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coffee2go
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 382 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


sehr gut

Das Cover, der Titel und die gesamte Aufmachung mit Farbschnitt sind sehr auffallend und gelungen und haben sofort mein Interesse geweckt. Die Freundesgruppe mit einem nahezu unbekannten stellt eine mutige Kombination dar, vor allem für eine gefährliche Wanderung, die für Hobbysportler*innen nicht so einfach zu bewältigen ist und bei der man sich auch vertrauen sollte. Das Vertrauen ist von Anfang an nicht bei allen vorhanden, vor allem Anna findet Jacob, den Neuen in der Runde auf Anhieb unsympathisch und bestimmend und dies ändert sich auch nicht mehr. Die Emotionen kochen schon bald hoch, das war auch nicht anders zu erwarten und je mehr Hindernisse auftreten und je anstrengender die Wanderung wird, umso heftiger werden die Auseinandersetzungen. Es bilden sich bald Teams und das Wetter spielt auch nicht mehr mit, es wird ungemütlich und die Schönheit der Landschaft gerät in den Hintergrund. Mit der Zeit erfährt man auch mehr aus dem Leben von Anna, Hendrik und Melina, wie sie sich kennengelernt haben und wie ihre aktuelle Lebenssituationen momentan aussehen. Jacob bleibt bewusst undurchschaubar.
Spannend finde ich die Sichtweise und die Schilderungen, die hauptsächlich aus Annas Perspektive erzählt werden und durch Protokolle der Polizeilichen Ermittlungen ergänzt werden. Am Ende des Buches erhält man als Leser*in eine weitere Sichtweise präsentiert und im Nachhinein betrachtet, müsste man das Buch genau genommen noch einmal lesen um auch diese Aspekte berücksichtigen zu können. Der Schluss hat mich überrascht!

Bewertung vom 13.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Der Krimi beginnt ruhig und beschreibend, sodass man theoretisch auch mit diesem Teil der Reihe einsteigen könnte. Ich empfehle aber, die vorigen Teile zuerst zu lesen, da man so mehr Lesevergnügen hat und die anderen Teile auch sehr spannend sind.
In diesem Teil werden zuerst die Familie und der Freundeskreis vorgestellt. Man fühlt sich als Leser*in verbunden mit den Personen, als ob man selbst dabei und mitten im Geschehen ist. Was zuerst noch unaufgeregt beginnt, mit der Ankunft des Au pair Mädchens und den typischen Alltagsroutinen, wird aber mit der Zeit immer spannungsgeladener und dies spürt man auch ganz deutlich. Unter der Oberfläche beginnt es zu brodeln, die Charaktere verstellen sich nicht mehr so gut und man erfährt über das eine oder andere Geheimnis, das mehr oder weniger gut gehütet wird. Nach dem Brand, bei dem ein Jugendlicher tödlich verunglückt ist, ist die Stimmung explosiv. Man spürt als Leser*in wie die Charaktere sich plötzlich anders verhalten, anders miteinander reden und gegenseitig lauernd auf Fehler von anderen warten. Man wird von einer verdächtigen Person zur nächsten gelotst, kann sich aber nie zu sicher sein und laufend kommen neue Puzzlestücke ans Tageslicht, die die Geschichte wieder anders wirken lassen.
Mir hat der Krimi der Reihe sehr gut gefallen, vor allem die deutliche Charakterisierung und Positionierung der einzelnen Personen und die wandelnde, sich spürbar verändernde Stimmung des Buches haben mich mitgerissen.

Bewertung vom 18.01.2024
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


ausgezeichnet

Der typische Schweden-Krimi gefällt mir aufgrund der Stimmung und der detaillierten Beschreibung der örtlichen Begebenheiten sehr gut. Man hat das Gefühl, als Leser*in vor Ort zu sein und mit den Charakteren alles mitzuerleben, so lebensnah ist die Stimmung gelungen. Die Hauptcharaktere gefallen mir menschlich auch sehr und es ist gelungen, mit der Zeit zu allen eine persönliche Beziehung aufzubauen. Bei Pär oder Maya war das sofort der Fall, aber auch die Ermittler, die zuerst reserviert und oberflächlich erschienen sind, sind mit der Zeit aufgetaut und menschlich geworden. Die kleine Frida scheint ein sehr aufgewecktes und intelligentes junges Mädchen zu sein und ich hoffe, dass sie die negativen Erlebnisse gut wegstecken kann und gestärkt daraus hervorgeht, das Potenzial dazu hat sie auf alle Fälle. Super finde ich auch, dass nicht nur die Ermittlungen und die Polizeiarbeit im Vordergrund stehen, sondern auch ausreichend Platz für die alltäglichen Dinge und das Privatleben geblieben ist. Auch das Thema Umweltschutz stellt einen wichtigen Part dar, wenn auch nicht ganz so gut gelungen, wie erwartet. Ich habe die Lesestunden sehr genossen und freue mich schon auf eine stimmungsvolle Fortsetzung.

Bewertung vom 17.01.2024
Das Nachthaus
Nesbø, Jo

Das Nachthaus


gut

Nachdem ich die Krimi-Reihe mit Harry Hole sehr spannend finde und auch die sprachlichen Plots sowie die Eigenheiten der Charaktere gerne mag, habe ich mich an diesen etwas anderen Roman gewagt. Die Charaktere konnten mich nicht fesseln, sie waren oberflächlich beschrieben, ich konnte zu niemanden eine Beziehung aufbauen, was ich schade finde. Der erste Teil hat mir inhaltlich gar nicht gefallen, da mir die Geschichte zu skurril war. Richards Freunde werden von einem Telefon aufgefressen bzw. verwandeln sich in ein Insekt und niemand glaubt Richard. Kann ich nachvollziehen. Danach erfolgt ein Zeitsprung und wir befinden uns auf einem Klassentreffen 15 Jahre später. Diese Story ist auch nicht neu und ich finde es wenig einfallsreich, da bin ich normalerweise vom Autor interessantere Wendungen gewohnt. Teil zwei war anders, aber ebenso verwirrend und erst im dritten Teil habe ich mich wohlgefühlt. Leider war der dritte Teil sehr kurz, dafür aber klar strukturiert und nachvollziehbar geschrieben, was mir in den ersten beiden Teilen gefehlt hat. Die Idee mit dem mysteriösen Nachthaus hat mir gefallen und das Cover finde ich auffällig und durchdacht, aber die Geschichte konnte mich leider nicht fesseln.

Bewertung vom 09.01.2024
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


weniger gut

Der Roman beginnt sehr spannend, mit sechs Personen, die auf einem Schiff erwachen, sich an keine Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern können, nicht einmal an ihre Namen, dafür mit Narben am Kopf und Körper. Die erste Kennenlernphase und das Checken der Situation, warum sie hier waren und zu wie es weitergehen sollte, fand ich spannend. Danach wurde es surreal, vor allem die langen Beschreibungen über die entstellten Personen und welche Bakterienstämme was bewirken könnten und das Erkunden der Ortschaften sowie Töten aller überlebenden Personen, war dann doch häufig wiederholend und monoton. Der Mittelteil des Buches konnte mich nicht fesseln, im Gegenteil, ich habe mich hindurchgekämpft, in der Hoffnung, dass es sich durch die Auflösung am Ende des Buches, bezahlt machen würde. Leider war auch die Erkenntnis am Ende nicht nach meinem Geschmack. Es bleiben viele Fragen offen, viele Situationen utopisch und die Hintergründe an den Haaren herbeigezogen und unlogisch. Auch nach dem Lesen bleibt Verwirrung zurück. Leider war das Buch nicht nach meinem Geschmack.

Bewertung vom 07.01.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Den Titel „Monster“ finde ich etwas irreführend und auch nicht unbedingt passend, auch wenn er kurz und prägnant ist, was mir ansonsten gut gefällt. Nachdem ich auch die Vorgänger-Bücher gelesen habe, war ich sofort wieder in der Geschichte und war gespannt, wie sich die Charaktere in der Zwischenzeit weiterentwickelt haben. Dies finde ich in Serien immer schön zu beobachten. Vor allem Kathrin ist in diesem Teil die Überraschung, mit der ich nicht gerechnet hätte, ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen, da ich nicht die Spannung vorwegnehmen möchte. Man kann nicht in die Menschen hineinsehen, auch wenn man sie gut zu kennen glaubt.
Den Hintergrund der Taten finde ich sehr gut durchdacht und strukturiert aufgebaut. Als Leser*in bekommt man schrittweise Puzzleteile, die man dann im Laufe der Ermittlungen selbst zusammenbauen und verknüpfen muss. Ich finde dies sehr gut gelungen, ohne Längen oder Stillstand und auch die Nebenschauplätze finde ich gleich interessant, wie die Hauptgeschichte, die sich als roter Faden durchzieht. Mir gefällt es, dass die Autorin den Charakteren viel Raum zur persönlichen Weiterentwicklung und für ihre eigenen Lebensbiografien lässt, sei es beruflich, in den Partnerschaften oder bezogen auf die Familie und deren Probleme. Auch brisante Themen werden aufgezeigt, wie zB wie geht die Gesellschaft mit trauernden Angehörigen um, unterschiedliche Arten von Trauer, was ist angemessen, wie glaubt man, sich verhalten zu müssen. Wann darf man wieder zur Arbeit gehen oder darf man sich überhaupt über kleine Gesten freuen? Wie kommt dies bei den Mitmenschen an? Diese Gedanken von Larissas Mutter haben mich sehr berührt und verleiten zum Nachdenken.
Der Abschluss des Falles und auch der plötzliche Umschwung auf die Weihnachtsfeiertage kam für mich etwas abrupt und plötzlich, fast zu schnell, vor allem, da vorangegangene Situationen sehr ausführlich behandelt wurden und aufgrund der Länge des Buches wäre es auch hier noch schön gewesen, ein paar Gedanken und Worte mehr zu investieren und nicht so abgehackt zu Ende zu bringen.

Bewertung vom 07.12.2023
Meine Männer
Kielland, Victoria

Meine Männer


weniger gut

Der Roman ist genau genommen kein Roman, eher ein literarisches Werk. Aufgefallen ist er mir aufgrund des wunderschönen, aussagekräftigen Covers. Inhaltlich habe ich mir aufgrund der Buchbeschreibung (Klappentext) und des Genre etwas anderes vorgestellt.
Sprachlich ist das Werk eine Herausforderung. Man kann als Leser*in nicht durch die Seiten rasen wie bei einem Roman oder Krimi, sondern die Aussagen animieren zum Mitdenken, Rätseln und Interpretieren. Der Schreibstil ist erzählend, aus Sicht von Brynhild, die sich selbst später in Belle umbenennt. Die Geschichte ist tragisch und grausam. Belle kann die Enttäuschungen und Schicksalsschläge, die ihr als 17jähriges Mädchen angetan wurden, nicht verkraften und kompensiert dies, indem sie selbst keine Nähe mehr zulassen kann, zumindest nicht für längere Zeit und alle Menschen, die ihr emotional nahekommen, müssen mit ihrem Leben bezahlen. Belle erzählt Ereignisse, die schrecklich grausam sind, distanziert und emotionsfrei, nur zwischendurch blitzen kurz Emotionen durch. Sie versucht auch zu lieben, aber vielleicht hat sie selbst es nicht anders erfahren und kann mit ihren Gefühlen nicht umgehen. Teilweise sind Situationen verwirrend beschrieben, abgehackt und ohne Zusammenhang zum vorangegangenen Inhalt, teilweise finden Wiederholungen von Situationen statt. So richtig konnte mich die Geschichte leider nicht fesseln, vielleicht auch, weil es schwierig ist, wenn man vom Hauptcharakter bewusst auf Distanz gehalten wird.

Bewertung vom 06.12.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


ausgezeichnet

authentisch und lebensnah

Mir gefällt die Ermittlungsweise des Island-Krimis sehr gut. Die Ermittler*innen treten verständnisvoll auf und gehen auf die Personen ein. Natürlich wirkt es auch durch die Ansprache „du“ noch intimer und lädt dazu ein, sich eher zu öffnen oder auch Fehler einzugestehen. Elma und Saevar ergänzen sich sehr gut, vor allem, da sie so unterschiedlich sind und konträre Herangehensweisen haben. Als Charakter gefallen sie mir auch, es werden verschiedene Facetten von ihnen gezeigt und nicht nur der berufliche Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, das Privatleben und die Schicksale sind mindestens genauso wichtig.
Der Ermittlungsfall involviert viele Personen und vereint auch viele traurige Schicksale. Wenn man den Hintergrund der Menschen kennt und ihre Situationen betrachtet, dann spürt man auch die Tiefe und dass alle Handlungen Auswirkungen auf die Zukunft haben bzw. die Aktionen aus der Vergangenheit noch tief verwurzelt sind und nachwirken. Die Atmosphäre, obwohl sie häufig bedrückend und traurig ist, hat mir sehr gut gefallen und der Krimi liest sich authentisch und lebensnah.

Bewertung vom 30.11.2023
Die Lügnerin
Karig, Friedemann

Die Lügnerin


sehr gut

man muss sich darauf einlassen

Der Roman wird in der Ich-Erzählerform aus Sicht von Clara Konrad erzählt, die Clara oder vielleicht auch anders heißt. Die Hintergrundgeschichte baut sich nach und nach auf, zwischenzeitlich schweift die Erzählerin ab und man ist plötzlich in einem anderen Thema, aber sie kommt wieder zur ursprünglichen Idee zurück, sodass immer ein roter Faden ersichtlich ist. Wohin der rote Faden führen soll, ist ziemlich offen gehalten. Die Ich-Erzählerin ist eine „Lügnerin“ behauptet sie von sich selbst, inwieweit man ihren Erzählungen vertrauen kann, muss man jeweils individuell selbst überdenken. Mir gefällt die Sichtweise, dass nichts als wahr angenommen werden kann, man als Leser*in alles in Frage stellen kann oder sollte und dass viel Spielraum für eigene Schlüsse bleibt. Die Gespräche der Ich-Erzählerin mit ihrer Therapeutin, die einen Großteil des Romanes einnehmen, habe ich sehr schön gefunden. Sie sind wertschätzend und lassen jeder Person ihren eigenen Raum und ihre Sichtweise.
Den Schreibstil und auch den offenen Umgang mit den Themen mag man als Leser*in oder man kann überhaupt nichts damit anfangen. Ich habe den Roman als Bereicherung empfunden, ein Leseerlebnis, das nicht den Mainstream-Anforderungen nachkommt und mit vielen sprachlichen Wendungen und interessanten Sichtweisen. Allerdings muss man sich als Leser*in öffnen und darauf einlassen.

Bewertung vom 25.11.2023
Die Wahrheiten meiner Mutter
Hjorth, Vigdis

Die Wahrheiten meiner Mutter


sehr gut

aus der Perspektive der Tochter

Der Roman analysiert die Mutter-Tochter-Beziehung von Johanna und ihrer Mutter aus Sicht von Johanna. Die Atmosphäre ist vergiftet, traurig, düster und lässt nicht viel Hoffnung auf ein positives Ende. Spannend finde ich, dass viele Situationen aus der Kindheit erzählt werden, in denen auch noch weitere Personen eine Rolle spielen, wie Johannas Vater oder ihre Schwester Ruth. Johanna hat seit über 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter und auch nicht zu ihrer Schwester, der Vater ist inzwischen verstorben. Für Johanna ist der Zeitpunkt gekommen, die Geschehnisse und Zerwürfnisse von damals wieder aufzurollen und zu analysieren und aus ihrer heutigen Perspektive zu betrachten und neu zu bewerten. Interessant finde ich, dass Tage aus Johannas Kindheit und das Leben ihrer Mutter mit ihrem heutigen Wissensstand und ihrer Erfahrung teilweise komplett anders wahrgenommen werden. Schade finde ich, dass die Erzählung nur aus Johannas Perspektive erzählt wird und die anderen beteiligten Personen nicht ihre Sichtweise darlegen können. Eine erneute Annäherung ist nicht erwünscht und trotzdem wünscht sich Johanna einen Abschluss, sodass sie ihre eigenen Rituale dafür findet. Den Titel finde ich etwas problematisch, denn als außenstehende Person kann Johanna nicht „die Wahrheiten ihrer Mutter“ beschreiben, sondern bestenfalls ihre eigenen Wahrheiten. Auch wenn „Wahrheiten“ im Titel impliziert, dass es mehr als eine Wahrheit gibt.