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queenbee_1611

Bewertungen

Insgesamt 25 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2017
Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5
Hillenbrand, Tom

Gefährliche Empfehlungen / Xavier Kieffer Bd.5


gut

In diesem Werk ist Xavier Kieffer nicht einem Lebensmittelskandal auf der Spur sondern forscht in der Vergangenheit, genauer gesagt in die Jahre 1939. Mittelpunkt der Geschichte bildet der Guide Bleu (das Pendant zu dem Guide Michelin) aus diesem Jahr. Dieser kommt abhanden, es geschieht ein Mord und Kieffer steht vor der Frage, was es wohl mit diesem Buch auf sich hat, dass es für jemanden so wertvoll ist. Er recherchiert und gerät dabei selber in Gefahr.

Wir lernen die französische Küche im Wandel der Zeiten kennen, es findet ein Namedropping teilweise von Restaurants, zumindest jedoch von einschlägigen Orten des kulinarischen Genusses statt. Teilweise hat mich aber genau das gestört. Französische Fachbegriffe in Sachen Zubereitungsarten der Speisen, die im Glossar erklärt wurden, wurden recht inflationär verwendet, so dass der Lesefluss ständig unterbrochen wurde (zuletzt habe ich nicht mehr nachgeschlagen). Auch fand ich die Informationen zur französischen Haute Cuisine und dem Guide Bleu zu teilweise zu ausufernd und der eigentlichen Geschichte auch nicht zuträglich.

Der eigentliche Krimi braucht zunächst ein wenig bis er in Fahrt kommt, ist dann aber durchaus spannend. Das Ende ist nicht ganz unvorhersehbar und lässt leider einige Fragen offen. Kein schlechter Krimi, aber auch keiner der mir in Erinnerung bleibt.

Bewertung vom 17.02.2017
Das geträumte Land
Mbue, Imbolo

Das geträumte Land


sehr gut

Wir verfolgen in diesem Roman die Geschichte zweier Familien in Amerika im Jahr 2008.

Da haben wir Jende, seine Frau Neni und den kleinen Sohn. Aus dem Kamerun nach Amerika ausgewandert warten Jende und Neni nun auf den Ausgang ihres Asylverfahrens. Jende hat einen gutbezahlten Job als Chauffeur bei Clark, einem Investmentbanker bei Lehman Brothers ergattert. Dieser Job ermöglicht es ihm nicht nur einigermaßen komfortabel zu leben, sondern auch etwas Geld beiseite zu legen, damit er seiner Familie im Kamerun helfen und die notwenigen Kosten des Asylverfahrens tragen kann. Neni studiert, sie möchte Apothekerin werden, und kümmert sich um Haushalt und Kind. Bei Jende und Neni handelt es sich nicht um politisch Verfolgte, vielmehr sind sie in die USA ausgewandert, weil sie sich dort ein besseres Leben erhoffen und sich dort gute Zukunftsaussichten für ihr Kind sehen. Beides scheint in ihrem Heimatland auf Grund festgefahrener Klassenstrukturen unmöglich.

Clark, der Investmentbanker schwimmt auf einer Erfolgswelle und lebt ein Leben in Luxus. Er arbeitet nahezu rund um die Uhr, hechtet von Termin zu Termin und natürlich kommt dabei die Familie zu kurz. Seine Frau Cindy trifft sich mit Freundinnen zu Lunches, Dinner, geht shoppen, organisiert Partys – sie repräsentiert das Klischee der Luxusfrau. Sie ist jedoch auch diejenige, die merkt, dass das Familienleben leidet, der älteste Sohn wendet sich ab und sie bemüht sich die Familie irgendwie zusammenzuhalten. Sowohl Clark als auch Cindy scheinen auf der Flucht, beide auf ihre eigene, letztendlich zerstörerische Weise.

Die Finanzkrise in diesem Jahr erschüttern das Leben Clarks und Cindys und – in logischer Konsequenz - auch das von Jende und Neni.

Die Autorin macht den Leser geschickt zu einem Zeugen des Zustands der amerikanischen Gesellschaft in diesem Schicksalsjahr und zu einem Begleiter Jendes und Nenis.

Einige Freunde Jendes sind, obwohl sie ebenfalls nicht viel verdienen, mittels freigiebiger Kredite an Autos, Eigenheime und andere Luxusgüter gekommen. Jende hört dies nicht ohne eine gewisse Sehnsucht danach, bleibt jedoch vernünftig und entscheidet sich eben nicht über seine Verhältnisse leben zu wollen. Jende, und damit auch der Leser werden dann auch Zeuge vom Zerfall der Lehman Brothers. Zunächst sind es Telefonate, die Clark führt, die die ersten Hinweise darauf geben. Diese Hinweise verdichten sich immer mehr, bis zum endgültigen Zerfall und dem Platzen der großen Finanzblase.

Ein Gespräch, das Neni in der U-Bahn hört, dreht sich um die Wahl Obamas zum Präsidenten und den damit verbundenen Hoffnungen auf ein neues Zeitalter, insbesondere für die farbige Bevölkerung.

Der Leser fiebert mit Jende und Neni bei jedem Schreiben von der Einwanderungsbehörde, bei den Telefonaten mit dem Anwalt, der ihren Asylantrag begleitet. Auch in Nenis Gedankenspiele alternative Lösungsmöglichkeiten aufzutun, falls der Asylantrag abgelehnt wird, wird der Leser einbezogen.

Die Autorin zeichnet lebensechte Protagonisten und auch Nebenfiguren, die den Leser mitfühlen und mitleiden lassen, sie lässt den Leser aber auch an der nie endenden Lebensfreude Jendes und Nenis teilhaben.

Obwohl das Ende sich abzeichnete wollte ich dieses jedoch bis zum Schluss nicht wahrhaben, es hat mich mitgenommen und wird mir sicherlich – wie das gesamte Buch - noch einige Zeit in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 17.02.2017
Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
Pásztor, Susann

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster


sehr gut

Wir lernen in diesem Buch Karla kennen, eine ältere, eigensinnige und teilweise auch sture Dame, die nicht mehr lange zu leben hat. Als Sterbebegleiter wurde ihr Fred zur Seite gestellt, ein alleinerziehender Vater, der für sich einen neuen Weg finden möchte. Als sich Fred zu sehr in die familiären Angelegenheiten Karlas einmischt möchte diese nicht mehr von Fred betreut werden, sondern lässt einzig und allein Phil, Freds Sohn, an sich heran. Da in einer Notsituation jedoch Fred wieder zu Karla gerufen wird, findet zwischen den beiden auch wieder eine Annäherung statt.

Die personale Erzählweise, derer sich die Autorin bedient, führt und sehr tief in die Gedankenwelt der Protagonisten. Karlas Gedanken sind gar nur in Listenform aufgeführt. Das Thema Sterbebegleitung birgt es in sich, dass der Text sehr emotional ist. Der Autorin gelingt es jedoch, dass es nicht ins Kitschige abdriftet. In ganz leisen, fast zarten Tönen wird dem Leser hier das Thema Sterben und den Umgang damit nähergebracht. Es wird deutlich, wie wichtig das Thema Sterbebegleitung ist und wieviel Gewinn der Sterbende aber auch der Begleitende aus der gemeinsamen Zeit ziehen können.

Mich hat dieses Buch sehr berührt. Und es wird mich auch noch lange beschäftigen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.01.2017
Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2
Ferrante, Elena

Die Geschichte eines neuen Namens / Neapolitanische Saga Bd.2


sehr gut

Wir folgen im zweiten Teil der neapolitanischen Saga erneut den Freundinnen Elena und Lila durch das Neapel der 60er Jahre. Wiederum erhalten wir Einblicke in die Lebensumstände im Rione, dem Wohnviertel der beiden Frauen, allerdings ist der Anteil der Umgebungsbeschreibungen bzw. der Alltagsbeschreibungen geringer als im ersten Teil, was ich ausgesprochen schade fand.

Lila ist nunmehr verheiratet und erfährt eine Behandlung durch ihren Mann, wie sie für so viele Frauen zu der Zeit normal gewesen sein muss. Ihr Mann begegnet ihr mit Gewalt und versucht so das störrische Wesen Lilas zu brechen, was ihm teilweise gelingt. Sogar sein Wunsch nach einem Kind scheint sich zu erfüllen. Es zeigt sich jedoch auch, dass Lila für ihn in geschäftlichen Belangen unentbehrlich ist, da sie ein Händchen für Innovationen und die Kunden hat. Somit ist er gezwungen Kompromisse einzugehen und seiner Frau entgegen zu kommen. Noch immer gibt Lila Geld mit vollen Händen aus und genießt ihren Lebensstil. Eine Reise nach Ischia stellt ihr Leben jedoch völlig auf den Kopf und es folgt ein Umdenken und auch Besinnen auf die Dinge, die wichtiger sein können als nur Geld zu haben.

Elena durchläuft ihre letzten Schuljahre und hat mal mehr, mal weniger Ehrgeiz zu lernen. Gelegentlich verliert sie den Antrieb, diese Phasen sind jedoch nicht von Dauer und sie ist nach wie vor eine hervorragende Schülerin. In der Liebe hat sie weniger Glück, es wird aber auch deutlich, dass dieser Aspekt des Lebens letztendlich noch keine wirklich große Bedeutung für sie hat und es sich bei ihren Romanzen nicht um wirkliche Liebe handelt, sondern eher Liebeleien. Ein junger Mann gewinnt in ihrem Leben jedoch immer mehr an Relevanz, da kommt ihr jedoch Lila in die Quere.

Mehr als bei der Lektüre des ersten Bandes habe ich mich gefragt, was das nur für eine Art Freundschaft ist, die die beiden jungen Frauen miteinander verbindet. Wie auch im ersten Band erleben die beiden einiges miteinander, vertrauen sich Dinge an, sind aber auch immer wieder Konkurrentinnen oder haben streckenweise gar nichts miteinander zu tun. Während Elena im ersten Band immer wieder die Nähe zu Lila gesucht hat, weil sie ohne sie nicht sein konnte oder wollte, so flieht sie nun zuweilen regelrecht vor ihr und sucht Abstand. Ständig bleibt sie dennoch über Lilas Leben informiert und nimmt Anteil. So ist es auch die Lebensgeschichte Lilas, die das Buch trägt. Erst zum Schluss gewinnt Elenas Geschichte an Fahrt und bildet den Cliffhanger für den dritten Band. Dies ist auch der Grund, weshalb mir der zweite Band nicht so gut gefallen konnte, wie der erste. So sehr der erste Band von dem Bestreben zweier junger Frauen dem traurigen Elend zu entfliehen geprägt war, so sehr ist dieser Band von Lilas Kampf als verzweifelter Ehefrau geprägt. Hier fand ich einzelne Charaktere teilweise überzeichnet, Handlungen waren für mich nicht schlüssig (ein Ehemann hat eine Geliebte und schlägt seine Ehefrau, deswegen muss ein anderer das auch tun) und die ständigen Wiederholungen bei den Beschreibungen des Urlaubs auf Ischia unnötig.

Den ersten Band fand ich hervorragend, vom zweiten kann ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin – lediglich hätte ich gehofft, dass Elenas Leben ereignisreicher verlaufen wäre und einen größeren Anteil am Buch bekommen hätte.

Dem Buch ist übrigens ein Personenregister vorgestellt, mit Informationen aus dem ersten Band zu den einzelnen Figuren. Dies ist sehr hilfreich, da ich bei der Vielzahl der Personen doch schon einiges vergessen hatte.

Bewertung vom 08.12.2016
Die Spionin
Coelho, Paulo

Die Spionin


gut

Margaretha Zelle, besser bekannt als Mata Hari, schreibt aus dem Gefängnis einen Brief an ihren Anwalt, von dem sie sich eine Begnadigung erhofft, denn sie ist eine zum Tode Verurteilte. Aber nicht nur hinter Gittern ist Mata Hari eine Gefangene. Eine Gefangene war sie bereits während ihres ganzen Lebens.
Sie war eine außergewöhnlich schöne und glamouröse Frau, die bewundert wurde, mit der man sich auch in höheren gesellschaftlichen und einflussreichen Kreisen gerne umgab, allerdings immer unter dem Deckmantel des Verruchten. Denn schließlich war sie Erotiktänzerin und Mätresse. Und auch sie genoss diese Bewunderung, genoss es im Mittelpunkt zu stehen und ein glanzvolles, schillerndes Leben zu führen. Letztendlich ist es aber das Geflecht aus Beziehungen und die Verstrickungen innerhalb dieser (auch politischen) höheren Kreise die Mata Hari zum Verhängnis werden und letztendlich wird klar, dass mit ihr nur gespielt wurde, und alle Zuneigung, Liebe und Freundschaft nur Fassade war.
Es handelt sich bei diesem Roman nicht um eine Biografie. Dementsprechend hat man auch das Gefühl, auch in Anbetracht des Umfangs, dass Vieles nur angeschnitten und angedeutet wurde. Macht der Roman mich neugierig auf mehr? Möchte ich weiteres aus dem Leben der Mata Hari erfahren? Eher nicht, dafür bleibt die Geschichte zu sehr an der Oberfläche und lässt das Leben Mata Haris wirken, wie das Leben eines heutigen It-Girls.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.