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Mel
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Schloß Holte-Stukenbrock

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2022
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


gut

Lebensgeschichte mal unterhaltsam, mal langweilig

Zur Geschichte: Der kleine Paul, der zunächst in Heimen und in Pflegefamilien aufwächst, landet schließlich mit vier Jahren bei seiner Tante und seinem Onkel in einem kleinen bayrischen Dorf, in dem er wohlbehütet und liebevoll umsorgt leben darf. Schließlich wird er von jetzt auf gleich von seiner Mutter, die ihm bis dahin fremd war abgeholt, um von nun an bei ihr und dem Stiefvater in Dortmund aufzuwachsen. Doch obwohl das Ruhrgebiet ihm fremd ist und die eigene Mutter lieblos und streng mit ihm umgeht, gewöhnt er sich schnell ein. Der liebevollen, sorglosen und zwanglosen Art seines Stiefvaters ist es zu verdanken, dass er eine glückliche Kindheit erleben darf. Eine Kindheit im Ruhrpott der Nachkriegsjahre.

Fazit:
Nach der tollen Leseprobe bin ich nun leider etwas enttäuscht. Eine Geschichte, die wunderbar und vielversprechend anfängt, die dann aber leider an Schwung und Dynamik verliert. Das erste Drittel des Buches gibt tolle Einblicke in das Leben der Nachkriegsjahre im Ruhrgebiet. Paul ist ein wunderbarer Junge, der trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge sein Leben meistert und genießt. Michael Brandner beschreibt glückliche Kindheitstage, die er mit leichter und humorvoller Art zu Papier bringt.
Von da an, wo Paul den Kindheitstagen entwachsen ist, hatte ich das Gefühl, nur noch eine Aneinanderreihung von Lebensstationen zu lesen. Ich bin mit den Namen von Freunden und Bekannten, den wechselnden Wohnsituationen und Liebschaften irgendwann nicht mehr hinterhergekommen. Die Geschichte hat mich dann leider nicht weiter gefesselt und ich musste mich ein wenig durchkämpfen.
Das Buch kann ich all denen empfehlen, die gerne autobiografische Romane lesen und die auch über langweiligere Lebensabschnitte hinwegsehen können.

Bewertung vom 30.08.2022
Carty-Williams, Candice

People Person


sehr gut

Ein Roman, der noch lange nachklingen wird

Es gibt Geschichten, die uns in eine andere Welt entführen, Geschichten, die uns mitreißen und es gibt jene Geschichten, die anders sind. Candice Carty-Williams hat einen modernen Familienroman geschrieben, der eben anders ist. So wie auch das hervorragend zum Buch gestaltete Cover: Intensiv, aber nicht aufdringlich. Zurückhaltend aber dennoch klar.

Zur Geschichte: Cyril Pennington ist Vater von fünf Kindern, die er mit vier verschiedenen Frauen hat. Er ist das, was man früher als ‚Lebemann’ bezeichnet hätte. Ein geselliger, gutgelaunter Mensch, der andere Menschen für sich einnehmen kann. Extrovertiert und kontaktfreudig lebt er sein Single-Leben, kümmert sich jedoch so gut wie gar nicht um seine Kinder.
Diese erwachsenen Kinder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, müssen sich durch ein unvorhersehbares Ereignis ihren Geschwistern und somit auch ihrer familiären Verantwortung stellen.
Fazit:
Eine wunderbare Geschichte über Verbindungen im Leben, die vielleicht nicht freiwillig sind, die uns dennoch zu dem machen was wir sind. Eine Geschichte über Verantwortung und Liebe, die noch lange bei mir nachklingen wird.

Bewertung vom 15.08.2022
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


sehr gut

Reise in die aufregende und exzentrische Welt der 20er Jahre

Schon das wunderbare Cover lädt den Leser und die Leserin ein, sich auf eine wunderbare Schiffsreise Richtung Orient zu begeben, die in die Welt der 20er Jahre führt.

Zur Geschichte: Der Fotoreporter Theodor Jung begibt sich für eine Fotoreportage zusammen mit seiner Frau Dora auf einen eleganten Ozeanliner Richtung Suezkanal. Auch Doras reiche Kaufmannsfamilie aus Hamburg ist mit an Bord, um sich einen neuen Markt mit Gewürzen zu erschließen. Doch Doras Familie macht kein Geheimnis daraus, dass der kriegstraumatisierte Theodor ein unangemessener Ehemann ist und straft ihn mit Verachtung und Ablehnung.
Theodor hofft jedoch, die angeschlagene Beziehung zu seiner Frau während der Reise wieder intensivieren zu können. Doch plötzlich verschwindet Dora spurlos und niemand will sie je auf dem Ozeanliner Champollion gesehen haben. Ist Theodor durch sein Kriegstrauma und die damit verbundene Abhängigkeit von einem Beruhigungs- und Schlafmittel dem Wahnsinn nahe, und er hat sich Doras Anwesenheit nur eingebildet? Doch Theodor behält einen külen Kopf, macht sich auf die Suche nach seiner Frau und findet in der Stewardess Fanny seine einzige Verbündete.

Mit großem erzählerischen Geschick, entführt uns Cay Rademacher in die Welt der 20er Jahre. Als Leser findet man sich an Bord eines Luxusliners wieder und begegnet einer extravaganten und überdrehten Nackttänzerin nebst Begleiter aus Berlin ebenso wie einem Schläger aus der Unterwelt, der in der dritten Klasse mitreist. Die Charaktere sind in ihrer Verschiedenheit ebenso wunderbar dargestellt wie die prächtigen Schauplätze der Reise. Der Protagonist Theodor wächst einem schnell ans Herz und man betrachtet die verschiedenen Orte und Stationen der Reise von Marseille nach Maskat ebenso wie er, durch die Linse seiner Kamera.
Das Ende hätte ich mir etwas anders vorgestellt und gewünscht, dennoch mein Fazit: Ein gelungener Kriminalroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.