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Isabel von Belles Leseinsel
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Mainz
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Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 30.12.2015
Nirgends wirst du sicher sein / Detective Rafferty Bd.1
Bush, Nancy

Nirgends wirst du sicher sein / Detective Rafferty Bd.1


sehr gut

Spannender Auftakt der Trilogie

Mit sechs Jahren hat Liv Dugan ihre Mutter erhängt in der Küche gefunden. Heute, rund 20 Jahre später, entgeht Liv nur knapp einem Massaker an ihrem Arbeitsplatz. An diesem Tag wurde ihr auch ein Päckchen von ihrer toten Mutter zugestellt. Besteht hier ein Zusammenhang, zumal Liv nie an den Suizid ihrer Mutter geglaubt hat? Die junge Frau flieht in Panik von ihrem Arbeitsplatz und genau in die Arme des Undercover-Detectives Auggie Rafferty. Auggie ist der einzige Mensch, der ihr glaubt, dass ein perfider Killer hinter ihr her ist. Gemeinsam folgen sie der Fährte des Mörders.

Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, führt Nancy Bush ihre Leser erst einmal rund 20 Jahre in die Vergangenheit zum 6. Geburtstag von Liv zurück, den das Mädchen vergnügt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder feiert und der mit dem Tod der Mutter endet. Die schrecklichen Bilder verfolgen Liv bis heute. Zurückgezogen lebt sie in einem kleinen Appartement, hat kaum Kontakt zur Außenwelt, geschweige denn Freunde. Nur bei ihrer Arbeit als Buchhalterin in einer IT-Firma fühlt sie sich wohl. Bis hier ein Killer ein Massaker veranstaltet, dem Liv nur durch puren Zufall entgeht. Fortan nimmt ihr geregeltes Leben eine vollkommen neue Wendung an und zusammen mit Auggie Rafferty begibt sie sich auf die gefährliche Suche nach dem Mörder. Dabei ahnt sie jedoch lange nicht, dass Auggie Detective ist, der Leser ist hierüber bereits durch die Kurzbeschreibung informiert.

Neben den Geschehnissen rund um Liv und Auggie, die nach und nach zueinanderfinden, lernt man auch die Polizisten des Polizeidepartments von Laurelton kennen. September und ihre Kollegin Gretchen sind auf den Fall angesetzt, doch die Detectives entdecken keine tatrelevanten Spuren, die Überlebenden sind so schwer verletzt, dass sie keine Aussage machen können und Liv bleibt unauffindbar. Diese versucht derweil mehr über die Vergangenheit und somit über ihre Familie herauszufinden, in der festen Überzeugung, dass hier der Schlüssel zu den Ereignissen zu finden ist.

Die Story entwickelt sich recht komplex und spannend, zumal mit der Zeit noch ein weiterer Mordfall hinzukommt, den das Polizeidepartment voll in Anspruch nimmt. Ob dieser aber in irgendeinem Zusammenhang mit dem Übergriff auf die IT-Firma steht, bleibt offen. Dies wird wohl in einem der nächsten beiden Bände gelüftet.

Die Charakterzeichnungen sind gelungen. Glaubhaft vermittelt Nancy Bush das Gefühlschaos, in welches Liv zwangsweise hineinkatapultiert wird. Auch ihre Ängste und Alpträume schildert die Autorin glaubhaft. Natürlich darf die Liebe auch nicht fehlen und diese kommt daher in Form des edlen Ritters und Beschützers Auggie Rafferty. Zumindest bezeichnet September „Nine“ Rafferty gerne so ihren Zwillingsbruder Auggie, der ganz offensichtlich eine Schwäche für hilfsbedürftige Frauen hat, auch wenn der Detective nach außen hin gerne das Raubein gibt.

Fazit: Gelungener Auftakt einer vielversprechenden Reihe, die ausreichend Spannung bietet und mit einer unvorhersehbaren Story und sympathischen Protagonisten überzeugt.

Bewertung vom 22.12.2015
Kalter Zorn / Kiran Mendelsohn Bd.2
Albrecht, Ilja

Kalter Zorn / Kiran Mendelsohn Bd.2


ausgezeichnet

Grenzenlos

Der Mord an einer amerikanischen Austauschschülerin ruft das BKA auf den Plan. Fallanalytiker Kiran Mendelsohn und Kommissar Bolko Blohm ermitteln mit ihrem Team in dem Fall, an dem auch das FBI Interesse hat. Schnell stellen die Ermittler fest, dass der Modus Operandi mit zwei Mordfällen in den USA übereinstimmt. Kurzerhand reist Kiran in die USA, doch kaum hat er dort mit dem FBI die Ermittlungen aufgenommen, geht das Morden in Deutschland weiter.

Ilja Albrecht hält sich im zweiten Fall des sympathischen Fallanalytikers Kiran Mendelssohn nicht mit langen Vorgeplänkel auf und führt seine Leser ziemlich zügig zum Schauplatz des ersten Mordes. Und dieser Tatort ist wirklich nichts für schwache Nerven, denn der Mörder scheint eiskalt und äußerst strukturiert vorzugehen. Durch die Nationalität des Opfers wird sogleich das FBI hinzugezogen, was für Kiran auch bedeutet, sich mit Geschehnissen aus seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, der Täter hinterlässt am Tatort keine verwertbaren Spuren, zudem finden die Kommissare keinen Ansatz für ihre Ermittlungen, da die Wahl des Täters bei seinen Opfern scheinbar wahllos ist. Auch Kirans Reise in die USA hilft nicht recht weiter. Doch dann nimmt der Mörder Kontakt mit dem Ermittlerteam auf.

Temporeich, schnörkellos, wohldurchdacht und zumeist hochspannend erzählt Ilja Albrecht seinen Thriller und legt dabei den Fokus klar auf die Ermittlungen, welche der Autor rasant vorantreibt und seinen Protagonisten kaum Zeit zum Durchatmen lässt. Dennoch kommt auch der private Part nicht zu kurz, wodurch man wieder einiges über den sehr sympathischen Fallanalytiker kennenlernt. Aber auch die weiteren Mitwirkenden nehmen schnell Konturen an und werden detailreich beschrieben, sodass man sich gut ein Bild von ihnen machen kann.

Zwar sind auch dem Mörder die eine oder andere kurze Szene in dem packenden Thriller gewidmet, was einem aber keineswegs bei dessen Identität, geschweige denn bei dessen Motiv weiterhilft.

Fazit: Hochspannend und wendungsreich erzählt … mit “Kalter Zorn” erwartet einem beste Thrillerunterhaltung.

Bewertung vom 17.12.2015
Blut und Seide
Spang, Marita

Blut und Seide


ausgezeichnet

Der Löwe von Kreuznach

Marita Spang beginnt ihren farbenprächtigen Roman im Jahr 1259, als Graf Johann von Sponheim auf der Suche nach der Familie seines besten Freunds Raimund von Montfort diesen, dessen Frau und sein Gefolge dahingemetzelt von Wegelagerern auffindet. Nur durch Zufall konnte deren kleiner Sohn überleben. Simon entwickelt sich zu einem tapferen, ehrenhaften jungen Mann, der schon frühzeitig seine Ritterweihe erhält. Doch das Glück ist dem jungen Ritter nicht hold. Muss er doch miterleben, wie seine große Liebe Christina den ungehobelten, gefühllosen und brutalen Heinrich von Sponheim versprochen wird. Doch weder sein Ziehvater noch Graf Eberhard von Katzenelnbogen, bei dem Simon seine Ausbildung vollendet und der Vater von Christina ist, können dem verzweifelten Paar helfen.

Marita Spang hat sich von dem Kreuznacher Metzgerssohn Michel zu dieser Geschichte inspirieren lassen, dem in der Altstadt von Bad Kreuznach eine Skulptur gewidmet ist. Dieser Metzgerssohn hatte im Jahr 1279 in der Schlacht von Sprendlingen seinen Herrn, dem Grafen von Sponheim, das Leben gerettet. Um diese Geschehnisse herum hat die Autorin eine Geschichte gestaltet, welche dermaßen bildhaft, lebendig, packend und unterhaltsam erzählt ist, dass man kaum fähig ist, das Buch aus der Hand zu legen. Michel selbst hat hier die Rolle des Knappen und besten Freundes von Simon von Montfort inne und begleitet den oftmals recht ungestümen Ritter bei seinen Reisen und Kämpfen.

Eng an die damaligen Geschehnisse gehalten, historische Persönlichkeiten perfekt mit eingebunden und hervorragend recherchiert, beschreibt Marita Spang das Leben im Hochmittelalter und dabei schildert die Autorin zudem sehr eindringlich und überzeugend gerade die Rolle der Frau zu dieser Zeit. Schonungslos erzählt Marita Spang dieses vollkommen rechtlose Leben, in dem die Frauen einzig der Gnade ihres Vaters, Ehemanns oder sogar Bruders ausgeliefert waren. Der Macht und des Geldes willen wurden sie verheiratet, die eigenen Gefühle spielten hier keine Rolle und wenn dem Ehemann danach der Sinn stand, konnte dieser seine Frau nach Lust und Laune straffrei aufs Brutalste züchtigen. Aber neben der Rolle der Frau ist auch die Fehde ein weiterer Themenschwerpunkt der Geschichte, was die Autorin ebenfalls äußerst eindringlich und oft auch auf recht grausame und hierdurch realistische Weise schildert.

Neben der jederzeit fesselnden Geschichte, die einem die politischen Machtverhältnisse und Ränkespiele, den Alltag einer Grafenfamilie wie auch das Leben eines Bauern oder einfachen Bürgers näherbringt, sind auch die Charakterzeichnungen mehr als gelungen. Mit Simon, Christina, Michel, Heinrich oder auch dem Grafen von Sponheim und dem Mainzer Kurfürsten hat Marita Spang bis in die kleinste Nebenrolle Charaktere geschaffen, die jederzeit überzeugen, Ecken und Kanten haben, Gefühle zeigen und Fehler machen, zum Teil undurchschaubar, durchtrieben und hinterhältig agieren und immer wieder überraschen können. Und wäre dies nicht schon für einen perfekten Roman genug, rundet Marita Spang dieses noch mit ihrem der damaligen Zeit angepassten Schreibstil ab, der einem mithilfe der farbenprächtigen Erzählungen problemlos ins 13. Jahrhundert entführt.

Fazit: Einfach perfekt … packende, bestens recherchierte, jederzeit unterhaltsam und mitreißend erzählte Geschichte.

Bewertung vom 09.12.2015
Schatten der Schuld
Johann, Petra

Schatten der Schuld


ausgezeichnet

Im Schutz des Drachen

Als Kommissarin Charlotte Rumor von ihrem Chef aus dem Urlaub geholt und zu einem Tatort gebeten wird, ist ihr klar, dass etwas Außergewöhnliches geschehen sein muss. Und so ist es auch: Nach drei Jahren hat der sogenannte Axtmörder wieder zugeschlagen. Damals wurden drei Frauen auf brutalste Weise ermordet. Es gab zwar einen Verdächtigen, doch die Morde konnten ihm nie nachgewiesen werden. Jetzt scheint er wieder zugeschlagen zu haben und die Spuren führen die Ermittler zwangsläufig wieder zurück zu den Geschehnissen von vor drei Jahren, die für viele Beteiligten dramatisch endeten.

Petra Johann beginnt mit dem Auffinden der unbekannten Frauenleiche im Aachener Stadtwald und bevor die Ermittlungen richtig beginnen, entführt die Autorin ihre Leser erst einmal drei Jahre zurück zu den Ereignissen rund um den ersten Mord, dem schon bald ein zweiter folgen sollte. Der Verdacht fiel schnell auf einen renommierten Kinderarzt, der beide Opfer gut kannte. Allerdings konnte ihm weder ein Motiv noch die Taten selbst nachgewiesen werden.

Dem Leser selbst ist schnell klar, dass nicht nur die bis heute ungelösten Mordfälle des Serienmörders die Ermittler erheblich belasten, sondern dass im Umfeld der Ermittlungen damals etwas ganz Entscheidendes geschehen sein muss, dass Charlie wie auch ihren Chef Frank Quirin stark beeinflusst hat. Und durch den Rückblick lernt man auch Charlies Partner und besten Freund Mick Harting kennen. Ein eigensinniger, lebhafter, unkonventioneller Kommissar, der gerne seine eigenen Wege geht und das genaue Gegenteil der resoluten, kontrollierten, sachlichen Charlie ist. Die beiden bilden das perfekte Ermittlerteam, ergänzen sich hervorragend, doch warum ist Mick bei dem aktuellen Fall nicht mehr dabei und scheint zudem komplett aus Charlies Privatleben verschwunden zu sein? Diese Fragen stellt man sich schnell, doch Petra Johann lässt sich Zeit, dieses Rätsel zu lösen, welches unweigerlich mit der Aufklärung der vergangenen wie dem heutigen Fall zu tun hat.

Die Charakterzeichnungen sind mehr als gelungen. Petra Johan hat eigenwillige, lebendige, glaubhafte Charaktere geschaffen, die Ecken und Kanten haben, ihre Geheimnisse und ihre Fehler. Und dies bezieht sich nicht nur auf die Protagonisten des packenden Kriminalromans, sondern betrifft alle Mitwirkenden bis in die kleinste Nebenrolle.

Neben den hervorragend gezeichneten Charakteren überzeugt aber auch die äußerst vielschichtig und zu jederzeit fesselnden Story, die einen praktisch von der ersten Seite in ihren Bann zieht. Im Verlauf der Geschehnisse präsentiert Petra Johann ihren Lesern den einen oder anderen Verdächtigen, legt neue Fährten aus oder kleinste Nebensächlichkeiten eröffnen einem plötzlich einen völlig neuen Blickwinkel. Was dazu führt, dass man bis zum Schluss am Rätseln ist, wer denn nun der Axtmörder ist und aus welchen Gründen er mordet. Petra Johann versteht es geschickt, die Spannung des Krimis bis zum Schluss hoch zu halten.

Fazit: Wohldurchdachter, komplexer und jederzeit packend und spannend erzählter Krimi mit glaubhaft agierenden Charakteren.

Bewertung vom 30.11.2015
Milchsblut
Weiss, Clara

Milchsblut


sehr gut

Die heilige Katharina

Elvira und ihre Familie leben seit Generationen schon in einem abgeschiedenen Bergdorf. In dem Weiler wohnen nur wenige Menschen, jeder kennt jeden. Doch mit dem ruhigen Leben ist es eines Tages Ende November vorbei als Elvira ihre Freundin Resi besuchen will und diese nicht antrifft. Dafür entdeckt sie auf dem Nachbarhof einen Toten, grausam ermordet und auf einem Wagenrad fest gebunden. Und wäre dies nicht genug, findet Elvira kurz darauf die Wenzel-Schwestern ermordet im Kuhstall. Elvira stellt zwischen den Morden eine Verbindung zu einer Heiligenerzählung her. Doch bevor sie dies näher überprüfen kann, wird das kleine Dorf eingeschneit und zu allem Übel fällt auch noch der Strom aus. Das Dorf ist komplett von der Außenwelt abgeschnitten und der Mörder ist noch lange nicht fertig.

Es ist ein ruhiges Leben in dem kleinen Bergdorf, das nur noch wenige Einwohner beherbergt. Die Menschen gehen ihren täglichen Aufgaben auf den Höfen nach, die Häuser stehen für jeden offen. Es ist eine friedliche Idylle, vollkommen ohne Hektik, die Menschen leben im Einklang mit der Natur. So auch die Landwirtin Elvira, die mit Vater, Ehemann und dem jüngsten Sohn den Hof betreibt. Neben der Landwirtschaft vermietet Elvira auch noch zwei Ferienwohnungen auf ihrem Bauernhof und so gastiert gerade ein Feriengast bei ihnen.

Clara Weiß lässt sich Zeit, ihren Krimi zu erzählen und bringt einem erst einmal das Landleben näher. Hierdurch baut die Autorin eine atmosphärische Dichte auf und schnell legt sich eine düstere Stimmung über die Geschichte. So hat man den kleinen Weiler regelrecht vor Augen und vor allem, später die riesigen Schneemassen und die trüben, schneereichen Tage, denen die immer weniger werdenden Dorfbewohner ausgesetzt sind. Immer beklemmender wird die Stimmung des Buches, je länger das Dorf eingeschneit und der Mörder offensichtlich ganz in der Nähe ist.

Wer der Mörder ist oder welches Motiv dieser verfolgt, dass verrät Clara Weiß ihren Lesern erst ganz zum Schluss. Und selbst mithilfe des Ausschlussverfahrens hat man Probleme, den Mörder frühzeitig zu identifizieren. Es weisen einfach keine Spuren zu ihm, die wenigen Bewohner des Dorfes scheinen alle kein Motiv zu haben. Und eines ist sehr früh klar: der Mörder tötet seine Opfer nach einer ganz bestimmten Heiligensage, warum dies so ist, bleibt allerdings auch lange im Dunkeln.

So baut sich die Spannung zwar langsam, dafür aber kontinuierlich auf. Dreh- und Angelpunkt der packenden Geschichte ist die Landwirtin Elvira, Mitte Fünfzig, eher introvertiert geht sie Menschen gerne aus dem Weg. Nur im Notfall fährt sie mit Sohn Matthias einmal runter in die Stadt, Menschenansammlungen und sei es nur im Gasthaus sind ihr äußerst unangenehm. Und obwohl sich Elvira am liebsten aus allem heraushält und sich lieber zurückziehen würde, lassen sie die Morde nicht zur Ruhe kommen. Zumal sie immer diejenige ist, welche die Toten als erstes entdeckt.

Fazit: Rätselhafte Morde in einem einsamen Bergdorf, dass komplett von der Außenwelt abgeschnitten ist – atmosphärisch dicht und packend umgesetzt.

Bewertung vom 16.11.2015
Das Vermächtnis des Vaters / Clifton-Saga Bd.2
Archer, Jeffrey

Das Vermächtnis des Vaters / Clifton-Saga Bd.2


ausgezeichnet

„… samt allem, was darin inbegriffen ist.“

Kaum hat Harry Clifton als Tom Bradshaw amerikanischen Boden betreten, wird er wegen Mordes verhaftet und kurz darauf zu 6 Jahren Haft verurteilt. Im Gefängnis beginnt Harry schon nach kurzer Zeit seine Erlebnisse aufzuschreiben, die ein mittlerweile entlassener Häftling nutzt und als seine eigenen ausgibt. Diese Tagebücher sind mit ein Grund, dass Emma nicht an den Tod von Harry glauben mag. In New York begibt sie sich auf die Suche nach Harry. Währenddessen muss Giles Barrington gegen Rommels Afrikakorps kämpfen und gerät dabei in Kriegsgefangenschaft.

Nahtlos knüpft Jeffrey Archer an den Ausgang des ersten Bandes an und so findet man sich auch gleich bei der Verhaftung von Harry in New York wieder, wo er sich als Tom Bradshaw ausgeben hat, um seinen eigenen Tod vorzutäuschen. Die Mordanklage kann abgewiegelt werden, doch wegen Fahnenflucht muss er dennoch für 6 Jahre ins Gefängnis. Währenddessen glaubt in England jeder, dass Harry bei der Überfahrt nach Amerika ums Leben gekommen ist. Bis auf Emma, deren Zweifel sie schlussendlich nach New York führen. Aber auch das Leben von Giles gestaltet sich während des 2. Weltkriege keineswegs ereignislos und auch Hugo Barrington, Vater von Emma und Giles, taucht nach der geplatzten Hochzeit wieder auf der Erzählbühne auf.

Jeffrey Archer behält seine gewohnte Erzählperspektive bei und so verfolgt man bestimmte Zeitabschnitte wieder mehrmals. Doch dieses Mal ist die räumliche Trennung größer. Während Giles sich zumeist in England, Afrika und später in Deutschland aufhält, ist Harry zum größten Teil in Amerika anzutreffen, wohin es schlussendlich auch Emma zieht. So erlebt man das Zeitgeschehen und die Erlebnisse der drei Protagonisten aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln. Jeffrey Archer beendet die Kapitel zumeist an einer äußerst brisanten Stelle, wodurch die Neugier noch gesteigert wird. Neben den drei jungen Leuten erlebt man die Geschehnisse allerdings auch aus der Perspektive von Maisie, Harrys Mutter und Hugo Barrington, der wieder äußerst intrigant zu Werke geht. Somit ist das Erzählbild wieder absolut rund.

Die Ereignisse überschlagen sich stellenweise und dem Autor gelingt es auch im zweiten Band perfekt, die Geschehnisse rund um Harry Clifton absolut fesselnd zu erzählen. Dabei kommt das Weltgeschehen ab 1939 bis 1945 natürlich auch nicht zu kurz, man spürt den Krieg und dessen Auswirkungen während des gesamten Buches, doch sie überlagern nie die Geschichte.

Die wendungsreiche, ereignisvolle Story schildert der Autor dermaßen mitreißend, bildhaft und packend, sodass wieder perfektes Lesevergnügen garantiert ist. Und wie auch im ersten Teil schon lässt Jeffrey Archer den zweiten Band mit einem grandiosen Cliffhanger enden, der das Warten auf den dritten Band im April 2016 sehr lange werden lässt.

Fazit: Die Saga geht weiter … farbenprächtig, bildhaft, spannend und absolut packend.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2015
Mondscheinjunge
Buckley, Carla

Mondscheinjunge


sehr gut

Was geschah mit Amy?

Zusammen mit seiner Mutter Eve und seiner 16-jährigen Schwester Melissa lebt der 14-jährige Tylor Lattimore in einer ruhigen Wohngegend. Sein Vater David arbeitet in Washington und kommt nur übers Wochenende nach Hause. Eine friedvolle, glückliche Idylle meint man, doch das täuscht. Tylor leidet an einer seltenen Lichtkrankheit, die UV-Strahlen verursachen schwerste Sonnenbrände auf seiner Haut und schädigen sie irreparabel, Menschen mit dieser Krankheit erleben selten das 20. Lebensjahr. So verbringt Tylor sein Leben in Dunkelheit, nur nachts traut er sich nach draußen. Seine große Leidenschaft ist das Fotografieren und als in seiner Straße die kleine Amy spurlos verschwindet, macht er eine entscheidende Entdeckung.

Der Roman von Carla Buckley wird als psychologischer Spannungsroman beschrieben und dies ist er auch. Auch wenn die Spannung eher unterschwellig vorhanden ist, immer im Hintergrund lauert. Als Leser weiß man sehr früh, was in etwa mit Amy geschehen ist und wer möglicherweise Schuld am Tod des kleinen Mädchens trägt. Doch so ganz sicher kann man sich eigentlich bis zum Schluss dann doch nicht sein.

Carla Buckley legt sehr viel Wert auf das Gefühlsleben ihrer Protagonisten. Im Vordergrund steht hier Tylor, der ein Leben in Dunkelheit führt und damit recht gut zurechtkommt. Oft erlebt man die Geschehnisse auch aus der Perspektive seiner überbesorgten Mutter Eve, die um ihren Sohn wie eine Löwin kämpft. Aber auch aus anderen Blickwinkeln schildert die Autorin die Ereignisse, welche sich binnen weniger Tage zutragen und das Leben der Bewohner der kleinen, ruhig gelegenen Straße für immer verändern wird.

Die Stimmung des Romans ist durchgehend sehr bedrückend, bedingt durch das Verschwinden von Amy, die Ungewissheit darüber, was mit dem kleinen Mädchen geschehen ist, aber auch durch die Angst des einen oder anderen Mitwirkenden, der offensichtlich etwas zu verbergen hat.

Die Story lebt durch ihre ausgefeilten Charaktere und die Ungewissheit, was schlussendlich mit Amy geschehen ist und wer nun für ihren Tod verantwortlich ist. Da sieht man gerne einmal über die eine oder andere Länge in der Geschichte hinweg.

Fazit: Ein psychologischer Spannungsroman, der seinem Namen fast durchweg alle Ehre macht.

Bewertung vom 05.11.2015
Kräuter der Provinz / Maierhofen Bd.1
Durst-Benning, Petra

Kräuter der Provinz / Maierhofen Bd.1


ausgezeichnet

Lebe deinen Traum

Therese ist Bürgermeisterin von Maierhofen, einem kleinen Dorf mitten im Allgäu und Wirtin des einzigen Gasthauses im Ort. Schon seit langem bereitet ihr das Leben im Dorf Sorgen, denn immer mehr Läden stehen leer, die jungen Leute zieht es in die Großstadt und das Geld für Sanierungen fehlt an allen Ecken. Als Therese dann auch noch schwer erkrankt, lockt sie ihre ehemalige Freundin Greta unter falschen Voraussetzungen ins Dorf. Die anerkannte Werbefachfrau aus Frankfurt soll das Dorf mit einer Werbekampagne vor dem Aus retten.

Es ist ein beschauliches Leben in Maierhofen, jeder kennt jeden, gelegentlich wird gefeiert und dann richtig und ansonsten geht jeder seinem täglichen Trott nach. Dass das Dorf immer mehr verkommt, immer mehr Läden leer stehen und immer weniger Jugend im Dorf lebt, nimmt man hin. Es ist halt der Lauf des Lebens. Das Träumen haben sich die Dorfbewohner schon lange abgewöhnt, jeder versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Und dabei hüten die Dorfbewohner unwissentlich einen Schatz, um den sie so mancher Städter beneiden würde. Dieser muss nur publik gemacht werden und dafür ist Greta da. Doch bevor der ausgebrannten Städterin dies auffällt, dauert es noch ein wenig bis die Kampagne „Genießerdorf“ in Angriff genommen werden kann.

Petra Durst-Benning hat bei ihren Schilderungen über das Dorfleben keineswegs die rosarote Brille auf, sondern die Autorin schildert wie es heute wohl vielen Dörfern in Deutschland geht. Immer mehr Menschen zieht es – auch mangels Arbeitsplätze - in die Großstadt, das Dorfleben schläft ein, immer mehr Geschäfte müssen schließen, kaum einen zieht es mehr aufs Land. Genau mit diesen Problemen hat auch das fiktive Maierhofen irgendwo im Allgäu zu kämpfen, in das sich so gut wie nie Touristen verirren. Allerdings haben die Maierhofener geschmacklich einiges zu bieten. Sei es selbstgemachte Salze, wunderbare Liköre oder aromatisch-würziger Bergkäse. In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit, in der so viele Lebensmitteln mit irgendwelchen Aromastoffen versehen sind und Erdbeeren sogar im Winter angeboten werden, leben die Maierhofener noch im Einklang mit der Natur und stellen den Jahreszeiten entsprechend ihre Nahrungsmittel her. Petra Durst-Benning geht hier stellenweise sehr explizit darauf ein, allerdings ohne erhobenen Zeigefinger.

Die Geschichte entwickelt sich jetzt zwar nicht unbedingt überraschend oder gar unvorhersehbar, aber der Autorin gelingt es wunderbar zu unterhalten. Ihre Charaktere leben … sei es Therese, die am liebsten alles selbst macht, meint, dass ohne sie nichts geht und dann eines besseren belehrt werden muss. Oder Christine, die erst durch die Aktionen im Dorf plötzlich ihre Stärken erkennt und sich sogar gegen ihren Macho-Ehemann auflehnt. Oder Edi und Roswitha, die sich bisher nicht getraut haben, ihre Träume zu leben und eigentlich schon resigniert haben. Und auch Greta entdeckt mit der Zeit völlig neue Seiten an sich und Dinge, die ihr früher so wichtig waren, treten immer mehr in den Hintergrund.

Es ist eine wunderschöne, vergnügliche, nachdenkliche, abwechslungsreiche Geschichte, die Petra Durst-Benning warmherzig und bildhaft erzählt. Anfangs steht Therese noch im Vordergrund der Geschichte, doch je mehr sich Greta engagiert, umso mehr rückt diese und damit auch das Dorfgeschehen in den Fokus. Und natürlich darf auch die Liebe nicht fehlen bei solch einem Roman, aber auch dies schildert die Autorin völlig kitschfrei.

Fazit: Unterhaltsam, warmherzig und auch ein wenig nachdenklich … wunderbare Geschichte über Träume und wie sie wahr werden können.