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wampy
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Insgesamt 65 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2025
Oetker, Alexander

Signora Commissaria und die kalte Rache / Commissaria Giulia Ferrari Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Fast schon ein Cozy

Buchmeinung zu Alexander Oetker – »Signora Commissaria und die kalte Rache«

»Signora Commissaria und die kalte Rache« ist ein Kriminalroman von Alexander Oetker, der 2025 bei Atlantik erschienen ist. Dies ist der zweite Band der Reihe um Commissaria Giulia Ferrari, die in Florenz ermittelt.

Zum Autor:
Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Er lebt mit der Familie zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.

Zum Inhalt:
In Florenz werden junge Frauen nachts verfolgt und Vermisstenplakate um ihre Wohnung herum angebracht. Es sind bereits mehr als ein Dutzend Fälle und dann verschwindet das nächste Opfer spurlos. Commissaria Giulia Ferrari und ihr Team um den blinden Polizisten Enzo und den Wirt und ehemaligen Kripobeamten Luigi ermitteln mit Hochdruck.

Meine Meinung:
Giulia, Luigi und Enzo wirken sympathisch und kompetent. Sie harmonieren gut, sind hartnäckig und haben ein Faible für gutes Essen. Hier kommt der Restaurantkritiker im Autor zum Tragen. Der Schreibstil ist fesselnd und eindringlich, aber auch leicht verdaulich. Dieser Fall ist deutlich ruhiger als der erste Band.
Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt und insbesondere die Szenen aus der Sicht der Verfolgten vermitteln eindringlich die Gefühle der jungen Frauen. Es braucht einige Zeit bis sich eine erfolgversprechende Spur findet. Doch diesmal wird die Verfolgte entführt und das Tempo erhöht sich danach deutlich.
Gefallen haben mir die atmosphärischen Beschreibungen von Florenz, den Sehenswürdigkeiten und den Speisen, die Lust auf einen Urlaub wecken. Weniger gelungen fand ich die Figurenzeichnung fast ohne Grautöne. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Als Bruch empfand ich die Einbindung der Mafia in die Handlung, zumal die Auswirkungen erst in späteren Folgen spürbar werden.

Fazit:
Mich hat dieses Buch des Autor trotz einiger deutlich spürbaren Schwächen gut unterhalten, zumindest bis zur Einbindung der Mafia. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Werk als atmosphärischen Urlaubskrimi, aber die in Frankreich spielen Krimis des Autors haben mir besser gefallen.

Bewertung vom 07.08.2025
Waltz, Franziska; Schönhofer, Claus; Peter, Norbert

Sunshine Killer


sehr gut

Atmosphärische Kurzkrimis aus dem sommerlichen Wien

Buchmeinung zu Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter – »Sunshine Killer«

»Sunshine Killer« ist ein Sammlung von neun sommerlichen Kurzkrimis, die von Franziska Waltz, Claus Schönhofer und Norbert Peter geschrieben worden sind. Das Buch ist 2025 bei echomedia buchverlag erschienen.

Zum Autor:
Waltz, Franziska: Kommunikationswissenschaftlerin, Filmproduzentin und Buchautorin. Schreibt lieber im Winter, um im Sommer besser morden zu können. Da ist sie als Wasserliebhaberin oft auf Gelsenjagd und entwickelt dabei mörderische Hirngespinste, die sie in ihren Krimis auslebt. Schönhofer, Claus: Buch- und TV-Autor, Kabarett-Regisseur. Liebt den Sommer, weil man unterm Sonnenschirm so gemütlich seinen Mord-Fantasien nachhängen kann. Wer hatte bei 39 Grad im Schatten an einem Sonntag in einem Wiener Freibad noch keine Mordgelüste?
Peter, Norbert: Autor und Kabarettist. Ist auf Kriegsfuß mit der Sommerhitze. Folgerichtig neigen dann auch seine literarischen Figuren dazu, ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle zu haben. Das Ergebnis sind in Satire gegossene Verbrechen.

Zum Inhalt:
Jeder der drei Autoren hat drei Kurzkrimis beigesteuert, die alle im sommerlichen Wien spielen.

Meine Meinung:
Auf dieses Buch bin ich durch das faszinierende Cover aufmerksam geworden. Zudem mag ich Kurzgeschichten und Kurzkrimis. Die einzelnen Geschichten haben mich durch die Bank gut unterhalten und Lesevergnügen bereitet. Mal ist es die atmosphärische Schilderung, mal eine gelungene Idee, die mir gefallen hat. Die Figuren sind nicht sonderlich tief gezeichnet und extreme Spannung sucht man auch vergebens. Trotzdem entsprach das Buch meinen Erwartungen mit seiner positiven Grundstimmung, den angenehmen und leicht verdaulichen Handlungen und Erzählstilen. Stellenweise habe ich mich schwitzend vor Ort in Wien gefühlt. Was will man mehr!

Fazit:
Eine Sammlung gefälliger und leicht verdaulicher Kurzkrimis mit Atmosphäre und der ein oder anderen überraschenden Wendung. Gerne bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 05.08.2025
Jackson, Holly

Not Quite Dead Yet (eBook, ePUB)


sehr gut

Dunkle Familiengeheimnisse

Buchmeinung zu Holly Jackson – »Not Quite Dead Yet«

»Not Quite Dead Yet« ist ein Kriminalroman von Holly Jackson, der 2025 bei Bastei Lübbe in der Übersetzung von Rainer Schumacher erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Not Quite Dead Yet« und ist 2025 erschienen.

Zum Autor:
Holly Jackson ist die preisgekrönte Autorin der NEW-YORK-TIMES-Bestsellerreihe A GOOD GIRL'S GUIDE TO MURDER, die mit Millionen verkaufter Exemplare weltweit für Aufsehen sorgte und auch als Netflix-Serie internationalen Erfolg feierte. Holly Jackson lebt in London.

Zum Inhalt:
Jet Marson ist 27 Jahre alt, als sie im Haus ihrer Eltern überfallen und tödlich verletzt wird. In spätestens einer Woche wird ein tödliches Aneurysma Jet umbringen. Bis dahin will sie ihren Mörder überführen.

Meine Meinung:
Zu Beginn hat mich dieses Buch begeistert mit einer grandiosen Grundidee, viel Tempo und einer besonderen Hauptfigur. Es brauchte das erste Kapitel, um die Hauptfigur Jet wenig sympathisch erscheinen zu lassen. Dann der Anschlag und alles ändert sich. Jet erwacht im Krankenhaus und erfährt, dass sie ohne Operation in etwa einer Woche sterben wird und eine Hirn-Operation bietet auch keine bessere Chance. Sie ergreift die Initiative und will nun ihren eigenen Mörder überführen.
Zusammen mit Billy, ihrem Freund aus Kindertagen macht sich Jet auf die Suche. Dies bringt einen Schuss Romantik in die Geschichte und Billy ist die einzige Person, der Jet vorbehaltlos vertraut. Bald finden sie einige dunkle Familiengeheimnisse, aber ein Motiv finden sie nicht. Sprachlich gibt es einige Häppchen Sarkasmus und schwarzen Humor, die sich aber schnell abnutzen. Im krassen Gegensatz dazu stehen einige Bilder, wenn z. B. Jet und Billy ein Fundament zerstören. Manchmal habe ich schon gestaunt, zu welchen körperlichen Leistungen Jet noch fähig war. Die Polizeiermittlungen liefern keine Ergebnisse, aber die aufgedeckten Familiengeheimnisse sind erschütternd. Nach einigen Tagen geht es Jet deutlich schlechter und auch ihr Vertrauen in Billy schwindet. In der Woche nach Jets Tod wird der Täter nachvollziehbar überführt und Jets Ermittlungen haben wesentlich dazu beigetragen.
Nahezu ausschließlich erlebt der Leser die Handlung aus der Sicht Jets. Ihre Gefühle und ihr Tun prägen die Erzählung und trotzdem bin ich ihr nicht wirklich nahe gekommen.
Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und die Spannung hat sich bis zum Ende gehalten. Im Laufe der Geschichte ist mir Jet mehr und mehr sympathisch geworden, während es sonst fast nur wenig sympathische Figuren gegeben hat.

Fazit:
Ein spannender Krimi mit einer faszinierenden Grundidee, der aber zum Ende hin nachlässt. Meine Bewertung für den Titel sind vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und aufgrund der Grundidee kann ich eine Leseempfehlung aussprechen.

Bewertung vom 28.07.2025
Nicholas, Anna

Das Teufelshorn


gut

Zu starke Hauptfigur

Buchmeinung zu Anna Nicholas – »Das Teufelshorn«

»Das Teufelshorn« ist ein Kriminalroman von Anna Nicholas, der 2025 bei Diogenes in der Übersetzung von Alexandra Berlina und Eva Regul erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »The Devil’s Horn« und ist 2019 erschienen.

Zum Autor:
Anna Nicholas, geboren 1961 in Rochester, Kent, studierte Englische Literatur und Altphilologie, bevor sie unter anderem für das ›Guinnessbuch der Rekorde‹ die Public Relations verantwortete. Nach vielen Jahren auf Reisen lebt sie heute als freie Autorin auf Mallorca.

Zum Inhalt:
Isabel Flores betreibt eine Hausvermietungsagentur auf Mallorca. Als ein Kind entführt wird bittet sie ihr ehemaliger Kollege Hauptkommissar Tolo Cabot um Hilfe und als in ihrem Dorf ein alter Mann umgebracht wird, bittet der Bürgermeister Isabel um Unterstützung.

Meine Meinung:
Der Einstieg hat mir sehr gefallen mit einer sympathisch wirkenden Hauptfigur und dem Flair eines dörflichen Mallorca. Isabel Flores ist in ihrem Dorf akzeptiert und geachtet. Sie geniest ihren Job und ihr Leben. Sie hat sehr gute Kontakte, ist aufmerksam und ihre Intuition ist ihr bestes Kapital. Verständlich, dass sie bei der Kindesentführung und dem Mord um Unterstützung gebeten wird. Dann kümmert sie sich auch noch um zwei zusammengeschlagene Fischer und eine verängstigte junge Frau und bei der Organisation des Dorffestes mischt sie auch noch mit. Das war mir dann einfach zu viel der Aufgaben für eine einzelne Person. Sie widmet sich all diesen Aufgaben und liefert mehr Ergebnisse als die Kriminalpolizei und die Guardia. Welch eine tolle Frau und fast erwartet startet sie noch einen Alleingang. Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Lesevergnügen schon einen herben Dämpfer erfahren. Am Ende sind alle Fälle sauber und nachvollziehbar gelöst. Jeder dieser Fälle war eindrucksvoll und spannend, aber zusammen war es schlicht zu viel. Selbst der Schuss Romantik am Ende des Buchs hat mich eher gestört als überzeugt.

Fazit:
Ein Krimi mit einer interessanten Lokation, einer sympathischen Hauptfigur und einem angenehmen Schreibstil, dessen Heldin aber Superwoman und Wonderwoman alt aussehen lässt. Hier wäre weniger deutlich mehr gewesen. So fällt meine Bewertung auf drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten) zurück. Jeder mag selbst entscheiden, ob ihm dieser Stil gefällt.

Bewertung vom 21.07.2025
Smith, Sally

Der Tote in der Crown Row / Sir Gabriel Ward ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hat mich in nahezu allen Bereichen begeistert

Buchmeinung zu Sally Smith – »Der Tote in der Crown Row«

»Der Tote in der Crown Row« ist ein Kriminalroman von Sally Smith, der 2025 bei Goldmann in der Übersetzung von Sibylle Schmidt erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »A Case of Mice and Murder« und ist 2024 erschienen.

Zum Autor:
Die Anwältin Sally Smith hat als King’s Counsel ihr gesamtes Berufsleben im Temple-Bezirk verbracht. Die historische Umgebung, in der sie lebt und arbeitet, und die jahrhundertelange Geschichte des Ortes inspirierten sie zu ihrem ersten Roman.

Zum Inhalt:
London 1901: Der Anwalt Gabriel Ward bekommt es mit einem Mord zu tun. Wegen der besonderen rechtlichen Lage im Temple Bezirk soll er zusammen mit einem jungen Polizisten Ermittlungen durchführen. Parallel dazu arbeitet er an einer komplizierten Urheberrechtssache.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich von Beginn an positiv überrascht. Gabriel Ward ist eine faszinierende Figur. Einerseits ist er ein begnadeter Anwalt, andererseits sind seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten eher bescheiden. So scheint es zumindest, aber diese Figur hat im Laufe der Geschichte meine Sympathien vollständig eingefangen. Im Gegensatz zu einigen Kollegen behandelt er alle Menschen mit Respekt und Achtung. Die Entwicklung seiner Zusammenarbeit mit Constable Wright ist ein Highlight dieses Titels, ebenso wie die Rolle Theodora Dunning, die alle Fähigkeiten eines Anwalts hat, aber trotzdem keiner werden kann, weil ihre Fähigkeiten einfach ignoriert werden.
Es gibt reichlich Einblicke in das englische Rechtssystem und die Sonderstellung, die der Temple Bezirk geniest. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, meist folgt der Leser aber Gabriel Ward. Viele Figuren wirken realistisch und lebendig. Hin und wieder kommen auch Klischees zu Wort. Die Handlung ist komplex mit einigen Nebenhandlungen und überraschenden Wendungen. Britischer Humor ist wiederholt spürbar. Die Spannungskurve ist gelungen und die Auflösung überraschend, aber nachvollziehbar. Mich hat dieser Titel prächtig unterhalten.

Fazit:
Ein historischer Kriminalroman mit einem besonderen Setting, gelungenen Figuren und überzeugender Handlung. Die Hauptfigur hat mich gefangen genommen und nicht mehr losgelassen. Diese Titel bewerte ich deshalb mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 13.07.2025
Ehlers, Jürgen

Das Stinktier von Hamburg


sehr gut

Beeindruckend und doch wäre mehr möglich gewesen

Buchmeinung zu Jürgen Ehlers – »Das Stinktier von Hamburg«

»Das Stinktier von Hamburg« ist ein Kriminalroman von Jürgen Ehlers, der 2025 bei BoD – Books on Demand erschienen ist.

Zum Autor:
Jürgen Ehlers, 1948 in Hamburg geboren, hat als Geowissenschaftler gearbeitet. Interessengebiete vor allem Eiszeiten und Küstenforschung. Beamter. Sein erster Kurzkrimi (1992) trug den Titel "Flucht". Es folgten weitere Kriminalerzählungen und Romane. Ehlers ist Mitglied im "Syndikat", dem Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur, sowie der britischen "Crime Writers' Association". Er lebt mit seiner Familie in Schleswig-Holstein.

Zum Inhalt:
Als die 23-jährige Sylvia Schröder den 35-jährigen Wissenschaftler Patrick Pauli um Hilfe bittet, ahnt dieser nicht, wie gravierend sich seine Zusage auf sein zukünftiges Leben auswirken wird.

Meine Meinung:
Dieses Buch hat mich zwiegespalten zurück gelassen. Die Story ist faszinierend, die Figuren sind mit vielen Grautönen gezeichnet und überraschende Wendungen gibt es reichlich. Und doch hatte ich das Gefühl, dass der Autor das Potential der Geschichte in Teilen verschenkt hat, weil der Erzählstil stellenweise wie eine True-Crime-Geschichte wirkt. Dabei haben Handlung, Figuren und Spannungskurve eigentlich alles, was einen großen Wurf auszeichnet. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven entwickelt und bei Sylvia ist der Leser, aber auch die anderen Figuren stets im Unklaren, in wie weit ihre Geschichte stimmt. Sie wirkt meist unsympathisch, agiert oft mit Berechnung und doch ist klar, dass ihr Schlimmes widerfahren ist. Der Täter ist bekannt und auf der Jagd nach Sylvia, die aber weiterhin Informationen zurückhält. Patrick Pauli wirkt manchmal naiv und ist hoffnungslos in Sylvia verliebt. Auch der undurchsichtige Kommissar Dischler hat ein Faible für Sylvia, überprüft ihre Aussagen aber professionell. Zwischenmenschliche Beziehungen spielen immer wieder eine Rolle und die ein oder andere Nebenhandlung lockern die Handlung auf. Zum Ende hin nimmt die Spannung noch einmal deutlich zu und kumuliert in einem gelungenen Showdown. Der Fall ist vollständig und nachvollziehbar gelöst, aber wie es mit den überlebenden Figuren weitergeht, kann jeder Leser selbst entscheiden.
Mich hat die Geschichte ausgezeichnet unterhalten.

Fazit:
Ein faszinierender Kriminalroman mit herrlich gezeichneten Figuren und verwickelter Handlung, bei dem ich aber das Gefühl hatte, dass noch mehr drin gewesen wäre. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 28.06.2025
Schreiber, Constantin

Echnatons Fluch (eBook, ePUB)


sehr gut

Das Geheimnis derr Sekte

Buchmeinung zu Constantin Schreiber – »Echnatons Fluch«

»Echnatons Fluch« ist ein Kriminalroman von Constantin Schreiber, der 2025 bei HOFFMANN UND CAMPE erschienen ist. Dies ist der zweite Band um die junge Kommissarin Theodora Constanta.

Zum Autor:
Constantin Schreiber, Jahrgang 1979, moderiert seit Januar 2021 die 20-Uhr-Nachrichten der "Tagesschau". 2016 wurde er mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Mit seiner 2019 gegründeten Deutschen Toleranzstiftung setzt er sich für interkulturellen Austausch im In- und Ausland ein. Er ist Autor mehrerer Bücher, die zu Spiegel-Bestellern wurden. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Zum Inhalt:
Im Umfeld einer Sekte, die der Gottheit Echnaton huldigt, verschwinden Menschen und Theodora Constanta unterbricht ihre Auszeit, um privat zu ermitteln. Ihr Kollege Fadi nimmt eine Probezeit bei der Sekte und gerät in große Gefahr.

Meine Meinung:
Nach ihrem erfolgreichen Kampf gegen einen Geheimbund nimmt sich Kommissarin Theodora Constanta eine Auszeit. Sie wird von einer Mutter um Hilfe gebeten, deren Tochter im Umfeld einer Sekte spurlos verschwunden ist. Ihr Kollege Fadi wurde sogar strafversetzt und darf Bußgeldbescheide versenden. Als Theodora ihn um Hilfe bittet, beginnt er undercover bei der Sekte zu ermitteln.
Theodora „Theo“ Constanta wirkt von Beginn an sympathisch und kompetent. Ihre geringe Erfahrung gleicht sie mit ihrer Einsatzbereitschaft. Aus. Bei Fadi merkt man den Frust über seine „Strafversetzung“ und den unbedingten Willen, etwas Sinnvolles zu tun. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, meist folgt der Leser aber der Protagonistin oder ihrem Kollegen. Ägyptens Geschichte und Kultur spielt erneut eine wichtige Rolle. Beeindruckend ist die Wirkung der Sekte auf Fadi beschrieben, der ihr Leben als positiv empfindet. Der Schreibstil ist angenehm mit Humor durchsetzt und lässt die Seiten nur so dahinfliegen. Das Erzähltempo und die Spannung sind lange Zeit moderat, ziehen aber zum Ende hin deutlich an. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint und plötzlich ist der Geheimdienst im Spiel. Am Ende sind nahezu alle Fragen beantwortet und auch das Geheimnis der Sekte ist offenbart. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten, auch wenn es am Ende arg wild zuging.

Fazit:
Ein Krimi, das mit seinen sympathischen Hauptfiguren und einer gelungenen Handlungsidee punktet. Noch ist Luft nach oben vorhanden, aber ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 27.06.2025
Engel, Henrike

Die Lichter über St. Pauli / Elbnächte Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Sympathische Kämpfernaturen

Buchmeinung zu Henrike Engel – »Die Lichter über St. Pauli«

»Die Lichter über St. Pauli« ist ein historischer Kriminalroman von Henrike Engel, der 2025 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der Auftaktband der Elbnächte-Reihe der Autorin.

Zum Autor:
Henrike Engel pendelte in ihrem Leben ständig zwischen Berlin und München, mit beiden Städten verbindet sie eine komplizierte Liebesbeziehung. Eines aber ist konstant geblieben: ihre Liebe zu Hamburg! Manche Träume jedoch müssen unerfüllt bleiben, und so hat die ehemalige Drehbuchautorin nicht ihren Wohnort in die Hafenstadt verlegt, sondern träumt sich lieber schreibend dorthin.

Zum Inhalt:
Hamburg, 1913: Louise, Ella und Paul sind aus unterschiedlichen Gründen gezwungen, sich in Hamburg ein neues Leben aufzubauen. Dann werden sie auch noch Verbindungen zu einem Jungen, der winen Juwelier erstochen haben soll.

Meine Meinung:
Auch bei diesem Buch besticht die Mischung aus Kriminalfall, atmosphärischer Beschreibungen historischer Entwicklungen Hamburgs und persönlicher Geschichte der Hauptfiguren. Louises Mann Victor verschwindet urplötzlich und hinterlässt Louise einen riesigen Schuldenberg. Ella, eine Frohnatur, entkommt ihrem Prostituierten-Dasein in Polen und flieht mit Hundedame Principessa eher zufällig nach Hamburg. Paul muss den Verlust eines Armes und seiner Polizistenkarrierre verkraften und gerät aus der Bahn. Man spürt die Weiterentwicklung der einzelnen Figuren und gerade Louise und Ella zeigen sich als starke und selbstbewusste junge Frauen. Die Hauptfiguren wirken überaus sympathisch. Auch merkt man der Geschichte die tiefgreifende Recherche der Autorin an, die erst das lebendige Bild der Stadt Hamburg unter ihrer Bewohner ermöglicht.
Der Schreibstil ist fesselnd und intensiv, aber auch leicht verdaulich. Die wechselnden Perspektiven entwerfen ein vielschichtiges Bild und regen zum Nachdenken an. Auch ein Schuss Romantik ist in den Roman eingearbeitet. Die Handlung ist komplex mit einigen Nebenhandlungen, folgt aber erkennbar einem roten Faden. So strebt der Spannungsbogen konsequent auf hohem Niveau dem finalen Showdown zu.

Fazit:
Der Auftaktband der neuen Reihe hat mir sehr gut gefallen und angenehme Stunden beschert. Deshalb bewerte ich den Titel mit sehr guten vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 25.06.2025
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


sehr gut

Sehr spannend und sehr dunkel

Buchmeinung zu Benjamin Cors – »Aschesommer«

»Aschesommer« ist ein Kriminalroman von Benjamin Cors, der 2025 bei dtv erschienen ist. Dies ist der zweite Band aus der Reihe »Gruppe 4 ermittelt«.

Zum Autor:
Benjamin Cors ist politischer Fernsehjournalist und hat viele Jahre für die ›ARD Tagesschau‹, die ›ARD Tagesthemen‹ und den ›Weltspiegel‹ berichtet. Heute arbeitet er für den ›SWR‹. Er ist Deutsch-Franzose und hat die Sommer seiner Kindheit in der Normandie verbracht.

Zum Inhalt:
In ihrem zweiten Fall bekommt es die Gruppe 4 mit einem Serientäter zu tun, der seine Taten unter das Motto »Das große Sterben« stellt. Mehrfach gab es in der Erdgeschichte Ereignisse, die ein großes Artensterben verursachten.

Meine Meinung:
Auch im zweiten Band wirken die Ermittler mehr oder weniger angeschlagen. Jakob Krogh und Mila Weiss leiten noch gemeinsam die Gruppe, aber die Staatsanwaltschaft möchte nur eine Führungskraft. Die Figuren sind meist mit etlichen Ecken und Kanten gezeichnet, wirken aber sympathisch und sind mit vollem Einsatz bei der Sache. Jede der Figuren hat unterschiedliche Stärken, aber auch Schwächen im Repertoire. Andere Figuren sind meist nur grob skizziert. Nachdem für die Leser Kroghs Geheimnis gegen Ende des ersten Bandes gelüftet wurde, dreht sich nun einiges um das Geheimnis von Mila Weiss.
Das Team bekommt es mit verstörenden Fällen und Bildern zu tun und auch der Leser wird gefordert. Es gibt in der Erdgeschichte mehrere Massensterben, die jeweils durch Naturkatastrophen verursacht worden. Schnell ist ein möglicher Kopf hinter den Verbrechen ausgemacht, aber dieser ist Insasse einer psychiatrischen Anstalt ohne Ausgang. Gruppe 4 ist gefordert, agiert aber nicht fehlerfrei.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und oft ist die Verzweiflung der Opfer greifbar. Bedrückend empfand ich die Besuche und Gespräche der Ermittler mit dem Psychopathen, der einen Superschurken abgibt und mit den Ermittlern zu spielen scheint. Der Roman überzeugt mit vielen überraschenden Wendungen, aber die Anzahl der belastenden Bilder und detaillierten Beschreibungen war mir erneut zu hoch. Ruhige Phasen mit „langweiliger“ Standardpolizeiarbeit wechseln sich mit hochspannenden Sequenzen ab. Das Tempo zieht gegen Ende deutlich an und die aufgedeckten Geheimnisse sind schon heftig. Die Auflösung ist aber vollständig und nachvollziehbar.
Der Schreibstil wirkt intensiv und ansprechend, aber die Handlung und die Figurenzeichnung war mir zu extrem.

Fazit:
Erneut ein Buch der dunklen Töne mit reichlich Gewalt und intensiven Szenen, die den Leser fordern. Das Buch ist spannend geschrieben und steckt voller Überraschungen. Meine Bewertung lautet vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten). Empfehlen kann ich das Buch aber nur Lesern, die mit den belastenden Szenen zurecht kommen.

Bewertung vom 18.06.2025
Harris, C. S.

Die Verbrechen von Morton House


ausgezeichnet

Harter und düsterer Historienkrimi

Buchmeinung zu C. S. Harris – »Die Verbrechen von Morton House«

»Die Verbrechen von Morton House« ist ein Historischer Kriminalroman von C. S. Harris, der 2025 im dp Verlag in der Übersetzung von Angelika Lauriel erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Where the Dead Lie« und ist 2017 erschienen. Dies ist der zwölfte Band in der Serie um Sebastian St. Cyr.

Zum Autor:
C. S. Harris, auch bekannt als Candice Proctor und C. S. Graham, ist die USA-TODAY-Bestsellerautorin von mehr als zwei Dutzend Romanen, darunter die historische Krimi-Bestsellerserie rund um Sebastian St. Cyr. Als ehemalige Akademikerin mit einem Doktortitel in europäischer Geschichte hat Candice einen Großteil ihres Lebens im Ausland verbracht und in Spanien, Griechenland, England, Frankreich, Jordanien und Australien gelebt. Heute wohnt sie zusammen mit ihrem Ehemann, dem pensionierten Armeeoffizier Steven Harris, in New Orleans, Louisiana.

Zum Inhalt:
London, 1813. Der Chirurg Paul Gibson wendet sich an Sebastian St. Cyr, als er die Leiche eines grausam gefolterten Jugendlichen untersucht. Zudem ist dessen jüngere Schwester verschwunden. Sebastian St. Cyr nimmt die Ermittlungen auf.

Meine Meinung:
Im Gegensatz zum Vorgängerband ist diesmal wieder das gesamte Personal der Serie dabei. Sebastian ermittelt in einem Fall von Folter und Morden an Straßenkindern. Dieses Thema empfand ich als sehr belastend für mich als Leser. Natürlich hat auch Lord Jarvis, der mächtigste Mann im Reich seine Karten in dieser Angelegenheit. Etliche Figuren im Lager Sebastians sind angeschlagen und dann widmet sich sich auch noch sein Vater mit einer Bitte in einer Herzensangelegenheit an ihn. Es zeigt sich erneut, dass in Adelskreisen Verkommenheit eine große Rolle spielt. Hero, Sebastians Frau, ermittelt im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit und liefert einige Informationen. Es werden weitere Opfer gefunden und Sebastian wird attackiert. Natürlich liegen die Sympathien auf Seiten der rechtlosen Straßenkinder und als auch noch Sebastians Tiger in Lebensgefahr gerät, wird es dramatisch und Sebastian muss höchstes Risiko nehmen. In einem atemberaubenden Showdown erreicht die Spannung ihren Höhepunkt.
Die Geschichte ist fesselnd und flüssig erzählt und das gezeichnete Bild der Zustände im London jener Zeit lässt mich erschaudern. Die Figuren sind meist mit reichlich Grautönen gezeichnet und gerade Lord Jarvis, Sebastians Schwiegervater, ist eine faszinierende Figur. Ich fürchte den Tag, wenn Sebastian und Lord Jarvis keinen Weg der Koexistenz mehr finden.

Fazit:
Dieser historische Kriminalroman hat mich trotz der harten Thematik sehr gut unterhalten und hat mich in fast jeder Hinsicht überzeugt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus, wenn man denn die Thematik aushalten kann.