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annetttaube

Bewertungen

Insgesamt 18 Bewertungen
12
Bewertung vom 27.02.2025
3 Streuner wittern das Abenteuer
Fröhlich, Anja

3 Streuner wittern das Abenteuer


ausgezeichnet

Tierische Abenteuer hoch drei.

Drei Streuner eigentlich ganz zufrieden mit ihrem vogelfreien Leben im Süden, kommen hierher zu einer Familie, welche zum Glück das komplette Trio aufnimmt. Doch so richtig freuen tun sich die drei schwanzwedelnden Titelhelden dieser Geschichte nicht. So vieles ist anders und fremd. Außerdem sind sie doch für ein Dasein als knallharte Straßenköter gemacht und nicht für ein Leben als verweichlichte Couchpotatoes, die sich den ganzen Tag verwöhnen lassen. Oder doch?
Ein wunderbar warmherziges Buch über die Dinge, auf die es im Leben ankommt: Freundschaft, Verständnis für Andere und von ihnen lernen, Mut, aber auch Humor.
Dies alles vermittelt das Buch den jungen Leserinnen und Lesern, ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mittels einer empathischen Ausdrucksweise in Augenhöhe und ganz viel Spaß. Sehr gut geeignet für die Kinder um selbst zu lesen, sowie zum Vorlesen. Das Cover und die Zeichnungen im Buch sind absolut liebevoll gestaltet.

Bewertung vom 27.02.2025
Unter Grund
Liepold, Annegret

Unter Grund


sehr gut

Wenn es über Jugendsünden hinaus geht.

Dieser Roman ist erschreckend aktuell.
Franka, kommt nach Hause, einem idyllischen Zuhause, von dem sie vor Jahren quasi "fliehen" musste und in das sie nun wieder "flieht".
Sie wurde damals, in der Pubertät mit ihren Fragen zu "richtig" oder "falsch" allein gelassen. So driftete sie ab in eine Szene, die Zusammenhalt und nur eine richtige Richtung vorgaukelte. Wer dazu gehören wollte, musste sich beweisen, durfte Nichts in Frage stellen und musste mitmachen.
Alle Erwachsenen, welche Franka umgaben, hatten eigene Probleme oder wollten nicht sehen, was sich anbahnte. Gegenüber rechtem Gedankengut, machte man im beschaulichen Dorf lieber die Augen zu. Schließlich kennt Jeder jeden und so schlimm waren die paar lauten Rabauken ja nicht. Ausserdem waren sie noch jung und sowas vergeht auch wieder wenn sie erwachsen sind. Diese allgemeine Blindheit auf dem rechten Auge ging solange gut, bis es eskalierte.
Teils ist die Sprache sehr blumig, die Beschreibungen kleinster Details sehr ausführlich bis ausladend. Teils ist der Ausdruck hart und verstörend.
Es gibt für mich Abschnitte des Buches, wo Zusammenhänge zu kurz beschrieben sind. Als erstes die Verbindung zur Kriegsgeneration. Dieses rechte Gedankengut, ist etwas, das einigen Nachkommen obwohl schon in der dritten Generation, quasi vererbt wurde und immer Vorgeschichten hat. Ebenso wurde den finalen Eskalationen am Ende zu wenig Raum gegeben.
So verliert sich die Geschichte manchmal in Nebensächlichkeiten, macht dann aber wieder harte Schnitte, wo man sich fragt: wie ging es weiter?
Aufgrund dieser Mankos, bin ich etwas zwiegespalten.
Denn, es ist gerade im Hier und Jetzt ein wichtiges Thema, leider. Da erwartet man keinen Schreibstil, den man mal so eben nebenbei "schmökert". Jedoch zu manchen Geschehnissen hätte ich thematische Abschlüsse schon ganz gerne gelesen.
Fazit: alles in allem ein gutes Buch mit Luft nach oben. Vier Sterne.

Bewertung vom 27.01.2025
Break the Cycle
Buqué, Mariel

Break the Cycle


gut

Ergänzende Hilfe ja, Heilung nein.

ich habe keine Erfahrung mit Fachliteratur über Psychologie und Medizin.
So habe ich mich als Laie in dieses "Wagnis" gestürzt.
Die Autorin beschreibt den Zusammenhang erlebter kindlicher bis frühkindlicher Traumata und ihre Auswirkungen im Erwachsenenalter.
Diese Auswirkungen äussern sich psychisch als auch physisch in Form verschiedenster, teils auch schwerer Krankheiten, sie können sich gar genetisch festsetzen. Großen Raum nimmt dabei auch das Thema vererbte Traumata ein. Psychisch auffällige Verhaltensmuster oder Erfahrungen, welche immer wieder an die nächste Generation weitergegeben werden.
Anhand höchst interessanter Beispiele werden Ursache und Wirkungen aufgezeigt, verständlich und nachvollziehbar erklärt.
Daneben bietet die Autorin dem/der Leser*in an, bei sich selbst Traumata zu erkennen und zu heilen.
Hier beginnt es für mich schwierig zu werden.
Die verschiedensten Beschreibungen Traumata plus Auswirkungen, sowie Selbstheilungs-Anleitungen sind mir persönlich zu sehr durcheinander gewürfelt.
Auch ist es widersprüchlich wenn sie einerseits stets von Heilung schreibt, andererseits aber meint, eine vollkommene Heilung sei nicht möglich.
Ich vermisse ebenfalls bei den "Übungen" den Bezug zur Individualität eines/einer jeden einzelnen Person und sehe es sehr kritisch, Menschen zu ermutigen, sich selber durch Dr. Buqué geschriebenes Wort "heilen" zu können.
Dieses Buch kann dem Leser / der Leserin somit nur die Arbeit mit und an sich selber anbieten. Dies völlig allein? Ergänzend zu einer Therapie, in Ordnung, akzeptiert. Aber das Buch kann Mediziner, Psychologe*in, Psychater*in, Psychtherapeuten*in NICHT, in absolut keinster Weise ersetzen. Das, so finde ich, hätte in diesem Buch ebenso oft kommuniziert werden sollen, wie von Heilung die Rede ist.
Ansonsten ist es einfach eine interessante Lektüre. Wenn man Anregungen bekommt, sein eigenes und das Verhalten Anderer etwas besser zu verstehen wollen und dies dann auch zu können, ist schon viel gewonnen.
Bei schwerwiegenden psychischen Problemen, sollten die Leser*innen BITTE UNBEDINGT FACHKUNDIGE HILFE, für persönliche Gespräche SUCHEN.

Bewertung vom 27.01.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Eine poetische und tiefgründige Liebesgeschichte.

Können zwei Menschen seit ihrer Geburt füreinander bestimmt sein? Bei Polina u. Hannes scheint es so zu sein, denn schon als Babys, fühlen sie sich nur miteinander richtig komplett. Daraus erwächst eine tiefe Liebe, geprägt von Verlust und vom Wiederfinden, von festhalten und loslassen, von glücklichen und falschen Entscheidungen.

Beide driften nach einem schrecklichen Ereignis auseinander und durch Leben, welche sie selber wählten, die sie jedoch nie zur eigenen inneren Zufriedenheit ausfüllen. Aber die Kraft der Musik - die Kraft von Hannes' Musik, bringt sie stets wieder zusammen. Diese Kraft ist letztendlich mit die wichtigste Essenz ihres Lebens.

Selten las ich einen Roman mit solcher Poesie. Der ruhige, unaufgeregte Erzählstil verlangt es, langsam und mit Bedacht zu lesen, sich der Geschichte hinzugeben. Einfach mal so nebenbei "wegschmökern", nimmt den Genuss und wird dem Buch nicht gerecht.

Der Autor Takis Würger versteht es meisterhaft die Protagonisten mit all ihren verschiedenen Facetten und Charakteren zu beschreiben, ihnen Leben so einzuhauchen, dass man beim Lesen wunderbares Kopfkino hat.

Bewertung vom 27.01.2025
Die Magie der silbernen Flamme / Spellcraft Bd.1
Ferguson, R. L.

Die Magie der silbernen Flamme / Spellcraft Bd.1


ausgezeichnet

Magie und Zauberei in London. Das kommt bekannt vor? Nun, mag es sich auch vom Setting her gleichen, ist Spellcraft doch überraschend anders.

Eine Entführung, eine Monsterjagd und Freunde, die erst durch diese Ereignisse zu selbigen werden, verweben diese Geschichte zu einem Abenteuer, welches spannend wie der "Harry Potter- Kosmos" und doch ganz anders ist. Hauptprotagonistin Lucy, deren Großmutter entführt wurde, wächst aus Angst um sie, über sich hinaus. Vorallem, wenn sie etwas tut, was unter strengsten Strafen für Menschen welche Magie ausüben, verboten ist. Doch um ihre Oma zu retten, heiligt der Zweck jedes magische Mittel.

Tatkräftig wird sie dabei von ihren Freunden unterstützt. Eine Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt aber auch darüber, dass Gier schlimme Folgen haben kann.

Der Schreibstil ist verständlich, mit tollen Schilderungen des Settings der Personen, sowie diverser magischer Gegenstände. Damit ist's für Kinder die Fantasygeschichten mögen, und auch für jung gebliebene Erwachsene, ist es ein toller und zauberhafter Lesespaß.

Bewertung vom 07.10.2024
Das Verhalten ziemlich normaler Menschen
Reilly, K. J.

Das Verhalten ziemlich normaler Menschen


gut

Roadtrip und Seelentrip vereint.

Vier Menschen die unterschiedlicher nicht sein können, finden sich zu einem Roadtrip zusammen. Jeder von ihnen hat mit dem Verlust eines geliebten Menschen zu kämpfen. Abgrundtiefe Trauer eint sie. Doch alle vier haben noch andere individuelle seelische Kämpfe mit sich auszufechten. Wut, Schuldgefühle, nicht loslassen können, nicht akzeptieren wollen.
Allen voran Hauptprotagonist Asher, der sich in seiner Trauer um den Verlust seiner Mutter vorallem Wut u. Schuldgefühlen hingibt jedoch auch Rachegedanken hegt. Eine Rache, welche am Ziel der Reise Erfüllung finden soll. Dabei wird dieser Tripp jedoch für alle vier zum Seelenstriptease und ein Kampf gegen die eigenen inneren Dämonen. Der Tripp mit ziemlich skurilen Abenteuern, "schweißt" die vier vormals Fremden, zusammen und lässt sie erkennen wie wichtig Freundschaft ist.
Wer gerade selbst mit Krankheit oder Tod Erfahrungen macht(e) sollte eventuell bedenken, dass der Roman triggern könnte.
Das Ende des Romans versöhnt mit der Thematik. Es macht zwar Tod u. Verlust nicht ungeschehen, lässt aber Hoffnungen aufkommen, welche die Protagonisten das Erlebte aushalten lässt. Der Schreibstil ist recht schnörkellos. Mir persönlich sind zuviel Satzwiederholungen vorhanden. Für alle, die Blicke in die Seelen von Menschen, in psychischen Ausnahmezuständen mögen, ist es ein gutes Buch.

Bewertung vom 07.10.2024
Vaterländer
Tambrea, Sabin

Vaterländer


ausgezeichnet

Aussergewöhnlich bewegende Familiengeschichte

Es gibt immer mal wieder Bücher, welche man nicht wieder aus den Händen legen möchte.
"Vaterländer" ist ein solches.
Autor Sabin Tambrea (bekannt aus Kino, TV und Theater), beschreibt in Romanform, den mutigen Auf- und Ausbruch seiner Eltern aus Rumänien, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Vorallem ein Leben in Freiheit, ohne ständige Angst vor der Willkür eines diktatorischen Regimes.
Viel riskiert der Vater, als er es Mitte der 1980er Jahre wagt nach Deutschland zu fliehen, nicht wissend, wann und ob er seine Familie wieder sieht. Zum Glück gelingt es, dass er Frau und Kinder nach Jahren in die Arme schließen darf. Der Anfang, in dem ihnen fremden Land, war nicht einfach. Doch mit viel starkem Willen, gelingt es der Familie, fest zusammenhaltend, ihre Plätze im neuen Leben zu finden. Wenn auch jede*r von ihnen seelisch "ein Päckchen zu tragen hatte". Denn, die Heimat, verlässt Niemand mal eben so.
Die politische Geschichte Rumäniens war keine glückliche. Bald nach dem großen Sieg über den Faschismus wurde eine kommunistische Diktatur mit größter Grausamkeit und Härte im Land fest installiert. Sie stand bei der Durchsetzung den Methoden der besiegten Faschisten in nichts nach. Ausführende: die Geheimpolizei Securitate. Bespitzelung, willkürliche Verhaftungen und Verurteilungen von Vergehen, welche es nie gab. Daraus resulierend lange Haftstrafen, größtenteils unter unmenschlichen Bedingungen, mit schwerster Arbeit, um die Verhafteten psychisch als auch physisch zu brechen. Und es konnte Jede*n, wie aus dem Nichts, treffen.
Nachdem der Kommunismus mit Gewalt Regierungsform geworden war, gab es im Land einige Jahre der politischen Entspannung. Doch der nächste Tiefschlag lauerte schon und trug einen Namen: Ceauşescu. Dieser, sah den Sinn als Staatsoberhaupt darin, sich und seine Gattin, bedingungslos vom Volk huldigen zu lassen. Dazu wurde die Securitate wieder verstärkt aktiviert. Strengste Diktatur und Abschottung waren erneut an der Tagesordnung. Das Land wurde so, von einem egomanischen Herrscher-Ehepaar ins Elend gestürzt.
Kaum auszuhalten für Menschen, welche ohne staatlich verordnete, brutale Knechtschaft leben wollten.
Nach dem Ende der Ceauşescu-Diktatur, gab (und gibt) es noch weiterhin viele politische Probleme.
Es war nun aber den Tambreas möglich, wieder in die Heimat zu reisen, um die Familie zu sehen.
Denn die Familie, ist das stärkste Seil, welches es für sie gibt. Alle sind mit unerschütterlicher Liebe aneinander "geknotet". Im engsten Familienkreis sind die Knoten natürlich am stärksten. Sie halten jedem Sturm stand, egal wie stark er ist, über Generationen hinweg.
Sehr gut gefällt mir der Schreibstil des Buches. Wobei es ja eigentlich unterschiedliche sind.
Teils gar mit hemmingwayschen Charakter, bei den Beschreibungen winzigster Details, welche der kleine Sabin als Kind bemerkte. Dabei stets präsent, als liebevolle und unerschütterliche Verbündete: die große Schwester.
Anders die Erzählweise des Vaters/der Eltern, da diese oft mit schweren Sorgen beladen waren, vor dem Verlassen der Heimat als auch danach.
Das Berichten des Großvaters über seine Haftzeit, hat fast etwas Pragmatisches. Gerade deshalb fühlt sehr man mit.
Allen drei Generationen, wird durch diese leicht veränderten Erzählweisen, Raum gegeben. Dabei ist es jedoch stets stimmig.
Das lässt einen auf's Neue dankbar sein, in einer Demokratie zu leben.
Fazit: das Buch ist herzerwärmend, bewegend und darum unbedingt lesenswert. Ja, man möchte am Ende gar "Zugabe!" rufen.

Bewertung vom 07.10.2024
Tage mit Milena
Burseg, Katrin

Tage mit Milena


ausgezeichnet

Wenn die Geister der Vergangenheit nicht loslassen

Als die junge Luzie in die Pappeterie in einer beschaulichen Landstraße in Lübeck auftaucht, ahnt die Ladenbesitzerin Annika noch nicht, wie dies innerhalb von ein paar Stunden ihr Leben durcheinander wirbeln wird. Die Klimaaktivistin löst bei ihr Emotionen aus, welche sie sorgsam im hintersten Winkel ihrer Erinnerungen versteckt hatte. So beginnt für die beiden Frauen ein mehr oder weniger freiwilliger gemeinsamer Weg, der für Annika vorallem eines beinhaltet, sich den Geistern ihrer Vergangenheit zu stellen. Geschehnisse welche sie aus ihrem Gedächtnis löschte prasseln wieder auf sie ein. Einsamkeit, Freundschaft, Liebe, Schuld und Ideale. Und bei beiden Frauen die Frage wie weit darf man für seine Ideale gehen? Darf man sein eigenes Leben oder das anderer riskieren. Luzie ist da recht pragmatisch u. würde bei ihren Aktionen auch den eigenen Tod in Kauf nehmen. Annika noch immer traumatisiert von ihrer Zeit in der Hamburger Hausbesetzerszene, will dies unbedingt verhindern. Dabei kommen Fragen auf, zu der Beziehung zu Milena u. Matti, ihren damals besten Freunden. Und vorallem eine, trägt sie Schuld am Tod eines Menschen?

Der Roman von Katrin Burseg, verwebt gesellschaftliche Probleme von damals u. jetzt
auf eine Art, welche nicht reißerisch ist. Aber die Dringlichkeit und Ernsthaftigkeit werden deutlich angesprochen.

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