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Schoko_und_buch
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Friedberg

Bewertungen

Insgesamt 47 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2025
Hughes, Siân

Perlen


sehr gut

Marianne blickt zurück auf ihr Leben. In früher Kindheit hat sie ihre Mutter verloren. Ihr Vater stand nun plötzlich mit ihr und einem Baby allein da. Die Mutter ging aus dem Haus und kam nie wieder. Dies hat Mariannes Leben geprägt. In der Schule fand sie kaum Anschluss. Die spätere Freundin war das, was man nicht unbedingt „guter Einfluss“ nennt. Und dann steht plötzlich der Tod eines weiteren Babys im Raum. Erst Jahre später, als Marianne selbst Mutter ist, kann sie die Zusammenhänge erkennen und sehen, was auch der Vater geleistet hat. Sie blickt wohlwollend zurück auf ihre Mutter und kann endlich abschließen.
Ich kann mir nicht vorstellen, was es für ein Kind heißen muss, ohne Mutter aufzuwachsen und dazu unter solch tragischen Umständen. Diese Schwere wird beim Lesen sehr deutlich. Ich habe Marianne teils als Fremdkörper in der Schule empfunden. Langsam nimmt die Geschichte Form an und löst sich erst gegen Ende auf. „Perlen“ ist ein bewegender Roman, der zwar nicht mein Highlight wird, aber den ich doch sehr gern gelesen habe und auch empfehlen würde.

Bewertung vom 14.05.2025
Baumann, Estell

Scheidung ohne Scherben


ausgezeichnet

Dieses Buch ist keine Aufforderung zur Trennung, sondern ein sehr gut lesbarer Ratgeber, der einem erst einmal ein Gefühl geben kann, wo genau man in einer Beziehung steht. Manchmal hilft eine solche Bestandsaufnahme schon, um vielleicht die Beziehung wieder verbessern zu können. Manchmal macht eine solche dann aber auch klar, dass eine Trennung vielleicht der bessere Schritt ist. Mit beiden Optionen geht die Autorin offen um, rät aber im zweiten Fall dazu, sich Unterstützung in Form einer Erstberatung zu suchen.
Das Buch zeigt nicht auf, welche Ansprüche der Ehepartner hat, auch nicht wie im Einzelfall Unterhaltszahlungen oder sonstige Ansprüche ermittelt werden. Die Themen werden zwar gestreift, an diesen Stellen wird jedoch – und das absolut zu Recht – auf eine juristische Beratung verwiesen. Ich möchte nicht so weit gehen zu sagen, dass das Buch ein Beziehungsratgeber ist. Aber es macht, dass man sich mit der Beziehung auseinandersetzt. Und allein das kann schon ein Schritt in die richtige Richtung sein, zeigt es zumindest, dass eine Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wird. Auch wenn es für mich aktuell kein Thema ist, habe ich das Buch gern gelesen. Es hat mir interessante Impulse mitgegeben, den Blick neu auszurichten und das ein oder andere im Alltag auch wieder anders zu bewerten.
Ein tolles Buch, welches nicht nur für Scheidungswillige interessante Ansätze bietet.

Bewertung vom 11.05.2025
Armstrong, Tammy

Pearly Everlasting


sehr gut

Pearly Everlasting ist ein junges Mädchen, welches in den 30er Jahren in den kanadischen Wäldern aufwächst. Umgeben von der wilden Natur wächst Pearly zusammen mit ihrer Familie in einem Holzfällercamp auf. Ihr Vater ist der Koch, weiterhin gehören ihre Schwester Ivy und ihre Mutter zur Familie. Rauer Umgang, Armut, keine Gleichaltrigen – doch Pearly hat einen besten Freund, sogar Bruder: Bruno, einen kleinen Schwarzbären, der mit ihr gemeinsam von ihrer eigenen Mutter gesäugt wurde. Die beiden verbindet innige Liebe und Pearly würde alles für Bruno tun. Allerdings wird der Bär nicht von allen gern gesehen im Camp. Der ausbeuterische Chief Swicker lässt nichts unversucht, um den Bären loszuwerden. Als eines Tages seine Leiche gefunden wird, setzt Pearly alles auf eine Karte.
„Pearly Everlasting“ ist ein atmosphärischer Roman, bei dem man sich direkt in die kanadische Wildnis versetzt fühlt und die Kälte und Abgeschiedenheit spürt. In gewaltiges Naturschauspiel, welches mich aber leider in Summe nicht vollständig begeistern konnte. Die tiefe Verbundenheit zwischen Bruno und Pearly ist zwar zauberhaft dargestellt, mit Bruno wird teils wie mit einem Menschen umgegangen. Doch es hat mir etwas gefehlt, um mich wirklich mit Pearly verbunden zu fühlen.

Bewertung vom 11.05.2025
Starr, Mary Catherine

Mama braucht 'ne Pause


sehr gut

In kleinen Episoden zeigt die Autorin im Comic Stil, wie sich ihre Partnerschaft mit Einzug von Kindern verändert hat. Auf den Punkt, unterhaltsam, ansprechend, in vielem absolut nachvollziehbar. An sehr vielen Stellen musste ich innerlich schmunzeln, angefangen beim Titelbild. Wie in vielen Beziehungen wurde auch die Beziehung zwischen der Autorin und ihrem Mann ordentlich durcheinander gewirbelt mit der Geburt des ersten Kindes. Vorher war alles schön gleichberechtigt und auch in der Theorie sollte es mit Kind genauso gleich weitergehen. Doch dann kam das Leben dazwischen und unbewusst verschoben sich die Aufgaben immer mehr zur Mama hin. Teils durch äußere Einflüsse (ihr Job war flexibler), teils durch simple Gewohnheit oder durch nicht loslassen können (Mamas Art vs. Papas Art). Das Gute: Man ist nicht allein und durch ein einfaches Mittel wie Kommunikation kann zumindest das Ungleichgewicht in der eigenen Familie überwunden werden.

Daher NEIN, es ist nicht noch ein Buch über die gestiegene Belastung von Müttern. Es ist ein bildlich gewordener Auszug aus dem normalen Leben. Kleine Impulse, die einen selbst den eigenen Trott hinterfragen lassen. Ein Trost, dass das Chaos, was man manchmal empfindet, normal ist. Und Hoffnung, dass man nicht aufgeben sollte. Oder einfach gute Unterhaltung für Eltern.

Bewertung vom 09.05.2025
Suter, Martin

Wut und Liebe


ausgezeichnet

Noah, ein Künstler, wird von seiner Freundin Camilla verlassen. „Ich liebe Dich, aber nicht das Leben mit Dir“. Berechnend trennt sie sich, um einen Mann zu finden, der ihr finanziell mehr bieten kann. Noah trifft währenddessen auf Betty, eine reiche Witwe, welche im alkoholisierten Zustand ausruft, dass derjenige, der den ehemaligen Chef ihres Mannes um die Ecke bringt, 1 Mio SFF erhält. Noah arbeitet an einem Plan, Camilla zurückzuerobern und macht dabei Bekanntschaft mit Zaugg, dem potentiellen Mordopfer. Dabei lernt er auch seine Machenschaften kennen und seine Wut auf ihn nimmt zu. Camilla dagegen sitzt dem Betrug ihrer Freundin auf und beginnt nun auf ihre Art, sich ein Standbein aufzubauen. Zaugg scheint ein mieser Typ zu sein.

Klasse erzählt, kurz und prägnant und mit tollen Überraschungen. Der Aufmacher der Geschichte ist genial und die Umsetzung ebenso. Wut kann tief sitzen und die Gedanken eines Menschen ein Leben lang steuern. Ob dies immer richtig ist oder die Wut den Blick nicht trübt, kann nach dem Lesen jeder für sich entscheiden. Und die Liebe – ja, so ganz ohne geht es dann wohl doch nicht. Und doch hängen beide Gefühle auch richtig zusammen. Denn nur wenn man tiefe Liebe empfindet, kann man auch richtig wütend sein. Ein tolles Buch mit feinsinnigem Humor und einem tollen Gespür für interessante Charaktere, geistreich, pointiert, absolut lesenswert.

Bewertung vom 07.05.2025
von Kessel, Julie

Altenstein


sehr gut

Agnes von Kolberg weiß, sich im Leben zu behaupten und durchzusetzen. 1945 beginnt sie mit ihren 10 Kindern im westlichen Deutschland neu. Konrad, der jüngere Sohn, steht dabei unter besonderem Schutz ihrerseits, nachdem die Töchter in der Familie klar in der Überzahl waren. Doch sein Leben verläuft unstet. In der deutschen Wiedervereinigung sieht er eine Chance, das Gut Altenstein wieder in Familienbesitz zu bringen. Doch ohne die Hilfe seiner Schwester Bobby, die ganz nach Agnes kommt, kann er dies finanziell nicht bewerkstelligen. So entbrennt ein heftiger Streit zwischen den Geschwistern.

Die Verbindung zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit ist geschickt dargestellt und läuft über das Gut zusammen. Die Geschwister Nona, Konrad und Bobby könnten unterschiedlicher kaum sein. Dies entlädt sich in der Besitzfrage um das Gut. Familiäre Konflikte, Flucht, Nachkriegszeit – all dies sind Themen, die der Roman aufnimmt. Das Buch liest sich sehr gut und hält die Spannung bis zum Schluss. Ich mochte es sehr und konnte richtig eintauchen in die Familie.

Bewertung vom 06.05.2025
Swanberg, Johanna

Sommer ohne Plan


gut

Cassis Leben wurde durcheinander gewürfelt und sie versinkt im Selbstmitleid. Früher eine perfektionistische, ehrgeizige, erfolgsorientierte, starke Restaurantmanagerin in Stockholm, lässt sie sich nun gehen, ertränkt ihren Kummer in Alkohol und hat keinerlei Antrieb mehr. Als sie aus ihrer Wohnung fliegt, kauft sie kurzerhand ein kleines Haus in einem Dorf. Beim Verkaufsgespräch entsteht das Gerücht, dass Cassi eine Art Lebenshilfe-Guru ist. Wie im Dorf üblich, macht dies schnell die Runde, so dass Cassi noch vor Einzug entweder Gegenwind oder freudige Begeisterung entgegenschlägt. Doch statt mit dem Gerücht aufzuräumen, nimmt sie die Rolle an und perfektioniert sie. So fassen die Dorfbewohner nach und nach Vertrauen und teilen ihre Lebensgeschichte. Doch innerlich hält Cassi Abstand, nur Pavel, einen alten Freund des Vorbesitzers, lässt sie an sich ran. Er unterstützt sie beim Haus, sie ist ihm eine Freundin, die auch den Besuch seines Freundes im Pflegeheim ermöglicht. Eines Tages jedoch fliegt ihre wahre Identität auf.
Mich hat das Buch neugierig gemacht durch die Kurzbeschreibung. Burnout und Neustart. Leider hat das Buch jedoch die Erwartungen nicht getroffen. Cassi war mir ziemlich unsympathisch, sowohl die alte Cassi schien nicht gerade eine Frau zum gern haben zu sein. Aber auch der neuen Cassi gegenüber entwickelte ich eher abneigende Gefühle. Die Sitzungen, die sie mit den Dorfbewohnern abhielt, waren für mich einfach nur schräg, eine Aneinanderreihung von Kalenderweisheiten ohne konkret etwas zu sagen. Kiefernzweige im Haar oder Masken aus Zweigen vor dem Gesicht sind nur Beispiele des Absurden. Hierbei konnte Cassi plötzlich Energie entwickeln, und sich dennoch dabei gehen lassen. Dies war für mich nicht nachvollziehbar. Und wenig glaubwürdig fand ich auch, dass ein ganzes Dorf sich so an der Nase herumführen ließ. Der Schreibstil war angenehm zu lesen. Und mit Humor betrachtet, kann manisch schmunzeln.

Bewertung vom 23.04.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls (eBook, ePUB)


sehr gut

„Familiendrama“, „Sommerbuch“ oder „Liebesgeschichte“ – so wird „Die Garnett Girls“ beschrieben. Ein wenig von allem steckt drin und doch war es anders als erwartet.
Im Mittelpunkt des Buches stehen die 3 Schwestern Rachel, Imogen und Sasha und natürlich die Mutter, Margo. Rachel lebt mit ihrer Familie inzwischen im Familienanwesen auf der Isle of Wight, ganz in Reichweite von Margo. Beruflich erfolgreich, zieht sie es eher nach London, während ihr Mann das Leben abseits der Großstadt genießt. Immer wieder muss das Anwesen herhalten, damit Margo eine ihrer beliebten Partys geben kann. Sasha, eigentlich wild und leidenschaftlich, fügt sich in ihrer Beziehung eher den Wünschen des Ehemannes. Und Imogen stellt die Erfüllung der Erwartung an sie vor ihre eigenen Wünsche. Margo lebt allein, sucht jedoch ihr Glück in Affären und Alkohol. Alkohol ist überhaupt das Mittel, welches alle Garnett-Girls eint und zu welchem alle doch auch eine sehr ambivalente Beziehung haben. Denn Alkohol war fester Bestandteil in Richards (Margos Ex-Mann und Vater der 3 Schwestern) Leben, so dass insbesondere Rachel, die Älteste, schwerwiegende Erinnerungen an die Kindheit mit sich trägt.
Das Buch ließ sich insgesamt sehr gut lesen. Doch auch wenn der Hintergrund der Erzählung ein Familientrauma trägt, so liest sich die Geschichte anfangs enorm dekadent. Margo feiert und trinkt, sie wirkt nicht wie eine Mutter, vielmehr wie eine Diva, die ihr Personal um sich schart, um sich gut zu fühlen und den Tag zu überstehen. Während ihre Töchter eigene Leben führen, kommt doch ein gewisser Zug davon auch jeweils in ihnen zum Tragen. Gesellschaft, Partys, Feiern – alles wird als Vorwand genutzt, um sich zu amüsieren und vom eigentlichen Leben abzulenken, gleichzeitig zieht die Mutter die Strippen im Leben ihrer Töchter; als sei das Leben ein einziges Drama. Ich habe eine Zeit gebraucht um in das Buch hineinzufinden. Die Neugier hat letztlich gesiegt, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht und welche Rolle Richard spielt. Und es hat sich gelohnt dranzubleiben. Das Buch wird zwar nicht mein Highlight, aber ich habe es dennoch sehr gern gelesen und fand es unterhaltsam und auch bewegend.

Bewertung vom 23.04.2025
Eng, Tan Twan

Das Haus der Türen


sehr gut

Es ist das Jahr 1921. Willie, ein bekannter englischer Schriftsteller, ist mit seinem Sekretär Gerald in Asien unterwegs und macht Station bei seinem früheren Freund Robert und seiner Frau Lesley. Dort erreicht ihn ein Schreiben, dass seine in London getätigte Investition nicht erfolgreich war und somit all sein Geld verloren ist. Nun ist er gezwungen, weitere Werke zu verfassen. Hier wird er fündig in der Geschichte, die Lesley erzählt. Diese möchte ich hier jedoch nicht verraten. Nur so viel:
Lesleys Geschichte reicht zurück in das Jahr 1910 und legt enge Verbindungen zur chinesischen Revolution offen. Der geschichtliche Hintergrund ist nach wahren Begebenheiten erzählt, ebenso gab es den engl. Schriftsteller William M. Summerset. Dies fand ich äußerst interessant, auf diese Art näher in die chinesische Welt einzutauchen und mehr darüber zu erfahren. Der Schreibstil ist sanft, fast verträumt, aber doch klar. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ich konnte wahrhaftig in eine völlig andere Welt eintauchen. An einigen Stellen hatte es für mich zu viele Längen. Aber insgesamt habe ich es als sehr schönes Leseerlebnis in Erinnerung behalten

Bewertung vom 02.04.2025
Carr, Garrett

Der Junge aus dem Meer


sehr gut

In einem kleinen Fischerdorf an der irischen Küste wird in den 70er Jahren ein Baby im Meer gefunden. Das Dorf ist entzückt und der Fischer Ambrose nimmt das Baby mit seiner Frau Christine zusammen auf und zieht es groß, fortan unter dem Namen Brendon. Doch nicht allen gefällt das. Allen voran kann sich Declan, der Bruder, nicht mit dem Gedanken anfreunden, seinen gewohnten Status aufzugeben und zu teilen. Und auch mit Christines Schwester Phyllis kommt es zum Zerwürfnis. Die Geschichte wird über den Zeitraum bis zum Erwachsenwerden Brendons erzählt. Während dieser zu seinem Bruder aufschaut und jedes Zipfelchen Zuneigung von ihm aufsaugt, begehrt Declan innerlich stets gegen seinen jüngeren Bruder auf. Brandon beginnt, die Alten im Dorf zu besuchen und ihnen trostspendende Worte zu erteilen. Ein Gleichgewicht mag sich zwischen den Brüdern nicht richtig einstellen bis zum Schluss.

Das Buch strahlt ein besonderes Gefühl aus. In der Wir-Perspektive erzählt, vermittelt es ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Verantwortung füreinander. Es wird deutlich, warum Phyllis ihrer Schwester die Aufnahme eines „fremden“ Kindes ankreidet und auch die Eifersucht Declans kommt mehr als deutlich heraus. Die Stimmung im Dorf ist irisch rau, eine Gesellschaft von Fischern, Männern ohne große Worte.

„Der Wind vom Atlantik hatte uns so lange die Worte von den Lippen gerissen, bis wir lernten, ohne sie auszukommen.“

Das Leben ist hart und von Geldsorgen häufig geprägt. Es ist eine eingeschworene Dorfgemeinschaft. Daher kommt beim Lesen eine ganze besondere Stimmung auf, als kenne man die Nachbarn persönlich. Schreibstil und Sprache sind wunderbar zu lesen, teilweise in starken und wortgewaltigen Bildern.

Was ich aber leider sagen muss, ich hatte beim Lesen stets das Gefühl, dass irgendwann noch etwas kommen muss. Die eigentliche Story hat mich daher nicht 100% abgeholt und daher für mich einen kleinen Abzug. Das kann aber jeder anders empfinden. Ansonsten wunderbar erzählt.