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Schoko_und_buch
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Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 91 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2025
Iwer, Claudia

All die stillen Dinge


ausgezeichnet

Die „Gurkenkönigin“ ist ein familiengeführtes Gasthaus im Spreewald. Doch Rosa, die Chefin, sucht einen Nachfolger um sich zur Ruhe zu setzen. Ihr Vater Karl sperrt sich jedoch gegen einige Neuerungen, doch Danny, dem Interessenten scheint er zu vertrauen. Gemeinsam mit Enkelin Ella wird Karl so seine Geschichte entlockt, die es in sich hat und bis in den 2. Weltkrieg zurück reicht.

Ich habe die Charaktere sehr gemocht. Das ist Rosa, Karls Tochter, die die „Gurkenkönigin“ führt. Mit ihrer resoluten, aber doch liebenswerten Art führt sie auch die Familie. Nur an ihren Vater Karl kommt sie nicht ganz ran. Das übernimmt dann Ella, Rosas Tochter und damit Karls erwachsene Enkelin. Sie geht ihren eigenen Weg, trotz Oberbauch wegen ihrer Mutter. Dich zu Karl hat sie einen besonderen Draht. Und dabei erfährt sie Unterstützung vom Kaufinteressenten Danny. Und so kommt Karls Geschichte, die bis Indie Kriegszeiten zurückgeht, Stück für Stück ans Tageslicht.
Das Buch ist wieder wunderbar geschrieben und versetzt einen beim Lesen direkt in die Region Spreewald. Das Schicksal ist bewegend, birgt einiges Unerwartetes. Ich konnte schmunzeln über Rosas Familienführung, war gerührt, bewegt und betroffen beim Lesen. Wieder ein ganz tolles, ruhiges aber gewaltiges Buch.

Bewertung vom 23.10.2025
Dusapin, Elisa Shua

Damals waren wir unzertrennlich


sehr gut

Die Schwestern Agathe und Véra treffen in ihrem Elternhaus nach Jahren ohne Kontakt wieder aufeinander, um es auszuräumen. 9 Tage bleibt ihnen. Während Agathe inzwischen in New York als Drehbuchautorin lebt, blieb Véra zunächst in der Heimat. Die Schwestern müssen langsam wieder zueinander finden und einen Weg finden, miteinander umzugehen. Véra spricht nicht. In der Kindheit hat Agathe das Sprechen für ihre Schwester übernommen. Doch da blieben viele Gefühle auch unterdrückt. Erinnerungen kommen hoch, Konflikte treten hervor und viele Fragen brechen sich Bahn.
Das Buch begleitet die zarte Annäherung zweier Schwestern. Immer wieder fließen Rückblicke ein, Erinnerungsstücke einer gemeinsamen Zeit. Aber die Jahre ohne Kontakt haben die Schwestern entzweit. Wieviel der Gemeinsamkeit ist übrig nach der langen Zeit? Ein Buch, welches mich im Nachgang noch beschäftigt, die richtigen Worte zu finden. Es hat mich ohne Frage bewegt. Doch leider konnte ich in keinen richtigen Lesefluss finden. Die Art zu schreiben habe ich als bruchstückhaft empfunden, kleine Episoden wurden eingeworfen, nicht immer war mir der Zusammenhang zum davor gelesenen klar. Ich hatte das Gefühl, über allem schwebt ein Hauch von Melancholie. Ich würde es insgesamt daher mit Einschränkungen empfehlen, da der Stil sicher nicht jedermanns Sache ist.

Bewertung vom 23.10.2025
Lynch, Claire

Familiensache


ausgezeichnet

Dawn, Heron und Maggie bilden eine glückliche Familie in den 80er Jahren in England. Doch dann verliebt Dawn sich in eine Frau und Dawn wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Sie verliert das Sorgerecht für Maggie. Maggie wächst fortan bei ihrem Vater auf. Die beiden verbindet ein enges Verhältnis, doch ihre Mutter hat Maggie nie kennengelernt. Als der Vater die Diagnose Krebs erhält und er somit beginnt, sein „Leben“ auszumisten, stößt Maggie auf ein Dokument und dies rüttelt einiges wach in ihr.
„Familiensache“ ist ein wunderbar feinfühliges Portrait einer Familie und der 80er Jahre. Es war Realität, dass homosexuellen Müttern das Sorgerecht aberkannt wurde. Kaum vorstellbar für eine Mutter, die ihr Kind liebt. Der Roman wird auf 2 Ebenen erzählt, damals und heute. Erschreckend zu lesen, dass dies noch viele Jahre Realität war in unserer eigentlich modernen Zeit. „Familiensache“ gibt dem Thema Raum und eröffnet dabei gleichzeitig den Zugang in eine eigentlich sehr liebenswerte Familie.

Bewertung vom 23.10.2025
Simon, Boris

Der Meisterplan für ein Leben voller Gelassenheit und innerer Balance


ausgezeichnet

„Der Meisterplan Teil 2“ von Boris Simon entführt uns erneut in eine andere Welt fernab unserer schnelllebigen und getriebenen Zeit. Im Kloster von Meister Taigen scheinen die Uhren anders zu ticken und dies spürt man beim Lesen sehr genau. Buddhistische Parabeln und Lebensweisheiten, verpackt in gut strukturierte Texte, Dialoge und kleinen Episoden und immer wieder ergänzt um lehrreiche Zitate. Ein Ratgeber, der mich beim Lesen mitgenommen, geerdet und nachdenklich gemacht hat. Denn vieles ist so naheliegend und doch verliert man den Fokus im Alltag. Das Konzept des „Meisterplans“ mit den buddhistischen Einblicken überzeigt mich beim Lesen. Es ist eingängig, alltagsnahe Beispiele und ein sehr angenehmer Sprachfluss runden das Buch ab, so dass es flüssig und leicht zu lesen ist und neben all den ernst gemeinten Botschaften einfach nur interessant und unterhaltsam ist. Ein Buch, welches man wirklich häufiger zur Hand nehmen sollte für mehr Gelassenheit im Leben.

Bewertung vom 23.10.2025
Foenkinos, David

Das glückliche Leben


sehr gut

Eric hat einen guten Job, hat sich hochgearbeitet und kommt gut aus. Doch seine Gedankenwelt ist eher düster und in seinem Leben passiert nicht viel. Der Kontakt zu seiner Mutter ist eher mies, der zu seinem Sohn nicht allzu stark. Eric ist kein „Kämpfer“, sein Leben dröppelt vor sich hin. Da trifft es sich gut, als plötzlich seine ehemalige Schulkameradin mit einem Jobangebot für die Regierung auf ihn zukommt. Er kündigt und nimmt den Job an. Fortan bildet er ein Team mit Amelie, verhilft ihr zum Erfolg. Bis er auf einem Business Trip den Termin mit einem wichtigen Kunden platzen lässt. Eine Erfahrung in einem „Happy Life“ Studio legt in ihm einen Schalter um. Die Begegnung mit dem eigenen Tod soll künftig sein Leben bestimmen.
Ein interessanter Ansatz, durch die Erfahrung mit dem eigenen Tod plötzlich fokussierter zurück ins Leben zu treten. Ich kann mir das durchaus vorstellen, wenngleich es mir etwas seltsam anmutet, mich dafür in einen Sarg legen zu müssen. Aber unsere Zeit ist so dermaßen auf Schnelligkeit, Vergleiche, Wachstum getrimmt, dass man das Wesentliche schnell aus den Augen verliert. So erdet eine solche Erfahrung sicherlich. Das Buch lässt sich flüssig lesen. Die Figuren Amelie und Eric interessant und teils polarisierend. Ich habe das Buch als wirklich interessanten Ansatz empfunden und empfehle dieses Gedankenexperiment gern weiter.

Bewertung vom 23.10.2025
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


sehr gut

Henning Sussebach hat sich auf die Suche gemacht nach dem Leben seiner Urgroßmutter. Dabei entstanden ist genau dieses Buch. Ein Portrait von Anna, einer Frau, die im Jahr 1887 eine Stelle als Lehrerin im tiefen Sauerland angetreten hat und ihrer Zeit in mancherlei Dingen voraus war.
Wieviel wissen wir eigentlich über unsere eigene Familie? Die groben Eckdaten sicherlich, insbesondere von Eltern und Großeltern. Wann sind sie geboren, wann wurde geheiratet, wo wohnten sie. Doch wie lebten sie? Wie haben sie über Dinge empfunden, wie reagiert? All dies ist häufig nicht bekannt und je weiter man in den Generationen zurückgeht, umso weniger ist bekannt. Nur wenige Andenken werden die Zeiten überdauern.
Genau dies greift Henning Sussebach auf und versucht das Leben von Anna zu rekonstruieren und ihr so ein Gesicht, ein Aufleben zu verschaffen. Das Resultat in Form dieses Buches ist ein wunderbares Portrait der Zeit, in der Anna lebte. Was geschah in der Welt? Welche technischen Entwicklungen begleiteten und beeinflussten die Zeit? Und wieviel davon kam auf dem Land? Das Buch gibt einen lesenswerten Eindruck in die Geschichte und gleicht einem Abbild einer Epoche.

Bewertung vom 23.10.2025
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


ausgezeichnet

Birgit beginnt in einem Krankenhaus im Norden Norwegens als Krankenschwester zum Ende der Kriegszeit. Im Ort sind auch die Lager verschleppter Zwangsarbeiter angesiedelt mit unwürdigen Bedingungen. So trifft Birgit eines Tages auf die 16-jährige Nadia, welche aus ihrer Heimat entrissen wurde und nun in der Fischfabrik arbeiten muss. Die beiden freunden sich an, was jedoch unentdeckt bleiben muss. Doch im Krankenhaus kann Birgit auf Unterstützung hoffen und schließt sich dem Widerstand an. Dies bringt Birgit kurz vor Kriegsende in höchste Gefahr. Doch auch nach Ende des Krieges ist dies nicht ausgestanden und Birgit findet sich in den Fängen verschiedener Geheimdienste wieder.
„Wir sehen uns wieder am Meer“ ist Band 3 der Reihe um Teklas Freundinnen. In diesem band steht Birgit im Fokus und obwohl ich die beiden Vorgänger nicht gelesen habe, war ich sofort drin in der Geschichte. Der Roman liefert ein Portrait einer Widerstandskämpferin, die ihr eigenes Leben riskiert um den kleinen Unterschied zu machen. Ein Funken Menschlichkeit in dieser schrecklichen Zeit. Mich hat das Buch begeistert und animiert nun auch die anderen beiden Teile zu lesen. Eine bewegende Geschichte, teils beklemmend, aber in jedem Fall berührend und eine große Leseempfehlung.

Bewertung vom 23.10.2025
Hebesberger, Roland

Kripo Nordsee - Hasserfülltes Borkum: Küstenkrimi


sehr gut

Auf Borkum wird die Leiche eines Jungen gefunden. Er galt als Außenseiter, genau wie seine Familie, welche erst kürzlich nach Borkum gezogen ist. Und die ganze Insel mauert. Im Fokus stehen 3 Kinder und deren Familien. Doch dann sieht vieles nach einem Rachefeldzug aus. Für die Ermittler Hanna und Lasse ist es der erste gemeinsame Fall. Doch für Hanna weit mehr als das. Zurück in ihrer Heimat kochen alte Gefühle hoch und ihr Partner Lasse ist ausgerechnet eine schlechte Kindheitserinnerung. Der Fall geht ihr persönlich an die Grenzen, viel zu viel Erinnerungen kochen dadurch hoch, bei denen mobbing eine zentrale Rolle spielt.

Die Geschichte hat mich ziemlich betroffen gemacht, vor allem das Nachwort geht auch ans Herz. Schon beim Lesen habe ich die Leidenschaft für das Thema Mobbing gespürt. Dies spiegelt sich intensiv in Janna wieder, die mit voller Kraft gegen Mobbing Flagge bekennt. Manchmal war sie mir ein wenig zu negativ und fast voreingenommen. Dagegen Lasse als Ruhepol, der alles richtig machen möchte. Und eine Inselgemeinschaft, die sich nicht in die Karten schauen lässt. Ein toller Auftakt in eine Reihe um 2 starke Ermittlerpersönlichkekten.

Bewertung vom 20.10.2025
Saltnes, Sirkka

LOFOTENTOD - Knochengrund


ausgezeichnet

Fall 3 für das Ermittlerteam Kristie und Gunnar. Diesmal werden auf dem Gelände einer alten Fischfabrik Knochen gefunden. Unpassender Zeitpunkt, denn das Gelände soll verkauft werden und zudem heißt es, dass es dort spukt. Zu allem Überfluss gibt es auch noch zahlreiche Proteste einer Umweltorganisation, angeführt von Kristies einziger Freundin im Ort. Als dann eine weitere Leiche auf dem Gelände auftaucht, werden die Ermittler Kristie und Gunnar herausgefordert.
Auch den 3. Teil habe ich wieder sehr gern gelesen. Die Lösung bleibt spannend bis zum Schluss. Kristies private Situation findet genau im richtigen Maß Platz im Buch, so dass die Kommissarin sympathisch und authentisch bleibt. Sehr angenehmer und bildhafter Schreibstil. Das Gelände der Fabrik konnte ich mir richtig gut vorstellen und die mysteriöse Stimmung dazu kam auch an. Ein tolles Buch und für Krimifans ist die Reihe sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 16.10.2025
Wünsche, Christiane

Es bleibt doch in der Familie


ausgezeichnet

Auf einer kleinen Rheininsel kommen jedes Jahr Klara und ihre Schwestern mit ihren Kindern Marlene, Esther und Nicole sowie deren beiden Cousins zusammen. Insbesondere Marlene hat eine enge Bindung zu Klara. Für sie bricht daher mit ihrem Tod eine kleine Welt zusammen, vielmehr noch, als dass Klara in ihrem Testament ihr Vermögen allen Nichten und Neffen sowie einem Unbekannten zu gleichen Teilen vermacht. Unverständnis macht sich unter den Schwestern breit und ein jeder plant in Gedanken bereits, wie das Erbe am besten eingesetzt werden kann. Und so ist es wenig verwunderlich, dass sich ein kleiner Keil zwischen die Schwestern schiebt, aber auch zwischen sie und die Cousins. Doch es gibt einen Zusatz im Testament – Wenn die Erben sich nicht einigen, fällt das gesamte Erbe an eine Stiftung.

Christiane Wünsche gehört definitiv zu meinen Lieblingsautorinnen und so habe ich ihr neues Buch bereits sehnsüchtig erwartet. Was soll ich sagen? Auch diese Geschichte reiht sich ein in ihre wunderbaren Familienromane, die mich berühren und begeistern. Ein einzigartiger Stil, die Geschichte in Worte zu verpacken, die das Herz berühren und so treffend sind, dass man sich beim Lesen automatisch mittendrin fühlt. Die Figuren sind dabei so differenziert und doch konnte ich mich wunderbar in jede einzelne der Schwestern hineinversetzen. Wie schnell bei einem Erbe die Themen Neid und Missgunst aufkommen können, ist sicherlich nicht nur bei Erbschaften in solchen Größenordnungen wie im Roman zu beobachten. Zutiefst menschlich und doch erschreckend. Dabei gelingt es Christiane Wünsche in diesem Buch zusätzlich weitere aktuelle Themen aufzugreifen, die Toleranz fordern. Lest am besten selbst, ich möchte nicht zu viel verraten. Es fließt aber so wunderbar natürlich in die Geschichte ein, dass es wie – genau wie was es ist – das Natürlichste auf der Welt erscheint. Eine große Leseempfehlung.