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bookloving
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Munich

Bewertungen

Insgesamt 303 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


ausgezeichnet

*Opulenter historischer Roman*
Mit „Die Erfindung des Lächelns“ hat der deutsche Autor Tom Hillenbrand ein großartigen, äußerst opulenten historischen Roman zu Papier gebracht, der mit akribisch recherchierten historischen Details, überbordender Farbenpracht, Ideenreichtum und spannenden Verwicklungen für beste Unterhaltung sorgt. Ausgangspunkt für den fesselnden und atmosphärisch dichten Roman ist eine wahre Begebenheit – der spektakuläre Diebstahl von Leonardo da Vincis berühmten Gemälde „Mona Lisa“ aus dem Pariser Louvre am 22. August 1911.
Aufgrund der überbordenden Beschreibungen und des etwas ungewohnt antiquierten Sprachstils sowie der Vielzahl an Figuren fiel es mir anfangs leider etwas schwer in die vielschichtige Handlung einzutauchen.
Der lebendige, bildhafte Erzählstils und die rasante, atmosphärisch dichte Geschichte hatte mich dann aber doch irgendwann richtig gepackt, so dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Gebannt verfolgte ich den Fortgang der Geschehnisse und Commissaire Lenoirs aufregende Jagd nach der verschwundenen Mona Lisa.
Hillenbrand hat ein faszinierendes, facettenreiches und sehr stimmiges Zeit- und Sittengemälde der ausgehenden Belle Epoche in Paris geschaffen und lässt uns dank detaillierter Beschreibung der Schauplätze und dichter Atmosphäre mühelos in die damalige Zeit eintauchen. Gekonnt lässt uns Hillenbrand die fesselnde Geschichte in den jeweiligen Handlungssträngen aus Sicht verschiedener, für die Handlung bedeutsamer Figuren erleben. Wir begeben uns an Seite verschiedener interessanter Figuren auf eine aufregende und lehrreiche Reise in die Vergangenheit und begegnen unzähligen historischen Persönlichkeiten, die der Autor absolut gelungen in seine äußerst spannende fiktive Handlung eingebettet hat. Vor einem authentischen historischen Kontext erleben wir eine hochinteressante Welt der Kunst und Kultur sowie unterschiedlichster politischer Strömungen und technologischen Wandels, eine Welt der Kontraste voller Ausschweifungen, Dekadenz, extremer Ideologien, Armut und Intrigen.
Die wendungsreiche Geschichte lebt neben einer Atmosphäre vor allem von einer Vielzahl von facettenreich und lebendig angelegten Figuren, die sehr lebensnah wirken und. für so manche Überraschung sorgen. Nach einer Fülle von fesselnden Verwicklungen und unerwarteten Wendungen findet die höchst erstaunliche Geschichte um den Diebstahl der berühmten La Joconde mit einer absolut stimmigen und gelungenen Auflösung der Ereignisse ihren Abschluss und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Ja, so oder so ähnlich hätte sich damals tatsächlich alles zutragen können…

FAZIT
Ein faszinierender, mitreißend erzählter historischer Roman über das Schicksal der aus dem Louvre gestohlenen Mona Lisa – ein fesselnder Detektivroman und ein opulentes Sittengemälde der Belle Epoche voller spannendender historischer Fakten und atmosphärischer Dichte.
Ein beeindruckendes und sehr empfehlenswertes Leseerlebnis trotz des sehr anspruchsvollen Schreibstils!

Bewertung vom 03.12.2023
Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung / Monsieur le Comte Bd.2
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung / Monsieur le Comte Bd.2


sehr gut

*Leichte Krimiunterhaltung für Zwischendurch*
Bei dem kurzweiligen Krimi „Monsieur le Comte und die Kunst der Täuschung“ von Pierre Martin, einem deutschen unter Pseudonym schreibenden Bestseller-Autor, der vor allem durch seine Provence-Krimi-Reihe um »Madame le Commissaire« bekannt ist, handelt es sich bereits um den zweiten Band seiner humorvollen Wohlfühlkrimi-Reihe. Angesiedelt ist diese in Südfrankreich mit den wundervollen Schauplätzen Villefranche-sur-Mer und Cap-Ferrat.
Im Mittelpunkt der unterhaltsamen Krimi-Reihe steht der charmante Bonvivant Lucien Comte de Chacarasse, der ein Bistro im südfranzösischen Villefranche-sur-Mer leitet und ansonsten als sprichwörtlicher Lebemann die schönen Seiten des Lebens in vollen Zügen genießt. Allerdings ist er nach dem Tod seines Vaters gemäß seiner Familientradition verpflichtet in dessen Fußstapfen zu treten und entgegen seiner Überzeugung als Auftragsmörder zu arbeiten. Mit allerlei Tricks und cleveren Täuschungsmanövern versucht er seine Aufträge auch ohne zu morden auszuführen. Zum Glück kann Lucien er auf die tatkräftige Unterstützung von Francine, der attraktiven Sekretärin und Geliebten seines verstorbenen Vaters zählen…
Der Autor hat sich für seinen liebenswerten Protagonisten und Auftragskiller wider Willen erneut einen originellen und ziemlich verzwickten Auftrag einfallen lassen, den er geschickt und vor allem unblutig zu lösen versteht. Die abwechslungsreiche Handlung ist zwar nicht allzu realistisch und schreitet eher gemächlich voran, doch sorgen vor allem humorvolle und skurrile Episoden sowie der lockere Erzählstilstil für Abwechslung und gute Unterhaltung. Insgesamt hätte ich mir allerdings etwas mehr Spannung und einige unerwartete Wendungen gewünscht. Wie es für regionale Krimis typisch ist, spielen natürlich die kulinarischen Genüsse der provenzalischen Küche und das stimmungsvoll eingefangene südfranzösische Lokalkolorit mit dem französischen 'Savoir-vivre'. Die Schilderungen der Schauplätze und des wundervollen Settings an der französischen Riviera lassen zudem ein schönes Urlaubs-Feeling aufkommen. Auch das turbulente Privatleben des überaus gutherzigen Antihelden Lucien kommt zwischendrin nicht zu kurz.
Die verschiedenen Charaktere sind insgesamt interessant, aber etwas klischeehaft angelegt und hätten ruhig mehr Tiefgang vertragen können. Gelungen ist aber neben der sympathischen Hauptfigur Lucien vor allem die liebenswerte, schwerhörige Haushälterin Rosalie, die für einige nette Schmunzelmomente sorgt. Auch die clevere Francine ist wieder für einige Überraschungen gut und unterstützt Lucien bei seinen Aufträgen wo es nur geht. Ein kurzer Gastauftritt von Madame le Commissaire aus einer früheren Krimi-Reihe von Pierre Martin ist überdies als Running Gag eingebaut.
Man darf gespannt sein, wie es mit Lucien Comte de Chacarasse und der geheimnisvollen Francine in der Fortsetzung dieser charmanten Cosy-Crime-Reihe weitergehen wird.
ZUM HÖRBUCH
Das gekürzte Hörbuch wird von Schauspieler Wolfram Koch erneut sehr überzeugend eingelesen. Mit seiner ruhigen, angenehmen Stimme und angemessenem Sprechtempo setzt er die Handlung abwechslungsreich und mitreißend um. Auch humorvolle Passagen gelingen ihm mit dem gewissen Augenzwinkern. Gekonnt schlüpft er in die Rolle des charmanten Lebemanns Lucien und lässt seinen eigenwilligen Charakter lebendig werden. Insgesamt ein nettes vergnügliches Hörerlebnis!
FAZIT
Ein unterhaltsamer Wohlfühlkrimi - mit viel Humor, einem liebenswertem, gutherzigen Auftragskiller und tollem südfranzösischen Lokalkolorit!

Bewertung vom 28.11.2023
Aenne und ihre Brüder
Beckmann, Reinhold

Aenne und ihre Brüder


ausgezeichnet

*Bewegende Familiengeschichte*
In seinem beeindruckenden Debüt „Aenne und ihre Brüder“ hat sich der deutsche Sportmoderator und Talkmaster Reinhold Beckmann seiner tragischen und sehr bewegenden Familiengeschichte angenommen.
Nachdem er sich bereits 2021 mit seiner Band in dem Song „Vier Brüder“ dem Schicksal seiner vier Onkel mütterlicherseits gewidmet hatte, die alle den Zweiten Weltkrieg nicht überlebten, geht er in seinem sorgsam recherchierten Buch eingehender auf die traurige Geschichte seiner eigenen Familie ein, die zugleich stellvertretend für viele Familien, ihre zerstörten Hoffnungen und bitteren Verluste durch die Auswirkungen des grauenvollen Kriegs steht. Beckmann ist ein berührendes Zeitzeugnis und sehr lesenswertes Buch gelungen, das mich mit seinen Schilderungen bewegt und sehr nachdenklich zurückgelassen hat.
Ausgehend von seinen intensiven Gesprächen mit seiner Mütter Aenne und mit Zeitzeugen aus deren Heimatort Wellingholzhausen in Niedersachsen sowie Recherchen in Archiven ist es dem Autor gelungen eine höchst fesselnde und aussagekräftige Geschichte zu erzählen. Im Mittelpunkt stehen die lebendigen Erinnerungen von Beckmanns Mutter Aenne, die ein hartes und vor herben Verlusten geprägtes Leben führte und dennoch mit bewundernswertem Willen an ihren Träumen und Hoffnungen festhielt. Neben einigen schwarz-weiß Fotografien blieben ihr als einzige Erinnerungsstücke an die vier Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi nur etwa 100 in Sütterlin verfasste Feldpostbriefe, die sie sorgsam in einem Schuhkarton aufbewahrte und das Andenken an ihre geliebten Brüder all die Jahre stets liebevoll bewahrte. Gekonnt lässt Beckmann schrittweise anhand der Überlieferungen seiner Mutter und den Inhalten der Briefe die Historie um seine vier Onkel aufleben. So erhalten wir nicht nur lebendige, sehr persönliche Einblicke in den Lebensalltag von Aenne und ihrer Familie, sondern haben dank sorgsam eingearbeiteter historischer Hintergrundinformationen auch Anteil an den politischen Entwicklungen in Nazi-Deutschland. Anschaulich und glaubwürdig fängt er die damaligen Atmosphäre auf dem Dorf ein, schildert den dörflichen Alltag, geht ausführlich auf die Rolle der katholischen Kirche ein und macht den schleichenden Wandel durch die Diktatur in den Köpfen der Menschen deutlich. Von den einst streng gläubigen Menschen in jener erzkatholischen Region erleben wir hautnah den rapiden Wandel hin zur glühenden Nazibegeisterung der Bevölkerung in nur wenigen Jahren mit inklusive der Indoktrinierung der Jugend durch die Schule. Feinfühlig arbeitet Beckmann die unterschiedlichen Charaktere seiner Onkel sowie ihre persönlichen Einstellungen zum Leben und Krieg heraus und lässt die jungen Männer, die keine Nazis waren und sich doch von dem damaligen Zeitgeist haben einspannen lassen, für uns lebendig werden. Gekonnt veranschaulicht er in verschiedenen Episoden sehr nachvollziehbar und vielschichtig die unterschiedliche Entwicklung ihrer Figuren und ihr individuelles Handeln. Aufgebrochen mit einer gewissen Zuversicht und Abenteuerlust, lassen die grausamen Realitäten des Kriegs ihre Stimmung zusehends sinken. Auch wenn natürlich die Inhalte der Feldpostbriefe wegen der Zensur die Realität nicht offen thematisieren, enthalten sie oftmals doch erstaunlich ungeschönte Passagen, die von den Schrecken des nicht enden wollenden Kriegs an der Ostfront, der Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit der Soldaten in den Schützengräben zeugen. Beklemmend ist es über ihre Gedanken und Einschätzungen angesichts des ständigen Sterbens um sie herum zu lesen, ihrer Verzweiflung, Leere und Einsamkeit sowie ihrer permanenten Angst vor dem Vergessenwerden. Ergänzend zu den Briefauszügen finden sich geografische Zuordnungen der Kriegsschauplätze sowie „Feldberichte“ von ehemaligen Truppenangehörigen, die mehr Aufschluss über die Standorte, Truppenbewegungen geben und ermöglichen das Schicksal der Onkel zu rekonstruieren. Aus Sicht von Aenne erfahren wir aber auch über ihre übergroßen Sorgen um ihre Brüder im Krieg. Gerade der briefliche Kontakt mit ihren Liebenden Zuhause spendet ihnen so viel Kraft und Zuversicht und lässt ihr oft so ungewisses Schicksal und traumatische Erlebnisse besser ertragen. Sehr einfühlsam wird aufgezeigt, was der grausame Krieg mit den Menschen macht - für die Hinterbliebenen sind viele Leerstellen und Unsicherheiten geblieben und eine unendliche Traurigkeit über so viel vergeudetes Leben, doch ist es beeindruckend, wie aktiv das Andenken der vier im Krieg gefallenen Brüder in der Familie gewahrt wurde.
Im interessanten Nachwort des Romans finden sich zudem weitere Erläuterungen und Erklärungen zu Beckmanns Familiengeschichte und seinen Onkeln sowie im Anhang einen kurzen Überblick über die verwendeten Quellen und Literatur.

FAZIT
Ein sehr bewegendes Buch über eine tragische Familiengeschichte und ein sehr lesenswertes Zeitzeugnis!

Bewertung vom 18.11.2023
Der Cocktailmörderclub / Phyllida Bright Bd.2
Cambridge, Colleen

Der Cocktailmörderclub / Phyllida Bright Bd.2


ausgezeichnet

*Rundum gelungene Fortsetzung*
Nach ihrem äußerst unterhaltsamen Auftaktband „Die Dreitagemordgesellschaft“ hat die britische Autorin Colleen Cambridge mit „Der Cocktailmörderclub” eine rundum gelungene Fortsetzung ihrer neuen Wohlfühl-Krimi-Reihe rund um die vorwitzige Phyllida Bright vorgelegt.
Der originelle, in den 1930er Jahren angesiedelte Cosy-Crime ist als typisch britischer Whodunit ganz im Stil der klassischen Kriminalromane der Queen of crime angelegt. Auch der zweite Fall für die gewitzte Haushälterin der berühmten Krimiautorin Agatha Christie, die sich neben ihren vielfältigen Aufgaben im stattlichen englischen Landsitz Mallowan Hall gerne auch als Hobbydetektivin betätigt, hat es wahrlich in sich und sorgt für ein fesselndes und abwechslungsreiches Lesevergnügen.
Der lebendige Schreibstil, die netten humorvollen Episoden, die amüsanten Wortgefechte sowie der höchst verzwickte Mordfall, bei dem man hervorragend miträtseln kann, konnten mich wieder sehr begeistern. Hinzu kommen die geschickt eingestreuten Anspielungen aus alten Christie-Klassikern und aufschlussreiche Einblicke hinter die Kulissen insbesondere in das elitäre Leben der britischen Upper Class und dem Lebensalltag der Dienerschaft.
Die Autorin hat sich erneut eine brillante Ausgangskonstellation und ein wundervoll atmosphärisch dichtes Setting einfallen lassen. Ein Mord geschieht ausgerechnet während eines im Pfarrgarten stattfindenden Cocktailempfangs anlässlich des Listleigher Mordbasars inmitten einer Ansammlung von ausgesprochenen Experten in Sachen Mord und Totschlag. Im Laufe dieser Wohltätigkeitsveranstaltung sollte nämlich eigentlich die beste, von hoffnungsvollen Nachwuchsautoren eingereichte Detektivgeschichte durch eine Jury aus erfolgreichen Schriftstellern gekürt werden – darunter neben Agatha Christie so bekannte Namen wie Dorothy Sayers und G.K. Chesterton. Mit ihrer hervorragenden Beobachtungsgabe und ihrem grandiosen Spürsinn ist Phyllida ganz in ihrem Element und beginnt sogleich auf eigene Faust zu ermitteln.
Dank der anschaulichen, stimmungsvollen Beschreibungen konnte ich mühelos in die damalige Zeit abtauchen und mich unter die illustre Gästeschar des Listleigher Mordbasars mischen. Die Vielzahl der Figuren bereitet zwar anfangs etwas Schwierigkeiten, doch durch die Zusammenstellung der Personen der Handlung gelingt eine Zuordnung der Gäste und der Bediensteten nach einer Weile ohne Probleme.
Ein besonderes Highlight sind wieder die liebenswerten bis schrulligen Figuren, die mit ihren verschiedenen Eigenheiten bisweilen einige Klischees bedienen, aber sehr lebensnah und glaubwürdig gezeichnet sind. Ob nun die emsige Köchin Mrs Puffley, der steife, überkorrekte Mr. Dobble oder der neue unkonventionelle Chauffeur Joshua Bradford, der Phyllida gern zur Weißglut bringt – sie alle sind wundervolle, vielschichtige Charaktere, die man schon im ersten Band ins Herz geschlossen hat. Getoppt werden diese noch von der unnachahmlichen Haushälterin Phyllida Bright, die als clevere Hobby-Ermittlerin, ausgesprochener Hercule Poirot-Fan und langjährige Vertraute von Agatha mit ihrer Neugier, Cleverness und unerschütterlichen Hartnäckigkeit eine absolut brillante Besetzung für diesen Wohlfühl-Krimi ist. Auch wenn sie sich bisweilen verrennt und durch leichtsinnige Aktionen sogar in große Gefahr begibt, gelingt es ihr auch diesmal den Ermittlern der Polizei bei der Aufklärung des Falls eine Nasenlänge voraus zu sein.
Die Autorin versteht es hervorragend, die Spannung in diesem komplexen Mordfall durch etliche falsche Fährten und unvorhersehbare Wendungen bis zum gelungenen Finale immer weiter ansteigen zu lassen. Dank Phyllidas guter Beobachtungsgabe und messerscharfen Schlussfolgerungen gelingt es ihr schließlich den äußerst cleveren Täter zu überführen. Ganz wie in Agatha Christie-Werken wird die überraschende Auflösung von Phyllida vor allen versammelten Beteiligten präsentiert und der Fall mit allen Hintergründen und dem Tatmotiv sehr schlüssig zum Abschluss gebracht.
Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit der cleveren Phyllida und Bradford weitergehen wird und freue mich schon sehr auf einen weiteren fesselnden Fall!

FAZIT
Eine sehr unterhaltsame und fesselnde Fortsetzung - mit liebenswerten Charakteren, einem richtig verzwickten Kriminalfall zum Miträtseln, tollem britischen Landhaus-Flair und und herrlich humorvollen Episoden!
Für Fans von anspruchsvollem Cosy-Crime und Christie-Klassikern genau das Richtige!

Bewertung vom 17.11.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

*Spannender Nachkriegskrimi*
Der fesselnde Kriminalroman „Helle Tage, dunkle Schuld“ von der deutschen Autorin Eva Völler ist der viel versprechende Auftakt einer neuen historischen Krimi-Reihe rund um den Kriminalbeamten Carl Bruns, der für die Abteilung Kapitalverbrechen im Essener Polizeipräsidium arbeitet. Angesiedelt ist die Handlung im Ruhrgebiet um 1948 erst wenige Jahre nach Kriegsende.
In ihrem Spannungsroman ist Eva Völler eine abwechslungsreiche und fesselnde Mischung aus interessanten Einblicken in die deutsche Zeitgeschichte, packender Krimihandlung und zarter Liebesgeschichte gelungen.
Als Aufhänger hat sich die Autorin eines realen Verbrechens angenommen, das in den letzten Märztagen des Jahres 1945 nur wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Essen verübt wurde. In einer Nacht und Nebelaktion wurden damals mindestens 35 osteuropäische Zwangsarbeiter von der Gestapo erschossen und in einem Massengrab verscharrt.
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, viele historische Fakten und Hintergrundinformationen in die spannende Krimihandlung einzuflechten. Zugleich zeigt sie anschaulich die vielfältigen Verstrickungen der Polizei in die skrupellosen Machenschaften der Nazi-Schergen und die nur unzureichende Aufarbeitung der verübten Gräueltaten durch die Alliierten nach dem Krieg auf – insbesondere die laxe Handhabung der Entnazifizierung in Justiz und Polizei ist ein dunkles Kapitel der deutschen Zeitgeschichte.
Gekonnt nimmt uns die Autorin mit ins Ruhrgebiet der Nachkriegszeit und vermittelt ein sehr stimmiges, authentisches Bild der damaligen Zustände. Sehr facettenreich portraitiert die Autorin die ausgebombte Ruhrgebietsstadt Essen unter britischer Besatzung, in der Hunger, Armut, knapper Wohnraum und Kriminalität den Alltag bestimmen, der Schwarzmarkt bis zur Währungsreform floriert. Geschickt lässt Völler uns auch an der Stimmungslage der notleidenden Bevölkerung Menschen im besetzten Nachkriegsdeutschland teilhaben, die der Zukunft mit gemischten Gefühlen gegenüberstehen und mit der Aufarbeitung der Vergangenheit noch längst nicht abgeschlossen haben.
Völler gelingt es hervorragend, das Lokalkolorit des Ruhrgebiets mit anschaulich geschilderten Schauplätzen einzufangen, und sorgt mit den geschickt eingestreuten Dialogen im Kohlenpottdialekt für ein authentisches Flair.
Dank des angenehmen und lebendigen Schreibstils wird man schnell in die fesselnde Krimihandlung hineingezogen, die ausgezeichnet in den historischen Kontext eingebettet ist.
Die Ermittlungen zum rätselhaften Tod der Mutter eines flüchtigen SS-Verbrechers, der zunächst ein ganz alltägliches Verbrechen vermuten lässt, führen Carl Bruns bald schon auf die Spur zu einem einige Jahre zurückliegenden grauenvollen Verbrechen. Schon bald überschlagen sich die Geschehnisse und bringen Carl bei seinen vielfältigen Nachforschungen nicht nur an seine persönlichen Grenzen, sondern lassen ihn auch an seinen Loyalitäten zu den Kollegen aus eigenen Reihen zweifeln und rücken ihn schließlich ins Fadenkreuz des Mörders. Die Autorin hält für uns einen komplexen Fall mit vielen Ansatzpunkten zum Miträtseln bereit, die allerdings im Mittelteil durch die im Vordergrund rückende Liebesgeschichte zwischen Carl und seiner alten Jugendliebe Anna leider deutlich an Schwung verliert. Nach einigen überraschenden Wendungen nimmt dann aber die Handlung enorm an Tempo und Spannung auf und gipfelt in einem sehr fesselnden Showdown. Die überraschende Auflösung des aufwühlenden Falls ist rundum stimmig und hat mich sehr nachdenklich zurückgelassen.
Völler versteht es, ihre Figuren, vielschichtig und lebensnah zu zeichnen. Hervorragend hat mir die sympathische Hauptfigur Kriminalinspektor Carl Bruns gefallen, der wegen seiner jüdischen Wurzeln während der NS-Zeit nicht als Polizist arbeiten durfte und nun wieder mit seinen alten Kollegen im Dienst ist. Sehr glaubwürdig wird dargestellt wie durch den Fall sein ganzes Leben und seine moralischen Prinzipien völlig auf den Kopf gestellt werden. Ebenfalls der Charakter von Krankenschwester Anna mit ihrem dunklen Geheimnis ist sehr facettenreich und glaubwürdig gezeichnet, so dass ihre Handlungen für mich sehr nachvollziehbar waren.
Ich würde mich sehr freuen, wenn es bald eine Fortsetzung der viel versprechenden Krimireihe gibt und neuen Fall für Kriminalinspektor Carl Bruns.
FAZIT
Ein spannender historischer Kriminalroman im Nachkriegsdeutschland des Ruhrgebiets - mit einem sympathischen Ermittler, erschütterndem zeitgeschichtlichen Hintergrund und stimmig eingefangenem Zeitkolorit!

Bewertung vom 16.11.2023
Weil da war etwas im Wasser (eBook, ePUB)
Kieser, Luca

Weil da war etwas im Wasser (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

*Außergewöhnlicher Roman*
Mit seinem Debüt „Weil da war etwas im Wasser“ ist dem deutschen Autor Luca Kieser ein außergewöhnlicher, tiefgründiger Roman gelungen, der es zu Recht auf die auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2023 geschafft hat.
Der Autor hat sich eine höchst originelle, anspruchsvolle Geschichte aus genial miteinander verwobenen Einzelfragmenten ausgedacht, die uns in unglaublich viele Themenkomplexe eintauchen lässt. Hierbei sinniert er in einem faszinierenden thematischen Rundumschlag beispielsweise über Raubbau an den Ressourcen unseres Planeten, Ökologie, Umweltschutz und Nachhaltigkeit über Geopolitik und Glasfaserkabeln in der Tiefsee, bis hin zu Scham, häuslicher Gewalt und transgenerationalen Traumata.
Kieser nimmt uns mit auf eine abenteuerliche, vielschichtig angelegte Reise, die uns nicht nur in die Untiefen der Ozeane sondern auch weit zurück in Vergangenheit führt.
Schon zu Beginn begegnen wir einer sehr ungewöhnlichen Hauptfigur in Gestalt eines weiblichen Riesenkalmars, jener rätselhaften, sagenumwobenen Oktopus-Art und furchterregenden Kreatur in den Tiefen der Weltmeere. Kieser verleiht jedem seiner Fangarme nicht nur einen spezifischen Namen, eine ganz eigene Persönlichkeit sondern auch eine individuelle Erzählstimme. Aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erzählen diese recht ungleichen Tentakel ihre Geschichte über ihr Schicksal, die Welt und verschiedene Menschen, und verstricken sich dabei bisweilen in einen unterhaltsamen Wettkampf, wer nun den Faden weiter aufnehmen darf. Ihre Erzählungen werden zudem ergänzt durch kleine aufschlussreiche Exkurse über den Oktopus und dessen Rezeption in Film und Literatur. So begegnen wir schließlich in eingeschobenen Episoden neben historischen Persönlichkeiten wie dem berühmten Schriftsteller Jules Verne, dem für Disney arbeitenden Spezialeffektkünstler Bob Mattey oder dem Autor von „Der weiße Hai“ Peter Benchley auch der jungen Praktikantin Sanja auf dem Krill-Trawler, der rätselhaften Schiffsingenieurin Dagmar in der Antarktis oder einem jungen Autoren mit ihren unterschiedlichen Hintergrundgeschichten.
Kunstvoll eingeflochten in die Erzählungen wird nach und nach die weitverzweigte Familiengeschichte der Sanchez nachgezeichnet. Beginnend mit dem Seefahrer Hernan Sanz Sanchez, der im 19. Jahrhundert eine traumatische Begegnung mit einem Riesenkalmar hatte, erfahren wir mehr über die Lebensgeschichten und Schicksale seiner Nachfahren bis in die Gegenwart.
Kiesers beweist mit seiner hochkomplexen Geschichte viel Freude am Experimentieren und große Kreativität. Die unterschiedlichen Erzählstränge werden nicht chronologisch erzählt, immer wieder unterbrochen und bisweilen später aufgegriffen, so dass sie im Gesamtkontext erst einen Sinn ergeben. Auch wenn mich einige wenige Episoden etwas ratlos zurückgelassen haben, so sind die meisten Handlungsfäden großartig miteinander vernetzt und fügen sich schließlich sehr stimmig zusammen.
Der permanente Wechsel der Erzählperspektiven macht die faszinierende Lektüre zwar sehr anspruchsvoll aber doch sehr lohnend und ist durch die interessanten Verweise und gut recherchierten Einblicke höchst lehrreich.
Gerne hätte ich noch mehr von den eindrücklichen, atmosphärisch dichten Beschreibungen der faszinierenden Unterwasserwelt am Meeresgrund gelesen, die mich anfangs in den Bann gezogen hatten. Hervorragend hat mir Kiesers Idee gefallen, uns unterschiedliche, sehr innovative Lesarten der Geschichte austesten zu lassen, indem wir den von den Tentakeln unterbreiteten Vorschlägen in den Fußnoten zu folgen. So kann man ihren Empfehlungen folgen und zu späteren Kapitel springen oder auch einige Passagen erneut lesen, was einem erstaunlich neue Einblicke und Erkenntnisse beschert.

FAZIT
Ein außergewöhnlich erzählter, origineller und vielschichtiger Roman, dessen anspruchsvolle Lektüre mich sehr fasziniert und zum Nachdenken angeregt hat.

Bewertung vom 14.11.2023
Eine wie sie fehlt in dieser Zeit (eBook, ePUB)
Hörnlein, Katrin

Eine wie sie fehlt in dieser Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

*Eine herausragende Biografie*
Mit ihrem kurzweiligen und informativen Sachbuch „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit – Erinnerungen an Astrid Lindgren“ ist der deutschen ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein ein sehr interessantes Portrait der weltberühmten schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gelungen, das sich sehr zu lesen lohnt und nicht nur Lindgren–Fans begeistern wird.
Obwohl ihr Tod schon mehr als 20 Jahre zurückliegt, ist ihre enorme Popularität ungebrochen und so lebt sie in ihren einzigartigen Werken und in den Herzen ihrer Fans weiter.
Mehrere Biografien habe ich bereits über Astrid Lindgren, ihr Leben und Schaffen gelesen, und doch reizt es mich immer wieder Neues über diesen ganz besonderen, allseits geschätzten Menschen und ihr persönliches Umfeld zu erfahren sowie einige bislang unbekannte Facetten ihrer Persönlichkeit zu entdecken.
Wie die Autorin in ihrem Vorwort betont, wollte sie nicht eine weitere Lindgren-Biografie schreiben, sondern den Versuch wagen, „ihr aus der Distanz nahezukommen“ und dies insbesondere „durch Schilderungen der Menschen, die ihr nahestanden.“
Dies ist ihr wie ich finde auch sehr gut gelungen, indem sie die vielfältigen Erinnerungen, humorvolle Anekdoten, Zitate und bewegende Erlebnisse von Familienmitgliedern, Freunden, Zeitzeugen und Weggefährten Astrid Lindgrens höchst unterhaltsam und abwechslungsreich zusammengestellt hat. Aus einem äußerst geschickt gewählten, eher Reportage-artigen und persönlich geprägten Blickwinkel vermittelt sie uns nach und nach ein lebendiges Bild dieser beeindruckenden und facettenreichen Frau.
Katrin Hörnlein nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine faszinierende Spurensuche nach Schweden und in die Vergangenheit. Auf ihren aufschlussreichen Recherchereisen hat sich die Autorin mit Lindgrens Nachkommen getroffen und einigen Menschen, die sie früher persönlich kennenlernen durften - darunter beispielsweise ihre Tochter Karin, ihren Urenkel Johan oder Pippi Langstrumpf-Darstellerin Inger Nilsson. Durch die wiedergegebenen Erzählungen kommt man der faszinierenden Persönlichkeit allmählich immer näher, entdeckt zudem in vielen aufschlussreichen Episoden wenig bis unbekannte, private Seiten und kann bisweilen einen kurzen Blick auf den wahren Menschen mit seinen Zweifeln und Schwächen hinter der großen, allseits verehrten und geliebten Schriftstellerin erhaschen.
Darüber hinaus hat Hörnlein auch viele Orte bereist und aufgesucht, die in Lindgrens Leben eine wichtige Rolle gespielt haben, wie der Geburtsort Vimmerby, die von ihr so geliebte smaländische Landschaft oder ihre Wohnung in Stockholm. Untermalt werden die interessanten Impressionen durch zahlreiche, sehr stimmungsvolle Fotografien, die Lindgren in all ihren Facetten zeigen. Eine selbstbewusste und eigenwillige Frau, die an das Gute im Menschen glaubte und sich nicht nur zeitlebens für Kinderrechte und gewaltfreie Erziehung einsetzte sondern im Alter auch politisch engagierte! Wie schön, dass sie auch einige Geheimnisse vor der Öffentlichkeit und ihrer Familie bewahren konnte!
Mir hat es großen Spaß bereitet, mich gemeinsam mit der Journalistin Hörnlein auf diese kleine Entdeckungsreise zu begeben. Ob nun der Ausflug mit Astrids Tochter Karin in das Sommerhaus nach Furusund, ein winterlicher Besuch des „Astrid Lindgren Värld“-Freizeitparks, berührende Treffen mit Lindgrens ehemaliger Privatsekretärin und Freundin Kerstin Kvint und ihrem Mann Lennart, die aufregende Entschlüsselung der kryptischen Kringel aus den Original-Stenoblöcken mit Lindgrens Enkelin Annika in der Königlichen Bibliothek oder der hochinteressante Besuch bei den Kindern des „Michel“-Illustrators Björn Berg – all diese sehr unterhaltsam und lebendig geschilderten Begegnungen gewähren uns höchst einzigartige Einblicke in Lindgrens Leben und Persönlichkeit. Äußerst spannend ist zudem der Bericht über die von Lindgrens Tochter und Enkel*innen geführte „Astrid Lindgren Company“, durch die sich darum bemühen, dass das geistige Erbe ihrer Großmutter geschützt bleibt und zugleich ihre wundervollen Geschichten auch von kommenden Generationen gelesen werden.
Abgerundet wird das Sachbuch durch einen Anhang mit Quellenangaben, einer umfangreichen Bibliografie, Hinweisen zu den Recherchen der Autorin sowie einem Bildnachweis.
FAZIT
Eine sehr unterhaltsame und lesenswerte Biografie, die ein einfühlsames, vielschichtiges Portrait von Astrid Lindgren aufzeigt – mit bewegenden Erinnerungen, interessanten Eindrücken und vielen humorvollen Anekdoten.
Für alle, die Astrid Lindgren und ihre Bücher lieben und tiefer in ihre Welt eintauchen möchten, ein absolutes Must Read.

Bewertung vom 14.11.2023
Kochen mit Christina (eBook, ePUB)
Bauer, Christina

Kochen mit Christina (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

*Leckere, abwechslungsreiche Ofengerichte*
Die sympathische österreichische Bäuerin, leidenschaftliche Foodbloggerin und erfolgreiche Backbuch-Autorin Christina Bauer hat im Löwenzahn Verlag ein neues Buch herausgebracht.
In „KOCHEN MIT CHRISTINA - 70 Rezepte für den Backofen, die immer gelingen“ dreht sich wieder alles um ihren liebsten Küchenhelfer - den Backofen, doch geht es diesmal nicht um Brot, Kuchen & Co. sondern um leckere, vielseitige Ofengerichte, die garantiert gelingen und schnell zubereitet sind.
Die Autorin hat für uns über 70 unterschiedlichste Rezepte für jeden Geschmack und Anlass zusammengestellt und natürlich auch viele Tipps und Tricks rund um das Kochen im Ofen.
Ganz nach ihrer Küchenphilosophie „Gutes ganz einfach“ zeigt uns Christina, dass leckeres, bodenständiges Essen auch ohne außergewöhnlichen Zutaten, lange Vor- und Zubereitungszeiten oder komplizierte Zubereitungsschritte auskommen kann. Sehr praktisch ist bei den Ofengerichten ja, dass sich gleich größere Mengen zubereiten lassen und man zudem die Zeit anderweitig nutzen kann, während das Essen im Ofen ist. Darüber hinaus präsentiert uns Christina verschiedene Möglichkeiten, wie sich aus einem Grundrezept ganz unkompliziert verschiedene ofenwarmen Köstlichkeiten zubereiten lassen.
Von pikanten Cannelloni über knusprige Flammkuchen, herzhaft gefüllte Paprika, klassische Spätzle bis hin zu flaumig-warmen Mehlspeisen wie Apfelstrudel oder Dampfnudeln – die Auswahl an schmackhaften, alltagstauglichen Rezepten ist so vielfältig, dass jeder etwas Passendes finden wird, das hervorragend schmeckt und ohne großen Aufwand zuzubereiten ist.
Großes Know-how ist für die Zubereitung der Gerichte übrigens nicht erforderlich. Insgesamt richtet sich das Buch daher weniger an Kochprofis, die die Rezepte sicher schon in ihrem Repertoire haben.
Unter den ihnen findet man trotzdem jede Menge Anregungen für leckere, unkomplizierte Mahlzeiten und spannende Ofenrezept-Variationen bis hin zu etwas anspruchsvolleren Gerichten, die sicher auch eingeladene Gäste begeistern können.
Das rund 180 Seiten starke Buch umfasst neben übersichtlich gestaltetem Inhaltsverzeichnis und einer kurzen Einleitung der Autorin, einen vorangestellten allgemeinen Teil, den eigentlichen Rezeptenteil zu verschiedenen Themenbereichen, eine kleine „Pannenhilfe“ sowie ein alphabetisches Rezeptregister.
Da ein bisschen Grundwissen nie schaden kann, hat Christina uns einige Basics und hilfreiche Tipps rund ums Kochen mit dem Backofen zusammengestellt.
So erläutert Christina gut verständlich, was man so alles wissen sollte und gibt zahlreiche Hintergrundinformationen zu den wichtigsten Einstellungen am Ofen, Vorheizen und den richtigen Temperaturen beispielsweise bis hin zu Erste-Hilfe-Lösungen, wenn mal etwas nicht so läuft wie geplant. Zudem widmet sie sich in einem sehr informativen Extrakapitel auch den Vorbereitungen im Alltag, die dabei helfen viel Zeit und Nerven zu sparen. Hierin erfahren wir jede Menge nützliche Antworten auf häufige Fragen sowie praktische Tipps rund um Vorratshaltung und Lebensmittellagerung sowie zu Einkauf und Wochenplanung.
Der eigentliche Rezeptteil ist in verschiedene Themenbereiche untergliedert.
Ob es nun schnell gehen muss, man eher mal Lust auf Süßes als Hauptgericht oder Dessert hat, sich Besuch angekündigt hat, die besten Beilagen wie Pasta, Gemüse und Co. sucht, lieber den Ofen statt den Herd benutzen oder nur Reste verwerten möchte oder etwas Vegetarisches angesagt ist – in all den Abschnitten findet man zu den jeweiligen Anlässen etliche ansprechende und sehr schmackhafte Ofengerichte. Bei dieser Vielfalt ist es gar nicht so einfach sich zu entscheiden, was man als erstes ausprobieren möchte.
Die meist für 4 Personen konzipierten Rezepte sind sehr übersichtlich gestaltet und jeweils auf einer Doppelseite abgedruckt, so dass alle wichtigen Informationen zu dem ausgewählten Gericht auf einem Blick ersichtlich sind. Neben einem appetitanregenden Farbfoto des Gerichts finden sich eine Auflistung der benötigten Zutaten, Zubereitungs-, Rast- und Backzeit sowie Angaben zur Backtemperatur. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind verständlich und nachvollziehbar beschrieben. Zudem gibt es unter der farblich abgesetzten Rubrik Tipp hilfreiche Hinweise zur Zubereitung und zusätzliche Vorschläge für Abwandlungen und Variationsmöglichkeiten.
Das äußerst gelungene Buch ist wieder sehr hochwertig und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Insbesondere die vielen appetitanregenden und sehr natürlich wirkenden Fotos von Nadja Hudovernik sind echte Blickfänger, so dass man das Buch auch gerne einfach nur zum Stöbern und sich Inspirierenlassen in die Hand nimmt.

FAZIT
Ein empfehlenswertes Kochbuch rund um Ofengerichte für alle Lebens- und Stimmungslagen - mit leckeren, abwechslungsreichen Rezeptideen für easy-peasy Gerichte aus dem Ofen und vielen hilfreichen Tipps und Tricks!

Bewertung vom 28.10.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

*Berührende Familiengeschichte*
Nach ihrem bemerkenswerten Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ hat die deutschen Autorin Alena Schröder mit „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ einen überzeugenden Fortsetzungsroman vorgelegt, in dem wir erneut einigen Protagonisten des ersten Bandes begegnen und diese unter einem neuen Blickwinkel kennenlernen.
Da es hierbei eher um ein Prequel handelt, lässt sich der Roman problemlos auch ohne Vorkenntnisse lesen.
Es ist eine großartig konzipierte, einfühlsam erzählte und berührende Familiengeschichte, in der wir mehr über die familiären Hintergründe und komplexen Verwicklungen rund um die Familie Borowski erfahren sowie deren sorgsam gehütete Geheimnisse.
Im Mittelpunkt der auf drei Zeitebenen angelegten Geschichte stehen zwei faszinierende Frauen der Familie Evelyn und Silvia und deren Lebensgeschichten.
Neben der im Jahre 1989 angesiedelten Rahmenhandlung wechselt die Geschichte zwischen den 1950er Jahren direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs und den 1970er Jahren in der Schwäbischen Provinz.
Die sich abwechselnden, auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelten Erzählstränge haben mich bald in ihren Bann gezogen. Äußerst spannend ist es, in die unterschiedlichen Zeiten einzutauchen und aus den verschiedenen Perspektiven mehr über das Leben der Protagonistinnen zu erfahren.
Einfühlsam und mit angenehmer Leichtigkeit zeichnet die Autorin in den Rückblicken bedeutsame Lebensstationen ihrer Figuren aus der Vergangenheit nach und zeigt zugleich die vielfältigen Hintergründe für die schwierige Beziehung zwischen Mutter und Tochter auf. So lernen wir sie mit ihren Hoffnungen, Sehnsüchten und Träumen kennen, erfahren aber auch von ihren Ängsten, folgenschweren Entscheidungen und dunklen Geheimnissen, die bis in die Gegenwart nachwirken und ihre Persönlichkeiten nachhaltig prägten. Gekonnt arbeitet die Autorin heraus, wie nachhaltig die emotionale Kälte der Mutter, das Nichtansprechen von Problemen und die fatale Sprachlosigkeit innerhalb der Familie das Verhältnis zur Tochter beschädigt haben und schließlich zur völligen Entfremdung führten.
Zudem beleuchtet sie Themen wie traditionelle Rollenbilder, Selbstverwirklichung, Mutterschaft und Mutterrolle sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Lichte der jeweiligen gesellschaftlichen Leitbilder. Einfühlsam setzt sich sie auch mit dem fragilen Verhältnis zwischen Mutter und Tochter auseinander und fängt äußerst stimmig die komplexen Dynamiken ihrer subtilen Kommunikation und ihre schrittweisen Annäherungsbemühungen ein.
Alena Schröder hat mit den Hauptfiguren Evelyn und Silvia sehr beeindruckende, vielschichtige Frauen-Figuren geschaffen, die mit ihren Eigenheiten, Stärken und Verletzlichkeiten sehr lebensnah und lebendig wirken. Sie versteht es, uns im Laufe der Handlung ihr Innenleben, ihre schwierigen Persönlichkeiten und charakterliche Entwicklungen glaubhaft und psychologisch stimmig näherzubringen, so dass ich mich recht gut in sie hineinversetzen konnte.
Geschickt verdichtet die Autorin die fesselnden Erzählstränge mit vielen berührenden Momenten immer weiter und versteht es, uns mit einigen unvorhersehbaren Wendungen und äußerst schockierenden Enthüllungen völlig zu überraschen.

ZUM HÖRBUCH
Mit Schauspielerin und Sprecherin Elisabeth Günther wurde eine gute Besetzung für das Hörbuch gefunden. Sie liest den Roman sehr abwechslungsreich und lebendig, so dass man schnell ins Geschehen eintauchen kann. Mit ihrer angenehmen, ausdrucksvollen Stimme nimmt uns sie mit auf eine mitreißende und bewegende Zeitreise. Überzeugend schlüpft sie in die Rollen der einzelnen Charaktere und versteht es hervorragend, sie mit ihrer einfühlsamen, variantenreichen Stimme zum Leben zu erwecken und ihnen besondere Tiefe zu verleihen.

FAZIT
Ein fesselnder und einfühlsam erzählter Roman mit einer berührenden Familiengeschichte und wundervoll komplexen Charakteren.

Bewertung vom 28.10.2023
Die Sehnsucht brennt / Die Wintergarten-Saga Bd.2
Roth, Charlotte

Die Sehnsucht brennt / Die Wintergarten-Saga Bd.2


ausgezeichnet

*Gelungene Fortsetzung der faszinierenden Wintergarten-Trilogie*
„Die Wintergarten-Frauen – Die Sehnsucht brennt“ von der deutschen Erfolgsautorin Charlotte Roth ist bereits der zweite Teil ihrer neuen historischen Roman-Trilogie um das berühmte Berliner Varietétheater Wintergarten. Die in der pulsierenden Metropole Berlin angesiedelte Saga nimmt uns erneut mit auf eine fesselnde Zeitreise in die 1920er Jahre. Nachdem mich der Auftakt mit seiner ausführlichen Vorgeschichte nicht völlig überzeugt hatte, bin ich froh, der Fortsetzung dieser vielschichtigen Reihe eine Chance gegeben zu haben, denn diese konnte mich bestens unterhalten und richtig packen.
Gekonnt setzt die Autorin ihre abwechslungsreiche Geschichte um die drei faszinierenden Wintergarten-Frauen Nina Veltheim als Intendantin und Dramaturgin ihrer Wunderweiber, die mysteriöse Schlangenfrau Jenny Alomis und das scheue Multitalent Sonia fort. Als Hauptattraktion des Varietétheaters Wintergarten scheint Nina mit ihren Wunderweibern und der unwiderstehlichen Jenny als Zuschauermagnet ihre hochfliegenden Träume verwirklicht zu haben und ganz oben angekommen zu sein. Doch auch für sie scheinen die erfolgsverwöhnten Zeiten schwieriger zu werden.
Dank Roths sehr lebendigen Erzählstils werden wir rasch in die mitreißende, aus unterschiedlichen Perspektiven geschilderte Geschichte hineingezogen, die so manche Überraschung, aber auch einige ziemlich dramatische Entwicklungen für uns bereit hält. Neben hoffnungsvollen Erwartungen und grandiosen durchfeierten Nächten mit reichlich Champagner durchleben wir an der Seite der Wintergartenfrauen auch eine krisenreiche Zeit mit großen Enttäuschungen, herben Niederlagen, herzzerreißenden Tragödien und Abstürzen ins Bodenlose und dies nicht nur im beruflichen sondern auch privaten Umfeld. Ohne es zu ahnen, muss Nina gegen einen mächtigen Widersacher im Hintergrund ankämpfen, der von blankem Hass und beispielloser Skrupellosigkeit getrieben ist.
Gekonnt zeichnet die Autorin ein facettenreiches Portrait jener bewegten Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche und versteht es, das pulsierende Lebensgefühl im Berlin der faszinierenden 1920er Jahre ausdrucksvoll einzufangen. Neben all dem glamourösen Glanz der Goldenen Zwanziger mit seinen Vergnügungen und seiner blühenden Unterhaltungsindustrie erhalten wir auch interessante Einblicke in die Schattenseiten dieser genuss- und vergnügungssüchtigen Stadt. Anschaulich zeigt Roth auf, wie das nationalsozialistische Gedankengut allmählich in alle Lebensbereich einsickert und die sich wandelnde politische Stimmungslage die Charaktere in ihrem Alltag zunehmend beeinträchtigt.
Hervorragend ist auch das einzigartige Flair des berühmten Berliner Varietés Wintergarten eingefangen. In einigen ausgewählten Episoden dürfen wir die aufregende, farbenprächtige Welt aus Kabarett, Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren und Akrobatik miterleben und einen kleinen Einblick in das vielfältige Repertoire erhaschen.
Die verschiedenen, sehr vielschichtig angelegten Charaktere wurden von der Autorin mit ihren Eigenheiten, faszinierenden Hintergrundgeschichten und Geheimnissen lebendig und lebensnah ausgearbeitet, so dass ich mich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen konnte.
Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin diesmal die mysteriöse Schlangenfrau und Tänzerin Jenny mit ihrem kleinen Sohn Viktor mit ihrer tragischen Vergangenheit in den Mittelpunkt gerückt hat. Allmählich erfahren wir mehr über ihre traumatischen Erlebnisse während des Kriegs, ihre Flucht aus Riga und die Hintergründe für ihre Ängste und Geheimniskrämerei. Roth versteht es, die schillernde Persönlichkeit dieser wandlungsfähigen, verletzlichen Frau voller Willensstärke, Leidenschaft aber auch ihre Schwächen und Abgründe glaubhaft einzufangen, so dass man mit ihr mitfiebert und hofft, dass auch sie schließlich ihren Frieden und ihr Glück findet.
Sehr viel besser als im ersten Teil hat mir auch Ninas Figur zugesagt, deren recht schwierige Persönlichkeit neue Facetten hinzu erlangt hat und weniger arrogant und deutlich gereifter wirkt. Dank ihres bewundernswerten Ehrgeizes, und ihrer großen Begeisterungsfähigkeit kann die bemerkenswert ehrgeizige und selbstbewusste Protagonistin sich als talentierte Intendantin zwar beachtliche Erfolge feiern und doch muss sie weiterhin verbissen gegen viele Widrigkeiten meistern und für ihre Wunderweiber im Wintergarten kämpfen muss. Selbst als sie in eine tiefe private Krise stürzt, trifft sie einige fragwürdige Entscheidungen, doch ist aufgeben keine Option für sie.
Die Handlung nimmt einige unerwartete und dramatische Wendungen, die den Spannungsbogen immer weiter anziehen lassen, und gipfelt in einem fulminanten Finale.

FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der historischen Trilogie, die uns auf eine faszinierende Zeitreise in die Goldenen Zwanziger und in die aufregende Welt des Berliner Varietés Wintergarten mitnimmt!