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[insomnia]

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2025
Tang, Jiaming

Cinema Love


gut

gesellschaftsrelevante Themen sind herausfordernd

Manche Bücher wollen einfach unterhalten und eine gute Geschichte erzählen, andere halten uns durch präzise Beobachtungen einen Spiegel vor, und wieder andere möchten gesellschaftsrelevante Themen in den Fokus stellen. Das Buch "Cinema Love" von Jiaming Tang versucht, all dies gleichzeitig zu tun, was manchmal zu viel sein kann.

Homosexualität, Immigration, queere Themen – all diese gesellschaftlich relevanten Aspekte werden behandelt. Es ist erfreulich, dass es immer mehr Literatur zu diesen Themen gibt, und auch gut, dass dieses Buch existiert.

Der Text ist durchweg gut geschrieben und hat mich teilweise sehr gefesselt. Leider hat mich das Buch immer wieder verloren, besonders durch einige Zeitsprünge, die mich verwirrt zurückließen und meinen Lesefluss störten. Insgesamt finde ich, dass der Autor für meinen Geschmack zu viele Themen mit unterhaltendem Charakter in ein Buch einbauen wollte, was den Fluss der Geschichte beeinträchtigt.

Insgesamt ist es ein gutes Buch mit wichtigen Themen, verliert sich für mich aber leider immer wieder, sodass ich keine große Lesemotivation verspürte.

Bewertung vom 05.05.2025
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

Ein innerer Dialog voller Poesie

"Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken" - nur der Buchtitel allein hat mich schon sofort überzeugt. Ein wunderschöner Satz, wenn man mal darüber nachdenkt, gefällt mir außerordentlich gut, dafür ist das Cover für mich eher unauffällig.
Wir befinden uns im Zug von Zürich nach Hamburg und begleiten Elisa in ihrem inneren Dialog mit Mascha Kaléko, der Dichterin, die sie über alles liebt und verehrt. Durch diesen inneren Diskurs lernen wir die Geschichte der Protagonistin kennen, sie denkt zurück an ihre Mutter, das Jugendheim und den Jugendheimleiter, den "Onkel", an die erste Liebe usw.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht jener verehrten Lyrikerin, auf das der innere Dialog aufbaut und referenziert. Ein Konzept, das hervorragend funktioniert und die Liebe der Protagonistin zu Mascha sehr deutlich hervorhebt und ausdrückt.
Das Buch ist gut strukturiert, leicht zu lesen und führt den Leser in die Gedichte von Mascha Kaléko ein. Ein tolles Buch, das ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 05.05.2025
Kucher, Felix

Von Stufe zu Stufe


gut

Filmgeschichte, aber etwas zäh

"Von Stufe zu Stufe" ist der Titel des mutmaßlich ersten österreichischen Spielfilms, den Louise Kolm 1908 realisiert haben soll. Leider ist dieser Film - wie auch vieles andere von Louise Kolm - nicht mehr erhalten. Um diese Tatsachen spinnt Felix Kucher in seinem Roman mit dem ebengleichen Titel "Von Stufe zu Stufe" eine Geschichte.
Der Plot ist auf zwei Ebenen aufgeteilt: Einerseits verfolgen wir im Jahr 2021/22 Marc, dem ein Bild von verschollen geglaubten Filmrollen in die Hände fällt. Auf der anderen Ebene erleben wir Louise und die Anfänge der österreichischen Filmindustrie.
Mir hat das Cover und der Klappentext sehr gut gefallen, mit dem gesamten Buch habe ich mir aber leider schwer getan. Marc ist mir leider - wahrscheinlich aufgrund seiner Antriebslosigkeit - einfach unsympathisch. Die Geschichte der Filmindustrie ist zwar durchaus interessant, war für mich aber zu zäh als dass ein "Romanfeeling" in mir aufgekommen wäre. Der Stoff ist sicher spannend, doch hätte man meiner Meinung nach mehr tun können, um mich als Leser an den Roman zu fesseln.

Bewertung vom 18.03.2025
Mittelmeier, Martin

Heimweh im Paradies


sehr gut

Martin Mittelmeiers Roman über Thomas Mann im Exil

Thomas Mann ist eine vielschichtige und interessante historische Persönlichkeit. Nicht umsonst steht er in Mittelpunkt mehrerer Romane. Zuletzt legte Tilo Eckhardt im Buch Gefährliche Betrachtungen sein Hauptaugenmerk auf Manns "Deutsche Ansprache", jetzt bei Martin Mittelmeiers Roman blicken wir auf Thomas Manns Zeit im Exil. Dieses Thema Exil wurde - meiner Wahrnehmung nach - bisher wenig Beachtung geschenkt, daher war mir das Buch sehr willkommen.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, es beleuchtet viele Dinge und Fragen, die einen - zusammen mit Thomas Mann - zum Nachdenken anregen: Exil, temporäre Heimat, Krieg. Alles Themen, die leider derzeit auch sehr aktuell sind.
Martin Mittelmeier schreibt das Ganze mit einem klaren, leicht zu lesenden Stil, der es einfach macht, sich auf die Geschichte und die Thematik einzulassen. Schönes Buch, empfehlenswert.

Bewertung vom 03.03.2025
Gregor, Susanne

Halbe Leben


sehr gut

Pflegethematik, die zum Nachdenken anregt

Die Autorin Susanne Gregor war mir bisher unbekannt, aber die aktuelle Thematik ihres Buches hat mich sofort angesprochen. Das Thema Pflege ist derzeit sehr präsent in unserer Gesellschaft, und auch in meinem Umfeld höre ich viele Geschichten darüber. Pflegekräfte zu finden wird immer schwieriger.

Das vorliegende Buch leistet etwas für mich sehr Wichtiges: Es erzählt nicht nur die Geschichte der zu Pflegenden und ihrer Familien, sondern auch die Hintergrundgeschichte der Pflegekraft. Auch Pflegerinnen und Pfleger haben zu Hause Familien, die sie für ihre Arbeit zurücklassen und durch das Pflegesystem nur sehr selten sehen.

Der Schreibstil ist sehr klar. Dass keine direkten Reden vorkommen, ist mir nur am Anfang aufgefallen; danach konnte ich gut in das Buch eintauchen. Die Thematik regt zum Nachdenken an, ist natürlich insgesamt schwere Kost, aber aus meiner Sicht auf jeden Fall lesenswert, insbesondere weil es so nah an der Realität geschrieben ist.

Bewertung vom 24.02.2025
Murrin, Alan

Coast Road


sehr gut

Irland 1994 mit Themen zum Nachdenken

Der "Newcomer of the Year" bei den Irish Book Awards 2024, Alan Murrin, legt mit "Coast Road" einen beeindruckenden Debütroman vor. Murrin erzählt darin die Geschichte von Colette Crowley und Izzy Keaveney im Küstenstädtchen Ardglas in Irland in den 1990er Jahren – eine Zeit, als Scheidung in Irland noch illegal war.

Als bekennender Irland-Fan war ich sofort interessiert an diesem Buch, auch weil es inhaltlich um ein Thema geht, mit dem ich mich bisher noch nicht beschäftigt hatte. Murrins Schreibstil gefällt mir sehr gut: leicht zu lesen, eindringlich und fängt die Atmosphäre wunderbar ein. Die Charaktere sind sehr glaubwürdig dargestellt, insbesondere Colette, die Hauptfigur, hat mich überzeugt.

"Coast Road" ist ein Roman, der mich ein wenig nachdenklich gestimmt hat. Die 1990er sind nicht allzu lange her, und dass Scheidung damals illegal war, kann man sich in der heutigen Zeit kaum vorstellen. Wer sich für eine atmosphärische Geschichte mit zeitlosen Themen interessiert, wird hier fündig!

Bewertung vom 04.02.2025
Glattauer, Daniel

In einem Zug


sehr gut

Zugfahrt Wien-München

Eine Zugfahrt von Wien nach München – so lange "dauert" der neue Roman von Daniel Glattauer. In diesem Zug sitzt Eduard Brünhofer, ein Autor von Liebesromanen, ihm schräg gegenüber Catrin Meyr. Durch Catrins direkte Fragen entspinnt sich auf dieser Zugreise ein intensives Gespräch. So einfach ist der Plot, den Glattauer uns hier präsentiert.

"In einem Zug" ist der Titel des Buches, und so hätte ich es wohl auch lesen sollen (und empfehle es jedem, es so zu lesen): in einem Zug durch das Buch. Glattauers Stil hat mir bisher immer gut gefallen, und auch dieser Text ist sehr gut geschrieben, leicht zugänglich und flüssig zu lesen. Dennoch hat mir das letzte "gewisse Etwas" gefehlt, das mich an das Buch gefesselt hätte. So habe ich es zwar Kapitel für Kapitel – im Buch Bahnhof für Bahnhof – gelesen, aber bei weitem nicht in einem Zug. Zwar sind die beiden Hauptcharaktere interessant gezeichnet, doch inhaltlich fehlte mir ein fesselndes Element.

Trotz dieses - für mich - Fehlens einer komplexeren Handlung bzw. einer gewissen Spannung besteht kein Zweifel: Das Buch ist gut geschrieben, sehr solide und unterhaltsam. Daher gerne das Buch zur Hand nehmen, am besten in einem Zug!

Bewertung vom 14.01.2025
Haas, Wolf

Wackelkontakt


sehr gut

solides Lesevergnügen mit Potenzial nach oben

Von Wolf Haas habe ich schon alles gelesen, da darf sein neues Buch „Wackelkontakt“ natürlich nicht fehlen. Das grelle gelbe Cover ist ein echter Hingucker, zieht alle Blicke auf sich und löst bei genauer Betrachtung fast schon Augenbeschwerden aus.

Nach den ganzen medialen Anpreisungen hatte ich mir jedoch mehr versprochen. Die Grundidee des Buches finde ich genial: Zwei Handlungsstränge, die sich über das Lesen des jeweiligen Buches in der Handlung miteinander verzahnen und zu einer Geschichte werden. Während der Lektüre wurde ich jedoch das Gefühl nicht los, dass man aus dieser Idee noch viel mehr hätte machen können.

Die Hauptfigur Escher war mir von Anfang an sympathisch, aber ich hatte das Gefühl, dass man die Figur noch weiter hätte vertiefen können, ebenso wie die anderen Charaktere. Neben der interessanten zentralen Idee fehlt mir daher insgesamt noch etwas Tiefe und das gewisse Etwas, das das Buch zu einem absoluten Highlight machen würde.

„Wackelkontakt“ ist dennoch ein solides Buch, das unterhält und leicht zu lesen ist. Daher kann ich die Lektüre empfehlen.

Bewertung vom 24.12.2024
Qunaj, Sabrina

Die Tochter der Drachenkrone / Wales-Saga Bd.1


sehr gut

gelungener Historienroman, teils zu oberflächlich

Wales, 1197 – eine Zeit und ein Ort, die mich beide sehr faszinieren. Daher schien die Kombination in diesem Buch perfekt für mich. Ich kannte die Autorin Sabrina Qunaj bisher nicht und war überrascht zu erfahren, dass sie sogar im gleichen Bundesland wie ich lebt.

Der Roman ist angenehm zu lesen und stellt die zwölfjährige Fürstentochter Gwenllian in den Mittelpunkt. Wie in dieser Epoche üblich, sind Machtkämpfe und Intrigen allgegenwärtig, was das mittelalterliche Wales zu einem gefährlichen Schauplatz macht.

Obwohl das Buch ein historischer Roman ist, bleibt es für meinen Geschmack zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir eine tiefere Auseinandersetzung mit den historischen Ereignissen gewünscht.

Der Beginn des Buches zieht sich etwas in die Länge, aber mit der Zeit wird die Erzählung immer fesselnder. Insgesamt handelt es sich um einen gelungenen Historienroman, der sich besonders gut für verschneite Lesestunden eignet.

Bewertung vom 24.12.2024
Nesbø, Jo

Der König


gut

nicht der beste Nesbø

Wenn ein Autor viele erfolgreiche Bücher geschrieben hat, wird jedes neue Werk natürlich an seinen Vorgängern gemessen. So auch bei Jo Nesbø, dessen Bücher ich bereits (natürlich) mehrfach gelesen habe. Doch bei diesem Buch tat ich mich schwer und kam nur mühsam voran.

Das Buch ist eine Fortsetzung von "Ihr Königreich" aus dem Jahr 2020. Man kann dem Autor zugutehalten, dass es nicht notwendig ist, den Vorgänger gelesen zu haben, da dieses Buch auch eigenständig verstanden werden kann.

Das Cover passt zwar zum Inhalt, hat mich aber nicht wirklich überzeugt. Leider verhielt es sich ähnlich mit dem Inhalt; der Funke wollte einfach nicht überspringen. Obwohl das Buch sprachlich gut geschrieben und leicht zu lesen ist, stellte sich für mich heraus, dass die Kombination aus Stil und Inhalt im Vergleich zu Nesbøs anderen Werken einfach nicht stimmig war.