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Julia
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Rendsburg

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Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2025
Navarro, Fabian

Miez Marple und die Tatze der Verdammnis (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der cosy crime Roman "Miez Marple und die Tatze der Verdammnis" von Fabian Navarro ist bereits der dritte Band des deutschen Lyrikers, Autors, Kabarettist und Poetry Slammers. So vielseitig wie seine berufliche Laufbahn ist auch dieser Tierkrimi mit seinen Protagonisten, allen voran Miez Marple, welche dafür berühmt ist, dass sie jedes Verbrechen löst. Das Motto: "Morden sie mit Klaue, Zahn und Kralle - Miez Marple kriegt sie schließlich alle!" Diese Aussage aus der Inhaltsangabe ist ihre Visitenkarte und sie nimmt ihre Arbeit als ermittelnde Katzendetektivin sehr ernst. Auffällig ist das interessante Cover mit der schwarzen Katze, die Schmuck und einen Hut trägt. Genauso schrill wie das Cover-Design mit seinen unterschiedlichen grün- und pink-Tönen und der hervorstechenden Schrift ist dieser flauschige Kriminalroman.
Da die Haupt-Protagonistin dieses Mal in einem Luxushotel verweilt, sind die Ansprüche an die Einrichtung, das Personal und die Annehmlichkeiten des Hauses sehr hoch. Der Autor beschreibt die Umgebung sowohl im Hotel mit seinen opulent eingerichteten Räumen, mit modernsten Kletterelementen an den Wänden, Design-Treppchen aus lasiertem Eichenholz, samtene Liegekissen und Höhlen mit vornehmen Brotkatvorhängen so lebhaft, dass die Leserschaft eine ebenso gute Vorstellung von der Inneneinrichtung bekommt, wie auch von der Außenanlage mit seinem Wald, der wie ein dunkler, smaragdener Ozean den gesamten Hintergrund einnimmt, wenn die Gasttiere von den beheizten Kissen auf der Fensterbank nach außen schauen. Es befindet sich ein Parcours sowie auch Fitnessgeräte auf dem Gelände und in der Mitte des Hofs ein runder, gemauerter Brunnen.
Die Gasttiere im Haus sind von verschiedener Rasse und Art, einige prominente Showkatzen gehören ebenso zu den Gästen wie Gina, die Häsin, welche berühmt ist, da sie sehr schnell ist und fast jeden Lauf-Wettbewerb gewonnen hat. Wer sich auf den Fluren des Hotels befindet, hört aus allen Richtungen gedämpftes Bellen, Miauen oder Fiepen. Geführt wurde das Hotel von der würdevollen, adeligen und hochschnäuzigen Sylvia von der Schnauz und ihrem Partner Kensington. Florian Silberschweif, ein alter Bekannter von der Katzendetektivin taucht plötzlich auf, was Miez Marple gar nicht gefällt. Ob die beiden sich noch zusammenraufen werden? Die Protagonisten leben dort in einer Welt, die der unseren ähnelt, aber in der Art und Weise, wie es im Buch umgesetzt wird, ist es als Stilmittel für eine fiktive Story angewandt. Sie tragen Namen, die an bekannte Persönlichkeiten erinnern, sind witzig, charmant, traurig, tragisch und ausgebufft. Als plötzlich eine argentinische Pfeilgiftfroschfamilie verschwindet, ein Mord geschieht und es einen Anschlag auf eine der prominenten Gäste gibt, sieht es schlecht aus für das Hotel. Die prominenten Gäste fühlen sich nicht mehr sicher und drohen damit, sich an das „BELLT“-Magazin zu wenden. Das könnte das Aus für das Luxushotel bedeuten.
Witzig, lustig und charmante Nebenschauplätze, so wie der singende Schlagerkater, der gerade eine kreative Durststrecke erlebt, die zwei Katzen, die im Showbusiness Pfot fassen wollen und sich deshalb um die große Akrobatik-Showkatze scharren und nicht zuletzt Miez Marple, die aufgrund ihrer detektivischen Fähigkeiten und ihrer lyrischen Ergüsse Berühmtheit erlangt hat. Der Autor versteht es, in einer berührenden und gleichzeitig witzigen Weise zu formulieren, so dass kein Auge trocken bleibt. Sein Schreibstil ist einzigartig und fesselt dabei auf höchstem Spannungsniveau seine Leserschaft. Die Geschichte ist gut durchdacht, raffiniert erzählt und bis kurz vor dem Schluss bleibt die Leserschaft im Unklaren über die Zusammenhänge, welche die Vorfälle begründen. Es gibt für Rätselfreunde unter den Lesern jede Menge Möglichkeiten, eigene Theorien zu entwerfen.
Das Buch ist ein wahrer Pageturner und bietet kurzweilige, interessante Unterhaltung. Sie ist trotz der humorvollen Charakteristik der Protagonisten, der lustigen Erzählweise und witzigen Dialogen sehr tiefgründig und vielschichtig und befasst sich mit Themen und Problemen unserer Zeit, die aktueller nicht sein könnten. Einige der Themen sind Umweltschutz, Mobbing, Karriere und Macht, welche aus unserer menschlichen Welt in die Welt der Gäste des Luxushotels übertragen werden. Es geht um Intrigen und Geheimnisse, aber auch Freundschaft, Ehrlichkeit und Vertrauen finden in diesem Buch ihren Platz.
Zusätzlich gibt es eine Grafik zum Hotel, seinen Zimmern und Schauplätzen sowie am Ende des Buches eine Grafik der Mitwirkenden zur guten Orientierung.

Fazit: Ein wirklich umwerfender Roman, der Lust auf mehr Geschichten von Fabian Navarro macht!

Bewertung vom 03.11.2025
Ahern, Cecelia

Ein Herz aus Papier und Sternen


ausgezeichnet

Cecelia Ahern spielt in ihrem Buch mit Bildern, die so schön und sanft wirken und bringt dabei oft Stimmungen, Verhaltensweisen und tiefgründige Einsichten zum Vorschein. Pip hat ein Hobby, denn das Origami-Falten ist für sie die größte Leidenschaft. Als sie einen Packen von fünfhundert festen, hellweißen Blättern unter dem Arm trägt, sinniert sie über die vor ihr liegende Welt von Möglichkeiten. In Situationen, in welchen sie sich vollkommen machtlos fühlt, wendet sie sich der einzigen Betätigung zu, die sie innerlich beruhigt und ihre Selbstbeherrschung stärkt – die Kunst der Origami-Gedichte. Irgendwann wird ihr klar, dass nicht nur ihr Gedanke an die Betrachtung von Kunst dem Anblick des schlagenden Herzens eines Menschen außerhalb seines Körpers gleicht, sondern dass sie es mit dem Falten der Papierherzen, welche sie ins Innere ihrer Origami-Mädchen steckt, dass ihre gesamte Origami-Sammlung ihr Herz aus Papier ist. Das sind ihre Gefühle und Geheimnisse außerhalb ihres Körpers. In dieser Weise erzählt die Autorin sehr poetisch ihre Geschichte um die Protagonisten, die alle mehr oder weniger mit Pip verbunden sind.
Die Charaktere sind dabei sehr authentisch dargestellt und anhand der liebenswerten Erzählweise der Autorin sehr emphatisch und mit den jeweiligen Paletten an unterschiedlichen Gefühlen ausgestattet, so dass die Leserschaft stets Neuigkeiten zu den unterschiedlichen Protagonisten erfährt. Dabei greift Cecilia Ahern in feinfühliger Art und Weise die Beziehungen der Protagonisten untereinander, Stärken, Schwächen, aber auch Ängste sowie Sorgen und Nöte auf, woraus sich insgesamt den Lesern ein Bild erschließt, welches in sich stimmig ist. Verhaltensweisen, die insbesondere durch Josephine, der Mutter von Pip zum Tragen kommen, sind nicht nur für Pip, sondern auch für deren Tochter Bella oftmals eher gewöhnungsbedürftig, denn sie stehen sinnbildlich für eine besondere Form der Familiendynamik.
Cecelia Ahern zaubert mit Worten und findet stets genau den richtigen Ton, um die Geschichte in der Art zu erzählen, wie sie den Inhalt transportieren möchte. Mal zart und sanft und manchmal auch überaus deutlich und erkenntnisreich. In diesem Liebesroman, der die Erkenntnis von Pip hervorbringt, dass sie diejenige ist, die nicht nur buchstäblich von der Rückbank des Wagens auf den Fahrersitz klettern muss, sondern auch, dass sie es kann und will, steht der Hauptprotagonistin eine große Wandlung bevor.
Die gesamte Geschichte ist eingebettet in unterschiedliche Schauplätze und Themenschwerpunkte, wie z.B. Umweltschutz in Form von Verboten gegenüber den Bauern, das Torf in ihrer Erde zu stechen. Es geht auch um die Wissenschaft, um die Forscher und Astronomen, welche den Himmel erforschen und die Sterne, welche den Menschen auch spirituell den Weg weisen können. Aber auch anhand von Bildern und Beschreibungen, wie z. B. die Idee der Geschichte vom Origami-Mädchen, welches durch ihre Geschichten selbst ihre Gefühle verarbeitet und somit weiterhin Emotionen zutage befördert. Ebenso wie beim Torfstechen im Moor, das Radioteleskop und die Leidenschaft für Origami wird angedeutet, wie wir selbst an und mit uns selbst arbeiten und auf bildliche und emotionale Weise übertragen, dass wir stets im Wandel sind und uns selbst stets besser kennenlernen. Es geht um die individuelle Gestaltung der Welt und das innere Erleben der eigenen Entfaltung. Cecelia Ahern ist es gelungen all diese Themen in perfekter Art und Weise so zu kombinieren, dass die Geschichte spannend bleibt und am Ende nicht nur aufgelöst und erklärt wird, sondern auch an das Gute in der Welt glauben lässt.
Fazit: In ihrem neuen Buch ist die Leserschaft eingeladen, einen systemischen Blick auf das Familien- bzw. Sozialsystem zu werfen und gewissen Strukturen und Dynamiken zu erkennen, was für die Geschichte sehr bereichernd ist. Daher lautet meine Empfehlung auch dieses Mal: Unbedingt lesen!

Bewertung vom 29.10.2025
MacDonald, Skye

Winterzauber in den Highlands (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit ihrem weihnachtlichen Roman "Winterzauber in den Highlands: Ein weihnachtlicher Wohlfühlroman voller Liebe, Hoffnung und schottischem Charme (Highland Hearts - Eine Liebe in Schottland)" hat Skye MacDonald zwischen Schneegestöber, Weihnachtsmagie und romantischen Gefühlen einen Wohlfühlroman erschaffen, der aufgrund seiner Intention perfekt in die Weihnachtszeit passt.
Da bereits der Titel "Winterzauber in den Highlights" sowie das Cover mit dem eingeschneiten Haus, Tannen ringsherum, Schneefall und hübschen Ornamente darauf hinweist, dass wir mit einer weihnachtlichen und winterlichen Atmosphäre rechnen können, werden alle Genrefans begeistert sein. Die Autorin versteht es nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt das passende Ambiente zu schaffen, wenn wir erfahren, dass die Verkaufsstände wie verpackte Geschenke bereitstehen, während Lichterketten im Schneefall funkeln und die frische Highland-Luft von einem Zimt- und Tannenduft erfüllt ist. Auch in dem kleinen Cottage stellt sich eine Gemütlichkeit ein, da der Schneefall auf die Highland-Hügel zu beobachten ist, während die Protagonisten in der Wärme ihres Zuhauses mit Freunden und Bekannten Weihnachten feiern.
Während eines Schneesturms lernen Holly und Angus sich kennen, da sie gezwungen sind, in seinem kleinen Cottage viel Zeit miteinander zu verbringen. Beide erkennen, dass sie ein ähnliches Schicksal teilen. Holly ist erfolgreiche Leiterin eines Unternehmens gewesen und zeichnete sich durch ihr gutes Unternehmenskrisenmanagement aus. Hinzu kommen ihre Zuversicht, Optimismus und Energie, welche sie trotz ihrer Rückschläge in der Vergangenheit nicht verloren hat. Angus hat ebenso eine schwere Zeit hinter sich und wählte die Einsamkeit seines Cottages, welche er Geselligkeit und Miteinander innerhalb der Dorfgemeinschaft vorgezogen hat. Seine Werte, anderen Menschen zu helfen, zu unterstützen und Freude zu bereiten, sind vorhanden, jedoch hat er eine sehr differenzierte Umgangsform damit gewählt. So kommt es in seinem gemütlichen Cottage zwischen Holz, Schnitzereien und Ornamenten nicht nur zu tiefgründigen Gesprächen, sondern auch dazu, dass Holly und Angus aufgrund ihrer Unterschiedlichkeit, ihrem differenzierten Umgang mit Problemen und der Problembewältigung weitreichende Erkenntnisse erlangen.
Während die beiden auch nach dem Schneesturm weiterhin zusammenarbeiten, lernen sie sich in ihren Gesprächen immer besser kennen. Die meiste Zeit der Story spielt in der Werkstatt zwischen Kaffee, Holz-Ornamenten und tiefgründigen Gesprächen, die teilweise sehr vielschichtig sind und Gefühle wie Verletzlichkeit, Ängste und sogar Feigheit davor, öffentlich zu versagen, aufgreifen. Auch die Gedanken, sich klein und als Versager zu fühlen, nichts mehr leisten zu können und eine große Enttäuschung für sich selbst zu sein, sind in dieser Geschichte elementar, wobei auch stets zu beachten sei, dass Dinge anders zu machen, im positiven Sinne bedeutet, neue Möglichkeiten zu haben und die Chance zu erkennen, die sich daraus bietet. Heilung von Rückschlägen muss im eigenen Tempo geschehen und kann niemals erzwungen werden. Insgesamt ist dabei im Laufe der Geschichte ein Wandel der Charaktere zu erkennen. Beide können voneinander lernen und akzeptieren, dass neue Möglichkeiten eine große Bereicherung sein können.
Der Lesefluss ist teilweise leicht eingeschränkt, was nicht bedeutet, dass es Rechtschreibfehler gibt. Es scheint durch die Übersetzung an einigen Stellen holprig zu sein, Satzstellungen wirken etwas unglücklich, was jedoch nicht den Sinn der Geschichte verändert. Wobei auch die Tatsache, dass einige Sätze, welche in direkter Rede geschrieben sind, sehr kurzgehalten und nicht als Satz formuliert wurden, darin begründet sein könnte, dass die Autorin dies als Stilmitteln nutzt, um den Protagonisten Angus deutlich zu charakterisieren.
Die Geschichte ist jedoch spannend erzählt, gleich zu Beginn wird die Leserschaft auf ein Problem aufmerksam, welches sich im Laufe der Geschichte wiederholt und wofür es auf die Schnelle und spontan keine Lösung zu geben scheint. Die Weihnachtsfans unter den Lesern werden mitbangen, wie und wann sich eine Möglichkeit ergeben kann, um den Weihnachtsmarkt zum Erfolg zu führen.
Fazit: Eine tiefgründige und vielschichtige Geschichte, die Sorgen und Nöte der Protagonisten aufgreift und Mut macht sowie Hoffnung sät.

Bewertung vom 27.10.2025
Nebl, Monika

Mords-Bagage


ausgezeichnet

Mit ihrem cosy crime Roman: "Mords-Bagage: Krimi-Minnies neunter Fall (Humorvoller Regionalkrimi Chiemgau – Wasserburg-am-Inn 9)" hat Monika Nebl ihre Leser nach Bayern entführt. Der Schauplatz ist Wasserburg am Inn sowie die Umgebung, in welcher es lustig, romantisch und spannend wird.
Auch, wenn es sich bereits um den 9. Band der Regionalkrimi-Serie um Alemania Fechtner, von allen Minnie genannt, handelt, ist dieses Buch gut ohne Vorkenntnisse lesbar, wenn über einige Anspielungen hinweggelesen wird. Durch den Bezug zur Region und die lebhafte und gut bildlich dargestellte Schreibweise der Autorin, ist die Atmosphäre greifbar. Der Krimi spielt im Mai, oftmals scheint die Sonne und die Familie Fechtner hat das Geocaching für sich entdeckt. Auf ihren Ausflügen lernen wir einiges über die Umgebung, die natürlichen Begebenheiten sowie einige Regeln des Geocaching kennen. Dabei ist die Lebensfreude der Familie, die aus Minnie, ihrem Ehemann Alex und der Adoptivtochter in spe Malika hervorgeht, spürbar.
Es spielen zahlreiche, teils leicht skurrile Charaktere eine Rolle. Trixie, die Mutter von Minnie und ihr Lebenspartner Gustl, die beiden Polizisten Johanna und Gerhard, die für die Unterstützung in ihrer Ermittlungsarbeit den beiden Hobby-Detektiven Minnie und auch Gustl sehr dankbar sind. Pia, die ältere Schwester von Malika hat eine Ausbildung im Handwerk begonnen und auch sie und ihre Kollegen spielen eine Rolle, ebenso wie ein Verein, welcher sich um denkmalgeschützte Gebäude kümmert. Beim Thema Denkmalschutz geht es um historische Bauten, was gleichzeitig bedeutet, dass in dieser sehr gut recherchierten Story ein Stück Vergangenheit aufleben darf und die Leserschaft auch dorthin einen Blick werfen kann.
Ein stückweit bayrischer Lokalkolorit ist spürbar, insbesondere dann, wenn Menschen sich unterhalten. Für die norddeutsche Leserschaft sind einige Begriffe am Ende des Buches ins Hochdeutsche übersetzt. Auch, wenn der Schreibstil für besondere Authentizität sorgt, ist zumindest teilweise der Lesefluss etwas gestört, wenn man dem bayrischen nicht ganz mächtig ist und Vokabeln nachgeschlagen werden müssen. Insgesamt stört das aber nicht so sehr, denn die Geschichte ist leicht, sehr unterhaltsam, witzig und die Handlung bietet viel Spannung. Diese Mischung ist insgesamt sehr fesselnd und sorgt für eine unkomplizierte und vergnügte Unterhaltung, welche die Spannung stets hochhält.
Neben dem bairisch-hochdeutschen Glossar am Ende des Romans, gibt es eine Karte von Wasserburg sowie das Rezept der Kartoffelpuffer, die im Buch gekocht werden.
Fazit: Ich freue mich bereits jetzt auf "Krimi-Minnies" zehnten Fall!

Bewertung vom 25.10.2025
Lamberti, Frieda

Marzipan und Winterküsse


ausgezeichnet

Der Feelgood-Roman "Marzipan und Winterküsse" von Frieda Lamberti hat seinen Schauplatz in der Hansestadt Lübeck, die Stadt in Norddeutschland, in welcher das weltweit bekannte Marzipan als eine geschützte geographische Bezeichnung ihre Herkunft hat.

Die Stadt Lübeck erscheint auf dem Cover, die Trave im Vordergrund ist zugefroren und es fallen Schneeflocken. Der Roman ist kein Weihnachtsroman, wie der Titel schon sagt, handelt es sich um eine winterliche Geschichte, die Anfang November startet und ca. zwei Wochen vor Weihnachten endet.

Die Geschichte zeichnet sich durch eine winterliche Atmosphäre aus. Die Beschreibungen der Außenwelt, wenn der Schnee vom Himmel fällt und die Rasenfläche in einen weißen Teppich verwandelt oder wenn im Haus das Feuer im Kamin, welches leise knistert und flackernde Schatten an die Wände wirft, alles wird so authentisch beschrieben, dass die Leserschaft ein Gefühl von Heimeligkeit im Winter überkommt. Auch der Lübecker Weihnachtsmarkt, welcher stets einen Besuch wert ist, findet seinen Platz in der Story. Lichterketten, die von Giebelhäusern herabhängen und die Stadt in ein warmes Licht tauchen, Menschen, die sich vor dem Rathaus an den Ständen drängeln oder eine Bläsergruppe, die im Hintergrund zu hören ist, sind in ihrer Art so realistisch und authentisch beschrieben, dass jeder, der schon einmal in der Weihnachtszeit in Lübeck war, die Bilder sofort vor Augen hat und weiß, dass Lübeck im Advent ein lebendig gewordenes Weihnachtsmärchen ist.

Die Geschichte hat zahlreiche Protagonisten. Die Hauptprotagonistin ist Linda, welche gleich zu Beginn die Herzen der Leserschaft erobert. Sie ist eine Künstlerin in der Küche und hat genau das richtige Feeling, wenn es darum geht, neue Gerichte herzustellen, Zutaten perfekt miteinander zu kombinieren und ihr Job in einem beliebten Restaurant in der Lübecker Innenstadt ist gleichzeitig ihre Leidenschaft. Sie erlebt eine sehr gefühlvolle Liebesgeschichte und sorgt für große Gefühle, als sie mit Henning, dem Besitzer eines Feinkostgeschäfts und talentierten Saxofonisten zusammenkommt. Aber, ebenso wie bei zahlreichen anderen Protagonisten, läuft auch für sie nicht alles wunschgemäß. So ist es stets spannend, zu erfahren, wie sie mit ihrem Mut und Optimismus stets das Beste aus der Situation macht.

Dann ist da ihre neue Nachbarin Cora. Ähnlich wie bei Linda läuft auch in Coras Leben nicht alles glatt und das Besondere in der Geschichte um Cora ist, dass wir Leser ihre starke Wandlung miterleben dürfen. Im Laufe der Geschichte hat sie ebenfalls Rückschläge zu verarbeiten und auch, wenn einige ihrer Handlungen fragwürdig sind, ist es schön, zu erfahren, dass sie im Verlauf aus ihren Fehlern lernt.

Das sind nur zwei Beispiele, denn im Grunde hat jede handelnde Person interessante Erlebnisse, reflektiert über die Situationen und entdeckt für sich neue Handlungsstrategien. So ist die Geschichte, die sehr flüssig, locker und mit viel Romantik erzählt wird, ein wahrer Pageturner, deren 303 Seiten ich an zwei Tagen gelesen habe.

Im Laufe der Geschichte werden Gerichte gekocht und ausprobiert, die beim Lesen Appetit machen. Bei den Hauptgerichten wird stets viel Aufwand betrieben. Sei es für einen Hirschrücken mit Cranberry Rotkohl und ein Kartoffel-Soufflé oder gebratener Zander auf einem Grünkohlbett mit Weißweinschaum und Schalotten. Auch für Naschkatzen ist etwas dabei, z.B. Marzipan in unterschiedlicher Form. Ob eine Marzipan-Nuss-Torte im Restaurant mit Blick auf das Meer genossen wird oder wir beim Versuch von Linda Marzipan in drei Gängen miteinzubauen, staunen dürfen. Marzipan ist genau wie diese Geschichte ein Highlight.

Fazit: Ein schöner winterlicher Roman, der die langen Abende versüßt und meine absolute Leseempfehlung bekommt.

Bewertung vom 19.10.2025
Sagenroth, S.

Alle Jahre wieder mit Elvis


ausgezeichnet

Der cozy-crime Roman "Alle Jahre wieder mit Elvis: Ein Koblenzer Katzenkrimi" von S. Sagenroth bietet hervorragende Unterhaltung - nicht nur in der Adventszeit. Die Autorin beschreitet mit ihrem Koblenzer Katzenkrimi, der gleichzeitig eine abrufbare Playlist anbietet, die perfekt zu den einzelnen Kapiteln passt, ihren ganz eigenen neuen Weg, auf welchem sie auf dem Pfad des Fantastischen, verbunden mit der Ernsthaftigkeit und Realität des Kriminalromans, ihr ganz eigenes Markenzeichen setzt. Sie bietet Unterhaltung vom Feinsten, bringt ihre Leserschaft zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken und übermittelt eine Botschaft: So niedlich und lieb, wild und verschmust Katzen sein können, niemand sollte sie unbedacht zum Weihnachtsfest unter den Tannenbaum setzen. Das Leid vieler Katzen, die nach dem Weihnachtsfest oder spätestens vor dem nächsten Urlaub weggegeben oder ausgesetzt werden, kann durch eine bedachte Entscheidung und realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten vermieden werden.

Dabei bedient die Autorin sich eines sehr interessanten, kurzweiligen, aber auch nachdenklichen Schreibstils, wobei der Leserschaft vor allem eine gute Unterhaltung beschert wird. Im Koblenzer Katzenkrimi ermittelt erneut Kater Elvis, der Hauptprotagonist der Katzen und als "Rockstar der Altstadt" bekannt, gemeinsam mit seiner Freundin Chloe. Beide wohnen beim Rentner Josef, der zum liebenswerten Dosenöffner geworden ist. Elvis wird als wundervoller Zuhörer und Unterstützer beschrieben, der obendrein sehr pfiffig ist und seine Eingebungen hat.

Die beiden haben ein auserwähltes Netzwerk, welches u.a. aus dem orangefarbenen Kater Oskar, der schon etwas älter und auf einem Auge blind ist, besteht. Oskar geht zwar kaum noch vor die Tür, sitzt jedoch viel am Fenster, neuerdings sogar in seinem Kratzbaum und schaut sich an, was in den umliegenden Häusern passiert. Er lebt bei Bruno, ein etwas brummiger, aber herzensguter Mensch.

Gegenüber im Haus lebt die kleine Katze Salome seit ein paar Tagen bei der Schriftstellerin Charlotte, die etwas älter ist und mit zerzausten Haaren in einer gemütlichen, leicht unordentlichen und vollgestopften Wohnung lebt. Charlotte ist schwer krank und schreibt an ihrem letzten Buch.

Auch Kater Jasper ist eine wichtige Schaltzentrale der Koblenzer Katzencommunity. Er selbst ist blind, hat jedoch stets sehr gute und praktische Ideen und Vorschläge und hilft dabei, die Katzendemonstration zu organisieren.

S. Sagenroth hat einen sehr lebendigen Schreibstil und versteht es, Orte und Szenen so in Szene zu setzen, dass ihre Leserschaft sich nicht nur gut in die jeweiligen Szenen hineinversetzen kann, sondern auch über einige sehr witzige Szenen schmunzeln muss. So zum Beispiel als bei der Katzendemo ein lautes vielstimmiges Gefauche, Gemaunze und Gebimmel zu vernehmen ist. Die vierbeinigen Heerscharen mit roten Schleifen, Christbaumkugeln, Lametta und Glöckchen, welche durch die Straßen der Stadt ziehen. Oder auch die Beschreibung der Fahrt in der Rakete auf dem Weihnachtskarussell, welche eine Besonderheit ist, die Elvis erlebt hat und wohl kein Auge trocken lässt.

Die Autorin versteht es ebenso, eine angenehme und passende Atmosphäre zu transportieren. Die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt und in den verschneiten Straßen der Stadt, Menschen in dicken Wintermänteln, mit Mütze und Schal ebenso wie der Blick von der Brücke auf die erleuchtete Festung, die über der Stadt und den beiden Flüssen thront, das schimmernde Wasser und die Lichter in der Ferne der Koblenzer Altstadt. Ebenso wie die Schiffe, die im Winter dort ankern, das glitzernde Wasser und die Schneespuren, welche das i-Tüpfelchen auf die Geschichte setzen.

Witzige Begriffe wie "katzentodmüde", "Raketenkater" und weitere sind ebenso lustig wie auch so einzigartig wie ein Kratzbaum, der mit Nadeln verziert ist, wenn es um die Weihnachtstanne geht.

Auch bei den Dosenöffnern gibt es allerlei Dinge, die sie beschäftigen. So flüchtet Oma Käthchen vor ihren Kindern, die sie zu Weihnachten eingeladen haben. Bayo, der Nigerianer, der in einer Fastfood-Kette mit dem großen M arbeitet und befürchtet, seine Wohnung verlassen zu müssen oder Nora, die erst kürzlich erfahren hat, dass sie einen Bruder hat. Diese Gesamtkombination bietet unterhaltsamen Stoff, wobei ein Mord, Verdacht und Irrtum, die Grenzen der Moral, aber auch Familiengeheimnisse und -enttäuschungen eine Rolle spielen und dadurch den Spannungsbogen aufrechterhalten.

Ein besonderes Schmankerl ist am Ende des Buches die Auswahl an Rezepten, welche in der Geschichte ihre Erwähnung finden.

Fazit: Weihnachten mit der Katzencommunity ist nicht nur für Katzenfans ein Highlight! Wem dieses Buch gefallen hat, der sollte auch den ersten Band „Frühstück mit Elvis – Ein Koblenzer Katzenkrimi“ lesen oder anhören. Ich freue mich schon auf die nächsten Abenteuer von Kater Elvis, seinen Freunden und seinen Menschen!

Bewertung vom 17.10.2025
Meyrick, Denzil

Der Tote im Kamin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mit seinem Kriminalroman "Der Tote im Kamin" hat Denzil Meyrick einen wunderbaren tiefgründigen und vielschichtigen Kriminalroman erschaffen. Der Schauplatz befindet sich in den North York Moors im verschlafenen Ort Elderby, in welchen Frank Grasby strafversetzt wird und eigentlich nur ein paar Diebstähle aufklären soll.

Aber es kommt alles anders, als der 38-jährige jemals erwartet hätte. Er bekommt es mit dem Adel zu tun, muss mehrere Morde aufklären, ist bei einer mysteriösen älteren Frau untergebracht, die stets einen schwarzen Raben auf der Schulter trägt und behauptet, in die Zukunft sehen zu können.

Um die Geschichte, die im Jahr 1952 spielt, besser einordnen zu können, muss man wissen, dass die meisten Männer zu der Zeit im Krieg gekämpft haben. Diejenigen, die überlebt haben, leiden noch an den Folgen, Verletzungen und Traumata des Krieges. Jede Menge geheime Bündnisse, Intrigen und Verschwörungen spielen immer noch eine Rolle. Die internationale Politik ist ein schmutziges Geschäft und auf beiden Seiten des Atlantiks herrscht eine schlechte Stimmung. Daraus resultierende Lebensmittelrationierungen, die auf die Stimmung der Bevölkerung drücken, gehören ebenfalls zum Hintergrund, welcher die Stimmung dieses Romans prägt. Es gibt Generationenkonflikte, der Adel spielt eine große Rolle sowie die religiöse Herkunft des jungen Inspektors. Sein Vater und Großvater, die beide die Religion und Kirche zu ihrem Lebensinhalt gemacht und Frank in dem Sinne erzogen haben. Denzil Meyrick ist es hervorragend gelungen, dies nicht nur in eindrücklicher Weise zu beschreiben, sondern auch das Gefühl der damaligen Zeit in die Geschichte aufzunehmen und sehr gut zu transportieren.

Die Charaktere sind ebenfalls so eindringlich und passend charakterisiert. Wenn es darum geht, nicht nur die intelligente Vorgehensweise von Frank Grasby darzustellen, sondern auch den Konflikt, den er mit seinem Vater austrägt. Er fühlt sich verloren und in seiner Freizeit trinkt er gern ein Glas zu viel, raucht, beteiligt sich an Pferdewetten, ist ein Bonvivant, liebt die Frauen und konnte bisher noch keine halten. Trotzdem ist der Zwiespalt zu spüren, wenn es für ihn darum geht, dass seinem Vater etwas passieren könnte. Er hat eine tiefsitzende, bedrohliche Angst vor Verlust, gemischt mit Trauer und Schuldgefühlen.

Sein Vater ist sehr fromm und hat nie verstanden, dass Frank nicht ebenfalls Pfarrer werden wollte. Er ist dem Trinken ebenso zugeneigt und schafft es nicht, seinem Sohn das Gefühl zu vermitteln, dass er ihn liebt. Dass er ihn liebt, zeigt sich im Laufe der Geschichte. Die Mutter von Frank ist bereits gestorben und so hat er nur noch seinen Vater - und dieser nur noch seinen Sohn.

Die junge Deedee sorgt ebenfalls für Verwirrung. Sie wirkt clever, weiß recht viel, kommt aus Amerika und macht in Elderby ein Praktikum. Die junge Dame ist keinesfalls naiv und für Frank eine große Unterstützung.

Es spielen sehr viele Protagonisten eine Rolle und die Schwierigkeit ist, zu erkennen, wer hier in der Geschichte zu den Gutmenschen gehört und wer nur so tut als ob. Für die Leserschaft gestaltet sich das sehr spannend. Für die aktiven Protagonisten ist es eine Herausforderung, was den Lese Spaß noch mehr erhöht und die Spannung immer wieder auf ein Neues auflodern lässt. Bald stellt dann auch der Leser fest, dass es einen Grund gibt, warum all diese Menschen sterben mussten. Dies hat der Autor so gekonnt eingebaut, dass immer neue Erkenntnisse ans Licht kommen und dabei auch einige katastrophale Wendungen eingebaut.

"Der Tote im Kamin" spielt im Winter und so kommt es oft vor, dass es schneit, die Wege glatt und schneebedeckt sind und mit Schnee gefüllte Wolken über die Ortschaft schweben. Kalte, frostige Tage, an denen alles frisch und wie neu erschaffen wirkt, die kalte Luft, die nach Schnee und hart gefrorener Erde riecht, die Wintersonne, die nicht mehr wärmt und krächzende Raben in den Bäumen sorgen für das passende Stimmungsbild.

Fazit: Dieser Kriminalroman ist sehr intelligent, raffiniert und gehört zu den Highlights in diesem Herbst. Ein Wehmutstropfen dabei ist jedoch, dass der Autor leider am 14. Februar 2025 verstorben ist.

Bewertung vom 13.10.2025
Holmgren, Hanna

StrandHausKüsse (Bretagne-Träume)


sehr gut

Mit ihrem Roman "StrandHausKüsse" hat Hanna Holmgren ihren zweiten Liebesroman aus der Reihe der Bretagne-Träume erschaffen. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten aus dem ersten Teil "Einmal Crêpes mit Liebe, bitte!". Es kommen neue Gesichter hinzu und Philippe, der mit seinen beiden Töchtern Léa und Yuna bereits der treuen Leserschaft bekannt ist, trifft in dem kleinen pittoresken Örtchen Menhirville, welches seine Besucher gefühlt in längst vergangene Zeiten zurückversetzt, auf Anna, die das Haus von Geneviève geerbt hat.

Dieser Ort und vor allem das Haus sind der Schauplatz der Geschichte. Das Haus, welches auf einer kleinen Anhöhe mit Blick auf das Meer steht und von dort aus man die Wellen in der Ferne rauschen hört, und ebenso der Ruf der Möwen und spät am Abend das nächtliche Zirpen der Grillen hinzukommt, unterliegt in dieser Geschichte einem Wandel. Zum Haus gehört ein schöner Garten mit seinen steinigen Mauern ringsum, welche uralt sind und mit blühendem Efeu sowie wildem Wein bewachsen. Aber auch die zarten Kamillen mit ihren weißen Blütenblättern, die einen süßlichen Duft verströmen, fröhliche gelbe Löwenzahnköpfe, die in die Höhe geschossen sind, und vereinzelte Blüten des Klatschmohns, geben der Story ihr passendes Ambiente. Hanna Holmgren hat einen wunderbaren Schreibstil, mit dem sie es schafft, ihren Lesern das Gefühl zu vermitteln, sich selbst zu fühlen, als seien sie ein Teil der Geschichte und würden sich in einem verwunschenen Reich mit einem knorrigen Apfelbaum, üppigen Hortensien und versteckten Winkeln befinden. Es fühlt sich gut an, die vielen Sehenswürdigkeiten, die Besonderheiten der Landschaft in der Bretagne, mystische Orte und die von ihnen ausgehende Anziehungskraft, welche Hanna Holmgren so wunderbar beschreibt, vor Augen zu sehen.

Die Autorin spricht mit ihren Beschreibungen sämtliche Sinne der Leserschaft an. Selbst die Gerüche, wie die salzige Meeresluft, vermischt mit dem Duft von Thymian und Rosmarin, der Geruch nach Tang, feucht und sonnengetrocknet, mit einem leicht erdigen, mineralischen Unterton, der an Muscheln, Felsen und das langsame Atmen des Meeres erinnert, werden detailgetreu geschildert. Die Flora der Bretagne ist mit seinen Eichenbäumen, Kiefernwäldern, den bunten Wildblumen, die am Straßenrand blühen, sehr eindrucksvoll charakterisiert.

Für die besondere Authentizität in diesem Roman sorgen französische Begriffe und Sätze, die immer wieder eingestreut werden. Die Zen-Weisheiten, welche Anna in einem alten Bonbonglas von Geneviève findet, sind sehr schön und ein wertvoller Begleiter von Anna auf ihrem Weg der Erkenntnis.

Anna ist die Hauptprotagonisten und wir erfahren innerhalb der Geschichte, wie ihre Kindheit, die Zeit des Erwachsenwerdens und ihr aktuelles Leben bis dato ausgesehen hat. Dabei schafft es die Autorin in angenehmer Weise, die Konflikte auf der einen Seite und Annas Träume und Wünsche auf der anderen Seite klar zu benennen. Charakteristisch durchläuft sie einen Wandel und es ist zu spüren, auf welche Widerstände sie stößt, welche inneren Widersprüche sie durchlebt und wie sie sich entwickelt und aus all ihrem bisherigen Erleben gestärkt hervorgeht, bis sie mit ihrem inneren Ich ins Reine kommt und eine Wärme erlebt, die durch die Menschen, die neu in ihr Leben getreten sind, aber auch den Dingen und den alten Mauern selbst entsteht und ihr ein Gefühl der Umarmung vermittelt.

Philippe, der männliche Hauptprotagonist, den wir bereits im ersten Bretagne-Roman kennenlernen durften, ist ebenfalls sehr authentisch und tiefgründig sowie charmant und als liebevoller Familienmensch mit einer Leidenschaft für das Bewahren von Traditionen dargestellt. Anna lernt schnell Menschen kennen, mit denen sie auf einer Wellenlänge ist, und beginnt Freundschaften aufzubauen. Auch hat sie zwei gute Freundinnen, die seit Jahren an ihrer Seite sind und ihr ein Gefühl von Beständigkeit vermitteln.

Fazit: Das Ende ist ein bisschen vorhersehbar, was der Spannung wenig zuträglich ist. Die Geschichte hat besonders am Anfang seine Längen, wenn die Umgebung, das Meer, das Haus und die Charaktere zu sehr detailliert dargestellt sind. Für Genrefans und die treue Leserschaft von Hanna Holmgren ist der Roman trotzdem lesenswert.

Ein besonderes Schmankerl am Ende des Romans sind Rezepte, die im Laufe des Romans gekocht oder erwähnt wurden.

Bewertung vom 10.10.2025
Amelie, Nora

Wie die Wellen auf dem Meer (MP3-Download)


ausgezeichnet

Mit ihrem Roman "Wie die Wellen auf dem Meer" hat Nora Amelie einen sehr romantischen und tiefgründigen Liebesroman erschaffen. Es geht um ein Familiengeheimnis, welches zwar spürbar ist und so einige Irrungen und Wirrungen mit sich bringt.

Bereits das Cover sagt viel über das Setting dieses wunderbaren Romans aus, welcher durch das Meer und die Küstenlandschaft mit Muscheln, Bernstein und sommerlichen Früchten an den Zweigen geprägt ist. Die Bernsteinfischerei spielt in dieser Geschichte ebenfalls eine große Rolle.

Nora Amelie hat einen sehr einfühlsamen, emphatischen Schreibstil und wählt die Worte so passend und angenehm, dass dieses fast 400 Seiten umfassende Werk zügig lesbar macht. Sie schildert die Protagonisten, die Geschehnisse und auch die Beschreibungen des Meeres sehr farbenfroh und so bildhaft, so dass beim Lesen der Eindruck entsteht, selbst ein Teil der Geschichte zu sein.

Mein Lieblingszitat ist die Stelle, an der Lasse über Lara sagt: „Sie kann reden wie ein Wasserfall, schweigen wie ein Grab und ihr Lachen hört sich wie das Zwitschern der Schwalben an, die im Sommer über die Wiesen jagen.‘“

Die Charaktere sind durchweg außerordentlich gut gezeichnet. So versetzt sich die Leserschaft in die Hauptprotagonistin Lara, der anscheinend die Welt zu Füßen liegt, denn bereits früher gelang es ihr, in der Schule und im Chor sehr erfolgreich zu sein, die Aufmerksamkeit der Jungs auf sich zu ziehen und auch heute noch zieht sie mit ihrem seidenglatten, schwarzen Haar, den dunklen Augen und den makellosen Gesichtszügen die Blicke auf sich. Aber auch die anderen Protagonisten sind so dargestellt, dass sie aufgrund ihrer Beschreibungen und Charaktereigenschaften in ihrem Handeln sehr authentisch wirken. Besonders ihre jüngere Schwester Antonia mit ihrem dunkelblonden Haar, der hellen Haut und ihren blassblauen Augen hat stets deutlich gespürt, dass sie weniger gut bei anderen Menschen ankommt. Die Schwestern verstehen sich meistens sehr gut, denn auch das besondere Aussehen von Lara bringt nicht nur Vorteile mit sich. Während Antonia mit Victor verheiratet ist, gestaltet es sich für Lara teilweise schwierig, zu erkennen, welche Männer ernsthaftes Interesse an ihr haben und welche nur ein kurzweiliges Vergnügen mit ihr erleben wollen. In der Hinsicht hat Antonia ihr etwas voraus, denn sie hat bereits einen Ehemann, auch, wenn es etwas gibt, dass einen großen Unterschied zwischen dem Ehepaar macht. An dieser Stelle geschieht dann etwas, was das Verhältnis der Schwestern zueinander auf eine harte Probe stellt.

Alles andere als oberflächlich ist jedoch die Story. Ihr Vater Olaf, ein geschätzter Zahnarzt, bietet ihr an, in seiner Praxis als Zahnärztin zu arbeiten. Er richtet ihr alles ein, so dass sie sofort mit ihrer Arbeit beginnen kann. Was so gut gemeint scheint, hat für Lara jedoch einen bitteren Beigeschmack. Olaf wird als eher berechnend, kühl kalkulierend und manchmal ein wenig cholerisch bezeichnet. Die Stimmung in der Praxis, in der auch Mutter Silke arbeitet, ist oftmals miserabel, denn auch die Mutter ist sehr bedacht darauf, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und wirkt dadurch eher unnahbar und kühl. Außerdem hat Lara es mit fast 30 Jahren noch nicht geschafft, sich von ihrem Elternhaus abzunabeln.

Der Spannungsbogen steigert sich stetig, denn was zunächst wie eine romantische Liebesgeschichte wirkt, entwickelt sich dahingehend, dass es auch als Krimi durchgehen würde. Immer mehr gerät der bis dahin gut gewahrte Schein sowie die nach außen hin kultiviert wirkende Familienidylle ins Wanken.

Für die emotionale Tiefe sorgt nicht nur die Auseinandersetzung Laras mit ihrer Vergangenheit, sondern auch die Konflikte, die sehr vielschichtig sind und tiefgründig liegen, um ein dunkles Geheimnis aus vergangenen Zeiten zu schützen. Die daraus resultierenden Spannungen stellen Lara vor Herausforderungen und sie muss Entscheidungen treffen, die ihre Beziehung zu ihrem Partner und ihren weiteren Berufsweg treffen, die nicht bei jedem in ihrem Umfeld populär sind.

Als sie dann der Wahrheit gefährlich nahekommt und sie dabei ist, die Geheimnisse zu lüften, kommt es zu einer überraschenden Wendung.

Fazit: Das Meer und die Küstenlandschaft, der maritime Flair, der diese Geschichte trägt, sind tragende Elemente, die das zentrale Thema "Geld oder Liebe" in einen passenden Rahmen setzen. Ein Lesevergnügen der besonderen Art, welches meine volle Empfehlung bekommt!

Bewertung vom 06.10.2025
Lucas, Rachael

Weihnachten in Applemore


sehr gut

"Weihnachten in Applemore - Das Erbe von Applemore" von Rachael Lucas ist der vierte Band der beliebten Applemore Reihe. Die Autorin hat einen stimmungsvollen slow-burner in eindrucksvoller verschneiter Landschaft zur Weihnachtszeit verfasst, der gut lesbar und verständlich ist, auch, wenn man die vorherigen drei Romane nicht gelesen hat.

Wie auf dem Cover zu erkennen ist, steht die Liebe im romantischen Wintersetting in diesem Roman an erster Stelle. Es liegt viel Schnee, die Häuser sind eingeschneit, die Tannen tragen rote Beeren und das Paar im Vordergrund küsst sich, während es einen Tannenbaum nach Hause trägt.

Polly eröffnete in einem Gebäude am ehemaligen Wirtschaftshof von Gut Applemore in den Highlands einen Hofladen, in welchem regelmäßiger Tratsch und Klatsch ausgetauscht wird. Sie ist oft versunken in eine Zeitschrift und fasziniert von der Welt der Reichen und Schönen in Hollywood. Da passt es gut, dass sich die Influencerin Ivy und ihr Verlobter Ben in den kleinen Ort verirren und bei den Bewohnern ordentlich für Aufsehen sorgen. Seit einiger Zeit ist Polly aus London zurückgekehrt, wo sie studiert und als Kindermädchen gearbeitet hat. Sie ist die jüngste von insgesamt vier Kindern. (Sie hat einen Bruder Lachlan sowie die beiden Schwestern Charlotte und Beth). Mit fast dreißig Jahren, wird sie von den Geschwistern noch wie ein Kind gesehen und oft dementsprechend behandelt. Polly wirkt bezaubernd und schnuckelig sowie hinreißend, witzig, clever und verbreitet stets Freude, während sie selbst sich als knallharte Geschäftsfrau sieht, die wohl ihr Leben lang Single sein wird. Sie hat ein altes Stallgebäude in ein blühendes Geschäft verwandelt und zusätzlich Räume für eine Bäckerei und eine Galerie geschaffen. Polly hat somit die Grundlage für eine florierende Reihe von Geschäften gelegt, wo ein großer Teil der Handlung seinen Schauplatz hat.

Ihr Bruder ist mit Harry Robertson befreundet, mit dem Polly sich gut versteht und glücklich ist, dass dieser ziemlich zeitgleich mit ihr wieder in Applemore angekommen ist. Er war zuvor in Australien und führt jetzt das Applemore Hotel. Pollys ältere Schwester ist mit Rob liiert, der Harry dabei hilft, das Hotel Applemore auf den neusten Stand zu bringen. Als ehemaliger Börsenmakler und Sohn reicher Eltern ist es ihm leichtgefallen, sich als Investor am Hotel zu beteiligen. Dieses ist jedoch nur eine kleine Anzahl von zahlreichen Charakteren, die in dieser Geschichte eine Rolle spielen. Manchmal ist es schwierig, den Durchblick zu behalten, wer in welcher Verbindung zueinandersteht, da auch noch Kinder und die Namen von Haustieren erwähnt werden. So sind es insgesamt vier Hunde, die teilweise miteinander im Schnee toben und mit ihrer süßen Art, die Herzen der Leserschaft erfreuen. Auch sind von den zahlreichen Charakteren einige blass geblieben, wobei die Haupt-Protagonisten gut beschrieben sind.

Wenn aus Freundschaft Liebe wird, besteht die Gefahr, durch ein Scheitern der Beziehung die Freundschaft zu riskieren. Dies ist den beiden Hauptprotagonisten bewusst und trotzdem ist dieses Knistern und die hochkochenden Emotionen spürbar. Sie sind stets füreinander da, helfen sich, wo es nur geht und jeder in ihrer Umgebung spürt, was die beiden nicht merken. Auch, wenn das Ende ein wenig vorhersehbar ist, so ist es für Genrefans eine Story, in die sich gut eintauchen lässt. Allerdings leidet die Spannung an einigen Stellen darunter.

Am besten gefallen hat mir stets der Zusammenhalt sowie die Freundschaft, die an diesem Ort sehr eindrucksvoll ist. So stellt auch eine leichte Katastrophe keine allzu großen Probleme für die Bewohner da. Auch die wunderschön beschriebenen Landschaften in der Adventszeit, wenn es früh dunkel wurde und die Fenster in einem warmen Geld leuchteten, sorgen für ein harmonisches Stimmungsbild. Wenn zwischen den Straßenlaternen und in Häusern und Geschäften die Lichterketten hängen, die Straßen und Gassen beleuchten und alles funkelt und glitzert, so dass der Zauber der Weihnacht spürbar ist. Ebenso die Atmosphäre auf dem Weihnachtsmarkt, den Polly vor ihrem und den weiteren Geschäften sowie der Gin Brennerei organisiert hat, ist sehr eindrucksvoll beschrieben.

Fazit: Dieses Buch ist ein Wohlfühlroman mit überschaubarer Handlung, wenn man einfach nur abschalten möchte.