"Die Frauen von Maine" von J. Courtney Sullivan hat mir ausgesprochen gut gefallen. Der doch recht umfangreiche Generationenroman erzählt auf einfühlsame Weise die Geschichte von drei unterschiedlichen Frauen, deren Schicksale sich in Maine kreuzen. Besonders beeindruckend fand ich, wie die Autorin es schafft, die Charaktere Jane und Genevieve so lebendig und vielschichtig darzustellen, dass man sich als Leser sofort in ihre jeweiligen Lebensrealitäten hineinversetzen kann. Die malerische Kulisse von Maine und das malerische Haus verleihen der Geschichte zusätzlich eine besondere Atmosphäre. Die Mischung aus emotionaler Tiefe und leichter Erzählweise waren für mich sehr gut abgestimmt und haben das Buch zu einem wahren Leseerlebnis gemacht. Der perfekte Schmöcker, um jetzt in den grauen Herbsttagen abzutauchen!
Ein tief bewegendes Frauenschicksal vor dem Hintergrund der Great Famine, der irischen Hungersnot: Die Hauptfigur, Honora, hat es von Beginn an nicht leicht im Leben. Sowohl ihr Vater als auch später ihr Ehemann zeigen ihr keinerlei Zuneigung, und die Dorfbewohner begegnen ihr oft mit Misstrauen. Honoras sehnlichster Wunsch ist es, frei zu sein. Nach einer Odyssee durch Irland wagt sie den Aufbruch in die Neue Welt, nach Amerika. Doch auch dort erweist sich das Leben als hart – sie wird ausgebeutet und missbraucht, behält aber dennoch die Hoffnung auf ein kleines bisschen Glück.
Das Buch ist stellenweise etwas langatmig und verliert sich gelegentlich in ausschweifenden Beschreibungen, die für den Umfang des Romans zu sehr in die Länge gezogen wirken. Dennoch ist es eine lesenswerte Lektüre, die ein berührendes Frauenschicksal im 19. Jahrhundert in Irland und Nordamerika schildert.
Wie auch in ihren Vorgängerromanen konnte mich Judith Taschler mit ihrem einfachen, aber dennoch mitreißenden Schreibstil ab der ersten Seite in ihren Bann ziehen. Die Familiengeschichte wird weitererzählt aus der Sicht von Elisabeth Brugger, sie spricht dabei eine Person aus ihrem Familienstammbaum durchweg direkt an. Mit der Geschichte der Familie Brugger ist die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts verwoben. Man erfährt neben den Schicksalen bereits bekannter Figuren aus "Über Carl reden wir morgen" auch neue Figuren kennen, die beim Lesen genauso ans Herz wachsen. Viele wahre historische Fakten werden ausgeführt, ohne es zu viel wird oder den Lesefluss stören würde. Auch die Erzählung aus der Sicht einer Frau fand ich sehr gelungen. Wer den Vorgängerroman gerne gelesen hat, wird auch hier voll auf seine Kosten kommen.
In diesem schmalen aber doch sehr intensiven Buch wird die Geschichte von
Hanna, Zeyna und Cem erzählt. Eine Freundschaft, die in einem Sommer in den späten 80ern beginnt. Die Drei wachsen gemeinsam in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet auf und bilden eine eingeschworene Gemeinschaft. Im voranschreitenden Alter verändern sie sich jedoch und merken, dass nicht alles so ist wie es mal war. Hanna kehrt irgendwann nach Jahren zurück in die alte Heimat, in die Wohnung ihrer verstorbenen Großeltern. Cem, ist immer noch in der Stadt aber Zeyna ist aus ihrem Leben verschwunden. Und so begibt sie sich auf die Suche nach Zeyna um herauszufinden, was damals passiert ist. Ein kurzweiliger, nachdenklicher Roman über eine Freundschaft und die Kraft, die diese besitzen kann. Für mich hätte an es manchen Stellen noch etwas mehr Tiefgang geben können.
Dies war bereits mein drittes Buch von Amor Towles und auch dieses habe ich sehr gerne gelesen. Mich erstaunt es jedes Mal, wie es der Autor schafft, ein komplett anderes Thema so tiefgründig, klug und unterhaltsam aufzuarbeiten. Bereits von der ersten Seiten erschafft er ein Gefühl für das alte glamoröse Hollywood der 20er Jahre in all seinen Facetten. Zur Geschichte: Eve, die Hauptfigur, macht mit ihrem Freund in New York Schluss und bricht nach Los Angeles auf. Es ist die Zeit der großen Filme und des Glamours in Hollywood. Wenig später wird sie mit der berühmten Olivia de Havilland in den angesagten Lokalen gesehen. Die raffinierte und rätselhafte Eve gibt nur kaum etwas von sich preis, verwirrt jeden Gegenüber, der ihr begegnet, bis sie diejenige ist, die zuletzt lacht. Ein kurzweiliges, dennoch literarisch anspruchsvolles Lesevergnügen!
Bereits die Aufmachung des Buches fand ich großartig, auch der Inhalt konnte mich am Ende überzeugen. Zugegeben, auf den ersten Seiten, hatte ich etwas Schwierigkeiten in die Geschichte reinzukommen, da Grace sehr speziell ist und der Schreibstil einige ungewohnte Beschreibungen enthielt. Im Laufe der Geschichte lernt man die Figuren immer besser kennen und kommt ihnen nahe. Evan, der in dem ablegenen Dorf als Tourist unterkommt, scheint zu Beginn den anderen Bewohnern aus dem Weg zu gehen und mit einem großen Schicksalsschlag zu hadern. Als der Lockdown kommt, muss er seinen Schatten überwinden und sich Grace und den anderen Dorfbewohnern stellen. Ein Buch, dass dieses typische irische Lebensgefühl einfägt, dass sich viel mit Freundschaft, Verlust und der Kraft einer Gemeinschaft auseinandersetzt. Es liest sich sehr flüssig!
Bereits auf den ersten Seiten erkennt man, dass diese wahre Geschichte einem ans Herz gehen wird. Der neunjährige Javier, das ist der Autor selbst, wächst bei seinen Großeltern in einem kleinen Ort in El Salvador auf. Seine Eltern sind bereits in den USA, dem Bürgerkrieg entflohen. Nun soll er ihnen nachfolgen und sich auf eine Reise begeben um zu ihnen zu gelangen. Man begleitet Javier auf seiner langen Odyssee voller Gefahren, Täuschungen aber manchmal auch Freundlichkeit und Herzlichkeit.
Das Buch ist sehr detailreich geschrieben, mit vielen spanischen Begriffen gespickt und sehr emotional erzählt. Dieses Memoir fesselt und hat durch seine wahre Begebenheit noch mehr Wucht. Absolute Leseempfehlung für alle, die gerne Memoiren lesen und eine bewegende Migrationsgeschichte aus der Sicht eines Kindes lesen möchte.
Die Geschichte "Nach uns der Sturm" wird auf mehreren Zeitebenen und aus mehreren Perspektiven erzählt. Man begleitet Cecily und ihre drei Kinder in Malaya im Jahr 1945 und ein Jahrzent zuvor 1935. Die Lebensverhältnisse im Land sind schwierig, und Cecily geht 1935 einen Pakt ein, der noch verhängnisvolle Folgen haben wird. Das Buch lässt sich unglaublich schnell lesen, der Schreibstil ist einfach gehalten. Mir fehlte jedoch der Tiefgang zur Geschichte und zu den Figuren, ich bin mit keinem wirklich warm geworden oder konnte eine Verbindung aufbauen. Man lernt unglaublich viel über die tragische, mir vorher noch völlig unbekannte Geschichte von Malaya. Insgesamt ist "Nach uns der Sturm" ein Buch, dass man lesen kann aber nicht unbedingt lesen muss. Es passiert auch viel grausames, dass man immer wieder verdauen muss.
Der Vorgängerroman der Autorin "Wild Game" war eines meiner Highlights im letzten Lesejahr. Der Roman besticht durch eine unglaublich poetische Sprache mit viel Tiefgang sowie ernstzunehmende Charaktere. All das habe ich in "Treibgut" leider vermisst. Ich bin von Beginn an mit den Figuren nicht warm geworden, da sie mir zu überspitzt und zu konstruiert rüberkamen. Der Vater mit seiner zynischen Art, der Sohn mit dem Machthunger und die verträumte Künstler-Tochter. Ich hatte ständig das Gefühl, dass Seiten mit belanglosem Geplänkel gefüllt wurden. Das war so ermüdend. Einige aktuelle en vogue - Themen wurden in den Roman eingebaut, ohne das dies natürlich wirkt, sondern als wollte man damit der Leserschaft einfach gefallen. Leider war das Buch eine Enttäuschung für mich und ich konnte die Autorin in diesem Werk nicht wiedererkennen. Das Potential wäre eigentlich da! Für eine leichte Strandlektüre ganz nett, aber ich habe mehr erwartet.
Sobald man das Buch zur Hand nimmt, hat man das Gefühl zu entschleunigen. Erzählt wird die Geschichte des jungen Soldaten Ulysees und der sechzigjährigen Kunsthistorikerin Evelyn, die sich 1942 während des Krieges in Florenz kennenlernen. Aus einer Begegnung entsteht eine lebenslange Freundschaft, in der es viel um Kunst, die Schönheit der Welt und Leben geht. Über Jahrzehnte begleitet man das die Leben der beiden.
Das Buch lebt nicht von der Handlung sondern von seiner Atmosphäre und den Bildern, die es schafft. Ich hatte zunächst Probleme mit dem Einstieg in den Roman, da der Schreibstil sehr poetisch und gemäß dieser vergangenen Zeit ist. Aber man kommt rein. An einigen Stellen hatte das Buch auch seine Längen und ein wenig mehr Handlung hätte der Geschichte gut getan. Ich habe das Buch gern gelesen, es hätte meiner Meinung nach aber auch gerne etwas kürzer sein können.
Benutzer