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jewi
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Forchheim

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Insgesamt 29 Bewertungen
Bewertung vom 21.05.2017
The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot, 1 MP3-CD
Delaney, J. P.

The Girl Before - Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot, 1 MP3-CD


gut

"The Girl before" ist ein Psychothriller von JP Delaney. Hierbei handelt es sich um ein Pseudonym des Briten Tony Strong.

***Inhalt***

Als Jane nach einer persönlichen Tragödie die Möglichkeit erhält, in London in dem technisch-hochmodernen Haus eines berühmten Architekten zu wohnen, ist sie direkt begeistert. Auch die vielen Regeln, die an den Mietvertrag geknüpft sind (Keine Möbel mitbringen, puristisch Leben, keine Sachen auf dem Boden liegen lassen, sind in Abständen Tests unterziehen) schrecken Sie nicht ab, dort einzuziehen. Nach und nach erfährt sie, dass die Vormieterin Emma in diesem Haus gestorben ist. In abwechselnden Kapiteln kommen Jane und Emma zu Wort, um die Vergangenheit ans Licht zu bringen... Denn Jane sieht Emma verblüffend ähnlich und ist wie diese dem Architekten Edward Monkford verfallen...

***Buchkritik***

Mir fällt eine Rezension zu diesem Hörbuch nicht leicht, da ich zu Beginn mit dem Gedanken gespielt habe, es abzubrechen. Grund dafür waren die Charaktere und deren Verhaltensweisen. Der Architekt des Hauses - Edward Monkford - wird wie ein zweiter Christian Grey (50 Shades of Grey) beschrieben. Ich habe besagte Bände nicht gelesen, aber durch Rezensionen und den Filmtrailer ein Bild von diesem Charakter bekommen können. Monkford wird von den weiblichen Protagonisten (Emma, Jane aber auch Janes Kollegin) als sehr attraktiv beschrieben. Er ist intelligent, reich, kultiviert und erklärt Frauen gern die Welt. Die ersten 50 % des Buches wird die Attraktivität und das Charisma dieses Charakters immer wieder genannt und es spielte eine für mich zu große Rolle, dass beide Frauen - Emma und Jane - ihn jeweils sexuell anziehend finden. Besonders Emmas Verhalten - ohne zu Spoilern oder weiter ins Detail gehen zu wollen - fand ich nicht besonders nachvollziehbar.

Der zweite Punkt der mich gestört hat war, wie naiv und willig sich Emma und Jane den Regeln und Vorschriften für das Haus unterworfen haben. Sie dürfen keine Möbel und nur wenig Habseligkeiten mitbringen (auch keine Bücher!). Sie müssen sich regelmäßigen Tests unterziehen, die durch das Monkford-Unternehmen ausgewertet werden und müssen mit regelmäßigen Besichtigungen von Besuchergruppen durch das Haus einverstanden sein. Das Haus lässt sich durch Sensoren steuern, wobei die Mieter durchgängig Armbänder tragen müssen. Durch die Sensoren werden Duschvorlieben gespeichert und bei Bedarf abgerufen, um dem Nutzer Wärmeeinstellungen etc. zu ersparen. Mir kam es so vor, dass sich die beiden einfach nur durch Luxus beeindruckt haben lassen, ohne sich selbst allzu große Gedanken zu machen. Es kamen zwar verwunderte Nachfragen vor und wurden thematisiert, aber beide haben sich jeweils relativ schnell mit der Situation arrangiert.

Die Kapitel werden abwechselnd von Jane (Petra Schmidt-Schaller) und Emma (Anneke Kim Sarnau) gesprochen, was mir ganz gut gefallen hat, da ich die beiden so besser unterscheiden konnte. Aber gerade zu Beginn, als regelmäßig die Attraktivität und Anziehung gegenüber Monkford thematisiert wurden, haben die zum Teil säuselnden Stimmen dazu beigetragen, dass ich das Hörbuch zwischenzeitlich genervt stoppen musste.

Warum habe ich trotzdem weitergehört? Sprachlich war die Geschichte - trotz der teilweisen vulgären Sprache - auf einem angenehmen, nicht platten, Niveau. Ich hatte zwar vermutet, in welche Richtung das Ganze steuern sollte, wollte es dann aber trotzdem zuende hören. Der letzte Teil des Hörbuchs hat mich teilweise doch überrascht und hatte einen runden Abschluss.

***Fazit***

Ich habe mich mit der Geschichte etwas schwergetan. Die Charaktere haben mir nicht gefallen, die Story war besonders zu Beginn teilweise schwer erträglich, da ich Beschreibungen sowie Verhaltensweisen nicht nachvollziehbar, überzeichnet und nervend empfand. Das letzte drittel war für mich aber zum Teil doch überraschend. Ich kann jedoch den "Hype" um dieses Buch nicht verstehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2017
Der Freund der Toten
Kidd, Jess

Der Freund der Toten


ausgezeichnet

„Der Freund der Toten“ ist das Debüt der irischen Autorin Jess Kidd.

***Inhalt***
Im irischen Mulderring gehen seltsame Sachen vor, seitdem der 27-jährige Mahony angekommen ist. Durch einen Brief erfährt der im Waisenhaus aufgewachsene Mann, dass er und seine verschollene Mutter dort vor 27 Jahren zuhause waren. Entgegen der Dorfbewohner, die ihn am liebsten wieder loswerden wollen, macht sich Mahony mit der resoluten und schrulligen alten Theaterschauspielerin Mrs. Cauley auf die Suche nach Antworten.

***Buchkritik***
Das schöne Cover ist mir vor einigen Monaten online beim Stöbern aufgefallen. Bereits auf den ersten Seiten wird deutlich, warum gerade dieses Cover gewählt wurde:

„Große Farne hatten sich rings um den Jungen entrollt, Baumwurzeln hatten ihn umschlossen, und Efeu hatte ihn geschwind eingehüllt. Äste hatten sich tief über seinen winzigen Kopf gebeugt und einen Blättersegen über ihn geschüttet. Maulwürfe hatten sich blind und entschlossen durch den Boden gegraben und mit ihren kräftigen Krallen um ihn herum Erde aufgehäuft.“ (S. 9)

Besonders die bildliche Sprache trägt dazu bei, jede Zeile zu genießen. Durch das ganze Buch zieht sich eine Naturverbundenheit, Ruhe und Magie von Büchern sowie ihre Liebe zu ihnen. Mahony – den ich eigentlich nur mögen konnte – wird auf seiner Suche nach der Wahrheit durch Mrs. Cauley unterstützt, die in einem Zimmer voller Bücher lebt. Diese Bücher werden teilweise als Labyrinth beschrieben und ihr Bett als Lichtung in dieser. Das Setting macht somit einen sehr gemütlichen Eindruck, magisch und erhaben.

„[...] regt sich ein Buch, um noch tiefer in Schlaf zu sinken.“ (S. 204)

Die Toten vermitteln durch ihre ständige Anwesenheit eine Art Mysterium ohne gruselig zu wirken: Ruhelos, teilweise skurril (Mrs. Cauleys Liebhaber Johnnie) macht deren Anwesenheit die Umgebung liebenswert, chaotisch, stürmisch. Insbesondere angereichert durch den irischen Flair vermittelt das Ganze eine tolle Stimmung. Mahony kann sie als "Freund der Toten" sehen und hören. Dem Leser - denn er spricht über die Gabe nur wenn nötig - werden die Toten folgendermaßen beschrieben:

„Sie sind das Muster auf den geschlossenen Augenlidern, nachdem du etwas Helles gesehen hast. Sie sind doppelt belichtete Filme. Sie sind nicht wirklich da, weshalb Ursache und Wirkung für sie keine Bedeutung haben.“ (S. 204)

Das Buch hatte 1-2 Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte. Ich kann das Buch sehr empfehlen, rate aber, dieses Buch in großen Abschnitten zu lesen, da in nur kleinen Lesephasen der Spaß etwas verloren geht. Dies liegt z.T. an der Sprache, aber auch an den vielen Protagonisten von Mulderring, die man bei großen Abständen nicht immer sofort parat hat.

***Fazit***
Ein magisch-mystischer Roman über die Suche nach Wahrheit und Herkunft. Die üppigen bildlichen Beschreibungen und die witzig-skurrilen Charaktere sind Jess Kidd sehr gut gelungen und vermitteln ein besonderes Irland-Feeling.

***Randnotiz***
Das Buch verfügt über eine PapeGo-Funktion, die ich das erste Mal ausprobiert habe. Man installiert sich dazu eine App, kann darüber dann eine Buchseite ab-fotographieren, sodass man die nächsten 25% des Buches digital weiterlesen kann. Am unteren Bildschirmrand wird die tatsächliche Buchseite angezeigt um wieder wechseln zu können. Ich würde nicht komplett auf eBooks wechseln wollen, aber dies ist ein schönes Goodie, das Buch auch in digitaler Form lesen zu können.

Bewertung vom 27.04.2017
Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1
Grebe, Camilla

Wenn das Eis bricht / Profilerin Hanne Bd.1


ausgezeichnet

"Wenn das Eis bricht" ist Camilla Grebes Solo-Debüt. Zuvor hat Sie mit ihrer Schwester Åsa Träff eine Thriller-Reihe um die Psychotherapeutin Siri Bergman veröffentlicht.

***Inhalt***

In der Wohnung eines reichen Geschäftsmanns wird eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden. Von dem Geschäftsmann fehlt jede Spur. Das Ermittlerteam fühlt sich bei diesem grausamen Mord an einen 10 Jahre zurückliegenden Fall erinnert und holt sich zur Unterstützung die Hilfe der damaligen Psychologin Hanne dazu.

Drei unterschiedlichen Erzählperspektiven ziehen sich durch das gesamte Buch: In wechselnden Kapiteln kommen der Ermittler Peter, die Psychologin Hanne und die junge Verkäuferin Emma nacheinander zu Wort.

***Buchkritik***

„Wenn jemand sagt, du seist anders, dann musst du an den Schmetterling denken. Anders bedeutet nicht schlechter. Anders kann genauso gut besser sein. Versprich mir, das nie zu vergessen.“ (S. 389)

Das was mich an dem Buch am meisten fasziniert hat, waren die gut ausgearbeiteten Protagonisten. Man lernt durch die jeweils wechselnden Ich-Perspektiven innerhalb eines Kapitels die Charaktere sehr gut kennen und spürt Empathie mit Hanne, die an Demenz erkrankt ist. Mit Peter, der unter seiner Beziehungsunfähigkeit leidet und Emma, deren Leben sehr einsam und ungeliebt wirkt. Einige Erinnerungen reichen zum Teil in die Vergangenheit zurück, sodass die Eigenarten und die Verhaltensweisen aller Protagonisten gut nachvollziehbar sind.

Nach 70 bis 75 % des Buches hatte ich bereits eine Ahnung, wie sich der Mord zugetragen hat und durch wen dieser begangen wurde. Dies hat jedoch dem Lesespaß keinen Abbruch getan, da der Schreibstil sehr packend und emphatisch ist.

***Fazit***
Ein spannender Thriller mit tollen und tiefgehenden Charakteren. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.04.2017
Und die Nacht prahlt mit Kometen
Angerer, Ela

Und die Nacht prahlt mit Kometen


ausgezeichnet

Das Buch "Und die Nacht prahlt mit Kometen" von Ela Angerer ist im September 2016 im Aufbau Verlag erschienen.

***Inhalt***
Die junge Valerie ("Vie") lernt in Wien den Serben Bojan kennen und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Bojans Gemüht ist wankelmütig: Mal beschimpft, schlägt und betrügt er Valerie, die dies klaglos über sich ergehen lässt. Mal ist er die Herzlichkeit in Person.
30 Jahre später hat sie keinen Kontakt mehr zu Bojan, kann die Ereignisse von damals aber nicht vergessen.

***Buchkritik***
Das Buch hat zwei Zeitebenen: Wien in den 80er Jahren und in der Gegenwart. Da diese Zeitebenen jeweils von Kapitel zu Kapitel wechseln und nicht angekündigt wurden, war es am Anfang etwas verwirrend, der Geschichte zu folgen.
Die Geschichte, Valeries Handlungen und die Liebe zu Bojan sind zum Teil verstörend. Von Vies Seelenleben bekommt man in der Tiefe nicht viel mit, es wird eher durch Handlungen deutlich: Sie trifft sich mit unterschiedlichen Männern, läuft Bojan wie im Wahn hinterher, lässt ihre Ausbildung sausen und hält sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Nähe lässt sie zu niemanden richtig zu:
Im Herbst traf sie den Amerikaner wieder und schlief mit ihm. Dabei ließen sie das Licht an, und während sie in seine Augen sah, blieb er ihr angenehm fremd. (S. 68)
Ich konnte über das ganze Buch nicht nachvollziehen, was Vie an Bojan findet. Sie beschreibt ihn als schön, wie einen Prinz aus dem Märchen, aber er gibt ihr nichts, beschimpft sie, nimmt sie finanziell und emotional aus.
Über beide Zeitebenen habe ich den Eindruck, dass Valerie sehr eigenständig aber auch einsam ist. Besonders in ihrer Jugend sagt sie dies selbst an einigen Stellen. Die Valerie 30 Jahre später spricht nicht von Einsamkeit. Sie sucht diese, indem sie sich über Weihnachten alleine zuhause einsperrt und leidet trotzdem drunter: Ihre Tochter hat sich von ihr abgewand, die Arbeit erfüllt sie nicht, Freunde hat sie scheinbar keine.

***Fazit***
Ein gutes Buch über eine ungesunde Liebe, die auch nach Jahren noch ihre Spuren bei der Protagonistin hinterlässt.

Ich hab das Buch während meines Wien-Kurzurlaubs gelesen und besonders die Nennung der Straßen und Umgebungen hat dieses Buch zu einer passenden Lektüre gemacht.

Bewertung vom 17.04.2017
Dark Matter. Der Zeitenläufer
Crouch, Blake

Dark Matter. Der Zeitenläufer


ausgezeichnet

Blake Crouch ist Autor der Wayward-Pines-Trilogie, die als Serie u.a. mit Matt Dillon und Juliette Lewis bei Fox lief und bei uns Anfang des Jahres über ZDFneo zu sehen war. „Dark Matter“ ist sein internationaler Durchbruch als Autor.

***Inhalt***
Jason Dessen ist College-Professor, verheiratet mit Daniela und lebt mit ihr und dem gemeinsamen Sohn Charlie in Chicago. Eines nachts wird er entführt und wacht in einer anderen Realität auf: In diesem Leben ist er erfolgreicher Wissenschaftler, hat jedoch nie geheiratet und ist nie Vater geworden...

***Buchkritik***
Das Cover ist komplett in schwarz gehalten. Das besondere – zumindest in der Print Ausgabe ist die Haptik des beschichteten Papiers, welches sich etwas wie Kunststoff anfühlt. Für Buchliebhaber hat dieses Cover den Vorteil, dass selbst nach dem Lesen keine offensichtlichen Knicke im Buchrücken auftauchen.
Der ersten 10 Seiten plätscherten etwas dahin: Jason und seine Familie werden während eines Familienabends eingeführt. Eine ganz normale Familie die Zeit miteinander verbringt. Die Spannung steigt, als Jason nach einem Absacker in einer Bar entführt wird. Danach fällt es schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Man leidet mit Jason - der innerhalb des Buches so einiges durchmachen muss - auf jeder Seite mit. Begleitet wird dies durch die Fragen, wer ihm das angetan hat, wie das Geschehene möglich wurde und ob Jason in einem anderen Leben, mit anderen Entscheidungen glücklicher wäre.
Mich spricht diese „was-wäre-wenn“-Überlegung sehr an, da ich mir die Frage in manchen Situationen auch schon gestellt habe. Die Erkenntnis für mich aus diesem Buch ist, dass es vermutlich nie eine perfekte Realität gibt und man je nach bisherigen Erfahrungen immer eine Entscheidung seines Lebens anders machen würde.
Der Schreibstil ist fesselnd und sehr bildlich beschrieben. Man kann sich die Geschichte gut in einem Film vorstellen – und tatsächlich hat Sony Pictures bereits die Rechte des Stoffes erworben. Das Projekt ist in einem sehr frühen Status, weshalb es noch keine weiteren Infos dazu gibt.
Ein Running-Gag ist meiner Meinung nach der Alkoholgenuss von Daniela. Sie trinkt fast ständig Wein und Jason konzentriert sich in diesen Momenten besonders auf ihre Augen. Hierbei soll sie nicht als Alkoholikerin erscheinen, vielmehr gibt es meiner Meinung nach zwei Erklärungen dafür: Zum einen soll es die gemeinsame Zeit mit Jason darstellen: Gemütlich und vertraut gemeinsam etwas trinken. Zum anderen dient der Alkohol dafür ihr Leben betäuben: Auch Daniela hat ihre Leidenschaft - die Kunst - für ihre Familie aufgegeben.

***Fazit***
Ein tolles Buch, was ich kaum aus der Hand legen konnte. Wer fragt sich nicht selbst ab und an, wie das Leben verlaufen wäre, wenn man sich in Situation x anders entschieden hätte?

Bewertung vom 19.03.2017
Das Buch der Spiegel
Chirovici, Eugene O.

Das Buch der Spiegel


sehr gut

„Das Buch der Spiegel“ ist das erste auf deutsch erschienene Buch des rumänisch-ungarisch-deutschen Autors E.O. Chirovici.

***Inhalt***
Auf der Suche nach der Wahrheit um ein unvollständiges Manuskript und den Tod eines in den 1980er Jahren ermordeten Professors kommen in drei Abschnitten die Protagonisten Peter Katz, John Keller und Roy Freeman zu Wort. Je weiter sie in ihren Recherchen zu den Ereignissen vor und um den unaufgeklärten Tod des Professors vordringen, desto verstrickter und gegensätzlicher werden die Aussagen der damals Beteiligten. Bereits auf den ersten Seiten beschreibt der Verfasser des Manuskripts Richard Flynn wie trügerisch die Erinnerung sein kann:

„Man glaubt, etwas für sich vergessen zu haben – ein Ereignis, einen Menschen, eine Situation -, und plötzlich erkennt man, die Erinnerung hat die ganze Zeit über in einem verborgenen Winkel des Gehirns geschlummert, sie ist immer da gewesen, als wäre es gestern erst geschehen“ (S. 10)

***Buchkritik***
Das Cover finde ich sehr ansprechend, der Einband ist in dunkelrot mit grauer Schrift gehalten und macht einen edlen Eindruck.
Es ist schwierig, das Buch in eine Kategorie einzuordnen. Es ist zum einen ein Krimi, da es um einen alten ungelösten Mordfall geht, andererseits steht das Manuskript und die Suche nach dessen Ende im Vordergrund, weshalb es sich auch um einen Roman handeln könnte.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, die Geschichte ist fesselnd. Man möchte wissen, wie das Manuskript endet und wie es zu den Ereignissen kam. Leider bleiben einige Fragen und Aspekte offen, was ein etwas „unrundes“ Gefühl nach dem lesen der letzten Seite hinterlässt.

***Fazit***
Ein lesenswertes, fesselndes Buch, was sich thematisch von anderen Büchern unterscheidet. Leider werden final nicht alle Fragen beantwortet, was mich etwas unzufrieden zurückgelassen hat.

Bewertung vom 14.03.2017
Das Herz der verlorenen Dinge
Williams, Tad

Das Herz der verlorenen Dinge


sehr gut

Ungefähr 23 Jahre ist es her, dass die Geschichte um Simon in Osten Ard endete.

***Inhalt***
Das Buch setzt einige Wochen oder Monate nach den Ereignissen aus „Der Engelsturm“ ein, da von "Krönung des Königspaares" die Rede ist. Simon und Miriamel haben Herzog Isgrimnur entsandt, die verbliebenden Nornen unschädlich zu machen, damit diese keine Gefahr mehr für Osten Ard darstellen.

Insgesamt werden wir Zeuge von drei Kriegs-Schauplätzen, da die Nornen sich immer weiter nach Norden zurückziehen. Beide Seiten – Nornen und Menschen - verlieren unzählige Leben. Die Brutalität der Schlachten wird an einer Stelle besonders deutlich:

"Im Morgengrauen sah das Feld am Fuß des Berges aus wie die Hölle in der Version eines wahnsinnigen Malers – eine kalte Hölle, kein Feuersee, sondern ein mit Toten und Beinahe-Toten übersäter Ort, den der wehende Schnee langsam mit Weiß überzog." (S. 226)

In „Das Herz der verlorenen Dinge“ kommen dieses Mal auch die Nornen zu Wort. Zentrale Personen sind Viyeki, ein Heeresvormann, der seinem Mentor als Großmagister nachfolgen soll und die mutige Kriegerin Suno’ku. Hierbei bekommt der Leser erstmals Einblick in das Gefühlsleben dieses Volkes: Durchaus „menschlich“ dargestellt, fiebert man bei ihrem Schicksal mit.
Auf Seite der Menschen kommt Herzog Isgrimnur zu Wort, den man bereits seit dem „Drachenbeinthron“ kennt und der junge Soldat Porto, der vielleicht noch eine Rolle in den neuen Bänden spielen könnte.

***Buchkritik***
Ich habe mich sehr auf eine Rückkehr nach Osten Ard gefreut. Ich mochte Tad Williams Werke „Otherland“ und „Shadowmarch“ sehr, aber die „Osten Ard“ Reihe habe ich besonders wegen Simon ins Herz geschlossen. Ich war jedoch etwas enttäuscht, dass Simon keine zentrale Figur in dem Buch darstellt. Man erfährt nur, dass er diese Expedition in Auftrag gegeben hat und vor kurzem gekrönt wurde. Von Binabik erfährt man leider gar nichts, obwohl er im Vorwort „An meine Leser“ genannt wurde. Aber glücklicherweise gibt es einen Auszug aus „Die Hexenholzkrone“, in der Simon und Miriamel - um einige Jahre gealtert - zu Wort kommen. Das steigert die Vorfreude auf die neuen Bände enorm.

Das Cover von „Das Herz der verlorenen Dinge“ gefällt mir nicht so gut. Ich habe die alten Ausgaben mit den Artworks von Michael Whelan, der auch für die Illustrationen der neuen amerikanischen Ausgaben gewonnen werden konnte. Auf die Frage an den Verlag, warum diese nicht verwendet wurden, erhielt ich nur die Antwort, die Originalcover nicht immer verwendet und die deutschen Versionen speziell illustriert und gestaltet werden. Wett macht dieser Umstand allerdings der schöne Einband: Dieser ist moosgrün, der Titel und Autor sind in silberner Schrift darauf geprägt. Ein echter Hingucker!

***Fazit***
Auch wenn es erst zur Hälfte des Buches richtig spannend wird, fiebert man mit den Protagonisten beider Seiten mit. Dieses Buch, welches die Rückkehr nach Osten Ard einläutet, wird vermutlich für die kommende Handlung wichtig sein. Es wurden neue Charaktere eingeführt, bei denen ich mir vorstellen kann, dass diese auch in den Folgebänden auftreten werden. Auch von dem Relikt der „Hexenholzkrone“ ist in diesem Band schon die Rede, weshalb hier vermutlich der Grundstein für „Der letzte König von Osten Ard“ gelegt wurde.

Deshalb: Unbedingt lesen und auf „Die Hexenholzkrone“ - die in zwei Bänden im Herbst diesen Jahres erscheint - einstimmen.

Bewertung vom 14.03.2017
Unsere Seelen bei Nacht
Haruf, Kent

Unsere Seelen bei Nacht


ausgezeichnet

"Unsere Seelen bei Nacht" ist das letzte Werk des 2014 verstorbenen Autors Kent Haruf.

Im kleinen fiktiven Ort Holt im Bundesstaat Colorado verabreden sich die beiden verwitweten Nachbarn Addie und Louis, um gemeinsam die Nächte zu verbringen. Ohne erotischen Hintergrund, nur um "die Nacht zu überstehen", da beide alleine leben.
Während ihrer nächtlichen Verabredungen erzählen sie sich von ihrem Leben, ihren Familien und ihren Träumen. Aus der Nachbarschaft entsteht so eine Freundschaft und späte Liebe, die trotz neugieriger Blicke und Einmischungen von außen erblüht.

***Buchkritik***
Mir hat das Buch sehr gefallen. Es ist voller Lebenslust, Energie und Glück. Man freut sich für Addie und Louis, dass sie trotz ihres fortgeschrittenen Alters noch einmal die Liebe finden. Das Besondere ist auch die Aktivität der beiden. Sie gehen spazieren und unternehmen Ausflüge, schaukeln, campen und genießen das Leben.

Das Cover ist mit der Farbgebung (Gelbe Hauswand, blaues Fenster, grüne Blätter) sehr ansprechend. Der Schreibstil ist gut zu lesen. Anstrengend waren jedoch die fehlenden Anführungszeichen bei direkter Rede der Protagonisten. Man gewöhnt sich zwar schnell daran, aber es ist gewöhnungsbedürftig.

***Fazit***
"Unsere Seelen bei Nacht" ist ein besonderes Buch, was das Glück im Alter feiert, jedoch mit seinem bittersüßen Ende etwas sprachlos zurücklässt.

Auf der Rückseite des Buches steht, dass eine Verfilmung mit Robert Redford und Jane Fonda in Vorbereitung ist. Hinter dem Projekt steckt der Streaming Anbieter Netflix. Der Film ist bereits abgedreht und soll im Laufe dieses Jahrs auf Netflix abrufbar sein. Ich habe bei Netflix den Eintrag für den Film finden können. Diesen können Netflix Kunden in ihre Liste aufnehmen und werden benachrichtigt, wenn dieser verfügbar ist. Ich bin gespannt auf die Umsetzung!