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La novelera

Bewertungen

Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2016
Die Wahrheit
Raabe, Melanie

Die Wahrheit


ausgezeichnet

Nach dem hochgelobten und äußert erfolgreichen ersten Buch "Die Falle" der Autorin folgt nun mit "Die Wahrheit" das zweite aufregende Werk der gebürtigen Jenaerin Melanie Raabe.

Es ist ein Alptraum. Sarahs Mann Philipp, wohlhabender Geschäftsmann, verschwand vor sieben Jahren spurlos auf einer dienstlichen Südamerikareise. Seitdem hat sie nie wieder etwas von ihm gehört, weigert sich aber entschlossen, ihren Ehemann für tot erklären zu lassen. Sie zieht ihren Sohn, der bei Philipps Abreise gerade mal ein Jahr alt war, alleine groß und versucht, ins Leben zurückzufinden.
Sarah ist wie elektrisiert, als sie ein Anruf des Auswärtigen Amtes erreicht...Philipp wurde gefunden und kommt nach Hause. Doch nach der Euphorie der Schock - es ist nicht Philipp, der aus dem Flugzeug steigt! Wer ist der Mann, der alles über sie zu wissen scheint und wie ein Fremder in ihr Leben dringt? Es folgen Stunden und Tage der Angst und Ohnmacht für Sarah...

Genau diese Gefühle beim Leser zu wecken, gelingt der Autorin ganz fantastisch! Ein packendes Buch, das man am liebsten nicht mehr aus der Hand legen will! Man gruselt sich einerseits vor dem Unbekannten und ist doch gespannt, wie es weitergeht und wie die ganze Sache aufgelöst wird, sprich, wer der Mann ist, wo Philipp ist, ob er überhaupt noch lebt und was das Ganze eigentlich zu bedeuten hat. Sarah kann einem schrecklich leid tun, doch sie kämpft immer weiter, wird als äußerst starke Frau dargestellt, die weiß, was sie will und für ihre Rechte einsteht. Genial gezeichnet, wie diese Figur am Rande des Wahnsinns steht und sogar um ihr Leben fürchten muss, sich aber trotzdem nicht unterkirgen lässt. Der Leser darf auf die Auflösung gespannt sein.
5 Sterne für packende Spannung pur!

Bewertung vom 04.09.2016
Die langen Tage von Castellamare
Banner, Catherine

Die langen Tage von Castellamare


ausgezeichnet

"Die langen Tage von Castellamare" erzählen von einer Familiengeschichte, die mit dem Findelkind Amedeo beginnt. Jener wird in Jugendjahren unter die Fittiche eines Arztes genommen und ergreift dann selber diesen Beruf. Landauf, landab bewirbt er sich um eine Stelle und so verschlägt es ihn auf die kleine Insel Castellamare, in Sichtweite von Sizilien. Hier beginnt die große Geschichte der Familie des Mannes Amedeo Esposito, der selber keine Familie hat. Sie zieht sich über mehrere Generationen und bleibt verwoben mit den Legenden und Geschichten der Insel, die stets eine große Rolle in Amedeos Leben spielen. Neben seiner Tätigkeit als Arzt ist er ein großer Geschichtensammler. Nachdem in einer Nacht auf der Insel zwei Kinder geboren werden, die ihn zum Vater aber unterschiedliche Mütter haben, muss er seinen geliebten Beruf aufgeben und zieht ins "Haus am Rande der Nacht", um dort eine alte Bar wieder zum Leben zu erwecken. Jene wird das Zentrum für viele Generationen sein, die nach ihm kommen.

Die vielen Personen der Familie Esposito wachsen einem schnell ans Herz, jede hat ihre eigenen markanten Charakterzüge, die sie ausmachen. Man freut und leidet mit den Menschen und ihren Freuden und Sorgen. Der Autorin gelingt es, die idyllische Landschaft so darzustellen, dass sie dem Leser farbenreich vor Augen steht und irgendwie kommt man nicht drumherum sich ein wenig in die Insel zu verlieben. Andererseits kann man verstehen, dass es die jungen Leute von dort wegzieht. Und als der Fortschritt Einzug hält, ist man auch wieder hin- und hergerissen zwischen Freude und Wehmut nach dem Alten, dem Althergebrachten.

Ein wunderbares Familienepos, schwungvoll geschrieben und einfach schön zu lesen. Castellamare ist ein Ort, in den man sich hinein- bzw. wegträumen kann, ein Buch, aus dem man am Ende mit ein wenig Wehmut wieder auftaucht in die Realität. Ich vergebe gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 01.09.2016
Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens (eBook, ePUB)
Stradal, J. Ryan

Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Roman "Die Geheimnisse der Küche des Mittleren Westens" von J. Ryan Stradal erzählt dem Leser die Geschichte der großartigen Köchin Eva Thorvald, beginnend mit den Umständen ihrer Geburt und der Familie ihres Vaters. Von der Mutter früh verlassen, wächst sie nach dem plötzlichen Tod ihres Vaters vom Säuglingsalter an bei Tante und Onkel auf.
In einzelnen Kapiteln, die jeweils mit einem Gericht oder einem Lebensmittel überschrieben sind, erzählt der Autor vom Leben des Mädchens, das, sicher geerbt vom Vater, eine große Affinität zum Kochen entwickelt. So baut sie bereits mit elf Jahren in ihrem Kleiderschrank Chilis an.
Jeder ihrer Lebensabschnitte ist geprägt von einer Spezialität, sei es in einer Gruppe von jungen Menschen, die zusammen kocht oder bei einem Wettbewerb, bei dem sie später als Jurorin teilnimmt. Am Ende ist Eva eine äußerst erfolgreiche und über die Grenzen des Landes hinaus bekannte Köchin, die mit ihren Events außerordentlich große Erfolge feiert.

Der Roman hat ein sehr interessantes Konzept. Mir gefällt die Idee, ein Leben anhand von Gerichten zu erzählen, die in gewisser Weise eine bestimmte Lebensphase charakterisieren oder prägen. Dabei tauchen auch immer die Menschen auf, die für Eva wichtig sind und sie begleiten.
Das Buch lässt sich flüssig lesen und hat einen angenehmen Stil. Insgesamt auf jeden Fall überzeugend und lesenswert, ich hätte mir aber gewünscht, dass man noch mehr über Eva selbst und ihre Gefühlswelt erfährt, sprich, wie es ihr wirklich geht. Man kommt an sie als Mensch nicht so richtig heran, würde es sich als Leser aber wünschen. Zudem war für mich persönlich das Ende nicht richtig schlüssig, da hätte ich mir noch etwas "mehr" gewünscht. Ich vergebe daher 4 Sterne.

Bewertung vom 08.08.2016
Und damit fing es an (eBook, ePUB)
Tremain, Rose

Und damit fing es an (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein wunderbares Buch, das von einer tiefen Freundschaft erzählt.

Der Leser befindet sich in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts in Matzlingen, einem recht kleinen Ort in der Schweiz. Auch hier gehen die politischen Turbulenzen Europas nicht spurlos an den Menschen vorbei, die Zeiten sind gezeichnet von Unsicherheit und Angst. In diesen Umständen wächst Gustav Perle auf, ein bescheidener Junge, der bei seiner Mutter Emelie lebt. Sein Vater ist früh verstorben, Gustav kann sich nicht an ihn erinnern. Eines Tages tritt Anton Zwiebel in sein Leben, das sich von da an verändert. Anton, der aus einer jüdischen Familie stammt, zeigt ihm die schönen Dinge des Lebens, nimmt ihn mit zum Eislaufen und spielt Gustav Stücke auf dem Klavier vor.
Später verlieren sie sich mehr oder weniger aus den Augen, woran Gustav mehr krankt als Anton. Doch wie es so oft ist im Leben: sie laufen sich wieder über den Weg und erkennen, was sie an ihrer Freundschaft haben.

Rose Tremain hat ein ganz besonderes Buch über eine wunderbare und tief verwurzelte Freundschaft geschrieben, die begann, als Gustav Anton weinend in der Tür der Vorschule stehen sieht und sich seiner annimmt. Die ganz unterschiedlich verlaufenden Lebenswege der beiden werden beschrieben und am Ende doch wieder zusammengeführt. Mit Worten gelingt es der Autorin, die Charakerzüge der beiden hervorragend zu beschreiben-der zarte, zurückhaltende Gustav und der später draufgängerische und nervlich stark beanspruchte Anton. Zärtlich und einfühlsam spricht sie von Freundschaft, aber auch der schwierigen Beziehung zwischen Gustav und seiner Mutter.
Eine sprachliche Perle und eine wunderbare Geschichte, dafür volle 5 Sterne!

Bewertung vom 21.07.2016
Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7
Neuhaus, Nele

Die Lebenden und die Toten / Oliver von Bodenstein Bd.7


ausgezeichnet

Der 7. Fall für unsere sympathischen Kommissare Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein-mal wieder so richtig spannend!

Im Main Taunus Kreis treibt sich kurz vor den Weihnachtsfeiertagen ein Mörder herum. Pia möchte eigentlich mit ihrem frisch angetrauten in die wohlverdienten Flitterwochen nach Ecuador fliegen, doch wie erwartet wird daraus nichts, da es der "Taunus-Sniper" nicht bei einem Mord belässt. Er muss ein guter Schütze sein, der einige Menschen durch einen präzisen Schuss in den Kopf tötet. Doch mit welchem Motiv? Scheinbar stehen die Opfer in keinem Zusammenhang miteinander und das K11 wird in den Weihnachtstagen, die man eigentlich gemütlich bei der Familie verbringen will, mal wieder ganz schön gefordert. In einer langen Ermittlung setzen sich nach und nach die Puzzlesteinchen zusammen, doch bis dahin ist es ein langer Weg.

Diesen Krimi legt man so schnell nicht mehr aus der Hand! Nele Neuhaus gelingt es mal wieder, richtig Spannung zu erzeugen und den Leser tief mit in die Ermittlungen und die Gefühlsregungen der Protagonisten hineinzunehmen. Ich staune immer, wie dem Leser nach und nach kleine Details verraten werden, sodass bei ihm selber "die Puzzleteile an den richtigen Ort fallen", wie es bei Pia oder Oliver ja oft passiert. Auch die Details über das Privatleben der beiden finde ich immer interessant, sie sind mal wieder so sympathisch und einfach menschlich, stoßen also auch an ihre Grenzen. Es empfiehlt sich, das Buch schnell wegzulesen, damit man mit den vielen Charakteren nicht durcheinander kommt und die Erzählstränge gedanklich im Kopf behält, aber gerade dieser Stil macht den Krimi aus, ich mag das sehr.

Eine wieder mal sehr empfehlenswerte Lektüre von dieser tollen Autorin, spannend ohne Ende. Ich freu mich auf den nächsten Fall!

Bewertung vom 13.07.2016
Noch so eine Tatsache über die Welt
Davis, Brooke

Noch so eine Tatsache über die Welt


sehr gut

"Noch so eine Tatsache über die Welt" von der australischen Autorin Brooke Davis erzählt die Geschichte der 7-jährigen Millie, deren Vater gestorben ist und deren Mutter sie im Kaufhaus "vergisst". Die Kleine verspürt von Kindesbeinen an eine Faszination für "tote Dinge", die sie akribisch in einem Heft notiert. Millie ist ein ungewöhnliches kleines Mädchen, das viele Fragen an die große Welt hat.
Während sie im Kaufhaus des Nachts auf ihre Mutter wartet, lernt die Karl, den Tasttipper kennen, der auch schon einen lieben Menschen verloren hat - seine Frau Evie. Diese Verbindung reicht aus, um die beiden zu unzertrennlichen Freunden zu machen. Und dann ist da noch die verschrobene Agatha, die Dritte im Bunde der Verlassenen. Sie ist seit mehreren Jahren Witwe und gesellt sich auf abenteuerlichen Wegen zu Millie und Karl.
Diese drei, jeder auf seine Weise sonderbar und besonders, begeben sich gemeinsam auf eine Reise quer durch Australien, um Millies Mutter zu finden. Auf dem Weg begegnen sie vielen Menschen, einige meinen es gut mit ihnen, andere eher nicht....

Brooke Davis ist es (mit ihrem Erstlingswerk!) gelungen, einen Roadtrip durch Australien der anderen Art zu schreiben. Zunächst erschafft sei drei ganz besondere Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Und ich glaube, gerade deshalb ist die kleine Reisegruppe so sympathisch - Millie mit ihrer kindlichen Naivität und Liebenswürdigkeit, Karl und Agatha, die ein langes Leben und dabei auch bittere Erfahrung hinter sich haben, weshalb sie eigentlich nicht so richtig wissen, wie es weitergehen soll. Die kleine Millie weckt verloren gegangene Gefühle in ihnen und sie wollen beide eins - Millie helfen!
Nachdem man sich an den Stil der Autorin gewöhnt hat, lässt sich das Buch gut lesen und führt einen im Wechselbad der Gefühle durch die Story. Mal traurig,mitleidig und dann wieder lachend vergnügt begibt sich der Leser mit auf die Reise der drei. Der Autorin gelingt es außerdem, in gewisser Weise Spannung zu erzeugen, man möchte wissen, wie die Geschichte denn nun ausgeht und ob sie ihr Ziel, Millies Mutter zu finden, wirklich erreichen.

Eine kleine Kritik: an einigen Stellen waren für mich die Handlungen der Personen nicht ganz nachvollziehbar, was für mich den Fluss der Geschichte zum Teil etwas gestört bzw. mich etwas verwirrt hat.
Insgesamt ist "Noch so eine Tatsache über die Welt" eine gefühlvolle, außergewöhnliche Geschichte, die den Leser mit in eine andere Welt nimmt und große Sympathie für die drei Reisenden erzeugt!

Bewertung vom 13.07.2016
Teo
Gentile, Lorenza

Teo


sehr gut

Der Beginn des Buches ist schockierend. Teo ist erst acht und möchte sterben! Was kann einen kleinen Jugen wohl dazu bewegen, sterben zu wollen?

Seine kleine Kinderwelt ist getrübt von den ständigen Streitigkeiten der Eltern. Papa kommt spät von der Arbeit und dann wird geschrieen, gezankt und gezofft. Seine große Schwester Matilde und er wissen nicht, was zu tun ist. Sie sind traurig und wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen (wer weiß das schon?).
Dann schenken die Eltern Teo zu seinem Geburtstag einen Napoleon Comic und endlich weiß Teo, was er tun muss. Jemand wie Napoleon, der alle Schlachten gewonnen hat, muss ihm doch sagen können, wie er seine Schlacht zu schlagen hat. Die, in der er Mama und Papa hilft, sich wieder zu versöhnen, damit sie wieder eine richtige Familie werden, die sich lieb hat und verträgt. Und Teo begibt sich auf die Suche nach Antworten. Wie kann er Napoleon finden? Er beschließt zu sterben, um ihn treffen zu können, denn schließlich ist Napoleon schon tot. Doch bis es soweit ist, hat er noch viele Fragen, die ihm keiner so richtig beantworten kann.

Man leidet mit dem kleinen Teo mit! Vater und Mutter haben keine Zeit für ihn und das Kindermädchen ist auch nicht immer ein befriedigender Eltern-Ersatz. Die große Schwester will oft nichts von ihm wissen und seine Lehrerinnen sind ihm auch keine große Hilfe. Die großen Fragen, die er sich stellt, (Was ist gut und böse? Was passiert nach dem Tod?...) Kann ihm keiner so richtig beantworten, weil ihm niemand richtig zuhört und versteht, was in der kleinen Kinderseele vorgeht. Doch dann findet Teo einen Freund und lernt noch jemanden kennen, der für ihn schlussendlich noch zum Retter wird!

Teo ist eine schöne, kleine Geschichte, die Einblick gewährt in eine verletzliche und sensible Kinderseele, die alles daran setzt, die Familie zu retten und Mama und Papa wieder zu versöhnen. Ein Buch zwischen niedlicher Kindernaivität und den ganz großen Fragen des Lebens.

Bewertung vom 13.07.2016
Etta und Otto und Russell und James
Hooper, Emma

Etta und Otto und Russell und James


ausgezeichnet

Der jungen Autorin Emma Hooper ist mit "Etta und Otto und Russell und James" eine geniale Story gelungen, die man nicht in irgendeine Schublade stecken kann. Sehr bezeichnend finde ich ihren Satz " Ich liebe es, hin und wieder Gedankenexperimente zu machen und mich mit der Frage „Was wäre wenn?“ zu beschäftigen.", den sie in einem Interview für Droemer Knaur in den Raum wirft.

Handelnde "Personen" sind, wie der Titel schon sagt, Etta und Otto und Russell und James. Etta, eine 83-jährige Dame, macht sich auf den weiten Weg zum Meer, das sie noch nie gesehen hat. (Ich liebe dieses Motiv spätestens seit "Knocking on heavens door".) Schon bald könnte es zu spät sein, denn Etta vergisst langsam gewisse Dinge. Den Zettel, auf dem steht, wer sie ist und wer ihr die wichtigsten Menschen sind, trägt sie stest bei sich. Somit hat auch hier das Meer-Motiv seine übliche Funktion.
Otto, ihr Mann, bleibt zu Hause und sucht sich eine interessante Beschäftigung, um über den Verlust hinwegzukommen.
Russell ist ein Freund aus "Kindertagen", der Anteil nimmt und Etta sogar hinterherzieht. Und dann ist da noch James, die Hyäne, die Etta auf ihrem Weg begleitet. Allein diese vier Charaktere machen das Buch zu einer spannenden Sache, denn die vier könnten unterschiedlicher nicht sein und kommen, wenn man es genau nimmt, auch gar nicht so sehr miteinander in Berührung. Im Laufe der Handlung lernen wir außerdem die junge Etta kennen, die Otto kennenlernt und mit ihm ihr gemeinsames Leben beginnt. Und dann verweben sich die Geschichten miteinander zu einem Stoff, der das Leben der beiden ist...

In meinen Augen ist es der Autorin wunderbar gelungen, die verschiedenen Handlungsstränge in den unterschiedlichen Zeiten zu verknüpfen, sodass sie am Ende eins werden und wohl symbolisch für die Beziehung der beiden Personen stehen.
Die Sprache gefällt mir sehr gut und passt gut zum Inhalt, sie ist einfühlsam und wohlgewählt. Für mich sind Sprache und Inhalt gut in Einklang gebracht.

Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Man wird mitgenommen auf eine spannende Reise (und ist ganz bei Etta, dich nicht immer weiß, was sie gerade tut) und bleibt doch auch mit einem Teil des Herzens bei Otto, der seine Frau so sehnlichst zurück erwartet. Eine tolle Hommage an die ältere Generation und eine Würdigung bewegter Lebenswege!

Bewertung vom 13.07.2016
Ab heute heiße ich Margo
Stephan, Cora

Ab heute heiße ich Margo


ausgezeichnet

Cora Stephans Roman „Ab heute heiße ich Margo“ lässt den Leser in die Welt von Margarete „Margo“ Hegewald eintauchen, 1919 geboren. Die junge Frau, die ab ihrem Jugendalter Margo genannt werden möchte, wird ein turbulentes und spannungsreiches Leben haben mit vielen Höhen und Tiefen. Sie wird zwei Diktaturen erleben, Menschen kennenlernen, die sie liebt und von denen sie einige wieder verliert. Helene Pinkus, die sie im Fotostudio von Otto Werner kennenlernt, bei dem sie als Buchhalterin arbeitet, wird ihren Lebensweg an verschiedenen Stationen kreuzen und auf verschiedene Weise eine bedeutsame Rolle in ihrem Leben spielen. Das Buch erzählt vom Schicksal der beiden Frauen, das durch verschiedene Personen miteinander verwoben ist.

Der Satz „Wie fasst man ein Menschenleben zusammen?“ (S. 593 im Buch) könnte ein Leitsatz für diesen wundervollen Roman sein, denn jene zu beantworten schafft Cora Stephan mit diesem Werk auf wunderbare Weise. Die Sprache, mit der sie die Figuren lebendig werden lässt, ist treffend und literarisch, zuweilen mit Fremdwörtern gespickt, auf hohem Niveau. Dabei schweift die Autorin nicht in langatmige Beschreibungen ab, sondern erzählt in klarem Stil vom Schicksal der beiden Frauen, die sich in denselben Mann verlieben und deren Wege sich auf tragische Weise trennen.

Eingebettet ist die Geschichte um Margo, Helene, Henri (Margos Ehemann) und Alard (der Mann, in den sich beide Frauen verlieben) in die historischen Vorgänge des 20. Jahrhunderts – das Naziregime, die Vertreibungen aus Schlesien, die DDR, in der Helene später lebt. Der Leser gewinnt also bei diesem Lesevergnügen noch einen Einblick in wichtige Epochen der deutschen Geschichte, gut zu verstehen, da an „reale“ Personen und deren Erlebnisse geknüpft.

„Ab heute heiße ich Margo“ ist ein wunderbares Buch, das einen fesselt und mitreißt, sich mitfreuen, aber auch mitleiden lässt. Ich persönlich habe große Sympathie für die Charaktere empfunden, aber an manchen Stellen auch gehadert und vielleicht nicht zuletzt verurteilt. Dieses Buch lässt sich nicht gut in wenigen Worten zusammenfassen – man muss es gelesen haben. Ein anspruchsvolles, sehr angenehm zu lesendes Buch, aus dem man viel für das eigene Leben und aus den Lebensumständen der eigenen Vorfahren lernen kann. Eine absolute Empfehlung!