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Themistokeles

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Insgesamt 74 Bewertungen
Bewertung vom 16.05.2012
Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1
Ludwig, Stephan

Zorn - Tod und Regen / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.1


sehr gut

Eine Stadt irgendwo in Deutschland. Ihre größten Probleme: Ein extrem brutaler und blutiger Mord und vor allen Dingen der Regen, der seit Tagen fällt.

Da man gegen den Regen nichts machen kann, soll das erste der beiden Probleme wenigstens gelöst werden, nämlich von Claudius Zorn, seines Zeichens gelangweilter, lustloser und grummeliger Hauptkommissar. Zusammen mit seinem Kollegen dem dicken Schröder, hinter dessen pummeliger Figur extrem viel mehr steckt, als je jemand vermuten würde.

Und gerade diese beiden Persönlichkeiten sind es, die die Geschichte besonders machen, denn beide sind extrem gut gestaltet und überraschen einen, haben realitätsnahe Macken und Fähigkeiten und vor allen Dingen merkt man ihnen an, wie sie sich im Laufe des Falls immer mehr entwickeln und sich auch verändern.

Zorn sticht dabei am deutlichsten heraus, da er zu Anfang eine extrem deutliche Leck-Mich-Am-Arsch-Haltung zeigt, die sich langsam aber sich in Wohlgefallen auflöst und etwas anderem, positivern, Platz macht. Zudem gibt er meist den harten Kerl, Schürzenjäger und einsamen Wolf, jedoch bemerkt man auch sensible Seiten an ihm, so kann er unter anderem keine Leichen sehen und es gibt auch manche Frau, bei der er plötzlich sehr ratlos wirkt.

Ohne Schröder jedoch wäre Zorn auch nicht der Charakter der er ist und Stephan Ludwig hat Zorn mit ihm einen sehr ergänzenden Charakter an die Seite gestellt, den ich beim Lesen immer lieber gewonnen habe, denn in meinen Augen ist Schröder der heimliche Held des Romans, der mich immer wieder überraschen konnte und für extrem viele amüsante Szenen sorgte.

Obwohl für mich die beiden Charaktere im Vordergrund standen, war bis auf manche Kleinigkeit auch die Handlung sehr gelungen. Besonders wie lange man beim Täter am Grübeln war und immer wieder neue Vermutungen, der aktuellen Faktenlage entsprechend, anstellen konnte.

Zudem gefielen mir viele der atmosphärischen Beschreibungen sehr gut, meist den Regen betreffend, der allgegenwärtig, dem Roman eine düstere und irgendwie leicht unangenehme Stimmung verpasste, denn wer möchte schon gerne ständig nass werden.

Insgesamt ein richtig guter Krimi, bei dem zwar die Charaktere im Zentrum standen, der aber trotzdem extrem spannend in der Handlung war und nach dem ich mich auch schon auf ein Wiedersehen mit Zorn und Schröder freue.

Bewertung vom 26.04.2012
Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1
Rother, Stephan M.

Ich bin der Herr deiner Angst / Albrecht & Friedrichs Bd.1


gut

Mit den Ängsten der Menschen zu spielen, ist ein beliebtes Vorgehen in vielen Thrillern, jedoch nicht unbedingt in der Art und dem Vorgehen, wie in diesem Roman. Hier werden einem manches Mal Morde präsentiert, die auf erschreckende und ekelerregende Weise mit den Ängsten der Menschen als Grundlage ausgeführt wurden, oft auch mit deren Urängsten.

Grundsätzlich bin ich in diesem Rahmen ein sehr hartgesottener Mensch, so dass ich mich von solchen Geschichten eher weniger beeinflussen lasse, außer es wird sehr stark mit der Psyche gespielt, sollte man jedoch auf furchterregende, ekelerregende oder brutale Szenen stark ansprechen und reagieren, kann dieser Roman tief in einen eindringen und stärke Gefühlsregungen auslösen, denn die Szenen sind so eindrücklich beschrieben, dass sie die Ängste präzise ausnutzen und wiedergeben.

Insbesondere der Beginn des Romans ist recht heftig und man wird sofort mit einer sehr harten Situation konfrontiert. Zudem läuft das Geschehen auch sehr schnell, so dass zunächst wenig Chancen zu reagieren und tiefer zu reflektieren bleiben, doch circa ab Mitte des Romans wird alles auf eine gefühlte Slow Motion gestellt. Alles wird plötzlich sehr langsam und statt, dass alles Schlag auf Schlag kommt, wird sehr viel diskutiert und bis zum Ende hin bleibt dieser gefühlte Zustand erhalten. Wobei mir die psychologischen Diskussionen sehr gefallen haben, auch wenn es mich verwirrte, wie sich der Stil änderte.

Der interessantes Charakter ist zudem nicht unter den Protagonisten zu suchen, die in meinen Augen etwas eigenartig waren, sondern der Psychologe Max Freiligrath, der im Verlauf der Geschichte in die Handlung eintritt und durch seinen fragwürdigen Charakter und seinen Hintergrund die Spannung in der Geschichte eindeutig hochhält, obwohl nicht mehr so viel zu passieren scheint.

Insgesamt ein Roman, den ich durch den Klappentext ganz anders erwartet hätte und vor allen Dingen, bei dem ich davon ausgegangen bin, dass der Bezug auf die Ängste noch direkter wäre, als es tatsächlich der Fall war, den es aber Spaß gemacht hat zu lesen und der ein denkbar düsteres Ende hat.

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2012
Dinner for one, Murder for two / Pippa Bolle Bd.2
Auerbach & Keller

Dinner for one, Murder for two / Pippa Bolle Bd.2


sehr gut

Mit "Dinner for one, murder for two" erlebt Pippa Bolle schon ihre zweite Geschichte, die, wie sollte es anders sein, mal wieder äußerst mörderisch endet.
Wieder mit ziemlich viel Humor und manchem skurrilen Charakter gespickt, muss diesmal ein Mord in England aufgeklärt werden, in dem kleinen Heimatort von Pippas Großmutter Hetty Willcox Hideaway, in dem die Propen für das Shakespeare Birthday Festival stattfinden sollen. Allein viele der Namen der Charaktere, wie Chris Cross geben der Geschichte eine amüsante Note, ebenso wie viele andere passend gesetzte Kleinigkeiten. Jedoch werden Handlung und Mord in diesem Roman nicht ins lächerliche gezogen bzw. wirken nicht extrem verrückt, sondern bleiben hingegen relativ ernst und spannend, da der Humor auf einer deutlich subtileren Ebene liegt, wie zum Beispiel bei einem Maurer ("Hochsaison").
Insgesamt liegt der Humor eindeutig in Wortwitz und vor allen Dingen der Situationskomik, wie sie auch oft das reale Leben schreibt und bei denen man sich vorstellen kann, sie selbst zu erleben, versteckt. Außerdem spielen die Beziehungen und Verstrickungen der Charaktere untereinander eine sehr große Rolle, insbesondere der, der Theatergruppe, in welcher der Mord stattfindet. Durch diese Verstrickungen werden zum einen die Spannung und zum anderen der humoristische Aspekt sehr stark unterstützt, da sie zu den interessantesten Situationen führen können, wobei manche ehrlich aus einem Film stammen könnten und man sich die Szene allein durch die Beschreibung einfach extrem plastisch vorstellen kann, als würde sie einem direkt als Bild vor die Nase gesetzt.
Trotz der humoristischen Aspekte bleiben das Buch und der Kriminalfall dabei durchweg spannend, wobei ein Großteil der Spannung durch die vielen Geheimnisse der Charaktere entsteht und zudem der Frage, wie der Mord geschehen ist und wer wohl der Täter ist, was letztendlich in einer Ermittlung im alten Stil der Detektive endet. Im allgemeinen ist es so, dass die Charaktergestaltung und die Charaktere eine enorm wichtige Rolle in diesem Roman einnehmen, da die Geschichte sehr von ihnen getragen wird in Spannung und Humor und dies auch wunderbar gelungen ist, da alle Charaktere durch ihre kleinen Macken und Kanten, sowie ihre positiven Seiten eindeutig zur sehr guten Unterstützung der Handlung und auch des Humors beitragen.
Gerade diese Mischung aus altmodischem Krimi gespickt mit einem sehr guten Humor und wunderbaren Charakteren und einem bisschen Shakespeare macht den Roman zu etwas ganz besonderem, wie auch die Tiere von Hetty, die als Charakter nicht zu unterschätzen sind.

Bewertung vom 05.04.2012
Dystopia
Lee, Patrick

Dystopia


sehr gut

Mit diesem Roman schafft Patrick Lee einen extrem spannenden und interessanten Endzeitroman, der vor allen Dingen durch seine technischen und leicht sience-fiction-lastigen Elemente überzeugt.
Allein die Idee mit dem Portal und den Entitäten ist extrem interessant, auch wenn meine erste Assoziation bei dem Portal das Stargate war. Jedoch agiert und reagiert dieses Portal hier vollkommen anders.
Durch den Angriff auf die Leute von Tangent, die direkt am Portal arbeiten und unter denen sich die Protagonistin Paige befindet, wird der Spannungsbogen der Geschichte von Beginn an sehr hoch gehalten.
Gerade die Frage, was es mit den Entitäten auf sich hat, hält die Spannung zunächst weiterhin auf einem hohen Level und als dann ihr Geheimnis an den Tag kommt, dass sie eine Brücke in die Zukunft öffnen, steigt die Spannung ein weiteres Mal enorm an, durch den Zustand der Zukunft, die sich einem bietet. Nun liegt das Geheimnis vor einem, wie es zu dieser Welt kommen konnte, in der alle Städte nur noch Ruinen und anteilig von Pflanzen überwuchert sind.
Insgesamt sind die ganzen Veränderungen, die in der Zukunft dargestellt sind sehr glaubhaft beschrieben und vieles kann man sich auf diese Weise sehr gut vorstellen, auch wenn ich die Gründe dafür eher nur bedingt glaubhaft fand. Sie sind zwar an sich nicht vollkommen abwegig und unglaubhaft, jedoch fehlte mir einfach das Vorstellungsvermögen, wie so etwas real funktionieren sollte.
Die Charaktere waren jedoch recht glaubhaft, wenn ihnen auch etwas Tiefe fehlte und des Öfteren Andeutungen gemacht wurden, die wohl nur verständlich oder deren gesamten Sinn man besser verstanden hätte, würde man den Vorgänger kennen, durch welchen sie eventuell auch mehr Tiefe erhalten hätten.
Alles in allem ist es jedoch ein interessanter Endzeitroman, der einem eindeutig eine Zukunft aufzeigt, die für den Menschen so unangenehm und trostlos wirkt im ersten Augenblick des Betrachtens, dass man sich nicht vorstellen möchte, dass es jemals zu diesem Szenario kommt. Ganz besonders nicht aus den Gründen, die im Roman für diese Zukunft verantwortlich waren.

Bewertung vom 05.04.2012
Meerjungfrau / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.6
Läckberg, Camilla

Meerjungfrau / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.6


sehr gut

Camilla Läckberg schafft es mit diesem Roman den Leser in konstante Spannung zu versetzten, denn durch die düstere Atmosphäre, die ihre Geschichte in dem kleinen Ort Fjällbacka auslöst und die für den Leser geradezu greifbar ist, wird dieser Fall ganz besonders spannend.
Vier Freunde, die sich großteilig schon seit ihrer Jugend kennen, einer von ihnen gilt seit längerem als vermisst und die Polizei hat trotz intensiver Suche noch immer keine Spur. Ein weiterer veröffentlicht seinen ersten Roman, in welchem, trotz fiktivem Setting mehr von ihm und seiner Vergangenheit steckt, als viele Leser je glauben würden. Zudem erhält er eigenartige Drohbriefe und das schon seit längerer Zeit.
Gerade diese Geheimnisse und das im Dunklen tappen, auch seitens der Polizei her, machen den Roman äußerst spannend, da man als Leser fast genauso wenig weiß, wie die Ermittler selbst und einem auch nur Andeutungen gegeben werden. Ebenso sind die Charaktere in diesem Abschnitt der Handlung äußerst interessant dargestellt, da man sehr viel über sie erfährt und gleichzeitig merkt, in manchen noch steckt, das verschwiegen wird. Ab dem Punkt, an dem klar wird, dass die Leiche des Verschwundenen gefunden wurde, ist das zuspitzen der Lage und die sich ausbreitende Nervosität sehr gut dargestellt. Auch wie sie daraufhin endlich zur Tat schreiten, gesprächiger werden und trotzdem die Wahrheit nur langsam aufgedeckt wird.
Auch wie die Charaktere durch ihre Vergangenheit geprägt sind und wie glaubwürdig und realistisch sie durch diese wirken, ist gut gemacht, insbesondere da auch so noch kleinere Probleme und familiäre Angelegenheiten angesprochen werden, die alles realistischer wirken lassen. Genau diesen Fakt mag ich an skandinavischen Krimis sehr, dass neben dem Kriminalfall auch sehr auf die Bildung realistischer Charaktere geachtet wird und man von diesen daher auch einiges über ihr Leben außerhalb des Falls erfährt.
Letztendlich kann ich jedoch auch einige der Handlungen der Protagonisten dieses Romans überhaupt nicht nachvollziehen und auch das Ende, durch seinen Charakter, da es sehr offen bleibt und einen weiteren Band zwingend notwendig macht, hat mir weniger gefallen, auch wenn der Fall wenigstens noch abgeschlossen wurde.
Insgesamt hat mir an dem Buch auf jeden Fall die düstere Atmosphäre am besten gefallen, durch welche auch die Ermittlungsarbeiten und die Charakter zu etwas besonderem geworden sind.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2012
Ein Strandkorb für Oma / Oma Imke Bd.2
Mommsen, Janne

Ein Strandkorb für Oma / Oma Imke Bd.2


sehr gut

Diese Geschichte schafft es schon auf den ersten paar Seiten eine sehr sommerliche Atmosphäre zu erzeugen, selbst wenn man beim Lesen, während man aus dem Fenster schaut das grausigste Herbst- oder Winterwetter sehen würde.
Neben dieser sonnigen Atmosphäre schaffen es die Föhrer und vor allen Dingen Oma, die Geschichte durch ihre charakterlichen Feinheiten sehr amüsant und lustig zu gestalten ohne aufgesetzt komisch zu sein.
Mommsen schafft es einfach auf eine sehr angenehme Weise seine Charaktere glaubhaft und realitätsnah zu gestalten. Allein durch die Art, in der über die Charaktere berichtet wird, macht sie zum einen sehr sympathisch und zum anderen besitzen sie alle sehr herrliche kleine Eigenheiten und Macken, die sie einfach besonders machen.
Nachdem ich Oma in diesem Roman kennengelernt habe, würde ich sie liebend gern selbst einmal im realen Leben kennenlernen, insbesondere, da sie nicht die ganz typische Oma zu sein scheint, daher einen frischen Wind überall hereinbringt und zudem auch mit ungewöhnlichen Dingen umzugehen weiß, wie ihrer Enkelin Jade, die als Gothik auf dem ländlichen Föhr extrem heraussticht.
Neben diesen vielen tollen Charakteren bringt zudem der Kriminalfall einiges an Spannung in die Geschichte und außerdem noch mehr Leben, wie ebenso auch gewisse Spannungen, insbesondere zwischen dem Erzähler Söhnke und der Polizistin und seiner Freundin Maria, welche die Geschichte zusätzlich mit Spannung würzen. Jedoch schaffen es auch dieses Verbrechen und alle Streitereien der Charakter nicht die Atmosphäre zu verdunkeln und das sommerliche Flair zu nehmen.
Insgesamt ist es eine sehr turbulente, witzige und auch sommerliche Geschichte, die extrem viel Spaß macht, vor allen Dingen wegen Oma.

Bewertung vom 05.04.2012
Morgen bist du noch da
Lippke, Mila

Morgen bist du noch da


sehr gut

Der Roman zeigt deutlich wie wichtig unsere Vergangenheit und unsere Erinnerungen für unser gesamtes Leben sind und wie sie unser ganzes Verhalten bestimmen können.
Die Protagonistin Lio ist Künstlerin und hat gerade die erste größere Ausstellung mit ihrer neuen Kunst in einer recht bekannten Galerie. Zu dieser Ausstellung lädt sie auch ihre Mutter ein, zu der sie ein eher schlechtes Verhältnis hat, geprägt durch die Erinnerungen und Handlungen der Vergangenheit. Gerade in dieser Beziehung zeigt sich, welche Kraft die Erinnerungen haben, denn sowohl das Verhalten von Lio, wie auch ihrer Mutter, ist stark von Erinnerungen geprägt. Ein Mensch der keine Erinnerungen an Liebe hat, kann diese selbst auch nur schwer empfinden oder an andere dieses Gefühl weitergeben. Ebenso wiegt die Erinnerung an Verluste oftmals schwerer als die an positives und verhindert Bindungen, um sich zu ersparen dieses negative Gefühl wieder empfinden zu müssen. In diesem Punkt setzt ein sehr stark ausgeprägter Faktor der Geschichte an, denn die Bindung zwischen Mutter und Tochter hat einige Bruchstellen und Risse.
Jedoch können Erinnerungen auch Bindungen schaffen. Ein besonderes Element und eine zentrale Rolle in dem Roman haben die Farben, welche schon der Mutter während ihrer Jugend Kraft spendeten, sie zum Träumen und Licht in ihr Leben brachten, was man als Leser auch deutlich in der Atmosphäre dieser Passagen spürt. Auch Lio ist, wenn in manchen Situationen auch eher unbewusst, von den Erinnerungen und der Liebe ihrer Mutter zu den Farben geprägt. Es ist geradezu magisch, wie die Autorin es schafft, zu zeigen, welche Empfindungen man durch Farben ausdrücken kann, wie man durch sie Gegenstände in ihrer Natur beschreiben kann und welche Erinnerungen man durch Farben hervorrufen kann.
Zudem zeigt der Roman deutlich, wie schwer der Umgang zwischen den Menschen sein kann, wenn man Probleme im Bereich der Verantwortung hat und sich sperrt, diese zu schultern, da die Vergangenheit einem Angst in diesem Bereich beschert. Jedoch auch, wie man lernen kann solche Ängste zu überwinden und in seinen Aufgaben zu wachsen.
Alle diese Faktoren sind tiefgründig dargestellt und man spürt geradezu die Gefühle, welche die Autorin von sich selbst in diesen Roman gegeben hat, um die Geschichte und die Charaktere zum Leben zu erwecken, da sich vieles deutlich von Klischees in diesem Bereich abhebt.
Einzig die Art der Protagonistin, insbesondere ihre Kunst, war für mich zum einen etwas zu provokativ, so dass es auf mich schon ein wenig gestellt wirkte, wie auch oft unverständlich, da viele Handlungen der Protagonistin für mich oft nicht nachvollziehbar waren. Ebenso wie die Aussage, die hinter Lios Kunst stehen sollte, jedoch ist Kunst ja relativ zu betrachten.
Auf jeden Fall sollte man sich bei diesem Roman nicht vom Cover täuschen lassen, welches in meinen Augen deutlich etwas anderes suggeriert, als einen letztendlich erwartet, denn der Roman ist deutlich tiefgründiger, als das blumige Cover vermuten lässt.

Bewertung vom 05.04.2012
Himmelsdiebe
Prange, Peter

Himmelsdiebe


sehr gut

Das Leben zwischen den Kriegen, während der künstlerischen Stilrichtungen Surrealismus und Dadaismus war ein Leben nahe des Wahnsinns. Ein Leben bestimmt durch verrückte Feiern und die Art das Leben als großes buntes Schauspiel zu betrachten.
Vor dieser Kulisse entwickelt sich eine der größten Liebesgeschichten in der Künstlerszene dieser Zeit. Eine blutjunge Kunststudentin aus England und ein gestandener deutscher Künstler suchen ihre Liebe und ihre Kunst gemeinsam in der Künstlerszene Frankreichs. Gerade in dieser Künstlerszene kann man sich einfach nur grandios einfühlen als Leser, denn insbesondere diese Darstellung ist genial gelungen und man kann sich geradezu vorstellen sich unter den sich treffenden Künstlern zu befinden und den Feiern beizuwohnen.
Um ihrer Kunst noch nähre zu kommen entfliehen die Protagonisten diesen Strukturen jedoch aufs Land. Dort angekommen wächst nicht nur ihre Kunst, sondern vor allen Dingen ihre Liebe zueinander und bald halten sie es kaum noch ohne einander aus, während sie gemeinsam wie im Rausch am Rand des Wahnsinns leben. Dann jedoch beginnt der Blitzkrieg der Nationalsozialisten und die beiden werden durch seine Nationalität auseinander gerissen. Das Leben am Rand des Wahnsinns ist vorbei und beide müssen sich entscheiden nun in der Realität anzukommen oder dem Wahnsinn vollkommen zu verfallen. Gerade dieser Wahnsinn ist durchweg, soweit von den Charakteren erreicht, genial dargestellt und selbst als Leser weiß man in einigen Situationen nicht, was Wahrheit und was Wahnsinn ist und die Unterscheidung zwischen Realität und Wahnvorstellung verschwimmt immer mehr.
Neben dieser Liebesgeschichte und der Kunst ist in nicht minder künstlerischer und bildhafter Sprache, jedoch auch sehr realistisch, der Krieg dargestellt und die Schwierigkeiten der Deutschen, die im Ausland lebten.
Zunächst fiel es mir zwar ein wenig schwer mich mit den Figuren Laura und Harry zu identifizieren und viele ihrer Gedanken, Handlungen und Entscheidungen konnte ich gar nicht nachvollziehen, aber sie waren trotzdem von Beginn an interessante Charaktere. Besonders klar wurde mir das, nachdem mir das Licht aufging, dass die beiden auf realen Menschen basieren, deren Kunst und Geschichte ich schon immer recht interessant fand. Wessen Leben hier in dieser Geschichte fiktionell aufgearbeitet wurde, werde ich jedoch nicht sagen, aber wer sich mit der Kunst ein wenig auskennt, der wird es selbst beim Lesen sehr schnell herausfinden können.
Eindeutig wird das Buch durch seine künstlerischen Aspekte, dem Künstler auf dem es basiert, gerecht, jedoch muss man als Leser insbesondere mit dem Wahnsinn im Buch und dem Leben in seiner Nähe klar kommen, ansonsten fällt es schwer in die Geschichte hineinzukommen und das Buch kann einem dann wohl eher auch nicht unbedingt gefallen. Kann man damit jedoch umgehen und lässt sich trotz der Wirren nicht vollkommen verwirren, dann ist es auch seine Weise ein sehr gutes Werk.

Bewertung vom 05.04.2012
Happy Family
Safier, David

Happy Family


sehr gut

Ufta! Wohl das Wort, dass ich für immer am stärksten mit diesem Roman verbinden werde, neben vielleicht dem Wort "Dingeling". Da Familie Wünschmann insgesamt mit ihrem Leben nicht zufrieden ist und sie dann auch noch eine Kostümparty gehen, bei der sich herausstellt, dass es keine Kostümparty ist und sie die einzigen kostümierten Gäste sind, sollte man denken, dass ihnen das Schlimmste eigentlich schon widerfahren ist. Damit hat man aber weit gefehlt, denn auf der Rückfahrt von der vermeintlichen Kostümparty treffen die vier Wünschmanns auch noch auf eine alte Hexe, die beschließt sie in ihr aktuelles kostümiertes Ich zu verwandeln. Nun stehen statt den normalen Wünschmanns dort eine Vampirin, eine Mumie, ein Werwolf und Frankensteins Monster.
Da die Wünschmanns jedoch diesen Zustand nicht aufrecht erhalten wollen, machen sie sich auf die Hexe zu verfolgen, die direkt nach ihrer Verwandlung verschwunden ist. Das ganze gestattet sich jedoch nicht grade leicht, bedenkt man, dass Vampire ein Problem mit Sonnenlicht und Knoblauch haben, abgesehen von dem Blutdurst, der sie ab und an heimsucht und Frankensteins Monster einen eher geringen IQ besitzt, so dass es sprachlich nicht viel weiter reicht, als "Ufta" und auch andere Dinge der modernen Welt verwirrend sein können.
Diese ganze Zusammensetzung macht den Roman einfach nur extrem witzig, ganz besonders durch das fehlende Sprachtalent, welches zu interessanten und lustigen Wortschöpfungen oder auch zu einer rein zeichnerischen Kommunikation führt, welche die ganze Geschichte super auflockert und mich des Öfteren zum Schmunzeln gebracht hat. Zudem ist die Geschichte an sich sehr lustig gestaltet und auch die weiteren Charaktere auf die die Wünschmanns neben der Hexe treffen, sind einfach nur lustig und interessant, insbesondere, da es sich um sehr bekannte Charaktere handelt, wobei ich in manchen Szenen doch arg an bestimmte Filme erinnert wurde und mich im Nachhinein frage, ob das so gewünscht war, dass einen diese Assoziation überkommt.
Auch wenn die ganze Geschichte zum Großteil von ihrem Witz lebt, steht hinter ihr jedoch noch eine echt tiefgründigere Aussage, die man jedoch ganz bewusst erst gegen Ende des Romans wahrnimmt und auf die ich daher auch nicht deutlicher eingehen will, außer dass ich sagen muss, dass ich finde, dass der Autor damit recht hat und das sie auch sehr passend verpackt ist in dieser Geschichte.
Insgesamt ein verdammt lustiger Roman mit skurrilen Charakteren, einer lockeren und leichten Geschichte für zwischendurch, die einem aber auch eine sehr tolle Aussage übermittelt.

Bewertung vom 05.04.2012
Das Lied der roten Erde
Corbi, Inez

Das Lied der roten Erde


gut

Durch die Geschichte begibt man sich nach Australien kurz nachdem die Engländer diese Kolonie als Strafgefangenenlager eingerichtet hatten. Die ersten Städte sind auf dem Kontinent schon entstanden. In diesen leben abenteuerlustige Zivilisten, ehemalige Sträflinge sowie auch die Militärregierung der Kolonie. Neben diesen Städten gibt es noch einige weit auseinander liegende Farmen und die Lager der Sträflinge.
Wie hart und brutal das Leben in der damaligen Zeit war und wie verwirrend die Natur dieses noch recht unbekannten Kontinents für die Menschen ist, sehen wir durch die Augen Moiras, welche bedingt durch eine Zwangsehe mit nach Australien auswandern muss.
Insbesondere die Bedingungen unter denen die Sträflinge leben müssen, sind in dem Roman sehr eindrücklich geschildert, wie auch vor allen Dingen die harten und schmerzhaften Bestrafungen die ihnen zuteil wurden. Ebenso werden auch die Lebensumstände der anderen Siedler, zu denen auch Moira zählt und vor allem die schwere Position, die Frauen in dieser Zeit hatten, aufgezeigt, da es damals extrem wenig weibliche Siedler unter den Sträflingen und auch den Zivilistinnen in Australien gab und daher viele Männer, die lange Zeit keine Frau mehr hatten.
Verbunden wird die ganze Geschichte, welche von dem Leben Moiras und der Sträflinge in Australien erzählt über die verbotene Liebe zwischen der verheirateten Moira und dem Sträfling Duncan, der zeitgleich mit Moira und ihrem Mann in Australien eingetroffen ist. Gerade auf dem Kampf Moiras um ihre wahre Liebe und dem Ausbruch aus dem Leben, das sie hassen gelernt hat, liegt der Hauptfokus dieser Geschichte und Moiras Gefühle sind eindrücklich dargestellt und auch mehr als verständlich, so dass man als Leser schnell beginnt mit ihr zu fühlen.
Des Weiteren begegnen einem am Rand der Geschichte immer wieder Aborigines. Insbesondere ein kleines Mädchen, welches für meinen Geschmack ein wenig zu sehr und von zu gestellten Zufällen mit der Geschichte um Moira und Duncan zu tun hat.
Insgesamt handelt es sich aber trotzdem um einen schönen Roman, der gut die Sehnsüchte nach fremden Ländern schüren kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.