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Benutzername: 
larissaslawa
Wohnort: 
Leipzig

Bewertungen

Insgesamt 26 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2016
Das Mädchen mit dem Fingerhut
Köhlmeier, Michael

Das Mädchen mit dem Fingerhut


ausgezeichnet

" Das Mädchen mit dem Fingerhut " von Michael Köhlmeier ist eigentlich eine fiktive Geschichte über ein sechsjähriges Mädchen in einer fremden Stadt irgendwo in Westeuropa. Yiza hat weder eine Familie noch ein Zuhause. Nur einen Fingerhut kann sie ihr eigens nennen.
Niemand interessiert sich für sie wirklich, weder Menschen noch Institutionen. Niemand weiß irgendwas über sie und niemand möchte es wirklich wissen. Aber alle glauben zu wissen, was sie braucht und wollen ihr helfen. Das Schlimme daran ist, dass sie es nicht ihretwegen tun, sondern entweder aus den beruflichen Gründen, weil sie es müssen, oder sie helfen ihr, weil sie sich dadurch besser fühlen.

Michael Köhlmeier greift sehr aktuelles, sogar akutes Thema auf. Es wird heutzutage viel über die Flüchtlingskrise diskutiert. Die illegalen Migranten, überwiegend aus angeblich sicheren Herkunftsstaaten Osteuropas, die schon lange bei uns und unter uns leben, bleiben immer noch für die Meisten „unsichtbar“. Weil wir sie nicht wirklich sehen wollen. Weil es für uns einfacher ist, die Kriegsflüchtlinge am Bahnhof mit Teddys zu bewerfen, eventuell eine Kleinigkeit zu spenden und sich dann als bessere Menschen zu fühlen?

Spenden heißt noch lange nicht teilen und aufnehmen heißt nicht annehmen.

Und so wird dieses Kind das, was es braucht, wahrscheinlich nur bei den Freunden finden. „Die Freunde, das sind eine Horde von Zerlumpten, die bereits zu alt sind für Mitleid und Rührung."

Die Erzählweise des Autors gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist einfach und sachlich, fast emotionslos. Die Geschichte von Yiza wird schonungslos und authentisch erzählt. So sieht die Realität von vielen Flüchtlingskindern aus. Da helfen die Emotionen weniger.
Der Leser bleibt nachdenklich und betroffen zurück und hoffentlich lernt etwas über sich selbst.
Beindrückend nüchtern und erschreckend ehrlich geschriebener Roman.
Absolut lesenswert, gar keine Frage.

Bewertung vom 26.01.2016
Du hättest es wissen können
Korelitz, Jean Hanff

Du hättest es wissen können


ausgezeichnet

Grace Reinhardt ist eine erfolgreiche Paartherapeutin, ihr Mann Jonathan Sachs ein bekannter Kinderonkologe, der gemeinsamer zwölfjährige Sohn Henry geht auf eine Privatschule und spielt Geige. Graces erstes Buch, eine Art Beziehungsratgeber mit dem Namen „Du hättest es wissen können“, wird bald veröffentlicht und sie ist ziemlich stolz darauf. Die erste Szene mit dem Interview für die Vogue lässt den Leser die Persönlichkeit der Protagonistin kennen lernen - Grace scheint eine emphatische und bodenständige Frau zu sein, eine gute Therapeutin, Ehefrau und Mutter. Und trotzdem findet man sie am Anfang nicht besonders sympathisch. Das Interessante dabei ist, dass man schon zu Beginn eine dunkle Vorahnung hat - es wird etwas Schlimmes kommen.
Als die Mutter eines Mitschülers ihres Sohnes, die sie neulich kennen gelernt hatte, ermordet wird und Graces Mann verschwindet, beginnt die Protagonistin zu befürchten, dass es vielleicht doch Dinge gibt, die sie selbst hätte wissen können. Warum hat ihr Mann keinen Kontakt zu seinen Verwandten, bricht nach und nach die Freundschaften mit den anderen Paaren und ist immer abwesend? Er scheint eine Art Parallelleben zu führen und seine Ehefrau lässt ihn das tun.
Während das Graces scheinbar rundum perfekte Leben nach und nach zerfällt, wirkt sie immer symphytischer auf den Leser. Die neuen Erkenntnisse und Offenbarungen über ihren Ehemann, den sie eigentlich gut zu kennen glaubte, muss sie zuerst verkraften. Aus den Gesprächen mit ehemaligen Kollegen und früheren Freunden, mit den Verwandten von Jonathan fügt sich ein echtes und erschreckendes Bild ihres Mannes zusammen.
Um ihren Sohn Henry und sich selbst zu schützen, muss sie das Ganze durchstehen und eine Lösung finden.
Dieser Roman hat mich auf Anhieb fasziniert. Die Autorin schreibt so unaufgeregt und ruhig und trotzdem fesselt die Handlung und Entwicklung von Geschehnissen im Roman den Leser total. Es lohnt sich absolut, dieses Buch zu lesen.
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Bewertung vom 16.01.2016
Eismädchen / Alice Quentin Bd.3
Rhodes, Kate

Eismädchen / Alice Quentin Bd.3


ausgezeichnet

Bei dem neuen Kriminalroman von Kate Rhodes „Eismädchen“ handelt es sich um den dritten Alice Quentin Fall.
Das Buch beginnt mit einer dramatischen Szene, die die Entführung der zehnjährigen Ella Williams vor ihrer Schule beschreibt. Danach wird aus Ich-erzählperspektive der Polizeipsychologin Dr. Alice Quentin ihre Ankunft in der größten forensischen Klinik Englands geschildert. Hier soll sie auf Einladung des britischen Psychologenverbandes eine Studie über die Behandlung ausgeprägter und gefährlicher Persönlichkeitsstörungen und die Rehabilitation Gefangener vor ihrer Entlassung durchführen. Alice Quentin überlegt sich außerdem später mal ein Buch darüber zu schreiben. Dabei holt sie die Vergangenheit sehr schnell ein: Beim Rundgang durch die Klinik begegnet sie dem berüchtigten Mörder Louis Kinsella, dessen Hilfe sie später bei der Aufklärung einer Mordserie an kleinen Mädchen nach seinem Muster benötigen wird.
Der klare und flüssige Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut. Es gibt keine langen Schachtelsätze, keine störenden Längen. Die Spannung beginnt praktisch schon auf der ersten Seite und wird die ganze Zeit über sehr hoch gehalten. Besonders hat mir an diesen Buch gefallen, dass die einzelnen Kapitel nicht zu lang gehalten sind. Sie haben genau die richtige Länge, was den Lesefluss nicht unnötig stört.Man kann nicht aufhören, man muss das Buch in einem Stück lesen.
In Ganzem konnte mich dieser Krimi sehr gut unterhalten, auch wenn es mir zum Ende leider etwas zu vorhersehbar war.
Ich finde, dass die Story im Buch sehr gut durchdacht ist und die Charaktere echt und überzeugend dargestellt sind. Es ist ein düsterer, tragischer und beängstigender Krimi und somit absolut empfehlenswert, fünf Sterne von mir!

Bewertung vom 04.12.2015
Der Mann, der nie Glück hatte
Matthias Matting

Der Mann, der nie Glück hatte


ausgezeichnet

Martin befindet sich nach einem misslungenen Suizidversuch in der psychiatrischen Klinik. Er leidet an sehr starken Minderheitskomplexen und seine Erinnerungen lassen ihn nicht schlafen. Das Gefühl, alle Menschen, die ihm nah standen, immer nur enttäuscht zu haben, macht sein Leben so entsetzlich sinnlos und qualvoll. Ihm bleiben nur die alten Fotos und die Gespräche mit seinem imaginären Bruder.
„Der Mann, der nie Glück hatte“ von Mattias Matting ist ein besonderes Buch. Die Spannung im Roman wird aufgebaut ohne, dass sich die Ereignisse überschlagen. Matting führt gekonnt durch die Rückblenden den Leser Stück für Stück an die Vergangenheit des Protagonisten.
Die Geschichte hat mich von Anfang an gefesselt. Ich hatte das Buch in relativ kurzer Zeit gelesen. Diese Verworrenheit, was ist denn Realität und was ist nur Traum? hat mich fasziniert. Beides wird immer wieder miteinander verwoben und einige Ereignisse scheinen schon verrückt zu sein. Was ist nun mit Martin? Steht er sich manchmal selbst im Weg oder ist er nur Opfer der Umstände?
Ich finde die Hauptfigur sehr sympathisch und deren Lebenssituation unheimlich traurig. Eigentlich versuchte Martin immer nur seine geliebten Menschen zu schützen. Er wollte sie nicht verlieren, nicht von ihnen enttäuscht und verletzt werden. Er wollte nicht, dass sein Pech auf sie übergeht. Und trotzdem hatte er sie alle verletzt.
Als Martin eine neue Liebe ausgerechnet im Krankenhaus findet, entscheidet er seinem Unglück zu trotzten. Er will diesmal die Verantwortung übernehmen, er will diesmal nicht einfach weg gehen und versucht etwas Entscheidendes in seiner Vergangenheit zu ändern.
Dieses merkwürdige, hoch interessante und absolut lesenswerte Buch berührte mich zu tiefst und machte mich nachdenklich. Dafür möchte ich dem Autor herzlich danken.

Bewertung vom 07.11.2015
Der einzige Ausweg / Héctor-Salgado-Trilogie Bd.2
Hill, Antonio

Der einzige Ausweg / Héctor-Salgado-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

"Der einzige Ausweg" ist nach "Der Sommer der toten Puppen" der zweite Barcelona-Krimi aus der Salgado-Reihe. Die Handlung beginnt so: Eine junge Frau stürzt in Barcelona vor die U-Bahn. Aber Inspektor Salgado glaubt nicht an einen Selbstmord. Auf dem Handy der Frau befinden sich nur ein Foto von einem Baum, an dem drei erhängte Hunde baumeln und eine Textnachricht:"Vergiss das nicht!". Bald überschlagen sich die Ereignisse. Schnell wird klar, dass die Verstorbene in einer Kosmetikfirma gearbeitet hat, wo sich einige Monate zuvor ein Mitarbeiter erschossen hat, der zuvor seine Familie ausgelöscht hatte. Ist das ein Zufall? Oder könnte dies beide miteinander verbinden? Der Autor schafft es perfekt von Seite zur Seite immer mehr Spannung aufzubauen. Zudem wird durch die Unterteilung nach agierenden Personen ein guter Überblick verschafft und gleichzeitig das Interesse des Lesers noch mehr geweckt. Die Spannung erhöht sich auch dadurch, dass es am Ende jedes Kapitels wieder etwas mehr Informationen gibt. Am Ende gewährt uns Antonio Hill noch einen kurzen Ausblick auf seinen nächsten Roman, denn er deutet an, wer womöglich zuletzt Ruth lebend gesehen hatte.
Ich persönlich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, so hoch die Spannung war. Absolut empfehlenswert für alle Krimi-Liebhaber!

Bewertung vom 14.10.2015
Billy
Einzlkind

Billy


ausgezeichnet

Geschichte:

Billy wächst in einer Kleinstadt in Schottland bei seinem Onkel und seiner Tante. Seine Hippie Eltern sind kurz nach seiner Geburt an einer Überdosis gestorben. Billy liebt die Musik von den Beatles, den Ramones, den Joy Division. Von seinem Onkel hat er die Lust auf Philosophie erlangt. Billy ist ein Killer. Er stieg als junger Mann in das Familienunternehmen ein, eine Firma, die Auftragsmorde erledigt. Allerdings werden nur die Mörder beseitigt – der Gerechtigkeit wegen.

Nun ist Billy 34 Jahre alt und bereits zwölf Morde begangen. Jedes Mal lässt er sich von den Opfern zuerst deren Lebensgeschichte erzählen. Jedes Mal erfüllt er Ihnen einen letzten Musikwunsch. Es ist nichts Persönliches dabei, kein Gerechtigkeitssinn treibt ihn an. Billy erledigt „nur“ seinen Job, sonst nichts. Bloß ein einziges Mal hat er versehentlich den Falschen getötet. Das hat Konsequenzen. Als er nach Las Vegas fährt, um einen Mitglied der Firma zu treffen und mit ihm die nächsten Aufträge zu besprechen, kommt es zur finalen Entscheidung.

Bewertung:

Der Schreibstil von einzlkind (wer auch immer er ist) gefällt mir außerordentlich gut. Der Roman ist angenehm zu lesen. Er ist witzig, manchmal gar sarkastisch geschrieben und hat ein gutes Maß an philosophischem Touch.

Es ist ein wirklich gutes, spannendes, kurzweiliges und ungewöhnliches Buch.

Dem Buch vergebe ich fünf von fünf möglichen Sternen, weil es mich von der ersten bis zur letzten Seite wunderbar unterhalten, mitgenommen und nachdenklich gemacht hat.