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Benni
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Erfurt

Bewertungen

Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 20.06.2025
Mommsen, Janne

Das Licht in den Wellen


sehr gut

Starke Hauptfigur

Auf ihrer Heimatinsel Föhr sieht die junge Inge keine wirkliche Perspektive für ihr weiteres Leben. Schweren Herzens begibt sie sich auf die beschwerliche Reise nach New York in eine ungewisse Zukunft. Nach einigen Startschwierigkeiten, kann sie sich eine Lebensgrundlage in Übersee erarbeiten und richtig Fuß fassen. Das Schicksal hält aber nicht nur positive Überraschungen für sie bereit.

Janne Mommsens Roman ist eine Mischung aus Familiendrama, Liebesroman und Lebensgeschichte. Das Buch lebt von seiner starken Hauptfigur, die man in zwei Zeitsträngen durch ihr langes Leben begleitet. Es kommen sowohl die örtlichen Umstände als auch persönliche Begebenheiten gut zur Sprache und man bekommt ein besonders plastisches Bild von Inges Werdegang.
Manche Passagen hätten für mich etwas weniger umfangreich sein können, sodass öfters mal der Fuß von der Spannungsbremse genommen werden müsste. Trotzdem ein schönes Buch für den Sommer, das durchaus auch Tiefgang hat.

Bewertung vom 02.06.2025
Dunlay, Emily

Teddy


ausgezeichnet

Sommerbuch mit Hintergrund

Teddy ist es gewohnt gut zu Leben. Doch mit knapp 30 Jahren wird es laut ihrer Mutter Zeit für einen Ehemann. Mit ihren Eskapaden schadet sie nicht nur ihrem Ansehen, sondern auch dem ihrer Familie. Da lernt sie plötzlich den zurückhaltenden David kennen. Nach der Hochzeit folgt sie ihm nach Rom, wo er für die amerikanische Botschaft tätig ist. Doch leider ist weder das Leben dort noch Teddys Verhalten, so wie sie es selbst erwartet hat und schon nach kurzer Zeit steckt sie in ungeahnten Schwierigkeiten.

Autorin Emily Dunlay schafft es mit "Teddy" eine lockere Sommerlektüre auf der Basis eines ernsten Hintergrundes zu schaffen. Das Setting der 1960er Jahre wird lebhaft vermittelt, genauso wie Teddy als Person buchstäblich für den Leser greifbar wird. Neben einem gut gezeichneten Spannungsbogen finden gesellschaftskritische Aspekte genauso wie Klatsch und Tratsch und eine Prise Politik ihren Platz in diesem Buch.

Bewertung vom 02.06.2025
Moore, Georgina

Die Garnett Girls


gut

Tiefsinnige Familiengeschichte

Die Familie Garnett ist sich selten einig wenn es um Männer, Feierlichkeiten oder das Essen geht. Aber sie halten trotzdem zusammen, die Fassade muss nach außen hin stimmen. Margo hat versucht ihre mittlerweile erwachsenen Töchter zu selbstbewussten Persönlichkeiten zu erziehen, trotzdem wünscht sie sich vordergründig die Ehe für sie. Und wenn es mal nicht so gut läuft, lässt sich fast jede Sorge in Alkohol ertrinken.

Was sich zunächst wie ein leichter Sommerroman anhört, ist bei näherem Hinsehen keiner mehr. Autorin Georgina Moore hat mit den "Garnett Girls" gleich vier starke, aber auch kontroverse Frauen geschaffen. Leider greift nicht nur die egozentrische Mutter Margo, sondern auch der Rest der Familie oft und gerne zum Alkohol. Zwar kommt auch zum Ausdruck, dass daran viele innerfamiliäre Beziehungen bereits zerbrochen sind, trotzdem scheint es letztendlich kein große Problem zu sein so viel zu trinken, was nicht meine Auffassung zum Alkohol teilt. Hier hätte ich mir mehr Aufklärung gewünscht. Blendet man diesen Kritikpunkt, bleibt nichtsdestotrotz eine tiefsinnige Familiengeschichte übrig.

Bewertung vom 06.05.2025
Ruban, Paul

Der Duft des Wals


sehr gut

Naturgewalten

Es soll ein toller Urlaub werden, den Judith und Hugo mit Tochter Ava in Mexiko verbringen wollen. Doch schon nach kurzer Zeit vor Ort kommt die Ernüchterung: es stinkt! Weder die Urlauber, noch die Einheimischen haben dem Gestank etwas entgegenzusetzen. Ursache ist ein verendeter Wal am Strand. Die Geruchsbelästigung lässt die Reizschwelle aller Beteiligten enorm sinken und was als Erholung begonnen hat, endet im Desaster.

Mir haben Setting und Grundidee von "Der Duft des Wals" sehr gut gefallen. Das Buch ist eine Anklage gegen die Konsumgesellschaft, den Umgang miteinander und mit der Natur. Nur leider hapert es bei der Umsetzung: anders als der Klappentext verspricht, handelt es sich hierbei nicht um einen "absurd-komischen Roman". Wichtige Themen werden angesprochen, aber nicht konsequent verfolgt. Dazu gibt es zu viele Personen und Schauplätze nebenbei, die die Geschichte etwas verzerren. Trotz allem hat das Buch mich gut unterhalten können.

Bewertung vom 06.05.2025
Ehrenhauser, Martin

Unsere Suche nach Zärtlichkeit


gut

Melancholisch

Eigentlich betreibt Sebastien Dumont einen kleinen Uhrenladen in Brüssel. Er engagiert sich aber auch als Telefonseelsorger und das vor allem nachts. Nicht allen Menschen kann er helfen und besonders tragische Fälle trägt er gedanklich mit nach Hause. Als er eine weinende Frau am Telefon hat und nur vage Informationen von ihr erhält, ist er entschlossen sie zu finden. Seine Reise führt ihn ins französische Antibes. Hier findet er etwas anderes als er gesucht hat...

Leider habe ich über ein Drittel des Buches gebraucht, um mich hier richtig einzufinden. Dann wurde ich aber mit einer emotionalen und melancholischen Geschichte belohnt. Dumonts Zeit in Brüssel ist sicher wichtig für das weitere Verständnis, aber eben auch langatmig und eher fad. Als er jedoch in Antibes ankommt, stößt man doppelt auf eine Überraschung: einerseits eine unbekannte Person, die man kennen lernen darf und andererseits, dass Fahrt in die Erzählung kommt. Die Botschaft des Buches steckt bereits im Titel: es geht um das Streben nach Sanftheit, Liebe und Zuneigung, das uns allen innewohnt.

Bewertung vom 14.04.2025
Böhm-Reithmeier, Inga

Die Magie der Konsequenz


gut

Sehr ausführlich

Ein inkosequentes menschliches Verhalten ist die Ursache für fehlerhaftes Verhalten des Tieres. Diese These vertritt Autorin Inga Böhm-Reithmeier in ihrem Buch "Die Magie der Konsequenz".
Nach einer ausführlichen Einleitung und Hinführung auf das Thema werden die Probleme der Inkonsequenz an konkreten Beispielen erläutert und konkrete Übungsbeispiele für den Hundealltag gegeben.

Dieses Buch geht sehr in die Tiefe. Inhaltlich ist es sehr gut aufgebaut mit einer sinnvollen Strukturierung der einzelnen Kapitel versehen. Allerdings habe ich manche Passagen als eher langwierig empfunden. Damit ist es aber auch gut für Anfänger in der Hundehaltung und -erziehung geeignet, da nur ein allgemeines Grundverständnis vorausgesetzt wird.
Die Sprache ist einfach gehalten und gut verständlich. Es gibt mehrere Abschnitte mit Hochglanzseiten, die eine Bebilderung zu den vorangegangenen Kapiteln nachschicken.
Ein gutes Buch für alle Hundeliebhaber, die gerne ist Detail gehen.

Bewertung vom 06.04.2025
Bilkau, Kristine

Halbinsel


ausgezeichnet

Viel Tiefgang

Annett hat es in ihrem Leben nicht leicht gehabt. Der Kontakt zu ihren Eltern war immer schwierig. Ihr Mann ist früh und unerwartet gestorben, als die gemeinsame Tochter noch sehr klein war. Und trotzdem hat sie es geschafft Tochter Linn zu einem selbstdenkenden und gut ausgebildeten Menschen zu erziehen. Sie hat ihr alles mitgegeben, um den Sprung aus dem kleinen Häuschen an der Nordsee hinaus in große weite Welt zu schaffen. Doch genau diese Welt ist Linn jetzt zu viel geworden. Bei einem Vortrag bricht sie zusammen, wirft scheinbar alle Ziele über Bord und zieht zurück zu ihrer Mutter auf die Halbinsel.

Dieser Roman besticht durch seine Einfachheit und Geradlinigkeit. Unaufgeregt wird die Geschichte der beiden Frauen erzählt. Ihr Alltag und die Gedanken und Sorgen der Mutter sind der zentrale Punkt des Buches. Autorin Kristine Bilkau nutzt eine klare und schnörkellose Sprache, der man sich trotzdem nicht entziehen kann. Stück für Stück kommt man den kleinen Geheimnisse der Familie näher und lernt Annett und ihre Befürchtungen zu verstehen. "Halbinsel" ist so voller Gefühl und Tiefe, dass dieses Buch noch lange im Kopf nachhallen wird.

Bewertung vom 06.04.2025
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

Landleben

Mit ihren beiden Kindern sind Ingo und Lara von Hamburg raus aufs Land gezogen. Es hat viel Mühe und Kraft gekostet den alten Resthof in Fehrdorf herzurichten und zu einem neuen zu Hause zu machen. Genauso viel Arbeit braucht es aber auch um unter den neuen Bedingungen das Familienleben aufrecht zu erhalten. Ingo pendelt weiter zu seiner Arbeit nach Hamburg, Lara versucht allen gerecht zu werden und nebenbei von zu Hause als Illustratorin zu arbeiten. Bis Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt und die alten Dorfgeschichten die Familie einholen...

"Hier draußen" ist ein besonders vielschichtiger Roman, der ein Dorf und seine Bewohner vorstellt. Allen voran sind Ingo und Lara, die neusten in der Gemeinschaft. Aber auch dir Alteingesessenen hängen ihren Träumen und Wünschen nach. Sie alle denken an verpasste Chancen und verschenkte Möglichkeiten - Tatsachen, die alle diese verschiedenen Lebensentwürfe gemeinsam haben. Autorin Martina Behm stellt dies aber keinesfalls anklagend und durchgehend wehleidig dar, sondern lässt auch einige ihrer Figuren den Mut aufbringen, etwas zu ändern und das selbst im höheren Alter noch.

Bewertung vom 28.03.2025
Hagena, Katharina

Flusslinien


ausgezeichnet

Ein langes Leben

Margrit blickt auf 102 Jahre ihres Lebens zurück. Zu Fuß ist sie nicht mehr so fit, dafür im Kopf umso mehr. Bei ihren täglichen Ausflügen in den Römischen Garten helfen ihr der junge Arthur und ein Rollator.  Trotz der fast 80 Jahre Altersunterschied führt sie mit ihrem Fahrer tiefgründige Gespräche über das Leben, was noch kommt und was schon war. Mit Enkelin Luzie würde sie dies auch gerne tun. Sie reden zwar viel miteinander, doch Margrit kommt an Luzie nicht so ran wie sie möchte, weil diese ein schweres Geheimnis mit sich trägt.

"Flusslinien" ist ein melancholisches Buch über das Leben einer Frau, die mehr als hundert Jahre über- und miterlebt hat. Sie blickt weise und reflektiert auf die vergangenen Jahre zurück und stellt sich dabei Fragen, die sich automatisch auf den Leser und das eigene Leben übertragen lassen. Der ruhige und ausgeglichene Erzählstil von Autorin Katharina Hagena wird aufgelockert durch die abwechselnden Perspektiven von Arthur und Luzie. So bekommt der Roman auch den Bezug zur Gegenwart und kommt deshalb auch nicht als reiner Familienepos daher. Ich habe alle Figuren sehr lieb gewonnen und sie als äußerst authentisch empfunden.

Bewertung vom 23.03.2025
Schmidt, Dirk

Die Kurve


gut

Rastloser Thriller

Ridley, Betty, Mali, Max - sie alle gehören zu Carls Team. Sie lösen Aufgaben, die unlösbar erscheinen und meistens illegal sind. Sie waren auch damals in "Der Kurve" schon dabei, in dem Jugendclub, in dem Carl den Außenseitern eine Chance gegeben hat. Jetzt machen sie gemeinsam das große Geld, in dem Carl von den Mafiosi und anderen Gangstern Aufträge annimmt und seine Leute sie erledigen.

Dieser Thriller beginnt etwas konfus, indem man zunächst verschiedene Perspektiven und Ereignisse kennen lernt, die auf den ersten Blick keinen Zusammenhang haben. Diese Rastlosigkeit zieht sich insgesamt durch das Buch, was zwar einerseits die Spannung erhält, andererseits auch etwas verwirrt.
Letztendlich werden zwei verschiedene Fälle nebenher erzählt, die in Carl als Chef zusammen laufen.
Die Sprache ist sehr direkt und nichts für schwache Nerven. Mir persönlich haben sich die Überschriften de Kapitel nicht immer erschlossen, da es sich dabei immer um Namen von Personen handelt, die aber in dem jeweiligen Kapitel nur selten die Hauptrolle hatten.