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linus63

Bewertungen

Insgesamt 28 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2017
Fast perfekte Heldinnen / Perfekte Heldinnen Bd.1
Bréau, Adèle

Fast perfekte Heldinnen / Perfekte Heldinnen Bd.1


gut

Die vier Freundinnen Mathilde, Alice, Lucie und Éva sind seit ihrer Jugend Freundinnen und haben sich auch später nicht aus den Augen verloren. Nun sind sie Ende dreißig, haben Familie, und verbringen nach wie vor jeden Sommer zusammen in der Provence. Zurück in Paris holt sie der Alltag schnell wieder ein - Trennung, Beziehungshölle, Kinderlosigkeit und die Geburt eines dritten Kindes bestimmen neben Beruf und häuslichen Verpflichtungen ihr Leben und erfordern Veränderungen. Was bringt die Zukunft?

Der Einstieg in „Fast perfekte Heldinnen“ gelingt leicht, der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen und die Protagonisten werden bald greifbar. Die Anzahl der handelnden Personen ist angenehm übersichtlich, zusätzlich gibt es zu Beginn des Buches eine Übersicht der „Besetzung“. Über knapp 340 Seiten begleitet man die vier Damen durch die Höhen und Tiefen ihres Alltagswahnsinns, der sich - vielleicht mit Ausnahme der jeweiligen Beziehungsproblematik - im Großen und Ganzen nur wenig von dem einer berufstätigen Frau mit Familie unterscheidet. In angenehmen Abständen wechselt man zwischen den Protagonistinnen hin und her, wobei jedes Kapitel von einer der Damen und ihrer speziellen Herausforderung handelt. Jede Einzelne hat eine Krise zu meistern, alle unterschiedlicher Art, die sie auf ihre eigene Weise annimmt und angeht, und sich dabei der Unterstützung der Freundinnen sicher sein kann. Stärken und Schwächen werden erkennbar, falsche und richtige Entscheidungen werden getroffen - und auch wenn es am Ende nicht für alle ein Happy-End gibt, ist doch eine positive Entwicklung bei jeder Einzelnen zu verzeichnen.

Die Protagonisten sind sympathisch und greifbar, ihre Handlungsweise ist häufig nachvollziehbar, dennoch hat mir etwas Tiefe bei den einzelnen Charakteren gefehlt. Die Handlung plätschert ohne nennenswerte Höhepunkte vor sich hin, hat mich aber trotzdem in gewisser Weise gefesselt - ich wollte wissen, wie sich die Dinge entwickeln und habe das Buch in wenigen Stunden zu Ende gelesen. Gut gefallen hat mir der Fokus auf die eigentlichen „Heldinnen den Alltags“ - nicht auf Personen, die sich durch einzelne besondere Verdienste aus der Masse hervorheben, sondern auf diejenigen, die täglich ihren Verpflichtungen nachkommen, den zeitaufwändigen Spagat zwischen Beruf und Familie meistern und sich den Herausforderungen des Lebens stellen.

Fazit:
„Fast perfekte Heldinnen“ ist ein leichter Frauenroman über die Höhen und Tiefen des Alltags zwischen Beruf, Familie und Beziehungsproblemen. Er ist in gewisser Weise fesselnd und bietet einige Stunden nette Unterhaltung, hat unterm Strich jedoch bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt nicht schlecht - 3 Sterne

Bewertung vom 27.12.2016
Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8
Neuhaus, Nele

Im Wald / Oliver von Bodenstein Bd.8


sehr gut

Als im Ruppertshainer Wald ein Wohnwagen in Flammen aufgeht und aus den Trümmern eine Leiche geborgen wird, beginnt das K11 in Hofheim um Pia Sander und Oliver von Bodenstein zu ermitteln. Kurz darauf wird in Ruppertshain eine alte Frau in einem Hospiz ermordet - hängen die beiden Fälle zusammen? Für Oliver von Bodenstein hat dieser Fall eine besondere Bedeutung, denn er kennt nicht nur viele Ruppertshainer Einwohner aus seiner Kindheit, sondern erinnert sich auch an ein Verbrechen im Sommer 1972, das nie aufgeklärt wurde. Gibt es einen Zusammenhang?

Mit „Im Wald“ stellt Neue Neuhaus erneut unter Beweis, dass sie ihr Handwerk versteht. Mit ihrem flüssigen Schreibstil und anschaulichen Schilderungen zieht sie mich schnell in die Geschichte hinein. Es beginnt zunächst mit einem einfachen Verbrechen, dass jedoch bald eine weitaus größere Dimension annimmt, als zu erwarten war und weckt dabei Erinnerungen in Bodenstein, die er längst vergessen hatte. In verschiedenen Handlungssträngen, die sich in angenehmen Abständen abwechseln und den Leser mit geschickt gesetzten Cliffhangern an das Buch fesseln, dehnt sich der Fall immer weiter aus. Mit einer schier unüberschaubaren Anzahl von Personen entsteht so eine überaus komplexe, aber bis ins Detail durchdachte und am Ende nachvollziehbare und schlüssige Geschichte. Das Besondere dabei ist Bodensteins persönliche Verstrickung in diesen Fall, da er die Ruppertshainer Einwohner größtenteils kennt, und aus seiner Erinnerung heraus Details beitragen kann, die ihm „normale“ Zeugen verschwiegen hätten.

Doch so sehr ich den Hut vor dieser beeindruckenden Geschichte ziehe, war es mir am Ende doch etwas zu viel. Ein paar Verwirrungen weniger hätten mir besser gefallen, durch viele Details und einige ausführlich beschriebene, nicht wirklich relevante Begebenheiten wird das Geschehen stellenweise langatmig und verliert an Spannung. Trotz der Übersicht der Ruppertshainer Einwohner zu Beginn des Buches habe ich - auch durch ihre vielfältigen Beziehungen untereinander - zwischendurch immer mal wieder den Überblick über die Personen verloren. Darüber hinaus trüben kleinere Ungereimtheiten innerhalb der Geschichte den aber trotz allem immer noch positiven Gesamteindruck des Buches, das mich unterm Strich einige Stunden gut unterhalten hat.

Fazit:
„Im Wald“ ist ein sehr komplexer Krimi mit einer äußerst raffiniert konstruierten Handlung, was sich erst im Laufe der Lektüre in vollem Umfang zeigt. Die ausführlichen und detaillierten Schilderungen fand ich jedoch stellenweise langatmig, die außergewöhnlich große Anzahl der handelnden Personen und ihre Beziehungen untereinander zum Teil verwirrend - manchmal ist weniger einfach mehr. Trotz dieser Kritikpunkte ist „Im Wald“ solide Krimikost, die ich gerne gelesen habe.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2016
Mooresschwärze: Thriller
Shepherd, Catherine

Mooresschwärze: Thriller


gut

In einer Moorlandschaft bei Köln wird eine Frauenleiche gefunden, auf dem Bauch hat sie ein Tattoo. Auf dem Weg in die Gerichtsmedizin verschwindet sie. Auf der Suche nach der Leiche findet die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz eine weitere Leiche mit Tattoo - ein Serientäter? Zusammen mit Kriminalkommissar Florian Kessler beginnt sie zu ermitteln ...

Mein erstes Buch dieser Autorin beginnt fesselnd und spannend, der Schreibstil ist anschaulich und flüssig zu lesen und weckt zusammen mit der Kurzbeschreibung der Geschichte hohe Erwartungen an den weiteren Verlauf. Das Verbrechen selbst hat einen interessanten Hintergrund, der sich jedoch erst zum Ende hin wirklich offenbart und dann recht kurz abgehandelt wird. Die Geschichte verläuft in zwei Handlungssträngen, zwischen denen in angenehmen Abständen hin und her gewechselt wird, doch die mich als Leser schon früh erahnen lassen, wie sich die Handlung entwickeln und enden wird. Dabei flacht die Spannung zusehends ab, die Ermittlung verläuft sehr einfach und gradlinig, und wird mir zu häufig durch die „Intuition" der Ermittler bestimmt. Auch das schlüssige und nachvollziehbare Gesamtbild kann schließlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Täter am Ende mehr oder weniger nur noch präsentiert wird.

Die Protagonisten Julia Schwarz und Florian Kessler sind interessante Persönlichkeiten, die mir auf Anhieb sympathisch sind und sich als Duo in dieser Ermittlung nicht nur gut ergänzen, sondern auch darauf warten lassen, sich persönlich etwas näher zu kommen. Wie in aktuellen Thrillern momentan sehr beliebt, wird auch Julias Verhalten durch ein früheres traumatisches Ereignis bestimmt, das zwar immer wieder zur Sprache kommt, letztendlich aber nicht wirklich behandelt wird. Ebenso stagniert die persönliche Komponente der Protagonisten, sodass sie bis zum Ende leider doch recht oberflächlich bleiben.

Fazit:
Protagonisten, Hintergrund und ein gelungener Einstieg in die Geschichte versprechen viel Potential, das Catherine Shepherd für meine Begriffe jedoch leider nicht ausschöpft. So hat mich „Mooresschwärze" ein paar Stunden gut unterhalten, aber keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Doch Geschmäcker sind ja zum Glück verschieden …

Bewertung vom 15.09.2016
Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1
Bierach, Barbara

Lügenmauer / Emma Vaughan Bd.1


gut

In Sligo wird Reverend Dean Charles Fitzpatrick, ein hochrangiges protestantisches Kirchenmitglied, ermordet aufgefunden. Die Hintergründe sind völlig unklar. Inspector Emma Vaughan ermittelt ...

Die Handlung spielt in drei Zeitebenen, verläuft klar und übersichtlich und ermöglicht dem Leser einen guten Einstieg. Mit einer überschaubaren Anzahl Protagonisten und einer anfangs völlig offenen Ermittlung in alle Richtungen erhält der Leser zunächst einen Eindruck des Countys Sligo, der Landschaft, seiner Einwohner und der irischen Mentalität, die stark durch die politische Situation, den kirchlichen Einfluss und die IRA geprägt ist. Obwohl in den verschiedenen Zeitsträngen größtenteils unterschiedliche Protagonisten agieren, sind für den Leser die Zusammenhänge, und damit leider auch Motiv und Täter früh erkennbar, was die insgesamt schlüssige Geschichte recht vorhersehbar macht und ihr die Spannung nimmt. So verläuft die Handlung recht schleppend, jedoch gespickt mit interessanten geschichtlichen und politischen Ereignissen und Hintergründen, die gekonnt in das Geschehen eingebaut sind. Anschauliche Landschaftsbeschreibungen vervollständigen das Bild, wobei ich eine spürbare Atmosphäre vermisse.

Mit Emma Vaughan betritt eine weitere Ermittlerin die Krimibühne, die einerseits sympathisch ist, meiner Meinung nach aber mit einer etwas übertriebenen Problematik ausgestattet wurde, die in dieser Fülle ins Unglaubwürdige abdriftet. Allein ihre Religionszugehörigkeit, ihre Rolle als geschiedene und alleinerziehende Mutter, sowie ihre berufliche Tätigkeit in einer männerbesetzten Domäne im immer noch sehr religiös geprägten Umfeld bieten eine außergewöhnliche, interessante und speziell für diese Krimireihe charakteristische Thematik - zusätzliche Tablettenabhängigkeit, Sorgerechtsproblematik und der immer wieder im Raum stehende, gewalttätige Exmann überfrachten ihre Person. Die weiteren Protagonisten bleiben leider etwas blass und im Hintergrund.

Das Buch hat mich etwas enttäuscht – der Plot bietet viel Potential, das meiner Meinung nach leider nur teilweise genutzt wurde. Doch auch wenn ich eine fesselnde Handlung und Spannung im vorliegenden Verbrechen vermisst habe, bleiben auf jeden Fall ein Eindruck der irischen Mentalität, sowie ein Einblick in die kirchlichen und politischen Einflüsse in Irland positiv haften.

Bewertung vom 15.09.2016
Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2
Wieners, Annette

Fuchskind / Gesine Cordes Bd.2


sehr gut

Die Krimiserie um die Friedhofsgärtnerin Gesine Cordes kannte ich bisher noch nicht - ich bin sehr angetan und konnte auch ohne Kenntnis des ersten Bandes dieser Geschichte problemlos folgen. Annette Wieners' Schreibstil ist gut zu lesen, sie schreibt anschaulich und sehr bildhaft, setzt damit das Kopfkino in Gang und lässt mich gleich in die Handlung eintauchen. Der Kriminalroman hat eine gewisse Grundspannung, einen eher ruhigen Verlauf, ist aber dennoch durchgehend fesselnd und nimmt zum Ende hin Fahrt auf. Er wartet mit einer unerwarteten Handlung und einigen überraschenden Wendungen auf, wobei ich das große Ganze im Rückblick - obwohl alles sehr schlüssig ist - doch ein wenig konstruiert finde. Die Protagonisten sind realistisch und greifbar gezeichnet und mir größtenteils sympathisch. Fast alle sind mit einem tragischen privaten Hintergrund versehen, der immer wieder durchblitzt und ihr Verhalten und ihre Handlungsweise nachhaltig prägt, jedoch ohne dass es melodramatisch wird. Die Kombination aus heutiger Friedhofsgärtnerin und ehemaliger Kriminalermittlerin finde ich in Gesine Cordes gelungen umgesetzt, und zugleich eine plausible Basis, sie in den Ermittlungen ein wenig mitmischen zu lassen. Dadurch fließt auch ein wenig Privates in die Handlung mit ein, das mich fast ebenso fesselt, wie die Klärung des Verbrechens.

Von Beginn an beeindruckt mich die besondere und absolut stimmige Atmosphäre, die zwar meist nur unterschwellig, aber trotzdem durchgehend präsent ist. Sie ist ein wenig düster und melancholisch, was vom nebligen Novemberwetter auf dem Friedhof über die Vergangenheit der Protagonisten bis hin zu den Verbrechen, dem ausgesetzten, kranken Baby und der nackten Frauenleiche, widergespiegelt wird. Gleichzeitig ist sie aber auch häufig liebevoll und fürsorglich, wenn die handelnden Personen bei Problemen und in ihrer Trauer einander beistehen und sich kümmern.

„Fuchskind“ besticht durch eine außergewöhnliche Hauptfigur und eine fesselnde und ungewöhnliche Handlung, insbesondere jedoch durch eine ganz eigene Atmosphäre, die während des ganzen Buches spürbar ist. Mir hat es gut gefallen - ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 15.09.2016
sweet & salty
Kirchherr, Jo;Martens, Andrea

sweet & salty


ausgezeichnet

Seitdem wir dieses Buch haben, hat „Sweet & Salty“ bei uns eine neue Bedeutung. Es ist nicht mehr nur die Bezeichnung zweier gegensätzlicher Geschmacksrichtungen, sondern umfasst nun eine ganze Rubrik ungewöhnlicher und außergewöhnlicher Rezepte. Auf knapp 140 Seiten präsentieren Andrea Martens und Jo Kirchherr die verschiedensten Gerichte, die sich wegen ihrer Kombination aus einer süßen und salzigen Komponente grundsätzlich zu jeder Mahlzeit eignen.

Beim ersten Durchblättern dieses völlig anders, sehr aufwändig, aber auch sehr liebevoll gestalteten Kochbuches voller appetitanregender Gerichte und Bilder hatte ich trotz allem bei fast jedem Rezept irgendwelche Bedenken und bat meine Familie, die ersten Rezepte auszuwählen. Vorweg genommen - die Resultate waren überraschend lecker, und meine Vorbehalte lösten sich vollkommen in Luft auf. Von Smoothies über Brot und Brotaufstriche, Waffeln, Pancakes und Omelettes bis hin zu Gerichten aus dem Ofen sind hier einige sehr kreative, und zum Teil wirklich „abgefahrene“ Kombinationen zu finden. Einzelne vegane und/oder laktosefreie Rezepte sind enthalten und besonders gekennzeichnet.

Die Zutaten sind fast alle in gut sortieren Lebensmittelläden erhältlich, wobei ich bei manchem erst in Erfahrung bringen musste, worum es sich eigentlich handelt. Nicht ganz praktisch ist, dass einige außergewöhnliche Zutaten nur in kleinen Mengen benötigt werden (z.B. genau 12 Honig-Salz-Mandeln oder 3 EL Lavendelblüten), und der Rest erst einmal übrig ist. Die angegebenen Zeitangaben passen im Großen und Ganzen. Man sollte beachten, dass die Portionen auf Frühstück ausgelegt sind - als Hauptmahlzeit benötigen wir eine größere Menge.

Die Rezepte sind klar beschrieben und einfach umzusetzen. Abgesehen von Waffeleisen, Toaster und Muffinform sind keine besonderen Hilfsmittel erforderlich und auch der (anschließende Reinigungs-) Aufwand hält sich in Grenzen. Meine absolute Geschmacksüberraschung war die Chorizomarmelade, dicht gefolgt von Streuseln mit Karamellbonbons auf Toastmuffins, wobei ich das gebackene Ei im Muffin gewöhnungsbedürftig fand. Trotz anfänglicher Skepsis war mein Mann völlig begeistert von den Waffeltacos mit Merguez und Mangosalsa – obwohl er sonst keine Avocados mag, fand er sie in dieser Zusammenstellung überaus lecker. Inzwischen haben wir einige Rezepte probiert und waren unterm Strich sehr positiv überrascht – diese Geschmacksergebnisse und -erlebnisse hatten wir so wirklich nicht erwartet.


„Sweet & Salty“ ist ein tolles Buch, das uns die Vielfalt ungewöhnlicher, doch wirklich leckerer Essenskompositionen nochmals ins Bewusstsein gerufen hat. Es regt nicht nur zum Nachkochen an, sondern ermuntert uns, beim Kochen selbst noch mutiger und kreativer zu werden.

Bewertung vom 29.03.2016
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


ausgezeichnet

Jenny Aaron war Spitzenagentin einer international operierenden Eliteeinheit in Berlin, doch seit einem verpatzten Einsatz in Barcelona ist sie blind. Gequält von eigenen Schuldgefühlen, gepaart mit einer Erinnerungslücke zu den dortigen Ereignissen, hat sie sich mit dem ihr eigenen Ehrgeiz und ihrem überaus hohen Anspruch an Perfektion ein Leben nach Barcelona aufgebaut und arbeitet nun als Fallanalytikerin und Vernehmungsspezialistin beim BKA in Wiesbaden. Körperlich und an der Waffe topfit, versteht sie es auch, das Verborgene zu erfühlen und dem Schall von Lügen zu lauschen. Als in der JVA Tegel eine Psychologin ermordet wird, wird Aaron angefordert - der Tatverdächtige will ausschließlich mit ihr sprechen. Das erste Zusammentreffen mit ihrer früheren Einheit steht an - und mit einem alten Widersacher, der offensichtlich eine Verbindung zu den Ereignissen in Barcelona hat ...

Vorweg genommen: "Endgültig" hat Sogwirkung - Andreas Pflügers brillanter Plot in Verbindung mit seiner präzisen Darstellung und seinem anschaulichen, intensiven, und stellenweise etwas eigenwilligen Schreibstil ziehen mich von Beginn an völlig in die Geschichte hinein. Sie startet mit dem missglückten Einsatz in Barcelona, sodass ich von Anfang an ein Bild von Aaron im Einsatz vor Augen habe und mit einer recht hohen Erwartungshaltung in das aktuelle Geschehen einsteige. Dass diese Vorgeschichte gleichzeitig Basis für die jetzigen Ereignisse ist, zeichnet sich erst im Laufe des Buches ab, als nach und nach immer weitere Informationen hinzukommen, die am Ende ein schlüssiges, sehr komplexes und unerwartetes Gesamtbild ergeben.

Anfangs fesseln mich insbesondere Aarons beeindruckende Art und Weise, mit ihrer Blindheit ihr Leben anzugehen und ihre beruflichen Anforderungen mehr als nur zu meistern. Die Vielfalt und Menge der nicht visuellen Sinneseindrücke, die ich als Sehende normalerweise ignoriere und die Andreas Pflüger stellenweise auf mich einstürzen lässt, schaffen eine unglaublich dichte Atmosphäre, die mich vereinzelt das Buch kurz zur Seite legen und tief durchatmen lässt. Fließend und fast unbemerkt geht das Augenmerk auf den zweiten herausragenden Aspekt dieses Thrillers über - ihre Auseinandersetzung mit einem ebenbürtigen Gegner, der wie sie selbst dem Bushido folgt, dem Weg des Kriegers. Beide Kontrahenten haben dabei nicht das vorrangige Ziel zu überleben, sondern vor ihrem Tod Antworten auf offene, sie persönlich quälende Fragen zu finden. Actionreiche, teilweise jedoch leider sehr realitätsferne Szenen, körperliche und verbale Auseinandersetzungen, sowie immer wieder unerwartete Wendungen, parallel zu den nicht weniger fesselnden, fieberhaften Ermittlungen der Eliteeinheit sorgen für ein rasantes Tempo und ein durchgehend hohes Spannungsniveau.

"Endgültig" ist ein packender Thriller, der sich insbesondere durch seine blinde Top-Ermittlerin, aber auch einer überaus fesselnden, spannenden und unvorhersehbaren Handlung auszeichnet. Empfehlenswert!

Bewertung vom 18.02.2016
Verletzung / Toni Stieglitz Bd.1
Obermeier, Manuela

Verletzung / Toni Stieglitz Bd.1


ausgezeichnet

„Verletzung“ ist eines der wenigen Bücher, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte, nachdem ich einmal angefangen hatte zu lesen, und das ich innerhalb von 24 Stunden beendete. Ab der ersten Seite zieht mich Manuela Obermeiers anschaulicher und erfrischender Schreibstil in die 440 Seiten starke Geschichte hinein, setzt mein Kopfkino in Gang und lässt mich am Geschehen teilhaben.

Schon nach wenigen Seiten wird dem Leser das Besondere dieser Handlung klar, die gleich zwei Verbrechen in einer sehr interessanten Konstellation beinhaltet, und dieses Buch damit klar aus der Masse der auf dem Markt befindlichen Kriminalromane heraushebt. Die Verbindung dieser beiden Verbrechen ist die Protagonistin Toni, zum einen die toughe Hauptkommissarin auf der Jagd nach einem perfiden Verbrecher, die dabei gerne Vorschriften missachtet und sich über Konventionen hinwegsetzt, zum anderen im Privaten die verletzliche Frau, Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking, die nicht den Mut findet, die an ihr begangenen Verbrechen anzuzeigen. Dadurch rücken direkt zu Beginn zwei sehr unterschiedliche Charakterzüge von Toni in den Fokus, wodurch sie vielschichtig, sympathisch, und auch greifbar wird.

Die Handlung ist fesselnd und spannend, und wirkt ebenso wie die Protagonisten sehr authentisch, was sicherlich mit an der langjährigen Erfahrung der Autorin als Polizeihauptkommissarin liegt. Sie wechselt in unregelmäßigen Abständen zwischen detailliert und anschaulich beschriebener, harter Ermittlungsarbeit während Tonis Arbeitszeit, und Momenten nicht direkt greifbarer Bedrohung durch den Stalker, die hauptsächlich durch Tonis Vorgeschichte, ihre Ahnungen, Erwartungen und die herrschende Atmosphäre erzeugt werden. So sind die beiden sehr unterschiedlichen Handlungsstränge durchgehend präsent und verleihen der Geschichte ein flottes Tempo. Immer wieder eingestreute, lustige verbale Schlagabtausche zwischen den Kollegen sorgen für amüsante Momente und lockern das Geschehen ebenso auf, wie ein wenig Prickeln zwischen Toni und dem neuen Pathologen.

Unerwartete, aber für mein Empfinden auch etwas konstruierte Wendungen steigern zum Ende hin nochmals Tempo und Spannung, obwohl sich der Täter recht früh abzeichnet. Das führt natürlich auch bei Toni durch ihre Doppelbelastung zu erhöhtem Druck, wodurch sie sich zu Reaktionen hinreißen lässt, die zwar einerseits ihre nervliche Belastung sehr gut und anschaulich zum Ausdruck bringt, andererseits aber die Handlung etwas in das Klischee "unkonventioneller Ermittler mit disziplinarischen Konsequenzen" abdriften lässt, was ich etwas schade finde. Das Buch endet schlüssig und mit Antworten auf noch offene Fragen zum abgeschlossenen Fall. Gleichzeitig unternimmt Toni den ersten Schritt gegen ihren Stalker, was mir als Entwicklung der Protagonistin sehr gut gefällt und gleichzeitig Vorfreude auf den nächsten Band dieser Krimiserie weckt.

Knappe fünf Sterne für ein äußerst fesselndes, spannendes und flottes Debüt, das mich einige Stunden sehr gut unterhalten hat.

Bewertung vom 20.01.2016
Die Erbin / De la Grip Bd.1
Ahrnstedt, Simona

Die Erbin / De la Grip Bd.1


sehr gut

David ist der jüngste und erfolgreichste Risikokapitalgeber Schwedens, ein Selfmademan aus der Arbeiterschicht. Getrieben von dem Wunsch, diejenigen zu vernichten, die ihm und seiner Familie einst unsägliches Leid zufügten, setzt er alles daran, das traditionsreiche, milliardenschwere schwedische Familienunternehmen Investum zu übernehmen. Helfen soll ihm dabei Natalia de la Grip, Tochter des Unternehmers und ihrerseits selbst eine intelligente, angesehene Unternehmensberaterin, die sich ihren Erfolg hart erarbeiten musste und immer noch um die Anerkennung ihres Vaters kämpft. Alles läuft nach Plan, als Natalia Davids Einladung zum Mittagessen annimmt. Doch sie kommt ihm näher, als beabsichtigt ...

Simona Ahrnstedts flüssiger und anschaulicher Schreibstil schafft von Beginn an eine gewisse Atmosphäre und macht den Einstieg in 'Die Erbin' leicht. Die beiden sehr zielstrebigen und charakterstarken Figuren Natalia und David sind sofort greifbar und werden im Laufe der Handlung vielschichtiger. Häufige Perspektivenwechsel machen die Handlung um ihr tägliches Leben in Schwedens Welt der Schönen, Reichen und Erfolgreichen unterhaltsam, bringen aber auch sehr deutlich den unterschiedlichen sozialen Hintergrund und die verschiedenen Standpunkte der beiden ebenbürtigen Protagonisten zum Ausdruck. Dabei herrscht durchgehend eine gewisse Grundspannung, die an die Geschichte fesselt, da ich als Leser einerseits gespannt die Liebesgeschichte verfolge, andererseits aber auch Davids Absichten und Ziel kenne und neugierig darauf warte, wie er weiter vorgehen wird, bzw. unbedingt die Ursache von Davids Hass wissen möchte. Diese Informationen lässt Simona Ahrnstedt geschickt nach und nach in das typische Auf und Ab eines Liebesromans, aber dennoch gut durchdachte Handlung einfließen. Natürlich endet die Geschichte nicht unerwartet, doch ich bin vom Unterhaltungswert der über 600 Seiten lang fesselnden Handlung ohne nennenswerte Längen positiv überrascht. Mir hat das Buch gut gefallen.