So, nun bin ich zurück von meiner Lesereise nach Norwegen zu den Lofoten, und was soll ich sagen - es war einfach wunderschön.
Auf den Roman 'Die Frau und der Fjord' von Anette Strohmeyer habe ich mich schon im Vorfeld sehr gefreut. Das hübsche Cover, das traumhafte Setting und der vielversprechende Klappentext haben mich sofort angesprochen.
Wir begleiten Gro Kristjánsdóttir, die nach dem tragische Tod ihres Ehemanns einen Weg aus dem tiefen Tal der Trauer finden muss.
Während sich die einen ablenken, sucht Gro die Einsamkeit, um zu heilen.
Sehr authentisch wird beschrieben, wie schwer das Trauern um einen geliebten Menschen ist - doch noch viel schwerer ist der Heilungsprozess.
Obwohl Gro die Einsamkeit sucht und auch genießt, sind es die kleinen und großen Begegnungen mit Menschen und Tieren, die sie allmählich zurück ins Leben führen.
Neben den anschaulichen Naturbeschreibungen - der Flora und Fauna, den Jahreszeiten und Herausforderungen des Lebens in einem einsam gelegenen Fjord - fand ich auch die Rückblicke auf ihre Arbeit als Geologin auf einer Ölplattform äußerst spannend. Man kennt diese riesigen Bohrinseln oft nur aus der Ferne, und ich finde sie immer beeindruckend, aber auch etwas furchteinflößend.
Das Setting des rauen norwegischen Fjords auf den Lofoten ist absolut mein Ding, und ich habe die atmosphärischen Naturbeschreibungen so sehr genossen, dass das ganze Buch damit gefüllt sein dürfte.
Im letzten Drittel gibt es ein Zwischenspiel, das eher in einen Krimi passen würde. Diesen Abschnitt hätte ich nicht vermisst, da er für mich eher störend wirkte.
Das Ende wiederum hat mir sehr gefallen.
Gut fand ich auch die Einteilung in die vier Jahreszeiten. Beginnend mit dem Winter begleitet man Gro ein ganzes Jahr.
Die Sprache ist wunderschön und ich habe viele Stellen markiert, z.B.:
"Ihre Augen tranken das pastellfarbene Licht, das draußen schwerelos über den Fjord schwebte."
"Wäre sie irgendwann wieder in der Lage, diese Leichtigkeit zu spüren, die der Juni einem mit seinem warmen Atem unter die Flügel blies?"
Es ist ein ruhiger, teils trauriger, aber auch spannender und vor allem hoffnungsvoller Roman, der nachwirkt und mir sehr gut gefallen hat.
Eine ganz klare Leseempfehlung meinerseits. 🥰
Zunächst vorab: Dies ist kein Wohlfühlroman, aber ein äußerst lesenswertes Buch, das tief unter die Haut geht und auch Stellenweise weh tut.
In 'Perlen' von Siân Hughes begleiten wir Marianne, die mit gerade einmal acht Jahren ihre Mutter verliert. Diese liebenswerte Frau verlässt das Haus und kehrt nie wieder zurück.
Zurück bleiben Marianne, ihr kleiner Bruder Joe, der noch ein Baby ist, und der Vater Edward.
Was genau mit der Mutter geschah, können wir im Laufe der Geschichte nur erahnen.
Der Roman trägt durchgehend eine melancholische Grundstimmung, und es ist kaum auszuhalten, wie sehr Marianne unter dem Verlust leidet. Viele Jahre lang versucht sie, zu verstehen, was passiert ist.
Es schien doch alles so schön - ein perfektes Familienidyll, so scheint es auf den ersten Blick.
Doch Marianne wächst mit einer tiefen Verlorenheit und Trauer auf, gespickt mit Schuldgefühlen, die mir sehr ans Herz gegangen sind.
Warum hat sie es nicht bemerkt, als die Mutter ging? Hätte sie sie vielleicht sogar aufhalten können? Diese Fragen beschäftigen sie, und kein Kind sollte ein solches Päckchen mit sich herumtragen müssen.
Als Marianne schließlich selbst Mutter wird und sich die Puzzelteile langsam zusammenfügen, beginnt sie, die Geschehnisse zu verstehen und zu verarbeiten.
Ein Weg dorthin ist hart, und wird auf eine rohe und doch poetische Weise erzählt.
Besonders interessant ist die Verbindung zu dem mittelenglischen Gedicht 'Pearl', das in der Geschichte eine zentrale Rolle spielt.
Nach Beendigung des Buches empfehlen ich, die Übersetzung dieses Gedichtes zu lesen - es bringt noch einmal einiges klarer zum Ausdruck.
'Perlen' ist ein bewegendes Buch mit einer gewissen Schwere und ordentlich Tiefgang, das bei mir lange nachwirkt.
Einen schönen Abschluss meines Lesemonats April hat mir der Roman 'Beeren pflücken' von Amanda Peters beschert.
Er erzählt die Geschichte einer indigenen Mi'kmaq Familie, die jedes Jahr von Nova Soctia nach Maine zieht, um den Sommer über bei der Blaubeerernte zu helfen.
Die jüngste der fünf Geschwister, Ruthie, wartet stets geduldig auf einen Stein und spielt mit ihrer Stoffpuppe.
Eines Tages ist Ruthie verschwunden und taucht trotz endloser Suchaktionen nicht wieder auf.
Dieser Teil der Erzählung wird aus der Perspektive des zweitjüngsten Familienmitglieds, Joe, geschildert.
Der zweite Handlungsstrang dreht sich um Norma. Sie wächst als Einzelkind bei einer äußerst ängstlich und fast schon erdrückenden Mutter sowie einem eher zurückhaltenden Vater auf. Obwohl sie sehr geliebt wird, fehlt ihr dennoch etwas.
Komische Träume, ungewöhnliche Empfindungen und eine dunklere Hautfarbe begleiten sie lange Zeit in ihrem Leben.
Der Klappentext verrät bereits die Verbindung zwischen den beiden Handlungssträngen, doch im Verlauf der Geschichte passiert noch so viel mehr. Als Leser fiebert man mit und ist einfach nur gespannt, wie alles weitergeht.
Der Roman liest sich unglaublich flüssig, und besonders die Handlung um Joe hat mir sehr gefallen.
Seine Schuldgefühle, Wut, Schmerz und Ziellosigkeit, aber auch die Hoffnung, die ihn antreibt, prägen sein Leben.
Das Buch bietet eine Vielzahl an Themen, ohne dabei überladen zu wirken. Es ist nicht immer leicht zu lesen, was diese Familie alles durchmachen muss, doch ich habe das Lesen die ganze Zeit über sehr genossen, weil es einfach ein großartiger Roman ist.
Ich empfehle ihn sehr gerne weiter! 🙂
Dies hier ist wieder so eine Rezension, die mir richtig schwerfällt.
'Der Einfluss der Fasane' von der Autorin Antje Rávik Strubel hat mir bis etwas über die Hälfte wirklich gut gefallen und dann ging es leicht bergab.
Die Erzählung grob angerissen:
Die taffe Feuilletonchefin Hella Karl gerät plötzlich ins Kreuzfeuer.
Ist sie nicht ziemlich wahrscheinlich für den Selbstmord des Theater-Intendanten Kai Hochwerth verantwortlich?
Sie hat schließlich den Artikel über ihn und seine Aufforderung zur Abtreibung an eine seiner Schauspielerinnen geschrieben.
Ruck zuck, wird nun plötzlich der Täter zum Opfer und Hella zum Sündenbock.
Die Figur von Hella Karl fand ich super dargestellt. Ein paar typisch patriarchale Verhaltensmuster wurden ihr zugeteilt und auch im ganzen Buch aufgezeigt, und das hat mir gut gefallen.
Das mit den Fasanen kann ich nicht erklären, hat sich mir nicht erschlossen.
Insgesamt macht der Roman auf eine lockere Art auf das Thema Machtmissbrauch und die Gefahr der Hetze in den sozialen Medien aufmerksam. Das ist schon recht interessant, muss ich sagen.
Wie schon am Anfang erwähnt kam ich super in die Erzählung rein und es hat mich total gepackt, dann flaute es ab und nur noch Hellas Gedanken konnten mich nicht mehr wirklich fesseln.
Ich bin zwar nicht zu hundert Prozent überzeugt, aber fand es auch nicht schlecht 😅.
Da ich so hin- und hergerissen bin, empfehle ich, dass Ihr Euch am besten ein eigenes Bild von dem Buch macht.
Sorry, für die schwammige Aussage 🙈.
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