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katikatharinenhof

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Insgesamt 306 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2024
Rämö, Satu

Der Schatten des Nordlichts / Hildur Bd.3


gut

Leider enttäuschend

Weihnachten ist das Fest der Liebe - während die Polarlichter am Himmel tanzen, geschehen mysteriöse Dinge. Eine drapierte Leiche ruft Hildur und Jakob auf den Plan und die Ermittlungen scheinen zunächst Routine zu sein. Doch es geschehen weitere Morde und hier scheint sich jemand einen makaberen Scherz zu erlauben...

Der dritte Band der Reihe um die Ermittlerin Hildur enttäuscht auf mehreren Ebenen und ist leider der schwächste Teil der Serie, denn die Autorin verliert sich in einem unübersichtlichen Netz aus zu vielen Handlungssträngen, das die Leserschaft mehr ermüdet als fesselt.

Die Grundidee – ein Mörder, der sich von einer bekannten isländischen Weihnachtserzählung inspirieren lässt – klingt vielversprechend, wird jedoch schnell von abrupten Handlungswechseln und emotionalen Rückblenden an den Rand gedrängt. Diese Einblicke in die Vergangenheit von Hildur und Jakob scheinen zwar relevant, tragen jedoch wenig zur eigentlichen Geschichte bei. Stattdessen bleibt die Frage, wie diese Entwicklungen und auftretenden Figuren den Verlauf der Handlung beeinflussen, oft unbeantwortet, da sich die Charaktere und Erzählstränge oft nicht wirklich weiterentwickeln.

Jakob, der unter den manipulativen Spielchen seiner Ex-Frau Lena leidet, bleibt eine frustrierende Figur. Sein ständiger Kampf gegen Windmühlen wird schnell ermüdend, und Lenas unberechenbares Verhalten wird zur eindimensionalen Klischeefigur. Die Darstellung ihrer Beziehung zu ihrem Kind und die Art und Weise, wie sie ihre Rache an Jakob über die Bedürfnisse und das Wohlergehen des Kindes stellt, sind zwar realistisch, aber auch schwer verdaulich. Die Trennung von Elternteilen bringt Herausforderungen mit sich, doch in dieser Geschichte wird das Thema durch die ständige Eskalation von Jakobs Wutausbrüchen und Lenas Manipulation nicht nur unrealistisch, sondern auch anstrengend. Jakobs Unfähigkeit, seine Emotionen zu kontrollieren, ist eine weitere Schwäche des Buches und der Figur selbst. Auch wenn Lena ihn provoziert, ist körperliche Gewalt keine Lösung und trägt nicht zur Sympathie für seine Figur bei.

Normalerweise schätze ich mehrere Handlungsstränge, die Spannung und Neugier erzeugen, doch hier führen die vielen Ereignisse, Schauplätze und Charaktere eher zu Verwirrung und Langeweile. Die Weihnachtsgeschichte um die dreizehn Gesellen als Nebenhandlung wirkt abgedroschen und trägt nicht wirklich zum Verlauf des Krimis bei.

Insgesamt bleibt "Im Schatten des Nordlichts" deutlich hinter den Erwartungen zurück und bietet eine eher durchwachsene Handlung. Daher vergebe ich neutrale drei Sterne

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2024
Makin, Patrick

Die geheimsten Orte der Welt


ausgezeichnet

Einladung zur abenteuerlichen Entdeckungsreise

Stell dir vor, du öffnest ein magisches Buch und plötzlich schwebst du auf einem fliegenden Teppich an Orte, die voller Geheimnisse, Abenteuer und Gefahren stecken. Du fühlst dich wie Aladdin oder Prinzessin Jasmin, während du dir es auf dem farbenfrohen orangefarben Teppich gemütlich machst, der über und über mit magischen Motiven bestückst ist.

Während du durch den Nachthimmel schwebst, siehst du unter dir verborgene Schätze, verlassene Inseln und gefährliche Orte. Entdeckst kleine Paradiese, ferne Länder und neue Kulturen, die alle eine eigene aufregende Geschichte erzählen. Während du die Buchseiten umblätterst, fliegst du durch ein Traumfenster und lernst die geheimnisvollen Orte auf der ganzen Welt kennen.

Die Zeichnungen helfen dir dabei, das Gelesene in echtes Kopfkino zu verwandeln und du tauchst mit deinem Zauberteppich tief hinunter in den Marinanengraben, siehst das Bernsteinzimmer funkeln und kannst in der Filmkulisse von James Bond in Nagaskai durch die verlasse Stadt fliegen. Magst du es lieber gruselig ? Dann steuere deinen Teppich nach Paris, hinunter die Katakomben. Dort wartet ein schauriges Knochenlabyrinth auf dich und lässt dir die Gänsehaut über den Rücken rieseln.

Die wunderschön gestalteten Buchseiten verraten dir nicht nur wichtige Informationen, sondern beschreiben dir den besuchten Ort, geben dir einen Einblick auf seine Geschichte und vermitteln dir Wissenswertes über die Personen und Tiere, die dort einmal gelebt haben oder noch leben. Aber Vorsicht, manche Orte stecken voller Gefahren ...also nur in Gedanken dorthin reisen.

Bewertung vom 13.10.2024
Hampp, Bernhard

Deutschland für Buchverliebte


sehr gut

Glücksinseln für Buchliebhaber:innen

Schon als Kind war ich von der zauberhaften Bibliothek in Disneys "Die Schöne und das Biest" fasziniert – die hohen Regale, die mit einer Leiter zu erreichen sind und das Gefühl, in einer Welt voller Geschichten zu sein. Dieses Buch verwirklicht den Kindheitstraum und lässt Glasperlenfantasien, Buchseitenflüstern und Federwolkenträume plötzlich Realität werden.

Bernhard Hampp nimmt uns mit auf eine Reise durch Deutschland, die an buchige Orte führt – große Bücherkirchen, eindrucksvolle Bibliotheken, charmante Buchhandlungen und einladende Literaturcafés. Jede einzelne Seite ist eine Einladung, das eigene Leseglück zu entdecken und die Sehnsucht nach neuen Geschichten zu stillen. Die Beschreibungen der verschiedenen Orte sind so lebendig und einladend, dass ich kaum abwarten kann, sie selbst zu besuchen.

Die Idee, Lese(t)räume und Buch(t)räume in einem Reiseführer zusammenzufassen, ist ansprechend umgesetzt. Von Nord nach Süd, Ost nach West finden sich Nebeltraumkönigreiche, Fabelwelten und große Literatur, die die Leselust immer wieder aufs Neue entfachen. So schön die Seiten gestaltet sind und Heißhunger darauf machen, die vorgestellten Orte zu besuchen, gibt es jedoch ein Manko: Es fehlen die (Internet-)Adressen der vorgestellten Buchhandlungen, Büchercafés, Antiquariate und Literaturhotels, um eine Reise dorthin zu planen und weitere Informationen einholen zu können. Ansonsten eine sehr gelungen Lektüre für alle Lesehungrige.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.10.2024
Hüsler, Eugen E.;Kostner, Manfred;Kürschner, Iris

Das Buch der mystischen Orte in den Alpen


ausgezeichnet

“In den Bergen erfährt man das Gefühl märchenhafter Verwunschenheit.”

Das Buch der mystischen Orte in den Alpen“ von Eugen E. Hülser ist ein faszinierender Wanderführer, der die Leser:innen von der ersten Seite an regelrecht verzaubert. Es ist eine Einladung in Wort und Bild, die geheimnisvolle und sagenumwobene Seite der Alpen kennenzulernen, die nicht nur durch ihre atemberaubende Schönheit bestechen, sondern auch durch die Mythen und Legenden, die sich um sie ranken.

Die Frage, was magische Orte eigentlich sind, können nur die Lesenden für sich selbst beantworten und so werden die Ergebnisse unterschiedlich sein, doch das Buch schafft es, eine emotionale Verbindung zu diesen besonderen Plätzen herzustellen, die sich zwischen Königssee und Gardasee finden lassen.

Die Erzählungen über den bösen König Watzmann, König Laurins Rosengarten, tanzenden Hexen, versunkenen Dörfern und die Gletscherfee sind nicht nur faszinierend, sie verleihen den Wanderungen eine zusätzliche Dimension. Hülser gelingt es, die Leserschaft in die Welt der Sagen und Märchen zu entführen, während sie durch die beeindruckenden Landschaften der Alpen wandern, vorbei an sagenumwobenen Burgruinen, Höhlen im ewigen Eis und tosenden Wasserfällen, die zu Sinfonien aus abertausend glitzernden Tropfen werden. Die Verbindung von Natur und Mythos wird durch die wunderschönen Fotografien und ansprechende Gestaltung des Buches unterstrichen. Die sepiafarbenen Seiten und die grandiosen Landschaftsaufnahmen des Wanderführers werden zur begehbaren Kulisse für Wanderungen, die noch lange in Erinnerung bleiben.

Die Wanderungen, die Hülser vorschlägt, sind nicht nur körperliche Herausforderungen, sondern auch spirituelle Erlebnisse. Die Leser:innen werden eingeladen, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen und sich auf eine ganz besondere Entdeckungsreise zu begeben - der eigenen Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.

„Das Buch der mystischen Orte in den Alpen“ ist ein Wanderführer, der die Sehnsucht nach dem Unbekannten und Magischen weckt. Wunderschön zu lesen und eine Inspirationsquelle für die nächsten Wanderurlaube.

Bewertung vom 12.10.2024
Watschinger, Judith

Kleine Hände, kleine Füße: Kunterbunte Basteleien mit Hand- und Fußabdrücken.


ausgezeichnet

Zeigt her eure Füße (Kinderlied)

Manchmal braucht es so wenig, um ganz viel Spaß zu haben .....

Judith Watschinger zeigt in ihrem Buch "Kunterbunte Basteleien", wie aus kleinen Kinderhänden und -Füßen echte Kunstwerke werden, die nicht nur die Fantasie und Kreativität der Kinder anregen und fördern, sondern auch noch Motorik, Gleichgewicht und die Sinne schulen. Das Bastelzubehör ist in jedem Haushalt zu finden, denn neben Schere, Klebestift und Tonpapier werden nur noch ein Wasserfarbkasten und Pinsel benötigt, damit es direkt losgehen kann.

Das Einpinseln der kleinen Hände und Füße macht Kindern und Erwachsenen unglaublich viel Spaß, fördert die Nähe zu den Bezugspersonen (und in der KiTa auch zum pädagogischen Fachpersonal), lässt das ein oder andere Kichern in einem Lachanfall münden, denn wer an den Füßen kitzelig ist, der kann sich das Lachen einfach nicht verkneifen. Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind einfach umsetzbar und sowohl für Zuhause als auch für gemeinsames Basteln in der KiTa geeignet.

Aus den kunterbunten Fußabdrücken werden mit wenigen Handgriffen kleine Löwen, Tiger, Esel oder Giraffen. Auch ein Pirat und eine Meerjungfrau schauen um die Ecke, Schmetterlinge und Fledermäuse flattern aufgeregt hin und her und sogar der Nikolaus und die Rentiere finden einen Platz in der Kunstausstellung der Jungen und Mädchen.

Die kleine Kunstwerke lassen sich vielfältig verwenden, verwandeln sich in Lesezeichen, Geschenkanhänger, liebevolle Geschenkverpackungen und Geschenkpapierunikate und zaubern automatisch ein Lächeln auf die Lippen. Ein kunterbuntes kleines Büchlein, randvoll mit guten Ideen

Bewertung vom 12.10.2024
Stiefel, Janina

Das Buch der kuriosen Orte in Bayern


sehr gut

Coole Locations unterm weißblauen Himmel

Urlaub in Bayern – das klingt zunächst nach den typischen Klischees: Postkartenidylle, Trachten und die berühmten Sehenswürdigkeiten, die jede/r kennt und auf seiner To-do-Liste stehen hat. Doch Janina Stiefel beweist mit "Das Buch der kuriosen Orte in Bayern", dass es abseits der ausgetretenen Pfade noch viel mehr zu entdecken gibt. Ihr Reiseführer ist eine wahre Schatztruhe für alle, die das Ungewöhnliche und Kuriose suchen.

Der Aufbau des Buches ist durchdacht und in unterschiedliche Kategorien gegliedert. Spannende Aktivitäten, beeindruckende Naturphänomene, vergessene Orte und außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeiten geben sich ein Stelldichein und wecken mit jeder Seite die Neugier. Eine kleine, aber feine Schatztruhe mit guten Ideen, die sowohl Familien mit Kindern als auch Paare oder Alleinreisende strahlen lässt. Von einem Dackelmuseum über die legendäre Tanzlinde bis hin zu geheimnisvollen Kobolden in der Leutaschklamm – die Auswahl der Orte ist abwechslungsreich und oft überraschend. Wer das Abenteuer sucht, wird es zwischen den Buchseiten finden. Adrenalinjunkies und Gänsehaut-Sammler:innen kommen gleichermaßen auf ihre Kosten.

Echtes Highlight im Buch und garantiert nicht alltäglich, sind die Übernachtungsmöglichkeiten. Ob Glamping unter einem Apfelbaum oder Übernachten in einer Felswand in der Hölltalschlucht – coole Locations unterm weißblauen Himmel, die nichts mit den üblichen Hotel- & FeWo-Betten zu tun haben.

Ein kleiner Wermutstropfen ist jedoch, dass bei den vorgestellten Aktivitäten oft die (Internet-)Adressen, GPS-Koordinaten und Informationen zu Eintrittspreisen fehlen. Während die Öffnungszeiten angegeben sind, wäre es hilfreich, auch die genauen Standorte zu kennen, um die Planung zu erleichtern. Lediglich bei den Übernachtungsmöglichkeiten sind die Adressen abgedruckt, was das Buchen vorab erleichtert und das umständliche Suchen vor Ort erspart.

Insgesamt ist "Das Buch der kuriosen Orte in Bayern" von Janina Stiefel ein gelungener Reiseführer, der Bayerns unbekannte und kuriose Seite zeigt und dazu einlädt, auch einmal abseits der klassischen Touripfade die Ausflüge zu planen, um neue Eindrücke zu sammeln, die noch lange in Erinnerung bleiben.

Bewertung vom 11.10.2024
Baumgärtner, Theresa

Velvet Winter


ausgezeichnet

Ein echter Winterseelenwärmer

Velvet Winter" ist mehr als nur ein Buch; es ist eine liebevolle Umarmung, die die Leser:innen in die magische Winterzeit entführt. Schon beim Aufschlagen des Buches wird man von einem warmen Gefühl umgeben, das an die sanfte Berührung von Samt erinnert. Die wunderschöne Aufmachung und die sorgfältige Gestaltung sprechen alle Sinne an und schaffen eine Atmosphäre, die sowohl nostalgisch als auch einladend ist.

Was folgt sind Wollsockenmomente und echte Wohlfühlaufnahmen, die sich auf so gut wie jeder Seite des Buches finden lassen. Die Rezepte sind typisch englisch und verständlich aufgeschrieben, dass sie sowohl für erfahrene Köch:innen als auch für Neulinge leicht umsetzbar sind. Hier findet jeder das passende Rezept, um die kalte Jahreszeit mit köstlichen Leckereien zu genießen.

Neben Geschichten und winterlichen Eindrücken aus den britischen Cotsworlds hält Theresa Baumgärnter noch viele Bastelanleitungen bereit, die sich in wunderschöne winterliche Dekoideen verwandeln. Diese Ideen bringen einen Hauch von samtig-romantischem Flair in die eigenen vier Wände und machen das Zuhause zu einem warmen Rückzugsort während der frostigen Monate. Dazu spielt leise im Hintergrund die passende Playlist, zu der sich im Buch ein Hinweis befindet, um auch wirklich in das "Velvet Winter"-Gefühl einzutauchen und das Leseerlebnis noch intensiver, samtiger, kuschliger zu machen.

Das Geschenkpapier, das dem Buch beiliegt, ist eine wunderbare Ergänzung. Es greift die liebevolle Gestaltung des Buches auf und inspiriert zu kreativen Verpackungsideen, die das Geschenk für Familie und Freunde zu etwas ganz Besonderem machen.

"Velvet Winter - Wintertage wie Samt und Seide" ist zauberhaftes Buch, das nicht nur zum Lesen, sondern auch zum Nachkochen, Basteln und Dekorieren einlädt. Es ist eine Liebeserklärung an die Winterzeit in England und ein echter Winterseelenwärmer

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2024
Gasser, Christof

Spiegelberg


ausgezeichnet

Packend, wendungsreich und überraschend

Ein Festakt ist zum Feiern da, doch hier scheint jemand nicht in Feierlaune zu sein. Es häufen sich die Unglücksfälle und das ruft Cora Johannis auf den Pan. Ein Gespräch am Krankenbett der ehemaligen Botschafterin Frankreichs stachelt die Neugier der Journalistin noch mehr an, denn die kryptische Botschaft, die ihr die Verletzte zuflüstert, führt zu einem Rätsel, das unbedingt entschlüsselt werden will. Noch ahnt Cora nicht, dass sie zu einer Schachfigur in einem bitterbösen Spiel wird....


"Spiegelberg", der neueste Krimi von Christof Gasser, ist ein fesselndes Werk, das die Leser:innen vom ersten Kapitel an wie ein Magnet an den Seiten kleben lässt. Mit einem wechselvollen Spiel von großen Gefühlen und einer packenden Handlung schafft Gasser es, eine Atmosphäre der Spannung und des Ungewissen zu erzeugen, die einen nicht mehr loslässt. Die Angst wird zum ständigen Begleiter und das ungute Gefühl einer unterschwelligen Bedrohung schwingt beim Umblättern immer mit.

Der Schreibende wechselt geschickt zwischen zwei Zeitsträngen, die zunächst unabhängig erscheinen, aber randvoll mit regionalen als auch geschichtlichen Hintergründen sowie überraschenden Wendungen sind und in einem furiosen Showdown münden. Dieser Aufbau sorgt dafür, dass die Leserschaft ständig auf der Hut ist und sich fragt, wie die Puzzlestücke zusammenpassen werden. Die Charaktere sind vielschichtig und gut ausgearbeitet, was sie sowohl nachvollziehbar als auch unberechenbar macht. Die Protagonist:innen befinden sich in einem Wettlauf auf Leben und Tod, der nicht nur die Spannung steigert, sondern auch tiefere emotionale Ebenen anspricht. Cora ist immer mittendrin und wird so zur menschlichen Zielscheibe.

Gassers Schreibstil ist prägnant und bildhaft, wodurch die Szenen lebendig werden. Die Beschreibungen sind so eindringlich, dass man das Gefühl hat, selbst Teil der Handlung zu sein - da zischt dann au schon mal ein Projektil knapp am Ohr vorbei und lässt die Leser:innen unfreiwillig zusammenzucken. Die Dialoge sind authentisch und tragen zur Entwicklung der Charaktere und der Handlung bei. Man spürt die Dramatik und das Unheil, das sich anbahnt, während die Geschichte voranschreitet.

Das geschickte Verweben von Themen wie Liebe,Gier und Rache regt die Lesenden dazu an, über die moralischen Entscheidungen der Charaktere nachzudenken. Gasser gelingt es, die Leser:innen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitzunehmen, die sowohl fesselnd als auch erschütternd ist.

Insgesamt ist "Spiegelberg" ein beeindruckender Krimi, der sowohl durch seine packende Handlung als auch durch die tiefgründigen Charaktere besticht. Christof Gasser hat mit diesem Werk einen echten Seitenfresser geschaffen, der die Leser:innen bis zur letzten Seite fesselt. Nach "Blutlauenen" war die Messlatte schon richtig hoch und die Erwartungen entsprechend - "Spiegelberg" toppt alles und ist der bisher beste Krimi aus dieser nervenaufreibenden Reihe um die Journalistin Cora Johannis, die scheinbar zufällig mit dem Verbrechen auf Du und Du steht.

Bewertung vom 09.10.2024
Lloyd-Barlow, Viktoria

All die kleinen Vogelherzen


ausgezeichnet

Lesehighlight 2024

Manchmal sind es gerade die leisen Töne, die am meisten Eindruck hinterlassen. Und genau das passiert, wenn die Leser:innen "All die kleinen Vogelherzen" beendet haben - sie sind tief beeindruckt und zugleich verstört über die Handlung, die so harmlos beginnt.

Die Geschichte spielt in einem scheinbar harmonischen Umfeld, in dem die Protagonistin Sunday, eine Autistin, ihr Leben nach den Regeln eines kleinen Ratgeberbuchs aus den 1950er Jahren gestaltet. Diese Regelhaftigkeit und das doch eher antiquierte Frauenbild bieten ihr Sicherheit, während sie gleichzeitig eine tiefgründige und bemerkenswerte Figur verkörpert, die mit den herrschenden Vorurteilen konfrontiert und zur Zielscheibe für Missverständnisse, fehlende Akzeptanz und Unverständnis wird.

Die Ruhe, mit der Sunday ihr Leben führt, wird durch den Einzug von Vita, der neuen Nachbarin, jäh gestört. Vita ist das krasse Gegenteil von Sunday und verkörpert all das, was Sunday niemals sein wird und genau da setzt sie den Hebel an. Sie manipuliert und entfremdet schrittweise Dolly von ihrer Mutter und währenddessen fällt immer häufiger ihre ach so wunderschöne Maske. Die Demaskierung bringt schrittweise die tiefsitzenden Probleme von Vita hervor und daraus entsteht eine absolut fesselnde Handlung.

Die Autorin versteht es hervorragend, die innere Zerrissenheit und die emotionalen Kämpfe der Charaktere darzustellen. Durch Sundays Augen erleben die Leser:innen die subtilen und oft schmerzhaften Veränderungen in ihrer Welt. Die Beziehung zwischen Sunday und Dolly wird auf eine harte Probe gestellt, der schmerzhafte Prozess der Entfremdung tut beim Lesen fast schon seelisch weh und die Lesenden werden dazu angeregt, über eigene Vorurteile, den Umgang mit dem "Anderssein" und die verborgenen Verletzlichkeiten nachzudenken, die wir alle in uns tragen.

Die Sprache des Buches ist ebenso präzise wie poetisch und schafft es, die kleinen, aber bedeutenden Momente des Lebens einzufangen. Die Beobachtungen sind scharfsinnig und oft von einer subtilen Bösartigkeit durchzogen, die die Handlung umso fesselnder macht. Es ist ein Spiel mit den Erwartungen, das die Leserschaft immer wieder überrascht und zum Nachdenken anregt.

"All die kleinen Vogelherzen" ist mehr als nur ein Roman – es ist ein Lesehighlight 2024, das sich durch eine tiefgehende Charakterstudie und eine packende Erzählweise auszeichnet. Es konfrontiert uns mit vermeintlichen Privilegien sowie den Schattenseiten der Menschlichkeit und der Gesellschaft und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Bewertung vom 06.10.2024
Maly, Beate

Mord im Stadtpalais


ausgezeichnet

Kling Mordsglöckchen klingelingeling....

Im Palais Steinhäusel werden zu Weihnachten die Traditionen gepflegt. Die ganze Familie sitzt gemütlich beim Abendessen und genießt die kulinarischen Köstlichkeiten, die Köchin Mila gezaubert hat. Während des Desserts passiert es: Mila rutscht beim Servieren auf ein paar Glasmurmeln aus und dem Hausherrn bleibt der letzte Bissen sprichwörtlich im Hals stecken. Die Angehörigen trauern, aber war es wirklich ein Unfall ?

"Mord im Stadtpalais" von Beate Maly ist ein wunderschön verpackter Cosy-Crime, der mit dem zauberhaften Cover winterliche Stimmung verbreitet. Während Bratapfel- & Plätzchenduft, Lebkuchengewürz und Weihnachtsgefunkel durch die Seiten ziehen, verbreitet nach und nach noch eine andere, ganz und gar nicht weihnachtliche Zutat ihren tödlichen Hauch.

Der Mirkosmos Stadtpalais entfaltet sich in seiner prachtvollen Schönheit und steigt dank der plakativen Schreibweise der Autorin wie ein 3D-Objekt aus einer weihnachten Pop-up-Karte. Die Figuren sind alle sehr authentisch beschreiben und zeigen, dass hinter der ach so vornehmen Zurückhaltung und der offen zu Schau getragenen weißen Weste ganz viel böses Blut zu finden ist.

Während Kommissar Felix Zack - Nomen est Omen - sich von Mila in und außerhalb der Küche mit weihnachtlichem Kleingebäck und anderen Leckereien verwöhnen lässt, zieht diese ihre eigenen Schlüsse aus dem Gehörten und Gesehenen, kombiniert fleißig und bietet auch Hausdiener Sebastian die Stirn.

Die Schreibende verbindet die plüschige Ausstattung des Palais und die gesellschaftlichen Standesdünkel zur Kaiserzeit mit wundervollen Ideen und beweist dass ein Krimi auch ohne literweise Blut und Gemetzel auskommt und trotzdem - oder gerade deswegen - spannend und unterhaltsam ist. Es gibt genügend Möglichkeiten, die eigenen Ermittlungen voranzutreiben, Vermutungen anzustellen und diese mitsamt dem Mehlstaub auf der Arbeitsplatte wieder wegzuwischen.

Die Auflösung des Falles ist ein gefährliches Päckchen, das nach dem Öffnen seine ganze Boshaftigkeit und Abgebrühtheit offenbart. Zuckersüß und schmerzhaft in der Erkenntnis, voller besinnlicher Momente und tödlichen Leckerbissen: so mörderisch gut kann die Weihnachtszeit auch sein!