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Alo

Bewertungen

Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2025
Gregor, Susanne

Halbe Leben


ausgezeichnet

Aufrüttelnde Gesellschaftskritik
Susanne Gregor erzählt in ihrem Roman „Halbe Leben“ eine spannende und tiefgründige Geschichte. Auf wenigen Seiten behandelt sie ein wichtiges Thema: Ungleichheit und Abhängigkeit in der häuslichen Pflege.

Gleich zu Beginn erfährt man vom plötzlichen Tod von Klara. Sie ist eine erfolgreiche Architektin, Mutter und Ehefrau. Doch als ihre eigene Mutter nach einem Schlaganfall Pflege braucht, holt sie Paulína aus der Slowakei als 24h Pflege in ihr Haus. Zunächst scheint alles gut zu funktionieren, doch wird das so bleiben?

Gregor schreibt klar und eindringlich. Die Beziehungen zwischen den Figuren sind toll ausgearbeitet. Besonders die Frauenfiguren sind vielschichtig, inklusive der zu pflegenden Mutter. Der Roman wirft wichtige Fragen auf: Wer kümmert sich um unsere Angehörigen? Und welche Auswirkungen hat die Pflegearbeit auf die Pflegenden und deren Familien?

Das Buch macht nachdenklich. Es zeigt, wie schwierig und ungerecht die Situation oft ist. Ein wichtiges Thema, über das viel zu wenig gesprochen wird und das mich noch lange beschäftigen wird. Absolut lesenswert! 4,5/5 Sterne

Bewertung vom 26.03.2025
Reilly, Rebecca K

Greta & Valdin


ausgezeichnet

Lesehighlight mit Lachgarantie
„Findest du, dass mein Fuß wie ein Tapir aussieht?“ „Inwiefern?“ Mein Dad ist ein Mensch, der jede Frage ernst nimmt, und ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob sich diese Tatsache positiv auf mich ausgewirkt hat. (Greta & Vladin, S.99)

Mich hat schon lange kein Buch mehr so überrascht und zum Lachen gebracht wie Greta & Vladin. Es ist aber nicht nur witzig, sondern auch herzerwärmend und klug.

Greta und Vladin sind Geschwister und wohnen zusammen in Auckland. Die beiden sind sich auf eine Art sehr ähnlich, aber vor allem in Liebesdingen läuft es bei ihnen ähnlich katastrophal. Greta ist unglücklich in ihre Kollegin verliebt, und Vladin trauert seinem Ex-Freund hinterher. Das Buch ist abwechselnd aus beiden Perspektiven erzählt und ihre große, sehr chaotische und unglaublich liebenswürdige Familie ist auch immer dabei.

Diese Familie war, neben dem Humor, wirklich der allerbeste Punkt in diesem Buch. Sie ist einfach so herzerwärmend – ich habe mir oft gewünscht, Teil dieser Familie zu sein und mit ihnen am Tisch zu sitzen, am Ende wollte ich mich gar nicht von ihnen und vom Buch verabschieden.

Aber dieses Buch ist nicht nur herzerwärmend und witzig, sondern auch sehr vielschichtig und klug. Es geht beispielsweise viel um Identität, und man merkt dem Buch an, dass die Schriftstellerin selbst Māori ist. Zudem ist mir die sehr gute Übersetzung aufgefallen – es ist wirklich ein Lesegenuss und mein Highlight in diesem Monat. 5/5 Sterne

Bewertung vom 10.03.2025
Kapitelman, Dmitrij

Russische Spezialitäten


sehr gut

Aktueller denn je - zwischen Ladenalltag und politischem Konflikt

Der Roman erzählt die Geschichte von Dimitrij, einem Ukrainer, der mit seinen Eltern in Leipzig lebt. Seine Familie betreibt seit 20 Jahren einen Supermarkt für russische Spezialitäten. In kurzen Episoden beschreibt Dimitrij das Leben im Laden und die Eigenheiten der russischsprachigen Gemeinschaft in Deutschland, oft mit Humor und manchmal mit Fantastik und etwas übertrieben.

Doch neben den lustigen Geschichten gibt es auch ernste Themen. Vor allem die wachsende Spannung zwischen Dimitrij und seiner Mutter. Obwohl sie aus Kiew stammt, glaubt sie immer mehr an die russische Propaganda und stellt sich gegen die Ukraine und ihre Freunde dort.

Das Buch ist besonders interessant für Menschen, die das post-sowjetische Milieu kennen. Wer damit keine Erfahrung hat, könnte es schwieriger finden, vor allem wegen der vielen russischen Begriffe, auch wenn diese oft erklärt werden. Trotzdem ist der Roman unterhaltsam und wegen der aktuellen Themen sehr lesenswert. Vielleicht sogar noch besser als Hörbuch, dort werden die Begriffe auch vorgelesen und der Sprecher, der Autor spricht das Buch selber ein, macht einen tollen Job.

Bewertung vom 28.02.2025
Ferguson, Lana

The Fake Mate - Die Liebe ist eine Bestie für sich (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für Fans von Bride ein Muss!

Dieses Buch hat mich wirklich überrascht! Die Mischung aus humorvoller Fake-Dating-Romance, medizinischem Setting und einer guten Prise Omegaverseergibt eine unterhaltsame Geschichte, die ich kaum aus der Hand legen konnte.

Mackenzie, eine Assistenzärztin in der Notaufnahme, ist genervt von den Verkupplungsversuchen ihrer Großmutter und greift spontan zur Notlüge. Dumm nur, dass sie sich ausgerechnet den grummeligen Kardiologen als Fake-Boyfriend aussucht. Doch wie es der Zufall will, braucht auch er dringend eine Partnerin – und so beginnt eine Abmachung, die viel komplizierter wird, als beide erwartet hätten.

Die Dynamik zwischen Mackenzie und Noah ist absolut gelungen. Noah ist eine wahre Green Flag auf zwei Beinen! Dazu kommt ein lockerer, humorvoller Schreibstil, der die Seiten nur so dahinfliegen lässt. Die medizinischen Elemente sorgen für ein leichtes „Grey’s Anatomy“-Feeling, während die vielen Spice-Momente teils an der Cringe-Grenze kratzen, aber für mich immer im Rahmen des erträglichen bleiben.

Wer „Bride“ von Ali Hazelwood mochte, sollte diesem Buch definitiv eine Chance geben. Perfekte Wohlfühllektüre für schlechte Tage im Bett! 4,5/5 Sterne

Bewertung vom 28.02.2025
Brodesser-Akner, Taffy

Die Fletchers von Long Island


schlecht

Das war nichts für mich

Taffy Brodesser-Akner hat mit „Die Fletchers von Long Island“ einen Roman über die Dynamiken einer reichen jüdischen Familie geschrieben, die nach der Entführung des Familienvaters auseinanderzubrechen droht. Das Buch beschäftigt dich mit den Auswirkungen der Entführungen auf die Familienmitglieder. Das Thema hat mich sehr angesprochen und ich mag Familienepen sehr gerne. Allerdings konnte mich es mich letztendlich nicht überzeugen und ich musste es sogar abbrechen.

Die Handlung schreitet nur langsam voran und das Buch verliert sich in langatmigen Erzählsträngen, die die Handlung zäh und schwerfällig machen, dazu tragen auch die sehr langen Kapitel bei. Ein kleiner Lichtblick war der unterschwellige oft auch schwarze Humor, der immer wieder durchscheint und die Handlung auflockert.

Die Charaktere waren mir größtenteils unsympathisch, was das Mitfühlen und die Auseinandersetzung mit ihren Konflikten erschwerte.

Eine bestimmten Szene, ist sehr explizit beschrieben und in meine Augen geradezu eklig. Normalerweise habe ich gar keine Probleme mit explizitem Content, aber hier war es anders. Diese Szene blieb mir so im Gedächtnis, dass ich teilweise immer noch Kopfkino habe – nach dieser Erfahrung war es für mich nur schwer möglich, das Buch weiterzulesen, ich hätte richtige innere Widerstände das Buch in den Hand zu nehmen. Deswegen habe ich mich letztendlich dazu entschieden, das Buch abzubrechen.

Bewertung vom 26.02.2025
Davies, Bea

Super-GAU


ausgezeichnet

Highlight mit Gänsehautpotential

Diese Graphic Novel überzeugt mit ihrer zurückhaltenden, aber dennoch eindringlichen Erzählweise. Anstatt die Fukushima-Katastrophe direkt ins Zentrum zu stellen, verknüpft sie verschiedene Lebensgeschichten, die von den Ereignissen berührt werden. Die Handlung entfaltet sich langsam, aber nicht zäh und lässt viel Raum für eigene Interpretationen, es gibt keine erklärende Erzählerstimme. Das fand ich super!


Die schwarz-weißen Zeichnungen von Bea Davies verstärken die melancholische Grundstimmung und bleiben durch ihren rauen, atmosphärischen Stil lange im Gedächtnis. Ich hatte beim Anschauen teilweise eine richtige Gänsehaut. Die zwischenmenschlichen Beziehungen verleihen der Geschichte emotionale Tiefe. Manches bleibt bewusst vage, wodurch Raum zum Selbernachdenken entsteht.


Das Cover ist nicht nur visuell beeindruckend, sondern auch haptisch ein Erlebnis, ein richtiger Handschmeichler.


Eine Graphic Novel, die nachwirkt und mit ihrer stillen Kraft beeindruckt – eine klare Empfehlung für alle Fans des Genres. Die Carlsen-Graphic-Novels hatte ich bisher nicht auf dem Schirm, doch das wird sich definitiv ändern. 5/5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2025
Gmuer, Sara

Achtzehnter Stock


ausgezeichnet

Schmerzhaft, aber auch schön

"Das Haus ist ein Mahnmal, ein Mittelfinger, der in den Himmel ragt und unübersehbar an uns erinnert, an uns und an all die anderen, die keiner sehen wollte." (Pos. 2440)

Sarah Gmuers Debüt ist hart, schonungslos und schmerzhaft, weil es zeigt, was Armut mit Menschen macht. Ich war bis zum Ende des Buches sehr skeptisch, wurde dann aber vollkommen überzeugt. Dazu später mehr.

In "Achtzehnter Stock" verfolgen wir Wanda, eine junge Schauspielerin, die alleinerziehend ist und ein prekäres Leben führt. Sie hört jedoch nicht auf, von einem besseren Leben außerhalb der Platte zu träumen, bis sich ihr eines Tages eine Chance bietet.

Sarah Gmuers Sprache ist unmittelbar, hart und klar. Dadurch wird die Stimmung des Buches gut vermittelt und es macht das Buch sehr lesenswert. Die Figuren sind vielschichtig und gut dargestellt.

Anfangs war ich total von der Geschichte begeistert, wurde dann aber immer kritischer. Man hat Mitleid mit der Protagonistin und es macht einen wütend, wie mit ihr umgegangen wird. Allerdings tritt sie selbst nach unten, verhält sich nicht solidarisch und nutzt andere aus (z.B. eine junge Babysitterin). Sie hält sich "für etwas Besseres", obwohl sie in der gleichen Situation wie die anderen Frauen in ihrem Haus ist, die für ihre Situation genauso wenig können. Aber das Ende hat mich versöhnt. Die Protagonistin macht eine Charakterentwicklung durch und erkennt auch ihre Fehler. Dranbleiben lohnt sich, auch wenn man zwischendurch sehr sauer auf Wanda wird. Am Ende musste ich mir ein paar Tränen abwischen.

Fazit: "Achtzehnter Stock" ist ein schmerzhafter Roman, der einem aber auch viel gibt und aus dem man viel mitnehmen kann. Ich muss das Buch noch etwas verdauen, glaube aber: das war ein Highlight. 5/5 Sterne

Bewertung vom 30.01.2025
Ibañez, Isabel

What the River Knows / Geheimnisse des Nil Bd.1


sehr gut

Historischer Jugendroman mit Fantasyelementen

Im Jahr 1884 lebt Inez Olivera bei ihrer Tante und ihren Cousinen Elvira und Amarantha in Buenos Aires. Ihre Eltern, die als Forscher arbeiten, verbringen den Großteil des Jahres in Ägypten. Inez sehnt sich nach Abenteuern und träumt davon, eines Tages ihre Eltern begleiten zu dürfen. Doch dann erreicht sie die schockierende Nachricht vom Tod ihrer Eltern, und Inez macht sich heimlich auf den Weg nach Kairo zu ihrem Onkel, um mehr über die Umstände des Todes ihrer Eltern zu erfahren.

"What the River Knows. Geheimnisse des Nils" ist eher ein historisches Abenteuer- und Liebesdrama mit wenigen Fantasy-Elementen, was ihn auch für Einsteiger in dieses Genre geeignet macht. Das Magiesystem erschien mir jedoch nicht immer ganz nachvollziehbar, ich hätte mir etwas mehr Hintergrundinformationen gewünscht.

Besonders gut gefallen haben mir die Themen Kolonialismus, die Problematik gestohlener ägyptischer Kulturgüter und der Verlust des kulturellen Erbes für die Einheimischen. Ende des 19. Jahrhunderts waren Artefakte aus Ägypten sehr begehrt, Grabstätten wurden geplündert, und die Funde wurden nach Europa verschifft. Das passt hervorragend in die heutige Debatte über die Rückgabe dieser Schätze. Im Buch werden diese Plünderungen und Betrügereien eindrucksvoll dargestellt. Zudem fand ich die detailgetreue Beschreibung des Landes sehr gelungen. Der Vibe Ägyptens wurde gut eingefangen, und ich konnte mich wunderbar in die Szenerie versetzen.

Die Geschichte entwickelt sich anfangs sehr langsam, was mir stellenweise etwas zäh vorkam, und manchmal fehlte mir der rote Faden. Gegen Ende nimmt das Tempo jedoch kräftig an Fahrt auf, und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Inez ist eine starke Protagonistin, die für ihre Zeit sehr fortschrittlich ist, und ihre Entwicklung ist gut dargestellt. Allerdings wirkte sie auf mich manchmal zu naiv und unbedarft. Die Liebesgeschichte mit Whit konnte mich ebenfalls nicht wirklich berühren.

Trotzdem werde ich den zweiten Teil auf jeden Fall lesen, da mich das Ende neugierig gemacht hat und ich die Thematik rund um den Artefakthandel äußerst spannend finde. Insgesamt vergebe ich 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 22.01.2025
Lunde, Maja

Für immer


gut

Zwiegespalten
"Und ich werde die Zeit anhalten, diesen Augenblick, in dieser Nacht, ich halte sie für euch an, genau diese Zeit." (S.313)

Von allen unbemerkt bleibt am 6. Juni die Zeit stehen, dann fällt auf, es kommen keine Babys mehr zur Welt und niemand stirbt. Die Natur wächst weiter, nur die Menschen stagnieren, die Haare hören auf zu wachsen, der Körper steht still.

In "Für immer" erleben wir diese Situation aus vielen verschiedenen PoV´s, es gibt zum Beispiel eine Kriegsfotografin, die einen Hirntumor hat, einen Vater, der sich auf sein Baby freut oder eine Angestellte in einem Bestattungsunternehmen, die ein Adrenalinjunkie ist und Extremsport betreibt.

Diese vielen Sichtweisen haben mir den Einstieg ins Buch etwas erschwert, ich habe recht lange gebraucht, bis ich in der Handlung angekommen war. Dann fand ich es sehr interessant, wie die einzelnen Menschen mit dieser unwirklichen Situation umgehen, inwieweit sie ihr Leben beeinflusst und was sich gesellschaftlich verändert.

Leider fand ich die Gedanken wie es zu diesem Zeitstillstand kommt und die Lösung dazu irgendwie unausgereift und unbefriedigend. Hätte die Autorin das ganz weglassen und den Zeitstillstand als Tatsache dargestellt, wäre es wahrscheinlich besser gewesen.

Fazit: Interessante Prämisse mit Schwächen in der Umsetzung. 3,5/5 Sterne

Bewertung vom 29.12.2024
Groh, Kyra

Fake Dates and Fireworks


ausgezeichnet

Perfekte RomCom
Eigentlich gibt es nicht viel zu sagen, außer: lest es! Ok ok, ich präzisiere ein bisschen. ;-)

Die 28-jährige Erzieherin Becca hat seit 10 Jahren einen Deal mit Nils. Sie treffen sich jedes Jahr an Silvester und verbringen Zeit miteinander. Dieses Jahr soll sich alles ändern. Becca lädt Nils in ein Wellnesshotel in den Alpen ein und will ihm ihre Liebe gestehen. Leider ist dort auch der Onkel eines Kindergartenkindes von Becca, den sie so gar nicht leiden kann und mit Nils läuft es auch nicht wie geplant.

Kyra Grohs Schreibstil ist wie immer sehr angenehm, allerdings ist dieses Buch sehr viel witziger als ihre Bisherigen, die ich gelesen habe. Ich musste so lachen, köstlich! Aber „Fake Dates und Fireworks“ ist wie bei Kyra üblich nicht nur eine RomCom, es ist so viel mehr. Die Handlung ist tief und gibt einem sehr viel Stoff zum Nachdenken. Wir alle in unserer Buddyreadgruppe hätten das Buch gerne unserem jüngeren Ich zum Lesen in die Hand gedrückt. Viele Themen, hätte ich gerne schon mit Anfang 20 gelesen. Und ich schwärme normalerweise nicht für Bookyboyfriends, aber der hier ist eine wandelnde Greenflag, den wünsche ich wirklich jeder Frau.

Das Spicelevel fand ich auch äußert angenehm, wenn ich es welchen in Büchern gibt, würde ich mir das immer so wünschen. Die richtige Dosis, zur Handlung passend und zwei Erwachsene.

Fazit: Absolutes Highlight, an dem ich nicht einen Kritikpunkt finde und das ich mit Sicherheit noch öfter lesen werde. 5/5 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.