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omami
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Lannach

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Insgesamt 231 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2021
Casagrande, Romina

Als wir uns die Welt versprachen


ausgezeichnet

Der erste Eindruck bei diesem Buch war das Cover. So ein süßes Mädel. Und beim Lesen der Geschichte wurde das Titelbild zum Leitbild.

Edna, eine betagte Dame, trägt ihr Leben lang ein Versprechen mit sich herum, aber sie kann es nicht einlösen, weil ihr ein paar sehr wichtige Anhaltspunkte dazu fehlen.

Sie war eines der bedauernswerten Schwabenkinder, hat auf dem Hof, auf dem sie gearbeitet hat, aber einen Freund gefunden. Und mit diesem einen Papagei.

Der Papagei, Emil, lebt nun schon ihr ganzes Leben bei ihr und sie möchte ihn so gerne an ihren Kindheitsfreund zurückgeben.

Wie der Zufall es will, liest sie in einer Zeitschrift einen Artikel, der genau über ihren Freund berichtet.

Und Edna, alt und bei nicht besonders guter Gesundheit, macht sich auf den Weg nach Ravensburg, um ihr Versprechen endlich einzulösen.

Was ihr dann auf dem Weg dorthin an Menschlichkeit und Freundlichkeit unterkommt und welche Abenteuer sie besteht, das kann man im Buch , das alles auf wirklich unterhaltsame Weise beschreibt, ohne die alte Frau lächerlich wirken zu lassen, lesen.

Und man lernt, daß es immer weitergeht, egal, was gerade passiert ist.

Ein wirklich unterhaltsames, stellenweise auch aufwühlendes Buch, das man gelesen haben sollte.

Bewertung vom 27.03.2021
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


ausgezeichnet

Der Autor Stephen Mack Jones führt seine Leserschaft in den Mexikanischen Teil von Detroit.
Sein Protagonist, der ehemalige Cop August Snow, Sohn eines afro-amerikanischen Polizisten und einer mexikanisch-amerikanischen Malerin, erzählt in Ich-Form, was er nach der Rückkehr von einem langen, alkoholgeschwängerten Europatrip in seiner Heimatstadt Detroit erlebt.
Nach einem gewonnenen Prozess gegen korrupte Polizisten und ebensolche Politiker seiner Stadt wurde er zwar suspendiert, aber dafür hat er viel Geld .
Damit möchte er nun sein Heimatviertel lebenswert machen, er kauft die meisten Häuser in seiner Straße und tut mit seinem Geld Gutes, wo immer er es für nötig hält.
Auch als Ex-Cop ist seine Parole noch immer: Zu dienen und zu schützen
Aber er hat auch ein Vermächtnis seines Vaters zu erfüllen und das lautet etwas anders.
Geist, Körper und Seele; geladen und entsichert; immer und ewig.
Und bald ist es soweit, dass er sich dazu bekennt.
Kaum ist er wieder zu Hause in der Stadt, wird er zu Eleanor Paget, einer der reichen Frauen der Stadt , beordert, sie will, daß er Ungereimtheiten im Gefüge ihrer Bank aufdeckt.
Am Tag darauf aber ist sie tot.
Und nun hat August Snow ein neues Ziel vor Augen, denn er glaubt im Gegensatz zu der ermittelnden Polizei nicht an Selbstmord.
Mit Hilfe alter und neu gewonnener Freunde stürzt er sich in ein wildes Abenteuer.
Auf 358 Seiten findet man sowohl Sozialkritik, als auch Einblicke in das Leben der vom Glück verlassenen, ehemals gut verdienender Mexikaner, und dem restlichen Völkergemisch der einst blühenden Stadt.
Spannung , Humor, Sarkasmus, Mitleid und Brutalität sind die Zutaten zu einem lesenswerten ersten Buch einer geplanten Reihe.
Das Cover mit der Skyline von Detroit ist schön, aber nichtssagend.

Bewertung vom 22.03.2021
Eimer, Petra

Und dann kam Juli / Juli Bd.1


ausgezeichnet

Petra Eimer hat das wirklich gut gemacht.
Die Idee, daß jemandem ein Pferd zuläuft, hat schon was. Paul hätte ja nichts gegen einen Hund gehabt, aber dann steht da ein Pferd.
Das löst allerhand aus.
Zurückgeben, Besitzer suchen,
Verschenken, wer will es?
Mit wunderschönen Zeichnungen versehen, mit gut leserlicher Schrift und ganz viel Paul'scher Logik ist so ein tolles Buch entstanden, mit dem sogar Oma Freundschaft geschlossen hat.

Bewertung vom 18.03.2021
Falk, Susanne

Johanna spielt das Leben


sehr gut

Die Autorin Susanne Falk läßt ihre Leserschaft auf 254 Seiten am Leben der Schauspielerin Johanna Neuendorff teilnehmen.
Ihr Leben zwischen 1949 und 1961 wird mit allen Facetten des Lebens einer Schauspielerin, Ehefrau und Mutter beschrieben.
Als gefeierte Jungschauspielerin lernt diese ihren Georg bei einer Feier mit Kollegen aus dem Theater kennen - und lieben.
Und so wird aus Johanna eine dreigeteilte Frau.
Sie liebt ihren Georg, bekommt nach einer Totgeburt spät eine Tochter, will sich als gute Mutter beweisen und sehnt sich doch danach, wieder auf der Bühne zu stehen.
In vielen Episoden, die in der Zeit hin und herspringen, die teils lustig und teils traurig sind, kommt nach und nach auch noch ein gut gehütetes Geheimnis ans Licht der Welt.
Eingebunden in die Welt des Theaters, der Burg und der großen Mimen und Regisseure, aber auch in das Denken nach Kategorien, nach dem überstandenen Weltkrieg, entwickelt die Autorin ihre Figuren und läßt sie lebendig werden.
Das Cover zeigt eine strahlend rot gekleidete Frau, die sich vom Grau des Alltags unterscheidet.

Bewertung vom 10.03.2021
Segovia, Sofía

Das Flüstern der Bienen


ausgezeichnet

Sofia Segovia berichtet in ihrem zweiten Roman von den Erinnerungen der Romanfigur Francisco Morales.
In kurzen, prägnanten Kapiteln schreibt sie die bewegende Geschichte einer mexikanischen Großgrundbesitzer-Familie nieder und gibt auch dem gealterten Francisco eine Stimme.
Man schreibt das Jahr 1910 auf der Hacienda der Familie Morales in Linares, Mexiko.
Die alte Amme Reja sitzt Tag für Tag in ihrem knarzigen Schaukelstuhl, redet schon lange nicht mehr viel und verdöst ihre Tage in der Sonne. Bis sie eines Tages plötzlich verschwunden ist und alle das Schlimmste befürchten. Sie wird gesucht und auch gefunden, aber die Überraschung ist groß. Denn sie hat zwei Bündel bei sich, in einem liegt ein blaugefrorenes Baby, über und über mit Bienen bedeckt, entstellt und deswegen ausgesetzt., im zweiten Bündel die Behausung der Bienen.
Das Kind überlebt dank der Bienen und ihres Honigs, der Milch einer Ziege und Nana Rejas Geduld beim Füttern des Kindes.
Aber nicht alle sehen es als Wunder, sondern manche glauben, dass der Teufel das Kind gezeichnet hat und es Unglück bringen soll.
Das Kind wird auf den Namen Simonopio getauft und von der Familie wie ein eigenes Kind aufgenommen und behandelt. Und die Bienen weichen ihm nicht von der Seite.
Der spätgeborene Sohn von Beatriz und Francisco Morales, Francisco jun. hat ein ganz besonders enges Verhältnis zu Simonopio und ist der einzige der Familie, der seine Sprache versteht und spricht.
Dank Simonopios Gespür für die Natur und Gefahren übersteht die Familie die mexikanische Revolution und die spanische Grippe, die beide viele Menschenleben fordern.
Der Roman beschreibt das Leben und die Menschen auf dem Land im Mexiko dieser Zeiten, wie man sich gegenseitig half, welche Probleme die Menschen hatten und wie sie einander begegneten und miteinander umgingen.
Zeit, Orte und Bürgerkrieg, sowie die Pandemie der spanischen Grippe sind real, die Menschen im Roman sind Fiktion, aber es könnte durchaus so gewesen sein……….
Das Cover mit seinen Orangen, Blättern, Orangenblüten und den Bienen macht das Buch auch optisch zu einem Hingucker. Man riecht es förmlich.

Ein wunderbares Leseerlebnis für Leser, die langsame, leise Romane schätzen.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.02.2021
Dara, Domenico

Der Zirkus von Girifalco


ausgezeichnet

Der Autor Domenico Dara hat ein weiteres Buch über das suditalienische Dorf Girifalco geschrieben. Schon sein „ Postbote von Girifalco“ war eines meiner Lieblingsbücher. Nun habe ich ein neues.
Wieder geht es um einige Einwohner von Girifalco. Sehr hilfreich ist ein Verzeichnis eben dieser beschriebenen Personen am Ende des Buches.
Da ist Archidemu, dem sein kleiner Bruder abhanden gekommen ist, oder Cuncettina, die sich so sehnlich ein Kind wünscht, Caracantulu, der beim Arbeiten in „Doicland" einen Unfall erlitt und nun fehlen ihm zwei Finger, da ist Don Venanziu, wohl die schillerndste Figur des Buches, aber auch die arme Taliana, uneheliche Mutter von Angeliaddu, der ein weisses Haarbüschel am Kopf hat, und Lulu, der in der Nervenheilanstalt des Dorfes lebt und auf seine Mama wartet……
Die Bosheit, der Hass, die Liebe, das Mitleid, die Gleichgültigkeit, alle leben nebeneinander in diesem kalabrischen Dorf.
Es geht hier um das große Ganze, mit einigen Abzweigungen in das Kleine.
Man meint, in ein Dorf in den 50er Jahren zu kommen, das stimmt aber nicht, es ist eigentlich ein modernes Dorf, geprägt aber vom Glauben und vom Aberglauben seiner Bewohner.
Das Kirchenjahr und der Dorfheilige San Rocco spielt ebenfalls eine besondere Rolle, mitsamt Umzügen und Reliquien aus Pappmaschee.

Und natürlich der Zirkus, der sich irgendwie nach Girifalco verirrt hat und nun dort Station macht. Dieser Zirkus bringt das Leben der Dorfgemeinschaft kräftig durcheinander und trägt nicht ganz ohne Grund den Namen Engelmann.
Die Magie des Zirkus läßt bei so manchem Dorfbewohner Hoffnungen und Wünsche aufkommen.
Ein leises, langsames Buch, das zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 12.02.2021
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Die beiden Autoren , der Journalist Peter Mohlin und der Drehbuchautor Peter Nyström, haben hier ein ganz tolles spannendes erstes Buch einer ganz neuen Reihe hervorgebracht.
Es geht um ein grausames Verbrechen, das nach 10 Jahren als sogenannter Cold Case neu aufgerollt wird.
Es gibt einen Verdächtigen, aber man konnte ihm damals nichts nachweisen und mußte ihn freilassen. Nach der erneuten Aufrollung des Falles ist er wieder der Mittelpunkt der Verdächtigungen und wird erneut vernommen.
Der Roman spielt besonders am Anfang auf zwei Zeitebenen, was die Spannung noch enorm erhöht, weil die Autoren bei jedem Zeitwechsel neue Informationen freigeben.
So kann der Leser nach und nach in die Geschichte hineinwachsen.
Schauplatz des Romans ist Värmland (2009 und 2019 ) und Baltimore (2010 )
Ein Roman, in dem es auch um zwei Brüder geht, die schon in ihrer frühen Jugend durch die Scheidung der Eltern getrennt wurden. Der jüngere der beiden ist der Verdächtige, der Ältere ein FBI-Beamter, der im Zeugenschutzprogramm lebt.
Auf weitere Romane des Autorenduos kann man sich jedenfalls schon freuen.

Bewertung vom 06.02.2021
Richter, Noah

2,5 Grad - Morgen stirbt die Welt


sehr gut

Ein Zukunftsbild von Noah Richter.
Wenn man das Cover genauer betrachtet, kann man schon Angst bekommen.
Der heutigen Zeit um zig Jahre voraus, versinkt der Glaziologe Jakob Richter mitsamt der Forschungsstation Neumayer III im den Eismeer der Antarktis.
Kurz davor hat er noch einen Liebesbrief an seine Freundin Leela Faber geschrieben, angehängt einige Dateien, die er in Washington bei einer Ölfirma auf nicht legalem Weg kopiert hat. Sie soll diese weiterleiten und sofort auf ihrem Computer löschen.
Und dann beginnt eine Geschichte, die hoffentlich nie Realität werden wird.
Es geht um das Klima, das schon gewaltig gekippt ist, Deutschland leidet massiv unter Überschwemmungen, Australien brennt, Afrika verdorrt, von überall her kommen Menschen in der Hoffnung, doch noch einen Platz zum Überleben zu finden.
Hier wird es jedoch beim Lesen schwierig, den roten Faden zu finden, der durch dieses Chaos führt.
Anarchie, Korruption, Gewalt, Sekten und Verschwörer bevölkern das Buch.
Aber man sollte es lesen, denn wer weiß, wie es in zwanzig, dreissig, fünfzig Jahren in der Welt aussieht.

Bewertung vom 16.11.2020
Raab, Thomas

Die Djurkovic und ihr Metzger


ausgezeichnet

Thomas Raab hat zum Glück nicht auf den Metzger und seine Danjela vergessen. Er läßt die beiden sympathischen Leutchen in seinem neuen Roman jede Menge Abenteuer erleben. Habichte, Falken, Tauben und Adler spielen in dem Drama um eine geplatzte Hochzeit eine nicht unwesentliche Rolle.
Was soll denn der arme Metzger auch denken, wenn er schon vor dem Priester steht und seine ihm nun endlich bald angetraute Danjela schon entgegenkommt, und plötzlich macht sie kehrt und verschwindet ?

Aber der Autor schreckt auch nicht davor zurück, dem Leser geläufige, Sätze zu sezieren und auf ihre widersprüchlichen Aussagen hinzuweisen, das zieht sich auf die eine oder andere Weise als willkommene Gesellschaftskritik durch das ganze Buch und verleiht dem Ganzen noch eine gehörige Portion Extrawürze.

Sehr erhellend aber auch die sicher nicht komplette Ideologie der albanischen Mafia-Clans und solcher, die es noch werden wollen.

Mit solcher Lektüre ist sowohl Spannung als auch Lächeln und mehr vorprogrammiert. Zum Lesen und Mitdenken durchaus empfohlen.

Besonders gelungen finde ich das Cover, denn das darauf abgebildete rote Chesterfield-Sofa hat eine nicht unwesentliche Nebenrolle im Text.

Bewertung vom 11.11.2020
Reynolds, Allie

Frostgrab


ausgezeichnet

Die Autorin Allie Reynolds, ehemalige professionelle Snowboarderin, schreibt in ihrem ersten Roman über eine Sportart, die sie sehr gut kennt, und über Sportler und Sportlerinnen, die in ihrem Ehrgeiz bereit sind, weit über ihre Grenzen zu gehen.

Die Snowboarderin Milla, Britin und in den vorderen Plätzen der nationalen und internationalen Ranglisten zu finden, ist eine dieser ehrgeizigen Figuren.
Sie und ihre Konkurrentinnen, aber auch männliche Sportskollegen trainieren für die Meisterschaft in La Rocher in den französischen Alpen, einem für seine idealen Bedingungen für Snowboarder bekannten Wintersportort. Die kleine Gruppe feiert auch gerne einmal und flirtet miteinander. Es gibt auch kleinere und größere Rivalitätskämpfe, nicht immer ganz fair ausgetragen.
Und dann passiert etwas Schreckliches. Kurz vor einem Wettkampf verunglückt eines der Mädchen und ein anderes wird vermisst.

10 Jahre später, die restliche Gruppe hat kaum noch Kontakt zueinander, werden fünf der ehemaligen Freunde in das Bergdorf zu einem Treffen eingeladen.
Keiner will wirklich hin, aber alle kommen, denn jeder hat ein Geheimnis, das mit dem schrecklichen Geschehen von vor 10 Jahren zu tun hat.
Als alle in der eigentlich geschlossenen Jugendherberge hoch oben ankommen, beginnt ein gnadenloser Psychoterror. Jeder verdächtigt jeden und keiner vertraut mehr auf die anderen.

Die Autorin hat zwei Faktoren für ihren Roman meisterlich eingesetzt, indem sie einerseits aus der Sicht der Hauptfigur Milla in Ich-Form und andererseits in der Gegenwart = Heute und der Vergangenheit = Vor 10 Jahren schreibt.
Die Kapitel sind kurz, haben es aber in sich. Spannung pur, man giert förmlich danach, zu lesen, wie es weitergeht, wird aber gleich in die Vergangenheit versetzt, wodurch man aber die Handlung sehr gut verbinden kann.

Absolute Leseempfehlung, auch wenn man mit der Sportart nichts am Hut hat.

Beim Blick auf das drucktechnisch aufwendig gestaltete Cover wird mir jedesmal kalt.