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Normanfips
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München

Bewertungen

Insgesamt 253 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2022
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Eine zarte Liebesgeschichte

Zehn Jahre lang war Leopold Perlstein, ein vor vielen Jahren gefragter Schriftsteller, im Exil in Palästina. Seine eigentliche Heimat ist die Stadt Wien, aus der er vor den Nazis fliehen musste. Nun schreiben wir das Jahr 1948 und Leo ist unterwegs nach Connecticut, um den Sommer über im Landhaus seiner Agentin zu verbringen. Dort hofft er, seine Schreibblockade überwinden zu können. Leo ist unzugänglich und menschenscheu. Ruhe schätzt er über alles. Daraus wird allerdings nichts, da das Haus abgebrannt ist und Leo nun im Roxy, einem einfachen Gästehaus übernachten und für die nächsten Wochen leben muss. Geführt wird die Unterkunft von Dora, die auf den ersten Blick auch nicht sehr zugänglich zu sein scheint.
Es ist laut, das Essen schmeckt nicht, das Bett ist schief und alles scheint sich gegen Leo verschworen zu haben.
Doch nach und nach kommt er aus seinem Schneckenhaus heraus, auch dank Dora und gemeinsamen Kartenspielen, dem Strohmandeln.
Agnes Krup schreibt unaufgeregt und schafft es, die Sommerhitze, die Geräusche der Gäste, die Gerüche und die Menschen lebendig werden zu lassen.
Auch wenn beide Charaktere auf den ersten Blick nicht sehr offen und einnehmend wirken, mochte ich sie von Anfang an. Die Beziehung zwischen ihnen schreitet langsam und unaufgeregt voran, wobei beide sich mehr und mehr öffnen und von ihrem Leben preisgeben.
Ich hätte gerne noch weiter am Leben der beiden teilgenommen. Eine klare Empfehlung für Leser, die eine schöne und klare Sprache zu schätzen wissen und mehr auf die leisen Zwischentöne stehen.
Das Cover ist übrigens ein wunderschöner Hingucker und rundet das Lesevergnügen perfekt ab.

Bewertung vom 11.03.2022
Pfeiffer, Boris

Das Riff der anderen / Survivors Bd.2


gut

Die Suche nach einem neuen Lebensraum geht weiter

Das Abenteuer der Survivors geht weiter. Zacky, Scir, Heuler, DonDon und ihre Freunde sind weiterhin auf der Suche nach einem geeigneten Riff, an dem sie sich niederlassen und leben können. Nur so einfach gestaltet sich die Suche nicht. Die Reise durch den Ozean ist gefährlich und man weiß nie was das Unbekannte bereit hält. Mit Mut, Durchhaltevermögen und auch dem Verzicht auf Fressen, schaffen sie es gemeinsam ein neues Riff zu finden. Doch dann lauert dort noch eine viel größere Gefahr für die Freunde.
Ich bin ein bisschen hin und her gerissen von der Geschichte. Die Fische sind sehr nett gezeichnet, sowohl schriftstellerisch als auch illustratorisch. Dennoch konnte mich Band 2 nicht so recht begeistern. Mit was ich mich gar nicht abfinden kann, das ist das Ende der Geschichte. Kann man Kindern so ein Ende bieten? Klar, da kommt noch Band 3, aber mich hat das Buch definitiv runtergezogen.
Die Botschaft ist deutlich…Erwärmung der Meere, Absterben der Riffe, Aussterben der Fische, dazu Überfischung und die Verschmutzung der Ozeane.
Verpackt ist dies alles in eine spannende Geschichte, in der gezeigt wird, dass Zusammenhalt, Mut und Opferbereitschaft wichtig sind, um seine Ziele zu erreichen.

Bewertung vom 06.03.2022
Lucas, Rachael

Die kleine Buchhandlung im alten Postamt


sehr gut

Romantische Wohlfühl-Lektüre

Hannah lebt mit ihrem Ehemann Phil und ihrem pubertierenden Sohn Ben in Salford. Nun ist sie unterwegs zur Beerdigung ihrer Tante in Little Maudley in den Cotswolds. Ehemann und Sohn lassen sie mal wieder im Stich und so ist sie alleine unterwegs. Dieses Gefühl ist ihr inzwischen altbekannt, nämlich dass sie vieles alleine stemmen muss. Phil macht sich rar und ist beruflich andauernd unterwegs. Ben ist in schlechte Gesellschaft geraten und bekommt immer mehr Ärger in der Schule und auch mit der Polizei. Als ihre Cousine Beth den Dorfladen samt Postamt in Little Maudley an Hannah weitergeben will, ergreift sie die Gelegenheit und erfüllt sich einen Traum. Leben in einem Dorf, vielleicht eine eigene kleine Buchhandlung eröffnen und Ben wäre zudem erstmal weg von den schlechten Einflüssen.
Im Bilderbuch-Dorf macht sie nach und nach die Bekanntschaft mit den unterschiedlichsten Dorfbewohnern und unter anderem auch mit Jake Lovatt, dem attraktiven Ex-Fußballnationalspieler.
Rachael Lucas schreibt flüssig und unterhaltsam. Ihr gelingt es ein Wohlgefühl beim Leser zu erzeugen. Die einzelnen Figuren sind gut und sympathisch dargestellt. Der Plot fängt gut an, lässt leider ab der Mitte etwas nach und hat ein paar Längen. Zum Ende hin zieht er wieder an, bleibt allerdings ziemlich vorhersehbar. Wer eine kurzweilige und romantische Unterhaltung mit Dorf-Idylle-Romantik sucht, der kann hier getrost zugreifen.

Bewertung vom 05.03.2022
Schroeter, Udo

Das Feuer des Lebens


sehr gut

Inspirierend und motivierend

Ben hat sich in den letzten Jahren von sich und das was ihn ausmacht und ihm Freude bereitet weit entfernt. Plötzlich stellt er dank der Frage (Lebst du wirklich das, wofür du brennst?) eines Freundes fest, dass er mehr funktioniert als lebt. Dass er sich verloren hat in der Eintönigkeit des Alltags und wie viel Zeit der Beruf in seinem Leben in Anspruch nimmt.
So beschließt Ben kurzerhand seine letzten Urlaubstage sinnvoll zu nutzen und auf die Suche zu gehen. Auf die Suche nach seinem inneren Feuer. Er packt sein Surfboard, sein Zelt und seine Gitarre ein und fährt ans Meer zu seinem alten Freund Bo, der einen Campingplatz betreibt. Durch die Natur, durch Gespräche mit anderen Menschen, durch die Musik und durch das Gefühl auf dem Wasser wieder bei sich zu sein, wird Ben immer mehr klar, was ihn wirklich begeistert.
Udo Schroeter bringt uns mit seiner Erzählung ‚Das Feuer des Lebens‘ ins Nachdenken und Überdenken des eigenen Lebens, während wir seinem Protagonisten Ben auf seiner Reise folgen.
Das Buch ist inspirierend und motivierend. Der Autor arbeitet mit Metaphern, Geschichten und Gesprächen, um zu motivieren, zu begeistern und Mut zum Aufbruch zuzusprechen.
Man erfährt als Leser nicht unbedingt etwas Neues, es ist eher wie eine Erinnerung und ein Anhalten. Es wird einem die Möglichkeit gegeben sich selbst und sein Leben zu reflektieren und eventuell wieder in andere Bahnen zu lenken. In der Mitte des Buches finden wir noch einige Naturaufnahmen, die die Geschichte gut abrunden.
Etwas anstrengend fand ich die ständigen Wortwiederholungen, die mir den Lesegenuss etwas eingeschränkt haben, sowie teils konstruierte Begegnungen und Gespräche.
Dennoch haben mir das Buch und vor allem die Botschaft sehr gut gefallen!

Bewertung vom 05.03.2022
Dix, Elsa

Die kalte Mamsell / Viktoria Berg Bd.3


sehr gut

Unterhaltsamer historischer Krimi auf Norderney

Wir befinden uns im Jahre 1913 auf Norderney. Es ist die Zeit der Belle Epoque. Die feine Gesellschaft trifft sich zur Sommerfrische in den Seebädern.
Die Lehrerin Viktoria Berg ist zusammen mit ihrem Vater ebenfalls vor Ort und kümmert sich um ihn, da er gesundheitlich angeschlagen ist.
Christian Hinrichs tritt seinen Dienst als Kriminalassistent auf der Insel an. Kaum angekommen hat er es gleich mit zwei Toten in einem Eiskeller eines vornehmen Hotels zu tun. Die Leichen einer Küchenmagd, die erst vor kurzem zur Kaltmamsell in jenem Hotel aufstieg und eines unbekannten Mannes werden dort entdeckt.
Viktoria und Christian, die sich endlich nach einer längeren Zeit wieder getroffen haben, befinden sich auf einem gemeinsamen Spaziergang, als der grausige Fund gemacht wird. Viktoria entdeckt an der Toten eine Brosche, die direkt mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun hat.
Christian ist aufgefordert, die Tat schnellstmöglich aufzuklären. Viktoria steht ihm mutig und entschlossen zur Seite.
Ich kenne die Vorgänger der Seebad-Krimis nicht, konnte aber problemlos in die Handlung einsteigen. Der Krimi enthält interessante historische Details, bietet einiges an Lokalkolorit, und baut vor allem zum Schluss hin Spannung auf. Die Figuren sind sympathisch gezeichnet. Durch die kurzen Kapitel und den angenehmen Schreibstil liest sich der Krimi sehr flott. Besonders erwähnenswert finde ich die Ausgewogenheit zwischen den Ermittlungen und dem Privatleben der Protagonisten. Dies ist Elsa Dix sehr gut gelungen.
Der Ausgang der Geschichte war mir leider etwas zu vorhersehbar, dennoch insgesamt ein schön zu lesender Krimi, der mich gut unterhalten hat.

Bewertung vom 28.02.2022
Vassena, Mascha

Mord in Montagnola / Moira Rusconi ermittelt Bd.1


sehr gut

Ein lesenswerter Krimi mit romanhaften Elementen


Moira kehrt nach einigen Jahren zurück in das Tessiner Dorf Montagnola, um nach ihrem Vater zu sehen, der einen Schlaganfall erlitten hatte. Moira ist Übersetzerin, hat eine Tochter und lebt in Frankfurt.
Kaum angekommen wird ein Toter in einem historischen Eiskeller gefunden. Moira trifft im Dorf auf ihre Jugendliebe Luca, der inzwischen leitender Rechtsmediziner ist und mit dem Todesfall betraut wird.
Da die Dolmetscherin vor Ort erkrankte, bittet man Moira um ihre Mithilfe beim Übersetzen. Bald bleibt es nicht nur dabei, sondern sie ermittelt in dem Mordfall an der Seite der ehrgeizigen Chiara mit.
Mascha Vassena pflegt einen sehr schönen und angenehmen Schreibstil. Sie bringt ausreichend Lokalkolorit in die Geschichte. Die Figuren sind liebevoll und sympathisch gezeichnet, allen voran Moira selbst und ebenso ihr Vater. Der Fall an sich gerät dabei manchmal fast in den Hintergrund, da die romanhaften Elemente im Vordergrund stehen.
Mein Kritikpunkt an diesem Krimi ist Moiras Rolle als Teil des Ermittlungsteams, das erscheint mir doch ziemlich unwahrscheinlich.
Insgesamt hat mir der Krimi allerdings gut gefallen, ganz besonders das Dorfgeschehen und das Zusammenspiel der Figuren. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 24.02.2022
Isermeyer, Jörg;Schüttler, Kai

Dachs und Rakete. Ab in die Stadt!


ausgezeichnet

Dachs und Rakete ziehen (unfreiwillig) in die Stadt

Die Geschichte startet mit einem Unglück, denn Dachs und Raketes Zuhause wird kurzerhand plattgemacht zugunsten eines Natur-Erlebnisparks. Mit Hilfe des Gleichmuts, der Erfindungsgabe, der handwerklichen Geschicklichkeit von Dachs und natürlich der unverbrüchlichen Freundschaft von beiden, machen sie sich auf den Weg und landen in der Stadt. Dort müssen sie mit völlig neuen Regeln und Gepflogenheiten zurecht kommen. Wie beide das schaffen? Am besten selbst dieses wunderbar illustrierte Buch aufschlagen und nachlesen. Die Eigenarten der Stadt werden gut beschrieben und auch wie die beiden Freunde damit umgehen.
Ein wunderbares Buch für Kinder ab 5. Die Bilder von Kai Schüttler sind ihm großartig gelungen und machen das Kinderbuch erst so richtig rund.
Daher kann ich hier sehr gerne eine klare Kaufempfehlung geben.

Bewertung vom 19.02.2022
Böhler, Annette

Veganes Schnitzel zum Verlieben: Liebesroman


sehr gut

Locker und leichter Liebesroman

Ella unterhält einen veganen Foodblog und ist damit sehr erfolgreich. Dennoch kommen ihr langsam Zweifel an diesem Business und sie entwickelt Träume für ihre Zukunft ohne Social Media.
Eines Abends erlebt sie nach einem Galaabend einen sexuellen Übergriff. Jo, der ebenfalls auf diesem Event war, rettet sie aus der brenzligen Situation. Sie lernen sich näher kennen und stellen fest, dass sie denselben Traum haben. Raus aufs Land, Selbstversorger sein und mehr im realen als im digitalen Leben unterwegs sein.
Und dann gibt es noch eine weitere wichtige Person in ihrem Leben. Ben, ihr bester und einziger Freund, der ebenfalls als Youtuber unterwegs ist.
Der Schreibstil der Autorin ist leicht, locker und flüssig und dementsprechend sehr angenehm zu lesen. Man fliegt quasi durch die Seiten. Der Roman spricht wichtige Themen an, beispielsweise Abhängigkeiten, Schein und Glanz in den Sozialen Medien, Lügen. Es geht auch um Selbstverwirklichung, Mut, Vertrauen, Freundschaft und Liebe.
Die Handlungsweisen der einzelnen Figuren waren für mich teilweise schwer nachvollziehbar. Sie zeichnen sich durch eine große Portion Naivität und Unstetigkeit aus. Dennoch sind sie sympathisch.
Das Beziehungsleben ging mir zu schnell hin und her und war für mich nicht glaubwürdig.
Dennoch hat mich die Liebesgeschichte rund um Ella gut unterhalten. Ein großes Plus ist die Thematik rund um Veganismus und das Buch wird durch richtig tolle Rezepte abgerundet, die einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Bewertung vom 19.02.2022
Hasenkopf, Marco

Eisflut 1784


ausgezeichnet

Hervorragender historischer krimi

Der Autor Marco Hasenkopf entführt uns in das Jahr 1784 nach Cöln. Nach Vulkanausbrüchen in Island haben sich die klimatischen Verhältnisse drastisch verändert. Leider nicht zum Guten für die Menschen. Wenig ertragreiche Ernten und eine bittere Kälte herrschen vor. Zudem steht in Cöln und Umgebung eine Eisflut von noch nie dagewesenem Ausmaß im Rheinland bevor.
Vor diesem Hintergrund von Armut, Hunger, Kälte, religiösem Fanatismus und Dekadenz der Reichen, spielt der historische Kriminalroman rund um den Amtmann Henrik Venray und der Apothekerswitwe Anna-Maria Scheidt.
Ein Serienmörder geht um, und die Zeit drängt, denn die Schmelzwasserflut steht unmittelbar bevor.
Der Autor versteht es hervorragend diese Eiseskälte zu beschreiben. Man kann förmlich fühlen, wie die Kälte an einem hochkriecht. Zudem sind die Beschreibungen von Land und Leuten sehr gut gelungen.
Dies ist einer der besten historischen Krimis, die ich gelesen habe und ich habe jede Seite genossen.
Was ich noch hervorheben möchte ist, dass Marco Hasenkopf akribisch recherchiert und am Ende des Buches noch interessante historische Fakten angefügt hat.
Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!