Der Donnerstagsmordclub is back and better than ever! Dieses Buch zu lesen ist eine wahre Freude
Das hätten sie sich ja denken können, die Hobbyermittler des Donnerstagsmordclubs. Ein Jahr ohne Mordfall haben sie sich zu Weihnachten gewünscht, doch nur wenig später – dahin der fromme Wunsch. Der Tote: Kuldesh Shamar, ein Antiquitätenhändler, der am Morgen nach den Festtagen unglücklicherweise in ein Drogengeschäft verwickelt wird, was er am Abend mit seinem Leben bezahlt. Von dem wertvollen Paket, das er aufbewahren sollte, fehlt jedoch jede Spur. Nicht unbedingt zur Freude der Beteiligten. Mittendrin in dieser Löwengrube aus Dealern, Fälschern und Betrügern, die dem Paket hinterherjagen, die vier Senioren aus Coopers Chase. Und sie sind wütend, denn der Tote war nicht irgendwer, sondern ein alter Freund von Elizabeths Ehemann Stephen. Zieht euch warm an, möchte man den Ganoven da zurufen - aber nicht, weil gerade Winter ist.
Die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs sind Elizabeth - eine ehemalige Geheimagentin, Ron - ein ehemaliger Gewerkschaftsführer, Ibrahim - ein ehemaliger Psychiater und nicht zuletzt Joyce – die inzwischen achtzig Jahre alt ist. Richard Osman scheut sich nicht, die gesundheitlichen Herausforderungen darzustellen, die mit dem Älterwerden einhergehen. Auch die unvermeidlichen Verluste und die Suche nach Möglichkeiten weiterleben zu können, wenn die Liebe des Lebens stirbt. Ehrlich gesagt habe ich in diesem Buch eine der berührendsten Szenen meines Lebens gelesen, Tränen inklusive. Wenn Sie das Buch gelesen haben, wissen Sie, wovon ich spreche.
„Ein Teufel stirbt immer zuletzt" gibt aufschlussreiche Einblicke in das Antiquitätengeschäft, Kunstfälschungen, Drogenschmuggel und Online-Liebesbetrug. Die vier Senioren sind mir bereits durch die Vorgängerbände bekannt und ich mag sie sehr. Ich liebe ihre Kameradschaft, ihre Scherze und Joyces Tagebucheinträge. Der Autor lässt den Leser das Geschehen durch die Augen der verschiedenen Personen erleben, so daß sich das Lesen sehr abwechslungsreich gestaltet. Durch diese Erzählweise erfährt man viel mehr über die Handlung und bekommt Einblicke in die Ansichten der Charaktere. Es war wieder eine Freude, die fabelhaften, wenn auch alternden Mitglieder des Donnerstagsmordclubs bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Sie bleiben auch beim überschreiten von Grenzen und beim brechen von Regeln sympathisch und authentisch, müssen sie doch ihren Freunden bei der Polizei helfen, eine ganze Anzahl von Teufeln unschädlich zu machen.
Meine Meinung: Sehr empfehlenswert. Wenn Sie Joyce, Elizabeth, Ron und Ibrahim (und vielleicht ein Neuzugang Computer-Bob?) noch nicht kennen, würde ich Ihnen empfehlen, ihre Bekanntschaft zu suchen. Ernsthaft. Machen Sie es!
Historischer Kriminalroman in den Wirren nach der Russischen Revolution
Im Frühjahr 1919 kommt es in Kiew zu Unruhen, die dem jungen Samson und seinem Vater zum Verhängnis werden. Sein Vater kommt zu Tode und Samson verliert ein Ohr. Aufgrund seltsamer Umstände – dank des Schreibtisches des verstorbenen Vaters – bekommt Samson eine Stelle bei der Polizei. Obwohl er keinerlei Erfahrung besitzt, beginnt Samson ohne zu zögern sofort mit der Arbeit.
Sein erster Fall ist gleich äußerst mysteriös: ein Knochen aus reinem Silber, ein Anzug aus feinem englischem Tuch und ein rätselhafter Mordfall geben ihm Rätsel auf. Zum Glück steht ihm die patente Nadjeschda zur Seite, die ihm bei den Ermittlungen hilft und in die er sich schon bald verliebt.
Samson und Nadjeschda ist ein erbaulicher Kriminalroman vor sehr interessantem historischem Hintergrund. Das Alltagsleben in den Wirren der Russischen Revolution ist teils absurd und fantastisch dargestellt. Ich mag das Skurrile und habe die Lektüre sehr genossen.
Ich bin voller Erwartung, wie Samsons und Nadjeschdas Geschichte weitergeht.
Wellen, Möwen, Fische, Sanddisteln, Koggen und Anker waren die Rettung aus großer Not in schweren Zeiten. Interessante Fakten zu den Persern der Ostsee.
"Fischers Frau" von Karin Kalisa ist ein Roman, in dem Historisches mit Fiktion verwebt ist. Das echte, historische, ist die Geschichte der Pommerschen Fischerteppiche, die Fiktion ist das Leben von Mia und Nina.
Als Ende der 1920er Jahre ein dreijähriges Fischfangverbot die Fischer an der Ostsee arbeitslos macht, setzen sie sich an Webstühle und knüpfen Teppiche, die ihre Welt der See zeigten.
Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Mia, eine Greifswalder Faserarchäologin aus dem Heute, bekommt einen wunderschönen Pommerschern Fischerteppich zur Begutachtung auf ihren Tisch.
In der Borte entdeckt Mia den Namen der Knüpferin, Nina. Hat Nina aus dem Gestern vor vielen Jahren diesen außergewöhnlichen Teppich geknüpft?
Er ist wunderschön, leuchtet in fast unendlich vielen verschiedenen Grüntönen, und ist ganz anders, als die anderen Teppiche dieser Art. Mias Kollege meint: "Nicht daß es eine Fälschung ist".
Dieser Satz wirft Mia in ihre schwierige Vergangenheit zurück. Nur durch den Aufbau eines Lebens ohne Höhen und Tiefen ist sie den Anforderungen des täglichen Lebens gewachsen. Doch die Spur des Teppichs führt nach Zagreb. Um den Geheimnis des Teppichs auf die Spur zu kommen, muss Mia ihr sicheres, mittelmäßiges Leben verlassen und sich auf die Reise nach Zagreb machen.
Karin Kalisa erzählt vom Leben der beiden Frauen in schönen, oft aber auch sehr langen Sätzen. Beider Leben, wenn auch viele Jahre dazwischen liegen, gleichen sich. Irgendwann driftet der Roman in die Richtung Liebesroman ab. Für mich etwas zu viel Liebesgeschichte, ich hätte gerne mehr über die Pommerschen Fischerteppiche gelesen.
Meine Erwartung würde nicht ganz erfüllt, aber trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Karin Kalisa hat die Pommerschen Fischerteppiche vor meinen Augen lebendig werden lassen und ich habe einiges dazugelernt. Der Roman ist ein Märchen, an dessen Ende die Erkenntnis steht, dass etwas nicht unbedingt "echt" sein muss, um dennoch wahrhaftig und keine Fälschung zu sein.
Ich vergebe gute 3 Sterne und eine Leseempfehlung an alle die gewillt sind, lange Sätze auch zweimal zu lesen.
Der dreizehnte Mann ist der 2. Band der Justiz-Krimi-Reihe des ehemaligen Strafverteidigers Florian Schwiecker und des Rechtsmediziners Michael Tsokos. Das Insiderwissen und nicht zuletzt die Persönlichkeiten der beiden Autoren finden sich eins zu eins in den Schlüsselpersonen von Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer wieder.
Der unscheinbare Timo Krampe kommt mit der Journalistin Anja Liebig in Roccos Anwaltskanzlei. Timo wollte mit seinem Freund Jörg einen Skandal von enormer Sprengkraft aufdecken und mit Hilfe der Journalistin an die Öffentlichkeit bringen. Doch jetzt ist Jörg verschwunden und Timo macht sich große Sorgen.
Wenig später obduziert der Rechtsmediziner Justus Jarmer eine Wasserleiche. Es spricht einiges für die Annahme, dass es sich um den ermordeten Jörg handelt. Nun scheint auch Timos Leben in Gefahr. Rocco will Timo helfen und übernimmt das Mandat.
Nach dem Fall Nölting (1. Band) haben sich Rocco und Justus besser kennengelernt. Aus einer beobachtenden Bekanntschaft hat sich ein zunehmend vertrauensvolleres und sehr respektvolles Verhältnis entwickelt. Durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen der beiden kommen die Recherchen im Fall Timo Krampe gut voran. Auch Roccos Freund und Privatdetektiv Tobi Baumann trägt einiges zur Aufklärung bei. Was dabei enthüllt wird, ist wahrlich brisant. Was so unglaublich klingt, ist doch wahr. Durch das Granther-Experiment (in Wirklichkeit das Kentler-Experiment) wurden in Berlin seit Ende der 1960er-Jahre bis Beginn der 2000-er Jahre Pflegekinder von Jugendämtern an Pädophile vermittelt. Jörg und Timo waren Opfer dieses Kindermissbrauchs.
Durch die kurzen Kapitel, die sich in ihrem zeitlichen Ablauf aneinanderreihen, bleibt die Spannung und der Wunsch weiterzulesen ungebrochen. Die Charaktere von Rocco, dem Strafverteidiger mit eigener Kanzlei und ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit und Justus, dem Rechtsmediziner mit hohen moralischen Ansprüchen, könnten nicht korrekter und anständiger sein.
Das Ende wartet mit einer Wendung auf, die absolut nachvollziehbar ist. Auch die Wahl des Titels, über den ich während der Lektüre immer wieder nachgegrübelt habe, wird schlüssig erklärt.
Mir hat das Buch gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter.
Grenzfall / Ihr Schrei in der Nacht ist der zweite Band in Anna Schneiders Grenzfall Reihe. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben war der Einstieg problemlos möglich – nur ab und zu habe ich mir ein paar Kenntnisse aus dem Vorgängerband gewünscht.
In der Grenzregion Karwendel gehen schwere Schneefälle nieder. Juliane ist auf dem Heimweg in ihr Elternhaus in der Jachenau. Doch sie kommt dort nicht an. Bald darauf gehen gehen zwei weitere Vermisstenmeldungen ein. Auch in Österreich verschwinden junge Menschen. Zwei Studentinnen sind aus einem Studentenwohnheim verschwunden.
Die Ermittlungen beginnen und ich habe Alexa Jahn kennengelernt. Mit ihrem Kollegen Florian Huber nimmt sie die Ermittlungen in Deutschland auf. Als Team sind die beiden nicht richtig eingespielt, Alex ist ehrgeizig und voller Energie, Florian ist eher bedächtig. Auf der anderen Seite der Grenze ermitteln Bernhard Krammer vom LKA Tirol und seine Kollegin Roza Szabo. Diese beiden sind ein sehr gut eingespieltes Team und Roza ist der perfekte Gegenpart zu Krammer. Die Charaktere dieser Ermittler spielen in dem Kriminalroman eine wichtige Rolle. Die persönlichen Entwicklungen von Alexa und Bernhard Krammer sind gut dosiert und nehmen den richtigen Platz ein. Auch die Kriminalhandlung kommt nicht zu kurz. Es gibt Kapitel, die die Angst der Entführten durch die Zeilen in mein Bewusstsein sickern ließ. Ich habe lange gebraucht, der Identität der Täter näher zu kommen. Die tiefliegenden Wurzeln und Motive der Verbrechen sind erschreckend und waren für die Auflösung des Falles von grundlegender Bedeutung. Meine Empfehlung: Unbedingt selbst lesen.
Fazit: Ich war bis zur letzten Seite gefesselt von der Geschichte. Faszinierend aufgebaut, intelligent konstruiert und bis zum Schluss spannend.
Gibt es eine Wahrheit – oder gibt es nur Möglichkeiten?
Das Paar Sarah und Marc leben mit ihrem gemeinsamen Freund Henning in einem schicken Loft ein scheinbar perfektes Leben. Als Henning grausam ermordet wird, stehen die Ermittler vor einen Rätsel. Wer hat Henning getötet und warum? Die Geschichte wird aus Marcs und Sarahs Perspektive erzählt, die nur wenige Gemeinsamkeiten zu haben scheint. Liegt es daran, dass Sarah und Marc ihre Liebe verloren haben? Es scheint jedoch nicht nur eine Wahrheit zu geben, sondern verschiedene Möglichkeiten…
Nach nur drei Tagen hatte ich das Buch gelesen. Gleich nach den ersten Seiten kommt man in der Geschichte an und gleitet flüssig von einer Seite zur nächsten. In dem Thriller werden Geschehnisse erzählt, die sich zwar ähneln, aber nicht identisch sind. Es dreht sich alles um die Frage: Wer hat Henning umgebracht? War es Sarah? Oder Marc? Oder beide zusammen? Sarah war mir von Anfang an nicht sehr sympathisch. Sie schafft durch Verdrängen ihre eigenen Fehler aus der Welt und lebt sehr ichbezogen. Bei Marc lässt sich nur erahnen, dass er nicht so frei von jeder Schuld ist, wie er es gerne wäre. Henning scheint für andere Menschen kein Mitgefühl zu kennen.
Der Autor Linus Geschke prophezeit in seinem Vorwort, dass es dem Leser trotz aller Konzentration kaum möglich sein wird, die Antwort auf die "Whodunit" Frage zu finden. Und ich muss sagen, er hatte Recht. Die Geschichte hatte einige unerwartete Wendungen und blieb doch immer schlüssig. Das mich völlig überraschende Ende war eine Glanzleistung.
Mein Fazit: gut erzählt, spannend, unterhaltsam und ein Grund, auch seine anderen Bücher zu lesen.
Als Gemma eines Tages von der Arbeit nach Hause kommt, ist ihr Ehemann Danny verschwunden. Nach zwei Tagen ohne Nachricht von ihrem Mann wendet sich Gemma an die Polizei. Doch die zweifelt an ihrer Glaubwürdigkeit, da seit Wochen niemand außer Gemma Danny gesehen und von ihm gehört hat. Was die Sache noch schlimmer macht ist, dass vor kurzem zwei Männer, die Danny äußerlich sehr ähnlich sehen, in der nächsten Umgebung ermordet wurden. Im Laufe des Polizeiverfahrens wird Gemma immer mehr verdächtigt mit Dannys Verschwinden etwas zu tun zu haben. Sagt sie die Wahrheit oder gibt es mehr Geheimnisse und Lügen in dieser Ehe, als man denkt?
Jackie Kablers „Ein perfektes Paar“ beginnt ganz typisch für einen Thriller - man wird sofort in die Handlung hineingezogen. Gemeinsam mit Gemma entdeckt man das Verschwinden ihres Mannes und bekommt ihre wachsende Besorgnis und emotionale Aufruhr aus erster Hand mit. Mit den polizeilichen Ermittlungen wechselt der Blickwinkel und man kann verstehen, warum die Polizei Gemma unter Druck setzt. Zweifel an ihrer Geschichte kommen auf und man fragt sich, ob es überhaupt einen Ehemann gibt, den seltsamerweise noch nie jemand in Bristol gesehen hat. Es geht temporeich voran und sobald eine Frage beantwortet wurde, tauchen neue Fragen auf. Wurde ich nun doch von Gemma getäuscht oder hat Danny seinen eigenen perfiden Plan umgesetzt?
Es sind diese unerwarteten Wendungen, die diese Geschichte so spannend machen. Ich fand das Buch sehr lesenswert und spannend. Wenn das – durchaus schlüssige - Ende für eine Fortsetzung sorgt, dann her damit!
Queen Elizabeth als heimliche Detektivin - was für ein humorvoller Cozy Crime
Nach dem Brexit Referendum sind weitere Sorgen das Letzte, was Queen Elizabeth brauchen kann. Doch dann verschwindet ein Gemälde, das der Queen vor Jahren geschenkt wurde. Und damit nicht genug, es wird eine Leiche am Pool von Buckingham Palace gefunden. Die Tote war eine langjährige Haushälterin, über deren Unbeliebtheit hartnäckige Gerüchte kursieren. Als sich dann noch herausstellt, dass im Hofstaat seit längerer Zeit Drohbriefe kursieren, nimmt das Ganze eine noch bedenklichere Wendung, die nach diskreten Nachforschungen verlangen. Die Queen ist entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, schließlich ist sie eine scharfe Detektivin und mit Palastintrigen bestens vertraut.
Es war wieder eine echte Freude, die Königin, Rozie und Sir Simon bei der Aufklärung des neuesten Mysteriums im Buckingham Palace zu begleiten. Ich fand, dass dieses Buch wie auch „Das Windsor Komplott“ mit Leichtigkeit und Vergnügen zu lesen war. Ich liebe die Charaktere. Rozie`s Tapferkeit, Intelligenz und ihre unerschütterliche Hingabe an die Königin mag ich sehr. Die Abschnitte mit ihr waren fesselnd zu lesen, aber es ist die Monarchin selbst, die der Lektüre die Krone aufsetzt. Sie ist so klug und fähig, aber mit Verständnis für ihre eigenen Grenzen und die ihrer Umgebung. Sie hat endloses Mitgefühl und Einsicht, wo andere nur die Oberfläche einer Person sehen. Die Handlung ist schön verdreht und kompliziert, ohne zu weit hergeholt oder lächerlich zu sein. „Die unhöfliche Tote“ ist ein fesselnder Krimi, der die Phantasie anregt und viel Liebe zum Detail hat. Auch wenn es ein paar Morde gibt, habe ich am Ende ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt.
„Die unhöfliche Tote“ ist der zweite Teil der humorvollen Cozy Crime Reihe mit Queen Elizabeth als heimlicher Detektivin. Ich hoffe sehr, dass noch mehr kommen wird. Ich kann diesen herrlich charmanten Krimi nur empfehlen.
Zum Cover: Ein starkes Buchcover! Das Cover passt zu dem Vorgängerbuch. Das Titelbild und der Inhalt passen einfach perfekt zusammen.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, weil es sich von den übrigen Büchern über das Anwaltsleben deutlich abhebt. Das liegt natürlich an Pirlo. Eine schicke Kanzlei ist doch das Aushängeschild für jeden Rechtsanwalt, je teurer und eleganter umso mehr verspricht die Klage oder das abwehren derselben erfolgreich zu sein. Pirlo wälzt seine Akten im heimischen Wohnzimmer. Eine junge Anwältin ohne Erfahrung erledigt den Papierkram, zum Brainstorming wird gemütlich auf dem kleinen Balkon zusammengesessen. Ebenfalls ganz besonders sind Pirlos Familienverhältnisse. Er ist ein Mann des Rechts und doch kennt er den Weg in und aus der Kleinkriminalität recht gut.
Seine Klientin ist nicht einfach zu durchschauen. Da kommt es ihm sehr zugute, dass er mit viel Sensibilität auch die kleinste Gefühlsregung erkennen kann.
Mir hat der Fall gut gefallen und ich würde gerne mehr über Pirlo lesen.
Das Buch gliedert sich in drei Teile. Es beginnt mit der Suche nach Finja Madsen. Die Siebzehnjährige verschwindet nach einer Party spurlos. Oberkommissarin Fariza Nasri vernimmt auch den Freund der Mutter, Stephan Barig, in dessen Haus die Party stattgefunden hat. Barig ist überheblich und frauenverachtend und Fariza kommen Zweifel an seinen Aussagen. Sie ist sehr geduldig in ihren Vernehmungen und erkennt Lügen schnell. Doch auch in ihrem Leben gibt es etwas Verborgenes, dass ihr zu schaffen macht. Der Fall Finja wird gelöst.
Auch im zweiten Teil spielt Barig eine Rolle. Bei den Ermittlungen um einen schon länger zurückliegenden Todesfall vernimmt Fariza eine ältere Frau. Das seelische Leiden dieser Frau schmerzt beim Lesen. Die Unmöglichkeit, der Gewalt entrinnen zu können, und die immer lauernde Gefahr der Misshandlung und Ausbeutung ist grauenhaft. Die Ohnmacht und die Hoffnungslosigkeit waren für mich kaum vorstellbar.
Der dritte Teil stellt den Bezug zu dem Cover her und spielt sich in Farizas privatem Umfeld ab. Der Horrortrip in menschliche Abgründe geht weiter.
Friedrich Ani schreibt von abgrundtiefem Leid und Elend. Die Schicksale seiner Figuren sind schmerzhaft und hinterließen in mir ein Gefühl von Wehrlosigkeit. Hoffnungslos und düster - und ein fesselnder Lesestoff.
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