Das von Sigrid Offermann herausgegebene Buch ist eine kleine Schatzkiste. Auf 181 Seiten finden sich unterschiedlichste Texte, deren Autor*innen vom römischen Kaiser bis zu ganz normalen Menschen der heutigen Zeit reichen. Allen gemeinsam ist ein Thema: „Mit guten Gedanken in den Tag“ starten.
Die Texte sind ein bunter Blumenstrauß aus Gedichten, Liedern, Gedanken und Beschreibungen von Ritualen zu Tagesbeginn. Die Lesenden können das Büchlein chronologisch lesen oder sich nach Geschmack und Thema jeden Morgen einen anderen Text wählen. Die Überschriften finden sich zu Beginn des Buches in einem Inhaltsverzeichnis. Ein bisschen schade finde ich, dass die jeweiligen Verfasser dort nicht genannt werden.
Die Texte lesen sich gut und flüssig, über einigen kann man aber auch gut verweilen und sie meditieren. Besonders berührt war ich von „Uraufführung“. Abgeholt haben mich zunächst die ersten beiden Sätze dieses Textes: „Es war der Urlaub meines Lebens. 14 Tage Kanufahren in Mittelschweden – ein Traum.“ Dann aber zitiert die Autorin einen Text von Thomas Merton, in dem dieser den Schöpfungsmoment jeden Tages beschreibt: „… Das ist der wunderbarste Augenblick des Tages: wenn die Schöpfung in ihrer Unschuld um die Erlaubnis bittet, noch einmal ‚sein‘ zu dürfen, wie sie es am ersten aller Morgen getan hat.“ Die hier nur in Auszügen zitierten Worte Mertons haben mich dann vollends ergriffen.
Eine klare Leseempfehlung für „In der Stille des Morgens“, das sich sowohl für die eigene Lektüre als auch wunderbar als Geschenk eignet.
Auf 177 Seiten lässt der Theologe und PR-Berater Armin Jans insgesamt 25 Persönlichkeiten der vergangenen Jahrhunderte mit Zitaten zu Wort kommen, die auch heute noch aktuell sind und Anlass zum Sinnieren und Diskutieren geben.
Jede Person wird kurz vorgestellt, woraufhin Zitate sowie Gedanken und nähere Ausführungen des Autors folgen. Bereits im Vorwort wird die Absicht des Buches klar: „Aber eins steht fest: Wir können immer etwas lernen, wenn wir hinschauen und hinhören, nicht ausgrenzen und nicht ‚vor-urteilen‘. Wenn wir heilsame Worte aufnehmen, fragliche Worte bedenken, geheimnisvolle Worte stehen lassen, verirrte Worte retten, fremde Worte aushalten“.
Das Buch ist leicht und kurzweilig zu lesen, lädt aber auch ein, sich eingehend mit den einzelnen Zitaten zu beschäftigen. Es geht um Fehlerkultur, (Meinungs-)Freiheit, Respekt, Ambiguitätstoleranz und vieles mehr. Mich hat das Buch, besonders auch die Ausführungen des Autors, sehr abgeholt.
Ein paar Beispiele:
„Stört dich ein Fehler eines anderen, so übe an dir selbst das entgegengesetzte Gute. Denn Beispiel wirkt mehr als Worte.“ (Teresa von Avila)
Dazu Armin Jans: „Jedes Wort, das wir über einen anderen Menschen sagen, ist wie ein Pinselstrich auf einer Leinwand … Ein Menschenbild entsteht … So werden Meinungen gebildet, Stimmungen geschaffen und Schubladen geöffnet …“ und „Weniger Vorwurf – mehr Vorbild. Weniger Moral – mehr Modell. Weniger Hörprobe – mehr Kostprobe“.
„Wahre dir in allen Dingen die Freiheit des Geistes …“ (Ignatius von Loyola)
Armin Jans: „Ignatius stellt uns eine ganz neue, unabhängige Freiheit vor: mehrere Wege gehen können, mehrere Lösungen denken können, mehrere Möglichkeiten zulassen können“
„Verachte keine Religion.“ (Matthias Claudius)
Armin Jans: „Alle Religionen suchen Antworten – vielfach auf die gleichen Fragen. Sobald die Antworten festgeschrieben sind, hören viele Menschen auf zu suchen … Glaube ist Beziehung – kein Standpunkt … Christlicher Glaube ist Gott-Durst, ist Gott-Sehnsucht, ist Gott-Vermissen, ist Gott-Vertrauen. Nicht haben, sondern suchen. Nicht groß sein, sondern wachsen. Nicht wissen, sondern lernen.“
„Worte voller Leben“ ist ein kleines, leicht lesbares Buch, dem doch so viel Weisheit und Aktualität innewohnt und das nicht nur für die christliche Leserschaft eine empfehlenswerte Lektüre ist. Ich habe lediglich einen Kritikpunkt: Bei 25 Persönlichkeiten sind nur sechs Frauen vertreten. Das finde ich sehr schade, denn hier hätten sich doch noch einige zitierenswerte Personen gefunden. Aber vielleicht gibt es ja einen zweiten Band.
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