Verborgene Verbindungen und wachsende Freundschaften – Ein mitreißender Start in eine neue Mystery-Reihe
Das blaue Auge auf dem Cover von Mystery Eye – Telepathie ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern spiegelt auch perfekt den Kern der Geschichte wider. Es symbolisiert das geheimnisvolle Flammenauge, das die Protagonistinnen und Protagonisten miteinander verbindet – ein zentrales Motiv, das sich durch den gesamten Roman zieht.
Die Handlung entwickelt sich von Beginn an dynamisch und die Spannung bleibt durchgehend hoch. Susann Blum gelingt es, die LeserInnen sofort in die Geschichte hineinzuziehen, indem sie geschickt immer wieder kleine Hinweise auf die Vergangenheit der Figuren einstreut. So werden die Hintergrundgeschichten der Charaktere Stück für Stück enthüllt, was ihre Motive und Handlungen nachvollziehbar macht. Gerade dieser behutsame Aufbau spiegelt die anfängliche Skepsis und das langsam wachsende Vertrauen zwischen den Figuren glaubhaft wider und verleiht ihnen eine angenehme Authentizität.
Blums Schreibstil ist lebendig und lässt sich angenehm flüssig lesen. Ihre Erzählweise macht es leicht, in die Handlung einzutauchen und stetig neugierig auf die nächsten Entwicklungen zu bleiben. Besonders gelungen ist, dass sich die Geschichte nicht allein auf die Thematik der Telepathie konzentriert, sondern auch wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz aufgreift. Dadurch erhält der Roman zusätzliche Tiefe, ohne seine Leichtigkeit zu verlieren.
Für den vollen Lesegenuss ist es jedoch empfehlenswert, offen für das Mystery-Element zu sein. Denn die Idee der telepathischen Verbindung prägt die Geschichte maßgeblich und verleiht ihr einen fantasievollen Touch. Wer sich dennoch darauf einlässt, wird schnell von der besonderen Atmosphäre des Buches gefesselt.
Das Ende wartet mit einem überraschenden Cliffhanger auf, der große Lust auf die Fortsetzung macht, auch wenn ich persönlich noch etwas unsicher bin, ob ich direkt weiterlesen werde. Neugierig auf die weitere Entwicklung der Figuren und der Geschichte bin ich aber definitiv.
Insgesamt ist Mystery Eye – Telepathie ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene begeistert. Eine mitreißende Mischung aus Mystery, Freundschaft und innerem Wachstum, die Lust auf mehr macht!
Italienische Kulisse, starke Frauen und der Mut zur Veränderung
Lieber Solo als Allein von Tessa Henning ist ein unterhaltsamer, leicht zu lesender Roman, der sich wunderbar als Urlaubslektüre eignet – nicht zuletzt, weil er selbst so viel Urlaubsstimmung vermittelt. Bereits das Cover gibt einen stimmungsvollen Hinweis auf den Inhalt: Es zeigt die drei Generationen von Frauen, um die sich die Geschichte dreht, und spiegelt damit die zentrale Konstellation des Romans treffend wider. Auch der weiche Einband macht das Buch zu einem angenehmen Begleiter – im wahrsten Sinne des Wortes liegt es leicht und griffig in der Hand.
Die Handlung führt die Leserinnen und Leser ins malerische Umbrien, und genau hier liegt eine der großen Stärken des Romans: Die Beschreibungen der Region sind so lebendig und detailliert, dass man sofort Lust bekommt, selbst durch die engen Gassen zu schlendern, das mediterrane Flair zu genießen und die warme italienische Sonne auf der Haut zu spüren. Tessa Henning gelingt es hervorragend, die Atmosphäre Umbriens einzufangen und sie zum fühlbaren Schauplatz ihrer Geschichte zu machen.
Im Mittelpunkt stehen drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen: Gabriele, die sich nach Jahren der Routine endlich traut, auszubrechen und Neues zu wagen; ihre Tochter Katrin, die sich wieder auf die wahren Werte ihres Lebens besinnt; und Enkelin Leonie, die vor großen Entscheidungen steht, die ihre Zukunft maßgeblich beeinflussen werden.
Jede von ihnen macht im Laufe der Geschichte eine spürbare Entwicklung durch, was den Roman auf inhaltlicher Ebene bereichert.
Was mir jedoch gefehlt hat, war die emotionale Tiefe. Trotz der interessanten Figuren und ihrer persönlichen Wendepunkte konnte ich keine wirkliche Verbundenheit zu ihnen aufbauen. Die Geschichte ließ mich über weite Strecken hinweg emotional unberührt, was schade ist – denn das Potenzial für große Gefühle war durchaus da.
Möglicherweise liegt das an der sehr kompakten Erzählweise. Die Handlung spielt sich gefühlt innerhalb weniger Tage ab, in denen zahlreiche Themen und Herausforderungen auftauchen und abgearbeitet werden. Dadurch wirkt vieles überstürzt und etwas unauthentisch, fast so, als wolle die Geschichte zu viel in zu kurzer Zeit erzählen.
Auch der Titel hat mich im Nachhinein eher irritiert. Zwar wird im Buch der Satz „Lieber Solo als Allein“ aufgegriffen und in einen passenden Kontext gesetzt, doch der Titel weckt andere Erwartungen. Denn letztlich ist keine der Protagonistinnen am Ende „solo“ – vielmehr geht es um Neuanfänge, das Reflektieren von Beziehungen und das Wiederentdecken der eigenen Bedürfnisse.
Trotz dieser kleinen Schwächen ist Lieber Solo als Allein ein gelungenes Buch für entspannte Lesestunden. Wer Lust auf eine generationsübergreifende Geschichte mit italienischem Flair, persönlichen Wendepunkten und leichtem Erzählstil hat, wird mit diesem Roman gut unterhalten.
Ein vielschichtiger Kriminalroman über Geheimnisse, Macht und das Streben nach Gleichberechtigung
Sally Smiths "Der Tote in der Crown Row" ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der durch sein gelungenes Setting, seine spannungsgeladene Handlung und seine gesellschaftskritischen Untertöne überzeugt.
Schon das Cover ist ein echter Hingucker. Es ist stimmungsvoll und passt perfekt zu dem Ort, an dem die Geschichte spielt. Die Crown Row wird als Schauplatz so lebendig beschrieben, dass man als LeserIn sofort ein Gefühl für diesen geheimnisvollen und zugleich geschichtsträchtigen Ort bekommt. Besonders gelungen ist der anhaltende Spannungsbogen. Bis zur letzten Seite bleibt unklar, wer der Täter ist. Die Autorin versteht es hervorragend, immer wieder neue Hinweise einzustreuen und LeserInnen auf falsche Fährten zu locken. Die Auflösung am Ende ist schlüssig, überraschend und berührend zugleich.
Als einen weiteren Pluspunkt empfinde ich, die Entwicklung der Figuren. Im Verlauf der Handlung werden nach und nach die Geheimnisse der verschiedenen ProtagonistInnen enthüllt. Diese Offenbarungen verleihen den Charakteren Tiefe und machen sie vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hatte.
Bemerkenswert ist auch die gesellschaftliche Ebene, die in die Krimihandlung eingeflochten ist: Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, die fehlenden Rechte und der unterdrückte Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung werden feinfühlig, aber deutlich thematisiert. Der Roman schafft es, die Lebensrealität vieler Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft spürbar zu machen.
Etwas weniger gelungen fand ich den Einstieg in den Roman. Es fiel mir zunächst schwer, richtig in die Geschichte hineinzufinden. Erst im letzten Drittel kam für mich der Lesefluss in Gang und die Handlung konnte mich vollends fesseln.
Zudem wirkten die Gedankengänge des Hauptprotagonisten stellenweise etwas sprunghaft. Die Erklärungen für seine Überlegungen wurden oft erst im nächsten Kapitel nachgereicht, was teilweise verwirrend war.
Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist "Der Tote in der Crown Row" ein durchweg lesenswerter historischer Krimi, der mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Atmosphäre und gesellschaftlich relevanten Themen punktet.
Ein liebevolles Bilderbuch, das zeigt: Jeder Körper ist richtig und schön
So viele Körper ist ein wunderschönes und wichtiges Bilderbuch, das auf kindgerechte Weise Vielfalt, Akzeptanz und Selbstbewusstsein vermittelt.
Schon beim ersten Durchblättern fallen die liebevollen und farbenfrohen Illustrationen ins Auge. Gezeigt werden verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Körpern: groß, klein, rund, zart, mit Sommersprossen, Narben, körperlichen Besonderheiten oder Hilfsmitteln. Die Illustrationen sind so vielfältig und einfühlsam gestaltet, dass sich viele Kinder und auch Erwachsene darin wiederfinden können. Das macht das Buch zu einem wunderbaren Spiegel unserer Gesellschaft.
Besonders gefallen hat mir der kurze, gereimte Text, der sich auf das Wesentliche konzentriert. In einfachen, verständlichen Sätzen wird den Kindern vermittelt: Jeder Mensch ist einzigartig und genau so wie er ist, vollkommen richtig.
Durch die Reimform und die klare, reduzierte Sprache eignet sich das Buch auch hervorragend für jüngere Kinder oder solche, die noch nicht so gut sprechen können. Die Botschaft bleibt klar und verständlich, ohne lange Erklärungen, dafür aber mit umso mehr Herz.
So viele Körper schafft es, Kindern spielerisch zu zeigen, dass Vielfalt etwas Schönes ist. Es stärkt das Selbstbewusstsein und regt zu Gesprächen über Akzeptanz und Toleranz an. Für Eltern, ErzieherInnen und alle, die Kindern ein positives Körpergefühl vermitteln möchten, ist dieses Buch ein echtes Highlight.
Ein rundum gelungenes Bilderbuch, das liebevoll illustriert, mit viel Feingefühl erzähl ist und viele Menschen ansprechen kann. Für mich ein absolutes Must-Have im Kinderbuchregal!
Das Cover von "Von Stufe zu Stufe" ist ebenso raffiniert gestaltet wie die Geschichte selbst: Es zeigt grafisch einen ausgerollten Film, der zugleich als Stufen interpretiert werden kann – eine gelungene visuelle Anspielung auf den gleichnamigen Film von 1909 und die Entwicklung des Handlungsstrangs in der Gegenwart.
Der Roman spielt auf zwei miteinander verwobenen Zeitebenen. In der Gegenwart begleiten wir den Filmwissenschaftler Marc, einen jungen Wiener im Jahr 2021, der zwischen einem langweiligen Archivjob und einem Nebenjob als Kartenabreißer im Kino feststeckt. Um dem Alltag zu entfliehen, sucht er als Roofer den Nervenkitzel auf Wiens Dächern. Durch seine Begegnung mit Katalina, der ukrainischen Pflegerin seiner Großmutter, wird er ungewollt in ein Abenteuer verwickelt: die Suche nach verschollenen Filmdosen aus der Stummfilmzeit. Diese Spur führt ihn bis in die Ukraine, kurz vor dem Ausbruch des Krieges. Obwohl Marc als Figur zunächst schwer greifbar wirkt und mir etwas fremd blieb, machten seine Ängste und seine direkte, manchmal unbeholfene Art ihn am Ende doch sympathisch und menschlich.
Der zweite Erzählstrang führt uns ins Jahr 1909 und zeichnet den spannenden Weg von Louise Kolm, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Anton Kolm und Jakob Fleck die österreichische Filmindustrie mitbegründet. Ihr Werdegang von der Fotografin zur Pionierin des abendfüllenden Spielfilms wird lebendig und detailreich erzählt. Besonders gelungen finde ich die Darstellung von Louises Entwicklung: Ihre Entschlossenheit, sich in einer von Männern dominierten Branche durchzusetzen, verleiht dem Buch eine starke feministische Note, ohne belehrend zu wirken.
Der Schreibstil von Felix Kucher ist angenehm und lässt sowohl die historischen als auch die gegenwärtigen Szenen realistisch und plastisch wirken. Die Beschreibungen der technischen Entwicklungen rund um die Kinematographen-Theater sowie die Herausforderungen bei der Produktion des ersten österreichischen Spielfilms sind für Filmbegeisterte ein echtes Highlight. Für weniger filmhistorisch interessierte LeserInnen könnten diese Passagen jedoch etwas langatmig wirken.
Dennoch bleibt das Buch durch seine spannende Thematik und die gelungene Verknüpfung von zwei Zeitebenen lesenswert.
Insgesamt ist „Von Stufe zu Stufe“ eine interessante und gut recherchierte Hommage an die Anfänge der österreichischen Filmgeschichte. Die abenteuerliche Spurensuche wird durch die historischen Einschübe lebendig ergänzt und bietet einen interessanten Blick in eine Zeit, in der der Film gerade erst begann, die Welt zu erobern.
Für Fans der frühen Filmgeschichte und alle, die Lust auf einen kurzweiligen historischen Roman mit einem modernen Twist haben, ist dieses Buch absolut lesenswert.
Das Cover von Lyneham hat mich sofort angesprochen und ist ein echter Hingucker. Die düstere Gestaltung passt perfekt zur Geschichte und vermittelt den Eindruck, dass das Schicksal oft in den Händen Fremder liegt – ein zentrales Thema des Romans.
Nils Westerboer entwirft mit Lyneham eine eindrucksvolle Zukunftsvision und stellt die drängende Frage, wie sich das Überleben der Menschheit unter extremen Bedingungen gestalten könnte. Die Handlung an sich hat mich vollkommen in ihren Bann gezogen, vor allem durch die tiefgründigen Themen und ethischen Fragestellungen. Aber auch die Auseinandersetzung mit der Problematik, was passiert, wenn die Ressourcen auf der Erde zur Neige gehen und die Menschheit nach einer Alternative suchen muss, haben mich sehr fasziniert.
Besonders gelungen sind Westerboers Beschreibungen des Planeten Perm. Durch seine detaillierten Schilderungen der Tierwelt, der Geografie und des Wetters konnte ich mir das fremde, aber dennoch greifbare Ökosystem hervorragend vorstellen. Die Landkarte Perms auf den Innenseiten der Umschlagkappen war eine tolle Ergänzung und half dabei, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden.
Als sehr gelungen empfand ich auch die zwei unterschiedlichen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird: die der Wissenschaftlerin Mildred und ihres Sohnes Henry. Henrys kindliche Sichtweise, seine unerschütterliche Hoffnung und seine naive Wahrnehmung der Erwachsenenwelt haben mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Mildred hingegen wird als zielstrebige, analytische Frau dargestellt, die ihre wissenschaftliche Passion dem Familienleben vorzieht. Das Mildred keine übermenschliche „Supermutter“ ist, die mühelos Familie und Karriere vereint, war sehr erfrischend. Zudem macht diese ehrliche Darstellung sie und ihren Charakter besonders glaubwürdig.
Trotz dieser Stärken hätte ich mir insgesamt mehr Tiefe bei den Protagonisten gewünscht. Oft fehlten Hintergrundinformationen zu den Figuren, was dazu führte, dass einige ihrer Handlungen oder Spannungen zwischen bestimmten Personen nicht immer sofort nachvollziehbar waren. Hier hätten mehr Details und emotionale Einblicke geholfen, um die Interaktionen klarer und greifbarer zu machen.
Wie bereits erwähnt, konnte mich Lyneham extrem fesseln und faszinieren, vor allem durch seine tiefgründigen Themen und ethischen Fragestellungen. Doch es gab auch Passagen, die sehr wissenschaftlich und stellenweise etwas trocken formuliert waren, was den Lesefluss gelegentlich ausgebremst hat. Wer sich jedoch für technische und wissenschaftliche Details interessiert, wird diese Stellen vermutlich genießen, für andere könnten sie jedoch eine Hürde darstellen.
Das Ende empfand ich als überhastet. Viele Fragen blieben unbeantwortet, was mich mit gemischten Gefühlen zurückließ. Nach einem so tiefgründigen und gut aufgebauten Roman hätte ich mir ein runderes, etwas ausführlicheres Finale gewünscht.
Trotz dieser Kritikpunkte konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Die fesselnde Thematik, die faszinierende Darstellung einer fremden Welt und die philosophischen Fragen, die Lyneham aufwirft, machen es zu einer lesenswerten und nachdenklich stimmenden Science-Fiction-Geschichte.
Wer sich für realistische Zukunftsvisionen und wissenschaftlich fundierte Erzählungen interessiert, sollte diesem Roman definitiv eine Chance geben!
Liebe, Freundschaft und Verlust – Ein Roman voller emotionaler Schwere
Rückkehr nach Budapest von Nikoletta Kiss erzählt eine Geschichte, die von Anfang an von einer bedrückenden Atmosphäre durchzogen ist. Das Cover suggeriert eine Leichtigkeit, die sich im Inhalt jedoch nicht widerspiegelt, vielmehr lastet über dem gesamten Roman eine emotionale Schwere, die sich bis zum Ende nicht auflöst.
Die Handlung dreht sich um Márta, die in einer Beziehung mit András lebt, aber während eines Besuchs bei ihrer Cousine Theresa in Ostberlin den jungen Schriftsteller Konstantin kennenlernt. Während Theresa sich körperlich zu Konstantin hingezogen fühlt, entwickelt Márta eine tiefgehende emotionale Verbindung zu ihm, die in intensiven Gesprächen und Briefen fortgeführt wird. Ihr innerer Konflikt zwischen Vernunft und Begehren, zwischen Loyalität und eigenen Wünschen, ist greifbar und schwer zu ertragen. Ich hoffte als Leserin auf einen Moment der Befreiung, eine emotionale Auflösung, doch dieser blieb aus.
Die Dreiecksbeziehung zwischen Márta, Theresa und Konstantin prägt den gesamten Roman – und genau darin liegt für mich auch eine der größten Schwächen. Die Fixierung der Protagonistinnen auf Konstantin nimmt so viel Raum ein, dass ihre eigene Entwicklung und ihr individuelles Schicksal oft in den Hintergrund rücken. Besonders störend empfand ich die Art, wie Márta und Theresa sich gegenseitig manipulieren und hintergehen, was die Beziehung zwischen den beiden immer weiter vergiftet. Dadurch fiel es mir schwer, wirklich mit ihnen mitzufühlen.
Positiv hervorzuheben sind die historischen Einblicke in das sozialistische Ungarn und die DDR, die interessante Hintergründe bieten, aber leider nicht die Tiefe erhalten, die sie verdient hätten. Ich hätte mir hier mehr Raum für die politischen und gesellschaftlichen Umstände gewünscht, anstatt dass die Handlung sich fast ausschließlich um das Liebesdreieck dreht.
Insgesamt ist Rückkehr nach Budapest ein Roman, der eine dichte, melancholische Atmosphäre schafft und mit emotionalen Konflikten arbeitet, die einen nicht loslassen, allerdings nicht immer auf angenehme Weise. Die permanente Schwere, die über der Geschichte liegt, wird nie wirklich aufgelöst, sodass ein bedrückendes Gefühl bleibt. Wer gerne tiefgründige, von innerer Zerrissenheit geprägte Geschichten liest, könnte hier dennoch fündig werden. Mich persönlich hat der Roman jedoch nicht ganz überzeugt und wird vermutlich nicht lange in Erinnerung bleiben.
Zwischen Chaos und Ordnung: Ein Roman voller Herz und Humor
"Blumen im Schuh" von Annette Spratte ist eine unterhaltsame und leichte Lektüre, die gleichzeitig mit emotionalem Tiefgang punktet. Die Protagonistin Elisabeth steht im Mittelpunkt einer bewegenden Reise, bei der sie lernt, sich aus der Starre ihres bisherigen Lebens zu befreien und neue Perspektiven zu entdecken.
Nach dem Zusammenbruch ihrer Ehe fällt Elisabeth zunächst in ein dunkles Loch voller Zweifel, Selbstkritik und dem Gefühl, völlig wertlos zu sein. Doch mit Unterstützung ihrer Schwägerin Anja und neuer Bekanntschaften beginnt sie, sich Stück für Stück aus ihrer Lethargie zu lösen. Es ist ein langsamer, aber steter Prozess, der von Höhen und Tiefen geprägt ist – und genau das macht ihre Entwicklung so glaubhaft. Jeder Rückschlag bringt sie letztlich ein Stück näher zu sich selbst.
Besonders charmant ist der Kontrast zwischen Elisabeth und Anja, der immer wieder für humorvolle und herzliche Momente sorgt. Elisabeth, die ihr Leben bis dahin konservativ und strikt geordnet gelebt hat, lernt durch die unkonventionelle, lebhafte und chaotische Anja, aus ihrer Komfortzone herauszukommen. Obwohl die beiden Frauen völlig unterschiedlich sind, ergänzen sie sich wunderbar: Während Elisabeth versucht, wieder Fuß zu fassen, bringt Anja mit ihrer Schlagfertigkeit und ihrem großen Herzen frischen Wind in den Alltag.
Ein kleines Manko ist, dass Elisabeths manchmal sehr naive und zurückhaltende Art gelegentlich frustrierend wirken kann. Ihre Tendenz, in alte Muster zurückzufallen, macht es mitunter schwer, geduldig mit ihr zu bleiben. Trotzdem wird ihre Entwicklung im Laufe der Geschichte klar und berührend, und man fühlt mit ihr mit.
Die Nebenfiguren, vor allem diejenigen aus Anjas beruflichem Umfeld, tragen ebenfalls dazu bei, die Handlung abwechslungsreich und lebendig zu gestalten. Ihre Geschichten bringen zusätzliche Wärme und Tiefe in die Erzählung.
Obwohl das Buch ernsthafte Themen wie Selbstwertprobleme und die Suche nach einer neuen Identität nach einem einschneidenden Lebensereignis behandelt, bleibt es stets optimistisch und lebensbejahend. Es ist eine Geschichte, die zeigt, dass auch nach schwierigen Phasen neue Chancen auf einen warten können.
Ein rundum gelungenes Buch, das trotz des ernsten Hintergrunds ein echtes Wohlfühlerlebnis bietet – ideal für zwischendurch!
Vielversprechender Auftakt, doch am Ende fehlt die Tiefe
"Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben" von Anika Decker beginnt mit einer Leichtigkeit, die den Leser sofort in die Geschichte hineinzieht. Humorvoll, charmant und mit einem modernen Schreibstil versehen, verspricht der Auftakt ein kurzweiliges und unterhaltsames Leseerlebnis. Leider kann das Buch diesen anfänglichen Charme nicht über die gesamte Länge aufrechterhalten.
Besonders gelungen fand ich zu Beginn die Perspektivwechsel, die die Handlung zunächst frisch und spannend erscheinen ließen. Vor allem Lenas Sicht hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Doch je mehr Protagonistenperspektiven und Themenfelder eingeführt wurden, desto mehr verlor sich der Fokus der Erzählung und die emotionale Bindung zur Hauptfigur. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen - sei es durch eine stärkere Konzentration auf die Schwestern oder auf das Liebespaar.
Als enttäuschend fand ich, dass die sich entwickelnden Konflikte, insbesondere die Zerrissenheit der Protagonistin zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und den eigenen Gefühlen zwar angedeutet, aber nie wirklich greifbar gemacht wurden. Hierbei fehlten die leisen Zwischentöne, die inneren Monologe, die uns tiefer in Ninas Gedanken- und Gefühlswelt hätten eintauchen lassen.
Ein weiterer Schwachpunkt lag in der oberflächlichen Art, mit der zentrale Themen behandelt wurden. Insgesamt blieben viele Themen nur am Rande gestreift, vor allem die angesprochene Doppelmoral in Beziehungen hätte noch stärker in den Vordergrund gerückt werden können. Es ist nach wie vor ein gesellschaftliches Faktum, dass Frauen mit jüngeren Männern kritischer gesehen werden, während es für Männer gesellschaftlich akzeptiert zu sein scheint, sich jüngere Partnerinnen zu suchen. Diese Dynamik wird zwar angerissen, aber im Zusammenhang mit Ninas Familie und Kindern, vor allem im Kontext der neuen Partnerin des Ex-Mannes, nie vertieft.
Positiv hervorzuheben ist der Ansatz, Tabus wie die Menopause zu beleuchten. Leider wird aber auch dieses Thema nur oberflächlich gestreift, anstatt hier mutig in die Tiefe zu gehen. Schade, denn gerade hier hätte das Buch mit mehr Substanz und der veränderten Sexualität von Frauen punkten können.
Leider wirkt das Finale der Geschichte hastig komprimiert und zu einem klischeehaften Ende gebracht. Die Vielzahl an Konflikten und Themen, die vorher lange aufgebaut wurden, werden auf wenigen Seiten schnell und meiner Meinung nach nicht überzeugend abgehandelt.
Trotzdem möchte ich anerkennen, dass die Autorin sich an Themen wagt, die selten behandelt werden. Allein der Ansatz, Tabus wie die Menopause oder die gesellschaftliche Doppelmoral zu thematisieren, ist mutig und verdient Respekt. Auch die leichten, humorvollen Momente im Buch haben ihren Charme und sorgen dafür, dass die Geschichte insgesamt angenehm zu lesen bleibt.
Alles in allem ist „Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben“ ein Roman mit viel Potenzial, das jedoch nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Es bleibt eine nette Lektüre für zwischendurch, die unterhaltsam ist, aber keine bleibenden Eindrücke hinterlässt.
Eine bewegende Geschichte über Schmerz, Stärke und Selbstfindung
Das Cover von Only Margo fängt Margos Leben in einem Bild ein: eine junge Frau, erschöpft von dem Kampf, die Steine aus dem Weg zu räumen, die ihr in den Weg gelegt werden. Noch bevor man die erste Seite aufgeschlagen hat, spürt man, dass Margos Weg alles andere als leicht sein wird, und genau das macht den Einstieg so eindringlich.
Die Geschichte beginnt zögerlich, fast distanziert, und es dauert einige Kapitel, bis man in Margos Welt eintaucht. Doch im Nachhinein erscheint dieser holprige Start fast wie ein Spiegel ihrer eigenen Entwicklung: Margos Geschichte beginnt mit einer Krise, in der sie allein gelassen und von der Welt abgestoßen wird. Seite für Seite öffnet sich die Erzählung - und mit ihr Margo selbst. Man lernt ihre Ängste, ihre Stärke und ihre zerbrechlichen Hoffnungen kennen. Dieser langsame Aufbau macht es umso intensiver, wenn die Geschichte an Fahrt aufnimmt und Margos Gefühlswelt immer greifbarer wird.
Rufi Thorpe hat ein bemerkenswertes Gespür dafür, Verzweiflung und den erdrückenden Druck der Gesellschaft in Worte zu fassen. Margos Kämpfe sind schmerzhaft real: der Verrat durch ihren Professor, die Kälte ihrer Mutter, das Stigma ihrer Sexarbeit und die schneidende Einsamkeit, die sie wie ein Schatten begleitet. Vor allem die Herabwürdigung und Verachtung, die sie erfährt, haben mich tief berührt und mehr als einmal innehalten lassen. Gleichzeitig zeigt Thorpe, wie Margo diesen Schmerz annimmt und ihn langsam in Widerstand und Entschlossenheit verwandelt.
Nebenfiguren wie ihre Mitbewohnerin Suzie und ihr Vater Jinx sind schlüssig und bieten wichtige Unterstützungspunkte, hätten aber noch etwas mehr Tiefe verdient. Doch da Margo unbestritten im Mittelpunkt steht, war dies für mich im Gesamtbild stimmig.
Only Margo ist eine Geschichte, die man nicht nur liest, sondern fühlt - jede Unsicherheit, jede Verletzung und jeden kleinen Triumph. Es ist ein Roman über den Mut, sich selbst nicht aufzugeben, auch wenn die Welt es längst getan hat. Mit Herz und Tiefgang schafft Rufi Thorpe ein Werk, das noch lange nach der Lektüre nachklingt.
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