Benutzer
Benutzername: 
flower

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 23.05.2023
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


gut

Ich habe das Hörbuch gehört. Da der Roman in meiner Heimatstadt München spielt, war ich neugierig. Und das tolle Cover und der Klappentext haben das ihre dazugetan.

Ich lese ziemlich viele Romane, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts spielen. Dieser hier gehört sicher zu den leichteren und man darf nicht viel Neues erwarten. Es wurde versucht, das Zeitkolorit vor allem durch Äußerlichkeiten herzustellen. Also Titel von Filmen, bekannte Namen von Gerichten, Autos, Reinigungsmitteln etc. Auch ein paar gängige Motive der heraufziehenden politischen Wende hin zu den Nazis werden eingebracht. Aber allem fehlte für meinen Geschmack etwas das Tiefgängige, das Genaue, die Feinheit. Auch die Charaktere sind etwas oberflächlich und vorhersehbar, haben wenig Ecken und Kanten, agieren eher vorhersehbar.

Mir war auch zu viel heraufbeschworene Dramatik. Ich fand nicht, dass dadurch die Spannung größer wurde oder die Darsteller mir wirklich näher kamen.

Mein Fazit: Mich konnte das Hörbuch nicht so richtig überzeugen. Ich hatte wohl zu hohe Erwartungen.

Bewertung vom 23.05.2023
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


gut

Klüpfel und Kobr verlassen zum zweiten Mal die gewohnten bayerischen Krimi-Kluftinger-Pfade und kehren zu den Unverbesserlichen ins schöne Südfrankreich an die Cote d'Azur zurück. Das Lokalkolorit kommt ziemlich gut rüber und macht Lust auf Urlaub.

Sie führen die Geschichte nahtlos fort, man sollte also den ersten Teil tunlichst gelesen haben, denn sonst entgeht einem die ein oder andere Pointe. Überhaupt lebt das Buch von skurilen Figuren und einer gehörigen Dosis Humor und Augenzwinkern. Der Plot ist denkbar schräg und für meinen Geschmack tatsächlich ein wenig zu überzogen. Es erinnert ein wenig an eine Klamotte ala Luis de Funes und als solche fehlte ihr die Spannung und die wirkliche Krimihandlung.

Für meinen Geschmack war der erste Band der bessere und ich habe diesen Folgeteil eher als leichte seichte Strandlektüre gelesen.

Bewertung vom 23.05.2023
Kuang, R. F.

Babel


ausgezeichnet

Der britische Sprachgelehrte Lovell rettet einen chinesischen Jungen vor dem Tod und nimmt ihn mit ins ferne Oxford. Der Junge, der sich selbst den Namen Robin Swift gibt, nach dem gleichnamigen Autor, wird nach Babel, in das königliche Institut der Übersetzung und Sprachen, geschickt. Dort soll er im Laufe der Jahre seine Sprachkenntnisse so verfeinern, dass er am Ende daraus Magie weben kann. Im gleichen Jahrgang sind drei weitere Jugendliche mit Migrationshintergrund, die zu seinen Freunden werden.

Die für die Umsetzung der Magie benötigten Silberbarren werden von den Briten überall auf der Welt angekauft. Der Einsatz der Barren ist schier grenzenlos und um diesen immensen Bedarf decken zu können, ist dem Empire jedes Mittel recht. Unterdrückung und Sklaverei kommen ebenso zum Einsatz wie die Androhung eines Krieges gegen China, als dieses dem Opiumhandel Einhalt gebieten will, obwohl das Rauschgift den Briten große Mengen an Gold und Geld in die Taschen scheffelt, die sie für den Silberankauf dringend benötigen.

Robin, der anfangs sehr naiv ist und einfach das Leben und Lernen in Babel genießt, erkennt im Laufe der Zeit, dass das System, für das er arbeiten und Magie machen soll, ein korrupter und menschenverachtender Machtapparat ist und dass es Zeit wird, dass die Schüler von Babel sich für Gleichberechtigung, Freiheit und Menschlichkeit einsetzen. Als er in Kontakt mit einem Geheimbund kommt, beginnt er ein gefährliches Doppelspiel.

Die Autorin R.F. Kuang verknüpft geschickt sehr viele reale Fakten und Details des britischen Kolonialismus mit einer Fantasygeschichte. Dabei scheut sie sich nicht, Themen wie Sklaverei, Unterdrückung und Rassenhass anzusprechen und sie umreißt ziemlich gut, wie die Weltpolitik und der wirtschaftliche Machtkampf in der Vergangenheit und auch heute noch funktioniert. Das ist erschreckend realistisch und hervorragend erklärt.

Die phantastische Welt wird mit großer Liebe zum Detail beschrieben. Die Verknüpfung von Silber und Sprache erschaffen eine immer wieder überraschende Form der Magie. Das Spiel mit vielen Worten und Sprachen, deren ursprünglichen Bedeutungen und die mit der Zeit entstandenen Abweichungen sind faszinierende Details. Der Erzählstil ist wunderbar zu lesen und trotzdem anspruchsvoll. Die ein oder andere Fußnote bringen zusätzlichen Tiefgang.

Die Charaktere, allen voran natürlich Robin, machen eine starke emotionale Entwicklung in diesem Buch durch. Es wird über vier Jahre erzählt und man kann das Reifen und Erwachsenwerden gut nachvollziehen. Robins Wunsch, ein eigenes kleines zufriedenes Leben zu leben und dann zu lesen, wie er hart auf den Boden der Realitäten geknallt wird, das ist berührend und fesselnd zugleich.

Mir war durch den Titel und nach etwa der Hälfte des Buches klar, wohin diese Geschichte führen wird. Dennoch schaffte es die Autorin, mich immer wieder mit Wendungen zu überraschen und bis zum dramatischen Ende zu fesseln. Ihr Erzählstil hatte für mich keinerlei Längen und war sowohl anspruchsvoll als auch gut lesbar.

Das Buch ist keine leichte, seichte, lustige Durchschnittsfantasy. Es ist intensiv erzählt, fordert den Leser auf Nachzudenken und einer Parabel zu folgen, die hervorragend als Blaupause für unsere heutige Welt herhalten kann.

Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und leider hatten einige große Schwierigkeiten mit der Geschichte. Dies lag sicherlich auch daran, dass das Buch damit beworben wird, dass es eine Ähnlichkeit mit HP hätte. Dadurch entstehen ganz falsche Vorstellungen von diesem Fantasyroman. Das ist sehr schade, denn für mich war es ein absolutes Jahreshighlight.

Bewertung vom 19.02.2023
Kepler, Lars

Spinnennetz / Kommissar Linna Bd.9


ausgezeichnet

Auch im neuen Lars-Kepler-Roman macht das Autorenduo keine Gefangenen. Es geht von Anfang an blutig und extrem spannend zu Sache. Und auch wenn der Fall in sich abgeschlossen ist, so denke ich, wenn man das Verhalten der Hauptdarsteller auch nur annähernd nachvollziehen können will, sollte man ein paar der Vorgänger gelesen haben.

Saga will zurück zur Polizei. Körperlich ist sie wieder gesund. Außerdem hängt sein Wochen die Drohung eines oder einer Unbekannten in der Luft, dass ihrem ehemaligen Kollegen Joona große Gefahr droht. Und Saga hat das untrügliche Gefühl, dass nur mit ihrer Hilfe Schlimmeres verhindert wird. Als ihre ehemalige Chefin getötet und durch Säure entsetzlich verstümmelt auftaucht und die Hinweise sich verdichten, dass acht weitere Opfer geplant sind, scheint es möglich, dass Saga wieder zum Ermittlerteam stoßen darf. Mord um Mord geschieht. Die Taten sind erschütternd und alle Opfer stammen aus dem engsten Umfeld der Polizei. Plötzlich kippt aber die Stimmung und Saga gerät ins Zentrum der Verdächtigen.

Wie gesagt. Spannung von der ersten Seite an. Die Morde sind harter Tobak und so was muss man wirklich mögen. Auch ist sicherlich Logik nicht die größte Stärke der Schriftsteller. Aber der Schreibstil und das Charakterbuilding entschädigen dafür und wie immer konnte ich das Buch kaum zur Seite legen und fühlte mit von diesem Thriller wirklich sehr gut unterhalten.

Von Fan zu Fan ist dieses Buch sicherlich ein muss. Und wer hart im Nehmen ist, der kommt hier auf seine Kosten.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2023
Hazelwood, Ali

Das irrationale Vorkommnis der Liebe - Die deutsche Ausgabe von 'Love on the Brain'


ausgezeichnet

Das schöne an Liebesromanen von Ali Hazelwood ist, dass die Vermischung von Wissenschaftlerin und Liebe einfach eine herrliche und explosive Mischung ist. Schon im ersten Buch, dass ich von der Autorin gelesen habe, hat mich der schöne Plauderton und die lebhaften Dialoge begeistert. Und auch im zweiten Roman kann Hazelwood ihr Wissen durch eigene Kenntnisse im Wissenschaftszirkus untermauern und man hat seine helle Freude an der lebhaften Bee und wie sie versucht, ihren sich sträubenden Verstand mit ihrem wild pochenden Herz in Einklang zu bringen.

Nein, der Liebesroman wird hier nicht neu erfunden. Und ja, man weiß ziemlich schnell, wo die Reise hingeht. Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen und freu mich schon auf das Nächste. Wer es als print genießen will, bekommt dazu noch ein optisches Zuckerl. Zugreifen.

Bewertung vom 16.02.2023
Van Pelt, Shelby

Das Glück hat acht Arme


sehr gut

Octopuss Marcellus hält eigentlich nicht viel von Menschen. Untertags beobachtet er die vorbeiziehenden Neugierigen und nachts macht er sein eigenes Ding und verlässt auch schon mal sein Aquarium, um sich lecker Kleinigkeiten zu organisieren. Als er sich näher mit Tova beschäftigt, die im Aquarium putzt, ist sein Interesse geweckt. Die alte Frau ist anders und sie hat ein Geheimnis, welches er lüften möchte.

Das Buch wechselt immer mal die Perspektive, hat auch kurze Abschnitte, in denen der Krake persönlich zu Wort kommt. Wer sich darauf einlassen kann und ein wenig Geduld mitbringt, der wird mit einer charmanten Geschichte belohnt, die ohne Kitsch und großes Spektakel auskommt und am Ende sehr harmonisch und zufriedenstellend endet. Und das Cover ist zum dahinschmelzen schön.

Bewertung vom 16.02.2023
Buder, Christian

Der Dachs


sehr gut

Wer hier mit einem netten französischen Regionalkrimi rechnet, der sei gewarnt. Dieses Buch ist mehr ein Thriller und es geht dabei auch ganz schön zur Sache. Dabei werden mehrere hochbrisante Themen miteinander verwoben und die Vielschichtigkeit ist eine große Stärke der Geschichte. Ebenso wie der kantige Ermittler, der mit Ex-Legionären arbeitet und sehr unkonventionelle Methoden an den Tag legt bei seinen Recherchen.
Der Vorleser gibt der spannenden Geschichte den letzten Schliff
Ein Autor, den ich mir merken werden.

Bewertung vom 16.02.2023
Johann, Petra

Der Buchhändler


sehr gut

Der Buchhändler Erik gerät in den Verdacht, schuld am Verschwinden eines kleinen Mädchens zu haben. Damit gerät etwas ans Laufen, was nicht mehr aufhaltbar zu sein scheint.
Es war mein erstes Buch von Petra Johann und eine liebe Freundin hatte es mir empfohlen. Ein guter Tipp. Den möchte ich jetzt an alle weitergeben, die noch unentschlossen vor diesem Buch stehen. Einfach zugreifen. Der Erzählstil ist angenehm und man ist schnell nah dran am Geschehen und den Darstellern. Die Spannung steigt langsam und wird dann richtig Nägelkauend. Es gibt ein, zwei Wendungen, die überraschen und man kann richtig gut miträtseln. Ein Krimi, der mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 22.01.2023
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


sehr gut

Es wurde Zeit, dass ich mal einen Roman von Viveca Stein gelesen habe. Und es war auch genau die richtige Jahreszeit dafür, denn im Buch ist viel Schnee und viel Kälte und das macht daheim bei heißem Tee einfach großen Spaß, finde ich.

Es handelt sich um einen Entführungsfall, den eine junge ehrgeizige Beamtin unbedingt aufklären will. Sie hofft, das Opfer noch lebend finden zu können. Der Leser bekommt immer wieder kurze Abschnitte, in denen das Mädchen und ihr Schicksal beschrieben werden, so fängt man bald an, gewaltig mitzufiebern, ob die Rettung gelingt.

Der Krimi ist unterhaltsam und zeigt viel Ermittlungsarbeit, viel Lokalkolorit und viel vom Privatleben der Ermittler. Ansonsten ist er unblutig und gut lesbar. Allerdings auch etwas unspektakulär, weswegen ich einen Stern abziehe, da er keine großen Alleinstellungsmerkmale hat.

Bewertung vom 22.01.2023
Köhlmeier, Michael

Frankie


sehr gut

FRANKIE ist mein erstes Buch von Michael Köhlmeier. Ich war gespannt und hatte schon so meine Erwartungen was die Story betrifft. Umso erfreulicher, dass der Autor mich überraschen konnte, da einiges in dieser Geschichte nicht so läuft, wie der Leser es sicher erwartet.

Der vierzehnjährie wohlbehütet aufwachsende Frankie gerät nach dessen Haftentlassung in den Bann des Großvaters. Vielleicht, weil er etwas unreif und naiv ist, vielleicht, weil die Mutter ihn vorher so streng reglementiert und gesteuert hat - auch wenn sie es immer gut meinte. Jetzt jedenfalls gerät Frankie auf die schiefe Bahn und seine Mutter kann ihn nicht aufhalten.

Die Sprache ist etwas eigenwillig. Zum einen, da aus der Ich-Perspektive geschildert wird und Frankie einfach noch sehr jung ist. Zum anderen, weil es ein spröder Erzählstil ist, der viel Raum für Interpretationen lässt und nicht alle Fragen explizit beantwortet.

Meine Meinung: eine interessante Lektüre, die Lust auf mehr von diesem Autor macht.