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leserattebremen
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Bewertungen

Insgesamt 623 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2019
Leonardos Erbe
Eckoldt, Matthias

Leonardos Erbe


weniger gut

Leonardo da Vinci gilt als großes Universalgenie, jeder kennt ihn. Berühmt ist er hauptsächlich für seine Kunst, doch er forschte in alle Richtungen, versuchte sich als Erfinder und Entwickler in vielen Bereichen und war geleitet von einer Neugier auf die Welt, die einen begeistert und neidisch werden lässt. In diesem Buch geht es um eine Vielzahl von Ideen, die Leonardo da Vinci hatte und inwieweit sie realistisch waren beziehungsweise weiterentwickelt wurden.
Der Autor Matthias Eckoldt schreibt sehr nüchtern und sachlich über Leonardos Entwicklungen, immer unterlegt mit vielen Zeichnungen des Künstlers selbst, die seine Überlegungen gut veranschaulichen. Leider fehlte diesem Buch meiner Meinung nach jegliche Begeisterung für das Thema, um einen als Leser mitzunehmen. Natürlich ist es ein Sachbuch und es sollen die Fakten rational dargestellt werden. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass Leonardos Ideen eigentlich alle - salopp gesagt- Blödsinn waren und nicht funktioniert hätten. Das ist gar nicht so verwunderlich, standen damals doch viel weniger Informationen zur Verfügung als heute und Leonardos Genialität zeichnet sich eben auch dadurch aus, in so viele Richtungen gedacht zu haben und Ideen ausgearbeitet zu haben. Beim Lesen hatte ich jedoch das Gefühl, dass das Werk Leonardo da Vincis hier nicht gewürdigt, sondern abgewertet werden soll und der Begeisterung um das Universalgenie eher ein Dämpfer verpasst werden sollte. Dies ist natürlich nur mein subjektiver Eindruck, aber von diesem Buch war ich doch eher enttäuscht.
Matthias Eckoldt bietet einen guten Überblick über da Vincis Arbeitsgebiete und Ideen in Verbindung mit alten Zeichnungen, mir war das Buch tendenziell jedoch zu negativ und trocken geschrieben, um mir beim Lesen richtig Freude machen zu können.

Bewertung vom 10.09.2019
Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9
Marly, Michelle

Madame Piaf und das Lied der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.9


gut

Als der Zweite Weltkrieg sich dem Ende entgegen neigt und die deutsche Besatzung in Frankreich endet, werden viele Künstlerinnen und Künstler der Kollaboration verdächtigt, so auch Edith Piaf, der französische Chanson-Star. Während die Ermittlungen sie belasten, trifft sie gleichzeitig ihre große Liebe. Yves Montand ist ein junger, unerfahrener Sänger und Edith Piaf wird zunächst seine Lehrmeisterin und dann seine Geliebte. Die Liebe zu Yves inspiriert Edith schließlich zu ihrem größten Hit „La vie en rose“. Doch der Weg dorthin ist steinig.
„Madame Piaf und das Lied der Liebe“ von gibt einen Einblick in das Leben von Edith Piaf, der berühmten Künstlerin, aber auch der Privatperson. Auch wenn ich die Entwicklung der Geschichte an sich interessant fand, konnte mich der Roman nicht endgültig überzeugen. Die Beschreibung der Charaktere bleibt mir zu oberflächlich und es fällt schwer, einen Bezug zur Protagonistin und all den anderen Figuren aufzubauen. Marly hat es meiner Meinung nach nicht wirklich geschafft, dass öffentliche Bild von Piaf stärker für ihre Geschichte zu unterfüttern. Es handelt sich hier schließlich nicht um eine Biographie, sondern um einen Roman, die Autorin hätte viele fiktive Mittel gehabt, um den Leserinnen und Lesern ihren Blick auf Edith Piaf und Yves Montand näher zu bringen, dies bleibt meiner Meinung nach jedoch fast komplett aus. Und so erfährt man zwar einiges über das Leben und Lieben von Edith Piaf, eine emotionale Bindung, die einen bewegt und mitreißt, baut man aber an keiner Stelle auf.
Die Beschreibung vom Leben Edith Piafs Leben ist unterhaltsam, lässt einen aber etwas ratlos zurück. Mich konnten die Figuren einfach nicht erreichen, es war mir zu sehr Nacherzählung eines Lebens und zu wenig Roman, um mich überzeugen zu können. Informativ war das Buch jedoch auf jeden Fall.

Bewertung vom 24.08.2019
Königsberg. Bewegte Jahre / Königsberg-Saga Bd.2
Elias, Nora

Königsberg. Bewegte Jahre / Königsberg-Saga Bd.2


sehr gut

Das Leben in Ostpreußen geht in der nächsten Generation weiter. Die Kinder von Carl, Adela und Leonhard werden erwachsen und suchen sich ihre eigenen Wege. Es ist der Beginn des 20. Jahrhunderts und der drohende Erste Weltkrieg rückt immer näher. Er wird eine ganze Generation junger Männer zerstören und das Leben vieler Menschen verändern, doch zunächst scheint noch alles friedlich und die Heiratsunwilligkeit von Töchtern und die falsche Brautwahl der Söhne sind die großen Probleme, mit denen sich die Familien Reichenbach und von Schletter herumschlagen müssen.
Der zweite Band der Königsberg-Reihe von Nora Elias hat mir wieder gut gefallen, sie beschreibt die Charaktere auf eine sehr sympathische Weise. Im Mittelpunkt stehen auch in diesem Band wieder eher die persönlichen Probleme als die großen gesellschaftlichen Umwälzungen, was sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges jedoch unvermeidbar ändern muss. Dieses Ereignis prägte jede Familie und so gibt es auch hier Verluste zu beklagen. Die junge Generation wird von der Autorin weitaus selbstständiger beschrieben als noch ihre Eltern, weniger fügsam und auch weniger an gesellschaftliche Zwänge gebunden. Das treibt auch die Handlung voran und macht sie noch überraschender und unterhaltsamer als noch im ersten Band. Doch auch hier stört es mich, dass bis auf den Krieg viele gesellschaftliche Entwicklungen zu wenig thematisiert werden und es sehr viel ins Private geht. Für einen historischen Roman erfolgt mir etwas zu wenig Einordnung in die gesamte Gesellschaft und die historischen Entwicklungen, auch wenn zumindest am Rande die Arbeits- und Lebensbedingungen der ärmeren Bevölkerungsschichten thematisiert werden.
Insgesamt ist Nora Elias Roman „Königsberg . Bewegte Jahre“ eine gelungene Fortsetzung der Reihe. Das Buch ist unterhaltsam und kurzweilig geschrieben, auch wenn etwas mehr historische Bezüge dem Roman gut getan hätten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.08.2019
Femme fatale / Bruno, Chef de police Bd.5
Walker, Martin

Femme fatale / Bruno, Chef de police Bd.5


sehr gut

Es ist Frühling im Périgord und die Touristensaison steht bevor, als in der Vézère ein Kanu mit einer nackten Frauenleiche gefunden wird. Alles deutet auf ein satanistisches Ritual hin und zudem scheint die Leiche mit einer berühmten Kommunistin der Region, der roten Baronin, verwandt zu sein. Die ist jedoch nicht mehr ansprechbar und wird von einer seltsamen Krankenschwester betreut, die versucht, sich an den Polizisten Bruno heranzumachen und auch in einem großen Hotelprojekt der Region mit drin steckt. Eine seltsame Kombination, die den Dorfpolizisten Bruno Courrège fordert. Und dann bringen ihn auch noch seine Gefühle für zwei Frauen durcheinander, die Engländerin Pamela, mit der er eine lockere Affäre hat, und seine verflossene Liebe Isabelle, die es wird nach Saint-Denis verschlägt, und die er einfach nicht vergessen kann.
Es ist ein spannender Fall, in dem Bruno ermittelt und so kann man sich bei der Lektüre wieder ganz auf den Krimi einlassen. Die Region wird wieder so wunderbar beschrieben, dass man am liebsten selbst sofort eine Reise machen möchte und Bruno ist und bleibt einfach der sympathischste Dorfpolizist in der gesamten Kriminalliteratur. So langsam wünsche ich ihm aber wirklich, dass er endlich die richtige Frau findet, denn er ist ein sehr familiärer Typ. Kriminalfall und regionale Geschichten laufen auch in „Femme fatale“ wie in allen Bruno-Krimis nebeneinander her, so dass es zwar ein spannender Krim ist, man aber keine wilden Verfolgungsjagden oder Explosionen erwarten sollte.
„Femme fatale“ von Martin Walker ist wieder ein echter Wohlfühl-Krimi, halb Reiseführer und halb Kriminalroman entführt der Autor seine Leserinnen und Leser ein sein geliebtes Frankreich, was einfach eine große Freude ist.

Bewertung vom 25.07.2019
Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1
Hinrichs, Anette

Nordlicht - Die Tote am Strand / Boisen & Nyborg Bd.1


ausgezeichnet

Eine Leiche wird am dänischen Strand gefunden, ihr letzter bekannter Wohnort lag in Deutschland. Der dänische Ermittler Rasmus Nyborg und seine deutsche Kollegin Vibeke Boisen müssen also gemeinsam in diesem Fall ermitteln. Und der ist zudem noch sehr bemerkenswert, wurde die gefundene Frau doch bereits seit Jahren für tot gehalten, ein Opfer eines Serienmörders. Offensichtlich hatte sie sich damals jedoch nur abgesetzt. Was es damit auf sich hat und welche Geheimnisse sich im Umfeld der Frau noch verbergen, stellt die Ermittler vor eine schwierige Aufgabe.
„Nordlicht. Die Tote am Strand“ soll der Auftakt zu einer Reihe rund um das deutsch-dänische Ermittlerduo sein und mir hat der Krimi sehr gut gefallen. Das Personal ist durchweg sympathisch, sowohl Vibeke als auch Rasmus haben mit privaten Problemen zu kämpfen, die sie aber nicht mit an den Arbeitsplatz tragen wollen. Diese Umstände machen sie für den Leser menschlich und man hat keine Probleme, sich mit ihnen zu identifizieren und den Ermittlungen gespannt zu folgen. Auch die Grundlage für den Kriminalfall ist eine sehr spannende und kreative Idee, die für viele Verwicklungen sorgt. Dass dann auch noch jeder der Befragten, etwas zu verbergen scheint, schweißt die Ermittler nur noch mehr zusammen, denn irgendetwas verheimlicht man ihnen ganz eindeutig.
Mit hat der Krimi von Anette Hinrichs ausgesprochen gut gefallen und ich freue mich schon jetzt sehr auf den zweiten Band dieser Krimireihe. Die Ausgangssituation und die Figuren haben auf jeden Fall viel Potential.

Bewertung vom 22.07.2019
Delikatessen / Bruno, Chef de police Bd.4
Walker, Martin

Delikatessen / Bruno, Chef de police Bd.4


ausgezeichnet

Bei archäologischen Ausgrabungen im Périgord wird eine Leiche gefunden. Das ist eigentlich keine Seltenheit, doch die Leiche ist jüngeren Datums und so muss Bruno, Chef de Police aus Saint Denis ermitteln. Als dann noch ein Ministertreffen ansteht, das von der baskischen ETA bedroht wird und junge Umweltschützer die Landwirte in der Region angreifen, hat Bruno alle Hände voll zu tun, in seiner kleinen Gemeinde für Ordnung zu sorgen.
Ich habe inzwischen schon fast alle Bruno-Krimis von Martin Walker gelesen und ich denke, entweder man liebt den Stil, die beschauliche Landschaft, die Charaktere und das gute Essen der Krimis oder eben nicht. Ich bin immer wieder begeistert, wie hervorragend der Autor es versteht, einen spannenden Kriminalfall mit französischer Lebenskultur zu verknüpfen. Bruno liebt seine Gemeinde und setzt sich für seine Bürgerinnen und Bürger ein, junge Leute fördert er und gibt ihnen Chancen, statt sie gleich ins Gefängnis zu werfen und viele Informationen erhält er einfach, weil die Leute ihm vertrauen und in ihm nicht nur den Dorfpolizisten sehen. Davon leben die Krimis und die Lektüre macht einfach Freude. In diesem Band passiert wirklich sehr viel, zudem mischt eine neue Staatsanwältin die Gegend auf, die kein Fettnäpfchen auszulassen scheint und den ländlichen Bewohnern ununterbrochen auf die Füße tritt. Da ist Bruno auch als Schlichter und Vermittler gefragt, denn ein Streit entbrennt um die Gänsestopfleber, eine französische Delikatesse, die immer wieder Umweltschützer auf den Plan ruft.
„Delikatessen“ von Martin Walker ist ein sehr spannender Krimi mit aktuellen Bezügen sowohl zum Umweltschutz als auch zur baskischen ETA, was die Lektüre nur spannender macht. Von mir gibt es wieder eine uneingeschränkte Empfehlung für diesen Bruno-Krimi.

Bewertung vom 17.07.2019
Requiem am Comer See / Kommissarin Giulia Cesare Bd.1
Bernardi, Clara

Requiem am Comer See / Kommissarin Giulia Cesare Bd.1


sehr gut

Polizistin Giulia Cesare liebt den kleinen Ort in den Bergen am Comer See, in dem sie mit ihrem Mann lebt. Doch als eine deutsche Opernsängerin ermordet aufgefunden wird, sind plötzlich alle ihre Nachbarn verdächtig, denn fast jeder scheint ein Motiv für den Mord zu haben. Mühsam begibt sich Giulia auf die Suche nach dem wahren Täter, denn dass der nette Ziegenhirte oder gar ihr eigener Vater der Täter sein sollen, kann sie sich beim besten Willen nicht vorstellen.
„Requiem am Comer See“ ist ein etwas gemächlicher Krimi, der hauptsächlich von der Stimmung und den Beschreibungen der Orte wirkt. Dies ist aber keineswegs negativ gemeint, der Fall ist spannend und man tappt als Leser wirklich lange im Dunkeln, wer die ungeliebte Dame umgebracht haben könnte. Besonders gut haben mir allerdings die sympathischen und eigenwilligen Dorfbewohner gefallen, ebenso wie das beschauliche Leben, das beschrieben wird. Es sind echte Charakterköpfe, mit denen sich die Polizistin auseinandersetzen muss, nicht zuletzt ihre Vorgesetze, eine Karrierefrau die keine Rücksicht nimmt, wenn es um ihr Vorankommen geht. Alles in allem hat die Autorin Clara Bernardi eine äußerst unterhaltsame Mischung geschaffen, mit der Giulia Cesare sich herumschlagen muss.
Mir hat der Krimi „Requiem am Comer See“ gut gefallen. Es ist kein Buch, das einen vor Spannung umhaut, aber es ist gut geschrieben mit sehr schönen Charakteren, perfekt für einen Urlaubstag am Strand – oder eben am Comer See.

Bewertung vom 15.07.2019
Die Vergessenen
Sandberg, Ellen

Die Vergessenen


ausgezeichnet

Als Veras Tante plötzlich einen Schlaganfall erleidet und im Koma liegt, muss sich Vera um ihre Sachen kümmern und beginnt zur Vergangenheit ihrer Tante zu recherchieren. Was hatte sie mit dem Haus Winkelberg zu tun, das durch Euthanasieverbrechen im Dritten Reich zu umstrittener Berühmtheit gelangte? Ohne ihr Wissen recherchiert auch Manolis Lefteris in dem Fall, denn er soll belastende Unterlagen besorgen, die Veras Tante angeblich seit Jahrzehnten versteckt hat. Unabhängig voneinander sind die beiden einem großen Geheimnis auf der Spur.
Ellen Sandberg hat hier wirklich einen großartigen Krimi abgeliefert. Die Hauptfiguren Vera und Manolis sind einem sehr sympathisch, auch wenn gerade Manolis nicht immer mit ganz sauberen Absichten handelt. Man erfährt viel über ihren Hintergrund und gewinnt dadurch einen guten Einblick in ihre Intention, warum und wie sie handeln. Die ganze Story ist sehr mitreißend und spannend geschrieben, auch wenn einem die Verwicklungen teilweise fast unrealistisch erscheinen, ist doch inzwischen erwiesen, dass viele Täter des Dritten Reichs ungeschoren davongekommen sind, wie auch einige Figuren in diesem Roman. Durch die Vermischung Veras und Manolis Handeln in der Gegenwart und den Erinnerungen von Veras Tante Kathrin gewinnt man einen guten Überblick über alle Handlungsstränge und hat kein Problem, den Verwicklungen zu folgen.
„Die Vergessenen“ von Ellen Sandberg ist toller Krimi, spannend geschrieben und mit einem sehr interessanten Thema. Eine absolut runde Sache, ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen, so gespannt war ich, wie es wohl weitergehen könnte. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung für den Roman.

Bewertung vom 10.07.2019
Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1
Girard, Anne

Madame Picasso / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.1


gut

Madame Picasso heißt eigentlich Eva Gouel und ist die Tochter einer Polin und eines Franzosen. 1911 kommt sie nach Paris, um unabhängig von ihren Eltern ihre Träume zu verwirklichen. Dort lernt sie, als Näherin im berühmten Moulin Rouge, den Maler Pablo Picasso kennen und verliebt sich hoffnungslos in ihn. Doch Picasso ist eigentlich vergeben, seine Freundin Fernande ist berühmt in der Pariser Gesellschaft. Wird Pablo diese beeindruckende Frau für Eva Gouel verlassen oder spielt er nur mit ihr?
Der Roman „Madame Picasso“ ist erschienen im Aufbau Verlag in der Reihe „Frauen zwischen Kunst und Liebe“. Ich konnte schon einige Bände aus der Reihe lesen und bisher haben sie mir immer sehr gut gefallen. Dieses Buch hat mich jedoch ein wenig enttäuscht, ich fand die Beschreibungen einfach zu oberflächlich und man hat zu wenig von den wahren Beweggründen der Figuren erfahren. Das mag daran liegen, dass man vielleicht zu wenig über die wahre Geschichte von Picasso und Eva weiß, doch wenn man den Stoff in einem Roman verarbeitet, muss eine Autorin wie Anne Girard diese Lücken füllen können. Das hat mir hier eindeutig gefehlt, bei der Lektüre entstand das Gefühl, dass ausschließlich oberflächliche Leidenschaft die beiden Hauptfiguren antreibt, zu wenig ging es um die Gefühle, die über ihre körperliche Liebe hinausgegangen. Sicher mögen die beiden eine leidenschaftliche Beziehung gehabt haben, doch was Girard in ihrem Roman beschreibt, erklärt für mich nicht, dass Evas Tod Picasso völlig aus der Bahn war und er sogar Depressionen bekommen haben soll. Vielmehr wirkt Eva in dem Roman für mich wie eine Episode in seinem Leben, jederzeit bereit wieder ersetzt zu werden. Leidenschaft ja, aber Liebe wurde für mich nicht deutlich. Dennoch ist es sehr interessant einen Einblick in das Pariser Leben kurz vor dem Ersten Weltkrieg zu bekommen, den berühmte Salon von Gertrude Stein und all die Künstlerlokale, die noch heute in jedem Reiseführer auftauchen.
Leider konnte mich „Madame Picasso“ nicht wirklich überzeugen, da die Beweggründe der Figuren einfach zu simpel und schematisch dargestellt wurden. Ich hatte beim Lesen nicht das Gefühl, den Charakteren irgendwie näher gekommen zu sein, was ich enttäuschend fand.