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Bücherfee

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Insgesamt 372 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2024
Du, ich und das glitzernde Meer
Römer, Lotte

Du, ich und das glitzernde Meer


ausgezeichnet

Kalimera!

An grauen, regnerischen Tagen träumt man von einem Urlaub im sonnigen Süden. Umso mehr freut man sich über eine literarische Auszeit mit dem Roman "Du, ich und das glitzernde Meer" von Lötte Römer auf der Trauminsel Rhodos, die zu den schönsten Inseln der Dodekanes-Gruppe zählt.

Das Cover ist in warmen Farben gehalten und lässt auf einen unbeschwerten Urlaub hoffen. Eng umschlossen, unternimmt ein verliebtes Paar einen Strandspaziergang, im Licht der untergehenden Sonne. Der Titel klingt wie ein Versprechen. Kann Lotte Römer es einlösen?

In ihrem Roman greift Lotte Römer ein nach wie vor vieldiskutiertes Thema auf. Darf eine alleinstehende Frau zwischen 30 und 40 Jahren sich ihren Wunsch nach einem Kind ohne einen festen Partner erfüllen? Darf sie sich über alle moralischen Bedenken hinwegsetzen und für eine Insemination oder In-Vitro-Fertilisation in einer Fachklinik entscheiden? Meiner Ansicht nach gibt es nur eine einzige Antwort: Ja, sie hat das Recht. Denn es ist ihr Körper - und ihre Entscheidung. Weder eine feste Beziehung noch eine eingetragene Lebenspartnerschaft noch eine mit staatlichem/kirchlichem Segen geschlossene Ehe bieten eine absolute Garantie für ein stabiles familiäres Umfeld, in dem alle Kinder auf dieser Welt aufwachsen sollten.

Ehrlich gestanden, bewundere ich Nele für ihren Mut, den steinigen Weg zu ihrem Wunschkind zu gehen. Gegen alle Widerstände, vor allem ohne die Unterstützung ihrer Mutter Petra, die sie an diesem Wendepunkt ihres Lebens so dringend gebraucht hätte. Im Gegensatz zur Realität läuft alles rund; Nele wird im ersten Versuch schwanger und kann ihre Schwangerschaft bis zur Entbindung eines gesunden Kindes genießen - obwohl die Erfolgsquote bei max. 10 % pro Versuch liegt (und eine anschließende natürliche Fehlgeburt binnen der kritischen ersten drei Monate als "Erfolg" in der offiziellen Statistik einer Kinderwunsch-Klinik verbucht wird.

Wie viele ungewollt kinderlose Frauen unternimmt Nele einen Ausflug zum Kloster Tsambika. V. ielleicht hat eine himmlische Macht ihre Hände im Spiel? Auf jeden Fall hat Nele nicht nur Glück mit ihrer Schwangerschaft, sondern findet auch Rio, einen aus Deutschland stammenden Animateur, der ihr künftig zur Seite stehen wird. Glaube kann viel bewegen...

Des weiteren thematisiert Lotte Römer die Liebes-Beziehung zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren am Beispiel von Marco, Neles jüngstem Bruder, und Ivan, einem Restaurant-Besitzer auf Rhodos. In Deutschland und vielen europäischen Ländern können Schwule und Lesben ihre sexuellen Präferenzen offen leben, in anderen Staaten sehen sie sich mit strafrechtlichen Konsequenzen bis hin zur Todesstrafe konfrontiert. Wollen wir hoffen, dass diese intolerante Haltung bald der Vergangenheit angehört...

Alles in allem hat mir dieser erste Band aus der Reihe "Liebe auf Rhodos" sehr gefallen. Für mich ist er weitaus mehr als ein heiterer Urlaubsroman. Ich halte ihn für ein klares Bekenntnis zu Toleranz und Wertschätzung. Aus diesem Grunde spreche ich eine ausdrückliche Lese-Empfehlung aus!

Bewertung vom 26.12.2023
Zero Days (eBook, ePUB)
Ware, Ruth

Zero Days (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Seit langem gehört Ruth Ware zu meinen bevorzugten Schriftsteller*innen, wenn es um packende Psychothriller geht. Deshalb habe ich ihrem neuen Buch "Zero Days" geradezu entgegengefiebert.

Das Cover fügt sich in die Tradition von Psychothrillern, die eine (allen Betrachter*innen den Rücken zukehrenden) schmale Frauengestalt in einem wehenden langen Mantel zeigen. Auf ihrem Weg zu einem unbekannten Ziel strahlt sie eine gewisse Energie aus. Der Titel erscheint in Großbuchstaben, ausnahmsweise ist er nicht in Signalrot, sondern in Grün gesetzt worden. Ein Zeichen der Hoffnung?

Wieder einmal erzählt Ruth Ware eine emotionale, spannende Geschichte, in deren Zentrum Jacintha "Jack" Cross steht. Sie ist eine starke Frauengestalt, die sich auf das Testen von Sicherheitssystemen auf physischer Ebene spezialisiert hat. Tief erschüttert durch den brutalen Mord an ihrem Mann, der für das Testen von Sicherheitssystemen auf digitaler Ebene verantwortlich zeichnete, sieht sie sich mit einem gegen sie erhobenen dringenden Tatverdacht konfrontiert. Sie entscheidet sich zur Flucht - und begibt sich selbst auf Spurensuche.

Durch die Protagonist*innen erhalten alle Leser*innen einen Einblick in die Welt von IT-Spezialist*innen und professionellen Hackern. Der Ausdruck "Zero-Day" war mir selbst unbekannt, er steht für eine (Anwender*innen und Entwickler*innen unbekannte) Sicherheitslücke in einem Computersystem, die von anderen Menschen für kriminelle Zwecke ausgenutzt werden kann.

Alles in allem garantiert der neue Psychothriller atemlose Spannung von der ersten bis zur letzten Seite - und er hebt sich wohltuend von anderen Werken ab. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.12.2023
Erloschene Stimmen
Potthast, Jessica

Erloschene Stimmen


ausgezeichnet

Wenn ein Kind spurlos verschwindet, sind die betroffenen Eltern fassungslos. Die meisten Fällen klären sich innerhalb einer kurzen Zeit auf und nehmen ein gutes Ende, andere hingegen bleiben für immer ungelöst. Eine wahre Horrorvorstellung, verbunden mit unvorstellbarem leid für die Angehörigen, die von Jessica Potthast in ihrem neuen Krimi "Erloschene Stimmen" thematisiert wird.

Die Gestaltung des Cover in dunklen Farbtönen (Grau und Schwarz), durchbrochen von dem plakativen, signalrot leuchtenden Titel, der ins Auge springen soll, ist geradezu klassisch für einen Krimi oder Psychothriller. Meiner Ansicht nach ist das Cover stimmig, im Gegensatz zum Titel. Wer die verlassene Kinderschaukel betrachtet, wird sich fragen, wo das Kind geblieben ist.

Jessica Potthast erzählt eine erschütternde Geschichte, die keine Leser*innen kalt lassen wird. Ihr Krimi lässt sich leicht und locker lesen und ist das richtige Buch für zwischendurch. Das Geschehen wird aus mehreren Perspektiven vermittelt, so dass man kleine Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der handelnden Personen erhält. Erfahrene Krimi-Fans werden relativ schnell auf die Spur der Person kommen, die hinter den Verbrechen steckt, aber das stört das Lesevergnügen in keiner Weise. Mir hat der Krimi gut gefallen. Allerdings halte ich eine Trigger-Warnung für angemessen, wegen der von Jessica Potthast aufgegriffenen sensiblen Themen (physische und psychische Gewalt, Kindesmissbrauch).

Bewertung vom 07.12.2023
Die gute Schwester
Bonner, Sarah

Die gute Schwester


ausgezeichnet

Habt ihr genug von der besinnlichen Adventszeit? Sehnt ihr euch nach etwas Nervenkitzel? Dann solltet ihr euch den außergewöhnlichen Psychothriller "Die gute Schwester" von Sarah Bonner nicht entgehen lassen. Sie erzählt von zwei Schwestern, einem Mann und einer tödliche Wahrheit.

Das Cover ist am gängigen Mainstream orientiert und zeigt eine weibliche Gestalt in einem gelben Regenmantel, die vor etwas davonzulaufen scheint. Auch der Titel leuchtet in gelben Großbuchstaben, was ihn ins Auge springen lässt.

Literarisch gesehen, war Sarah Bonner für mich eine große Unbekannte. Als ich mich auf ihr Debüt eingelassen habe, hatte ich keine allzu großen Erwartungen. Um so mehr hat sie mich mit ihrem raffiniert gestrickten Psychothriller überrascht, der nacheinander aus mehreren Perspektive, d. h. aus der Sicht von weiblichen (Megan, Leah) und männlichen Personen (Chris und Jeremy), jeweils in der Ich-Perspektive, erzählt wird. Auf diese Weise hat man den Eindruck, mitten im Geschehen zu stecken, was den Spannungsbogen extrem hoch hält.

Ehrlich gestanden, schafft es kein einziger Protagonist Sympathiepunkte zu sammeln. Von Anfang an weiß man um das begangene Verbrechen, man kennt die Mörderin und ihre Beweggründe. Im Laufe der Handlung erhält man einen kleinen Einblick in ihr Leben und kann ihr ein gewisses Verständnis entgegenbringen. Auch die anderen Figuren fallen aus dem Rahmen. Auf den ersten Blick wirken sie makellos, aber kratzt man an der Fassade, blickt man auf tiefe Abgründe. Man ist angewidert von ihren kranken Charakteren und schrecklichen Taten - und gleichzeitig erschrocken von der Faszination, die das Böse auf Menschen ausübt..

Zeitlich gesehen, spielt das Buch vor und während der Pandemie, örtlich gesehen, lässt es sich in England, in der Metropole London und etwas außerhalb davon verorten. Sarah Bonner ist das Kunststück gelungen, einen mitreißenden, raffiniert gestrickten Psychothriller unter weitgehendem Verzicht auf unnötiges Blutvergießen zu verfassen. Ihr Psychothriller beeindruckt durch das permanente Verwirrspiel; er verblüfft mit vielen unerwarteten Wendungen und überrascht mit einem krassen Twist am Ende, den man niemals für möglich gehalten hätte. Für mich ist dieses Buch mein persönliches Highlight im Dezember, ein echter Pageturner, der alle Leser*innen in Atem halten wird.

Bewertung vom 29.11.2023
Weihnachtlich verliebt in London (MP3-Download)
Engel, Cornelia

Weihnachtlich verliebt in London (MP3-Download)


ausgezeichnet

"December will be magic again..."

Wer träumt nicht davon, auf den Spuren von Kate Bush zu wandeln und einen Städtetrip nach London zu machen, um die schönste Zeit des Jahres in der britischen Metropole zu erleben? Die ganze Stadt erstrahlt in hellem Lichterglanz. Kufenkünstler*innen freuen sich über Eislaufplätze im Freien, in unmittelbarer Nähe zu historischen Sehenswürdigkeiten, genießen einen Christmas Afternoon Tea in einem Hotel, probieren Fish und Chips in einem Pub oder verkosten einen einen Glühwein auf einem Weihnachtsmarkt südlich der Themse.

Wer sich auf diese magische Zeit einstimmen möchte, sollte sich den charmanten Wohlfühl-Roman "Weihnachtlich verliebt in London" nicht entgehen lassen. Cornelia Engel schenkt ihren Leser*innen eine reizende Liebesgeschichte mit Sally und Greg, zwei (auf den ersten Blick völlig konträren) sympathischen Protagonisten. Während die Gäste-Hostess Sally für Weihnachten brennt, möchte der Schriftsteller Greg das Feuer ersticken und Weihnachten vom Kalender löschen. Dennoch werden sie magisch voneinander angezogen, das Knistern zwischen Sally und Greg ist zwischen den Buchseiten deutlich zu hören.

Optisch gesehen, ist dieser Roman ein echter Hingucker. Während der Titel für ein erwartungsvolles Kribbeln im Bauch sorgt, verbreitet das Cover weihnachtliches Flair. Dank der geschickt ausgewählten Motive (Big Ben, Telefonzellen) lässt sich der Ort des Geschehens leicht lokalisieren.

Inhaltlich darf man sich auf eine emotional berührende, leicht und locker geschriebene Geschichte freuen, die den besonderen Zauber von Weihnachten in den Fokus rückt, aber trotzdem ernste Themen streift. Mir hat es großen Spaß gemacht, mit Sally und Greg durch das weihnachtlich geschmückte London zu flanieren und ihr persönliches Weihnachts-Märchen mitzuerleben. Deshalb gibt es eine ausdrückliche Lese-Empfehlung. Merry Christmas!

Bewertung vom 24.11.2023
Weihnachtszauber und Hundepfoten / Der Weihnachtshund Bd.8
Schier, Petra

Weihnachtszauber und Hundepfoten / Der Weihnachtshund Bd.8


ausgezeichnet

Alle Jahre wieder... freue ich mich auf ein neues Buch von Petra Schier, das mir die Wartezeit auf das schönste Fest auf der Welt versüßt. Mit ihrem Roman "Weihnachtszauber und Hundepfoten" legt sie bereits den achten Band aus ihrer erfolgreichen Reihe "Weihnachtshund" vor, der eine gelungene Kombination von Weihnachten, Magie, Romantik und einer Fellnase zum Verlieben verspricht.

In bewährter Tradition, stimmt das Cover auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Mit einer Nikolausmütze geschmückt, ruht ein niedlicher Boxer unter dem schön geschmückten Weihnachtsbaum. Im Hintergrund liegen liebevoll verpackte Geschenke. Auch der Titel rührt an unser Herz. Ist das Leben nicht schön?

Nein. Nicht immer. Nach wie vor wird Häusliche Gewalt verharmlost und verschwiegen. Meistens sind es Männer, die Frauen und Kinder physisch und psychisch attackieren. Hinter geschlossenen Türen, in ihrem eigenen Zuhause, das ein Ort der Geborgenheit sein sollte. Beratung und Unterstützung finden von Gewalt betroffene Opfer in sogenannten Frauenhäusern, die zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar sind. In der Unterhaltungsliteratur wird auf dieses komplexe Thema verzichtet. Eine lobenswerte Ausnahme bildet Petra Schier, die unser Bewusstsein für ein Tabu-Thema mit ihrem neuen Roman "Weihnachtszauber und Hundepfoten" schärfen will.

Mit Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl erzählt sie die emotional berührende Geschichte von Melissa, einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn Andy seit ihrer Flucht in ein Frauenhaus in ständiger Angst vor ihrem gewalttätigen Ex-Ehemann lebt. Auch wenn die Scheidung längst rechtskräftig und ein Kontaktverbot ausgesprochen worden ist, fühlt sie sich nach wie vor nicht sicher. Umgeben von freundlichen, hilfsbereiten Menschen, versucht sie, sich auf dem Lande ein neues Leben aufzubauen. Aufgrund ihrer traumatischen Erfahrungen fällt es ihr sehr schwer, emotionale Nähe zuzu- und sich auf einen neuen Partner einzulassen, bis sie Lennart, einen kinderlieben Sicherheitsexperten, und seine süße Boxer-Hündin Sissy kennenlernt, die ihr das nötige Verständnis entgegenbringen und in den folgenden Wochen unerschütterlich zur Seite stehen...

Für mich ist dieser emotional berührende, tiefgründige Wohlfühl-Roman ein echtes Highlight. Denn er erzählt nicht nur eine zauberhafte (Liebes-) Geschichte zur Weihnachtszeit, sondern regt zum Nachdenken, Hinsehen und Handeln an, wenn es um das Tabuthema Häusliche Gewalt geht. Kann man sich mehr wünschen?

Bewertung vom 24.11.2023
Bruchhauser Blut
Albracht, Mareike

Bruchhauser Blut


ausgezeichnet

Mit ihrem Regio-Krimi "Bruchhauser Blut" setzt Mareike Albracht ihre erfolgreiche Reihe um die eigenwillige Polizei-Hauptkommissarin Anne Kirsch fort, die aufgrund ihres fortgesetzten regelwidrigen Verhaltens von dem Morddezernat in Dortmund auf eine unbedeutende Polizeistation mitten im Sauerland strafversetzt worden ist.

Das Cover verbreitet eine mystische Atmosphäre, für mein persönliches Empfinden ist es perfekt auf den Inhalt des Krimis abgestimmt. Der Titel rekurriert auf eine berühmte Felsformation von vier Steine in Olsberg, die sogenannten Bruchhauser Steine. Auf diese Weise lässt sich das Geschehen räumlich verorten, auch wenn die Handlung reine Fiktion ist.

Mareike Albracht ist ein fesselnder, psychologisch durchdachter Sauerland-Krimi mit vielen überraschenden Wendungen gelungen, der sich mit dem interessanten Thema Ahnenforschung auseinandersetzt. Alle handelnden Figuren sind realistisch dargestellt und zeichnen sich durch viele Ecken und Kanten aus. Dies gilt insbesondere für Anne Kirsch, die allzu zu oft auf ihr Bauchgefühl statt auf ihren Verstand hört und lieber eigene (unkonventionelle) Wege geht, statt sich an die geltenden Vorschriften zu halten.. An ihrem neuen Arbeitsplatz muss sie sich mit Anton Hellmann zusammenraufen, dessen ruhiges Wesen mit ihrem eigenen aufbrausenden Wesen kontrastiert. Anne Kirsch kämpft mit ihren widerstreitenden Gefühlen; ihr Verhältnis zu ihren (arrogant agierenden) ehemaligen Kolleg*innen, die sich gleich auf eine tatverdächtige Person einschießen, statt in alle Richtungen zu ermitteln, ist extrem angespannt, und man spürt ihre Frustration angesichts ihrer beruflichen Degradierung. Dennoch hat sie ihre Einsatzfreude nicht verloren. Im Laufe des komplizierten Falles wachsen Anton Hellmann und Anne Kirsch über sich selbst hinaus. Das Finale hat es in sich, es überzeugt durch Action und Dramatik. Sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 20.11.2023
Winterstrandtage
Janz, Tanja

Winterstrandtage


ausgezeichnet

Moin!

Mit ihren emotional berührenden Wohlfühl-Romanen, die stets am schönsten Strand der Welt in St. Peter Ording spielen, hat Tanja Janz sich längst in mein Herz geschrieben. Zweimal im Jahr fiebere ich ihren neuen Büchern entgegen, einmal im Sommer, einmal im Winter. Ihr neuer Wohlfühlroman "Winterstrandtage" ist eine winterliche Wohlfühlgeschichte für gemütliche Abende am Kamin, die von dramatischen (negativen) Ereignissen mit ungeahnten (positiven) Folgen erzählt:

Für mein Empfinden ist das Cover sehr schlicht, in zarten Farben gehalten. Von einem Steg aus sieht man auf eine verschneite Dünenlandschaft. Im Hintergrund kann man die Pfahlbauten von St. Peter-Ording erahnen. Dagegen wirkt der Titel romantisch-verträumt und lässt die Herzen aller Leser*innen höher schlagen.

Der Roman "Winterstrandtage" spiegelt die hohe Bedeutung von Sollidarität und Zusammenhalt in schwierigen Zeiten, in der Familie und Nachbarschaft. Tanja Janz schenkt uns nicht nur eine romantische Liebesgeschichte von Leni und Kristan, zwei sympathischen Menschen, die sich durch ein ein dummes Missverständnis viel zu lange aus den Augen verloren hatten, sondern sie ruft auch (fast vergessene) Traditionen in Erinnerung. Ihr Roman ist erfüllt vom Zauber der zwölf magischen Nächte zwischen Heiligabend (24.12.) und den Heiligen Drei Königen (6.1.). Die Raunnächte stehen im Zeichen von alten Bräuchen, Mythen und Ritualen, die von Oma Elga in ihrem traditionellen Friesenhäuschen liebevoll gepflegt werden.

Genießt diesen wunderschönen Wohlfühl-Roman in einem gemütlichen Ohrensessel, mit einer Tasse Weihnachtspunsch und warmen Apfelstrudel nach dem Rezept von Oma Elga. Vielleicht habt ihr nach der Lektüre Lust bekommen, dem Vorbild von Oma Elga zu folgen und selbst ein kleines Räucher-Ritual in der magischen Zeit des Jahres durchzuführen, um böse Geister und negative Schwingungen aus dem Haus zu vertreiben, gute Geister (also positive vibes, wie es so schön heißt) willkommen zu heißen und tagtäglich einen von 13 (auf einem Zettel niedergeschriebenen) streng geheimen Wünschen für das kommende Jahr in einem rituellen Akt zu verbrennen?

Auf jeden Fall drücke ich uns fest die Daumen, dass wir uns gesund und munter wiedersehen, nätürlich am schönsten Strand der Welt.

Passt gut auf euch auf. Frohe Weihnachten!

Bewertung vom 14.11.2023
The Institution
Fields, Helen

The Institution


ausgezeichnet

Hallo zusammen!

Interessiert ihr euch für forensische Psychologie und Psychiatrie? Habt ihr immer davon geträumt, einen Blick hinter die Kulissen einer Anstalt werfen zu können? Dann möchte ich euch den Psychothriller "The Institution" empfehlen. Für mich ist ist dieses Buch meine erste literarische Begegnung mit der internationalen Bestseller-Autorin Helen Fields, welche von der forensischen Profilerin Dr. Connie Woodwine erzählt, die nach einem Mord undercover in einem Hochsicherheitsgefängnis für geistig kranke Schwerverbrecher*innen ermittelt und einen dramatischen Wettlauf gegen die Zeit führt.

Das in dunklen Farben gehaltene Cover transportiert eine bedrückende, düstere Stimmung. Auf den ersten Blick hat mich das graue Gebäude, irgendwo im Nirgendwo gelegen, umgeben von Bergen und Wasser, nicht zwingend an ein Hochsicherheitsgefängnis erinnert, sondern ich hätte es durchaus mit einer verfallenen Festung aus dem letzten Jahrhundert gleichsetzen können. Dennoch ist mir mehr als eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen, als ich es aufmerksam betrachtet habe. Welche schrecklichen Geheimnissen mögen hinter den dicken Mauern verborgen sein?

Dagegen mutet der schlichte Titel wie typisch britisches Understatement an. Als klassische psychiatrische Einrichtung mag ich mir dieses Hochsicherheitsgefängnis für kriminelle Geisteskranke nicht vorstellen. In jedem Falle eine faszinierende Mischung!

Helen Fields spielt gekonnt mit den Erwartungen ihrer Leser*innen. Ihr Werk ist durchzogen von einer bedrückenden, klaustrophobisch-verstörenden Atmosphäre, was nicht nur an den hier untergebrachten gemeingefährichen Serienkillern, sondern auch an den undurchsichtigen Ärzt*innen, Pfleger*innen und sonstigen Beschäftigten liegt, die sich nicht in die Karten schauen lassen wollen. Auf ihre Weise wirken sie genauso abgestumpft, brutal und empathielos wie alle Insass*innen des Hochsicherheitsgefängnis; die euphemistisch als "Gäste" bezeichnet werden, und man fragt sich unwillkürlich, zu welchen Gräueltaten sie selbst fähig sein mögen.

Mich hat dieser extrem grausame, schockierende Psychothriller begeistert. Allerdings wird er aufgrund der expliziten Darstellung von (physischer und psychischer) Gewalt für sensible Menschen schwer zu ertragen sein, weshalb ich eine ausdrückliche Trigger-Warnung ausspreche. Alle anderen Leser*innen dürfen sich auf Hochspannung und Nervenkitzel pur freuen. Viel Vergnügen!

Bewertung vom 10.11.2023
Jil Sander. Eine Annäherung
Wiesner, Maria

Jil Sander. Eine Annäherung


ausgezeichnet

Die deutsche Modedesignerin Jil Sander steht für eine klassische, zeitlose Mode, die nicht nur im Büro, sondern auch in der Freizeit einen perfekten Look garantiert. Wenn man so will, hat sie die Emanzipation von Frauen in der Fashion Welt vorangetrieben. Im Gegensatz zu ihren Kolleg*innen hat die zurückhaltende Stylistin niemals das Rampenlicht gesucht, sondern sich stets im Hintergrund gehalten. Über ihr privates Leben ist wenig bekannt. Einen Einblick hinter die Kulissen erlaubt das interessante Buch "Jil Sander. Eine Annäherung" von Maria Wiesner, die sich auf die Suche nach der Frau hinter der Marke gemacht hat.

Das Cover ist auf das Wesentliche reduziert - und entspricht dem Charakter von Jil Sander. Es zeigt sie in einem schlichten schwarzen Anzug, minimalistisch und modern. Auch der Titel überzeugt durch seine Sachlichkeit.

Dieses bewusste Understatement hat mir imponiert. Die lebendig geschriebene Biographie überzeugt durch Einfühlungsvermögen und Sachkenntnis, wenn sie sich auf die Suche nach den Spuren von Jil Sander macht und ihren (nicht immer einfachen) Weg an die Spitze nachzeichnet. Wer die Frau hinter der Marke kennenlernen möchte, sollte sich dieses beeindruckende Portrait nicht entgehen lassen.