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eule2206
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oldenburg

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Insgesamt 272 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2021
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Die Fabrik ist das Herz!
Das Buch von Kati Naumann ist wunderbar geschrieben. Verständlich, die Zusammenhänge lassen sich durch den Aufbau des Buches wunderbar herstellen.

Das Buch beginnt mit dem Treffen der Cousinen Iris und Eva und des Cousins Jan, um die Werkshalle der Firma Langbein und deren Privaträume auszuräumen, damit das Anwesen durch die Erbengemeinschaft verkauft werden kann. Über die Jahre hinweg befinden sich die Räumlichkeiten in einem mehr als desolaten Zustand. Modernisierungen wurden nicht vorgenommen.
Die Spielzeugfabrik Langbein in Sonneberg wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Mine und Albert Langbein mit strenger Hand geführt. Die Kinder Fritz, Else, Hilda und Otto mussten bereits in jungen Jahren mithelfen, damit alle Aufträge erledigt werden konnten und wuchsen praktisch mit der Produktion auf, die anfangs in den Privaträumen der Langbeins erledigt wurde. Was toll für die Kinder war: Sie durften alle Spielzeugentwürfe als erstes testen. Die Auftragsbücher waren über etliche Jahre gut gefüllt, auch durch Kunden aus Amerika. Alle rissen sich um die Puppen mit den echten Wimpern und Gelenken, die nicht verdreht werden konnten.
Man baute die neue Fabrikhalle, was auch zur Folge hatte, dass Personal eingestellt wurde und die Kinder nicht mehr zu helfen brauchten.
Der älteste Sohn, Fritz, ging nach Amerika, um eine vierjährige Ausbildung zu absolvieren, da er die Fabrik einmal übernehmen sollte.
Dann kam der 1. Weltkrieg. Die Aufträge wurden weniger, man musste sehen, wo man bleibt. Lebensmittel wurden knapp und die Langbeins schauten, was man eintauschen könnte, um die Familie am Leben zu halten. Fritz hatte sich inzwischen aus Amerika kommend zum Militär gemeldet. Er ist nicht wieder nach Hause zurückgekehrt, worunter Mine, Albert und die Geschwister sehr gelitten haben. Nun musste Otto ran. Otto war künstlerisch begabt und entwarf neue Muster, exotische Tiere, Teddys. Bewundert von der Patentochter seiner Mutter namens Flora, die aus mehr als ärmlichen Verhältnissen stammte.
Else heiratete einen Blender namens Victor Pulvermüller und wurde schwanger. Das hinderte Victor nicht daran, sich um die Schwester Hilda zu kümmern, die prompt mit Anita schwanger wurde. Als Else das herausbekam, zog sie mit Victor Pulvermüller weg und hatte von da an Streit mit ihrer Schwester. Otto heiratete Flora und wurde glücklich. Beide bekamen die Kinder Hugo und Fred.
Die nächste Unwägbarkeit, die auf die Langbeins zukam, war die Nazizeit und der zweite Weltkrieg. Unter großen Schwierigkeiten konnten sie ihre Spielzeugfabrik weiter am Leben halten.
Die nächste Prüfung war das Regime in der ehemaligen DDR. Nun kam es ganz dicke, bis hin zur Enteignung.
Das Zusammentreffen von Iris, Eva und Jan zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Zwischendurch wird immer wieder auf die drei eingegangen. Dadurch wurden aber Zusammenhänge klar und das, was die drei gemacht haben bzw. worauf sie Bezug nahmen, deutlich.

Was letztlich ganz besonders freut, dass Iris, Eva und Jan in den Räumlichkeiten der Spielzeugfabrik Sonneberg bleiben wollen und Eva sogar die Puppenfabrikation wieder aufnehmen will. Sie haben einen Deal mit der Erbengemeinschaft hinbekommen.

Bewertung vom 27.11.2020
Caspian, Hanna

Silberstreif / Gut Greifenau Bd.5


ausgezeichnet

Nachdem ich alle vier Bände gelesen habe, war ich sehr gespannt auf den fünften Teil der Familiensaga Gut Greifenau.

Sehr schnell findet man sich wieder im Leben des Grafen Konstantin von Auwitz-Aarhayn, seiner Familie, seinen Freunden, seinem Personal und dem Umfeld. Graf Konstantin aus uraltem Adel mit einer standesbewussten Mutter, seinem ebenso standesbewussten Bruder Nikolaus, dem jüngeren Bruder Alexander, der gerne als erfolgreicher Musiker arbeiten möchte, und den Schwestern Anastasia, Gräfin von Sarwatzki, und Katharina, verheiratet mit dem bürgerlichen Emporkömmling Julius Urban.

Die Frau von Graf Konstantin, Rebecca, war früher Grundschullehrerin und steht mit beiden Beinen im Leben. Sie leitet den Haushalt vorausschauend und mit viel Empathie.

Prima ist, das auch die Bediensteten Platz in dem Buch haben und ihre Schicksale erzählt werden.

Das Buch fand ich toll geschrieben und kurzweilig. Was ich aber auch noch hervorheben muss ist, dass man sehr viel über das Leben in der damaligen Zeit erfährt. Die politischen Gegebenheiten sind prima herausgearbeitet. Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich denke, das wusstest Du nicht.

Es wird über die Schwierigkeiten und Probleme berichtet, die wir heute gar nicht mehr kennen. Vieles weiß man gar nicht, weil doch heute so viel selbstverständlich ist.

Einige Beispiele hierfür:
Das Medizinstudium von Katharina, das sie nur mit Erlaubnis ihres Mannes durchführen konnte und die damit verbundenen Schwierigkeiten und Vorurteile gegenüber Frauen beim Absolvieren des Studiums.

Die Homosexualiät von Alexander war in der damaligen Zeit ein großes Problem und stand unter Strafe.

Köchin Bertha, die ein Kind erwartet und von ihrem Liebhaber enttäuscht wurde und nicht weiß, wie sie es durchbringen kann.

Das strenge Wirken der Lehrer in der Schule u.v.m.

Fazit: Ein wunderbares Buch, das aber auch zum Nachdenken anregt. Während des Lesens habe ich immer wieder gedacht, wie gehts weiter...

Am liebsten würde ich Band 6 sofort lesen.