Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sibylle Meister

Bewertungen

Insgesamt 17 Bewertungen
12
Bewertung vom 08.07.2011
Titan
Harris, Robert

Titan


sehr gut

Mit „Titan“, einer gelungenen Mischung aus Polit-Thriller und historischem Roman, legt der Bestsellerautor Robert Harris die Fortsetzung seines Erfolges „Imperium“ vor. Die als Trilogie angelegte Romanserie schildert das Leben und die Karriere des römischen Politiker Ciceros. Der deutsche Titel „Titan“ lässt an einen Cicero denken, wie man ihn aus dem Lateinunterricht kennt: den grossen Redner und Staatsmann. Doch Harris’ Cicero ist kein Titan, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Treffender ist da der englische Titel „Lustrum“, der mit der Mehrdeutigkeit des lateinischen Begriffs spielt. Denn „Lustrum“ umschreibt das Sühneopfer der Zensoren für die kommenden fünf Jahre, kann aber auch „Morast“, „Lagerplatz der wilden Tiere“ oder „Bordell“ bedeuten – und jeder dieser Aspekte lässt sich gleichermassen im Buch wiederfinden.

Der Roman schildert die Ereignisse der Jahre 63-58 v. Chr.: Cicero hat allen Anstrengungen seiner Feinde zum Trotz die Wahl zum Konsul gewonnen und steht nun an der Spitze des Staates. Doch schon die erste Szene lässt erahnen, dass seine Amtszeit nicht einfach sein wird: Die Leiche eines jungen Sklaven wird aus dem Tiber gezogen und alles deutet auf einen Ritualmord hin. Cicero glaubt zwar nicht an Omen und Vorzeichen, aber trotzdem wirft dieser Vorfall seinen Schatten auf die Zukunft, denn pikanterweise ist der Besitzer des Opfers Ciceros Amtskollege als Konsul. Schwerwiegendere Probleme kommen hinzu: Catilina, sein Rivale im Wahlkampf, kann seine Niederlage nicht vergessen. In seinem Umfeld sammeln sich Aristokraten, die auf den Emporkömmling Cicero herabblicken, korrupte Politiker sowie weitere dubiose Gestalten. Und im Hintergrund erscheint immer wieder eine Figur, die letztlich Ciceros Karriere entscheidet: C. Julius Caesar, der ein grösseres Spiel im Auge hat, als Cicero sich zunächst vorstellen kann. Der frischgebackene Konsul muss sich verschiedenen Fragen stellen: Wie weit wird Catilina, getrieben durch seine Rachsucht, gehen? Wie gross ist Ciceros Spielraum als Politiker wirklich? Und: sind illegale Methoden gerechtfertigt, wenn damit die Republik gerettet werden kann?

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Tiros, Ciceros Haussklaven und Sekretärs. Als ständiger Begleiter seines Herrn ist er bei allen Ereignissen dabei, ohne selbst aktiv einzugreifen. Er schildert Cicero nicht nur als glänzenden Redner und klugen Politiker, sondern auch als Menschen, der gegen Unsicherheiten und Lampenfieber kämpft und aus Selbstüberschätzung grobfahrlässige Fehler begeht. Generell wirkt die Figurenzeichnung liebevoller und detaillierter als im ersten Teil der Trilogie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Ciceros Familie. So entwickelt sich etwa Terentia von einer nörgelnden, auf Einfluss und Ansehen bedachten Ehefrau zu einer klugen Beraterin. Auch wird der Konflikt zu Ciceros Bruder Quintus gezeigt, der mit dessen Entscheidungen nicht immer einverstanden ist. Nur Tiro, der Erzähler, bleibt flach und wenig nachvollziehbar. Die schwächsten Szenen im Roman sind denn auch jene, in denen Tiro seine Rolle als Beobachter ablegt und selbstständig handelt. Ansonsten gelingt es Harris erneut, eine vergangene Welt lebendig werden zu lassen. Im gelungenen Wechselspiel zwischen Polit-Thriller und historischem Roman kommen neben den Intrigen auch die Alltagsszenen nicht zu kurz, die das Alte Rom plastisch hervortreten lassen. Bemerkenswert ist besonders, wie es Harris gelingt, sich strikt an den historischen Fakten zu orientieren und seinen Figuren dennoch Lebendigkeit und Charaktertiefe zu verleihen: Selbst wer aus dem Lateinunterricht noch weiss, wie die Geschichte ausgeht, kann das Buch kaum aus den Händen legen.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2011
Nero Corleone kehrt zurück
Heidenreich, Elke;Buchholz, Quint

Nero Corleone kehrt zurück


sehr gut

Die Fortsetzung eines der schönsten Katzenbücher weckt große Hoffnungen:

Viel Zeit ist seit den Jugendabenteuern von Nero Corleone vergangen. Isolde und Robert haben sich inzwischen getrennt und Isolde zieht nach Italien ins ehemalige Urlaubsdomizil. Sie fragt sich oft, was aus dem Kater geworden ist, traut sich aber nicht, auf ein Wiedersehen zu hoffen. In der Nachbarschaft wird immer wieder von Streichen berichtet, die man Nero Corleone zuschreibt, aber keiner ist sich ganz sicher, ob er es wirklich war, denn der Kater hat dafür gesorgt, dass es unterdessen viele schwarze Katzen mit weissen Pfoten gibt. Inzwischen bekommt Isolde Besuch von Justus, ihrem neuen Freund, kann aber Robert nicht vergessen. Sie nimmt Elsa bei sich auf, eine kleine graue Katzendame. Und dann, wenn man als Leser schon fast die Geduld verliert, taucht auch Nero wieder auf. Und schließlich ist immer genug Liebe da, für Isolde und ihre vierbeinigen Mitbewohner...

Wie der Vorgänger ist auch „ Nero Corleone kehrt zurück“ berührend geschrieben und liebevoll illustriert. Allerdings hat mich doch gestört, dass Nero letztlich so wenig Raum bekommen hat. Erst nach zwei Dritteln taucht er auf, reichlich spät für die Titelfigur. Auch Robert hätte gerne etwas öfters auftreten dürfen. Dafür wird Isoldes Gefühlslagen sehr viel Platz eingeräumt.

Fazit: als Fortsetzung nicht schlecht, aber nicht so berührend wie „Nero Corleone“. Und ich hoffe, dass wir Leser auf den nächsten Band (der bereits angedeutet wird) nicht wieder 16 Jahre warten müssen!

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.05.2011
Pakt des Bösen
Gerling, V. S.

Pakt des Bösen


ausgezeichnet

Der neue Polit-Thriller von V.S. Gerling ist da! Nachdem er im „Kanzlerspiel“ erzählt hat, wie Jan Philip Gerling trotz allerlei Intrigen von fiesen Bösewichten die Wahl zum deutschen Bundeskanzler meistert, muss sich der Protagonist nun als Kanzler bewähren. Probleme gibt es genug und mit den geplanten Reformen hat er eigentlich alle Hände voll zu tun. Doch dann erschüttert eine Reihe von Terroranschlägen die großen europäischen Hauptstädte. Die Ermittlungen kommen nur schleppend voran, erste Erfolge erweisen sich als absichtliche Täuschungsmanöver. Nur unter hohem persönlichem Risiko kann der Kanzler Licht ins Dunkel bringen. Und die Verschwörung, die er Stück für Stück aufdeckt, ist gigantisch und würde einen Krieg provozieren, der die halbe Welt umfassen würde.

Der Autor ist dem rasanten Stil des „Kanzlerspiels“ treugeblieben. Kurze Szenen und wechselnde Schauplätze sorgen für Abwechslung und Tempo und ermöglichen den Blick hinter die Kulissen der internationalen Politik. Die Spannungsmomente sind wohldosiert über die ganze Geschichte verteilt, Langeweile kommt so nie auf. Komplexe politische Zusammenhänge werden verständlich erklärt, große Vorkenntnisse sind also nicht nötig, aber sie erhöhen den Lesegenuss. Viele Protagonisten sind nämlich kaum verschleiert international bekannten Politikern nachempfunden und teilweise gekonnt überzeichnet. Wer also manchmal über Berlusconi den Kopf schüttelt, wird sich bei „Rizzitelli“ ein Schmunzeln nicht verkneifen können!

Obwohl „Pakt des Bösen“ eine Fortsetzung ist, kann man der Geschichte ohne Probleme folgen, auch wenn man „das Kanzlerspiel“ nicht kennt. Und im Gegensatz zu vielen Fortsetzungen, die nicht an den Erstling heranreichen, wird Gerling immer besser. Wir können uns also auf die nächsten Abenteuer des Bundeskanzlers freuen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

12