In „Play of Hearts“ sticht für mich vor allem die spannende und originelle magische Welt hervor. Allerdings erschien die Darstellung dieser Welt mir teilweise recht verwirrend. Sowohl bei dem magischen System an sich als auch bei dem magischen Zirkus, in dem die Protagonistin landet, hatte ich das Gefühl, immer nur kleine Ausschnitte zu sehen. So konnte ich mir kein wirklich ganzes Bild machen. Für mich bleiben noch viele Fragen offen, beispielsweise wie die magische Welt in der der „normalen“ Menschen verankert ist? Könnten auch normale Menschen theoretisch Magie wirken? Wie viele magisch begabte Menschen gibt es? Was wissen die nicht-magischen von ihnen? Irgendwie ist mir das alles nicht so ganz klar geworden.
Die Protagonistin, Genevieve, wächst zwar recht isoliert auf – und als Leser weiß man nur das, was sie auch weiß. Allerdings hätte ich mir doch gewünscht, alles besser einordnen zu können.
Obwohl mir eine übergeordnete Struktur gefehlt hat, fand ich die einzelnen magischen Elemente wirklich faszinieren. Beispielsweise gibt es im magischen Zirkus ein Zelt mit Wolken, auf denen man sich ausruhen kann. Allerdings reagieren sie empfindlich auf negative Stimmung und können anfangen zu regnen…
Es gibt mehrere Charaktere, die Illusionen erzeugen können – allen voran der geheimnisvolle Remi, den Genevieve im Zirkus trifft. Als Leser weiß man teilweise gar nicht so genau, ob das, was passiert, real oder Illusion ist und kann selber miträtseln. Das hat mir sehr gut gefallen.
Zudem haben mir auch die verschiedenen Charaktere, die Genevieve im Zirkus trifft, sehr gut gefallen. Vor allem von Remi bekommt man etwas mehr zu sehen, und dieser ist eine wunderbar komplexe Figur. Man hat das Gefühl, gemeinsam mit Genevieve immer nur gerade so ein bisschen hinter die Oberfläche schauen zu können.
Ein zweites Highlight neben den Elementen der magischen Welt ist für mich die Erzählweise. Auch sie ist wunderbar magisch und verträumt. Es werden sehr anschauliche Wortbilder gemalt. Vor allem Genevieves Gefühlswelt wird sehr anschaulich und einfühlsam beschrieben. Auch Genevieve als Charakter hat mir gut gefallen, vor allem die Art und Weise, mit der sie sich im Laufe des Romans verändert.
Der Schluss der Geschichte beinhaltet noch ein paar spannende Wendungen. Hier bin ich gespannt wie es weitergeht und hoffe, dass sich die Unklarheiten im Setting im Folgeband klären.
In „The Fake Mate“ gehen Assistenzärztin Mackenzie und Oberarzt Noah eine vorgetäuschte Beziehung ein, um einerseits Mackenzies Omas zu besänftigen, die ihre Enkelin gerne in festen Händen sähe, und andererseits einen positiven Eindruck auf Noahs Arbeitgeber zu machen. Letztere sind wohl nicht sehr begeistert davon, dass Noah als Alpha Werwolf geoutet wurde – welche als besonders gewalttätig stigmatisiert werden.
Das Ausgangsszenario für die vorgetäuscht Beziehung schien mir nicht vollständig schlüssig – war das jetzt wirklich die beste Lösung für die beiden Dilemma? Aber daraus wurde erstmal eine durchaus unterhaltsame Geschichte. Der Schreibstil war angenehm zu lesen und die beiden Protagonisten haben mir gut gefallen. Mackenzie ist eine sympathische wie willensstarke Hauptfigur, und auch Noah war eine interessante Figur, mit seinen ganz eigenen Stärken und Schwächen.
Ich habe lediglich einen kleinerer Kritikpunkt zum Schreibstil: stellenweise bestanden Dialoge ausschließlich aus wörtlicher Rede, sodass es für mich recht schwierig war zu verfolgen, wer was sagt. Da musste ich quasi mitzählen.
Ein großer Kritikpunkt ist für mich dagegen, wie die ganze Werwolf-Sache dargestellt wurde: zunächst einmal gibt es hier zwar eine sehr interessante Perspektive auf Gestaltenwandler. Und zwar spielt der Roman – anders als viele andere Geschichten – in einer Zeit, in der Gestaltenwandler sich nicht mehr verstecken. Stattdessen leben sie ganz offen in der Gesellschaft. Das habe ich an sich interessant gefunden. Leider hatte ich das Gefühl, dass daraus nicht viel gemacht wurde. Überhaupt schien mir das Werwolf-Setting nicht besonders ausgereift. Man erfährt wirklich nur sehr wenig über diese Welt. Beispielsweise kommt gar nicht zu Sprache, ob es noch andere Gestaltenwandler gibt. Oder nur Wölfe? Im Laufe des Romans wird das Werwolf-Dasein von Mackenzie und Noah eigentlich nur erwähnt, wenn es um ihre Sexualität geht. Dafür werden einige Aspekte hier immer wieder wiederholt. Das schien mir dann etwas redundant wie auch eindimensional.
Auch nehmen Sex-Szenen recht schnell einen großen Teil der Handlung ein. Mir persönlich war das ein bisschen viel.
Zu guter Letzt schienen mir einige der Nebenfiguren etwas überspitzt dargestellt: die überfürsorgliche Oma, die neugierige Freunden, der schwule beste Freund. Andererseits sorgen diese auch immer wieder für amüsante Kommentare.
Mein Fazit: Interessanter Ansatz, aber von der Umsetzung bin ich nicht ganz überzeugt.
„Schwimmen im Glas“ ist eine leise, feinfühlig erzählte Geschichte, die viele kleine Beobachtungen macht, statt laut Anklage zu erheben. In kindlicher Unschuld betrachtet die aufmerksame Lore recht wertungsfrei die Welt um sich herum, ein Dorf im ländlichen Österreich der 90er Jahre. Mit bemerkenswerter Scharfsinnigkeit erzählt sie, was sie sieht und zeichnet so mit einer Vielzahl kleiner Beobachtungen meisterhaft das komplexe Bild patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen, in der von so vielen so wenig hinterfragt wird.
Der Schreibstil ist sehr besonders, ein bisschen eigentümlich vielleicht – im besten Sinne. Es wird so anschaulich erzählt, dass man sich wirklich gut in Lore hineinversetzten kann, ihre Neugierde, ihre Unsicherheiten, ihre Ohnmacht angesichts so starrer – wenn auch unsinnig erscheinender – gesellschaftlicher Regeln. Zudem gibt die Sprache die Sicht der kindlichen Lore sehr schön wieder und ist trotzdem für den erwachsenen Leser angenehm zu lesen. Insgesamt werden Lores Beobachtungen wie auch ihre Gedankenwelt sehr berührend und anschaulich dargestellt.
Die Handlung dreht sich überwiegend um Lore als zehn- bis zwölfjähriges Kind. Nur ab und zu kommen Einschübe aus ihrem Erwachsenenleben, die wirklich sehr gelungen in den Erzählfluss integriert werden und die ganze Geschichte abrunden. Hier finde ich den Klappentext allerdings ein kleines bisschen irreführend, ursprünglich dachte ich, beide Zeitebenen würden ähnlich gewichtet werden. Auch Lores Konfrontation mit der Vergangenheit als Erwachsene scheint mir nicht ganz so handlungstragend, sondern eher ein schöner Abschluss zu sein.
Insgesamt ist es eine schön und einfühlsam erzählte Geschichte, die zum Nachdenken und aufmerksamen Beobachten anregt. Nur das Cover lässt mich ein bisschen verwirrt zurück, für mich passen die Farben überhaupt nicht zusammen, und so erscheint mir das Buch optisch nicht unbedingt ansprechend. Ohne den interessanten Titel wäre ich wahrscheinlich nicht bis zum Klappentext vorgedrungen.
Wunderschön erzählte Geschichte einer vergessenen Violinvirtuosin
Harriet Constables „Melodie der Lagune“ rückt mit der Musikvirtuosin Anna Maria della Pieta Frauen ins Licht, die trotz unfassbaren Talents und Erfolgs im Laufe der Geschichte unsichtbar geworden sind. Den Namen von Anna Marias Lehrer, Antonio Vivaldi, kennt jeder. Anna Marias Name dagegen ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Und das obwohl sie mit ihm und für ihn komponiert hat. Obwohl das Orchester des Waisenhauses, in dem Anna Maria aufwächst, eines der besten europäischen Orchester dieser Zeit gewesen sein muss – dennoch hört man nicht mehr viel davon.
Anna Maria wirkt – vor allem am Anfang und der Mitte – nicht immer sympathisch. Dafür aber sehr echt. Sie wächst in einer Welt auf, in der Mädchen nicht geliebt, nicht respektiert oder wertgeschätzt werden. Und als Leser spürt man, wie schwer und beängstigend das für sie ist. Ihre Gefühle und die Gründe für ihr Handeln wurden für mich sehr nachvollziehbar dargestellt. Sie wächst in einer harten, rücksichtslosen Welt auf und kämpft verbissen für sich selbst, weil es sonst niemand tut – dabei ist sie nicht immer nett. Beeindruckend fand ich ihren unbändigen Willen, der sie trotz aller Widrigkeiten antreibt, verstärkt wahrscheinlich teils aus Angst und teils aus Liebe zur Musik. Gerade hier ist es schön zu sehen, wie sie sich – gerade zum Ende des Romans hin – mit dem Erwachsenwerden verändert und auch innerlich wächst.
Neben der Sicht von Anna Maria, aus der überwiegend erzählt wird, kommen vereinzelt auch andere Perspektiven zum Tragen, die die Erzählung abrunden.
Sehr schön wurde auch Anna Marias Beziehung zu Musik beschrieben – so lebendig und anschaulich, dass man auch als Nicht-Musiker fasziniert ist.
Und auch von der Stadt, Venedig, und den Zuständen im Waisenhaus wurde ein lebhaftes Bild gemalt.
Und zu guter Letzt hat mir auch das Ende sehr gefallen – es ist hoffnungsfroh und zugleich so echt und realistisch wie es unter diesen Umständen sein konnte.
Der Roman „Lichterloh“ spielt in Rußstadt – einer Stadt, in der alle Geräte und Maschinen mit Kohle betrieben werden, und die dementsprechend in Ruß versinkt. Daher ist Schornsteinfeger sein ein sehr angesehener Beruf. Um die Brandgefahr möglichst gering zu halten, haben Schornsteinfeger auch besondere Rechte, die sie über die Normalbevölkerung stellen. Dieses einzigartige Setting hat mir wirklich gut gefallen und war auf jeden Fall mal etwas ganz anderes. Die Stadt und vor allem das Leben in ihr waren sehr eindrücklich beschrieben. Der allgegenwärtige Ruß und die teils prekären Lebensbedingungen wurden für mich so wirklich lebendig. Zusätzlich hilft auch die Zeichnung auf dem Cover, sowie die Karte hinten im Buch dabei, sich Rußstadt bildlich vorzustellen. Besonders eindrücklich wurde aber nicht nur die bittere Armut, sondern auch die massive Schere zwischen arm und reich dargestellt.
Mit Cleo hat das Buch eine mutige, emphatische und aufgeweckte Protagonistin mit einer gehörigen Portion Zivilcourage. Aber nicht nur Protagonistin Cleo, auch die anderen Figuren haben mir gut gefallen. Hier fand ich es vor allem sehr schön, wie unterschiedlich die verschiedenen Charaktere waren. Ich hätte mir lediglich gewünscht, bei einigen noch ein bisschen besser hinter die Fassade blicken zu können – beispielsweise bei Leander, Cleos Feind in der Schornsteinfegerakademie. Gerade zum Ende des Buches tritt ein großer innerer Konflikt bei ihm zu Tage – da hätte ich gerne etwas mehr gesehen. Und auch über Cleos Schwester, Gwynnie, hätte ich gerne mehr erfahren. So ist sie leider nicht besonders häufig in Erscheinung getreten.
Positiv hervorheben möchte ich aber noch, wie Diversität sehr dezent und unaufdringlich eingebracht wurde. Beispielsweise hat Schornsteinfegerlehrling Emilia zwei Väter und Lex, Anführer*in der Kohlediebe, scheint nicht binär zu sein – ohne dass das groß weiter kommentiert worden wäre.
Und schmunzeln musste ich darüber, dass alle Schimpfwörter und Kraftausdrücke etwas mit Ruß oder Asche zu tun haben. Das hat dieses Element für mich sehr schön abgerundet.
Allerdings - so spannend und originell ich das Konzept von Rußstadt finde, hat es mich vom Aufbau und der Logik her doch nicht vollständig überzeugt. Die Stadt scheint weitestgehend isoliert in einem Tal zu liegen, aber muss es nicht Handel mit der Außenwelt geben? Wo kommen denn die Lebensmittel her? Braucht man dafür nicht Landwirtschaft? Und wo kommen die Rohmaterialien für die ganzen Maschinen her? Ich habe nichts von Bergbau oder ähnlichem in Rußstadt mitbekommen. Auch scheint es mit nicht ganz so plausibel, dass Cleos Schwester einfach mal so ein E-Bike und eine elektrische Taschenlampe baut, in einer Welt, in der sonst niemand Elektrizität und Akkus/ Batterien zu nutzen scheint. Es sei denn, es gibt eine geheime Verschwörung, von der weder Cleo noch der Leser wissen?
Alles in allem bin ich vor allem von der gelungenen Darstellung des Settings und der Lebensumstände trotz kleinerer Logikmängel begeistert.
In Pierre Jarawabs „Frau im Mond“ erzählt Ich-Erzählerin Lilit die Geschichte ihrer Familie. Von ihr selbst bekommt man vergleichsweise wenig mit. Stattdessen erzählt sie von ihrem Großvater, der mit seiner Familie aus dem Libanon nach Kanada ausgewandert ist, von ihren Eltern, von der Großmutter, die sie nie kennengelernt hat. Deren Lebensgeschichten werden dabei nicht durchweg chronologisch erzählt. Stattdessen springt die Handlung hin und her, Gegenwart und verschiedene Etappen der Vergangenheit wechseln sich ab. In gewisser Weise erinnert dieser Aufbau an das Cover des Romans – lauter Gegenstände zusammengewürfelt, aber irgendwie ergeben sie doch ein Bild. Diese Erzählweise habe ich zwar teilweise, vor allem zu Beginn der Geschichte, als recht verwirrend empfunden. Allerdings gewinnt der Roman dadurch eine ganz eigene Erzählweise. Es rückt den Fokus sehr eindrücklich auf das Erzählen, das Weitergeben, das Wiedergeben, das Erinnern. Lilit erzählt von den Geschichten, die sie aus ihrer Kindheit kennt, von den Gesprächen, die sie in der Gegenwart mit ihrem Großvater über seine Vergangenheit führt, von den Dingen, an die sie sich selbst erinnert.
So werden viele verschiedene Themen angesprochen, jedoch ohne dass der Roman vollgestopft wirkt. Es ist eine Geschichte über Familien. Eine Geschichte über den Libanon, seine Geschichte, die aktuelle Krise. Über das Auswandern und über das Ankommen in einem fremden Land. Über den Völkermord an Armeniern. Über Raketenwissenschaft. Eine Geschichte darüber, wie wichtig Geschichten sind, wie wichtig Geschichte ist. Und wie wichtig es ist, nicht zu vergessen. Über die Macht von Büchern und Filmen und Bildung. Über Menschen mutig genug sind, für Veränderung einzutreten. Sehr einfühlsam erzählt Lilit von den Schicksalen ganz unterschiedlicher Menschen in verschiedenen Zeiten. Überhaupt beinhaltet der Roman sehr vielschichtige Charaktere, die allesamt interessant und berührend sind.
Für mich war dies eine faszinierend erzählte Geschichte, die in Erinnerung bleibt und Mut macht.
Vielversprechender Auftakt mit kleineren Einschränkungen
Was mich bei 'Sweet Nightmare' als Erstes positiv aufgefallen ist, war der Erzählstil. Die Protagonistin, Clementine, erzählt in der Ich-Perspektive auf eine unterhaltsame, angenehme Weise mit ironischem Unterton, die mir sehr gefallen hat.
Auch das Setting hat mir gut gefallen, obwohl man vom Worldbuilding generell leider nicht besonders viel mitbekommt, da Clementine und ihre Mitstreiter weitestgehend auf einer Insel isoliert sind. Gerade bei dem Auftauchen einiger Charaktere von Außerhalb der Insel gegen Ende des Buches hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass mir der Kontext fehlt.
Auch Clementine als Protagonistin hat mich überzeugt und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Des Weiteren sind auch die Nebencharaktere sehr vielfältig und überwiegend sehr sympathisch.
Die gesamte Handlung scheint sich in einem oder zwei Tagen abzuspielen. Und obwohl es eigentliche keine langatmigen Passagen gibt und Ereignisse in schneller Taktung aufeinander folgen, hatte ich doch das Gefühl, dass manche Dinge in die Länge gezogen wurden. Auch hatte ich Mühe, wirklich ein Zeitgefühl für die Geschichte zu entwickeln. Andererseits kann man das natürlich auch als gelungenes erzählerisches Mittel sehen - wenn man als Leser das Gefühl bekommt, dass alles auf einen einprasselt und die Tage verschwimmen. So hat sich Clementine wahrscheinlich auch gefühlt.
Hier möchte ich auch noch kurz betonen, dass trotz der vielen Ereignisse für mich auch die zwischenmenschliche Interaktion sowie Clementines Innenleben nicht zu kurz kamen.
Noch eine Warnung an dieser Stelle: es kommen relativ viel Gewalt und Tod vor. Dies wird keineswegs bagatellisiert. Gerade Clementines Erschöpfung angesichts der Vielzahl an schrecklichen Geschehnissen in kurzer Zeit kam mir sehr realistisch und eindrücklich vor. Trotzdem ist das Ausmaß sehr groß.
Immer wieder gibt es Schüler, die den gegenseitigen Tod in Kauf nehmend aufeinander losgehen - zugegebener Weise aufgrund der Wandlung in ihre paranormale Gestalt nicht bei vollständig klarem Verstand, aber trotzdem sehr erschreckend.
Auch hatte ich das Gefühl, dass die Charaktere in dieser Hinsicht sehr wenig differenziert dargestellt wurden. Es gab die 'Guten', Clementine und ihre Freunde, die sich wandeln ohne massives Gewaltpotential zu entwickeln und ihr Leben aufs Spiel setzten, um andere zu retten. Und dann gibt es die anderen Schüler, die 'Bösen', die bei jeder Wandlung zu versuchen scheinen, ihre Mitschüler umzubringen. Das kam mir doch sehr befremdlich vor und ich hätte mir ein paar mehr Zwischenstufen gewünscht.
Empfehlung von meiner Seite daher für Urban Fantasy Leser, dich sich auch an einer etwas brutaleren Geschichte nicht stören.
Absolut faszinierend!
Ich bin wirklich begeistert von „Kingdom of Lies“ und habe das Buch fast am Stück durchgelesen. Der Einstieg fiel mir allerdings nicht besonders leicht. Gerade den Anfang der Geschichte habe ich als sehr düster und verwirrend empfunden. Allerdings wurde es schnell besser und die Geschichte hat mich gefesselt.
Die beiden größten Pluspunkte waren für mich die tollen Charaktere und die spannende Handlung. Zuerst einmal ist Prisca eine sympathische und interessante Protagonistin. Auch Lorian, die zweite Erzählfigur, hat mir gut gefallen. Die Charaktere, ihr Innenleben, und gerade bei Prisca auch ihre Charakterentwicklung waren wirklich sehr schön und nachvollziehbar dargestellt. Auch zahlreiche Nebencharaktere tragen sehr zu der Geschichte bei, allen voran die anderen Mitglieder von Lorians Reisegruppe wie auch Priscas Bruder. Auch die Dynamik zwischen Prisca und Lorian war wirklich amüsant geschrieben, sodass man beim Lesen trotz der düsteren Ausgangssituation immer wieder Schmunzeln konnte.
Die Namen der Personen und Orte waren für mich fremd genug, um die Andersartigkeit der neu erschaffenen Welt zu vermitteln, aber ohne vollkommen unaussprechlich zu wirken – das ist bei Fantasyromanen ja nicht immer so leicht. Also noch ein Pluspunkt hier.
Auch der Spannungsbogen hat mir – wie bereits erwähnt – sehr gut gefallen und ich habe das Buch kaum aus der Hand gelegt. Das Ganze endet zwar mit einem Cliffhanger – mich hat das hier jedoch nicht gestört. Ich hatte das Gefühl, dass Priscas Hauptziel in diesem Roman (mehr oder weniger) erreicht war, sodass es in gewisser Weise einen Abschluss gab und für mich okay war, dass die Geschichte hier endete. Auf den Folgeband bin ich natürlich sehr gespannt.
Auf den letzten Seiten gibt es noch ein paar spannende Wendungen und Enthüllungen. Allerdings liegt dem Buch ein extra Blatt mit einer Zeichnung bei, die eine der großen Auflösungen vorwegnimmt. Da habe ich mich schon ein bisschen gefragt, warum der Verlag das gemacht hat…
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass ich mir mehr Hintergrundinformationen zu der erschaffenen Welt und ihrer Gesellschaftsstruktur gewünscht hätte. Wie sieht das Schulsystem aus? Wie sieht die klassische Familiendynamik aus? Welche Rechte haben Frauen? Wie ist das Verhältnis von Wissenschaft, Religion und Magie? Da Prisca und Lorian sich zu einem großen Teil der Geschichte unter dem Radar bewegen, bekommt man davon nicht viel mit. Das habe ich ein bisschen schade gefunden. Aber vielleicht bringt der Folgeband noch etwas Licht ins Dunkel. Ich bin gespannt!
Vielversprechender Serienauftakt
Zunächst einmal bin ich absolut fasziniert von dem Setting bzw. dem Rahmen der Geschichte. Es handelt sich um eine sehr gelungene Mischung aus Urban Fantasy, antiker Mythologie und Dystopie. Angesichts der Spiele, bei denen alle hundert Jahre die Kandidaten der Götter gegeneinander antreten, habe ich mich beim Lesen des Klappentextes zunächst an „Die Tribute von Panem“ erinnert gefühlt. Beim Lesen des Romans war das dann aber überhaupt nicht mehr der Fall. Die Spiele, wie sie hier dargestellt werden, sind absolut originell.
Auch die Charaktere im Buch sind einmalig, insgesamt sehr verschieden und wirklich unterhaltsam. Vor allem die Protagonistin, Lyra, hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzten, und sie wirkte sehr sympathisch. Ihre schlagfertige Art hat mich immer wieder schmunzeln lassen. Die Geschichte wird von ihr aus der Ich-Perspektive erzählt. Der Erzähl-Tonfall hat dabei für mich wirklich gut zu ihrer Persönlichkeit gepasst. Auch war der Schreibstil für mich insgesamt sehr angenehm zu lesen.
Auch die abenteuerreiche Handlung und den Fluss der Geschichte fand ich wirklich gut. Allerdings erschienen die Kapitel für mich recht kurz und abgehackt. Sie haben für mich nicht wirklich Erzählpausen markiert und ich habe die meiste Zeit einfach darüber hinweggelesen. Zumindest meines Erachtens nach, hätte man das Ganze auch zu längeren Kapiteln zusammenfassen können.
Ein weiterer Kritikpunkt ist für mich der Epilog: dieser las sich nicht wie ein Epilog, sondern wie das erste Kapitel vom Folgeband. Dementsprechend war es kein Abschluss, sondern Auftakt in ein neues Abenteuer inklusiver Cliffhanger. Das erschien mir an dieser Stelle unnötig.
Und anders als die Welt der Götter und die magischen Spiele, hat mich der romantische Teil der Geschichte nicht ganz abgeholt. Beispielsweise denkt Lyra an einer Stelle gegen Ende des Romans, dass Hades sie besser kennt als sonst jemand. Hier hätte ich gerne mehr davon gesehen, wie die beiden sich wirklich kennenlernen. Das hat mich nicht vollends überzeugt.
Zum Schluss noch ein paar Worte zu Cover und Titel: Das Cover ist wunderschön und passt inhaltlich mit den beiden Streitäxten auch gut zur Geschichte. Auch der Titel passt meiner Ansicht nach gut, allerdings finde ich, dass er nicht ganz so schön klingt. Und bei dem deutschen Untertitel ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar, was er mir sagen soll.
Insgesamt bin ich aber fasziniert von der Welt und den Charakteren, die hier erschaffen wurden, und mir gefällt die Art und Weise, in der die Geschichte erzählt wird sehr. Trotz der kleineren Kritikpunkt bin ich sehr gespannt auf den Folgeband.
Zunächst einmal gefällt mir der Schreibstil sehr und hat das Buch für mich wirklich zu etwas Besonderem gemacht. Die Geschichte ist so schön zu lesen, anschaulich beschrieben und stellenweise fast poetische. Auch konnte ich mich in die Protagonistin überwiegend wirklich gut hineinversetzen. Gewundert hat mich nur, dass sie überwiegend sehr klar in ihren Gefühlen war. Für mich hätte es etwas mehr Zwiespalt und Komplexität sein dürfen.
Bei anderen Charakteren hatte ich dagegen teilweise das Gefühl, dass sie etwas blass geblieben sind. Hier hätte ich an einigen Stellen gerne mehr über deren Hintergrundgeschichten erfahren.
Das Setting im antiken China hat mir gut gefallen und war - zumindest für mich - mal etwas anderes.
Zu guter Letzt hadere ich allerdings etwas mit dem Ende, das hat für mich nicht ganz gepasst. Ich kann nachvollziehen, dass es aus erzählperspektivischer Sicht Sinn ergibt und auch zu dem Legenden-Charakter der Handlung passt. Als (mitfiebernder) Leser hätte ich mir aber einen anderen Ausgang gewünscht.
Auch hatte ich den Eindruck, dass die Hauptfigur auf den letzten Seiten eine zentrale Erkenntnis hatte. Und zwar, dass Kriege immer schlimm sind, auf beiden Seiten, für alle. Dass es keine guten, gerechten Kriegstreiber gibt. Dass kein Volk aus Monstern besteht. Ich hätte es schön gefunden, wenn da ein bisschen mehr draus gemacht worden wäre. Das Ende kam für mich dann ziemlich abrupt.
Insgesamt aber eine interessante, wirklich sehr schön erzählte Geschichte. Highlight war für mich die Erzählweise und größter Kritikpunkt die Gestaltung des Endes.
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