Be the Change You Want to See – Or at Least Misquote It Charmingly
Was für eine Überraschung! Als ich den Klappentext zu „Born to Perform“ gelesen habe, rechnete ich mit einem trockenen Businessroman, voller Plattitüden und Selbstoptimierungstipps. Doch was ich bekam, war ein unterhaltsames, kluges und zutiefst humorvolles Buch – das mich gleichzeitig zum Lachen und zum Nachdenken gebracht hat. Und der Hauptgrund dafür? Dr. Meermann.
Dr. Meermann ist mehr als nur eine Nebenfigur, er ist zweifellos das Herzstück dieses Romans. Mit seinen schrägen Businessweisheiten, verdrehten Sprichwörtern und seinem Hang zur dramatischen Selbstdarstellung bringt er eine Leichtigkeit in die Geschichte, die mitreißend ist. Ich habe so oft gelacht – nicht nur über seine unfreiwillig komischen Phrasen, sondern auch, weil er in all seinem Chaos eine tiefe Lebensklugheit mitbringt. Er ist schillernd, loyal, warmherzig und überraschend weise. Hinter seiner exzentrischen Fassade verbirgt sich ein Mensch, der sich für andere einsetzt, der erkennt, wann es ernst wird, und der weiß, wie man jemanden anstößt, ohne ihn zu Fall zu bringen.
Bo, die eigentliche Hauptfigur, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Seine Selbstzweifel, seine Zurückhaltung und seine Unsicherheiten sind so greifbar beschrieben, dass ich mich in vielen Momenten selbst wiedererkannt habe. Er ist sympathisch, authentisch und aufrichtig. Durch Dr. Meermann wird er aus seiner Reserve gelockt, gefordert und wächst schließlich über sich hinaus. Die Verbindung der beiden ist humorvoll, tiefgründig und absolut lesenswert.
Und dann ist da noch Bos Freund Jan, der mit seiner Art eine ganz eigene humorvolle Note in die Geschichte einbringt. Seine Leidenschaft fürs Sammeln falscher Sprichwörter passt einfach perfekt, und Meermanns Äußerungen liefern ihm dazu ein Feuerwerk an Material. Die Kombination aus Witz, ehrlicher Freundschaft und tiefer Lebensphilosophie hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
Obwohl das Buch Themen wie Selbstfindung, mentale Stärke und beruflichen Neuanfang behandelt, gelingt es Caspar Bendix trotz aller Komik nie, die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Es ist dieser einzigartige Humor, der den Ton angibt, ohne dabei an Tiefgang zu verlieren. Die Dialoge sind pointiert, der Stil locker und lebendig, die Kapitel angenehm strukturiert und das Tempo genau richtig, sodass man immer weiterlesen möchte.
Mit diesem Buch hat Caspar Bendix bewiesen, dass Geschichten über Veränderung und Selbstfindung nicht schwer oder trocken sein müssen. „Born to Perform” ist smart, herzerwärmend, voller Charme – und vor allem urkomisch.
"Meerblick auf vier Pfoten" ist eine leichte, sommerliche Lektüre mit einem angenehmen, flüssigen Schreibstil, der es leicht macht, in die Geschichte einzutauchen. Die Erzählweise ist zugänglich und sorgt dafür, dass man sich schnell in der norddeutschen Küstenkulisse zurechtfindet.
Im Mittelpunkt steht Merle, die nach einer schweren Zeit versucht, neu anzufangen. Ihre Figur hat mich emotional berührt – ihr Schmerz, ihre Unsicherheit und ihre inneren Konflikte waren greifbar. Doch gleichzeitig ließ sie mich oft ratlos zurück. Besonders ihre Verschlossenheit gegenüber jenen, die ihr nur Gutes wollten, hat mich zunehmend frustriert. Menschen wie Edda, die ihr trotz langer Funkstille, Vertrauen und Raum schenken, begegnet sie mit einer Distanziertheit, die schwer nachvollziehbar ist. Natürlich kann man verstehen, dass sie sich für vergangene Entscheidungen schämt, aber die Tatsache, dass sie ihre Trennung und ihren Neuanfang nicht offen aussprechen konnte, nahm der Geschichte an Authentizität.
Auch die Handlung selbst war stellenweise überladen. Die Geschichte ist gespickt mit dramatischen Wendungen: Von Bränden und schweren Unwettern bis hin zu persönlichen Rückschlägen ist alles dabei. Diese wirkten in der Summe etwas konstruiert. Weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen, um den emotionalen Momenten mehr Tiefe und Raum zu geben.
Irritierend fand ich auch, wie selbstverständlich Merle auf Eddas Hof Veränderungen einführt, ohne dass eine vorherige Annäherung oder ein wachsendes Vertrauen zwischen den beiden Frauen aufgebaut wurde. Es fehlte an emotionaler Verbindung und nachvollziehbarer Entwicklung ihrer Beziehung. Ich hätte mir hier mehr Feingefühl in der Darstellung ihrer Wiederannäherung gewünscht.
Positiv hervorheben möchte ich jedoch, dass Merle trotz aller Schwierigkeiten versucht, ihren Traum zu verwirklichen. Ihre Entschlossenheit, sich ein neues Leben aufzubauen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Roman und gibt der Geschichte Hoffnung. Die Liebesgeschichte mit Jonas war vorhersehbar, aber liebevoll erzählt. Besonders Merles innere Zerrissenheit in Bezug auf Nähe und Vertrauen wurde hier glaubhaft dargestellt.
Insgesamt ist "Meerblick auf vier Pfoten" ein angenehmes Buch für Zwischendurch, das mit Leichtigkeit erzählt wird, aber an einigen Stellen emotional und erzählerisch mehr Tiefe vertragen hätte. Wer eine ruhige Geschichte mit einem Hauch Romantik, einem tierischen Begleiter und einer Prise Drama sucht, wird hier auf jeden Fall fündig.
Große Ideen, wenig Tiefe: Eine Zukunft voller Konflikte
Die Schatten der Solaren Union präsentiert sich als ambitionierter Sci-Fi-Politthriller, der mit einer spannenden Grundidee aufwartet: Machtkämpfe zwischen politischen Lagern, skrupellose Konzerne, persönliche Identitätskrisen und gesellschaftliche Umbrüche im Jahr 2256. Doch leider bleibt die Umsetzung hinter den Erwartungen zurück und dem Thriller gelingt es nicht, sein Potenzial voll auszuschöpfen.
Bereits der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich schwierig. Ohne Prolog oder erklärenden Rahmen wird man abrupt in einen komplexen Wahlkampf geworfen, begleitet von einer Flut an Namen, Figuren und Handlungssträngen. Die zahlreichen Perspektivwechsel, oft sogar innerhalb eines Kapitels und ohne klare Abgrenzung, erschweren es, eine emotionale Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Stattdessen bleibt vieles an der Oberfläche und wirkt überfrachtet. Die Figuren, seien es PolitikerInnen, UnternehmerInnen oder AktivistInnen, wirken oft wie FunktionsträgerInnen, nicht wie Menschen mit Tiefe.
Besonders enttäuschend ist, dass die eigentliche Science-Fiction-Welt kaum greifbar wird. Die Handlung spielt auf verschiedenen Planeten des Sonnensystems, doch es fehlt an geografischer oder atmosphärischer Beschreibung. Wie leben die Menschen dort? Wie wurde die Besiedelung technisch möglich gemacht? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Das Potenzial einer faszinierenden Zukunftswelt wird verschenkt. Selbst am Ende, wo im Anhang einige Informationen zu Parteien und Figuren geliefert werden, hätte ich mir zumindest eine kurze Beschreibungen der Planeten oder technologischer Entwicklungen gewünscht.
Auch gesellschaftlich wirkt das Buch erstaunlich rückständig: Homophobie und restriktive KI-Gesetze bestimmen den Alltag, ohne dass diese Zustände sinnvoll begründet oder kritisch eingeordnet werden. So wirken manche Elemente eher wie Relikte der Gegenwart statt visionäre Gedankenspiele einer fernen Zukunft. Für mich bleibt ein verwirrendes Weltbild zurück, dass die Chance verpasst, Zukunft durchdacht zu gestalten.
Trotz dieser Kritikpunkte lässt sich das Potenzial der Geschichte nicht leugnen. Die Grundkonflikte sind interessant und hätten mit mehr Tiefgang, stärkerem Weltenbau und klarerer Struktur durchaus zu einem packenden Thriller werden können.
Insgesamt ist es ein ambitioniertes Buch, das für mich überladen scheint und Luft nach oben hat. Eventuell lesenswert Fans mit Geduld und der Hoffnung, dass im zweiten Teil die fehlenden Lücken geschlossen werden.
Chaos anstatt Sommerflair – Wenn gute Ideen an der Umsetzung scheitern
Merci Agneta – Sommer auf Französisch klang für mich nach einer leichten, gefühlvollen Sommerlektüre mit französischem Flair. Leider konnte der Roman meine Erwartungen nicht erfüllen.
Das zentrale Problem liegt in der starken Fokussierung auf die innere Gedankenwelt der Hauptfigur Agneta. Ihre Selbstgespräche und wirren Gedankenschleifen nehmen so viel Raum ein, dass die eigentliche Handlung kaum noch stattfindet. Die Geschichte, die man als roten Faden bezeichnen könnte, kommt nur schleppend voran.
Man könnte annehmen, dass die ausführlichen inneren Monologe zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der Figur führen. Doch das war leider nicht der Fall. Denn obwohl Agnetas Identitätskrise deutlich im Mittelpunkt steht, sind eine erkennbare Entwicklung oder ein innerer Wandel der Protagonistin kaum spürbar. Anstatt eines echten Erkenntnismoments verliert sich die Erzählung in Wiederholungen. Ich hoffte immer wieder auf eine Wendung, auf einen Fortschritt, doch vergeblich, der blieb aus.
Mit der Zeit wurde das Lesen zunehmend anstrengend. Die vielen Seiten voll verwirrter Gedanken wirkten ermüdend. Oft verleiteten sie mich dazu, Abschnitte zu überfliegen, um zur eigentlichen Handlung zurückzufinden. Die Erzählung zog sich hin und meine anfängliche Neugier wich zunehmender Frustration.
Erschwerend kam für mich die sprachliche Gestaltung hinzu: In den Konversationen zwischen den Figuren wechselte der Text ständig zwischen Deutsch, Französisch und Englisch. Teilweise sogar innerhalb eines einzigen Satzes. Zwar ist klar, dass diese Mehrsprachigkeit Agnetas Kommunikationsprobleme spiegeln soll, doch die Umsetzung war schlicht überladen und störte den Lesefluss erheblich. Besonders problematisch empfand ich, dass viele dieser Passagen nicht ins Deutsche übertragen beziehungsweise nicht im Anschluss sinngemäß erklärt wurden. Dadurch blieben Teile des Dialogs unverständlich.
Zusätzlich irritierend waren die Szenen, in denen mithilfe von Google-Übersetzungen Gespräche eingefügt wurden. Diese teils nicht nachvollziehbaren Dialoge waren ebenfalls sehr holprig zu lesen und boten häufig keinen echten Mehrwert.
Dabei hätte die Geschichte durchaus Potenzial gehabt. Agnetas Lebensgeschichte ist in ihren Grundzügen bewegend und hätte in einem anderen Rahmen vermutlich sehr berühren können. Doch in diesem Buch verlieren sich die wichtigen Themen leider in einem sprachlichen und erzählerischen Chaos, das wenig Raum für echte Emotionen lässt.
Unterm Strich bleibt für mich ein enttäuschender Leseeindruck: Die Grundidee ist interessant, scheitert aber an der Umsetzung. Stil, Struktur und Gewichtung der Inhalte machen den Roman unnötig anstrengend. Schade, das hätte mehr sein können.
Bewertung vom 03.05.2025
Schlosser, Antonia;Kestler, Katharina;Bartelmus, Lisa
Zwischen Gipfeln und Grenzen – Eine Reise durch die wilden Berge des Balkan
Wilde Berge des Balkan war mein erstes Buch aus dem Genre Wandertagebuch. Entsprechend unvoreingenommen und neugierig bin ich an die Lektüre herangegangen. Was ich entdeckt habe, war eine wunderbar gelungene Mischung aus persönlichem Reisebericht und sachlichem Wanderführer.
Die drei Autorinnen nehmen uns mit auf ihre mehrwöchige Fernwanderung entlang des High Scardus Trails und schaffen es durch ihren angenehmen und zugänglichen Schreibstil, Nähe aufzubauen. Besonders gut gelingt ihnen die Balance zwischen persönlichen Eindrücken, Emotionen und Reflexionen. Die unterschiedlichen Erfahrungslevel und Sichtweisen der drei Frauen machen das Gelesene greifbar und authentisch. Man fiebert mit - vor allem in den Momenten, in denen etwas schief läuft, sei es durch schlechtes Wetter, persönliche Herausforderungen oder Zweifel an der eigenen Belastbarkeit. Spannend bleibt immer die Frage, ob es die drei tatsächlich bis zum Ende schaffen.
Neben den persönlichen Erlebnissen punktet das Buch mit einer Fülle von Hintergrundinformationen. Die LeserInnen erfahren viel über Geschichte, Politik, den wachsenden Tourismus und den Naturschutz in den genannten Balkanregionen. Diese Informationen verleihen der Reise eine wertvolle Tiefe. Allerdings hätte ich mir bei den ganzen spannenden Fakten vereinzelte Quellenangaben oder Literaturhinweise gewünscht, um die Sachlichkeit des Buches noch mehr zu untermauern.
Ein besonderes Highlight war für mich das Kapitel „Alles, was du für deinen Trip in die Wildnis wissen musst“. Hier wird sehr eindrucksvoll gezeigt, wie viel Vorbereitung, Organisation und körperliches Training hinter so einer Unternehmung steckt. Gerade für Wanderneulinge ist dieser Abschnitt äußerst wertvoll, denn er räumt mit der Vorstellung auf, eine solche Tour sei ein spontaner Ausflug. Stattdessen wird hier deutlich, wie wichtig Erfahrung, physische als auch psychische Belastbarkeit und der Respekt vor der Natur sind. Dass die Autorinnen hier nicht romantisieren, sondern realistisch über Gefahren und Grenzen sprechen, empfand ich als sehr authentisch und verantwortungsbewusst.
Ein kleiner Kritikpunkt ist die Platzierung der Fotos. Am Ende des Buches finden sich eindrucksvolle Fotos zu den einzelnen Etappen. Diese hätten jedoch ihre volle Wirkung entfalten können, wenn sie direkt in die entsprechenden Kapitel eingefügt worden wären. In Kombination mit dem jeweiligen Text hätten sie z.B. die Stimmungen, Emotionen und Landschaften noch stärker unterstreichen können. So gehen die starken Bilder auf den letzten Seiten etwas unter.
Umso mehr haben mich jedoch die integrierten Interviews mit den Menschen begeistert, denen die Autorinnen auf ihrem Weg begegnet sind. Diese Stimmen aus der Region geben dem Buch eine zusätzliche Perspektive. Sie machen spürbar, wie die Menschen vor Ort mit dem Tourismus, der politischen Situation und den Veränderungen in ihrer Heimat umgehen. Damit gelingt es dem Buch nicht nur eine Reise von außen zu beschreiben, sondern auch einen tiefen und berührenden Einblick in den sozialen und kulturellen Kontext zu geben.
Insgesamt ist Wilde Berge des Balkan ein spannender und informativer Reisebericht, der auch zum Nachdenken anregt. Es geht nicht nur um das Unterwegssein in der Natur, sondern auch um persönliche Grenzen, Teamgeist, Verantwortung und den respektvollen Umgang mit sich selbst und der Welt. Auch wenn der sachliche Anspruch aufgrund fehlender Quellen nicht ganz erfüllt wird, bleibt es ein sehr empfehlenswertes Buch – nicht nur für Wanderbegeisterte, sondern für alle, die davon träumen, ihre Komfortzone zu verlassen und neue Wege zu gehen.
Verborgene Verbindungen und wachsende Freundschaften – Ein mitreißender Start in eine neue Mystery-Reihe
Das blaue Auge auf dem Cover von Mystery Eye – Telepathie ist nicht nur ein echter Hingucker, sondern spiegelt auch perfekt den Kern der Geschichte wider. Es symbolisiert das geheimnisvolle Flammenauge, das die Protagonistinnen und Protagonisten miteinander verbindet – ein zentrales Motiv, das sich durch den gesamten Roman zieht.
Die Handlung entwickelt sich von Beginn an dynamisch und die Spannung bleibt durchgehend hoch. Susann Blum gelingt es, die LeserInnen sofort in die Geschichte hineinzuziehen, indem sie geschickt immer wieder kleine Hinweise auf die Vergangenheit der Figuren einstreut. So werden die Hintergrundgeschichten der Charaktere Stück für Stück enthüllt, was ihre Motive und Handlungen nachvollziehbar macht. Gerade dieser behutsame Aufbau spiegelt die anfängliche Skepsis und das langsam wachsende Vertrauen zwischen den Figuren glaubhaft wider und verleiht ihnen eine angenehme Authentizität.
Blums Schreibstil ist lebendig und lässt sich angenehm flüssig lesen. Ihre Erzählweise macht es leicht, in die Handlung einzutauchen und stetig neugierig auf die nächsten Entwicklungen zu bleiben. Besonders gelungen ist, dass sich die Geschichte nicht allein auf die Thematik der Telepathie konzentriert, sondern auch wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Akzeptanz aufgreift. Dadurch erhält der Roman zusätzliche Tiefe, ohne seine Leichtigkeit zu verlieren.
Für den vollen Lesegenuss ist es jedoch empfehlenswert, offen für das Mystery-Element zu sein. Denn die Idee der telepathischen Verbindung prägt die Geschichte maßgeblich und verleiht ihr einen fantasievollen Touch. Wer sich dennoch darauf einlässt, wird schnell von der besonderen Atmosphäre des Buches gefesselt.
Das Ende wartet mit einem überraschenden Cliffhanger auf, der große Lust auf die Fortsetzung macht, auch wenn ich persönlich noch etwas unsicher bin, ob ich direkt weiterlesen werde. Neugierig auf die weitere Entwicklung der Figuren und der Geschichte bin ich aber definitiv.
Insgesamt ist Mystery Eye – Telepathie ein gelungener Auftakt zu einer spannenden Reihe, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene begeistert. Eine mitreißende Mischung aus Mystery, Freundschaft und innerem Wachstum, die Lust auf mehr macht!
Italienische Kulisse, starke Frauen und der Mut zur Veränderung
Lieber Solo als Allein von Tessa Henning ist ein unterhaltsamer, leicht zu lesender Roman, der sich wunderbar als Urlaubslektüre eignet – nicht zuletzt, weil er selbst so viel Urlaubsstimmung vermittelt. Bereits das Cover gibt einen stimmungsvollen Hinweis auf den Inhalt: Es zeigt die drei Generationen von Frauen, um die sich die Geschichte dreht, und spiegelt damit die zentrale Konstellation des Romans treffend wider. Auch der weiche Einband macht das Buch zu einem angenehmen Begleiter – im wahrsten Sinne des Wortes liegt es leicht und griffig in der Hand.
Die Handlung führt die Leserinnen und Leser ins malerische Umbrien, und genau hier liegt eine der großen Stärken des Romans: Die Beschreibungen der Region sind so lebendig und detailliert, dass man sofort Lust bekommt, selbst durch die engen Gassen zu schlendern, das mediterrane Flair zu genießen und die warme italienische Sonne auf der Haut zu spüren. Tessa Henning gelingt es hervorragend, die Atmosphäre Umbriens einzufangen und sie zum fühlbaren Schauplatz ihrer Geschichte zu machen.
Im Mittelpunkt stehen drei Frauen aus unterschiedlichen Generationen: Gabriele, die sich nach Jahren der Routine endlich traut, auszubrechen und Neues zu wagen; ihre Tochter Katrin, die sich wieder auf die wahren Werte ihres Lebens besinnt; und Enkelin Leonie, die vor großen Entscheidungen steht, die ihre Zukunft maßgeblich beeinflussen werden.
Jede von ihnen macht im Laufe der Geschichte eine spürbare Entwicklung durch, was den Roman auf inhaltlicher Ebene bereichert.
Was mir jedoch gefehlt hat, war die emotionale Tiefe. Trotz der interessanten Figuren und ihrer persönlichen Wendepunkte konnte ich keine wirkliche Verbundenheit zu ihnen aufbauen. Die Geschichte ließ mich über weite Strecken hinweg emotional unberührt, was schade ist – denn das Potenzial für große Gefühle war durchaus da.
Möglicherweise liegt das an der sehr kompakten Erzählweise. Die Handlung spielt sich gefühlt innerhalb weniger Tage ab, in denen zahlreiche Themen und Herausforderungen auftauchen und abgearbeitet werden. Dadurch wirkt vieles überstürzt und etwas unauthentisch, fast so, als wolle die Geschichte zu viel in zu kurzer Zeit erzählen.
Auch der Titel hat mich im Nachhinein eher irritiert. Zwar wird im Buch der Satz „Lieber Solo als Allein“ aufgegriffen und in einen passenden Kontext gesetzt, doch der Titel weckt andere Erwartungen. Denn letztlich ist keine der Protagonistinnen am Ende „solo“ – vielmehr geht es um Neuanfänge, das Reflektieren von Beziehungen und das Wiederentdecken der eigenen Bedürfnisse.
Trotz dieser kleinen Schwächen ist Lieber Solo als Allein ein gelungenes Buch für entspannte Lesestunden. Wer Lust auf eine generationsübergreifende Geschichte mit italienischem Flair, persönlichen Wendepunkten und leichtem Erzählstil hat, wird mit diesem Roman gut unterhalten.
Ein vielschichtiger Kriminalroman über Geheimnisse, Macht und das Streben nach Gleichberechtigung
Sally Smiths "Der Tote in der Crown Row" ist ein atmosphärischer Kriminalroman, der durch sein gelungenes Setting, seine spannungsgeladene Handlung und seine gesellschaftskritischen Untertöne überzeugt.
Schon das Cover ist ein echter Hingucker. Es ist stimmungsvoll und passt perfekt zu dem Ort, an dem die Geschichte spielt. Die Crown Row wird als Schauplatz so lebendig beschrieben, dass man als LeserIn sofort ein Gefühl für diesen geheimnisvollen und zugleich geschichtsträchtigen Ort bekommt. Besonders gelungen ist der anhaltende Spannungsbogen. Bis zur letzten Seite bleibt unklar, wer der Täter ist. Die Autorin versteht es hervorragend, immer wieder neue Hinweise einzustreuen und LeserInnen auf falsche Fährten zu locken. Die Auflösung am Ende ist schlüssig, überraschend und berührend zugleich.
Als einen weiteren Pluspunkt empfinde ich, die Entwicklung der Figuren. Im Verlauf der Handlung werden nach und nach die Geheimnisse der verschiedenen ProtagonistInnen enthüllt. Diese Offenbarungen verleihen den Charakteren Tiefe und machen sie vielschichtiger, als es zunächst den Anschein hatte.
Bemerkenswert ist auch die gesellschaftliche Ebene, die in die Krimihandlung eingeflochten ist: Die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen, die fehlenden Rechte und der unterdrückte Wunsch nach Freiheit und Gleichberechtigung werden feinfühlig, aber deutlich thematisiert. Der Roman schafft es, die Lebensrealität vieler Frauen in einer von Männern dominierten Gesellschaft spürbar zu machen.
Etwas weniger gelungen fand ich den Einstieg in den Roman. Es fiel mir zunächst schwer, richtig in die Geschichte hineinzufinden. Erst im letzten Drittel kam für mich der Lesefluss in Gang und die Handlung konnte mich vollends fesseln.
Zudem wirkten die Gedankengänge des Hauptprotagonisten stellenweise etwas sprunghaft. Die Erklärungen für seine Überlegungen wurden oft erst im nächsten Kapitel nachgereicht, was teilweise verwirrend war.
Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist "Der Tote in der Crown Row" ein durchweg lesenswerter historischer Krimi, der mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Atmosphäre und gesellschaftlich relevanten Themen punktet.
Ein liebevolles Bilderbuch, das zeigt: Jeder Körper ist richtig und schön
So viele Körper ist ein wunderschönes und wichtiges Bilderbuch, das auf kindgerechte Weise Vielfalt, Akzeptanz und Selbstbewusstsein vermittelt.
Schon beim ersten Durchblättern fallen die liebevollen und farbenfrohen Illustrationen ins Auge. Gezeigt werden verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Körpern: groß, klein, rund, zart, mit Sommersprossen, Narben, körperlichen Besonderheiten oder Hilfsmitteln. Die Illustrationen sind so vielfältig und einfühlsam gestaltet, dass sich viele Kinder und auch Erwachsene darin wiederfinden können. Das macht das Buch zu einem wunderbaren Spiegel unserer Gesellschaft.
Besonders gefallen hat mir der kurze, gereimte Text, der sich auf das Wesentliche konzentriert. In einfachen, verständlichen Sätzen wird den Kindern vermittelt: Jeder Mensch ist einzigartig und genau so wie er ist, vollkommen richtig.
Durch die Reimform und die klare, reduzierte Sprache eignet sich das Buch auch hervorragend für jüngere Kinder oder solche, die noch nicht so gut sprechen können. Die Botschaft bleibt klar und verständlich, ohne lange Erklärungen, dafür aber mit umso mehr Herz.
So viele Körper schafft es, Kindern spielerisch zu zeigen, dass Vielfalt etwas Schönes ist. Es stärkt das Selbstbewusstsein und regt zu Gesprächen über Akzeptanz und Toleranz an. Für Eltern, ErzieherInnen und alle, die Kindern ein positives Körpergefühl vermitteln möchten, ist dieses Buch ein echtes Highlight.
Ein rundum gelungenes Bilderbuch, das liebevoll illustriert, mit viel Feingefühl erzähl ist und viele Menschen ansprechen kann. Für mich ein absolutes Must-Have im Kinderbuchregal!
Das Cover von "Von Stufe zu Stufe" ist ebenso raffiniert gestaltet wie die Geschichte selbst: Es zeigt grafisch einen ausgerollten Film, der zugleich als Stufen interpretiert werden kann – eine gelungene visuelle Anspielung auf den gleichnamigen Film von 1909 und die Entwicklung des Handlungsstrangs in der Gegenwart.
Der Roman spielt auf zwei miteinander verwobenen Zeitebenen. In der Gegenwart begleiten wir den Filmwissenschaftler Marc, einen jungen Wiener im Jahr 2021, der zwischen einem langweiligen Archivjob und einem Nebenjob als Kartenabreißer im Kino feststeckt. Um dem Alltag zu entfliehen, sucht er als Roofer den Nervenkitzel auf Wiens Dächern. Durch seine Begegnung mit Katalina, der ukrainischen Pflegerin seiner Großmutter, wird er ungewollt in ein Abenteuer verwickelt: die Suche nach verschollenen Filmdosen aus der Stummfilmzeit. Diese Spur führt ihn bis in die Ukraine, kurz vor dem Ausbruch des Krieges. Obwohl Marc als Figur zunächst schwer greifbar wirkt und mir etwas fremd blieb, machten seine Ängste und seine direkte, manchmal unbeholfene Art ihn am Ende doch sympathisch und menschlich.
Der zweite Erzählstrang führt uns ins Jahr 1909 und zeichnet den spannenden Weg von Louise Kolm, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Anton Kolm und Jakob Fleck die österreichische Filmindustrie mitbegründet. Ihr Werdegang von der Fotografin zur Pionierin des abendfüllenden Spielfilms wird lebendig und detailreich erzählt. Besonders gelungen finde ich die Darstellung von Louises Entwicklung: Ihre Entschlossenheit, sich in einer von Männern dominierten Branche durchzusetzen, verleiht dem Buch eine starke feministische Note, ohne belehrend zu wirken.
Der Schreibstil von Felix Kucher ist angenehm und lässt sowohl die historischen als auch die gegenwärtigen Szenen realistisch und plastisch wirken. Die Beschreibungen der technischen Entwicklungen rund um die Kinematographen-Theater sowie die Herausforderungen bei der Produktion des ersten österreichischen Spielfilms sind für Filmbegeisterte ein echtes Highlight. Für weniger filmhistorisch interessierte LeserInnen könnten diese Passagen jedoch etwas langatmig wirken.
Dennoch bleibt das Buch durch seine spannende Thematik und die gelungene Verknüpfung von zwei Zeitebenen lesenswert.
Insgesamt ist „Von Stufe zu Stufe“ eine interessante und gut recherchierte Hommage an die Anfänge der österreichischen Filmgeschichte. Die abenteuerliche Spurensuche wird durch die historischen Einschübe lebendig ergänzt und bietet einen interessanten Blick in eine Zeit, in der der Film gerade erst begann, die Welt zu erobern.
Für Fans der frühen Filmgeschichte und alle, die Lust auf einen kurzweiligen historischen Roman mit einem modernen Twist haben, ist dieses Buch absolut lesenswert.
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