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Belles Leseinsel
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Mainz

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Insgesamt 24 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2013
Der Puppenfänger
Brouwer, Joana

Der Puppenfänger


ausgezeichnet

Puppenfangen

Und wieder einmal kommt Heide ihren Lebensgefährten Dieter in die Quere. Hatte sie noch vor einiger Zeit versprochen, nicht mehr in seinen Gewässern zu fischen, so sieht es jetzt ganz danach aus, als wenn Heide und Dieter wieder einmal in ein und demselben Fall ermitteln. Sehr zum Ärgernis von Dieter, der hiervon absolut nicht begeistert ist. Doch die dickköpfige Heide lässt sich davon nicht beirren. Kurzerhand mietet sie sich über Nacht bei ihrer alten Studienbekannten Beate ein und kaum ist sie im Dorf angekommen, trifft sie auch schon auf die resolute Tanta Martha. Die alte Dame weiß definitiv mehr, als sie Heide verraten will, macht nur rätselhafte Andeutungen und führt damit Heide auf eine Spur, die weit in die Vergangenheit zurückführt. Deutlich ist auch zu spüren, dass die Dorfbewohner Heide zwar nicht gerade feindlich gegenübertreten, aber als einen freundlichen Empfang kann man ihn auch nicht bezeichnen. Und selbst Tante Martha, die sich von niemanden den Mund verbieten lässt, wird mit der Zeit immer schweigsamer und beruft sich auf ihr Alter und somit auf ihre Vergesslichkeit.

Man ahnt sogleich, dass ein Verbrechen der Vergangenheit für das Verschwinden von Gerald Schöllen verantwortlich ist, denn Joana Brouwer steigt mit einem erschütternden Prolog in ihren Krimi ein. Doch um was es hierbei geht, noch wer von den Dorfbewohnern damit in Verbindung steht, das erfährt man erst nach und nach. Wie kleine Puzzlesteinchen setzt sich die Story zusammen, die Autorin verrät immer nur so viel, dass man Vermutungen anstellen kann, aber der Lösung des Falls doch nie auch nur annähernd nahe kommt.

Und schnell merkt man auch, dass die Dorfbewohner nicht unbedingt alle so sind, wie sie zu scheinen vorgeben. Bald schon hat man das Gefühl, dass wirklich ein jeder im Ort ein Geheimnis hat, ja sogar, dass sich das ganze Dorf verschworen hat und mit aller Macht verhindern will, dass dieses Geheimnis an die Öffentlichkeit kommt. Somit lassen sich auch die unterschiedlichen Charaktere sehr schwer einschätzen, was natürlich zusätzlich die Spannung schürt. Diese ist die meiste Zeit eher latent im Hintergrund vorhanden, tritt selten an die Oberfläche, aber dies stört in keiner Weise. Joana Brouwer versteht es perfekt, die Handlung immer weiter voranzutreiben, die Dramaturgie stimmt, die Neugier wird stetig gesteigert. Und mit ihrem eindringlichen, fesselnden und sehr einnehmenden Schreibstil versteht es Joana Brouwer somit wirklich perfekt, einem beste Krimiunterhaltung zu bieten. Das Ganze ist zudem noch gewürzt mit einem guten Schuss Lokalkolorit.

Ein großes Plus dieses Krimis ist auch die Ausarbeitung der Charaktere. Allen voran natürlich Heide von der Heide, eine zielstrebige, dickköpfige und äußerst neugierige Detektivin, die mit ihrem Lebensgefährten Dieter eine Streitkultur pflegt, die immer wieder zum Schmunzeln anregt. Und auch alle anderen Akteure sind lebendig beschrieben, agieren jederzeit glaubwürdig und bleiben stellenweise so rätselhaft, dass sie schwer einschätzbar bleiben. Und auch wenn Heide eine äußerst sympathische Frau ist, stiehlt ihr Tante Martha hier klar die Show. Die alte Dame ist herrlich offen, direkt und dabei in ihren Äußerungen so rätselhaft und verschmitzt, dass man Tante Martha augenblicklich ins Herz schließt.

Fazit: Eine komplexe, wohl durchdachte Story, die fesselnd mit viel Lokalkolorit erzählt wird und mit wunderbar beschriebenen Charakteren absolut überzeugt.

Bewertung vom 30.09.2013
Letzte Bootsfahrt / Gasperlmaier Bd.3
Dutzler, Herbert

Letzte Bootsfahrt / Gasperlmaier Bd.3


sehr gut

Gasperlmaiers dritter Fall

Mit der Ruhe ist es in Altaussee vorbei, als Polizeiinspektor Gasperlmaier zu einem Tatort gerufen wird. Ein Immobilienmakler wird in seinem Haus tot vor der Toilette gefunden. Der Mord ruft auch wieder Kommissarin Kohlross auf den Plan und zusammen mit Gasperlmaier ermittelt sie fortan rund um Altaussee. Die Ermittlungen führen das Duo zu einer etwas dubios agierenden Sekte, aber auch nicht ganz legale Grundstückdeals treten zutage. Und als es zu einem zweiten Mord kommt, muss Gasperlmaier feststellen, dass seine Mutter irgendwie in diese Mordfälle verwickelt ist.

Es ist aber schon ein Graus. Nicht genug, dass der Gasperlmaier seine Mutter zu einer Beerdigung begleiten muss, zu allem Überfluss wird ihm dann auch noch der anschließende Leichenschmaus nicht gegönnt und mit reichlich Alkohol im Blut muss der Gasperlmaier zu einem Tatort eilen. Und was für ein pikanter dies ist. Wird der Tote doch mit heruntergelassener Hose vor dem WC kniend gefunden. Aus Schamgefühl begeht der Polizeiinspektor einen entscheidenden Fehler, den er später schweren Herzens der Frau Doktor Kohlross beichten muss. Bis es dazu kommt, geschieht allerdings ein weiterer Mord.

Herbert Dutzler konzentriert sich in seinem dritten Gasperlmaier-Krimi wieder voll auf seinen Protagonisten und das Leben in Altaussee. Alte Bekannte tauchen auf, neue Bewohner lernt man kennen, die selbst Gasperlmaier bisher nicht kannte, sehr zur Verwunderung seines Kollegen Friedrich Kahlaß. Aber Gasperlmaier ist halt einfach gestrickt. Lokalpolitik interessiert ihn nicht sonderlich, er ist glücklich mit seiner Christine, auch wenn die beinahe erwachsenen Kinder doch ein wenig Ärger machen, sowie mit seinem Job, seinen Vereinen und den regelmäßigen Gasthausbesuchen. Und jetzt wieder ein Mord in Altaussee! Positiv daran ist nur, dass Gasperlmaier auch dieses Mal mit Frau Doktor Kohlross zusammenarbeiten darf, auch wenn deren resolute, forsche Art den etwas tollpatschigen, wortungewandten Polizisten ein ums andere Mal überfordert.

Die reine Krimihandlung steht mal wieder nicht unbedingt im Vordergrund, ist aber ständig präsent und beherrscht zumeist auch Gasperlmaiers Gedankenwelt. Aber nur zu gern lässt sich dieser auch wieder ablenken und dann gehen diese ganz eigene Wege und Gasperlmaier bekommt des Öfteren nicht mit, was Frau Doktor gerade erzählt hat. Dies ist zumeist unterhaltsam, oft gerät Gasperlmaier hierdurch auch in ziemlich prekäre Situationen, die zum Schmunzeln anregen. Bevor dies jedoch allzu ausschweifend wird, findet der Autor dann wieder zur eigentlichen Krimihandlung zurück.

Frau Doktor Kohlross ist bei ihren Ermittlungen wieder kaum zu bremsen, voller Tatendrang engagiert sich die Kommissarin in dem Fall und der Gasperlmaier hat so seine liebe Not, bei ihrem Tempo mitzukommen. Zudem sind der Frau Doktor geregelte Mahlzeiten nach wie vor und zum großen Leidwesen des Gasperlmaiers immer noch fremd und in ihrer forschen, resoluten Art bringt sie den gemütlichen Polizeiinspektor öfter einmal in Verlegenheit.

Eine hochspannende Story sollte man auch beim dritten Krimi von Herbert Dutzler nicht erwarten, dafür präsentiert einem der Autor eine Story mit interessanten Wendungen, das ganze versehen mit viel Lokalkolorit und Wortwitz. Aber im Hintergrund lauert die Spannung dennoch immer, da man lange schwer einschätzen kann, wie sich die Story weiterentwickeln wird und man in Bezug auf Täter und Motiv ebenfalls eine Zeitlang im Dunkeln tappt.

Fazit: Auch der dritte Band präsentiert sich in bekannter Manier: humorvolle, interessante Story mit viel Lokalkolorit, versehen mit ein wenig Spannung und einem Gasperlmaier in Hochform.

Bewertung vom 12.09.2013
Todeszeichen / Leitner & Grohmann Bd.1
Berwein, Saskia

Todeszeichen / Leitner & Grohmann Bd.1


sehr gut

Der Künstler

Seit Monaten treibt „der Künstler“ in einer Kleinstadt nahe Hanau sein Unwesen. Schon fünf Frauen sind ihm auf grausame Art zum Opfer gefallen, als in einer Grube im Wald sein nächstes Opfer gefunden wird. Auch ihr wurde eine „Gemälde“ in den Rücken geritzt, auch sie wurde brutal misshandelt, bevor sie getötet wurde. Doch im Gegensatz zu allen anderen Opfern, wurde die Leiche gut versteckt. Ist dieses Opfer etwas Besonderes für den Künstler gewesen? Oberkommissarin Jennifer Leitner und Staatsanwalt Oliver Grohmann ermitteln, doch der Künstler agiert äußerst clever. Es lassen sich keine Spuren, nicht die kleinsten Hinweise finden.

Kommissarin Leitner lebt erst seit einigen Monaten in Lemanshain, eine bisher recht verschlafene Kleinstadt im Spessart, in der außer einigen Körperverletzungen und Schlägereien nicht viel passiert. Bis der Künstler anfängt, sein Unwesen zu treiben. Jennifer findet kaum noch Ruhe, ihre Gedanken sind nur noch auf den Serienmörder gerichtet, worunter auch ihre Beziehung zu Freund Kay leidet. Und dann wird auch noch ihr Kollege krank und ein neuer Staatsanwalt tritt sein Amt an. Doch Oliver Grohmann ist kein Büromensch, sondern unterstützt Jennifer aktiv bei ihren Ermittlungen. Doch diese gestalten sich äußerst zäh, der noch so kleinsten Spur wird nachgegangen, doch alles führt in eine Sackgasse. Selbst als den Ermittlern klar wird, dass das neueste Opfer ganz offensichtlich eine besondere Bedeutung für den Künstler hatte, ergeben sich keine neuen Spuren. Doch selbst der cleverste Mörder begeht irgendwann einen Fehler.

Saskia Berwein steigt nach einem sehr eindringlichen Prolog mit dem Fund der sechsten Frauenleiche in ihren Thriller ein und somit ist schon einmal von Beginn an Spannung angesagt. Diese hält sich auch durchweg über die gesamte Story, flacht entsprechend den stagnierenden Ermittlungen etwas ab und nimmt im letzten Drittel dann wieder rapide zu. Aber auch, wenn die Spannung zwischenzeitlich abflacht, bleibt der Thriller durchweg unterhaltsam und fesselnd erzählt.

Hauptsächlich verfolgt man die akribische Ermittlungsarbeit von Jennifer und Grohmann, nach einer gewissen Zeit fügt die Autorin jedoch noch einen weiteren Handlungsstrang hinzu. Als die Identität des sechsten Opfers bekannt ist, rückt deren Tochter in den Fokus der Ermittlungen und bald schon lernt man Charlotte Seydel näher kennen. Es ist anfangs überhaupt nicht ersichtlich, warum Saskia Berwein der jungen Studentin so viel Raum in ihrem Thriller einräumt, doch je weiter die Story voranschreitet, umso verständlicher wird die Rolle, welche die Autorin der jungen Frau zugedacht hat.

Die Auflösung kommt plötzlich, völlig überraschend, ist aber begründet durch akribische Ermittlungsarbeit und somit logisch nachvollziehbar. Als der Täter bekannt ist, zieht die Geschichte ordentlich an und wird zum Schluss hin auch hochspannend. Wobei mir das Finale dann aber doch ein wenig unrealistisch dargestellt war, man dies aber durchaus verstehen kann.

Jennifer Leitner und Oliver Grohmann sind ein etwas ungewöhnliches Gespann. Die Kommissarin ist regelrecht besessen von dem Fall, ein Privatleben existiert für die toughe, sympathische Mittdreißigerin nicht, sie verfolgt die geringen Spuren mit viel Enthusiasmus und geht dabei auch gern etwas unkonventionelle Wege. Ihr zur Seite hat Saskia Berwein den etwa gleichaltrigen Staatsanwalt Oliver Grohmann gestellt, der eigentlich besser Ermittler geworden wäre, denn Schreibtischarbeit ist nicht so sein Ding. Lieber ist Grohmann mit vor Ort als sich hinter einem Aktenberg zu verschanzen. Nach anfänglichen Reibereien ergänzen sich die Beiden prima und der Staatsanwalt kommentiert Jennifers ungestüme, oft ruppige Art meist nur mit einem verschmitzten Lächeln oder übergeht sie geflissentlich.

Fazit: Ein gelungenes Debüt, das mit einer interessanten wie zumeist auch spannenden Story und einem sympathisch agierenden Ermittlerpaar aufwarten kann.

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