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Nela77

Bewertungen

Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2019
Die Leben der Elena Silber
Osang, Alexander

Die Leben der Elena Silber


sehr gut

Konstantin Stein recherchiert die Geschichte seiner Familie. Dabei steht seine Großmutter Elena im Zentrum. Beginnend mit der Ermordung von Elenas Vater in Russland zu Beginn des 20. Jahrhunderts begleiten wir sie über mehrere Jahrzehnte durch ein oft hartes Leben. Dabei kommt auch Elena selbst immer wieder zu Wort und schildert die Ereignisse aus ihrer Sicht. Die Kindheit in Russland, ihr Leben in Deutschland an der Seite ihres Mannes und ihrer Kinder. Parallel erzählt Konstantin aus seinem Leben im heutigen Berlin, von seiner Mutter - Elenas Tochter - und seinem Vater, der an Demenz erkrankt ist.

Es fällt mir schwer, alle Handlungen und Themen in wenigen Sätzen zusammen zu fassen, da das Buch sehr vielschichtig und komplex ist. Es vereint die Geschichte von Konstantin, die von Elena, der ganzen Familie und der eines knappen Jahrhunderts abwechslungsrich und unterhaltsam. Ich kann das Buch empfehlen.

Bewertung vom 20.11.2018
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


sehr gut

Erling Kagge widmet sich in seinem Buch einem ansonsten eher unbeachteten Thema. Wir tun es zwar jeden Tag, aber es scheint so selbstverständlich, dass wir keinen Gedanken daran verschwenden, solange es problemlos möglich ist. Der Autor nähert sich dem Thema „Gehen“ auf erzählende und philosophische Art in Form von Anekdoten, persönlichen Erfahrungen und Gedanken. Zum Teil lässt er den Leser an seiner Lebensgeschichte teilhaben, dann wieder teilt er wissenschaftliche Erkenntnisse und beschreibt den Zusammenhang zwischen Gehen und Wohlbefinden. Zudem lässt er in kurzen Passagen Dichter und Philosophen zu Wort kommen. Abbildungen verschiedenster Art machen das Buch zusätzlich zu einem Genuss und Kunstwerk.

Für mich ist das Buch ein Ansporn zum Nachdenken und um eine Sache wieder mehr und bewusster zu tun – gehen.

Bewertung vom 20.11.2018
Der Apfelbaum
Berkel, Christian

Der Apfelbaum


ausgezeichnet

Ich schätze Christian Berkel als Schauspieler sehr und er hat meine hohen Erwartungen auch als Autor erfüllt.

In seinem Roman „Der Apfelbaum“ hat er sich seiner Familiengeschichte, die eng mit dem zweiten Weltkrieg verbunden ist, gestellt und diese zusammen mit seiner inzwischen dementen Mutter aufgearbeitet. Im Zentrum steht dabei die Liebesgeschichte seiner Eltern Sala und Otto. Die Beiden lernen sich sehr jung kennen, sie Halbjüdin aus gutem Hause, die jedoch sehr lange nach ihrem Platz im Leben sucht, er der Arbeiterklasse entstammend. Ihre Liebe wird durch Krieg, Flucht, eine lange Trennung und Gefangenschaft auf eine schwere Probe gestellt. Der Autor wechselt je nach Situation die Sprache und Ausdrucksweise, wodurch alles noch plastischer wird. Die Zeitsprünge sind gewöhnungsbedürftig, spiegeln aber auch die Entstehung des Buches und das Zusammentragen einzelner Puzzleteile wider.

Fazit: Eine spezielle Mischung aus Liebes- und Zeitgeschichte, die in jedem Fall lesenswert ist.

Bewertung vom 10.10.2018
Solange wir uns haben
Ulmer, Andrea

Solange wir uns haben


sehr gut

Jessica ist berufstätig, alleinerziehend und merkt nicht, dass sie sich viel zu viel zumutet. Die plötzlich auftretenden Panikattacken versucht sie zunächst zu ignorieren. Ihre Tochter Miriam meint, sie solle sich einfach zusammenreißen. Wie gut, dass die etwas eigenwillige Nachbarin Hildegard eine starke Schulter anbietet.

Aus meiner Sicht sind Jessicas Panikattacken, ihre Gedanken und Gefühle sehr realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Wie sie versucht, einfach weiterzumachen wie bisher, sich selbst nicht versteht, die Symptome ignorieren möchte. Auch Miriam wirkt mit ihren Reaktionen wie ein echter Teenager. An mancher Stelle kam mir die Handlung um die Angststörung etwas zu konstruiert vor. Gleichzeitig bleibt die Geschichte eher an der Oberfläche, hätte durch das Thema aber das Potential zu mehr gehabt. Durch den sehr angenehmen, leicht zu lesenden Schreibstil, die Nebencharaktere und die Reise kann das Buch trotzdem gut unterhalten.

Fazit: Nach „Überleben ist ein guter Anfang“ hat Andrea Ulmer hier wieder einen soliden Roman vorgelegt, der nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt, aber durchaus lesenswert ist.

Bewertung vom 10.10.2018
Ich komme mit
Waldis, Angelika

Ich komme mit


gut

Vita und Lazy wohnen im gleichen Haus. Sie sind sich bereits vor vielen Jahren begegnet, entwickeln aber erst jetzt ein echtes Verhältnis zueinander. Lazys Leben hat sich durch eine Leukämie-Erkrankung innerhalb kürzester Zeit von einem unbeschwerten Studentenleben mit Schmetterlingen im Bauch in einen Kampf ums Überleben gewandelt. Bei Vita dagegen passiert kaum noch etwas und sie ist des Lebens überdrüssig.

Die Idee des Buches hat mir sehr gut gefallen. Alt und jung begegnen sich am Ende des Lebens. Mit der Umsetzung hatte ich jedoch massive Schwierigkeiten. Die Geschichte hat mich anfangs so wenig erreicht und blieb so wenig im Kopf hängen, dass ich nach jeder Leseunterbrechung zurückblättern musste, um mich zu erinnern, was zuvor geschehen ist. Durch den durchaus interessanten Schreibstil kam bei mir kein vernünftiger Lesefluss zustande und ich habe mich durch die nur 200 Seiten gemüht. In Lazy konnte ich mich hineinversetzen, Vita dagegen habe ich zwar deutlich vor mir gesehen, sie war mir aber in keiner Weise nahe oder sympathisch. Vielleicht ist dies so gewollt. Lazy tritt als Ich-Erzähler auf, Vitas Kapitel werden jedoch von außen neutral erzählt. Was ich gar nicht nachvollziehen konnte, war Vitas Wunsch zu sterben. Sie ist verwitwet, Anfang 70, mit den üblichen Altersbeschwerden. Ihr Sohn wohnt weit weg und kümmert sich nicht um sie. Das ist für mich aber einfach kein nachvollziehbarer Grund. In ihrem Alter könnte sie das Leben in die Hand nehmen und noch etwas Sinnvolles damit machen. Diese Kritikpunkte werden für mich auch durch die schönen, eingestreuten Gedanken nicht aufgewogen. Mich persönlich hat das Buch einfach nicht erreicht.

Bewertung vom 10.10.2018
Man muss auch mal loslassen können
Bittl, Monika

Man muss auch mal loslassen können


sehr gut

Charlotte, Wilma und Jessy sind drei völlig verschiedene Frauen und doch hat jede von ihnen den Entschluss gefasst, aus dem Leben zu scheiden. Das klappt nur leider nicht wie geplant. Überhaupt nicht. Als sie in einer Tankstelle auf Ralle und Moritz treffen, zwei eigenwillige und eher stümperhafte Ganoven, drängen sie sich diesen geradezu als Geiseln auf. Doch auch dieses Vorhaben misslingt wieder. Entgegen aller Pläne stranden die Fünf schließlich in einer Waldhütte, was ihre Leben in eine andere Bahn treibt.

Die Geschichte ist aus den wechselnden Perspektiven der Protagonisten erzählt. Der Schreibstil ist angenehm und ermöglicht ein flüssiges Lesen. Monika Bittl hat in diesem Roman ein ernstes Thema humorvoll aufgearbeitet. Neben allen schrägen Episoden sind durchaus auch tiefergehende Gedanken eingestreut. Während Jessys Krise eher harmlos ist und sicher schnell überwunden werden kann, wird Charlotte wirklich der Boden unter den Füßen weggezogen. Die Charaktere wirken stellenweise etwas überzogen und klischeehaft. In der Gemeinschaft lernen sie, wieder die schönen Momente im Leben zu entdecken. Das Buch bleibt nicht unbedingt dauerhaft im Gedächtnis, kann aber gut unterhalten.

Bewertung vom 10.10.2018
Die Welt war so groß
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


ausgezeichnet

Daphne, Emily, Chris und Annabel gingen in den 50er Jahren zusammen aufs College. Trotz aller Unterschiede hielten sie zusammen und wurden Freunde. Im Jahr 1977 findet das Klassentreffen statt und die ehemaligen Freundinnen treffen wieder aufeinander. Was haben sie inzwischen erlebt? Wie ist es ihnen ergangen und konnten sie ihre Träume erfüllen?

Es handelt sich hier um die Neuausgabe eines 1979 erschienenen Romans, der 1981 bereits unter dem Titel „Die Schulfreundinnen“ erschienen ist.

Das Buch geht ausgehend vom Klassentreffen in die 50er Jahre zurück, um über die 60er und 70er Jahre wieder beim Treffen zu enden. Es behandelt ausführlich die Rolle der Frau in diesen Jahren. Eine Zeit, die vielen Lesern sicher fremd, dadurch aber umso interessanter ist. Vieles ist für uns heute kaum noch vorstellbar. Die vier Frauen sind schön beschrieben. Ihre Gefühle und Gedanken sind nach wie vor aktuell. Gerade der Rückblick auf das bisherige Leben ist zeitlos. Rona Jaffe hat einen sehr schönen Erzählstil mit wenigen kleinen Längen.

Fazit: Ein sehr schönes Buch, das Lust auf die Fortsetzung „Diese wilden, wunderbaren Jahre“ macht.

Bewertung vom 10.10.2018
Blau Türkis Grün
Guhr, Mareike

Blau Türkis Grün


ausgezeichnet

Mareike Guhr hat in mehreren Etappen und mit wechselnden Begleitern einmal die Welt umsegelt. In diesem Buch teilt sie ihre Gedanken und Erlebnisse, wodurch zum einen ein Reisebericht entsteht, sie uns aber auch an ihrem Leben richtig teilhaben lässt. Ganz nebenbei macht das Buch Frauen Mut, einfach mal etwas zu wagen. Es muss ja nicht gleich die Weltumsegelung sein. Die Autorin geht ihren Weg und lässt sich dabei nicht von Unwegsamkeiten aufhalten.

In einem angenehmen, bildhaften Erzählstil schildert sie Erlebnisse und Erfahrungen an bestimmten Orten, vermittelt ein Gefühl für die dortigen Menschen und Landschaften. Das Ganze wird von wunderschönen Bildern unterstrichen. Die Berichte zu den einzelnen Orten werden immer wieder von Anekdoten bzw. „Gedankensplittern“ unterbrochen.

Dieses Buch eignet sich sicherlich für Segelbegeisterte, aber genauso für jeden, der an der Welt und den Menschen interessiert ist und an einem Reisebericht Freude hat. Ich würde am liebsten sofort für eine Etappe mit auf den Katamaran steigen, um wenigstens ein kleines bisschen an diesem Abenteuer teilzunehmen.

Bewertung vom 04.09.2018
Ein unvergänglicher Sommer
Allende, Isabel

Ein unvergänglicher Sommer


ausgezeichnet

Richard hat in einer dunklen Winternacht in Brooklyn einen Auffahrunfall. Er macht sich keine großen Gedanken darüber, sorgt er sich doch mehr um seine Katze, die er gerade wegen einer Vergiftung zum Tierarzt gebracht hatte. Doch dann steht die Fahrerin des anderen Wagens vor seiner Tür. Evelyn ist ein guatemaltekisches Kindermädchen und illegal im Land. In ihrem Kofferraum befindet sich eine Leiche und sie braucht seine Hilfe. Zusammen mit Lucía, der chilenischen Untermieterin und Kollegin von Richard, machen sich die drei auf den Weg, die Leiche zu entsorgen.

Gleich zu Beginn des Buches herrscht eine ganz besondere Stimmung. Man sitzt mit Lucía im warmen Zimmer, draußen stürmt es, sie kocht eine Suppe, die sie an ihre Heimat erinnert. Ich kannte von Isabel Allende bisher nur ihre Jugendbücher und auch in diesen schafft sie immer eine ganz besondere Atmosphäre und Stimmung. Durch den Klappentext und das für mich wenig ansprechende Cover hatte ich etwas Angst, am Schluss eine belanglose Liebesgeschichte vorzufinden, doch dies war unbegründet. Man erfährt durch die drei Protagonisten sehr viel über die Geschichte Südamerikas, die Situation verschiedener Gesellschaftsschichten, Evelyns Flucht und die Hintergründe der Drei. Der Roman ist spannend, emotional, lehrreich und interessant.

Fazit: ein schöner Roman einer tollen Autorin

Bewertung vom 04.09.2018
Weit weg von Verona
Gardam, Jane

Weit weg von Verona


ausgezeichnet

Dies ist das erste Buch, das ich von Jane Gardam gelesen habe und gleichzeitig ihr erstes Werk, das bereits 1971 erschienen ist. Deshalb möchte ich betonen, dass Sprache und Inhalt sehr modern und in keinster Form altmodisch wirken und man sich davon auf keinen Fall abschrecken lassen sollte.

Jessica ist ein junges Mädchen, das in diesem Buch aus seinem Leben erzählt. Dieses findet in England gegen Ende des zweiten Weltkrieges statt und ist auch immer wieder dadurch geprägt. Jessica ist stark, unabhängig, sagt immer was sie denkt, will sich nicht anpassen oder reinreden lassen und macht sich damit das Leben nicht unbedingt leichter. Ihr großes Ziel ist es, Schriftstellerin zu werden. Ich mag diese Art von Protagonistin unheimlich gerne. Auch wenn viele Jahrzehnte zwischen den Mädchen und den Büchern liegen, erinnert sie mich ein bisschen an Suzy aus Ali Benjamins gerade erschienenem Roman „Die Wahrheit über Dinge, die einfach geschehen“. Der Schreibstil der Autorin und ihr besonderer Humor gefallen mir ebenfalls sehr gut, so dass ich das Buch gerne weiterempfehlen möchte.