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Buchkomet

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2025
Riemer, Martina

Bluewell University - The Trust You Need


sehr gut

Ich sag’s gleich vorweg: Ich bin ja wirklich nicht der Typ für große Liebesgeschichten. Wenn dann noch so Begriffe wie Enemies to Lovers oder Forced Proximity fallen, bin ich normalerweise raus. Und trotzdem: Bluewell University – The Trust You Need hat mich dann doch abgeholt.

Rockster und Wesley sind zwei Typen, die sich am Anfang am liebsten gegenseitig an die Wand klatschen würden. Und das ist noch nett gesagt. Beide haben genug Päckchen zu tragen: Rockster jongliert zwischen Uni, Nebenjob und seiner kleinen Schwester, um die er sich plötzlich allein kümmern muss, und Wesley kämpft mit einer Vergangenheit, die ihn immer noch verfolgt. Was sich daraus entwickelt, ist eine Geschichte voller Emotionen und einem sehr ehrlichen Blick darauf, was Vertrauen eigentlich bedeutet.

Martina Riemer schreibt locker, witzig und trotzdem mit Tiefgang. Ich mochte, dass die Story nicht nur romantisch ist, sondern auch Themen wie Akzeptanz, mentale Gesundheit und Selbstfindung anspricht. Manchmal leicht, manchmal ernst. Wesley war für mich das Herz des Buches, Rockster der, der lernen muss, loszulassen. Und das Zusammenspiel der beiden funktioniert einfach.

Natürlich gibt’s auch Dinge, die mir weniger gefallen haben: Die Sache mit Rocksters Mutter war mir etwas zu überzeichnet, und ja: der Spice war mir persönlich too much. Aber das Buch hat mich am Ende trotzdem überzeugt. Bluewell University – The Trust You Need ist frech, warm und ehrlich und erinnert uns daran, dass Menschen Fehler machen dürfen und Vertrauen kein Selbstläufer ist.

Für mich persönlich war der Spice etwas too much und der Tonfall an ein paar Stellen etwas zu derb, aber das ändert nichts daran, dass ich die Story mochte. Ein queerer Liebesroman, der nicht nur romantisch, sondern auch menschlich ist.

Bewertung vom 17.10.2025
Martin, Jo Ann

Tod unter Wacholdern


ausgezeichnet

Ein Krimi, der uns direkt in die wunderschöne, aber auch geheimnisvolle Vulkaneifel entführt: das ist Tod unter Wacholdern, das Debüt von Jo Ann Martin. Auf den ersten Blick wirkt das kleine Dorf Loogh friedlich, doch schon bald wird klar: Hinter den hübschen Fachwerkhäusern lauern dunkle Geheimnisse.

Ein Mann wird in einem Wacholderschutzgebiet tot aufgefunden, grotesk drapiert auf einer Bank. Kommissar Leo Werner aus Daun übernimmt die Ermittlungen, obwohl der Fall eigentlich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt. Doch irgendetwas an diesem Mord lässt ihn nicht mehr los. Der Tote war wohlhabend, besaß eine Villa in Südfrankreich und eine Geliebte. Nur: warum musste er sterben?

Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, mischt sich Biologin Alex Cameron ein. Eigentlich wollte sie mit Freunden nur entspannte Wochenenden in der Eifel verbringen, doch als eine Nachbarin Opfer eines Stalkers wird, kann sie nicht länger tatenlos zusehen. Bald merkt sie, dass die Gefahr viel näher ist, als alle denken.

Was mich sofort überzeugt hat, war die Atmosphäre. Jo Ann Martin fängt das Leben in der Eifel wunderbar ein: mit Dialekt, Eigenheiten und dieser Mischung aus Herzlichkeit und Verschwiegenheit, die man in kleinen Dörfern so gut kennt. Dazu kommt ein Schreibstil, der flüssig, klar und spannend ist. Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln regelmäßig, das sorgt für einen tollen Lesefluss.

Besonders stark fand ich, wie realistisch die Autorin das Thema Stalking aufgreift. Sie zeigt, wie hilflos Betroffene oft sind, wenn Behörden nicht handeln, und wie schwer es ist, sich zu wehren. Und trotz der ernsten Themen kommt der Humor nicht zu kurz. Immer wieder gibt es kleine Szenen oder Dialoge, die auflockern. Dieser Balanceakt ist gut gelungen. Tod unter Wacholdern ist ein richtig gelungenes Krimidebüt, das mich sowohl durch die Story als auch durch das Setting begeistert hat. Es gibt viel Spannung, glaubwürdige Figuren und einen Hauch schwarzen Humor. Absolut lesenswert.

Bewertung vom 14.10.2025
Zimmermann, Matthias A. K.

KRYONIUM


ausgezeichnet

Was, wenn du eines Tages in einem Schloss aufwachst: ohne Erinnerung und ohne Vergangenheit? Genau hier beginnt KRYONIUM. Der (noch) namenlose Erzähler erwacht in einem Schloss, das sich verändert wie ein lebendiges Wesen. Räume verschieben sich, Türen verschwinden wieder und außerhalb des Schlosses wartet ebenfalls nichts Gutes. Das Schloss scheint ein eigenes Bewusstsein zu haben, als würde es mit ihm spielen, ihn prüfen, ihn festhalten wollen.

Der Einstieg war für mich noch etwas holprig, fast märchenhaft, aber dann hat mich die Geschichte gepackt und nicht mehr losgelassen. KRYONIUM ist kein Thriller, kein Science-Fiction-Abenteuer, sondern etwas Drittes: ein philosophisches Kammerspiel über Erinnerung, Identität und die Frage, was uns zu dem macht, was wir sind.

Der Weltenbau ist unglaublich atmosphärisch. Zimmermann erschafft eine Welt, die gleichzeitig märchenhaft und technisch wirkt, als würde man zwischen Vergangenheit und Zukunft festhängen. Besonders beeindruckend fand ich die Sprache. Mal feierlich und altmodisch, dann wieder präzise. Ich musste mich anfangs einlesen, aber danach floss der Text ganz natürlich. Man streift mit dem Erzähler durch das endlose Schloss, sucht nach einem Hinweis, einer Tür, einem Ausweg, oder vielleicht nach sich selbst.

Das Cover möchte ich an dieser Stelle wirklich loben: die Schneekugel, das Schloss, der Schlüssel mit der Nummer 1001, alles passt perfekt zur Geschichte.

KRYONIUM ist ein modernes Märchen, aber kein verträumtes. Es ist kühl, klar, manchmal beängstigend, aber immer auch faszinierend. Es spielt mit Wahrnehmung, Virtualität und der Frage, was Erinnerung eigentlich bedeutet. Nichts ist so, wie es scheint und jedes Mal, wenn man glaubt, etwas verstanden zu haben, entgleitet einem die Geschichte wieder. Großartig.

Wer beim Lesen gerne denkt, wer Sprache liebt und sich auf etwas Experimentelles einlässt, sollte hier unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 10.10.2025
Sack, Adriano

Noto


sehr gut

Konrad verliert seinen Partner Adriano durch einen tragischen Unfall. Mit einem Teil seiner Asche macht er sich auf den Weg nach Sizilien, genauer gesagt nach Noto, einer kleinen barocken Stadt im Süden der Insel. Dort, wo die beiden sich einst ein Haus gebaut und eine zweite Heimat geschaffen hatten, möchte Konrad Abschied nehmen. Begleitet wird er von seinem Hund und dem lebenslustigen Santi, der das Leben mit einer Leichtigkeit nimmt, die Konrad fast befremdlich vorkommt.

Was wie eine einfache Reise beginnt, geht schnell tiefer. Es ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer, mit Erinnerungen, mit der Frage, wie man weiterlebt, wenn der wichtigste Mensch plötzlich fehlt. Zwischen der sizilianischen Sonne und der ungestümen Landschaft entfaltet sich eine ruhige, aber eindringliche Geschichte.

Adriano Sack erzählt in „Noto“ sehr unaufgeregt, aber präzise. Man spürt auf jeder Seite, dass er weiß, wovon er schreibt. Die Geschichte wirkt echt und nachvollziehbar. Trauer ist hier nichts, das man überwinden muss, sondern etwas, mit dem man leben lernt.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass Konrad in seinen Gedanken immer wieder mit Adriano spricht. Diese Gespräche verleihen der Geschichte eine besondere Nähe. Man hat das Gefühl, als sei Adriano nie ganz weg, sondern auf eine andere Weise noch da. Das ist toller erzählerischer Kniff.

Sizilien selbst wird in diesem Roman fast zu einer eigenen Figur. Sack beschreibt die Insel mit all ihren Gegensätzen: schön und rau, lebendig und still, sonnig und doch schwer. Man merkt, dass er eine persönliche Verbindung zu diesem Ort hat. Zudem mochte ich die Sprache sehr. Sie ist bildhaft, aber nicht überladen. Man sieht die Landschaft vor sich, riecht das Meer, spürt die Hitze auf der Haut. Sack schafft es, all das mit wenigen, klaren Worten einzufangen. Auch die Figuren sind stimmig. Niemand wirkt perfekt, alle haben Ecken und Kanten.

Kleine Schwächen gibt es trotzdem. Manchmal verfällt der Autor dann eben doch in unnötige Ausschweifungen. Der Stil neigt an manchen Stellen dazu, sich in (irrelevanten) Details zu verlieren. Das ändert aber nichts daran, dass „Noto“ ein starkes Debüt ist, das authentisch ist und nachklingt. Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.10.2025
Jones, Dan

Essex Dogs


sehr gut

Mit Essex Dogs wagt sich Dan Jones, den man sonst eher aus dem Sachbuchbereich kennt, erstmals auf das Terrain der historischen Romane. Der britische Historiker ist für seine fundierten, aber gleichzeitig unterhaltsamen Bücher über das Mittelalter bekannt. Dass er nun einen Roman über den Hundertjährigen Krieg schreibt, fand ich sofort spannend. Ich war neugierig, ob er es schafft, seine historische Expertise mit einem spannenden Erzähltalent zu verbinden und ja, das gelingt ihm erstaunlich gut, auch wenn mich nicht alles überzeugt hat.

Die Handlung führt uns ins Jahr 1346. Der englische König Edward III. landet mit seiner Armee an der französischen Küste. Mitten im Chaos begleiten wir die „Essex Dogs“, eine Truppe aus zehn Söldnern, die als Vorhut für die englische Armee kämpfen. Sie sind ein wilder Haufen: Pismire, der flinke Späher, Scotsman, der Riese, Millstone, der Beschützer, der abgedrehte Father und natürlich Loveday, der erfahrene Anführer, der seine Männer irgendwie lebend durchbringen will.

Jones zeigt das Mittelalter nicht als romantisierte Welt voller Ritter und Glorie, sondern so, wie es wohl wirklich war: brutal, schmutzig und gnadenlos. Gleichzeitig lässt er die Figuren so nah an uns heran, dass man meint, neben ihnen durch den Matsch zu ziehen. Besonders Loveday ist dabei eine Figur, die hängen bleibt: müde vom Töten, aber entschlossen, seine Leute zu retten.

Die Sprache ist direkt, rau und bodenständig, perfekt passend zu dieser Truppe. Und obwohl Jones Historiker ist, verliert er sich nicht in Fakten. Stattdessen fließt sein Wissen ganz natürlich in die Handlung ein, was die Geschichte glaubwürdig macht.

Natürlich merkt man, dass Jones eher aus dem Sachbuchbereich kommt. Der Roman ist sehr genau, fast dokumentarisch. Die Schlachten sind eindrucksvoll, aber im Mittelteil zieht es sich etwas. Zudem fehlt mir eine übergeordnete Handlung. Wir folgen eher den persönlichen Figuren, und ihren Geschichten, klar ergibt das am Ende auch ein großes Ganzes, dennoch wäre ein zentraler Plot nicht schlecht gewesen. Dennoch und das will ich auch nochmal sagen, bleibt das Ganze spannend, allein weil die Figuren gut ausgearbeitet sind und man Interesse an ihrem Schicksal hat.

Wer historische Romane mag, in denen es nicht um Glanz und Gloria, sondern um das Leben „von unten“ geht, sollte hier auf jeden Fall mal reinschauen. Aber auch Leser, die sonst vielleicht eher zu Thrillern oder Action greifen, könnten überrascht sein, wie spannend und mitreißend das Mittelalter sein kann, wenn man es mal ohne Romantik betrachtet.

Bewertung vom 06.10.2025
Lano, Ralf

Ein Schwur aus kaltem Zorn


ausgezeichnet

Mit „Ein Schwur aus kaltem Zorn“ geht die Eifelkrimi-Reihe von Ralf Lano in die dritte Runde und ich kann gleich sagen: Das Warten hat sich gelohnt. Nach den ersten beiden Bänden kehren wir zurück ins kleine Dorf Disselbach bei Bitburg.

Wir schreiben den Herbst 1947. Eine schlechte Ernte, Hunger und die Repressionen der Besatzungsmächte machen das Leben schwer. Trotzdem gibt es Hoffnung: Ein päpstlicher Ehrenprälat soll auf seiner Reise von Köln nach Trier Halt machen. Hier lauert jedoch neues Unheil: Der Kölner Verbrecherkönig Wolfgang Henkel erfährt von einem wertvollen Geschenk, das der Kirchenmann für den Papst mitführt und das will er sich holen. Außerdem hat er noch eine Rechnung mit Dorfschmied Karl offen, der ihm im zweiten Band die Schmuggelgeschäfte vermasselt hat.

Also schickt Henkel eine Truppe eher mäßig begabter Ganoven los, um das Geschenk zu stehlen. Doch die Bande hat nicht mit Karl gerechnet, der unverhofft Unterstützung von seinem alten Freund Werner und den Dorfbewohnern erhält. Und so entwickelt sich ein turbulenter, spannender Tag, der es in sich hat, denn die gesamte Handlung spielt, abgesehen vom Epilog, innerhalb von 24 Stunden.

Ich habe das Buch in weniger als zwei Abenden verschlungen. Es ist spannend, temporeich und atmosphärisch on top. Besonders gefallen hat mir, dass sich Lano diesmal stärker auf die Figuren konzentriert und neben all der Dramatik auch humorvolle Momente einstreut. Die Dialoge sind spritzig, manchmal rau, so lieben wir das.

Karl, Fräulein Schneebach, Pauline, alle bekannten Gesichter sind wieder da, und es ist schön, sie wiederzutreffen. Ralf Lano schafft es, die Charaktere so sympathisch und lebendig zu halten, dass man sich regelrecht freut, wenn ein neuer Band ins Haus steht.

Historisch ist auch diesmal alles stimmig. Zudem funktioniert die Mischung aus Spannung, Humor und Menschlichkeit wunderbar. „Ein Schwur aus kaltem Zorn“ ist nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern hebt die Reihe auf ein neues Niveau. Die Messelatte für künftige Bände hängt zumindest jetzt ziemlich hoch. Bin gespannt, ob und wie Ralf Lano diese noch übertreffen kann.

Bewertung vom 06.10.2025
Abel, Susanne

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104


ausgezeichnet

„Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ von Susanne Abel erzählt die Geschichte von Hardy und Margret, zwei Kindern, die im Chaos der Nachkriegszeit aufeinandertreffen und sich aneinander festhalten, weil es sonst niemanden gibt. Hartmut, genannt Hardy, wird nach dem Krieg allein aufgegriffen. Niemand weiß, woher er kommt oder wie alt er ist. Man steckt ihn in ein katholisches Kinderheim, wo Zucht und Ordnung herrschen. Dort trifft er Margret, ein etwas älteres Mädchen, das ihn fortan beschützt und ihm Halt gibt. Aus dieser Verbindung wächst eine tiefe Freundschaft, später Liebe, die beide durch ihr ganzes Leben begleitet.

Jahrzehnte später wächst ihre Urenkelin Emily in dieser Familie auf. Sie spürt das Schweigen, das über allem liegt, die Schwere, die niemand erklären kann. Als Jugendliche beginnt sie, Fragen zu stellen und in der Vergangenheit zu graben, und stößt auf Geschichten, die lange niemand mehr aussprechen wollte.

Susanne Abel schreibt ruhig, aber mit einer Tiefe, die einen nicht mehr loslässt. Schon nach wenigen Seiten hat mich dieses Buch komplett gepackt. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende straff, jede Szene sitzt. Abel erzählt von Liebe, von Verlust, von Schuld und vom Schweigen. Von den Wunden, die man nicht sieht, und davon, wie sie über Generationen weitergegeben werden. Das, was Hardy und Margret im Heim erleben, verfolgt sie ein Leben lang. Und auch die Nachkommen spüren es noch, selbst wenn sie die Gründe nicht kennen.

Abel zeigt, dass Leid und Gewalt viele Gesichter haben und dass es immer Menschen gibt, die die Folgen tragen, auch wenn sie selbst nichts dafür können. Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Das Leid der Heimkinder, die Gewalt, das Schweigen, all das bekommt hier Raum. Ihre klare, reduzierte Sprache verstärkt die Wirkung nur noch mehr.

Ein großartiger Roman, ehrlich, bewegend und tiefgehend. Keine leichte Kost, aber ein Buch, das man so schnell nicht vergisst.

Bewertung vom 02.10.2025
Sotto Yambao, Samantha

Water Moon


ausgezeichnet

In den Straßen Tokios, versteckt hinter einem unscheinbaren Ramen-Restaurant, liegt ein Ort voller Magie: ein Pfandhaus, in dem Menschen nicht Dinge, sondern bereute Entscheidungen eintauschen können, gegen Seelenfrieden und eine Tasse exquisiten grünen Tee. An dem Tag, an dem Hana das Geschäft ihres Vaters übernehmen soll, ist er plötzlich verschwunden. Der Tresor geplündert, die Verantwortung auf ihren Schultern. Unerwartete Hilfe bekommt sie von Kei, einem jungen Physiker, der sich trotz seines rationalen Weltbildes auf dieses Abenteuer einlässt. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine Suche, die mehr ist als die Jagd nach einem verschwundenen Vater.

Oh, wow. Was war das denn bitte für eine geile Geschichte? Die Kombi aus Magie, Mythologie und einer zarten Liebesgeschichte, war für mich eine echte Überraschung. Samantha Sotto Yambao zeigt eine Kreativität, die ich so noch nie gelesen habe. Ich weiß gar nicht, wie ich all das Gelesene in Worte packen soll. Es war einfach wunderschön und so kreativ.

Richtig beeindruckt hat mich vor allem die Atmosphäre. Die Autorin entführt uns in die Gassen Tokios und in eine magische Parallelwelt, die sofort an die Filme von Studio Ghibli erinnert, die ich übrigens über alles liebe. Diese Mischung aus Schönheit, Melancholie und Geheimnis hat mich vollkommen verzaubert. Auch die winzigen Details und die kulturellen Elemente tragen dazu bei, dass man sich mittendrin fühlt.

Hana und Kei schließt man sofort ins Herz. Hana, die zwischen Stärke und Verletzlichkeit schwankt, und Kei, der Skeptiker, der über sich hinauswächst. Zusammen sind sie ein Team, das wunderbar funktioniert, weil sie so unterschiedlich sind. Und selbst die Nebenfiguren sind mit viel Liebe gestaltet.

„Water Moon“ ist ein fantastischer Roman voller Wendungen und Überraschungen, niemals vorhersehbar, dafür umso berührender. Wer „Chihiros Reise ins Zauberland“ oder „Der Nachtzirkus“ mochte, wird sich hier sofort zu Hause fühlen. Für mich ein Buch voller Wunder, und einfach wunderschön geschrieben. Absolute Empfehlung.

Bewertung vom 27.09.2025
Schad, Willy

Die Wege des Krieges


ausgezeichnet

„Die Wege des Krieges“ von Willy Schad ist für mich das schwerste Buch, das ich bisher auf meinem Blog besprochen habe. Im Zentrum stehen William und seine Freunde Eric, Lukas und Sandro. Vier Jungs aus einer mitteldeutschen Großstadt, die eigentlich ein normales Leben führen, bis einer von ihnen zur Bundeswehr geht. Die anderen schließen sich an.

Anfangs läuft alles noch geordnet. Mit Disziplin machen die vier Karriere, gewinnen Ansehen in der Truppe. Doch der erste Auslandseinsatz verändert alles, es geht nicht mehr um Beförderungen, sondern ums nackte Überleben. Kugeln fliegen, Kameraden sterben, und die Jungs erleben Dinge, auf die sie niemand hätte vorbereiten können. Wir begleiten sie nicht nur im Einsatz, sondern auch im Privaten, lernen Familien, Sorgen und Hoffnungen kennen.

Und hier ein kurzer Exkurs: Wie oft stehen wir genervt in der Supermarktschlange oder regen uns über fünf Minuten Warteschleife auf? Nach diesem Buch sehe ich solche Situationen anders. Denn stellt euch vor, ihr wärt nicht in der Schlange, sondern in einem Kriegsgebiet. Kugeln prasseln, neben euch liegt ein verletzter Kamerad. Plötzlich wirken Alltagsprobleme ziemlich klein.

Dieses Buch hat mich nicht nur bewegt, sondern auch aufgerüttelt. Ich habe Tage gebraucht, um das Gelesene zu verdauen. Krieg ist das Schlimmste, was wir Menschen hervorgebracht haben, und der Autor zeigt auf brutale, ehrliche Weise, was es bedeutet, Soldat zu sein. Wir nehmen Frieden oft als selbstverständlich hin, doch das ist er nicht. Männer und Frauen gehen in Einsätze, voller Angst um sich und ihre Familien und viele zahlen dafür den höchsten Preis.

William, Eric, Lukas und Sandro wachsen einem ans Herz. Man wünscht ihnen, dass sie heil zurückkommen, weiß aber zugleich, dass es nicht für alle gut ausgeht. Und selbst wer überlebt, ist nicht mehr derselbe. Dass so viele Soldatinnen und Soldaten mit PTBS kämpfen, wundert nach dieser Geschichte nicht.

Willy Schad baut enorme Spannung auf. Die Gewalt ist hart, die Beschreibungen realistisch, manchmal so heftig, dass ich kurz pausieren musste. Gleichzeitig spannend wie ein Psychothriller, nur viel eindringlicher. Beeindruckend ist, wie er zwischen Emotion und technischer Präzision balanciert: Waffen, Fahrzeuge, Abläufe sind detailliert beschrieben.

Natürlich gibt es für mich auch einen Kritikpunkt: Die Ich-Perspektive war an manchen Stellen unglücklich gewählt, eine dritte Person hätte hier mehr Klarheit gebracht. Doch das schmälert den Gesamteindruck kaum.

Das Finale schließlich hat mich völlig überwältigt. Es ist lange her, dass mich ein Buch so sehr zum Weinen gebracht hat. Und genau das ist die Stärke dieses Buches: Es schont uns nicht und entlässt uns nicht einfach zurück in den Alltag.

Ich werde nach dieser Lektüre nie wieder den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten unterschätzen, die dafür sorgen, dass wir hier in Sicherheit leben können. Für mich ein eindringlicher, schonungsloser und zutiefst bewegender Roman, der zeigt, welchen Preis Soldaten für unsere Sicherheit zahlen.

Bewertung vom 26.09.2025
Rockwell, Ryan

Kryo - Das verschollene Schiff (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn Ryan Rockwell ein neues Buch veröffentlicht, und bei mir anfragt, ob ich es lesen will, dann lasse ich erstmal alles stehen und liegen. Als einer meiner ersten Unterstützer auf dem Blog hat er sich das nicht nur verdient, sondern liefert auch zuverlässig Stoff, der mich jedes Mal aufs Neue überzeugt. Kryo – Das verschollene Schiff reiht sich da nahtlos ein.

Im Mittelpunkt steht Scott Ferguson, ein Softwaretechniker, der ungewollt aus dem Kryoschlaf geholt wird. Auf dem riesigen Raumschiff Tycho, ausgestattet mit allem, was die fortschrittlichste Technik im Sonnensystem zu bieten hat. Dabei ist er scheinbar der Einzige, der wach ist. Die restlichen 3.000 Passagiere befinden sich weiter im Tiefschlaf, und das Schiff selbst treibt manövrierunfähig durch den Raum. Der eigentliche Zielort, der Zwergplanet Ceres, ist längst außer Reichweite. Stattdessen befindet sich die Tycho in der Nähe von Proxima Centauri b, Lichtjahre vom geplanten Kurs entfernt.

Die Ausgangslage verspricht dabei richtig viel Spannung und Rockwell liefert auch ab. Die holografische Sicherheitsassistentin Kate, die ihm zunächst als einzige Kommunikationsschnittstelle zur Verfügung steht, wird dabei mehr und mehr zur undurchsichtigen Figur. Was hat sie zu verbergen? Die Antworten auf die ganz großen Fragen: Die Mission der Tycho und was sie im Proxima Centauri System zu suchen hat, werden Stück für Stück enthüllt.

Für mich ist Kryo ein weiterer Beweis dafür, dass Rockwell sein Handwerk einfach versteht, vor allem, wenn es darum geht Spannung, psychologischen Druck und fragile Beziehungen aufzubauen. Eine vielschichtige und kluge Geschichte, die genau das liefert, was ich mir von einem Sci-Fi-Thriller wünsche: Spannung, Atmosphäre, eine dichte Handlung und genug Raum zum Weiterdenken. Leseempfehlung!