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Benutzername: 
Tina
Wohnort: 
Herne
Über mich: 
Ich liebe generell spannende Lektüre - egal ob Krimi oder Thriller. Ich blogge darüber auf meiner Seite https://tinas-buch-rezensionen.de

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2019
Smiling Man. Das Lächeln des Todes / Aidan Waits ermittelt Bd.2
Knox, Joseph

Smiling Man. Das Lächeln des Todes / Aidan Waits ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Zum Teil wegen der Ereignisse aus Dreckiger Schnee, dem ersten Band der Reihe, schiebt DC Aidan Waits nun Dienst in der unbeliebte Nachtschicht. Eine Schicht, die so etwas wie das Abstellgleis ist und wer dort sitzt, landet für sehr lange Zeit nicht auf der Beförderungsliste. DI Peter "Sutty" Sutcliffe teilt sein Schickdsal, Freunde sind die beiden deswegen aber noch lange nicht.

Charakterentwicklung
Ich habe besagten ersten Band nicht gelesen und meist machte mir das auch nichts. Die wichtigsten Dinge werden im vorliegenden Buch immer mal wieder thematisiert, so dass ich problemlos mitkomme. Trotzdem ärgere ich mich ein bisschen, denn die Feinheiten und vor allem die Charakterentwicklung des Protagonisten fehlen mir so natürlich. Aber egal - ich komme schon klar :-)

Palace Hotel
Nachdem die Kollegen der Nachtschicht in besagtes Palace Hotel gerufen wurden, erwartet sie in Zimmer 413 ein bizarrer Anblick. In Raum 413 finden sie einen Mann auf einem Stuhl, direkt am Fenster. Er macht einen gepflegten Eindruck, hat kobaltblaue Augen, grinst sehr breit und ist mausetot. Ich denke dabei unwillkürlich an den Joker und dessen ewiges Lächeln aus der Batman-Verfilmung

Autopsie
Erst bei der Autopsie offenbaren sich dann noch gewisse Details. Seine Fingerabdrücke wurden operativ entfernt, seine Zähne wurden allesamt entfernt und durch Stifte mit Kronen ersetzt und er wurde vergiftet. Aiden und Sutty entdecken, dass Räume im Palace Hotel an Prostituierte vermietet wurden, was den Fall erheblich verkompliziert und der verletzte Wachmann vor Ort ist auch keine Hilfe.

Manchester
Es gibt kaum Spuren, die man verfolgen kann, dennoch folgen die beiden jedem noch kleinen Hinweis. Das Manchester in dieser Story ist ein dunkler, unangenehmer, irgendwie ständig schwül-feuchter Ort, an dem man sehr schnell in brenzlige Situationen gerät. Aber während ich als Leser mit Aiden durch dieses schmuddelige Nachtleben stapfe, erfahre ich vieles darüber warum er so ist, wie er eben ist und zum Teil verstehe ich ihn sogar.

Wally
Zwischen den Kapiteln die sich der Suche nach der Identität des Toten aus dem Palace Hotel widmen und denen, die sich Aidens Vergangenheit widmen, gibt es immer wieder Kapitel mit dem kleinen Wally als Protagonisten. Wally ist ein neunjähriger Junge, der gezwungen wird, Raubüberfälle und Einbrüche zu begehen, aber obwohl es dort keine offensichtlichen Schilderungen von Gewalt gibt, verursachen mir diese Kapitel mir noch die meiste Gänsehaut.

Atmosphärisch
Joseph Knox hat offenbar eine großartige Begabung atmosphärisch dichte Geschichten zu erzählen. Er hat in Smiling Man - Das Lächeln des Todes Szenen erschaffen, die mir noch lange im Gedächtnis blieben - jedenfalls, nachdem sich meine feinen Nackenhärchen wieder beruhigt an meinen Hals geschmiegt haben :-) Wer allerdings auf ein “Ende gut, alles gut” wartet, wird bitter enttäuscht.

Mein Fazit:
Smiling Man - Das Lächeln des Todes von Joseph Knox ist eine düsterer, dunkler Thriller mit einem Protagonisten, der mich als Leser manchmal echt frustriert hat - dem ich aber trotzdem immer wieder die Daumen gedrückt habe. Wer es gerne düsterer und ohne Happy End mag, dem kann ich das Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 01.10.2019
Bitterer Zorn / Kommissar Steiger Bd.4
Horst, Norbert

Bitterer Zorn / Kommissar Steiger Bd.4


ausgezeichnet

Dumitru und Sorin, beide noch minderjährig, brechen in eine Haus ein. Die Alarmanlage macht ihnen dann aber nach Sekunden mit ihrem schrillen Ton einen Strich durch die Rechnung. Die beiden fliehen, verlieren sich aber auf ihrer Flucht aus den Augen und Sorin bleibt auch später verschwunden, während Dimitru dann doch bei der Polizei landet.

Clanfamilie
Beinahe zur  selben Zeit bekommt Steiger einen Hinweis einer  verdeckten Informantin, dass das Kind einer kriminellen Clanfamilie entführt wurde. Wie in diesen Kreisen üblich will die Großfamilie die Angelegenheit ohne jede Einmischung regeln, was einen mittleren Krieg auslösen könnten. Das gilt es natürlich zu verhindern ohne die Informantin in Gefahr zu bringen.

Unternehmer
Parallel zu diesen Fällen arbeitet Steigers Kollegin Jana beinahe heimlich an der Entführung einer Unternehmergattin. Da die Familie mehr als wohlhabend ist und die Entführer wollen natürlich nicht, dass die Polizei informiert wird. Deshalb lautet die Anweisung hübsch im Hintergrund bleiben und die Unternehmergattin nicht zu gefährden. Erstaunlicherweise klappt das alles hier irgendwie besser als in den beiden anderen Fällen.

Steiger
Thomas Adam, oder besser Steiger, ist schon ein bisschen das lebendig gewordene Ermittlerklischee. Er erinnert mich ein wenig an “Schimmi” den Duisburger Kult-Kommissar aus der Tatort-Reihe der ARD, nur moderner. Steiger ist ebenso gern inoffiziell unterwegs, ziemlich trinkfest und hat es nicht so sehr mit seinen Vorgesetzten. Aber er hat auch genau denselben ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und beisst sich gerne mal in seinen Fällen fest.

Einblick
In recht kurzen, knappen Kapiteln stellt sich immer abwechselnd die Lage in je einem der drei Kriminalfälle dar. Das sorgt auf jeden Fall für viel Tempo, sorgt aber auch dafür, das ich als Leser einen recht guten Einblick in die Probleme und Motive der Verbrecher bekomme. Trotzdem fühle ich mich nicht dazu gedrängt, mich auf eine Seite festlegen zu müssen. Aber es wird schnell klar, das die Grenzen zwischen richtig und falsch auch mal fließend sind.

Gesamtbild
Am Ende werden die Schicksale aller handelnden Personen miteinander verwoben und ergeben so etwas wie ein Gesamtbild. Das dieses Gesamtbild vielleicht nicht sonderlich hübsch ist, ist eine andere Frage. Nicht alle im Buch angesprochenen Probleme werden zur Zufriedenheit der Ermittler und der Leser gelöst und es bleibt ein gewisser bitterer Nachgeschmack zurück - eben der bittere Zorn.

Mein Fazit:
Bitterer Zorn von Norbert Horst ist ein schneller, spannender und recht realistischer Krimi, der ohne allzu große Gewaltdarstellungen auskommt. Ich hatte meine Gedanken noch eine ganze Weile nach der letzten Seite bei den Protagonisten und ihren Schicksalen. Wer realitätsnahe Krimis mag, dem kann ich das Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 05.09.2019
Die Freundin
Perks, Heidi

Die Freundin


ausgezeichnet

Die Freundin dreht sich um die Geschichte zweier sehr ungleicher Frauen, die sich trotz aller Unterschiede angefreundet haben. Aber gleichzeitig dreht sie sich auch um all die Lügen hinter denen sich beide verstecken und um die bittere Wahrheit, die beide damit verdecken wollten. Aber irgendwie bahnt sich die Wahrheit ja doch immer ihren Weg ..

Zeitzonen
Aufgeteilt ist da Buch in zwei “Zeitzonen”. Einmal gibt es die Zeit des Schulfestes und das Jetzt, die Zeit der der Polizeiverhöre. Als Leser bin ich sowohl in Harriets, als auch in Charlottes Gedankenwelt unterwegs und ich kann beide Frauen gut verstehen und fühle mit beiden mit. Je nachdem bei welcher ich grad bin, schafft es Heidi Perks, dass meine Loyalität immer gerade der entsprechenden Person gehört.

Harriet
Als Mutter kann ich natürlich Harriets wachsende Panik und ihre Schuldgefühle nachvollziehen. Harreits Ehemann Brian entpuppt sich dabei eher als Kontrollfreak, denn als liebender Ehemann und Vater. Das dieser seine Wut nun so ganz auf Charlotte projiziert ist allerdings auch zu verständlich.

Charlotte
Aber auch Charlottes Probleme kann ich verstehen, denn ich habe ja auch schon die Kinder einer Freundin gehütet. Von der Position “Mutter des Jahres” quasi zur “Ausgestoßenen der Gemeinschaft” zu wechseln und sich dabei selber mit Zweifeln und Vorwürfen zu zerfleischen ist auch nicht angenehmer. Zudem fürchtet sie sich natürlich davor, dass ihr eine Strafe bevorsteht, die sie von ihren eigenen KIndern trennt.

Tempo
Viel mehr kann man zu dem Buch eigentlich gar nicht sagen, ohne die Handlung zu verraten. Der stetige Perspektivwechseln sorge für reichlich Tempo, aber er sorgt - bei mir jedenfalls - dafür, dass ich gelegentlich nicht mehr zwischen Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass Charlotte, Harriet und Brian nur erfundene Persönlichkeiten sind.

Wendungen
Es gab immer wieder Wendungen, die mich wirklich überrascht haben und die auch immer wieder meine Loyalitäten in Frage stellten. Die Frage, wie ich mich in einer ähnlichen Situation verhalten hätte ließ mich lange Zeit nicht los. Auch die sehr realistische Darstellung, was in dieser ganzen Zeit in den Sozialen Medien zu dieser Angelegenheit passierte machte mich sehr nachdenklich.

Mein Fazit:
Die Freundin ist ein spannender, temporeicher und sehr realistisch anmutender Psychothriller von Heidi Perks. Ich fand ihn wahnsinnig toll geschrieben und hatte ihn in rekordverdächtiger Zeit durchgelesen, aber beschäftigt hat sein Inhalt mich noch viel länger.

Bewertung vom 03.09.2019
Todesmal / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.5
Gruber, Andreas

Todesmal / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.5


ausgezeichnet

Spannend und mit viel Tempo treibt Andreas Gruber mich durch Todesmal. Das Team um Maarten S. Sneijder hetzt von Schauplatz zu Schauplatz und trifft immer nur um ein paar Minuten zu spät ein. Das frustriert die Ermittler natürlich ungemein und sie versuchen zuerst einmal hinter die Beweggründe der Morde zu kommen.

Vorleben
In einigen wenigen Rückblicken erfährt man ein bisschen etwas über das Leben der Nonne in dem abgelegenen Ordenshaus in Österreich. Dazu kommen dann diverse Ermittlungsergebnisse und so kann man sich die Dinge mehr und mehr zusammenreimen. Was man dabei allerdings so nach und nach erfährt, lässt einem dann schon das Blut in den Adern gefrieren.

Freiheiten
Das Sneijder und sein Team bei ihren Ermittlungen so ziemlich alle Grundlagen eines Rechtsstaates außer Acht lassen, in Deutschland ebenso wie in Österreich, nehme ich dann mal so als künstlerische Freiheit hin :-) Hier stört es mich nicht, in der Realität sähe das sicherlich ganz anders aus. Dafür ist die Geschichte dann aber wirklich superspannend, erschreckend aktuell und ebenso unterhaltsam.

Unkonventionell
Da die Opfer in diesem Fall ja früher einmal allesamt Täter waren, bin ich natürlich versucht sowohl die späte Rache der Nonne als auch die, vorsichtig ausgedrückt, unkonventionellen Methoden des BKAs gutzuheißen. Im wahren Leben würde ich das nicht tun, denn wir leben nicht mehr im finsteren Mittelalter. Einem Ermittler wie Maarten S. Sneijder lässt man aber so manches durchgehen, denn genau dafür mag man ihn ja.

Ende
Zum Ende hin wird es mir ein bisschen zu hektisch und ich laufe ein bisschen Gefahr, den Überblick zu verlieren. Ein gewisses Maß an Unglaubwürdigkeiten nehme ich zugunsten der Spannung immer wieder hin - aber hier wird es dann ein bisschen zu viel. Aber dann versöhnt mich das Ende doch wieder mit allem und ich ärgere mich nur noch darüber, dass das Buch schon wieder zu Ende ist und ich ein Jahr warten muss um zu erfahren, was Sneijder so treibt :-)

Mein Fazit:
Todesmal ist wieder ein typischer Sneijder-Thriller. Nachdem mir ja Todesreigen nicht so ganz gefallen hat, hat mich dieser Band wieder begeistert. Deswegen gibt es von mir hier auch eine wirklich rundum begeisterte Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.08.2019
Todesstrom / Cormac Reilly Bd.1
McTiernan, Dervla

Todesstrom / Cormac Reilly Bd.1


ausgezeichnet

Nach einem sehr düsteren Einstieg im Jahre 1993 lande ich im Jahre 2013, wiederum bei Jack - dem kleinen Jungen aus der Vorgeschichte. Jacks Freundin Aisling ist angehende Ärztin und stellt plötzlich fest, dass die schwanger ist. In einer hitzigen Diskussion mit ihrem Freund Jack stellt sie fest, dass sie nicht bereit für eine Mutterschaft ist - Jack sieht das anders. Aber eine gemeinsame Lösung finden sie nicht mehr, denn am nächsten Tag findet man Jacks Leiche in den eisigen Fluten des Flusses Corrib.

Galway
Cormac Reilly, der mittlerweile ein erfahrener und beinahe altgedienter Polizist ist, ist auch wieder in Galway gelandet und wird mit diesem Fall betraut. Da er bis dato eher auf dem Abstellgleis in seiner neuen Dienststelle stand greift er gerne zu. Bald stellt er fest, dass es Ungereimtheiten in der Selbstmordtheorie gibt und dass Jack, das Selbstmordopfer, der Junge aus seinem allerersten Fall war.

Vergangenheit
Was ist wirklich in dem Haus passiert, in dem er Maude und Jack kennengelernt hat? Gemeinsam mit Aisling, Jacks Freundin und Maude, Jacks Schwester macht Cormac sich daran den alten Fall zu lösen, in der Hoffnung damit auch den neuen Fall zu klären. Während er sich dafür durch die Polizeipolitik und die Geister der Vergangenheit bewegt, deckt Detective Reilly schockierende Geheimnisse auf und stellt sich die Frage, wem unter seinen Kollegen er vertrauen kann.

Cold Cases
Ich mag diese Cold Cases und vor allem mag ich Geschichten, in denen ich immern ur so viel weiß, wie der ermittelnde Polizist. Das gibt mir die Gelegenheit zu raten, zu schlussfolgern und meine ganz eigene Liste Verdächtiger anzulegen :-) Genau das hat Dervla McTiernan mir geboten, zusammen mit einer gewissen leicht unheimlichen Grundgeschichte, die dem Ganzen eine gewisse Würze gab

Stimmig
Noch viel mehr aber haben mich ihre Charaktere überzeugt. Allen voran Cormac Reilly als unterstützender Ehemann, der vollkommen normal ist. Er trinkt nicht, hat keine Traumata, besitzt ein ausgeglichenes Wesen und eine freundliche Art. Wie schön, auch mal wieder so einen Polizisten zu treffen :-) Aber auch alle anderen Charaktere sind sehr glaubwürdig und stimmig beschrieben, so dass ich schnell ein Bild von ihnen vor meinem inneren Auge habe.

Mein Fazit:
Todesstrom ist ein ebenso spannendes wie stimmiges Krimidebüt mit einem wirklich interessanten Protagonisten. Ich hoffe, da kommt noch sehr viel mehr von der Autorin - gerne mit demselben Ermittler. Ein sehr empfehlenswerter Krimi!

Bewertung vom 22.08.2019
Der blinde Samurai / Cornelius Teerjong Bd.2
Erler, Lukas

Der blinde Samurai / Cornelius Teerjong Bd.2


sehr gut

Schon der Einstieg ins Buch ist ein bisschen verwirrend. Da sind einmal die Kunstdiebe, die, entgegen dem falschen Ruf als Gentleman-Verbrecher, einen Zeugen erschießen. Dann folgt eine kurze Sequenz aus Teerjongs Judo-Training und dann werden er und seine Freundin Jenny Opfer eines Überfalls. Es passiert ihnen nicht so soviel - aber Cornelius Teerjong berät sich kurz darauf mit seinem Trainer über effektivere Selbstverteidigung.

Reingelegt
Bald darauf wird Teerjong gefragt, ob er für den Deal der Kunstdiebe zur Verfügung stehen würde und natürlich kann er nicht ablehnen. Seine Freundin ist alles andere als begeistert und sie soll Recht behalten. Am Ende stellt sich heraus, das irgendjemand Cornelius gehörig reingelegt hat. Er betrachtet das Ganze zwar mit einer gehörigen Portion Zynismus, aber das heißt ja nicht, das er nicht wissen will, wer ihm da etwas will.

Kunstmafia
So verwirrend ich den Einstieg auch fand - es wurde immer noch verwirrender :-) Aber verwirrend in einer eher positiven Art, denn ich wollte irgendwann unbedingt wissen, was denn nun hinter der ganzen Sache steckte. Das hier die Drahtzieher der Kunstmafia am Werk waren, war mir schnell klar - wobei die sogenannte Kunstmafia ja definitiv etwas ist, was weit weit außerhalb meines Dunstkreises passiert :-)

Unterhaltsam
Zügig und unterhaltsam scheucht der Autor Lukas Erler mich durch seine Geschichte und die Gedankenwelt seines Protagonisten. Teerjong scheint gut mit seiner Blindheit klarzukommen, seine Freundin auch, aber sie verzweifelt oft an seiner Uneinsichtigkeit und seiner Abenteuerlust. Mir fehlen gelegentlich Informationen, die sich wohl auf den ersten Band beziehen - das ist vielleicht nicht ganz so glücklich gelöst. Ich fühle mich ein bisschen genötigt, mir diesen nun auch noch zuzulegen, das nervt mich.

Schreibstil
Das ist jetzt eigentlich kein Problem, ich mag den Schreibstil Erlers und ich mag die Grundidee seines Buches, ich mag auch seinen eigenwilligen Protagonisten und die Art, wie dieser mit seinem Handicap umgeht. Aber ich mag das Ende dieser Geschichte nicht. Es ist zwar nachvollziehbar und einigermaßen logisch, birgt aber einen derart riesigen Cliffhanger auf das nächste Buch, dass ich mich erneut genötigt fühle es mir zuzulegen. Das ist nicht so mein Ding - schade drum.

Mein Fazit:
Der blinde Samurai ist eine spannende Geschichte aus der Kunstwelt, die mir ja völlig unbekannt ist. Man sollte vielleicht zum besseren Verständnis auch den ersten Band der Reihe gelesen haben, was ich nicht getan habe. Allerdings mag ich mich auch nicht so mit der literarischen Keule darauf hinweisen lassen, unbedingt den Vorgänger, wie auch den Nachfolger zu lesen.

Bewertung vom 13.08.2019
Schwarzer See
Sager, Riley

Schwarzer See


sehr gut

Schwarzer See ist in zwei Zeitebenen aufgeteilt, die sich beinahe Kapitelweise abwechseln. Die eine ist im hier und jetzt angesiedelt und wie erleben Emma, die sehr verunsichert und auch sehr halbherzig einen Malkurs für die Teilnehmer des Sommercamps anbietet. Das Franny ihr ausgerechnet die Hütte zugewiesen hat, die sie auch damals schon bewohnt hat scheint kein gutes Zeichen zu sein.

Vergangenheit
Die zweite Ebene behandelt die Zeit, als Emma das erste Mal in Camp Nightingal war, also die Zeit, als ihre drei Freundinnen verschwanden. Das Grundstück, auf den das Camp lag, gehörte Frannys Großvater und er hatte damals mit einem Staudamm dafür gesorgt, das darauf ein See entstand - Lake Midnight.

Lagerfeuer
Dass er dafür ein Dorf geflutet hat, störte ihn wohl weniger, aber dafür sorgte diese Tatsache für reichlich gruseligen Gesprächsstoff an den Lagerfeuern des Camps. Man munkelte, dass nicht nur die Häuser am Grund des Sees zu finden wären, sondern auch die Leichen der Bewohner. Die wohligen Schauer der verwöhnten Großstadtmädchen kann man sich hier leicht vorstellen.

Eskalation
Emma versucht natürlich die Zeit zu nutzen und mit ihrer Vergangenheit aufzuräumen. Sie findet (zufällig?) Vivians Tagebuch und folgt einer Spur, die sich daraus ergibt. Aber plötzlich eskaliert die Lage, als erneut drei Mädchen, wieder aus Emmas Hütte, verschwinden. Wird man diese drei Mädchen finden, oder sind sie ebenso verloren wie die drei ersten Opfer?

Instabil
Emma scheint mir ein psychisch sehr instabiler Mensch zu sein, was angesichts ihrer Vorgeschichte ja auch verständlich ist. Aber die bedrückende, eher düstere und unheilvolle Atmosphäre machen mich auch ein bisschen paranoid :-) Ich fiebere mit Emma mit und die Auflösung des Ganzen ist wahnsinnig spannend und überraschend..

Rekordzeit
Nicht nur die unheimliche Atmosphäre im Camp, sondern die Rätselhaftigkeit der Geschehnisse haben mich gut an Geschichte gefesselt. Zusammen mit dem sehr leicht lesbaren und recht unterhaltsamen Schreibstil des Autors hatte ich das Buch in Rekordzeit durch. Als Thriller würde ich allerdings nur das letzte Drittel des Buches bezeichnen, aber ich mochte trotzdem das ganze Buch :-)

Mein Fazit:
Schwarzer See ist vielleicht nicht so ganz ein Thriller, auch wenn es sich zum Ende hin dahin mausert. Trotzdem ist die gesamte Geschichte wirklich spannend, vielleicht eher mystriös-spannend, aber es lohnt sich auf jeden Fall, sie zu lesen.

Bewertung vom 02.08.2019
Das Kartenhaus - Macht ist ein gefährliches Spiel
Alger, Cristina

Das Kartenhaus - Macht ist ein gefährliches Spiel


sehr gut

Das Kartenhaus erzählt die Geschichte von Annabell und Marina - zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Frauen. Aber bei näherer Betrachtung haben sie einiges gemeinsam, aber vor allem haben sie dieselben Feinde. Dennoch gehen sie recht unterschiedlich damit um - jede aus anderen Beweggründen, jede sehr kreativ . aber jede auf ihre Art auch recht grausam und schockierend.

Mein Eindruck:

Verärgerte Frauen können wirklich gefährlich sein

Absturz

Im Prolog erlebe ich mit, wie jemand den Flugzeugabsturz, der quasi die ganze Story für Annabell  ins Rollen bringt, als Auftragsarbeit arrangiert. Matthew, Annabelles Ehemann saß in dem Privatflugzeug und wird seit dem Absturz in den Alpen vermisst. Pikanterweise war er aber nicht alleine an Nord, sondern in Begleitung einer geheimnisvollen Schönheit.

Wut

Nach dem ersten Schock, verspürt Annabell eine tiefe Wut über den augenscheinlichen Verrat ihres Ehemannes. Sie hat fast alles für ihn aufgegeben um ihn an seinen neuen Arbeitsplatz in der Schweiz zu begleiten und er betrügt sie? Sie beginnt mit Hilfe von Julian White, Matthews Freund und Mentor bei der Bank, Nachforschungen anzustellen und fragt sich irgendwann, ob sie ihren Mann je gekannt hat.

Anruf

Marina Tourneau, Journalistin in New York, steht kurz vor ihrer Hochzeit mit Grant Ellis, dem Sohn und Erben ein reichen und überaus einflussreichen Mannes. Sie genießen eine kurze Auszeit in Paris, Als Marina einen Anruf von ihrem alten Chef Duncan Sander erhält, der sie bittet, noch einen Auftrag für ihn zu erledigen. Der Hedgefonds-Manager Marty Reiss hatte seinerzeit angeblich Selbstmord begangen - aber daran gibt es Zweifel.

Hintergründe

Beide Frauen merken unabhängig voneinander, das es jemandem gibt, der seine Geschäftgeheimnisse um jeden Preis schützen will. Beide versuchen die Hintergründe zu beleuchten und begeben sich damit in immer größere Gefahr - die Finanzwelt, mit der sie es zu tun bekommen ist verflochten und korrupt. Das Interesse daran, alles brav unter dem Teppich zu halten ist mehr wert, eine ganze Reihe Menschenleben

Schnell

Die kurzen Kapitel wechseln rasch, nicht nur zwischen den beiden Frauen sondern auch zwischen Genf, Paris, London und New York. Die schnellen Wechsel bringen viel Tempo, sorgen aber auch immer wieder für ein gewisses Maß an Verwirrung. Vor allem in der zweiten Hälfte musste ich höllisch aufpassen, all die neuen Charaktere nicht durcheinander zu würfeln und den Überblick zu behalten.

Erklärungen

Vielleicht hätte ich mir mehr gemeinsames Handeln der beiden Frauen gewünscht - andererseit waren sie auch jede für sich für jede menge Überraschungen gut. Die oft etwas schwierigen Details des Finanzhandels hat die Autorin versucht auch für “Dummies” wie mich zu erklären - das scheiterte bei mir aber kläglich. Machte aber nix, ich fand es trotzdem spannend :-)

Mein Fazit:

Das Kartenhaus ist ein spannender Thriller aus der Welt der Banken, die sich nur mit den ganz utopischen Summen beschäftigen. Ich fand es rasant und spannend - nur manchmal etwas unübersichtlich.

Bewertung vom 25.07.2019
Lieblingskind
Tudor, C. J.

Lieblingskind


sehr gut

Im Jahre 1992 nahm das Leben für Joseph “Joe” Thorne und seine Familie eine dramatische Wendung. Joes kleine Schwester, zu der er eine sehr innige Bindung hat, verschwindet plötzlich spurlos. Alles Suchen ist vergeblich, bis sie dann knapp 24 Stunden später, etwas zerzaust, aber unverletzt, wieder auftaucht. Sie schweigt beharrlich über die Zeit ihres Verschwindens, aber vor allem Joe bemerkt die Veränderungen an ihr. Für ihn ist sie nicht mehr seine kleine Schwester, sondern eine bloße Hülle.

Mein Eindruck:

Ein trüber Ort voller Geheimnisse

Prolog

Im Prolog werde ich gleich mit den Geschehnissen überfallen, die den erwachsenen Joe Thorne zu einer Rückkehr nach Arnhill, einer kleinen Stadt in Nottinghamshire, bewegt. Er will hier eine Lehrerin ersetzen, die sowohl ihren kleinen Sohn, als auch sich selbst erschossen hat. An einer Wand im Schlafzimmer hatte sie mit Blut “Nicht meine Sohn” geschrieben und Joe weiß genau, was sie damit gemeint hat.

Rückkehr

Dasselbe Gefühl hatte er nämlich auch, als seine kleine Schwester damals für 24 Stunden wie vom Erdboden verschluckt war. Ein weiterer Grund für seine Rückkehr ist eine Email, in der stand: Ich weiß, was mit deiner Schwester passiert ist. Es passiert wieder. Die Ereignisse rund um seine kleine Schwester Annie haben ihn sein Leben lang belastet und aus ihm einen ziemlich abgewrackten Typen werden lassen. Damit apsst er allerdings gut in den mittlerweile ebenfalls abgewrackten Ort.

Geheimnisse

Jetzt kehrt er zurück, um das Geheimnis endgültig zu lüften, aber nicht alle Einwohner von Arnhill freuen sich, ihn zu sehen. Die meisten stehen im recht feindselig gegenüber und seine einzige wirkliche Bezugsperson dort ist seine neue Kollegin Beth, die sich allerdings auch recht gern in kryptischen Andeutungen äußert. Ich bin mir von Anfang an ganz unsicher, welche Rolle Beth in dieser Geschichte spielt. Ist sie so unwissend und unschuldig, wie sie tut?

Zeitenwechsel

Insgesamt wechselt die Geschichte recht häufig und oft unvermittelt zwischen heute und dem Zeitpunkt als Annie verschwand. Das schnelle Voranschreiten der Geschehnisse im heute bringt zwar viel Tempo, funktioniert aber leider manchmal nur über eher unlogische und unglaubwürdige Wendungen. Das verwirrt mich immer wieder, denn grade die unglaubwürdigen Wendungen nerven irgendwann, wenn man immer vrsucht, einen Sin darin zu finden. Außerdem werden die leicht übernatürlichen Elemente immer mal leicht angerissen, dann aber wieder total vergessen.

King

Wer, wie ich, ein Fan von Stephen King und seinen Werken ist, wird schnell wissen, welche seiner Geschichten hier der Ideengeber ist. Aber auch wenn C.J. Tudor einen gut lesbaren Schreibstil hat, reicht ihr Buch für mich nicht mal ansatzweise an King heran. Ich schätze, dafür wird sie noch eine bisschen üben oder vielleicht ganz eigene Ideen entwickeln müssen. Trotzdem mochte ich Lieblingskind, denn es hat mich trotz kleiner Mankos gut unterhalten.

Mein Fazit:

Lieblingskind ist eine spannende Mischung aus verschiedenen Genres. Ich mag das immer mal ganz gerne, man muss sich aber auch auf ein bisschen Mystery und leichten Horror einlassen können. Dann macht das Buch aber viel Spaß und beschert zwischenzeitlich eine angenehme Gänsehaut.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2019
Der Kinderflüsterer
North, Alex

Der Kinderflüsterer


gut

Tom und Jake Kennedy müssen beide versuchen, den Verlust der Ehefrau und Mutter zu verarbeiten. Jake war schon immer ein eher ruhiger Junge, der sich in dieser Situation immer weiter zurückzieht. Er spricht mit einer imaginären Freundin, die ihn vor vermeintlichen Gefahren warnt. Tom, der sich selbst nicht unbedingt für den besten Vater hält, will mit Jake einen Neuanfang wagen und zieht mit ihm nach Fairbanks.

Gruselhaus

Recht schnell merkt man als Leser, dass das vielleicht nicht die beste Idee von allen war. Das etwas heruntergekommene Haus, in dem wie von nun an leben wollen, wird von allen im Ort nur “Gruselhaus” genannt und neben einer imaginären Freundin hört Jake nun auch noch einen Mann stetig wispern. Dann geschieht das unfassbare - in der Nachbarschaft verschwindet ein kleiner Junge.

Altlasten

Nach und nach erfährt Tom, dass so etwas vor zwanzig Jahren schon einmal passiert ist. Damals verschwanden fünf Jungen, aber nur die vier Leichen wurden gefunden. DI Pete Willis, der schon seiner Zeit an den Ermittlungen beteiligt war und Amanda Beck, eine junge, völlig unvoreingenommene Polizistin, leiten auch heute die Ermittlungen. Sie befürchten, der einstige Täter, der heute in Haft sitzt, hatte einen Komplizen, der heute wieder aktiv ist.

Ermittlungen

Pete und Amanda arbeiten eng mit Tom und Jake zusammen, da letzterer ja immer wieder das Flüstern eines Mannes hört. Jake fühlt sich zunehmend einsamer und unverstandener und sein Vater findet keinen rechten Zugang zu dem Jungen, auch wenn er sich noch so bemüht. Jake hingegen fühlt sich immer weiter in die Rolle des Einzelgängers gedrängt.

Perspektiven

Der Kinderflüsterer ist in verschiedene Kapitel und dadurch auch in verschiedene Perspektiven unterteilt. Die Ich-Perspektive ist für Tom reserviert und so erfahre ich sehr viel über seine Gedanken, seine Sorgen und seine Ängste. Tom und Jake sind eindeutig meine Lieblingscharaktere in dieser Geschichte. Ich war tatsächlich sehr besorgt um Jake, der sich immer mehr veränderte...

Atmosphäre

Aber auch alle anderen Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, mal mehr und natürlich auch mal weniger sympathisch. Ich ahnte relativ früh, wie die Dinge zusammenhängen - trotzdem fühlte ich mich die ganze Zeit angenehm gruselig unterhalten. Die unheilvolle Atmosphäre, sowohl im Ort, als auch im Haus, war beinahe fühlbar und ließ mich brav Seite um Seite umblättern.

Mein Fazit:

Der Kinderflüsterer von Alex North ist ein sehr gelungener Debütroman. Die angenehm schaurige Atmosphäre und das sehr sensible Thema haben mich bis zur letzten Seite gefesselt. Wer es mal wieder eher unblutig, aber trotzdem spannend mag, dem kann ich das Buch wirklich empfehlen.