrücken konnte - was auch mit den Kriegserfahrungen ihres Vaters zu tun hatte. Lucy ist allerdings das einzige von 3 Kindern, das tatsächlich studiert hat und auch Erfolg hat. Sie ist Schriftstellerin geworden. Lucys Mutter erzählt ihr einige Geschichten von Bekannten und Lucy ist trotz all der Schwierigkeiten mit ihrer Familie überglücklich sie in der schweren Zeit an ihrer Seite zu wissen. Die Geschichte beschreibt jedoch nicht nur die 5 Tage im Krankenhaus sondern auch Lucys Kindheit, die ersten Ehejahre, die gesamte Zeit im Krankenhaus und die Zeit danach.

Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben, eine Perspektive die ich weniger gern lese. Dazu kommt, dass die Zeit, in der die Geschichte spielt, nicht meine ist. Der Hauptteil der Geschichte spielt in den 70ern. Die Geschichte selbst kann ich nicht ganz mit dem Titel in Verbindung bringen. Es ist durchaus richtig, dass man seine Eltern trotz solcher Geschehnisse wie in dieser Geschichte und der Unfähigkeit ihre Gefühle auszudrücken, lieben kann, aber deshalb ist die Liebe nicht unvollkommen. Jede Art zu lieben ist auf ihre Weise vollkommen und doch ist die Liebe als Eins immer unvollkommen. Es gibt nichts Perfektes und das ist gut so.
Besonders schade finde ich, dass es recht wenig ist, was man da für 18€ erhält, zumal einige Kapitel tatsächlich auf eine bis teilweise sogar nur eine halbe Seite ausgedehnt sind. Meiner Meinung nach hätte man einige dieser Kapitel ganz problemlos zusammenfassen können - in diesem Fall ist das entweder ein stilistisches Mittel oder eben einfach eine Möglichkeit die Seitenanzahl zu erhöhen. Schade um die nicht genutzte Fläche.
Pluspunkt ist allerdings, dass es leicht und schnell zu lesen ist. Es ist also wenig anspruchsvoll und relativ leicht verdaulich. Ich bevorzuge jedoch Bücher die ein bisschen zum Nachdenken und vor allem zum Mitdenken anregen. Bücher die das Herz tief berühren, die etwas anregen. Leider war das hier gar nicht der Fall und das finde ich besonders schade bei einer so bekannten Autorin. Vielleicht verstehe ich auch die Geschichte nicht richtig, aber es berührt mich einfach nicht - was nicht bedeutet, dass es schlecht ist, daher zumindest 2 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2016
Bühlerhöhe
Glaser, Brigitte

Bühlerhöhe


gut

Deutschland, 1952. Der Bundeskanzler Konrad Adenauer ist im Begriff ein Gesetz durchzubringen, welches die Juden für all die erlittenen Qualen finanziell entschädigen soll. Die nach Israel geflohenen Juden können das Geld für den Aufbau ihres neuen Lebens sehr gut gebrauchen, doch es gibt einige Gruppierungen, die das nicht akzeptieren können. Die das Geld eher als eine zusätzliche Schmach betrachten. Rosa Goldberg soll daher den Kanzler bei seinem Besuch in einem renommierten Hotel bei Bühl im Schwarzwald beobachten und – wenn nötig – ihn beschützen. Dem Mossad, einem jüdischen Spionagebund, ist bekannt geworden, dass ein Attentat auf den Kanzler verübt werden soll. Sollte dies gelingen, würde es die dringend benötigte Finanzspritze für den neuen jüdischen Staat auf keinen Fall geben. Dabei hat Rosa so gut wie keine Ahnung von Spionagearbeit. Und der Mann, der ihr helfen soll, kommt auch noch zu spät, sodass sie die ersten Tage ganz auf sich allein gestellt ist. Und dann ist da noch die neugierige Hausdame des Hotels, Madame Reisacher...

Es ist in jedem Fall gut geschrieben und entgegen meiner Befürchtungen, das Badische – das teilweise angewandt wird – nicht zu verstehen, ist es bestens zu verstehen. Es gibt durchaus ein paar Worte, die ich nicht kenne, der Zusammenhang wird aber schnell klar. Ebenso dachte ich zunächst, dass der Roman mich nicht so sehr interessieren würde, da es hier um die jüngere deutsche Geschichte geht. Allerdings steht die Geschichte um Rosa und ihren Spionagepartner Ari absolut im Vordergrund und der historische Aspekt tatsächlich im Hintergrund. Sehr passend eingefügt sind Rückblicke sowie die Szenen mit einer ortsansässigen Person, welche eher badisch geprägt sind. Alles im allen ein gutes Buch, jedoch eher für Leser geeignet, die auch Interesse an der jüngeren deutschen Geschichte haben – allein vom Klappentext wäre es für mich kein Anreiz, es zu kaufen.

Bewertung vom 12.06.2016
Für immer in deinem Herzen
Shipman, Viola

Für immer in deinem Herzen


ausgezeichnet

Lolly, Arden und Lauren – Großmutter, Mutter und Tochter bzw. Enkeltochter. Drei Frauen, deren Leben sich innerhalb weniger Tage völlig verändern.
Lolly, Mutter von Arden und Großmutter von Lauren, lebt allein nahe Scoops am Lost Land Lake, einer wahrhaft idyllischen Gegend – doch was nützt die Idylle, wenn man einsam ist. Ihre Tochter Arden hat diese Idylle jedoch schnell für das Studium verlassen und lebt seither in Chicago. Dort hat sie geheiratet und ihre Tochter Lauren bekommen. Dann kam die Scheidung und nun bestimmt die Arbeit ihr Leben. Lauren studiert Wirtschaft, obwohl sie lieber Kunst als Hauptfach hätte. Immerhin bezahlt ihre Mutter das Studium und Lauren hat bemerkt, welche Schulden dies verursacht hat, daher sagt sie ihr zuliebe nichts und akzeptiert das unbefriedigende Gefühl.
Eines Tages bekommen beide von Großmutter Lolly einen Charm – einen Glücksbringer als Anhänger – zugeschickt. Jeder mit einer persönlichen Botschaft. Lauren fängt an, sich Sorgen um sie zu machen und auch bei Arden klingelt das Gewissen, als die Chefin ihrer Mutter sie anruft und ihrerseits ihre Sorgen zum Ausdruck bringt, da Lolly inzwischen vermehrt zu spät kommt.
Mutter und Tochter entscheiden, in diesem Jahr Urlaub bei ihrer Großmutter zu machen und nach dem Rechten zu sehen...
Das Leben der drei verändert sich in nur wenigen Tagen grundlegend. Sie lernen die Liebe zum Leben neu.

Alle drei Frauen sind in ihren Charakterzügen sehr fein ausgearbeitet, sodass man ein richtiges Bild der Person vor Augen hat. Ebenso bildhaft sind die Landschaften oder das kleine Blockhaus beschrieben. Auch wenn die mir so liebe Portion Spannung und Action fehlen, da ich ja lieber Thriller und Krimis lese, ist es dennoch ebenso mitreißend. Man möchte unbedingt wissen, welche Lebensweisheit Lolly noch aus einer ihrer vielen Perücken und von ihrem Armband erzählt. Diesbezüglich ist zu erwähnen, dass hier tatsächlich eine chronologische Folge eingehalten wird – etwas, das bei solcherlei Zeitsprüngen meiner Meinung immer gut ist, damit der Leser nicht völlig aus dem Konzept gerät.
Ein kleiner Minuspunkt ist der plötzliche Wechsel am Ende von der Vogelperspektive in die Ich-Perspektive von Arden. Das habe ich nicht so ganz nachvollziehen können. Dennoch hat es mich sehr berührt und die Weisheiten in der Geschichte sind so wahr, eigentlich müsste man sie befolgen. Doch so einfach ist es eben oft nicht. Aber vielleicht, wenn man wirklich etwas verändern will und die Chance sich bietet – dann sollte man zugreifen.

Bewertung vom 05.10.2015
Der Junge, der mit dem Herzen sah
Macgregor, Virginia

Der Junge, der mit dem Herzen sah


sehr gut

Milo ist 9 Jahre alt und leidet an der seltenen Krankheit Retinitis Pigmentosa - er wird früher oder später vollständig erblinden. Eher früher als später, denn bereits jetzt ist sein Blickfeld eingeschränkt. Dennoch sieht Milo überraschen viel mehr, als manche andere Leute in seiner Umgebung. Milo hat ein Hausschweinchen namens Hamlet, dass ihm sein Vater geschenkt hat. Sein Vater allerdings ist mit seiner Sekretärin nach Abu Dabhi abgehauen und hat Milo und seine Mutter Sandy mit seiner Gran allein gelassen. Gran ist eine alte Dame von 92 Jahren, um die sich Milo liebevoll kümmert. Die beiden scheinen eine besondere Verbindung zu haben.

Die Geschichte beginnt an dem Tag, als die Küche der kleinen Familie in Brand gerät. Das ist auch der Tag, an dem Milos Mutter entscheidet, Gran in ein Pflegeheim zu bringen. Widerwillig sucht Milo einige Pflegeheime heraus. Das letzte und teuerste Pflegeheim ist ausgerechnet das einzige, das seiner Mutter gefällt und welches augenscheinlich am besten für Gran und durch die Zahlungsmodalitäten auch das Beste für Sandy ist. Kurzerhand zieht Lou, Milos Gran, dort ein. Ganz zum Ärger des kleinen Milo, der seiner Mama seitdem böse ist. Erst Recht, als ihm auffällt, dass er Gran nicht jeden Tag besuchen kann - entweder ist geschlossen oder sie ist in einem so dämmrigen Zustand, dass sie ihn nicht bemerkt. Milo besucht sie dennoch so oft sie kann und jedes Mal fallen ihm neue Dinge auf, nicht nur bei Gran sondern im gesamten Heim. Der einzige der ihm zuzuhören scheint, ist der syrische Koch Tahir, den alle nur Tripi nennen. Milo hilft ihm und dafür hilft Tripi Milo dabei, Beweise zu sammeln, um aufzuzeigen, wie es in dem Pflegeheim zugeht. Grans Neffe Alasdair, der zufällig bei Milo und Sandy einzieht hilft ihnen auch dabei, auch wenn Milo ihn zunächst gar nicht ausstehen kann. Gemeinsam versuchen sie, die Missstände aufzudecken. Nebenbei versucht Tripi seine Schwester Ayisha zu finden und Milo mit der Schule und mit seiner Mutter zurechtzukommen.

Das Buch ist herzergreifend geschrieben und es stimmt, dass man sich in den kleinen Milo verliebt. Es ist teilweise kindlich gehalten, was aber sehr gut dazu passt, denn immerhin geht es auch um einen 9jährigen. Vorteilhafterweise sind die Kapiteltitel immer wieder auf die jeweils agierende Hauptperson bezogen, entsprechend verändert ist demzufolge die Stimmung und die Art, wie geschrieben wurde.

Nicht ganz so gut - was einen Stern Abzug gibt - ist die Tatsache, dass ich glaube, das wohl kein Pflegeheim nur so wenige Bewohner hat und schon gar nicht so extrem schlecht geführt wird. Es bleibt an dieser Stelle anzumerken, dass im Autorenportrait im Buch nicht angegeben wird, dass die Autorin Kontakt zu einem Pflegeheim hatte oder selbst Pflegekraft ist. Ein so geführtes Pflegeheim hat nicht lange Bestand, für gewöhnlich sind auch Erwachsene nicht so blind, blaue Flecken oder dergleichen nicht zu erkennen. Das ist jedenfalls für mich der einzige Kritikpunkt und das auch nur, weil mein Mann Pflegefachkraft ist und so einiges zu erzählen hat.

Über diese Tatsache kann man aber getrost auch hinwegsehen, wer in die Pflegethematik nicht halbwegs involviert ist, dem fällt es auch nicht auf, dass hier eine dramaturgische Übertreibung am Werke ist. Für den Spannungsbogen der Geschichte ist dies natürlich passend. Lesenswert ist es definitiv und zeigt ein weiteres Mal, wie viel Kinder tatsächlich sehen können und dass wir Erwachsenen wieder mehr Aufmerksamkeit an den Tag legen sollten - nicht nur in dieser, sondern in jeder Hinsicht.

Bewertung vom 14.07.2015
Die Suche
Louth, Nick

Die Suche


sehr gut

Als ich das Cover sah und den Titel, sowie den Klappentext war ich mir nicht so sicher, ob das ein Buch für mich ist, aber wer es nicht versucht kann es nicht wissen und ich wurde zumindest ein Stück weit eines Besseren belehrt.

Zum Buch:
Max Carver, Bildhauer und ehemaliger Navy Seal, macht sich auf den Weg nach Amsterdam, wo er seiner Freundin Erica Stroud-Jones, Wissenschaftlerin bei einem Vortrag, der ihren Durchbruch in der Malariaforschung bringen könnte, unterstützen möchte. Kurz vor dem Vortrag verschwindet Erica jedoch spurlos und alle anfänglichen Versuche, sie zu finden scheitern: Die Polizei will ihm noch nicht helfen, zumal er mit Erica gerade einmal 3 Monate zusammen ist. Dann wird sein Mietauto aufgebrochen und etwas gestohlen. Trotz Verfolgungsjagd kann er die Diebin nicht erwischen. Am Tag des Vortrages weiht er auch die anderen Wissenschaftler ein, doch die glauben noch nicht an eine Entführung, so wie Max inzwischen. Er muss also auf eigene Faust die Suche nach ihr beginnen. Und damit beginnt die Jagd durch halb Holland...

Das Buch ist anfänglich sicher eine Herausforderung, wenn man mit medizinischen Begriffen nicht vertraut ist, selbst mir fielen einige Medikamentennamen schwer, obwohl ich solche häufiger lese. Die Informationen fließen zunächst nur langsam, aber nach und nach wird die Geschichte immer rasanter, was es interessant macht, es zu lesen. Es gibt auch den Moment, in dem man sich fragt, was die oder die Person in der Geschichte für eine Rolle spielt, aber das wird am Ende alles aufgeklärt, denn vorher würde es keinen Sinn machen. Insofern gibt es bis auf eine Sache keine Kritikpunkte: Sprachlich gut geschrieben, Spannungsbogen gut. Die Auflösung ist sehr kurz und knapp, so auch der Epilog.

Das einzige was mich irritierte und was ich sehr sehr schade fand, war, dass im Klappentext steht, dass Max herausfinden muss, woran Erica zuletzt gearbeitet hat und dass seine Suche ihn tief in ihre Vergangenheit führt und er dabei bemerkt, dass er seine Freundin kaum bis gar nicht kennt. Ich verstehe es beim Lesen eher so, dass er sehr wohl weiß, in welchem Gebiet sie forscht. Und ja es gibt diese unheimlich intensiv geschriebenen Tagebucheinträge von Erica, aber es gibt bis auf eine einzige Szene keinen Hinweis, dass Max die Tagebücher liest. Den einzigen Eintrag den er scheinbar tatsächlich liest, ist der, wo Erica ihn kennengelernt hat – mehr nicht. Hätte er mehr gelesen, dann hätte er bei einigen Gelegenheiten ganz anderes reagiert. Jedenfalls hätte ich es erwartet. Entweder hätte das den Lauf der Geschichte völlig verändert, weshalb der Autor es nicht getan hat, oder es sollte so sein, dass ausschließlich der Leser die wahre Erica kennenlernt. Denn einen Hinweis auf zumindest ein irgendwann folgendes, tiefgründiges Gespräch über ihre Vergangenheit gibt es nicht. Ich hätte mir auch das wenigstens gewünscht – dass man erkennen kann, dass er die Tagebücher gelesen hat und somit über Ericas Zeit lange vor ihm gewusst hat. Schade, dass es nicht so ist. Wäre es so gewesen könnte ich mir vorstellen, dass das Buch vielleicht noch um einiges länger geworden wäre.

Fazit: Sehr lesenswert, wenn man über die medizinischen Begriffe und den kleinen Fauxpas mit den Tagebüchern laut dem Klappentext hinwegsieht. Die aufkommende Rasanz der Geschichte macht sie spannendender als der erste Eindruck vermittelt.

Bewertung vom 05.06.2015
30 Tage und ein ganzes Leben
Ream, Ashley

30 Tage und ein ganzes Leben


gut

Zum Buch:
Es geht um die sehr eigensinnige Clementine Pritchard, Künstlerin. Clementine entscheidet ihrem Leben innerhalb von 30 Tagen selbt ein Ende zu bereiten und in dieser Zeit alles vorzubereiten und ihr Leben bis dahin selbstbestimmt zu leben. Was leichter gesagt, als getan ist...

Schon gleich der 1. Satz ließ mich schmunzeln. Es ist herrlich, wie egal es Clementine ist, ob ihre aus dem Fenster fliegende Teekanne jemanden trifft oder nicht. So bleibt es für die ersten Kapitel - lustig.
Doch wie die Protagonistin, so auch das Buch. Es geht hoch und runter und schon am Anfang fragt man sich, warum macht sie das? Es wird schnell klar, dass das Problem psychischer Natur ist - was wiederum den weiteren Verlauf durchaus einleuchtend macht. Erst später erfährt man sehr viel mehr von ihr und zu wissen, dass sie psychisch krank ist, erleichtert das Verständnis für ihr Handeln, wenn auch manches sehr eigenartig wirkt.
Eine gewisse Wortwahl - sicher dem Originaltext geschuldet - behagte mir nicht so sehr, aber nun gut, Kunst ist frei. Die gezogenen Vergleiche waren für mich tatsächlich witzig. Auf so manche Idee wäre ich nicht gekommen, wobei einiges wohl zutreffend ist.
Zum Ende hin wird die anfänglich witzige Geschichte ernst - wie sollte sie denn auch nicht, schließlich handelt das Buch von Clementines Vorbereitungen für ihr selbst herbeigeführtes Ableben. Es ist unweigerlich interessant, welche Gedanken sie sich macht und wie sie "übt".
Es gab eine einzige Szene wo Clementine mich wirklich gefangen hatte und zwar kurz vor Ende mit ihrem - im Übrigen ebenfalls sehr eigenwilligen und witzigen - Kater Chuckles. Den Kater habe ich geliebt, er war so herrlich katzenhaft beschrieben.
Das Ende selbst allerdings führt doch stark zu Verwirrung. So manches wird plötzlich gar nicht mehr erklärt und das eigentliche Ende ist zwar andeutungsweise furios und zeitgleich schmerzhaft, aber es ist so schrecklich offen... Ich hatte mehr erwartet, was das angeht.

Zusätzlich gibt es einen Mitmach-Kalender mit Tipps, wie man sein eigenes Leben bereichern kann. Davon hatte ich zuvor schon gehört und es ist nicht schwer umzusetzen. Allerdings fehlt dieses Thema im Buch irgendwie.

Fazit: Es ist durchaus lesenswert, aber man muss ein paar kleine Abstriche machen. Vor allem am Schluss, für offene Enden muss man also zu haben sein. Pluspunkt ist definitv der Mitmach-Kalender, auch wenn dessen Ansätze in dem Buch offenbar überhaupt nicht vorkommen.