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Schmökerkopp

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 07.09.2020
Born, Leo

Brennende Narben / Mara Billinsky Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Brennende Narben“ heißt der jüngste Mara-Billinsky-Thriller von Leo Born.

Mara versucht alles, den bereits 20 Jahre zurückliegenden Mord an ihrer Mutter Katharina endlich aufzuklären; privat, denn seitens der Strafverfolgungsbehörden ist der Fall seit Langem ad acta gelegt.

Unterstützung bekommt die junge Frau bei ihren Recherchen nicht, weder vom damals zuständigen Staatsanwalt, noch von ihrem eigenen Vater Edgar.
Doch Mara gibt nicht auf. Sie will diese in ihr brennende Narbe endlich loswerden.

Zu brennenden Narben kommt es aber auch körperlich, und zwar in dem Fall, der Mara dienstlich in Atem hält.
Dabei geht es um einen Bandenkrieg um Drogenhandel und Zwangsprostitution im Frankfurter Bahnhofsviertel.

Ein albanischer Clan hat die Gegend fest im Griff. Nun wollen russische Kriminelle den Albanern die Vorherrschaft streitig machen und sie von der sündigen Meile vertreiben. Es kommt zu zahlreichen Morden.

Kommissarin Mara Billinsky, wegen ihres bizarren Outfits im Kollegenkreis „Die Krähe“ genannt, soll die Verbrechen zusammen mit ihrem biederen, aber aufrechten Kollegen Jan Rosen aufklären und die Täter ihrer gerechten Strafe zuführen.

Leo Born inszeniert eine spannende, zuweilen nervenzerreißende Verbrecherjagd, in der Mara alles gibt und dabei wieder einmal äußerst draufgängerisch zu Werke geht.

Bis die Mörder den Spieß umdrehen. . . .

„Brennende Narben“ ist - wie schon die beiden Bände zuvor - ein spannender, überaus lesenswerter Mara-Billinsky-Thriller.

Krimi-Fans sollten sich das Buch nicht entgehen lassen.
Der Mara-Fanclub wartet unterdessen schon ungeduldig auf Band vier.

Bewertung vom 07.09.2020
Hofelich, Julia

Nebeljagd


sehr gut

Eigentlich hat Johannes Haug überhaupt keine Chance.
Für ihn gilt die Unschuldsvermutung nicht, er eignet sich perfekt zum Sündenbock für die Dorfbewohner, die schon immer gewusst haben wollen, dass dieser Mann durch und durch böse sei.

Polizei und Staatsanwaltschaft hauen in dieselbe Kerbe: Für sie ist die Sache so klar, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, nach anderen Verdächtigen für den Doppelmord in Ochsenwang zu suchen.

Linn Geller, die dem Verdächtigen als Pflichtverteidigerin zur Seite gestellt wird, kann mit diesem Fall offensichtlich keinen Blumentopf gewinnen. Zu dicht und schlüssig scheint die Beweiskette, die die Staatsanwaltschaft gegen Johannes Haug in der Hand hat.

Obwohl auch sie nicht an die Unschuld ihres Mandanten glauben mag, sichtet sie die von der Polizei vorgelegten Beweise und Indizien unvoreingenommen. . . Und stößt schon bald auf Ungereimtheiten.

Linn gelingt es, Haug aus der U-Haft herauszuholen, nicht wissend, welche Gefahren sie unter Umständen damit heraufbeschwört. Haug hat inzwischen Vieles erzählt, seine Geschichte klingt durchaus plausibel.
Andererseits ist die Indizienlage weiterhin erdrückend.

Aber für Linn ist Haug längst nicht mehr der einzige Verdächtige. Im Laufe der Handlung stellt sich Christian Beckmann, Vater eines der Opfer, immer stärker als echt fieser Charakter heraus. Hat er seine Tochter ermordet, um ein dunkles Geheimnis zu wahren? Veranstaltet er die Hetzjagd auf Haug, um von sich selbst abzulenken?

Zunehmend hoch verdächtig verhält sich auch Dorfpolizist Hartmut Rösch. Ist er wirklich nur ein grottenschlechter Polizist oder hat er richtig Dreck am Stecken?

Julia Hofelich hetzt uns von einem Rätsel zum nächsten. Das Buch ist flüssig und spannend geschrieben, die Handlung überrascht immer wieder mit neuen Details und Wendungen.

Ein Ausspruch von Christian Beckmann zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman: „Hier gilt unser Gesetz“
Und so scheint es zu sein: Eine Dorfgemeinschaft, die sich zu Hass und Hetze zusammenschließt und sich immer wieder hart am Rande der Selbstjustiz bewegt, ein Dorf-Sheriff, der auf die Rechtsstaatlichkeit pfeift und ein Richter in Stuttgart, in dessen Verhandlung es zugeht wie auf dem Jahrmarkt.

Nachdem uns die Autorin im gestreckten Galopp durch die überaus spannenden 400 Seiten gejagt hat, kommt es zu einem wirklich überraschenden Finale.

Julia Hofelich hat einen Roman vorgelegt, den zu Lesen mal wieder richtig Spaß gemacht hat.

Bewertung vom 07.09.2020
Bourne, Sam

Die Wahrheit / Maggie Costello Bd.2


sehr gut

„Die Wahrheit“ kommt ganz schön heftig daher.
Leichte Kost ist dieses Buch nicht.

Für Freunde des guten Buches ist es nicht ganz leicht zu ertragen, dass in diesem Roman systematisch eine bedeutende Bibliothek nach der anderen frevelhaften Brandstiftern zum Opfer fällt.

Noch schlimmer: Nicht nur Bücher, die von der Vergangenheit zeugen, werden vernichtet, sondern auch unschuldige Menschen: Wissenschaftler die sich mit dem historischen Unrecht an Menschen befassen und Zeitzeugen, die noch aus eigenem Erleben von den unfassbaren Greueln berichten können, die Millionen von Menschen im Namen von verrückten Idealen und wahnsinnigen Despoten angetan wurden.

Dabei ist das Buch bedauerlicherweise sehr aktuell: Rechte Gesinnung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus sind wieder auf dem Vormarsch. Das „Nie wieder“ verblasst zusehends.

„Die Wahrheit“ ist nicht das, was der Krimi-Leser üblicherweise erwartet.
Über weite Strecken kommt es eher wie ein politisches Manifest, denn als ein Thriller daher.

Natürlich gibt es auch Elemente traditioneller Thriller-Kost.
Wesentlicher Kern aber ist ein politisch, philosophischer Diskurs über Wohl und Wehe der Wahrheit. Amnesie als politisches Konzept. Alternative Fakten verdrängen die Wahrheit.

Hinreißend die schonungslose Abrechnung des Ex-Chefstrategen McNamara mit - dem namentlich nicht genannten- Donald Trump, dem großartigen Helden aus dem gleichnamigen Tower.

Schließlich kommt das Buch dann aber doch noch in den Thriller-Modus.

In punkto Spannung bleibt „Die Wahrheit“ ein Stück weit hinter dem Vorgänger-Roman „Der Präsident“ zurück. Ein Page-Turner ist dieser Thriller zwar nicht, aber das Thema ist hochinteressant und gut dargestellt, das Buch von daher auf jeden Fall mehr als lesenswert.