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Mfli

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2025
Dave, Raksha

Auf den Spuren unserer Vorfahren


ausgezeichnet

Auf den ersten Blick ist "Auf den Spuren unserer Vorfahren" ein wunderschön illustriertes Buch für Jung und Alt, das uns die Geschichte verschiedener Zivilisationen kindgerecht und unterhaltsam nahe bringt. Die Seiten aus dickem, matten Papier sind so griffig und toll gestaltet, dass schon die Kleinsten Gefallen daran finden und es als Wimmelbuch verwenden können, ohne jemals optisch überfordert zu werden. Inhaltlich hebt sich das Buch jedoch noch deutlich von anderen Büchern dieser Art ab, denn es erzählt nicht die alt bekannten Geschichten, sondern liefert ganz neue, geradezu feministische und dekoloniale Perspektiven. Der Fokus liegt auf nachhaltigem, gutem und gleichberechtigtem Handeln von uns bekannten und eher unbekannten Zivilisationen ganz verschiedener Zeiten.
Am Ende des Buches gibt es noch ein total spannendes Interview mit einer Archäologin (ohnehin liegt hier oft der Fokus auf Frauen, was ich toll finde) und zum guten Schluss finden wir noch ein Glossar, das die durchaus anspruchsvollen Begriffe des Buches gut erklärt.
Nun aber zum wichtigsten Punkt: Gefällt es den Kindern? Ich habe es einem sechsjährigen Jungen und einem neunjährigen Mädchen vorgelesen und beide konnten nicht genug davon bekommen. Denn obwohl es ein Sachbuch ist, ist es auch unglaublich spannend, was man erst mal schaffen muss. Die Kinder diskutieren immernoch angeregt über die Inhalte, zum Beispiel wie man festgestellt hat, dass die Höhlenmalereien von Frauen gemacht wurden.
Fazit: Ein wirklich beeindruckendes Buch, das noch besser ist, als es auf den ersten Blick scheint.

Bewertung vom 05.06.2025
Pokahr, Katrin

Tschüss, Kindergarten! Ich bin bald ein Schulkind


ausgezeichnet

Hallo Schulstart! - Könnte ein Buchtitel besser passen? Mein Sohn kommt im September in die Schule und freut sich gar nicht mal so sehr darauf. Umso wichtiger ist es mir, ihn ganz behutsam auf diesen wichtigen Umbruch im Leben vorzubereiten und die meisten schwierigen Situationen lassen sich besser mit einem guten Buch durchleben.
Schon das Cover ist ganz bunt und liebevoll und das Buch fasst sich richtig toll an. Katrin Pokahr und Jutta Berend sind wirklich ein tolles Team, denn die Texte und Illustrationen ergänzen sich im ganzen Buch einfach perfekt. 15 Kapitel begleiten uns vom letzten Kindergartenjahr ins erste Schuljahr und erzählen von ganz unterschiedlichen Situationen zwischen Ranzenkauf und Unterricht. Die Texte haben mein Kind und mich zu ganz interessanten, tiefgründigen Gesprächen angeregt und wir konnten eine richtige Verbindung beim gemeinsamen Lesen und darüber Reden eingehen. Manchmal wurde mein Sohn beim Lesen ganz ruhig und ein wenig emotional, manchmal hat er viel und laut gelacht. Es ist ein Buch, das alle Emotionen zulässt und Kinder ernst nimmt. Mir hat auch gefallen, dass die Kinder aus verschiedenen Kulturkreisen kommen und auch Namen haben, die nicht Deutsch klingen. Ich habe mich früher als Kind mit Migrationshintergrund nie in Büchern repräsentiert gesehen und ich bin sehr froh, dass das heute anders ist.
Fazit: Ein rundum gelungenes Buch, das man wirklich jedem Vorschulkind gönnen sollte. Es war eine wahre Freude, es gemeinsam zu lesen.

Bewertung vom 01.06.2025
Diehl, Katja

Komm mit in die Welt von morgen!


ausgezeichnet

Das Kind Hope wächst mit seiner Familie in einer Stadt der Zukunft auf, in der der Autoverkehr auf ein absolutes Minimum reduziert wird, man sich in der Nachbarschaft hilft und mit allen kleinen und großen Mitteln versucht, eine bessere Welt zu haben, die nicht auf Ausbeutung beruht. Mein Kind ist so alt wie Hope und wächst autofrei in der Stadt auf. Ihm hat das Buch mit seinen bunten Illustrationen sehr gut gefallen, weil es häufig seine eigene Lebensrealität abbildet. Wenn wir wollen, dass die Welt nicht komplett den Bach runter geht, müssen unsere Kinder von Anfang an lernen, was getan werden muss, um den Planeten zu erhalten. Die Infokästen für Eltern fanden wir beide sehr interessant und am Ende des Buches gibt es noch jede Menge Infos für Erwachsene, einen QR-Code mit noch mehr Links und auch ein interessantes Glossar.
Uns holt das Buch natürlich voll ab, weil es irgendwie genau unsere Ökobubble darstellt. Ich bin mir relativ sicher, dass bestimmte autofanatische, stark konservative Eltern dieses Buch eher nicht kaufen würden. Umso wichtiger ist es, dass auch Kitas das Buch anschaffen und wir haben unserer gleich mal ein Exemplar geschenkt. Toll fanden wir auch, dass kulturell unterschiedliche Leute abgebildet wurden und Hope zwei Mütter hat. Das Buch ist wirklich sehr liebevoll, unterhaltsam und informativ für Kinder von 3 bis 7.

Bewertung vom 23.05.2025
Wen, Lai

Himmlischer Frieden


ausgezeichnet

Himmlischer Frieden, der große Roman der Autorin Lai Wen, hat meine Aufmerksamkeit zunächst durch das schlichte ästhetische Cover geweckt. Der Inhalt ist umso eindringlicher.
Himmlischer Frieden ist eine leise Wucht, wenn man das so sagen kann. Unaufgeregt und doch in jedem Augenblick interessant ist die autofiktionale Geschichte um das Mädchen Lai, das in den 70er Jahren groß wird. Durch Zufall kommt Lai, die nach außen eher angepasst, aber innerlich rebellisch ist, in Kontakt mit der Welt der Bücher und schließlich ermöglicht ein Stipendium ihr, den Geist an der Universität völlig zu öffnen.
Ich habe bei der Lektüre so viel gelernt und war an vielen Stellen sehr berührt. Auch wenn der Roman lang ist, ist die Lektüre angenehm und man muss sich nicht durchquälen.
Die Übersetzung von Judith Schwaab ist so großartig gelungen, dass man meinen könnte, man liest das Original- ein Eindruck, den ich sehr selten beim Lesen von Übersetzungen habe.
Ein ganz großer Roman über die Freiheit des Geistes!

Bewertung vom 19.05.2025
Schmeißer, Frank

Schisser und ich Bd.1


ausgezeichnet

Ich wollte dieses Buch mit meinem Sohn lesen, weil er selbst ein sehr ängstliches Kind ist und ich nach einer Geschichte gesucht habe, in der jemand mit Angst trotzdem Held*in sein kann. Genau das findet man in dieser Geschichte. Jakob, ein Kind mit diagnostizierter Angststörung, zieht mit seiner Familie in ein neues Viertel und wird sofort in ein spannendes Abenteuer verwickelt. Es hat mich zunächst überrascht, wie explizit mit der Angststörung umgegangen wird. Es ist auch von Jakobs Therapeutin die Rede und dass er im Notfall ein Medikament nehmen könnte, wozu es aber im Buch nicht kommt. Jakob ist trotz seiner Angst unglaublich mutig und die Kinder im neuen Viertel nehmen ihn nach ein paar anfänglichen Schwierigkeiten so an, wie er ist. Hier wird nichts schöngeredet und gleichzeitig wird Jakob nicht defizitär dargestellt. Er ist eben ein wenig anders, aber irgendwie kommt er klar. Das Buch war wirklich spannend und abenteuerlich und sowohl mein Sohn als auch ich haben es total gerne gelesen. Wir freuen uns sehr auf den zweiten Teil, auch wenn wir leider noch ein ganzes Jahr warten müssen. Schön fand ich persönlich auch, dass weder die Erwachsenen noch die Kinder gendersterotyp dargestellt werden, beispielsweise ist Jakobs Mutter Wissenschaftlerin und sein Vater ein sagenhaft schlechter Autofahrer. Auch den Nachbarn mit türkisch klingenden Namen werden nicht die sonst leider verbreiteten Stereotype zugeschrieben, was ich als migrantische Person ganz besonders erfreulich finde (mir fallen leider in anderen Büchern viele negativen Beispiele auf bzw ist es ohnehin meistens so, dass die Kinder nur Jonas oder Marie heißen und Migration unsichtbar gemacht wird.) Dies alles geschieht beiläufig und nichts wirkt gezwungen. Zuletzt sind noch die lustigen Illustrationen zu erwähnen, wie meine Lieblingsseite, wo Elisa Yoga macht.
Alles in allem ein sehr gelungenes Buch, wie man es sonst selten bis nie findet!

Bewertung vom 02.05.2025
Apraku, Josephine;Antmann, Debora;Bordo Benavides, Olenka

Diskriminierung geht uns alle an


ausgezeichnet

Die großartige und kluge Josephine Apraku hat einen Sammelband herausgegeben, der Jugendlichen ab 12 Jahren sachlich, einfach und völlig unaufgeregt verschiedene Formen der Diskriminierung erklärt und mit kleinen Aufgaben immer wieder zum Nachdenken anregt. Das Buch ist so klar und schön verfasst, auch die Schrift und die Seitengestaltung sind sehr übersichtlich und nie überfordernd, obwohl so viel Wissen in jedem Kapitel steckt. Es ist eine wahre Freude zu lesen, wie einfach man vieles erklären kann. Ich denke, ganz viele Menschen stellen sich mit Absicht verständnislos und unwissend, um sich mit diesen oftmals unbequemen Themen nicht auseinander setzen zu müssen. Dieses Buch ist auch für alle Eltern und Lehrkräfte ein wahres Juwel und sollte wirklich in keinem Regal fehlen. Wenn wir eine gerechtere Gesellschaft wollen, müssen wir bei den Jüngsten anfangen, und zwar mit Wissen, Herz und Empathie. Wir verlieren nichts, wenn wir nicht mehr (oder zumindest viel weniger) diskriminieren, sondern öffnen Räume, die es in unserer Gesellschaft dringend braucht.
Das Buch kommt niemals mit erhobenem Zeigefinger oder belehrend daher, regt aber permanent zum Reflektieren an. Jedes der Kapitel ist von einer anderen Person verfasst, die Expertin für das jeweilige Thema ist, und das merkt man. Mit manchen Themen kannte ich mich schon besser aus als mit anderen, aber jedes einzelne Kapitel war für mich lesenswert, interessant und aufschlussreich. Obwohl es für Jugendliche ist, kann ich mir auch vorstellen, einige Auszüge daraus mit meinem sechsjährigen Sohn zu lesen, der ab und zu Fragen zum Thema Diskriminierung hat. Volle Kauf- und Lese empfehlung!

Bewertung vom 23.04.2025
Campos, Cristina

Verheiratete Frauen


sehr gut

Sagen wir es mal so: Der Klappentext hat mich erst einmal überhaupt nicht angesprochen, weil ich perfekt in die Gruppe der Protagonistinnen passen würde und mich Romane, die meinem eigenen Leben zu sehr ähneln, nicht unbedingt interessieren. Man will ja etwas Neues lesen. Wiederum fand ich das Cover wunderschön und habe mal einen Blick ins Buch gewagt und von da an konnte ich es nicht weglegen. Für mich ist es keine große Literatur, jedoch ein absolut unterhaltsamer Roman, den man perfekt am Strand oder auf einer sonnigen Terrasse lesen kann. Die Frauen und ihre Leben zwischen Langeweile, Stress und Begehren sind authentisch beschrieben, das Buch teilweise lustig, teilweise gefühlvoll mit der ein oder anderen Wendung. Ich empfehle es tatsächlich, wie der Titel sagt, verheirateten Frauen, die eine leichte, aber niemals seichte Lektüre schätzen.

Bewertung vom 16.04.2025
Schnibben, Cordt

Lila Eule


ausgezeichnet

Mara, Tochter eines Stasi-Offiziers Im Westeinsatz und Carl, Sohn eines Nazis, der aus Protest gegen ihn nach Ostberlin gezogen ist, haben Anfang der 70er eine Liebesbeziehung und verlieren sich dann irgendwann aus den Augen.
17 Jahre danach, am Tag nach dem Mauerfall, streunert Carl durch Berlin, um Mara zu finden.
Der Roman ist ein absolut wilder, unterhaltsamer Ritt durch mehrere Jahrzehnte deutscher-deutscher Geschichte.
Ich kannte den Autoren vorher nicht und kam eher durch Zufall zu dem Buch, weil mir das sehr bunte Cover aufgefallen ist und ich den Correctiv-Verlag sehr schätze.
Erzählerisch hat mir der kurzweilige Roman sehr gut gefallen und die vielen zeitgeschichtlichen und popkulturellen Bezüge fand ich sehr spannend, zumal ich 30 Jahre später geboren bin als der Protagonist.
Ziemlich nettes Detail: man kann über einen QR-Code die Playlist zum Buch abrufen und sich damit noch mehr in die richtige Lesestimmung versetzen. Abgerundet wird der Roman durch die abgefahrenen Illustrationen am Anfang jedes der vielen kurzen Kapitel.
Fazit: Lila Eule ist ein Erlebnis für alle Sinne und die perfekte Lektüre für alle, die unkonventionelle, gut erzählte Geschichten lieben.

Bewertung vom 11.04.2025
Scheffel, Annika

Wanda


ausgezeichnet

Ich habe bereits "Alle Farben von Licht" sehr geliebt und mich deshalb sehr auf das neue Buch von Annika Scheffel gefreut.
Das Cover hat mich sofort angesprochen, weil ich die selbstbewusste, herausfordernde Körperhaltung des Mädchens ungewöhnlich finde und lila für mich eine Farbe für starke Frauenfiguren ist.
Wanda ist Waisenkind, fast 13 Jahre alt und wurde mal wieder von einer potentiellen Pflegefamilie abgelehnt. Es reicht ihr, davon zu träumen, endlich ein anderes Leben zu leben, deshalb bricht sie aus.
Die Sprache des Buches ist treibend und zieht die Lesenden in einen Sog. Kapitel für Kapitel konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Annika Scheffel schafft es mit ihren Jugendbüchern, etwas tief in mir drin zu berühren. Und auch wenn ich dem Zielgruppenalter längst entwachsen bin, hat ihr Erzählen etwas universell Schönes. Sie schreibt die Art von Büchern, die ich selbst als Jugendliche gern gelesen hätte - spannend, empathisch und ohne erhobenen Zeigefinger. Besonders als Mensch, der selbst keine einfache Kindheit hatte, fand ich dieses sensible, melancholische und klischeefreie Buch so heilend. Auch die Darstellung der anderen Personen fand ich vielschichtig und sehr bereichernd beim Lesen.
Ich werde dieses Buch meiner dreizehnjährigen Nichte schenken und bin mir sicher, dass sie es mindestens genauso sehr genießen wird wie ich selbst.

Bewertung vom 23.03.2025
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


ausgezeichnet

Elisa liebt Mascha Kaléko. - Wer tut das nicht? Aber Elisa liebt sie so sehr, dass sie ihr Briefe schreibt. Briefe, in denen sie ihr eigenes Leben Revue passieren lässt. Ein fast vierzigjähriges Leben, dessen einzelne Kapitel oft Liebesbeziehungen sind. Gegliedert wird das Buch wiederum durch Gedichte Mascha Kalékos, die jedem Kapitel vornean stehen und inhaltlich zu den Memoiren der Erzählerin passen.
So weit, so harmlos. Jedoch bricht das Buch an sehr vielen Stellen mit dem Erwartungshorizont der Lesenden, zumindest aber mit meinem. Die melancholisch blickende Frau auf dem Cover (das ich übrigens absolut eindrucksvoll und wunderschön finde), der Titel, die Referenzen zu Mascha Kaléko - all das steht teils in starkem Kontrast zum Leben der Erzählerin. Eine Inhaltsnotiz warnt vor Themen wie Suizid und sexualisierter Gewalt und tatsächlich ist das Buch an manchen Stellen bisweilen sehr schmerzhaft zu lesen.
"Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken" ist nicht nur eine Liebeserklärung an Mascha Kaléko, es ist auch eine radikale Liebeserklärung ans Leben mit all seinen Aufs und Abs.