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Steppenwolf
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Landkreis Oldenburg

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 04.02.2011
Das Erste Horn / Das Geheimnis von Askir Bd.1
Schwartz, Richard

Das Erste Horn / Das Geheimnis von Askir Bd.1


ausgezeichnet

Grandioser Einstieg in eine neue fantastische Welt

Das Geheimnis von Askir:
01 Das Erste Horn
02 Die Zweite Legion
03 Das Auge der Wüste
04 Der Herr der Puppen
05 Die Feuerinseln
06 Der Kronrat
„Die Eule von Askir“ (unabhängiger Roman, der mit dem Hintergrundwissen, der ersten vier Askir-Teile gelesen werden sollte)

Eingeschneit in einem Gasthof werden der Krieger Havald und die Magierin Leandra von der Außenwelt vollständig abgeschnitten. Mit ihnen zusammen noch einige andere Personen, unter anderem auch eine Gruppe von Briganten. Es ist zu hoffen, dass diese sich ruhig verhalten, aber die Lage droht sich zuzuspitzen. Doch damit nicht genug ereignet sich ein Mord, irgendetwas lauert in den Kellern des Gasthofs. Wem können Havald und Leandra trauen, welche Geheimnisse verbirgt der alte Gasthof und was hat das längst untergegangen geglaubte Reich Askir mit alledem zu tun?

Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive Havalds erzählt. Das ist zunächst vielleicht etwas ungewöhnlich, aber ich habe es als sehr angenehm empfunden. Diese subjektive Sichtweise hat gewisse Vorteile, auch dass nicht immer ein allwissender Erzähler präsent ist, der etwas vorwegnehmen könnte und so kann man mit dem Charakter zusammen durch die Geschichte gehen und sieht alles mit seinen Augen.
Die Charaktere werden mit der Zeit eingeführt und wer schon mal ein Pen & Paper-Rollenspiel mitgemacht hat, wird doch gewisse Parallelen entdecken, wie sich die Charaktere nach und nach kennenlernen. Es beginnt nämlich tatsächlich wie der klassische Einstieg in ein Rollenspiel-Abenteuer.
Die Geschichte ist mitreißend erzählt, so dass sich die Spannung bis zum Schluss gut aufbaut; das Puzzle setzt sich immer weiter zusammen. Dann wären da noch die einmaligen Figuren, die sehr gut gelungen sind und alle ihre Eigenarten haben. Es sind einfach Charaktere, die einem richtig ans Herz wachsen. Man fühlt sich mit ihnen verbunden.
Die Atmosphäre ist ein weiterer großer Pluspunkt. Es ist wahrlich beklemmend, wie auch schon der Klappentext verspricht. Hinzu kommen viele kleine Details, wie die Beschreibungen Havalds, die gerade durch die Ich-Perspektive so gut nachvollziehbar sind. Der Gasthof lässt sich dadurch wirklich sehr gut vorstellen, es fällt einfach leicht sich ein Bild zu machen.
Besonders gefallen hat mir der Humor des Buches, der mal durch ungewollt lustige Handlungen der Charaktere zustande kommt oder auch schlicht gewollt inszeniert wird. Man merkt, dass hier nicht alles mit tiefster Ernsthaftigkeit ablaufen muss. Es gibt immer Momente für ein Augenzwinkern und das ist sehr sympathisch.
Selbst nach mehrfachem Lesen macht das Buch immer noch Spaß und ich könnte es wieder und wieder lesen. Es hat etwas, dass mich fesselt und mich nicht so schnell aus der Hand legen lässt, jedes Mal.

Fazit: Aufbruch in eine neue Welt mit großartigen Charakteren, einer tollen Geschichte, dichter Atmosphäre und der passenden Prise Humor. Mehr kann man von einem Fantasy-Roman eigentlich nicht erwarten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.02.2011
Dämonenhunger
Carter, Timothy

Dämonenhunger


weniger gut

Verschenktes Potenzial

Vincent ist 14 Jahre alt, hat einen nervigen Bruder und Eltern, die sich einer eigenartigen Sekte angeschlossen haben. Er selbst sträubt sich aber dagegen. Von einem Elf muss er erfahren, dass die Welt kurz vor dem Untergang steht. Die Epoche der Menschen ist zu Ende und alle sollten sich eigentlich auf den Weg durch die rettenden Portale begeben, aber irgendwas ist schief gelaufen und so kommen nun Dämonen, um alle Übriggebliebenen Menschen zu vernichten.

Das Buchcover und der Klappentext haben mir wirklich Lust aufs Lesen gemacht, allerdings bin ich doch sehr enttäuscht worden. Eine Weltuntergangsgeschichte mit rückwärts zählenden Kapiteln ist ja schon mal eine gute Idee. Immer zielstrebig dem unausweichlichen Ende entgegen, wie es schon im Buchumschlag versprochen wird. Dennoch bleiben einige wirklich gute Ideen lieblos in der Luft hängen. Ich hatte den Eindruck, als habe sich der Autor kurzfristig entschieden, doch lieber ein Kinderbuch zu schreiben. Die Sprache, die Charaktere sowie wie die gesamte Handlung sind oberflächlich und sehr einfach konstruiert. Elfen, Feen, Kobolde und noch so manch anderes Geschöpf tummeln sich hier, wohl für den Fantasy-Faktor, aber warum und wieso, die Erklärungen dafür sind entweder nicht vorhanden oder aber derart unbefriedigend und unpassend, dass es schon keinen Spaß mehr macht.
Das Buch hat seine, wenn auch wenigen Momente, aber immer wieder wird man mit an den Haaren herbeigezogenen Wendungen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ich weiß nicht, ob das nur eine Art von besonderem Humor sein soll. Wenn ja, hat sie sich mir nicht erschlossen. Aber vielleicht sollte man das Buch mit Humor betrachten, denn so kann man wenigstens über manche Stelle lachen, weil es einfach zu absurd ist.
Insgesamt betrachtet ist mir die Geschichte zu seicht, nicht das, was ich von guter Fantasy erwarte. Leider bekommt man hier nicht mehr als eine etwas aufgepeppte Kindergeschichte vorgesetzt, denn mehr ist es vom Erzählerischen und Inhaltlichen einfach nicht. Stünde dieses Buch im Kinder- und Jugendbuchbereich, dann wüsste man wenigstens worauf man sich da einlässt.
Zudem ist dieser Roman wieder ein gutes Beispiel für eine wirre Titelübersetzung. Im Original heißt er „Epoch“, zu Deutsch „Epoche“. Was soll „Dämonenhunger“ bedeuten? Dass die Dämonen Hunger haben? Tja, wer weiß, nur was soll uns das sagen? Ich finde den deutschen Titel unpassend, aber wahrscheinlich klingt er gut.
Zu allem Überfluss musste ich feststellen, dass dieses Buch den zweiten Platz beim Deutschen Phantastik-Preis in der Kategorie „Bester internationaler Roman“ gemacht hat. Mag sein, dass sich mir dieses Buch nicht erschließen will, aber es gibt so viele gute internationale Fantasy-Romane mit inhaltlicher Tiefe, guten Charakteren und durchdachter Handlung, dass ich diese Wahl beim besten Willen nicht nachvollziehen kann.

Fazit: Ein klarer Fall von reichlich verschenktem Potenzial. Die guten Ideen verpuffen zu nichts und gehen unter in einer doch sehr oberflächlichen Geschichte. Von einigen Szenen mal abgesehen, wirkt es wie ein Kinderbuch. Zudem kann das Buch die „Versprechen“ aus dem Klappentext einfach nicht halten.

Bewertung vom 03.02.2011
Kriegsklingen / Klingen-Romane Bd.1
Abercrombie, Joe

Kriegsklingen / Klingen-Romane Bd.1


ausgezeichnet

Auftakt eines meisterhaften Helden-Fantasy-Epos

Logen Neunfinger, ein Barbar aus dem Norden, entkommt nur knapp seinem vorzeitigen Ende, doch seine Familie und Freunde scheinen nicht so viel Glück gehabt zu haben wie er. Er muss davon ausgehen, dass sie alle tot sind. Sein Weg führt ihn zum Magus Bayaz.
Zur selben Zeit ist Hauptmann Jezal dan Luthar damit beschäftigt seine Karriere bei den Königstreuen zu verfolgen, doch gestaltet sich dies recht schwierig, da Erzlektor Sult das Misstrauen unter der Bevölkerung schürt. Er befielt die Inquisition und damit auch Inquisitor Sand dan Glokta, welcher eine schwierige Vergangenheit als Gefangener durchgemacht hat und nun ist er entstellt und verkrüppelt. Noch spielt er nach Sults Regeln und führt Befragungen der besonderen Art aus.
Das Land wird vom Süden und Norden aus bedroht und Bayaz, der Magus aus alter Zeit kehrt zurück in die Hauptstadt. So sagt die Legende, dass er bei seiner Rückkehr das Königreich retten wird. Dies missfällt natürlich dem Erzlektor, was Logen bald selbst erfahren muss.

Ich habe absolut nichts erwartet von diesem Buch. Klappentext klingt recht interessant, das Cover ist nicht besonders und der Titel, wie so oft bei deutschen Übersetzungen, ziemlich nichtssagend.
Aber man darf sich nicht vom Äußeren täuschen lassen. „Kriegsklingen“ ist ein schlichtweg geniales Buch. Die Handlung kommt zwar bis zum Ende nicht wirklich in Gang, sondern wirkt mehr wie eine lange Vorbereitung, aber die Charaktere sind derart klasse, dass sie einen dafür vollkommen entschädigen. Logen, ein Barbar mit legendärem Ruf in seiner Heimat, hat das ewige Kämpfen endgültig satt, aber er kann ihm auch einfach nicht entkommen. Zudem birgt er ein dunkles Geheimnis und der Blutige Neuner, sein Feind und ständiger Begleiter, ist nicht mehr fern. Inquisitor Glokta machen sein kaputtes Bein und der malträtierte Rücken schwer zu schaffen. Er ist ein zynischer Krüppel, aber seine inneren Monologe sind einfach nur göttlich. Ich habe selten so gelacht, Glokta ist einer der besten Charaktere, die mir je untergekommen sind. Dann wäre da noch Jezal, der Hauptmann, der seine ganze Aufmerksamkeit vorzugsweise auf sich selbst richtet. Er ist anfangs noch recht unsympathisch, aber seine große Stunde kommt und er gerät in Ereignisse, die ihm so gar nicht gefallen. Zuletzt ist da noch Bayaz, der Magus aus alter Zeit, an den einige nicht recht glauben wollen. Er hat einen scheinbar Plan und wirkt dabei wie ein Puppenspieler, der seine Figuren in Position bringt.
Jeder Charakter hat ein sehr facettenreiches Wesen, sie besitzen Tiefgang und entwickeln sich im Verlauf der Geschehnisse. Man mag monieren, dass die Handlung in die zweite Reihe tritt, aber man sollte oder vielmehr muss diesen Roman als Charakter-Roman sehen. Die Bedrohung von außen wird meistens nur erwähnt, sie bleibt teilweise ungreifbar und auch die fehlende Karte, die schön gewesen wäre, leitet den Fokus deutlich auf die Figuren.
Nach fast 800 Seiten hat man sie alle in Herz geschlossen: Logen mit seinem schlichten Gemüt, Glokta und seinen Zynismus, Jezal, der sich selbst mehr zu lieben scheint als andere und selbst Bayaz, den überheblichen Magus.
Das Buch besticht vor allem durch seine Sprache. Sehr direkt, sehr breit gefächert, je nachdem welche Perspektive der Leser gerade erlebt. Durch die vielen Sichtweisen ist der Roman überaus abwechslungsreich geraten und ließe sich, wenn man genug Zeit mitbringt, in einem Zug durchlesen. Auch weil so eine unnachahmliche Spannung aufgebaut wird und man nach jedem Kapitelende einfach weiterlesen muss. Schließlich will man erfahren warum Glokta tut was tut und ob Logen noch am Leben ist.

Fazit: „Kriegsklingen“ ist eine echte Überraschung. Ich habe wirklich selten solch überragende Charaktere erlebt. Echte Helden-Fantasy vom Feinsten. Die Handlung bleibt zunächst ein wenig auf der Strecke, aber es sind große Vorbereitungen für den Folgeband getroffen worden, was die Spannung hoch hält.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.02.2011
Der Steppenwolf
Hesse, Hermann

Der Steppenwolf


ausgezeichnet

Nicht für jedermann

Harry Haller, der sich selbst einen Steppenwolf nennt, leidet unter der Zerrissenheit zweier Persönlichkeiten. Dieser Identitätskonflikt drückt sich darin aus, dass Harry hin- und hergerissen ist zwischen zwei Polen, die er mit „Wolf“ und „Mensch“ betitelt.
Mitten in seiner geistigen Krise bezieht er eine kleine Wohnung in einem gutbürgerlichen Haus. Eines Nachts auf einem Streifzug durch die Stadt stößt er auf einen Reklameschriftzug für ein „Magisches Theater“. Kurze Zeit später fällt ihm ein Schriftstück zu; in diesem „Tractat vom Steppenwolf“ sieht er sich als Einzelgänger bestätigt. Zunehmend selbstmordgefährdet, trifft er bald die Prostituierte Hermine, die zusammen mit ihren Freunden, dem Saxofonspieler Pablo und der aufreizenden Maria, Harry in eine Welt von sinnlichen Erfahrungen entführt.
Das Ziel ist die Selbsterkenntnis, welche Harry schonungslos im „Magischen Theater“ vor Augen geführt wird. Der Weg ist die distanzierte Perspektive des Humors und Harry muss entscheiden welche Lehre er aus dem Erlebten zieht.

„Der Steppenwolf“ ist eine Kritik der Gesellschaft und eine Persönlichkeitsanalyse gleichermaßen. Harry Haller ist Außenseiter des Bürgertums, das dem Menschen die Individualität aberkennt, Anpassung fordert, aber auf der anderen Seite auch Halt gibt. In Harry spiegelt sich dieser Zwist wider, denn er ist zwar dem Bürgertum gegenüber äußerst kritisch, dennoch fasziniert es ihn auch, er fühlt sich zeitweise wohl in der bürgerlichen Ordnung. Doch immer wieder verhöhnt der „Wolf“ den „Menschen“ und Harry fühlt sich plötzlich wieder abgestoßen. Er will die Unabhängigkeit und sucht gleichzeitig nach Schutz.

In drei Handlungsperspektiven bekommt der Leser einen Eindruck von Harrys Zwiespalt. Zunächst wird der Text von dem Vorwort des Herausgebers, eines Außenstehenden eingeleitet. Man erfährt wie der Protagonist auf andere wirkt. Hiernach folgt der erste Teil von Harry Hallers Aufzeichnungen, in denen er alles aus seiner Sicht berichtet. Unterbrochen wird dieser Bericht mit dem „Tractat vom Steppenwolf“, der die dritte Perspektive darstellt im Stil eines wissenschaftlichen Essays. Im zweiten Teil von Harry Hallers Aufzeichnungen rücken die neuen Freunde in den Vordergrund. Hermine, Maria und Pablo erziehen Harry gewissermaßen und das in eine Richtung, die ihm helfen soll seine Probleme besser handhaben zu können. Er entfernt sich mit der Zeit ein wenig aus seiner bisherigen Existenz als Einzelgänger und versucht Teil einer anderen Welt zu werden, einer Welt der Unterhaltung und des bloßen Zeitvertreibs.

Das Buch ist sicherlich kein einfacher Unterhaltungsroman, aber es ist flüssig geschrieben und sehr bildhaft, was das Lesen sehr angenehm gestaltet. Bemerkenswert finde ich, ist der zeitlose Geist des Buches. Sämtliche Kritikpunkte lassen sich auch auf die Gegenwart übertragen. Die Krise des Hauptcharakters bietet zudem eine Reihe von Identifikationsmöglichkeiten: die Auseinandersetzung mit verdrängten Problemen und der eigenen Persönlichkeit, die Lebenssinnsuche, der Rückzug vor Konfrontation und die Unzufriedenheit mit der Gesellschaft.
Kritisiert werden die politische Lage, die technische Entwicklung, die materialistische Haltung und die oberflächliche Kultur, die nur noch aus stumpfer Unterhaltung zu bestehen scheint.
Im „Steppenwolf“ gibt es so viel zu entdecken, dass sich mehrmaliges Lesen absolut lohnt. Wer Spannung, Action oder schlicht einfache Unterhaltung sucht ist hier natürlich falsch. Es ist wohl kein Buch für jedermann, eben nur für Verrückte.

Fazit: Ein Trip zwischen Traum und Realität, eine Reise zu einer möglichen Lösung eines Identitätskonflikts und die ungeschminkte Wahrheit, eine Selbsterkenntnis bis in die tiefsten Tiefen der Seele. Mit diesem Werk hat Hesse wahrlich ein Stück Weltliteratur verfasst. Für mich eindeutig das Buch des 20. Jahrhunderts.

3 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2011
Vampire! Vampire!
Heitz, Markus

Vampire! Vampire!


sehr gut

Lach- und Sachbuch für Vampirfans

(vom Klappentext): „Mit Spannung, Witz und glänzend recherchierten Anekdoten führt Bestsellerautor Markus Heitz durch die Geschichte der Blutsauger und bietet das unverzichtbare Rüstzeug für alle Fans der spitzen Eckzähne.
Alle, was man über die unheimlichsten Geschöpfe der Menschheitsgeschichte wissen muss.“

Ausgangspunkt für die Recherche über Vampire ist ein Fall nahe Belgrad, wo es zu mysteriösen Todesfällen kommt. Die Bevölkerung gerät in Panik, immer mehr Menschen berichten von nächtlichen Heimsuchungen. Die Rede ist von Vampiren. Selbst eine Untersuchungs-kommission kommt aufgrund der unnatürlich lebendig wirkenden Toten nur zu einem Ergebnis: Vampirismus. Doch ist dieser Fall der erste seiner Art?
Markus Heitz entführt den Leser auf einer Reise durch die Jahrhunderte. Er geht dabei den Fragen auf die Spur, wann und wo es die ersten nachweisbaren Vampirvorfälle gab und was sich 1731 in Medvegia abspielte. Anschließend erfährt man alles rund um den Vampir, wie sieht er aus, was tut und kann er, wie kann man sich schützen usw. Hiernach geht es der Wortherkunft auf die Spur und einige Erklärungsversuche der beiden vergangenen Jahrhunderte werden vorgestellt. Im hinteren Teil des Buches folgt dann noch ein ausführliches Literaturverzeichnis.

Nun, ein Sachbuch über Vampire? Gibt es so etwas nicht schon? Ja, aber niemand hat es bisher verstanden ein so trockenes Thema derart locker, unterhaltsam und mit einem Augenzwinkern dem Leser nahezubringen. In vielen anderen Büchern wird man Ähnliches finden und Heitz liefert auch keine grundlegend neuen Erkenntnisse, aber er stellt sie kompakt und kompetent zusammen. Zudem hat mir die Lektüre einfach Spaß gemacht. Endlich mal ein Sachbuch, dass sich fast so gut lesen lässt wie ein Roman. Sicherlich gibt es auch hier Stellen, die ein wenig trocken sind, aber gänzlich umgehen kann man dieses Problem nicht. Dafür gibt es zwischendurch immer wieder die Gelegenheit über das Gelesene zu Schmunzeln.
Andere Bücher sind einfach zu sachlich und gerade von denen habe ich einige für meine eigene Abschlussarbeit zum Thema „Vampire“ lesen müssen. Im direkten Vergleich ist das Lesen dieses Buches eine reine Wohltat.

Fazit: Wenn man sich wirklich für Vampire interessiert, wie man sie im Volksaberglauben sah bzw. zum Teil immer noch sieht, dann sollte man dieses Buch gelesen haben. Nirgendwo sonst wird man ein so kompaktes Werk mit derart fundiertem Fachwissen finden können. Wenn man sich neben der Lektüre noch unterhalten lassen möchte, sei angeraten parallel „Kinder des Judas“ (ebenfalls von M. Heitz) zu lesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2011
Faserland
Kracht, Christian

Faserland


weniger gut

Deprimierend

Es geht um die Reise eines namenlosen Ich-Erzählers quer durch Deutschland bis in die Schweiz. Von Sylt ausgehend über Hamburg, Frankfurt, Heidelberg, München und Meersburg landet der Protagonist letzten Endes in Zürich. Dabei bewegt er sich zwischen Partys und Bars, Flughäfen und Bahnhöfen sowie Wohnungen und Hotels. Begleitet wird er dabei die ganze Zeit über von Erinnerungen an seine Jugend. Aber was hat es mit dieser Reise auf sich? Ist er auf der Suche nach einem Sinn im Leben oder ist es vielmehr eine Art langer Abschied?

Der Ich-Erzähler gerät auf seiner Reise immer wieder in ausschweifende Feiern mit Alkohol-, Drogen- und sexuellen Exzessen. Er bleibt diesen Ereignissen jedoch merkwürdig fremd. Es wirkt als suche er ein letztes Mal nach einer Möglichkeit sich mit der Gesellschaft zu identifizieren, aber dieser Versuch scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Er wird Zeuge des Niederganges seiner Generation, was sich in seinen unglücklichen Jugenderinnerungen, dem Selbstmord eines Freundes sowie dem eigenen Fall widerspiegelt. Seine Freundschaften scheitern und haben damit keinen tatsächlichen Wert für ihn.
Er hat zudem ein Problem mit Deutschland, der „großen Maschine jenseits der Grenze“, die Dinge herstellt, die von niemandem beachtet werden. Die Lösung sucht er in der Schweiz, seinem Reiseziel.
Auf den knapp 160 Seiten des Romans schafft der Autor es an die 70 Markennamen unterzubringen. Sei es die Barbourjacke, Porsche, Jack Daniels, Swatch, Ariel oder die bahnbrechende Erkenntnis, dass Hanuta für Haselnusstafel steht.
Durch die mündliche Rede wirkt die Sprache sehr direkt, sehr realitätsnah, als erzähle der Hauptcharakter seine Geschichte von Angesicht zu Angesicht. Das ist zwar anfangs recht leicht zu lesen, hat mich aber auch recht schnell genervt. Der Ich-Erzähler ist nun mal nicht objektiv und so wird man gezwungenermaßen Teilhaber seiner depressiven Stimmung. Das macht das Lesen durchaus anstrengend. Es gibt sicherlich den einen oder anderen Moment, der zum Schmunzeln anregt, aber auf lange Sicht wird man beim Lesen eher selbst depressiv.
Da der Protagonist aus dem Milieu der vermögenden Schicht kommt, hat er zudem eine schon unerträgliche Leichtigkeit an sich. Das Auto lässt er einfach auf Sylt, es stellt sich nie die Frage wie teuer die Reise mit Flugzeug, Bahn und Taxi ist. Er benutzt all diese Verkehrsmittel mit einer schon unverschämt anmutenden Selbstverständlichkeit.
Warum heißt der Roman nun aber Faserland? Dazu gibt es mehrere Ansichten: Es könnte natürlich einfach das ähnlich klingende Vaterland gemeint sein in Analogie zu Deutschland oder aber die Faser beschreibt ein zerfasertes Land, eine Faser Deutschlands, wie sie z. B. entlang der Reiseroute gezogen werden kann. Beschaut man sich den Hauptcharakter, könnte auch das Wort „faseln“ von Bedeutung sein, was so viel heißt wie „wirr reden“. Gemeint sein könnte auch die „Faserung“, was auf Oberflächlichkeit hindeutet, tiefere Schichten bleiben verborgen. Ich denke, dass all diese möglichen Interpretationen einen interessanten Bezug zum Roman aufweisen.
Aber neben all diesen bemerkenswerten Bedeutungen für den Buchtitel bleibt letztlich ein Text, der deprimierend ist, vielleicht ja auch zum Nachdenken anregen mag, aber dennoch für gute Unterhaltung fast ungeeignet scheint. Das Buch lässt sich flüssig und schnell lesen, aber der Protagonist ist phasenweise derart unerträglich, dass man ihn einfach nehmen und schütteln möchte.
Der kritische Ansatz gefällt mir durchaus, doch reicht mir allein das nicht. Ich hätte mir noch eine gute Portion Humor gewünscht, aber so bleibt weder Zeit zum Lachen noch zum Weinen. Man fühlt sich einfach nur „schlecht“. Wenn das die Absicht des Autors war, dann ist es exzellent geglückt.

Fazit: Ein kurzer Roman, der zum Glück schnell gelesen ist. Die sicherlich gelungene Kritik an Deutschland u.a. vermag jedoch nicht über den deprimierenden Grundton des Buches hinwegzuhelfen.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.01.2011
Göttersterben / Die Chronik der Unsterblichen Bd.10
Hohlbein, Wolfgang

Göttersterben / Die Chronik der Unsterblichen Bd.10


sehr gut

Guter Vampyr-Roman, der zu überzeugen weiß

Bisher erschienene Bände der Reihe:

01 Am Abgrund
02 Der Vampyr
03 Der Todesstoss
04 Der Untergang
05 Die Wiederkehr
06 Die Blutgräfin
07 Der Gejagte
08 Die Verfluchten
08.5 Blutkrieg
09 Das Dämonenschiff
10 Göttersterben
11 Glut und Asche
12 Der schwarze Tod

Etliche Jahre sind Andrej und Abu Dun nun schon auf Lokis Spur. In der spanischen Hafenstadt Cádiz kommen sie ihm endlich ganz nah. Die Suche gestaltet sich aber schwerer als erhofft, denn die Stadt ist voller Soldaten und Söldner. Grund ist die spanische Armada, eine riesige Schiffsflotte, die zum Krieg gegen die Engländer rüstet.
Andrej entgeht zudem nur knapp einem Mordanschlag. Auch scheint der Vampyr in ihm wieder stärker zu werden und Andrej befürchtet endgültig die Kontrolle über die Bestie zu verlieren. Hat Loki seine Finger im Spiel?

Der zehnte Teil der „Chronik“ hat es nach zwei meiner Lieblingsteile der Serie natürlich etwas schwer, aber auch hier hat Hohlbein wieder ein solides Buch vorgelegt. Die Logikfehler häufen sich schon etwas, kann man aber drüber weg lesen. Es herrscht altbewährte Spannung, die Atmosphäre ist dicht und die Kämpfe sind abermals packend geschildert. Wie man von einem Vampyr-Roman erwarten kann, fließt ordentlich Blut und es geht doch recht brutal zur Sache.
Natürlich gibt es auch wieder die eine oder andere Wiederholung. Das ist jedoch etwas, das mir nicht negativ auffällt. Im Gegenteil, an einigen Stellen hatte ich gerade deswegen das Gefühl wirklich einen Band aus der „Chronik“ zu lesen.
Loki ist ein interessanter Widersacher, über dessen Absichten man schon etwas im Unklaren bleibt, aber auf der anderen Seite hält das in diesem Fall auch die Spannung. Die ganze Einbindung der Götter oder derjenigen, die sich als Götter bezeichnen, wirkt manchmal durchaus etwas übertrieben, als benötige man zwingend Gegner, die Andrej und Abu Dun bei weitem überlegen sind. Doch letztlich finde ich, dass alles gut zusammenpasst.
Auf der einen Seite findet man hier einige Elemente, die schon die ersten Teile der Serie so hervorgehoben haben: Anschauliche Kampfszenen, Spannung und eine klasse Atmosphäre. Auf der anderen Seite fehlt hier allerdings auch das „Neue“. Man wünscht sich die Klärung einiger Fragen, die man schon seit mehreren Teilen vor sich hin schiebt. Anstatt die Handlung voranzubringen wird sie noch erweitert und dann in anderer Richtung weitergeführt. Das ist nicht unbedingt schlecht, kann aber auch ein wenig frustrieren.

Fazit: Wieder einmal ist Hohlbein ein solider Roman geglückt, der trotz der neuen Handlungsrichtung hervorstechende Stärken hat. Er liest sich wie alle Teile sehr gut und hält vor allem die Spannung, so dass es auch trotz mancher Frustrationsmomente schwer ist, das Buch aus der Hand zu legen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.