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lucyca
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Maienfeld

Bewertungen

Insgesamt 225 Bewertungen
Bewertung vom 06.12.2020
Raabe, Marc

Die Hornisse / Tom Babylon Bd.3


ausgezeichnet

Dies ist das dritte Buch aus der Reihe Tom Babylon und seiner Partnerin Sita Johanns.

Tom Babylon wird in diesem Buch sehr persönlich herausgefordert. Als ein sehr bekannter Rockstar ermordet aufgefunden wird, ahnt Babylon noch nicht, wie stark seine Frau Anna damit verbunden ist. Auch weitere Familienmitglieder wie sein Vater sind in diesem Fall involviert. In zwei Handlungssträngen – der eine in der Gegenwart, der andere 30 Jahre zurück, also kurz vor der Wende 1989 Deutschlands – wie es schlussendlich zu diesem Showdown kommt. Das Verhältnis zwischen Tom und seinem Vater ist eher schlecht und angespannt zu beschreiben. Die einzelnen Kapitel sind nicht allzu lang und meistens enden sie mit einem kleinen Cliffhanger.

Die darin vorkommenden Protagonisten haben ich schon in den vorgehenden Bänden kennengelernt. Doch dieser Fall ist so persönlich, dass Tom von diesem Fall abgezogen und suspendiert wird. Ist gut, dass er in seinem alten Freund Bene die nötige Hilfe und Unterstützung erhält, so dass er privat ermitteln kann. Dabei wird er tatkräftig von seiner Partnerin Sita und weiteren Kollegen unterstützt. Marc Raabes beschreibt die darin vorkommenden Figuren und Aktionen so ausführlich, dass ich als Leser keine Mühe hatte, dem Geschehen zu folgen. Sicherlich kommt ihm da seine Erfahrung als Filmemacher und Geschichtenschreiben sehr zugute.

Was ich ebenfalls spannend fand war was sich seinerzeit 1989 kurz vor der Wende im Hause Babylon abgespielt hat. Damals war Tom Babylon noch ein kleiner Junge und seine Schwester Viola lebte noch. Wie seine Mutter alles auf eine Karte setze und zusammen mit den Kindern in den Westen zu fliehen versuchte. Auch der Titel «die Hornisse» wird erst gegen Schluss erklärt und was alles damit verbunden war. Was mich in diesem Buch genervt hat, sind die Dialoge zwischen Tom und seiner Schwester Viola. Als Kind ist sie verschwunden und seither geistert sie immer wieder in Toms Kopf rum. Ich finde, langsam sollte es darauf eine Antwort geben, ob sie noch lebt oder tot ist. Der Epilog könnte ein Hinweis sein, was uns vielleicht im nächsten Buch erwartet.

Auch das dritte Buch in der Tom Babylon-Reihe, hat mich förmlich in seinen Bann gezogen. Ich bin förmlich über die Seiten geflogen. Diese Geschichte hat mir alles eingebracht von Entsetzen bis Gott sei Dank, ging nochmals gut aus. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und hoffentlich auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 22.11.2020
Schorlau, Wolfgang

Kreuzberg Blues / Georg Dengler Bd.10 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der 10. Fall mit dem Privatdetektiv Georg Dengler und seiner Freundin Olga ging mir unter die Haut.

Ein Hilferuf einer Freundin von Olga, lässt die beiden umgehend nach Berlin reisen. Das Wohnhaus, in dem sie wohnt, sollte ‘entmietet’ werden. Um dieses brutale Ziel zu erreichen, ist dem Immobilienhai jedes Mittel recht. Skrupellose kriminelle Handlanger werden eingesetzt, und die scheuen gar nichts. Einer von ihnen setzt mitten in der Nacht aggressive Ratten aus. Einer dieser Monster gelingt es, in die Wohnung von Silke einzudringen und ihrer kleinen Tochter in den Finger zu beissen. Die restlichen Bewohner setzen sich zur Wehr und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.

Der herbeigerufene Dengler und Olga versprechen zu helfen. Wie mehr die beiden diverse Spuren verfolgen, desto mehr geraten sie in einen erbitternden Kampf mit den Immobilienhaien sowie korrupten Politiker. Diese setzen alles daran, ihr geldgieriges Ziel (Kapitalismus) zu erreichen. Sogar internationale Investoren haben «ein Auge» auf Berlin geworfen. Viele Bürger wollen sich dies nicht länger mehr bieten lassen und rufen zum Widerstand auf.

Nicht genug, bricht auch noch die Corona-Pandemie aus. Und jetzt geht es recht zur Sache. Auch Dengler wird hautnah in dieses Geschehen mit ein bezogen.

Bemerkenswert fand ich die hervorragenden Recherchen über die ganze Immobilien-Situation in Berlin. Sein Schreibstil ist direkt, schonungslos und mitreissend. Diese aktuellen Themen sind von ihm eindrücklich verarbeitet worden. Die vielen «Baustellen» zu einem schlüssigen Ende gebracht, genau so wie ich es mag. Das Cover in schwarz/weiss finde ich sehr passend gewählt.

Von mir eine absolute Leseempfehlung. Ich freue mich heute schon auf den 11. Fall mit Dengler und Co., was der Cliffhänger ganz kurz verspricht.

Bewertung vom 11.11.2020
Maurer, Martin

Die Krieger / Nick Marzek ermittelt Bd.1


sehr gut

Gleich vorab, diese Kriminalgeschichte basiert auf wahre Begebenheiten, die in den 1980er Jahren in München für Aufsehen sorgten.

Kommissar Nick Marzek, ein gebürtiger Berliner, arbeitet noch nicht sehr lange bei der Mordkommission 3 in München. Er fühlt sich in seiner «neuen Heimat» immer noch fremd. Sein Schicksal ist geprägt vom frühen Tod seiner Frau. Zu seinem fast erwachsenen Sohn hat er zwar ein relativ gutes Verhältnis und doch entfremden sich die zwei immer mehr.

Im Rotlichtmilieu sind wieder mal diverse Revierkämpfe ausgebrochen. Es gibt Schwerverletzte und ganz speziell die Spurensicherung findet eine Hand aber das dazugehörende Opfer ist nicht auffindbar. Die Gewalt eskaliert, nachdem ein grauenhafter Brandanschlag auf die Diskothek Liverpool verübt wurde. Ein paar Tage erhält die Mordkommission betr. dieses Brandanschlags ein Bekennerschreiben aus Oberitalien. Wer ist diese sogenannte «Gruppe LUDWIG», auffällig ist der Gruss «Gott mit uns» und der stilisierte Reichsadler, der ein Hakenkreuz in den Klauen hält. Handelt es sich hier um eine rechtsextremistische Nazi-Gruppe? Nick wird für die weiteren Ermittlungen nach Italien geschickt. Da er kein italienisch spricht, begleitet die Putzfrau Graziella Altieri ihn.

Ihre Ermittlungen führen die beiden über verschiedene Stationen in Oberitalien. Auf ihrer Spurensuche treffen sie auf einen Journalisten sowie auf einen pensionierten Kommissar, die den beiden sehr interessante Geschichten und Dokumente unterbreiten. Das Ganze nimmt immer mehr mystische Formen an, die weit zurückführen in Ereignisse, die vor langer Zeit geschehen sind «die Krieger des Christkönigs». Über diesen Teil erzählt Maurer sehr ausführlich. Ich habe förmlich gespürt, hier liegt seine Stärke, eine spannende und fesselnde Kriminalgeschichte zu erzählen. Dabei scheut er nicht, auch sehr brutale Szenen zu schildern, die mir richtiggehend unter die Haut gingen. Gegen den Schluss verknüpft er die verschiedenen Ereignisse und Erkenntnisse gekonnt zu einem recht schlüssigen Ende. Ich hatte immer mehr das Gefühl, dass Nick und Graziella immer mehr der Lösung näherkommen, ich aber weniger. Diese Art einen Kriminalfall zu lesen, war für mich eine Herausforderung.

Nick und Graziella sind wirklich ein ungewöhnliches Ermittler-Duo. Er immer noch traumatisiert wegen seiner Vergangenheit, sie lebenshungrig und temperamentvoll. Doch die beiden verstehen es, sich gegenseitig zu stützen und zu motivieren. Ihre Ecken und Kanten zeichnen die beiden Charaktere hervorragend aus. Ein richtiges Happy-End gibt es nicht, doch die Erklärungen haben mich überzeugt.

Eine spannende Kriminalgeschichte. Ich hoffe, wieder mal etwas über dieses ungewöhnliche Ermittler-Duo zu lesen. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.10.2020
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Irgendwo im hohen Norwegen in einem abgeschiedenen Dorf, wo jeder jeden kennt, lebte einst eine Familie Opgard mit ihren beiden Söhnen Roy und Carl. Nesbo nimmt den Leser mit auf eine Reise, die gespickt ist mit Wahrheiten, Unwahrheiten, Lügen, Kindsmissbrauch und sogar Mord. Was für ein Drama. Schon in ihrer Kindheit nimmt der ältere der beiden seinen jüngeren Bruder immer in Schutz. Nachdem deren Eltern bei einem Autounfall das Leben verloren haben, nimmt Roy seinen kleinen Bruder noch mehr in Schutz, bis zum Zeitpunkt, als dieser beschloss, sein Studium in Amerika/Kanada aufzunehmen.

Nach 16 Jahren kehr dieser zurück zusammen mit seiner geheimnisvollen Frau und vielen Plänen, wie der kleine Ort für den Tourismus attraktiv gemacht werden kann. Und jetzt fangen die Schwierigkeiten zwischen den beiden sowie gewissen Dorfbewohnern erst recht an.

Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Roy erzählt, also in Ich-Form. Teilweise gibt es Kapitel mit Rückblenden weit in deren Kindheit. Der grosse Teil betrifft jedoch die Gegenwart. Dieser Roman ist für mich eher ein Familiendrama gespickt mit kriminellen Energien und Machenschaften. So richtige Höhen und Tiefen gibt es nicht unbedingt. Doch spannend, wie ich es schon von Nesbo kenne, ist es alleweil. Er beschreibt in den einzelnen Kapiteln haargenau, was in den jeweiligen Köpfen der Protagonisten so ab geht. Ihre Gedankengänge und Ängste akribisch beschrieben bis fast zum exzess. Teilweise war es mir fast zu ausführlich, schlussendlich muss es jedoch so sein. Ich kenne nur Nesbo, dem es immer wieder gelingt, einen solch tiefgründigen Kriminalroman zu schreiben.

Fazit: Ein etwas anderer Kriminalroman. Als Leser wird man immer wieder zum Nachdenken angeregt also kein Buch für zwischendurch. Anfänglich hatte ich etwas Mühe, doch wie weiter es ging, desto mehr hat mich das Ganze in seinen Bann gezogen.

Mit diesem Buch hat mich Nesbo sehr überzeugt.