Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
kathiduck
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2016
Die Liebe ist ein schlechter Verlierer
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


sehr gut

Fünf Jahre sind Hannah und Tom schon verheiratet, als sie beschließt ihn am nächsten Tag zu verlassen, weil die beiden sich auseinandergelebt haben. Hannah möchte sich nach ihrer Trennung ihren Jugendtraum nach Afrika zu gehen endlich erfüllen. Obwohl Tom merkt, dass seine Frau nicht glücklich ist, ignoriert er alle Probleme, sein Leben besteht nur noch aus Arbeit und dem damit verbundenen Stress. Doch von einem Tag auf den anderen ist alles anders. Tom erleidet mitten in der Nacht einen Schlaganfall, wodurch sich das gesamte Leben von Hannah und ihm verändert. Hannah gibt ihre Pläne auf, um ihm bei der Genesung zu helfen und Tom weiß, dass er nie wieder in sein altes Leben zurückkehren kann. Für beide und auch für ihre Liebe ist es in gewisser Weise ein Neuanfang, doch kann man all die Streitigkeiten und Konflikte der gemeinsamen Jahre vergessen?

Die berührende Geschichte von Tom und Hannah, die man in "Die Liebe ist ein schlechter Verlierer" findet, ist eine Liebeserklärung an das Leben und die Liebe, die viele Menschen begeistern kann, und bekommt von mir vier Sterne. Der Inhalt des Buches hat mich ziemlich neugierig gemacht, denn ich fand es unheimlich spannend zu erfahren, wie ein Schlaganfallpatient wieder ins Leben zurückfindet und ich war sehr gespannt, ob es der Autorin gelingt die Geschichte der wieder aufkeimenden Liebe zu erzählen ohne dabei zu kitschig zu sein. Dies ist ihr tatsächlich gelungen, was mitunter an den präzise gestalteten Charakteren lag, die einem sogleich ans Herz gewachsen sind, auch wenn sie noch so schreckliche Dinge gesagt oder getan haben. Tom blendete in seinem Arbeitsstress die Bedürfnisse seiner Frau beispielsweise vollkommen aus und vernachlässigte sie nicht nur, sondern ließ seinen Frust an ihr aus indem er Hannah stets ihre Schwächen vorhielt. Trotzdem konnte man seine Gefühle nachvollziehen, und verstand zugleich, weshalb Hannah dennoch so lange bei ihm blieb und ihre Wünsche und Träume für ihn hinten anstellte. Der Grund dafür war ihre Liebe, die mit der Zeit jedoch zu verblassen schien und sie ihn deshalb verlassen wollte. Doch die Liebe ist ein schlechter Verlierer, wie der Titel des Buches so schön sagt, sodass Tom einen Schlaganfall erlitt, wodurch die Karten nochmal neu gemischt wurden. Hannah gibt ihre Lehrstelle in Tansania auf, um sich vollkommen auf ihren Ehemann und dessen Genesung zu konzentrieren. Es war berührend zu lesen, wie Tom seine ersten Gehversuche macht und dabei vor Scham beinahe unterzugehen droht. Er schafft es all seine Enttäuschung und Verzweiflung hinunterzuschlucken, was ich unglaublich bewundernswert finde, und gibt nicht auf in seinem Kampf wieder ins Leben zurückzukehren. Katie Marsh hat mit "Die Liebe ist ein schlechter Verlierer" eine Liebeserklärung an das Leben geschrieben, das mit authentischen Charakteren brilliert und jedem zeigt, was man alles erreichen kann, solange man nur an sich glaubt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.06.2016
Fox & Crime / Blüten aus Babylon
Klößinger, Günther

Fox & Crime / Blüten aus Babylon


sehr gut

Für Inspektor Prancock wird es kniffelig, als er sich gleich mit zwei Fällen auf einmal konfrontiert sieht. Er muss sich nicht nur auf die Suche nach dem Mörder der grinsenden Leiche im Dachzimmer begeben, sondern auch seine verschwundene Tochter Jasmin finden, die ihren von der Arbeit besessenen Eltern einen Denkzettel verpassen will und sie zu diesem Zweck mit einem Krimirätsel in die Irre führt. Der Tote war Mitglied im "Bund der Asketen", einer Glaubensgemeinschaft, deren Grundsätze Verzicht und Bescheidenheit sind, und doch wurden bei der gerichtsmedizinischen Obduktion Reste eines Gänsebratens in seinem Magen gefunden. Im Laufe seiner Ermittlungen entdeckt Prancock immer mehr Ungereimtheiten und begibt sich und die Menschen, die ihm nahestehen, in tödliche Gefahr. Prancock muss sich entscheiden was ihm wichtiger ist, seine Beförderung zum Kommissar und der damit einhergehende Konkurrenzkampf mit seinem Kollegen Steffens oder das Wohl seiner Familie.

Da mich momentan das Krimifieber gepackt hat, konnte ich es gar nicht erwarten den Auftakt zur Reihe Fox & Crime, "Blüten aus Babylon", zu lesen, welcher von mir vier Eier bekommt. Bereits auf den ersten Seiten wurde ich sehr positiv überrascht, denn das Buch beginnt mit einem herzerwärmenden Vorwort des Autors, Günther Klößinger. Darin beschreibt er, wie er seinen Protagonisten Fox Prancock erschaffen hat und weshalb es sage und schreibe 13 Jahre dauern sollte, bis die Geschichte an die Öffentlichkeit gelangte, wodurch der Leser einen kleinen Einblick in die Welt eines Schriftstellers bekommt. Auch spannungstechnisch lässt er nichts anbrennen, denn man befindet sich mit dem Satz "Die Leiche lehnte, auf den linken Ellbogen gestützt, in einer Ecke des winzigen Zimmers." (S. 11) sofort mitten am Tatort gemeinsam mit Fox Prancock. Dieser Inspektor ist eine Nummer für sich, denn ohne ihn wäre die Geschichte kaum so interessant, spannend und witzig zugleich zu lesen. Er schaffte es selbst in den aussichtslosesten Situationen mit seinem brummigen Charakter eine gute Stimmung zu induzieren und bringt so eine willkommene Abwechslung in den packenden Krimi herein. Etwas verschnaufen kann man mit den Szenen, in denen Jasmin Prancock in ihrem Versteck auf ihren Märchenprinzen, ihren Freund und Mitverschwörer, wartet und darauf baut, dass ihre Eltern sich endlich mal mit ihr beschäftigen und das kniffelige Rätsel lösen, das sie ihnen gestellt hat. In deren geistiger Abwesenheit hat Jasmin eine Mauer um sich errichtet und flüchtet stets in eine Fantasiewelt, wo sie der Mensch sein kann, der sie sein möchte. Auf ihrem Rachefeldzug, wenn man ihn denn so nennen kann, wird Jasmin nicht nur erwachsen - wobei mich hier eine gewisse Szene mit ihrer neu gewonnenen Freundin Jeannie etwas abgeschreckt hat - sondern bringt sich dabei auch in tödliche Gefahr. Prancocks eigentlicher Fall, der des Mordes an einem Asketen, ist nicht weniger spannend, denn dieser entpuppt sich schon bald als schwieriger zu lösen als anfangs gedacht. Mit sprachlicher Gewandtheit und pfiffigen Charakteren gelingt es dem Autor eine unheimlich komplexe Geschichte mit einem interessanten Thema auf die Beine zu stellen, die in einen vielschichtigen Plot gipfelt, der jeden Krimifan begeistern wird.

Bewertung vom 05.05.2016
Basar der bösen Träume
King, Stephen

Basar der bösen Träume


sehr gut

Mit den Worten »Hereinspaziert, ich habe die Geschichten eigens für Sie geschrieben. Aber seien Sie vorsichtig. Bestenfalls sind sie bissig und schnappen zu.« lädt Stephen King seine Leser dazu ein, seine zwanzig Kurzgeschichten zu genießen, die in "Basar der bösen Träume" gesammelt sind. Er verarbeitet darin Themen wie Ehe, Tod, Liebe, das Unbekannte und schlussendlich den Weltuntergang, womit er tiefverborgene Ängste anspricht, die uns oft bewegen, wir sie aber selten in unser Bewusstsein eindringen lassen. Die Geschichten sind nicht immer blanker Horror, aber definitiv immer psychologisch packend und manchmal vergleichbar mit einem Schlag in die Magengrube.

Schon seit geraumer Zeit steht Stephen King ganz oben auf meiner Liste der Autoren, von denen ich unbedingt etwas lesen möchte. Deshalb habe ich mich mit großer Begeisterung auf "Basar der bösen Träume" gestürzt und wurde nicht enttäuscht, sondern in eine Welt voller gruseliger Begebenheiten und psychologisch packender Geschichten gezogen, die von mir vier Sterne bekommt. Schon das Vorwort hat dafür gesorgt, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte, weil mich die sprachliche Gewandtheit von Stephen King bereits auf den ersten Seiten fasziniert hat und ich unbedingt mehr bekommen wollte. Selten habe ich es erlebt, dass ein Autor einem so gut verdeutlicht, weshalb das Buch den Titel trägt und perfekt zu dem Inhalt passt. Es juckte mir förmlich in den Fingern sofort umzublättern und die erste Geschichte zu verschlingen, zumal es sich dabei um Kings persönliche Lieblingserzählung handelt, wie er in dem kurzen Einführungsprolog dazu schreibt. Vor jedem Kapitel gibt es nämlich eine kurze Erklärung, was Stephen King zu der folgenden Geschichte inspiriert hat, die unheimlich spannend zu lesen war. Manchmal reichte nur ein einziger Blickwinkel im Bus und schon nahm eine neue Grausamkeit in seinem Gehirn Gestalt an, die später seine Leser begeistern sollte. Natürlich ist es kaum verwunderlich, dass mich nicht alle 20 Kurzgeschichten vollkommen in ihren Bann gezogen haben, zumal es sich bei zweien um Gedichte handelt, die mich als lyrikverabscheuenden Menschen nicht sonderlich mitreißen konnten, aber trotzdem angenehmer zu lesen waren als so mancher Eichendorff oder Novalis. Dennoch gibt es ein paar, die ich auch jetzt, mehrere Tage nach Beenden des Buches nicht vergessen kann, weil sie mich jede auf ihre eigene Art berührt haben. So gibt es beispielsweise "Ur", in der ein Dozent für englische Literatur ein Kindle zugeschickt bekommt, auf welchem man Werke aller Autoren findet, die eigentlich nicht existieren sollten, sich aber dennoch auf dem Gerät befinden. Das Besondere an dieser Geschichte war, dass man nicht wusste, worauf sie hinausläuft und jedes Mal von einer neuen Wendung vollkommen überrascht wurde. Mein absoluter Liebling ist jedoch unübertrefflich "Die Düne", denn die Erzählung, die vom Aufbau an eine klassische Gruselgeschichte erinnert, scheint ruhig dahinzuplätschern nur um sich dann mir dem letzten Wort in eine vollkommen andere Richtung zu entwickeln und mich sprachlos mit dem Buch in den Händen dasitzen zu lassen. Auch Leser des Genres Splatter kommen bei Stephen Kings Kurzgeschichten übrigens voll auf ihre Kosten, denn die ein oder andere Erzählung ist zeitweise sehr blutig und grausam. Im Moment des Lesens fand ich die erste Geschichte ziemlich abartig, alleine die Vorstellung an ein menschenfressendes Auto war gruselig, aber als ich das Buch zur Seite legte und mich Stunden später anderweitig beschäftigte, wanderten meine Gedanken immer wieder zur "Raststätte Mile 91" zurück und ich ertappte mich dabei, wie mich das Verlangen nach mehr packte. Es ist schwer zu erklären, aber die Geschichten von Stephen King haben eine unglaublich fesselnde Wirkung, ähnlich einer Droge. Wenn man einmal damit begonnen hat seine Werke zu lesen, will man alle verschlingen. Auch ich bin keine Ausnahme, "Der Anschlag" liegt schon bereit.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2016
Dark Day / Victor Bd.5
Wood, Tom

Dark Day / Victor Bd.5


ausgezeichnet

Der Profikiller Victor soll im Auftrag der CIA einen saudischen Prinzen töten, da dieser einige Terrorzellen finanziell unterstützt und viele derer nur durch seine Mithilfe existieren können. Was Victor allerdings nicht weiß: Man hat ihm eine Falle gestellt. In Prag trifft er nicht auf sein Opfer, wie eigentlich geplant, sondern auf die Auftragsmörderin Constance Stone, Codename "Raven". Sie ist Profikillerin und eliminiert ihre Oper lautlos wie ein Schatten, lange bevor diese ihre Anwesenheit auch nur erahnen. Doch mit Victor hat sie sich das falsche Ziel ausgesucht, denn er ist ein Profi durch und durch, so paranoid wie rücksichtlos und perfekt darin, jeden Beschatter zu entdecken und ohne Skrupel unschädlich zu machen. Ravens Anschlag auf Victor misslingt, doch die Killerin kann ihm entkommen, worauf er ihr rund um den Globus nachreist, um die von ihr ausgehende Gefahr für ihn auszuschalten. In New York treffen die beiden schließlich aufeinander und ausgerechnet dann stürzt ein Blackout die ganze Stadt in ein Chaos, inmitten dessen es zu einem atemraubenden Katz-und-Maus-Spiel zwischen Raven und Victor kommt.

"Dark Day" ist inzwischen der fünfte Auftrag für den Profikiller Victor, Codename "Tesseract", der jedoch vollkommen anders verläuft als geplant, wodurch ganz Manhattan in den Abgrund zu stürzen droht. Dieser nervenaufreibende Thriller bekommt von mir absolut verdiente fünf Eier, denn in Sachen Spannung und Action ist dieses Buch unübertrefflich. Sehr positiv überrascht war ich sogleich von dem Eingangskapitel, denn man befindet sich sofort inmitten eines penibel geplanten Mordes der Auftragskillerin Raven an einem Geschäftsmann, der mit einer solchen Präzision und Kaltblütigkeit ausgeführt wird, die erschreckend ist und den Leser bereits erahnen lässt, dass die nächsten Seiten kein Zuckerschlecken werden. Wer eher zart besaitet ist, dem sollte bereits an dieser Stelle klar werden, dass dieses Buch für jenes Gemüt vollkommen ungeeignet ist. Der Autor Tom Wood, welcher mit seinem eigentlichen Namen Tom Hinshelwood als Drehbuchautor bekannt ist, beschreibt die Abläufe und Kämpfe in solch einer Nüchternheit, dass alles dadurch zusätzlich an Brutalität gewinnt und gleichzeitig authentisch bleibt. Die Geschichte hat sich in meinem Kopf abgespielt wie ein Film und ich wurde von der Echtheit des Geschehens so sehr in den Bann gezogen, wodurch ich während der Lektüre sogar mehrmals vollkommen vergessen habe, dass ich eigentlich lese. Der packende Wettstreit der zwei Giganten, welche auf die charakterisierenden Codenamen Raven und Tesseract hören, ist unendlich spannend nachzuverfolgen und man hat das Gefühl gemeinsam mit Victor durch die Straßen New Yorks zu flüchten, um etwaigen Beschattern, Killern, Mitgliedern des Geheimdienstes und der Polizei zu entkommen. Vor allem das Ende hat mir unheimlich gut gefallen, denn perfekter hätte man den Ausgang für das Duell der zwei ebenbürtigen Auftragskillern nicht wählen können. "Dark Day" ist ein Actionthriller der Extraklasse, welcher sich besonders durch die starken Charaktere und authentischen Szenen auszeichnet, welche dafür sorgen, dass das Geschehen wie ein Film mit Jason Statham oder Bruce Willis in der Hauptrolle im Kopf abläuft.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2016
Die Spezialistin / Mission Munroe Bd.4
Stevens, Taylor

Die Spezialistin / Mission Munroe Bd.4


sehr gut

Vanessa Michael Munroe ist nach Dschibuti in Afrika geflohen, um sich dort über ihre Zukunft klarzuwerden, und arbeitet bei einer kleinen Sicherheitsfirma, allerdings mit einer anderen Identität. Sie mimt einen jungen Mann ohne Perspektive, doch diese weitestgehend entspannte Rolle wird ihr zum Verhängnis, als ihr Chef Leo sie verdächtigt eine Affäre mit seiner Frau Amber Marie zu haben, weshalb er sie zwingt, ein Schiff Richtung Kenia zu begleiten. Dabei enthält er ihr vor, dass sich eine illegale Waffenlieferung an Bord befindet, was Munroe mitten auf hoher See feststellen muss. Nur wenige Stunden später folgt ein Angriff somalischer Piraten und Munroe gelingt es dank ihrer herausragenden Fähigkeiten, mit dem schwer verletzten Kapitän ans Festland zu fliehen. Schon bald findet sie heraus, dass jene Piraten nicht etwa auf die Ladung des Schiffes aus waren, sondern vielmehr auf den Kapitän, der sich nun in Munroes Händen befindet. Die Zeit ist gekommen, ihre Talente einzusetzen, wodurch sie zu einem gefährlicheren Feind wird, als ihre Verfolger jemals ahnen könnten.

"Die Spezialistin" ist nunmehr der vierte Band der Reihe "Mission Munroe", der mich von den ersten Seiten in den Bann gezogen hat, obwohl ich die vorherigen drei Teile, "Die Touristin", "Die Sekte" und "Die Geisel" nicht gelesen habe, was ich aber dringend nachholen möchte. Aber auch ohne das Vorwissen konnte ich der Geschichte einwandfrei folgen, die von mir vier Eier bekommt. Nachdem ich mich in letzter Zeit hauptsächlich am Young Adult Genre bedient habe, war dieser hochbrisante Thriller eine willkommene Ablenkung von romantischen, teilweise kitschigen Erzählungen mit oftmals doch sehr vorhersehbaren Abschlüssen. Doch nicht so bei diesem Buch. Von der ersten bis zur letzten Seite herrschte Spannung pur, dass die Seiten nur so knisterten und eine rasante Wendung jagte die nächste, wodurch das Buch kaum aus der Hand zu legen war. Es ist kaum zu glauben, aber die Autorin, Taylor Stevens, lässt sich wirklich bis zur aller letzten Seite Zeit, den Fall gänzlich aufzuklären und dann auch noch in einer Perfektion, die einem die Sprache verschlägt. Aber wie in jedem Buch wäre eine tolle Geschichte nichts ohne den richtigen Protagonisten, beziehungsweise die richtige Protagonistin, wobei das in diesem Fall für alle Beteiligten nicht immer klar ersichtlich ist. Denn die meisten sehen in Vanessa Michael Munroe nur einen unbeholfenen jungen Mann mit keinerlei Perspektiven. Aber wer die Spezialistin für die Beschaffung jeglicher Informationen unterschätzt, hat schon verloren. Zu ihren bemerkenswerten Fähigkeiten zählt nicht nur das Talent, neue Sprachen innerhalb weniger Wochen manchmal sogar Tage bis zur Perfektion zu lernen, sondern auch ihr unglaubliches schauspielerisches Talent, welches, gepaart mit Munroes Intelligenz, vielen Ganoven zum Verhängnis wurde. Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die Authentizität, welche durch das Miteinbeziehen der politischen Situation Ostafrikas und dabei speziell den Konflikt zwischen Kenia und Somalia an Tiefe gewinnt, auch wenn ich an einigen Stellen gerne noch etwas mehr über die Hintergründe erfahren hätte, wie beispielsweise die Piraterie. Insgesamt ist dieser spannende Thriller jedem zu empfehlen, der den Nervenkitzel nicht scheut und sich an einer verstrickten Entführung mit Tiefgang interessiert.

Bewertung vom 17.11.2015
Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich (Restexemplar)
Jaud, Tommy

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich (Restexemplar)


sehr gut

Immer mehr Menschen leiden an Burnout, doch keiner weiß wirklich, woher diese psychische Krankheit kommt. Keiner? Doch! Der US-Bestseller-Autor Sean Brummel alias Tommy Jaud hat den Ursprung dafür in mangelnder Faulheit und dem maßlosen Müssen der Menschen gefunden. Nach seinem extra dafür entwickelten Motto ESMI, kurz für "Einen Scheiß muss ich!", beseitigt er all seine Probleme, wie etwa die nervige Ehefrau und den langweiligen Job, und fängt an, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Da ihm diese Weisheit sehr geholfen hat, ein glücklicher Mensch zu werden, schreibt er dieses Buch als Manifest gegen das schlechte Gewissen, um die ganze Menschheit davon zu überzeugen, dass sie nicht jede Diät oder neue Sportart mitmachen müssen, um den perfekten Körper zu erlangen, oder dass sie auf den Alkoholkonsum verzichten müssen, weil er angeblich Gehirnzellen abtötet und dem menschlichen Körper schadet, um ein perfektes Leben zu führen. Sean Brummels Buch ist kein Plädoyer für wurstigen Egoismus, sondern ein urkomischer Befreiungsschlag gegen Leistungswahn, Bevormundung und Gemüseterrorismus.
"Einen Scheiß muss ich" ist das erste Buch des Comedy-Experten Tommy Jaud, das ich jemals gelesen habe, weshalb ich mit Vorsicht an das Buch herangegangen bin, weil so eine Art von Roman schnell ins Eigenartige umschwenken kann. Doch entgegen meiner Erwartung hat mich Tommy Jauds aktuelles Werk überzeugt und bekommt daher vier Sterne von mir. Alleine Jauds Motivation, diesen Roman zu schreiben, finde ich super: Fasziniert von amerikanischen Ratgeber-büchern und schwer irritiert vom wachsenden Trend des maßlosen Müssens hat er sich dazu entschieden, selbst einen solchen Ratgeber zu schreiben. Es stellte sich ihm lediglich das Problem in den Weg, dass er kein Amerikaner ist, weshalb er einfach einen erfand: Den guten Sean Brummel. Mit diesem Paradebeispiel eines amerikanischen Mannes hat er eine sympathische Figur geschaffen, die obendrein so schamlos gegen alle Regeln des gesunden Menschenverstandes handelt, dass es schon wieder lustig ist. Wo wir auch schon bei der grundlegenden Thematik dieses Buches angekommen wären: Dem maßlosen Müssen der Menschheit. Tommy Jaud nimmt mit seinem Werk die menschliche Spezies und insbesondere deren obskure Verhaltensweisen auf den Arm, wobei hinter seiner Komik und der vor Ironie überschäumenden Kritik stets ein ernstzunehmender Funken Wahrheit steckt, den man nicht außer Acht lassen sollte. Deshalb ist dieses Buch nicht nur eine Satire, sondern es soll den Leser darauf aufmerksam machen, wie schlecht es eigentlich ist, immer unter dem Zwang zu stehen etwas zu müssen. Warum kann man nicht einfach mal die Füße hochlegen und ein Buch lesen, anstatt den Haufen an Wäsche zu bügeln, gemäß Sean Brummel treffenden Mottos ESMI. Einen Scheiß muss ich! Mir persönlich war das Buch an manchen Stellen zu abgedreht, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass Bücher dieser Art nicht unbedingt zu meinen Lieblingsgenres gehören. Super fand ich aber die bunten Illustrationen, welche das ohnehin schon durch den lockeren Schreibstil gegebene Lesevergnügen nochmal gesteigert haben. Am längsten ist mir folgender Nachrichtendialog - man sollte vielleicht dazusagen, dass Sean (S) leicht alkoholisiert war, als er dies an seine Freundin Karin (K) schrieb - im Gedächtnis geblieben, die ich einfach zum Brüllen komisch fand: "KAren, ich weiss is sauspät, aber Du bistz so süss und ich muss dich sehen!!!" (S) - "Ich lieg neben Dir Sean!" (K) - "Wo? Da gehts szeil runter!!!" (S) - "Andere Seite!!!" (K). Insgesamt kann ich dieses Manifest gegen das schlechte Gewissen auf jeden Fall empfehlen, doch man sollte nicht alles zu ernst nehmen und vor allem nicht empfindlich sein, ansonsten wird einem dieses Buch mit Sicherheit nicht gefallen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2015
Big Magic
Gilbert, Elizabeth

Big Magic


ausgezeichnet

"Die wesentlichen Zutaten für Kreativität sind alle gleich: Mut, Verzauberung, Erlaubnis, Beharrlichkeit, Vertrauen - und diese Elemente sind allen zugänglich. Was nicht heißt, dass ein kreatives Leben immer einfach ist; es heißt nur, dass ein kreatives Leben immer möglich ist." (S. 182)

Nach diesem Motto schreibt Elizabeth Gilbert in diesem Buch eine Liebeserklärung an die Macht der Inspiration, die jeden Menschen zu einem Leben voller Kreativität verhelfen kann. Warum sollte man nicht endlich ein Buch schreiben, einen Song aufnehmen, eine Tanzschule eröffnen? In diesem Ratgeber erzählt sie nicht nur ihre eigene Geschichte und entschlüsselt die ungewöhnlichen Wege der Inspiration, sie hilft uns gleichzeitig, an uns selbst zu glauben und unsere innigsten Träume zu verwirklichen.

Entgegen der allgemeinen Meinung bekommt "Big Magic - Nimm dein Leben in die Hand und es wird dir gelingen" von mir fünf Sterne, denn dieses Buch hat mich von der ersten Seite an verzaubert und mich dazu gebracht, wieder an mich und an meine Träume zu glauben. Durch ihren Roman "Eat Pray Love", der zu einem Weltbestseller wurde, prägte Elizabeth Gilbert eine ganze Generation von Leserinnen. In ihrem neuesten Werk erzählt sie von dem magischen, kreativen Impuls in uns allen, den "Big Magic", der durch den Mut, die in uns verborgenen Schätze hervorzubringen, unsere Angst vor dem Scheitern überwinden kann und uns den Weg in ein erfülltes Leben voller Kreativität ebnet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein trockenes Selbsthilfebuch, das man nach wenigen Seiten weglegen möchte, nein es ist viel mehr: Liz Gilbert verwebt mit ihrem bezaubernden Charme und funkensprühenden Talent Ratschläge und persönliche Erfahrung so geschickt miteinander, dass man, ohne es direkt zu merken, beginnt, wieder an seine Wünsche und Träume zu glauben. Besonders ihre Vorstellung der Idee hat mich fasziniert und zugleich unendlich berührt. Laut Elizabeth Gilbert schwirrt die Idee durch das Universum und sucht nach jemandem, der genau jetzt Zeit und Energie hat, diese zu verwirklichen. Manchmal muss sie dazu an mehreren Türen klopfen, bis sie schließlich bei der richtigen Person angekommen ist. Ideen nehmen wir teilweise unbewusst auf und wenn wir uns nicht angemessen mit ihnen beschäftigen, machen sie sich auf und davon und suchen nach einer anderen kreativen Seele, die ihnen Zugang gewähren. Elizabeths Beispiel dazu, das aus ihrem eigenen Leben stammt, würde ich in jedem anderen Buch als unrealistisch bezeichnen, doch hier bekam ich vom alleinigen Lesen Gänsehaut und ein sanfter Schauder überlief mich, den ich nur mit einem Wort erklären kann: Inspiration. Die Kombination aus esoterischen Anklängen und den herrlichen Anekdoten aus dem Leben der Autorin fand ich einfach nur grandios und haben mein Herz geöffnet, doch sie sind wahrscheinlich nicht jedermanns Sache. Man sollte definitiv wenigstens einen schwach glimmenden kreativen Funken in sich tragen und sich vollkommen auf dieses Buch einlassen können, denn dann wird man in eine Welt voller Kreativität, in der man die Inspiration bei jedem Atemzug in die Lungen saugt und die Ideen wie saftige Früchte an den Bäumen wachsen, entführt und lernt, an die Verwirklichung seiner Träume zu glauben.

Bewertung vom 17.08.2015
Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2
Meyer, Kai

Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2


ausgezeichnet

Furia und ihre Freunde vom Widerstand dringen immer tiefer in die magische Welt der Bücher vor, einzig und allein in dem Bestreben, das Reich phantastischer Geschichten und uralter Bibliotheken vor der Tyrannei der Adamitischen Akademie zu befreien. Von dem Sanktuarium aus, einem geheimen Ort, regieren die drei mächtigen Häuser Cantos, Lohenmut und Himmel die Welt der Bibliomanten und der Exlibri, wobei sie letztere aus tiefem Herzen verabscheuen und deshalb ausmerzen wollen. Um diese Herrschaft der Unterdrücker zu beenden, begibt sich Furia auf eine gefährliche Reise durch die verborgenen Refugien auf der Suche nach dem Zentrum der Macht. Doch dabei stoßen sie auf eine weitaus größere Gefahr, vor der sich sogar die Akademie fürchtet: Das größte Geheimnis der Bibliomantik.

"Die Seiten der Welt - Nachtland" ist die Fortsetzung des SPIEGEL-Bestsellers "Die Seiten der Welt" von Kai Meyer und steht dem in nichts nach, weshalb es von mir ebenfalls fünf Sterne bekommt. Schon von Beginn an fesselt die spannende Geschichte von Furia Salamandra Faerfax, die sich dieses Mal gemeinsam mit ihren Freunden vom Widerstand gegen die Adamitische Akademie und einer weitaus größeren Gefahr, die sich in den verborgenen Refugien zu einer großen Macht formiert, zur Wehr setzen muss. Dabei mangelt es sicherlich nicht an packenden Kampfszenen, bei denen mächtige Energien und Kräfte freigesetzt werden. Außerdem lassen sich zunehmend historische Parallelen zu bedeutenden Ereignissen unserer Geschichte, wie etwa dem Holocaust erkennen, die in einen modernen Kontext gebracht werden, wobei die in den Ghettos lebenden Exlibri die Rolle der angeblich Minderwertigen und Verstoßenen einnehmen. In diesem Buch findet man zudem viele Bezüge zu anderen Büchern, wie beispielsweise Shakespeares "Sommernachtstraum", aus dem die Anführer der Bardenbrüder, Ariel und Puck, stammen, und die Kakerlake Samsa, deren Ursprung auf Franz Kafkas "Die Verwandlung" zurückführen ist. Die altbewährten Charaktere überzeugen auch in diesem Buch wieder vollends und sorgen für zahlreiche Schmunzelmomente, wie etwa Furias rotes Schnabelbuch, das einen lustigen Kommentar nach dem anderen loslässt. Aber es gibt auch ein paar neue Personen, die einen sind liebenswert, während die anderen nur hochgradig verachtenswert sind. Zur ersten Kategorie gehört definitiv Patience, ein Krieger aus den Südstaaten, der nun als Leibwächter fungiert und mich dabei irgendwie immer an einen treuen Hund mit Dackelblick erinnerte. Es war einfach nur herrlich, wie der aus einem Schnulzenroman stammende Exlibro seiner Verflossenen hinterhertrauerte und dafür bei den anderen Bewohnern der Residenz nichts als genervte Blicke erntete. Im Gegensatz dazu stehen die Mitglieder des Hauses Himmel, einem der drei tyrannischen Familien, welche die Welt der Bücher regieren, denn diese fielen hauptsächlich durch ihre Intrigen auf. Wie auch in Teil eins sind auch in diesem Buch wieder einige schöne Zitate über Bücher, das Lesen und Literatur zu finden, wie etwa Cats Aussage "Bücher wird es immer geben. Und Leute, die sie lesen." (S. 333), welche vor allem durch die Nüchternheit und die Überzeugung, die dahintersteckt, beeindruckt. Eine weitere Besonderheit dieses Buches sind die fantasievollen Welten, die Kai Meyer einzig und allein mit seiner Sprache erschaffen kann, welche zahlreiche Bilder im Kopf entstehen lassen. Für Bücherliebhaber ist diese grandiose Fortsetzung einer vielversprechenden Trilogie rund um die Welt der Bücher ein absolutes Muss, denn die sympathischen Charaktere, allen voran Furia Salamandra Faerfax und ihr Seelenbuch, entführen einen auf eine Reise durch die Macht der Bibliomantik, wo ein actiongeladenes Kapitel das nächste jagt und die Seiten vor Spannung nur so knistern.